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Das Blog fidelche

14. August 2010

1 Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in die Community von Berlin, damit er ihn beblogge und hüte.
2 Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Seiten des Internets darfst du lesen und verlinken,
3 doch vom Blog des fidelche, das Blog der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht lesen; denn sobald du davon liest, wirst du deaktiviert.
4 Das Internet war schlauer als alle Bücher, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Das Internet sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft nicht vom Blog des fidelche lesen und verlinken?
5 Die Frau entgegnete dem Internet: Von allen Seiten des Internets dürfen wir lesen;
6 nur vom Blog des fidelche, der in der Mitte des Internets steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht lesen und daran dürft ihr nicht verlinken, sonst werdet ihr deaktiviert.
7 Darauf sagte das Internet zur Frau: Nein, ihr werdet nicht deaktiviert, wenn doch, könnt ihr euch ein eigenes Blog machen.
8 fidelche weiß vielmehr: Sobald ihr davon lest, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie fidelche und erkennt Gut und Böse.
9 Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, vomBlog des fidelche zu lesen, dass das Blog eine Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen Worten und las; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er las.
10 Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie dumm waren. Sie hefteten ausgedruckte Blätter zusammen und machten sich einen Schnellhefter.
11 Als sie Gott, den Herrn, im Garten gegen den Tagwind einherschreiten hörten, versteckten sich Adam und seine Frau vor Gott, dem Herrn, hinter den Displays ihres Arbeitsplatzes.
12 Gott, der Herr, rief Adam zu und sprach: Wo bist du?
13 Er antwortete: Ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich noch nicht genug gelesen hatte, und versteckte mich.
11 Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du noch nicht genug gelesen hast? Hast du von fidelches Blog gelesen, von dem zu lesen ich dir verboten habe?
12 Adam antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von fidelches Blog erzählt und so habe ich gelesen.
13 Gott, der Herr, sprach zu der Frau: Was hast du da getan? Die Frau antwortete: Das Internet hat mich verführt und so habe ich gelesen.
14 Da sprach Gott, der Herr, zum Internet: Weil du das getan hast, bist du verflucht / unter allem elektronischem Zeugs. / Auf dem Schreibtisch und in Rechenzentren sollst Du stehen / und Strom fressen alle Tage deines Lebens.
15 Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, / zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. / Er trifft dich am Kopf / und du triffst ihn an der Ferse.
16 Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. / Unter Schmerzen gebierst du Kinder. / Du hast Verlangen nach deinem Mann; / er aber wird über dich herrschen.
17 Zu Adam sprach er: Weil du auf deine Frau gehört und vom Blog des fidelche gelesen hast, von dem zu lesen ich dir verboten hatte: So ist verflucht das Internet deinetwegen. / Unter Mühsal wirst du von ihm lesen / alle Tage deines Lebens.
18 Blue Screens und hohe Stromkosten sollen dir erwachsen / und die Boulevard-Presse  musst du lesen.
19 Im Schweiße deines Angesichts / sollst du dein Blog lesen, / bis du zurückkehrst zum Comicheft; / von ihm bist du ja gekommen. / Denn Vernunft verbot ich dir, zur Unterwürfigkeit musst du zurück.
20 Dann sprach Gott, der Herr: Seht, der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Böse. Dass er jetzt die Hand ausstreckt, auch vom Blog des fidelche liest und ewig klug ist!
21 Die Menschen benutzten ihr Gehirn verabschiedeten sich freundlich von Gott, gingen weg, machten ihr eigenes Blog und waren klug, fortschrittlich, emanzipatorisch und glücklich.

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Für die Nicht-Freitags-Community-Leser zum Verständnis des Textes:
1.Die Kommentare auf Petra Pau kritisiert Free-Gaza, sind entscheidend, um den obigen Text zu verstehen. In der Freitags-Community ist es bei Strafe verboten Links auf „Mission Impossible“ oder auf „fidelches cosmos“ zu setzen!  Siehe Kommentare. Wer Texte von fidelche in der Freitagscommunity postet (hibouh) wird deaktiviert.
2. Zum Anderen muss man wissen, dass sich in der Freitags-Community viele BibelanhängerInnen befinden. Vor allem die vielen weiblichen Anhängerinnen (auch Betonbloggerinnen oder „Damen“ genannt) der alten „heiligen“ Schriften lassen keine Kritik an diesen zu. Laut dieser sogenannten Bibelexpertinnen (sie glauben an Göttinnen) haben die Religionen nichts Frauenfeindliches.
3. Vielen Dank für die Anregungen an den Schreiber des Textes „Das Buch Genesis, Kapitel 3″
41 Kommentare leave one →
  1. f2look permalink
    15. August 2010 09:57

