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Vom Gründerkrach bis zur Occupy-Bewegung

25. Oktober 2011

Regressive Kapitalismuskritik von Proudhon bis ?

Die Protestbewegungen „Occupy Wall Street“ oder die globalisierungskritische Vereinigung „Attac“ sind derzeit die Lieblinge der Medien und vermeintlich drauf und dran den Kapitalismus vor dem Bankrott zu retten. Vom Jesuitenschüler Heiner Geissler bis zum FDP Mitglied Max Otte, von Angela Merkel, Sigmar Gabriel bis zur katholischen Kirche, alle „Mächtigen“ lieben die Occupy-Bewegung. Ein Protest den alle lieb haben tut nicht weh, verkürzte, meist personalisierte Kapitalismuskritik, also regressiver Antikapitalismus war ebenfalls das Metier von Gottfried Feder, dem „Wirtschaftsexperten“ der NSDAP. Dass nicht die Banken, sondern die Regierungen mit ihrer massiven Kreditaufnahme bei eben diesen Banken Ursache der aktuellen Schulden- und Eurokrise sind, scheint sich irgendwie bei den „antikapitalistischen Kämpfern“ nicht herumgesprochen zu haben.  Diese Ablenkungsmanöver mit verkürzter Kapitalismuskritik, also der Trennung von „gutem“ und „bösen“ Kapital ist jedoch nicht neu:

Die seit 1850 anhaltende stürmische Entwicklung des Kapitalismus brach 1873 abrupt ab. In Deutschland wurde der  Boom durch Reparationszahlungen Frankreichs und den entstandenen neuen Märkten befördert. Im Jahre 1873 brachen die Finanzmärkte weltweit zusammen. „Ausgangspunkt der Krise von 1873 und der Großen Depression war der Zusammenbruch des Kapitalmarktes für Eisenbahnaktien und die Erschöpfung des Eisenbahnbaus als „Strategischer Leitsektor“, schreibt Georg Fülberth in „G Strich“. Als so genannter „Gründerkrach“ wird der Börsencrash von 1873 bezeichnet, dem eine Überhitzung der Konjunktur durch eine galoppierende Industrialisierung vorausgegangen war. Bereits damals führte die Gründerkrise zu Verschwörungstheorien, welche in erster Linie der angeblich jüdischen Hochfinanz die Schuld an der Krise gaben. Nach der Gründerkrise verstaatlichte Bismarck die Eisenbahnen. Sie waren systemrelevant für das Militär sowie für den Transport von Arbeitskräften und Waren. In dieser Wahrnehmung erfolgte eine Trennung in einerseits das „raffende“ Finanzkapital und in das „schaffende“ Produktionskapital. Diese Trennung mit der entsprechenden Verteufelung des Zinses wurde von Pierre-Joseph Proudhon (1809-65) propagiert und später von Silvio Gesell (1862-1930), den Nationalsozialisten um Gottfried Feder (1883-1941) vielen anderen bis zu vielen aktuellen „Kapitalismuskritikern“ übernommen. Der „gute deutsche“ Fabrikbesitzer wurde während des Gründerkrachs dem „raffenden“, „gierigen“, „jüdischen“ Finanzkapitalisten entgegengestellt.

Zwei Weltkriege eine schwere Depression 1929 (an der für viele der damaligen „Wirtschaftsexperten“ die Juden schuld waren) und einige „Wirtschaftwunder“ folgten. Nach den gigantischen Zerstörungen des 2. Weltkrieges setzte ein exorbitanter Nachkriegsboom ein. In diesem fordistischen Nachkriegsboom, vor allem das „Wirtschaftswunder“ Deutschlands in den 1950er Jahren sei hier erwähnt, wurden bis in die 1970er Jahre Massen von Arbeitskräften benötigt um Massen von Waren herzustellen, welche die Arbeiter und Angestellten durch Vollbeschäftigung mit ihren Löhnen tatsächlich kaufen konnten. Nach der Sättigung der Märkte, einhergehend mit dem tendenziellen Fall der Profitrate und damit verbundenen  ungeheuren Rationalisierungsmaßnahmen wurden immer weniger Menschen gebraucht um die Waren zu produzieren, die immer weniger Leute kaufen wollten oder konnten. Die Arbeitslosigkeit stieg 1980 in Deutschland von  0,9 Millionen auf 3,3 Millionen im Jahre 1995. Ein Schulbeispiel für eine Überakkumulationskrise, nach Karl Marx.