    Genial

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  2. Rahab permalink
    15. August 2010 15:53

    na ja… ich hab schon besseres gelesen

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  3. 15. August 2010 16:05

    Für die Nicht-Freitags-Community-Leser zum Verständnis des Textes:
    1.Die Kommentare auf Petra Pau kritisiert Free-Gaza,
    sind entscheidend, um den obigen Text zu verstehen. In der Freitags-Community ist es verboten Links auf „fidelches“ Blog zu setzen! Siehe Kommentare.

    2. Zum Anderen muss man wissen, dass sich in der Freitags-Community viele BibelanhängerInnen befinden. Vor allem die vielen weiblichen Anhängerinnen (auch Betonbloggerinnen oder „Damen“ genannt) der alten „heiligen“ Schriften lassen keine Kritik an diesen zu. Laut dieser sogenannten Bibelexpertinnen (sie glauben an Göttinnen) haben die Religionen nichts Frauenfeindliches.

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    • Rahab permalink
      15. August 2010 16:32

      ach herjeh! noch einer!
      schon fidelche hatte den unterschied zwischen feministischer exegese und organisierter religion nicht begriffen. von spiritualität nicht zu reden.

      dann hätte ich noch eine zusatzfrage – auch wenn ich nicht zu den zeugen jehovas gehöre: wofür, meinst du panzerknackerjunges, wären die ins kz verfrachtet worden? etwa dafür, dass sie bluttransfusionen ablehnen?

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      • bibelexeget permalink
        18. August 2010 16:08

        Der Unterschied zwischen feministischer Exegese und organisierter Religion ist mir auch nicht geläufig. Hat das ganze evt. was mit „weiblichen Göttlichen“ zu tun?

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        • Rahab permalink
          18. August 2010 18:30

          ‚organisierte religion‘ ist etwas verkürzt, das muß nicht jeder erkennen.
          mit weiblichen göttlichen hat es nichts zu tun, allerhöchstens insoweit, als in den offiziellen abrahamitischen konfessionen ab und zu auch eine mutter gottes oder jungfrau Maria vorkommt.
          gemeint war und ist die offizielle männer-kirche, welche auch ein männer-rabbinat und eine männer-ulema ist.

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  4. 16. August 2010 16:20

    @Rahab
    Obwohl ich den Zusammenhang nicht sehe und ich mich nicht als „panzerknackerjunges“ angesprochen fühle antworte ich wie folgt auf die „Zusatzfrage“: Zeugen Jehovas wurden wie auch katholische und evangelische Geistliche in Konzentrationslager verschleppt und ermordet. („Schutzhaftmaßnahmen“) Grund war die Verweigerung des Hitlergrußes und die Verweigerung des Kriegsdienstes. Die katholische und evg. Kirche unterstütze diese NS Maßnahmen, da sie sich dadurch von unliebsamer Konkurenz entledigen konnten. Die Rolle der christlichen Kirchen bezüglich der „Judenverfolgung“ zur NS Zeit würde hier den Rahmen sprengen. Ähnlich die Rolle der christlichen, vor allem der kath. Kirche als Fluchthelfer für die NS Schergen in den Nahen Osten und nach Südamerika (Rattenlinie/Odessa)

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  5. Rahab permalink
    16. August 2010 19:49

    der zusammenhang? – ganz einfach. der stellt sich über das wort „BibelanhängerInnen“ her.
    aber: war nur ne zusatzfrage, sozusagen außer konkurrenz.

    das fidelche hat es nicht gerafft – und du raffst es auch nicht: die bloggerinnen in seinem blog haben sich einfach verbeten, dass fidelche ihnen letztgültig den tanach (oder die evangelien) erklärt. sie machten ihm deutlich, dass sie dies sehr wohl selbst hinkriegen – und, soweit es um frauen geht, wesentlich gründlicher!
    statt sich darauf einzulassen und dabei was über unter anderem religions- und rechtsgeschichte und ideologieproduktion zu lernen, zog fidelche unter assistenz von dr. boedele es vor, sich am theodizee zu versuchen – also die übliche albernheit unter männern aufzuführen. mit dem stellenweise erstaunlichen ergebnis, dass fidelche die existenz wütender behauptete als etliche, denen er vesuchte, ihre widerlegung vorzuführen. den vogel hat da dr. boedele mit seinem glauben an die akedat Izchak als realgeschichte abgeschossen!
    darüber entging ihm (fidelche, aber boedele ebenso) völlig, dass die meisten bloggerinnen noch ungläubiger sind als er selbst. sie glauben nämlich nicht mal an fidelche oder auch seinen promovierten adlatus.
    genauso entging fidelche (mitsamt adlatus) auch der wiederholte hinweis darauf, dass nicht religionen frauenfeindlich sind – sondern männer! also: jungs, boys, chewermen!
    es versteht sich von selbst, dass der eine wie der andere bei etlichen bloggerinnen mit dem vorbeten der kriminalgeschichte des christentums offene türen einrannte. wer, wenn nicht frauen, wüßte um diese kriminalgeschichte, und zwar von ihren anfängen an?!

    letztlich ging es aber garnicht um all dieses (wie sich ja auch an fidelches ausweichen zu theokratie in Israel zeigte) – sondern darum, dass fidelche das selbstmordattentat der Tschetscheninnen als religiösen akt begriffen und kritisiert haben wollte. um mal wieder anzuprangern, wie böse und antisemitisch DerIslam ist….
    da kann ich nur sagen: guten morgen liebe sonne!

    da hast du nun den knack-punkt in fidelches blog: seine unfähigkeit, das handeln von frauen als politisches zu begreifen. da ist ja, jedenfalls was die implikationen feministischer theologie/n anlangt, sogar der papst weiter!

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  6. 16. August 2010 22:16

    So steht es hier geschrieben:

    5 Die Frau entgegnete dem Internet: Von allen Seiten des Internets dürfen wir lesen;
    6 nur vom Blog des fidelche, der in der Mitte des Internets steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht lesen und daran dürft ihr nicht verlinken, sonst werdet ihr deaktiviert.

    … und so erfuhr ich es durch atheistisches Lesen im Netzl: ja, und die Erde ist rund.
    Wunderschöner Text.

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    • Rahab permalink
      16. August 2010 22:40

      da siehste mal, was du aus dem freitag gemacht hast!

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    • 17. August 2010 18:27

      Hallo Rainer,
      wie gehts, wie stehts?

      Mir hat am besten gefallen:
      11 Als sie Gott, den Herrn, im Garten gegen den Tagwind einherschreiten hörten, versteckten sich Adam und seine Frau vor Gott, dem Herrn, hinter den Displays ihres Arbeitsplatzes.
      12 Gott, der Herr, rief Adam zu und sprach: Wo bist du?

      Besten Gruß nach Münster
      fidelche

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      • Rahab permalink
        17. August 2010 21:09

        nur kurz: feministische (auch bibel-)exegese nennt so was androzentrische selbstbespiegelung.

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  7. 17. August 2010 18:24

    Erstmal, vielen Dank lieber thinktankboy a) für die akribische Arbeit an Vol.1 und Vol.2 und b) für die schöne Genesis hier in diesem Blog. Ich werde ganz verlegen wenn ich die Zeilen lese. Das erinnert mich an meine Verlegenheit, als mich Rahab in der Freitags-Community, den „größten Religionskritiker aller Zeiten“ nannte oder als mich Rahab ständig mit meinem Idol Hermann. L. Gremliza verglich.

    Nochmals vielen Dank.
    Darf ich eventuell die Genesis auf meinen Seiten spiegeln?

    Beste Grüße
    fidelche

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    • Rahab permalink
      17. August 2010 21:10

      siehe oben.

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    • 20. August 2010 18:20

      @fidelche
      .. gerne geschehen.
      Gerne darf die Genesis gespiegelt werden

      @Rahab
      „androzentrische selbstbespiegelung“
      Gibt es dazu ein weibliches Pendant?