Zeitgleich zwangen die Ölkrise und der Vietnamkrieg die finanziell angeschlagenen USA 1973 zur Kündigung von Bretton-Woods, der Goldeinlösegarantie des Dollars. Durch den Zusammenbruch des Währungssystems von Bretton Woods  begann eine neue Periode in der Geschichte des Kapitalismus.  Der realökonomische Widerspruch konnte durch Konjunkturprogramme, Staatsinterventionen und keynesianische Regulation nicht verhindert werden.  Erst die zunehmende Liberalisierung der Finanzmärkte unter Ronald Reagean und später Gerhard Schröder und die monetaristische Politik der Neoliberalen boten eine Scheinlösung, einen Aufschub.  Das Kapital, das in der Realwirtschaft keine rentable Anlagemöglichkeit mehr fand, konnte in den Bereich des fiktiven Kapitals ausweichen. Die Krise wurde aufgeschoben, und der Neoliberalismus wurde zum weltweiten Programm. Anfang der 1980er Jahre setzten die großen Schuldenkrisen in den Entwicklungsländern ein. 1987 kam es zu einem erneuten Börsencrash. Anfang der neunziger Jahre gerieten die USA und Japan in eine Immobilien- und Bankenkrise. 1992 kam das Europäische Währungssystem ins Wanken. Währungs- und Wirtschaftskrisen gab es 1994/ 95 in Mexiko, 1997/98 in Asien, 1998 in Russland und 1999 in Lateinamerika. 2000 begann der weltweite Börsenkrach, darauf folgten der amerikanische Immobilienboom und die jetzigen Schuldenkrisen der „wohlhabenden“ Industrieländer.  Im ständigen Platzen der Finanzblasen wird nichts anderes sichtbar als das verdrängte und kumulierte Krisenpotential von vier Jahrzehnten. Die gigantische Finanzblasen, die gigantischen Schuldenberge der Staaten sind nicht Ursache, sondern Wirkung der Krise des Fordismus, die einen qualitativen Einbruch in der kapitalistischen Geschichte markiert.

Immer mehr Geld strömte also seit den 1980er Jahren in die Finanzmärkte, aber wohin sollte es denn sonst strömen? Die mit spekulativen Finanzoperationen erzielten Gewinne waren und sind längst ein wichtiger Posten im Haushalt von Privatleuten, Staaten und Unternehmen. Ohne diese Gewinne an den Finanzmärkten wären die Weltwirtschaft und die Produktionswirtschaft längst zusammengebrochen. Der spekulative Finanzsektor alimentiert den immer „unrentabler“ werdenden Bereich der Produktion, der spekulative Sektor generiert für die Produktion dringendst nötiges frisches Geld. Finanzspekulationen sind heute mehr denn je nicht mehr von den ökönomischen Vorgängen in der Produktion und in der Dienstleistung zu trennen. Würde man die Spekulation verbieten, funktionierte die Weltwirtschaft und die Produktionswirtschaft längst nicht mehr. „Die periodisch anschwellende Spekulantenhetze im Namen der gerade wunderbaren „Marktwirtschaft“ und ihrer „Arbeitsplätze“ lässt schon längst wieder Töne hören, die an die antisemitischen Ausbrüche von 1873 und 1929 erinnern, während die vorgeschlagenen Maßnahmen (etwa die Besteuerung von Spekulationsgewinne) von lächerlicher Harmlosigkeit zeugen. Es wird völlig verdrängt, dass die Ära der kasinokapitalistischen Spekulationsexzesse das Resultat eines endogenen Prozesses ist, in dem sich das warenproduzierende System mit seiner Grundzumutung der „Arbeitsmärkte“ endgültig selber ad absurdum geführt hat“, schreibt Robert Kurz in seinem Buch „Schwarzbuch Kapitalismus“. Die aktuelle Euro und Schuldenkrise hat offensichtlich nur sekundär etwas mit den Banken zu tun. Deutschland als Exportweltmeister will seine Waren im Ausland verkaufen. Griechenland, die entsprechenden Euroländer, die USA, sowie die Schwellenländer kauften ihre deutschen Waren auf Kredit. Die diversen Banken gaben die Kredite, damit Deutschland seine Waren verkaufen konnte. Deutschland konnte seine Waren auf dem Weltmarkt so gut verkaufen, weil die Reallöhne in Deutschland im Vergleich zu den Euroländern relativ gering sind.

Die aktuellen Wirtschaftskrisen zeichnen sich also dadurch aus, dass massenhaftes Elend mit einem Überangebot an Waren einhergeht. Der offensichtliche Widerspruch zwischen Überangebot und mangelnder Nachfrage ist die Erscheinungsform des entscheidenden Problems, der Überakkumulation von Kapital. Akkumulation ist laut Karl Marx die Rückverwandlung von Profit (Mehrwert) in Kapital, also die Reinvestition  von Gewinnen. Der Begriff Überakkumulation bezeichnet eine Situation, in der die durch fortgesetzte Akkumulation aufgehäuften Kapitalmassen zu groß geworden sind, um noch ausreichende Profite abzuwerfen. Die Akkumulation der Profite führt zu einem Punkt, an dem sie selbst zum Hindernis für die Erzielung von ausreichenden Profiten wird. Krisen entstehen dieser Theorie zufolge aus einem zu viel an Kapital. Die Folge ist eine Tendenz zu Überproduktion, Arbeitslosigkeit, Armut und Schuldenkrisen von Staaten und Menschen. Besteht mit sinkenden produktiven Verwertungsmöglichkeiten ein Überfluss an Kapital, so wir dies auf die Bahn der Abenteuer gedrängt: Spekulation, Kreditschwindel, Aktienschwindel (MEW23/261) sind die Folgen.

Ein großer dritter Weltkrieg mit einem Zerstörungspotential des zweiten Weltkrieges könnte den Kapitalismus zweifellos für weitere dreißig bis fünfzig Jahre retten, da es vermutlich wieder einen Aufbauboom geben würde. Humaner wäre eine grundlegende Währungsreform, damit es vielleicht wieder zwanzig Jahre so weitergehen könnte. Gegen eine Finanztransaktionssteuer oder eine Entflechtung der Großbanken ist zwar wenig einzuwenden, die Weltwirtschaftkrisen oder die Schuldenkrisen der Länder werden allerdings dadurch nicht verhindert. Die Welt und viele in ihr lebenden einfältigen Menschen brauchen immer wieder Sündenböcke, wer eignete sich dafür besser als die vermeintlich „jüdischen Wucherer“ oder das internationale Finanzkapital? „Unser Schicksal hängt am globalen Lotteriespiel eines Systems, das ohne fiktives Kapital keinen Tag länger die Realproduktion gewährleisten könnte. Nicht die Gier einzelner Menschen ist die Ursache kapitalistischen Gewinnstrebens, sondern das systemimmanente und -notwendige kapitalistische Gewinnstreben fördert Gier und bestraft Solidarität“, schreibt Lothar Galow-Bergemann in Konkret 12/08.  Ursache und Wirkung (Kausalität) verwechseln offensichtlich nicht nur die katholischen Pfaffen, was Karl Marx (Dialektischer Materialismus) bereits 1867 wusste.

Quellen: Georg Fülberth: Sieben Anstrengungen, den vorläufigen Endsieg des Kapitalismus zu begreifen – Stefan Frank: Die Weltvernichtungsmaschine – Georg Fülberth: G Strich – Robert Kurz: Schwarzbuch Kapitalismus – Max Otte: Die Krise hält sich nicht an Regeln – Karl Marx: Das Kapital 1-3 – Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie – Alfred Müller: Die Marxsche Konjunkturtheorie

170 Kommentare leave one →
  1. 25. Oktober 2011 12:57

    Was soll man sagen? Ein klasse Artikel, fidelche!

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    • 25. Oktober 2011 14:14

      Danke, J-AP!

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    • 25. Oktober 2011 17:22

      Ein runder Artikel! Behalten habe ich – und wegen der historischen Distanz, die Wissen häuft, häufen sollte – dieses: „Nach der Gründerkrise verstaatlichte Bismarck die Eisenbahnen. Sie waren systemrelevant für das Militär sowie für den Transport von Arbeitskräften und Waren.“
      Verstaatlichung ist nicht Enteignung/Vergesellschaftung im emanzipatorischen Sinne. Verstaatlichung dient der Herrschaftsform. Dient ihrer Rettung, ist ihr Schirm.
      Die Frage ist heute: Wer sendet Regen & Hagel, und das Wetter überhaupt!