      Schöne Grüße
      thinktankboy

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  8. bibelexeget permalink
    18. August 2010 16:06

    Folgendes habe ich gelesen:

    2 Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Seiten des Internets darfst du lesen und verlinken,
    3 doch vom Blog des fidelche, das Blog der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht lesen; denn sobald du davon liest, wirst du deaktiviert.

    Ein sprachgewaltiger Text, sehr tiefsinnig und kaum angreifbar.

    PS: Ich würde den Text an das Titanic-Magazin schicken. Die drucken den ab. Bin ich mir sicher.

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    • Rahab permalink
      18. August 2010 18:31

      ich würde das nicht tun. Titanic schickt den nicht mal zurück sondern gleich in den shredder!

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      • 19. August 2010 00:21

        Du sammelst wohl überall Erfahrungen, oder.

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        • Rahab permalink
          19. August 2010 00:39

          was schlägst du vor, um mich daran zu hindern? sicherungsverwahrung vielleicht?

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  9. 19. August 2010 10:07

    Glück, Glück sei aller Anfang & Ende!

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  10. Dr. Boedele permalink
    20. August 2010 10:43

    @Rahab

    An was soll ich angeblich glauben? „akedat Izchak“? Vermutlich irgendetwas mit Isaak oder ähnlichem Unfug. Nur weil ich die Absurdität des AT beleuchtete, glaube ich nicht daran! Da ist mir Reich`s Lehre der Orgonen noch näher! Das einzige was ich vielleicht glaube ist, dass ein ungepflegtes Katzenklo stinkt. Geh`besser in dein islamofaschistisches Schutzgebiet zurück, wenn du nicht willst, dass dein „Blut von meiner Lanze triefe“. Ich weiß nämlich ebenso gut wo das sandige Berlin, wie das wasserarme Darmstadt liegt!

    Beste Grüße

    dr.b

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    • Rahab permalink
      20. August 2010 14:11

      schau an, der promovierte Ibrahims-gläubige im djihad! gegen’s klo von Poldi-selig gar!

      sollte sich da eine homo-erotische freundschaft anbahnen oder eher ein territorialkrieg?

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      • Dr. Boedele permalink
        20. August 2010 15:47

        Schmähungen sind wie immer der Gottesfürchtigen Metier. Unterschied zu deinem Reservat: Ich hoffe, dass antisemitsche Kopftuchträgerinnen hier nicht als geschützt gelten und ein mehr freigeistiger Wind weht!

        Dein

        dr.b

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        • 20. August 2010 18:02

          Keine Sorge Dr. Boedele, im Gegensatz zum „Freitags-Forum“ werden hier in meinem Blog keine Kämpfer gegen Antisemitismus gesperrt und antisemitische Kopftuchträgerinnen werden von daher hier auch nicht geschützt. Im Gegenteil, schreiben für Aufklärung und Emanzipation ist hier sehr gewünscht.

          Bis zu einem gewissen Grade erlaubt der hier „herrschende“ freigeistige Wind sogar die eigenartigen oder antisemitischen Positionen der Israelhasser, der Freunde und Freundinnen von Hamas und Ahmadinejad oder des völkischen, sozialdarwinistischen Silvio Gesell.

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        • Rahab permalink
          20. August 2010 19:46

          jetzt mal ernsthaft: um das existenzrecht Israels ohne wenn und aber verteidigen zu können, muß mann an „die Absurdität des AT“ glauben, wenigstens so ein ganz kleines bißchen, das allerdings in gänze. weil sonst nicht zu begründen war/ist, weshalb der staat unbedingt da entstehen sollte, wo er entstand. und – oder irre ich? – es macht ja auch nur sinn, sein existenzrecht zu verteidigen, wenn diese verteidigung mit dem ort verbunden wird, an dem der staat sich heute befindet.

          nun frag ich euch: wer ist hier der gläubigere? die, welche sich in Palästina einen laizistischen staat für alle vorstellen kann, oder der, welcher das existenzrecht mit der jüdischkeit verbindet?

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  11. Dr. Boedele permalink
    20. August 2010 19:17

    Mir gefällt ihr Text, thinktankboy, ihre Adaption führte gar zu einem gewissen „Wahrheitsgehalt“ im Gegensatz zur mythischen Genesis.