      Macht den Schirm kaputt, der Euch kaputt macht!

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      • 25. Oktober 2011 18:57

        … und dann habe ich noch ins Partei-Organ der Partei Die PARTEI geguckt, und hier das Off/OnTopic: http://www.titanic-magazin.de/news.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=4538&cHash=a9d8b28597e387b556c4c161a2c020dd

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        • 26. Oktober 2011 06:17

          Und die Eisenbahnen als Beispiel! Über Eisenbahnen könnt man was Eigenes schreiben…..
          Auch gern gelesen, insbesondere, weil wirtschaftlich unbeleckt 🙂

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      • 25. Oktober 2011 19:52

        »Verstaatlichung ist nicht Enteignung/Vergesellschaftung im emanzipatorischen Sinne.«

        Ganz genau.

        Der Ruf nach Verstaatlichung war irgendwann mal zur Mitte des 19. Jahrhunderts, in damals idealistischer Manier vorgetragen, eine theoretische (!) Option. Aber wer heute noch meint, daß die nach wie vor bestehe, der hat nichts begriffen. Man kommt nämlich nicht beim Kommunismus heraus, wenn man die sieben Banken hinter den sieben Goldbergen verstaatlicht, sondern befördert damit nur die krisenadäquate Form des Kapitalverhältnisses, indem man es öffentlich-rechtlich in Dienst nimmt und damit totalverwaltet.

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  2. 25. Oktober 2011 13:34

    Ich stimme dem Artikel in Teilen zu, gebe aber zu bedenken, dass ich es auch hier für unseriös halte, Kapitalismuskritik mit denen gleichzusetzen, die von „jüdischem Wucher“ faseln. Im Umkehrschluss gibt man diesen Idioten nämlich Recht, vermengt man diese Dinge immer und immer wieder miteinander. Die Aussage, die nach derlei Kunstgriffen in Artikeln steht, ist nämlich die, dass Kapitalismus jüdischer Wucher ist. Man unterstreicht diese perfiden Aussagen, wenn man Kritik am Kapitalismus mit Antisemitismus gleichsetzt. Ebenso – sorry – „primitiv populistisch“ ist es, einen Artikel derart zu bebildern, dass der Eindruck entsteht, alle Menschen, die dort protestieren, wären Antisemiten und würden den Juden die Schuld geben, nur weil ein paar Minderbemittelte dumme Plakate malen. Derartiges war übrigens in Berlin nicht zu sehen und die Protestierenden machten auch nicht den Eindruck, als hätten sie mit derlei Gedankengut auch nur das geringste zu tun.

    Ich weiß natürlich nicht, ob Du Dir bewusst bist, was Du hier eigentlich tust – nämlich all jenen Recht zu geben, die immer noch behaupten, Jüdische Wucherer und die Finanzwirtschaft wären identisch. Tut mir leid – aber in Teilen manifestiert der Artikel eben genau das. Er beginnt nachvollziehbar, erweist sich dann jedoch als Bärendienst.

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    • 25. Oktober 2011 14:40

      @Michael Pliwischkies
      Wenn Occupy-Demonstranten mit Leuten mit marschieren die mit „Zionists control Wallstreet“– Plakaten herumfuchteln, dann dürfen sie sich nicht wundern wenn ich ihnen Pierre-Joseph Proudhon, Silvio Gesell und Gottfried Feder dazu retuschiere. Das ist absolut legitim! Offenbar hast du den Artikel nicht richtig gelesen. Ich verurteile nicht die Kritik am Kapitalismus, sondern die verkürzte Kritik am Kapitalismus und belege beispielsweise an der Gründerkrise, dass dies nicht zum ersten Mal passiert. Außerdem versuche ich die Gründe der Krisen anzusprechen. Die Gründe der aktuellen Wirtschaftskrisen haben ursächlich nichts mit den Banken oder dem Finanzkapital zu tun, oder hast du etwa daran Zweifel?

      Ich verurteile die Unterscheidung in „gutes“ Produktionskapital und „böses“ Finanzkapital, wie es eben die „Occupy-Bewegung“ (wie auch ihre Vorläufer) macht. Ich weise darauf hin, dass für einige in der „Occupy-Bewegung“(sicherlich mehr in Europa als in den USA) wie zuvor für Gottfried Feder die „Jüdische Wucherer“ und die internationale Finanzwirtschaft identisch seien. Das ist natürlich nicht meine Meinung, kann diese strukturell antisemitischen Positionen bei Attac und der Occupy-Bewegung aber gerne mehrfach belegen.

      Die Gleichsetzung von Hochfinanz und Judentum (Zionisten) ist auf dem Plakat zu sehen. Du musst dich also bei diesen Demonstranten beschweren und nicht bei mir. Auf der offiziellen Internetseite von „Occupy“-Frankfurt kannst du von der „Profitgier einer Minderheit von Superreichen“ lesen. Auf dem Protest-Camp in Frankfurt orientierte sich der Redner Bernd Senf an der strukturell antisemitischen „Zinskritik“ des Silvio Gesell. In Frankfurt wurden Flyer mit Forderungen wie, „Dieses Land gehört uns, nicht den Plutokraten!“verteilt. Plutokraten war bekanntlich ein Kampfbegriff des Propagandaministers Joseph Goebbels.

      Der Überbringer von schlechten Nachrichten ist nicht für die schlechten Nachrichten verantwortlich. Zumindest sehe ich das so.

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      • 25. Oktober 2011 15:02

        Da kommen wir auf keinen gemeinsamen Nenner, fürchte ich. Deine Argumentation hinkt genau sowie die der von Dir gescholtenen. Sie eignet sich dazu, Befürworter zu finden, verhindert aber nur eine ergebnisoffene Diskussion, ist allenfalls Rechthaberei nach dem Motto: „Da sieht man es wieder…“. Das die Gleichsetzung auf dem Plakat zu sehen ist, sehe ich selbst. Das ist aber noch lange kein Grund, eine Bewegung von Menschen aufgrund dieser Vorfälle gleichzusetzen. Du folgst damit der Tradition derer, die auch alle Juden mit der Hochfinanz gleichgesetzt haben, die übrigens durchaus kritikwürdig ist. Nur ist Kritik nicht deswegen schlecht, weil auch aus „falschen“ Beweggründen kritisiert wird. Exakt so agierst du aber auch hier und das werfe ich deiner Kritik vor. Es existiert eine Profitgier und es existiert auch ein pervertiertes Zocken – z.B. mit Rohstoffen u. Lebensmitteln, was hinlänglich bekannt ist. Das sollte kritisiert werden, denn kein! System ist frei von Fehlentwicklungen – schon allein, weil es von Menschen und ihren Niederungen gesteuert wird. Du versuchst jedoch schon wieder, Denkverbote zu initiieren und bemerkst dabei nicht, dass Du damit auch denen schadest, an denen Dir doch so viel liegt.

        Und das ist eben genau das, was ich an deinen Argumentationen oftmals nicht verstehe.

        Übrigens verdrehst Du mal wieder die Realität. Der Begriff der Plutokratie ist ein in der Wissenschaft gebräuchlicher und der irre Goebbels aus dem Rheinischen hat ihn nicht erfunden, sondern lediglich missbraucht. Vermutlich hat er aber auch Worte wie „Brot“, „Butter“ und „Senfgurke“ benutzt. Wie willst Du beurteilen, aus welchen Beweggründen der Begriff der Plutokratie auf dem Plakat benutzt wurde? War es ein Antisemit, der sich an Goebbels erinnerte oder war es ein Volkswirtschaftler, ein Politikstudent, ein Altgrieche?

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      • 25. Oktober 2011 16:06

        Ich setze nicht alle Leute von Attac und der Occupy-Bewegung gleich. Sicherlich gibt es in diesen Bewegungen viele „verzweifelte und gute“ Menschen. Die gab es aber auch in den 1920er Jahren in den entsprechenden Bewegungen. In der katholischen Kirche gibt es auch sehr viele „gute“ Menschen, was nichts an der reaktionären Ideologie der katholischen Kirche ändert. Entscheidend ist immer die Ideologie die hinter diesen Forderungen steckt. Silvio Gesells Schwundgeld oder Proudhons Volksbank lösten keinerlei Probleme. Proudhon und Gesell und ihre heutigen Anhänger meinen, dass die Abschaffung des Zinses den Kapitalismus menschenfreundlicher machen würde und das stimmt halt so nicht. Es ist eine Illusion. Einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz gibt es nicht, wird es nie geben, weil die Gesetze des Kapitalismus es verhindern. Eine Transaktionssteuer bring Geld in die Staatskassen, das ist erst mal gut für den Staat wenn er es sinnvoll ausgeben würde, auch für die Menschen, mehr aber auch nicht.