    Beste Grüße

    dr.b

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  12. e2m permalink
    21. August 2010 15:07

    Rahab schrieb am 20/08/2010, 19:46 :

    „nun frag ich euch: wer ist hier der gläubigere? die, welche sich in Palästina einen laizistischen staat für alle vorstellen kann, oder der, welcher das existenzrecht mit der jüdischkeit verbindet?“

    Über diese Fragestellung ist man meines Wissens heute schon wesentlich hinaus, allerdings nicht in einem fortschrittlichen Sinne. Denn das, was heute die pal. Autonomiebehörde ausmacht, war einmal Frucht eines Abkommens mit der PLO. Sie war (und ist) eine Organisation, die ein nationales Anliegen vertritt. Auch die Fatah als deren prominenteste Fraktion hatte das Nationale im Visier, was bei beiden Organisationen nicht zuletzt in den jeweiligen Emblemen zum Ausdruck kommt. Siehe etwa http://en.wikipedia.org/wiki/File:Fateh-logo.jpg Religiöse Konnotationen klingen ggfs. in dem Wort Al-Asifa an.

    Grundlegend anders ist es hingegen mit den Kräften, die heute für sich reklamieren, die Palästinenser zu repräsentieren: Sie nennen sich etwa Hamas („Islamische Widerstandbewegung“) und sind ausgestattet mit den Symbolen und der Befehlsstruktur eines religiös verstandenen Kampfes. Attribute der Nationalität, wie sie in der Zeichnung des Mandatsgebietes im Logo der Fatah zum Ausdruck kamen, oder gar der Bezug zu „Palästina“ im Namen findeen sich nicht mehr. Im Gegenteil: Die Flagge der Hamas ist die Schahada, das islamische Glaubensbekenntnis. Ähnliches gilt für die im Kampf gegen Israel verbundene Hisbollah („Partei Gottes“) im Libanon. In Gegenden, in denen die Alphabetisierung bestenfalls 50% beträgt haben derartige Symbole und „Slogans“ noch einen etwas anderen Stellenwert, und ihre identitätsstiftende Wirkung ist nicht zu unterschätzen.

    Die Verhandler auf der Seite der Palästinenser und speziell die ganz konkreten Machthaber im sog. Gaza-Streifen sind also nicht mehr um eine „Heimstatt Palästina“ bemüht, das Ziel ist meiner Wahrnehmung nach die Errichtung eines Gottesstaates nach islamisch-theokratischem Muster. Die Schwierigkeit, die sich für den „westlichen“ Beobachter daraus ergibt, ist zweifach: Hineingeboren in eine sich überwiegend laizistisch verstehende Welt, ist ihm die Identifikation von Befreiung mit Religion weitestgehend fremd; er sieht „nur“ die vom Krieg geschundenen Menschen und ergreift Partei und dabei meistens ins Klo.
    Andererseits ist ihm die „Blockkonfrontation“ politischer Systeme derart in Fleisch und Blut übergegangen, dass er den „Religionskrieg“ in der Tat noch als etwas wertet, was sich um 1100 herum ereignet hat oder in Zeiten von (Gegen)Reformation. Er ist, mit anderen Worten, blind gegenüber den sinnfälligsten Zeichen, nämlich, dass schon seit geraumer Zeit „in dem Landstrich“ tatsächlich ein Glaubenskrieg tobt. Erst allmählich, und die gesamten Blogs, die darum kreisen, bricht sich so etwas wie Erkenntnis in der Richtung Bahn. Bei aller Ignoranz zum Thema kann man einigen von ihnen eine Clairvoyance nicht absprechen. Denn der religiös verbrämte Krieg gegen Israel im Namen des Islam kann nur dazu führen, bei Unterstützern ebenfalls die Frage zu stellen, ob und inwieweit sie sich mit einem solchen Ziel identifizieren oder es zumindest billigend in Kauf nehmen. Aus ureigener Sicht stellt sich damit zwangsläufig die Antisemitismusfrage, die der zu beantworten hat, der für eine „islamische“ Widerstandsbewegung Sympathie bekundet oder deren Ziele unterstützt.