        Um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, sollten zuvor einige Begriffe, Ideologien und geschichtliche Zusammenhänge geklärt werden:
        1. Stimmst du mir zu, dass die aktuelle Eurokrise und die Schuldenkrise nur sekundär mit den Banken zu tun haben, aber keineswegs ursächlich für die Krisen sind?
        2. Stimmst du mir zu, dass die aktuellen Wirtschaftskrisen mit dem Zusammenbruch von „Bretton Woods“ und einer Überakkumulation seit Ende der 1970er Jahre zu tun haben?
        3. Stimmst du mir zu, dass die Zinskritik von Proudhon und Gesell verkürzte Kapitalismuskritik, strukturell antisemitisch war?
        4. Was glaubst du wird geschehen, wenn es eine Transaktionssteuer in Europa geben sollte oder die Hedgefonds in Europa verboten werden würden?
        5. Stimmst du mir zu, wenn ich sage, nicht die Gier einzelner Menschen ist die Ursache kapitalistischen Gewinnstrebens, sondern das systemimmanente und -notwendige kapitalistische Gewinnstreben fördert Gier und bestraft Solidarität.

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      • 25. Oktober 2011 16:17

        1. Stimmst du mir zu, dass die aktuelle Eurokrise und die Schuldenkrise nur sekundär mit den Banken zu tun haben, aber keineswegs ursächlich für die Krisen sind?

        Das ist ein Henne/Ei-Problem. Die aktuelle Eurokrise hat etwas mit der Zins-Zinseszins-Wirtschaft und mit Menschen zu tun. Beides findet sich in Banken, bzw. in der Finanzwirtschaft (Ich weigere mich, sie Finanzindustrie zu nennen). Somit sehe ich die Finanzwirtschaft schon als ursächliches Problem an – jedenfalls in dieser Form und mit diesen Möglichkeiten.

        2. Stimmst du mir zu, dass die aktuellen Wirtschaftskrisen mit dem Zusammenbruch von „Bretton Woods“ und einer Überakkumulation seit Ende der 1970er Jahre zu tun haben?

        Dem Argument der Überakkumulation stimme ich zu – das ist kaum von der Hand zu weisen.

        3. Stimmst du mir zu, dass die Zinskritik von Proudhon und Gesell verkürzte Kapitalismuskritik, strukturell antisemitisch war?

        Das interessiert mich nicht in erster Linie, da sie nicht zeitgemäß und somit entkontextualisiert ist. Ich stelle mir eher die Frage, wie ich die Zins/Zinseszins-Problematik HEUTE kritisiere.

        4. Was glaubst du wird geschehen, wenn es eine Transaktionssteuer in Europa geben sollte oder die Hedgefonds in Europa verboten werden würden?

        Man wird versuchen, andere Möglichkeiten zu schaffen. Dennoch würde ich eine derartige Entscheidung für richtig halten. Es existiert imho keine andere Möglichkeit der Umkehr. Die Frage ist doch immer die nach der Alternative – also wie sähe Deine Alternative aus?

        5. Stimmst du mir zu, wenn ich sage, nicht die Gier einzelner Menschen ist die Ursache kapitalistischen Gewinnstrebens, sondern das systemimmanente und -notwendige kapitalistische Gewinnstreben fördert Gier und bestraft Solidarität.

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      • 25. Oktober 2011 17:56