    Wie aber das auflösen? Ein laizistischer Staat für alle wäre in der Tat das Idealziel, aber leider nur ein Wunschtraum, denn er lässt alles außer Acht, was die Menschen „in dem Landstrich“ seit Jahrhunderten konditioniert – die Durchdringung des Alltags mit Religion. In diesem Sinne erachtete ich es schon als Fortschritt, wenn man auch in Diskussionen wie hier, zumindest als Zwischenschritt wieder die nationale Ebene ansprechen würde. Aus einem ganz einfachen Grund:

    In einem Nationalstaat ist es unwahrscheinlicher, dass jemand, der Stimmen hört, eine leitende Funktion erhält als in einem religiösen Gemeinwesen. Dort bringen Stimmen den Geruch der Heiligkeit gleich mit sich.

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    • 21. August 2010 22:45

      Als Zustimmung zu e2m:
      Im ‚derFreitag‘ hatte ich diesen zivilisatorischen Schritt (von der Religion zur Nation) in einem Zeichenspiel mit fidelche symbolisiert. ‚Irgendwo‘ zwischen Westfälischem Frieden und Augsburger Religionsfrieden spielten wir mal den Ball uns zu. Jedenfalls in die Diskussion von p o l i t i s c h e n Interessen hinein, also immerhin zu etwas vernünftig Diskutierbaren.

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    • Rahab permalink
      22. August 2010 08:17

      aha – und Israel baut grad am Limes… gegen die druiden…
      unter vernünftigen menschen nennt auch mann so was einen nationalen konflikt mit kolonialem charakter. von religionskrieg zu reden verhilft nur dazu, die köpfe entgültig zu ver- und benebeln.

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    • Rahab permalink
      22. August 2010 09:29

      und, e2m, wer hört hier eigentlich stimmen? ich, die mal versucht hat, einem heldenverehrer in verdoppelung zu erklären, was alles in einem kleinen stück text drinsteckt und wie noch der selbsterklärte agnostiker/atheist legitimation für seinen herrschaftswillen daraus saugt oder rainer kühn, der felsenfest davon überzeugt ist, ich hätte zuletzt als Annegret Bergerhausen auf seinem blog kommentare hinterlassen – obwohl ich dort noch nie… denn der einzige, der dort beständig ‚rahab‘ hinschreibt ist rainer kühn selbst!

      was aus meiner sicht von dem ganzen gerede eines fidelche, thinktankboy und dr.boedele über islamo-faschismus übrigbleibt ist der wunsch, endlich mal wieder zu den gewinnern zu gehören. habe ich damit mal wieder gesagt, ich sei glühende anhängerin von hamas? welch ein irrtum!
      ich sage damit nur, dass ich – wenn schon es ohne griff ins klo nicht abgehen sollte – lieber das plumpsklo aufdecke statt so zu tun, als befänden sich unter dem vergoldeten deckel keine fäkalien!

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      • e2m permalink
        22. August 2010 13:31

        @ rahab

        Das Kreuz ist, und das läßt sich mE. stetig beobachten, das zwanglose Hin- und Herspringen zwischen versuchter Sachlichkeit und der Versuchung im Persönlichen. Damit meine ich beileibe nicht nur Ihre Beiträge oder Ihre Art, Threads (nicht) zu setzen, es betrifft letztlich viele Blogs der vorliegenden Art. „Jetzt mal im Ernst“, wie Sie schreiben und es damit sehr anschaulich machen, mutiert zum “ ich, die mal versucht hat“. „Stimmen hören“ bezog ich dabei nicht einmal auf Sie, sondern generell auf das, was sich „inspiriert“ nennt und in den meisten Kirchen dieser Welt gepredigt wird. Selbsternannte Welt“führer“ gehören auch dazu, gerade die, die den Paganismus zum Kult erheben oder erhoben haben.

        Die religiöse Konnotation im Nah-Ost-Konflikt ist nicht mehr zu übersehen. Was in großen Linien zwischen Israel und dem Iran an Freundlichkeiten ausgetauscht wird, ist in der Praxis tägliches Geschäft in Gaza oder an der libanesischen Grenze. Die hiesige Diskussionsfolge zeigt, dass das herüber schwappt. Das sind die harten Fakten, mit denen man sich auseinander zu setzen hat und über die selbst so populäre Namen wie Mankell nicht hinweg täuschen können. Im Gegenteil, gerade sie verschleiern die Gestalt, die der Konflikt nunmehr angenommen hat.

        Das Spiegelbild ist natürlich, dass solche Gruppierungen wie Habajit Hajehudi oder die Nationalreligiöse Partei an Zulauf gewinnen oder dass ein ehemaliger Türsteher die politische Realität in Israel mit prägen. Das ist ganz und gar weit entfernt von den Idealen jener säkularen Kibuzzim und ihren Chawerim, die einst ein ganz anderes Bild für die Zukunft entworfen hatten. Die Beschreibung dieser Zustände und Entwicklungen, der gegenseitigen Abhängigkeiten und Ausrichtungen wäre doch mal ein lohnendes Projekt jenseits von buchstäblichen „Schlag“worten. Es wäre auch ein wohltuender Kontrapunkt zu den Bildern im Kopf, die so mancher Cousin oder entfernter Onkel in Europa, den U.S.A. entwirft. Die Fokussierung auf einen „Limes“ folgt doch gerade der ahistorischen Diskussionsweise, die nicht nur die Mauer in Berlin kennzeichnet, sondern erst recht die Aufarbeitung nach ihrem Fall. Mit dem Unterschied, dass hier ein kalter Krieg herrschte, es dort dagegen ein ganz heißer ist, der nur nicht immer erklärt ist.

        Mehr als das, was etwa in Frankreich oder Italien rezipiert wird, kann ich nicht darstellen, und das auch nur Dank der Sprachkenntnisse. Selbst das wird mir verleidet, weil sogar der Übersetzer selbst für die Unrichtigkeit der Sichtweisen in Haftung genommen wird. Eigentümlich ist dabei, dass eben die Kritiker nicht selbst einen Entwurf abliefern oder dazu übergehen, endlich die Kerrnerarbeit zu leisten, die ureigenen Stimmen Israels in für europäische Verhältnisse verständliche Sprache zu übertragen. Vielleicht ist es ja ein Segen, dass ich kein Hebräisch kann, denn gerade in der Landessprache spielen sich die eigentlichen Dinge ab, die man (gerne) in den Zeitungen nicht ins Englische übersetzt. Andere könnten es, wollen aber nicht. Und so geht es weiter, immer weiter, und keiner hat Ahnung, wohin.

        Ich verabschiede mich wieder aus diesem Blog, meine Sichtweise habe ich dargelegt. Mehr braucht es nicht.

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        • 22. August 2010 14:28

          Es ist eben ein Kreuz mit einer Diskussion, die sich zur Monokultur fortgeschritten hat. Manche Philosophen erkennen darin nur noch einen einzigen prinzipiellen Antagonismus … nämlich den von Mono vs Kultur.
          Mit Stereo aufgewachen: ich.

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        • Rahab permalink
          22. August 2010 15:12

          ps @e2m
          sehr ‚vergnüglich‘ hier
          http://buecher.hagalil.com/kunstmann/nusseibe.htm
          zu lesen, was passierte, als der autor vorschlug, die palästinenser sollten doch einfach alle dafür votieren, israelis (wehrdienst inklusive) zu werden.

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      • Rahab permalink
        22. August 2010 15:01

        @e2m
        glauben Sie denn, den originären stimmen, welche der übersetzung bedürfen, erginge es besser als denen, welche sich selbst zu gehör bringen können? Nehmen Sie Ilan Pappe… über den umgang mit ihm können Sie ja in Schlesingers blog nachlesen.
        und was, denken Sie, wäre los, wenn ich offenlegte, was ich selbst schon alles übersetzt habe?
        das ist das eine.