        Ich möchte genau hier in der Diskussion anmerken, daß eine Kritik des aktuellen Standes der Gesellschaftsform ‚Kapitalismus‘ nicht am aktuellen Stand sich erheitern/empören kann, sondern die Kritik bloß kritisch bleibt, wenn sie nicht das System insgesamt blamiert. – Ob Occupy oder Attac: beides scheint mir keine Antizipation von etwas ganz Anderem, von einer blochschen Hoffnung!
        Das Herumdoktern an ‚Auswüchsen‘, an ‚Blasen‘, an ‚Profitgier‘, – an Moral also verhindert wahre und also destruktive Kritik. Eine ‚regressive‘, eingeschränkte, oft verschwörungstheoretisch unterlegte ‚Kritik‘ kann nie eine Ursache benennen, sondern ‚entzündet‘ sich an Wirkungen, an Symptomen. – Die Kritik dieses ‚unseres‘ Systems ist vorhanden (etwa in den Literaturhinweisen des Artikels), sie ist nur, ’nur‘, durch unaufgearbeitete Realgeschichte diskreditiert. Diskreditiert also durch interessierte bürgerliche ‚Wissenschaft‘, die das erzwungene und bekämpfte realsozialistische Zwangsexperiment zur ‚Hölle‘ erklärte, während vor dem ‚Eisernen Vorhang‘ der Himmel auf Erden sich tummelte. Das materiale Projekt der Aufklärung bleibt aber: Emanzipation, Befreiung (nicht ‚Freiheit‘) der Menschheit zur Gleichheit und dann erst der einzelnen nach ihren Fähigkeiten und Neigungen.
        Die Ideologie, ausgerechnet diesem Weltsystem Kapitalismus sei ein Rettungsschirm zu spannen, heißt für mich die gelungene Verwaltung der sog. freien Hirne. Fidelche hat es formuliert: Es wird nie einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz geben, und wer einen solchen Sozialismus propagierte (inner’kritisch‘ gegen die Sowjetunion), hat seiner Politik mit einer Tautologie selbst widersprochen. Ohne Wissen von einem Kalten Krieg. Nur gedankenblanke ‚Gutmenschen‘ können da von ‚Antlitz‘ faseln.
        Kurz (Kurz!): Am meisten stört mich an Kritik das dennoch Wohlmeinende dem Kritisierten gegenüber. Also die Bahnsteigkarte.

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        • 25. Oktober 2011 18:48

          Nachtrag an anderer Stelle:
          http://metropolenmond.de/node/343

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        • 25. Oktober 2011 19:28

          Wieder einmal wie immer ein lesenswerter Artikel auf dem Metropolenmond. „Europa, gut gemeint schlecht aufgebläht, droht aus den Fugen zu geraten.“ Ja, so ist es, und Deiner Beschreibung folge ich. – Ganz anders gehen durch Deinen Artikel verursacht meine Assoziationen: Griechenland, das Urland meiner Altphilologen und Philosophielehrer, das Land des Dreigestirns des Hirns, geht gerade mit Systemzwang aus den Fugen, also die europäische, die römische, die Pax-von-uns-aus-Aufklärungs-Welt. Aber nicht irgendwie, sondern ziemlich genau konnte jeder seit Generationen lesen/wissen, was die meisten nicht lesen/wissen wollen: in blauen Bänden oder dieser vertrackten ‚Dialektik der Aufklärung‘. – Es ist soweit gekommen. Es ist sogar vor knapp hundert Jahren, als meine Großeltern noch lebten, weiter gekommen als jemals ein normales Menschenhirn sich gedacht hat. Vielleicht sollte man für die heutigen Großreiche, die sich bekämpfen und auch innerimperiale Zwiste haben, mit Huntington und aber andersrum neue Benamungen erfinden. ‚Verwaltete Monostereotoren‘, ‚Exportohnebodenterritorien‘ o.s.ä. – Der Stier geht unter, und damit auch seine aufzuhebende Medaillenseite. Versäumt, alles (TWA, ND, S. 15)

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      • 25. Oktober 2011 21:51

        @Michael Pliwischkies

        Na dann gibt es wenigstens bei einigen Punkten Übereinstimmung.
        Zu1: Die Eurokrise ist eine Schuldenkrise. Was hat die Verschuldung Griechenlands mit den Banken zu tun? Sollen die Banken Geld verleihen ohne Zinsen zu verlangen? Der Exportüberschuss von Deutschland muss bezahlt werden. Wer soll ihn bezahlen?

        Zu3: Proudhons und Gesells Ansichten stehen eben im selben Kontext. Da hilft auch ein Ignorieren nichts.

        Bei der Frage 5 hast du die Antwort vergessen.

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        • 25. Oktober 2011 22:14

          Äh, Fidelche, weil Griechenland bei den Banken verschuldet ist und in welchem Maß. Da gibt es schon einen Zusammenhang. Zudem sind alle Krisen immer Schuldenkrisen.