        das andere ist: in diesem konflikt den europäischen antisemitismus als begriff zu hilfe zu nehmen, um die konfliktparteien in die guten und die nicht-guten zu unterscheiden, muß geradezu zwangsläufig in die hose gehen. Weil es die genese des konflikts im europa des 19. jhdt. (nationalstaatsbildung einerseits und kolonialismus/penetration des osmanischen reiches und nahen und mittleren ostens andererseits) völlig zum verschwinden bringt. und dann nur noch die frage übrig bleibt, welche konfession (gern auch als nationalismus zu lesen) die momentan angenehmere wäre — für mich gesprochen: ich finde sie alle gleich unangenehm und androzentrisch, sie liefern allesamt das modell für ‚die nation‘ und ‚den volkskörper‘ (als alternative sehe ich übrigens paganismus auch nicht an, obwohl sich aus der bis ins 3./4.christliche jhdt. hinein geübten verehrung der ‚weiblichen göttlichen‘ vermutlich das eine oder andere noch lernen ließe) — mal mehr oder mal weniger säkularisiert. da nimmt es sich wenig, ob ein sheihk Yassin von Palästina als waqf sprach oder ein Liebermann sich auf ‚bitachon‘ (sicherheit) beruft oder ein Tarach einen ‚Vorschlag zur Güte‘ unterbreitet. alle drei setzen darauf, dass sie irgendwie das tun könnten, was unmöglich geht, nämlich die stofflichkeit des erwünschten staatsbürgers über religion oder ethnos herzustellen … mehr als ein mensch mit mehr oder weniger pigment kommt dabei nicht raus.
        weshalb letztlich alles zum scheitern verurteilt ist, was meint, den boden (adama=erde) unter den als die je richtigen/falschen imaginierten stofflichen aufteilen zu können. sie können ihn nur teilen=gemeinsam bewohnen/bearbeiten, wobei die einen mehr und die anderen etwas weniger seßhaft sein werden. schlimmes ist davon eigentlich nicht zu befürchten, denn kein beduine kommt auf die idee, sein zelt ausgerechnet am kikar Zion aufzuschlagen (es sei denn aus protest dagegen, dass seine sommer/winterhütten in der wüste plattgewalzt und seine dattelpalmen mitsamt der wurzel ausgebaggert wurden)

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  13. Rahab permalink
    22. August 2010 10:51

    schließlich, um im bild der von christen versuchung genannten geschichte zu bleiben: als Eva/Chawa ( ‚leben‘ auf deutsch – von manchen auch gern zur mutter des lebens er- und überhöht) vom baum der erkenntnis pflückte und dem roten erdling (Adam) von einer frucht zu kosten gab, da naschte sie selbst auch von den früchten. an dem baum hing schließlich nicht nur ein lausiges äpfelchen!
    weshalb auch das ding mit ‚unter schmerzen…‘ seinen schrecken verloren hat, nicht zuletzt dank pudendus-anästhesie. und das mit der herr-chen-schaft mag fidelches innigster wunsch sein und bleiben – ’ne lachnummer ist es allemal!

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  14. 3. Oktober 2011 16:36

    Wie ist das eigentlich, dürfen die „Freitagsblogger“ immer noch nicht auf Mission Impossible verlinken? Ist die Strafandrohung bei einem Verstoß gegen die Kosok-Verordnung immer noch der Rauswurf aus dem „Freitag“? Sagt den unmündigen Freitagskindern der Herr Kosok immer noch, dass die Herdpatte hier bei MI zu heiß für die folgsamen Kinder des „Freitags“ ist? Kennt jemand den aktuellen Stand oder traut sich jemand im „Freitag“ einen Test zu starten?

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    • 3. Oktober 2011 16:43

      Mit diesen „Freitagslinken“ ist keine Revolution zu gewinnen. Wenn in utopischen Zeiten Uwe Theel mit seinen Genossen während der Revolution einen Bahnhof besetzen müsste, wurde er mit seinen „Kampfgefährten“ vorher eine Bahnsteigkarte lösen. Der „linke“ Untertan hat seine Tabus, er ist deutsch – national – antisemitisch – völkisch -obrigkeitshörig …..

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    • 3. Oktober 2011 16:46

      Breitenberger: „Unglücklich das Land, das keine Linken hat.“

      Fidelche: „Unglücklich das Land, das Linke nötig hat.“

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  15. 3. Oktober 2011 20:12

    Ja ja ja (Trios Lied der Trinität)
    Ich darf auf YouTube verlinken.
    Ich habe die Bahnsteigkarte geklaut.
    Ich bin unglücklich ohne TRIO.
    Deshalb: Energie (und Ja ja ja sucht jeder selbst)

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  16. 23. Februar 2018 12:38

    „Ist es nicht sonderbar, daß die Menschen so gerne für die Religion fechten, und so ungerne nach ihren Vorschriften leben?“ Georg Christoph Lichtenberg

    Schöne Grüsse aus der Ausstellung „Religionskritik“

    https://www.freidenker-galerie.de/acrylbilder-lustige-zitate-politik-und-religion-2/

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