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        • 25. Oktober 2011 22:37

          Michael, die Frage ist doch warum und wofür Griechenland Schulden gemacht hat. Nochmal, bist du der Meinung die Banken hätten das Geld ohne Zins verleihen sollen? Die Banken haben Staatsanleihen gekauft, in dem Glauben, dass Staaten nicht Pleite gehen können. Bei Staatsanleihen kann man sich keine goldene Nase verdienen, wie du vermutlich wissen wirst. Das ist alles schon klar, oder?

          So gut wie alle Staaten geben seit ca. 40 Jahren mehr Geld aus als sie haben. Alle Staaten haben seit 1975 mehr oder weniger eine keynesianische Politik betrieben. Haben die Steuern gesenkt, weniger eingenommen als sie ausgegeben haben. Sie haben sich massiv seit 40 Jahren mehr oder weniger verschuldet. Die Banken haben ursächlich sehr wenig mit der Schuldenkrise, der Eurokrise zu tun. Weil Griechenland die Staatsanleihen nicht zurückzahlen kann, besteht die Gefahr dass die entsprechenden Banken Pleite gehen. Wenn diese Banken Pleite gehen wird das vermutlich zu einer Kettenreaktion (Pensionsfonds, Versicherungen usw) führen, weil „Finanzkapital“ und „Produktionskapital“ eng verschmolzen ist. Die Frage ist, wer bezahlt die Zeche? Das werden vermutlich die Bürger sein, wie „Bürger Fro“ sagen würde. Der Kapitalismus steht wieder einmal am Abgrund, die Abstände der Krisen werden immer geringer und die Rettungsschirme immer größer. Währungspolitik ist Vertrauenssache und das Vertrauen wird immer weniger. Occupy, Merkel und Co. verordnen Beruhigungspillen, als ob die helfen wurden.

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        • 25. Oktober 2011 22:59

          Die Offenbarung Ebermanns und Tramperts nehme ich auch öfters aus dem Regal. Sah beide zuletzt vor gut einem Jahr im hiesigen Club Courage lesen. Dort treffen sich Leute, die man gerne treffen will. Die meisten haben sogar richtige Bücher gelesen, und getrunken wird so Veganerzeugs wie Herforder Pils oder Barre-Bräu. 😉 Freilich nach der Lesung beim vertiefenden Gespräch.

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        • 25. Oktober 2011 23:01

          Oh, Ausgangsthese siehe unten, Fidelche 22:06.

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      • 25. Oktober 2011 22:06

        @Rainer Kühn

        Mir ist heute Abend wieder einmal das Buch von Thomas Ebermann und Rainer Trampert, „Die Offenbahrung der Propheten“, mit dem überragenden Untertitel, „Über die Sanierung des Kapitalismus, die Verwandlung linker Theorie in Esoterik, Bocksgesänge und Zivilgesellschaft“ aus dem Jahre1995 in die Hände gefallen. Im Kapitel, „Vom bösen Geldkapital und vom Verhältnis des realen Reichtums zur Macht“ steht unter anderem:

        “…Soll der politischen Ökonomie mit der marxistischen Theorie etwas deshalb nicht mehr beizukommen sein, weil sie keine „Stigmatisierung“ des verzinsten Geldes in Relation zur unmittelbaren Ausbeutung zulässt? Dieser Verdacht drängt sich auf, wenn Karl Heinz Roth nicht nur das „Finanzkapital als Hauptakteur des Geschehens ausmacht, sondern es auch – als die schamloseste, mobilste, abstrakteste und somit am wenigstens greifbare Form des Kapitals“ – die „Kapitaleigentümer, die Lohnabhängigen und die Verwalter, bzw. Bezieher von sozialstaatlichen Transferleistungen zur Flucht nach vorn“ zwingen lässt. Begreift Roth dass er „schaffendes“ Kapital, Staat und Ausgebeutete zusammenschweißt, um die Volksgemeinschaft zur Flucht nach vorn zu treiben gegen den vermeintlichen Peiniger, dargestellt als nichtgreifbares Geld?“

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        • 25. Oktober 2011 22:16

          Für Hamasversteher und strukturelle Antisemiten sind Thomas Ebermann, Rainer Trampert und Robert Kurz auf jeden Fall „Antideutsche“. Wer die Nationalhymne nicht auswendig singen kann oder will, wer nicht mit Heiner Geissler und Bischof Marx konform sabbert, ist für Hamasversteher und strukturelle Antisemiten ein „Antideutscher“. So einfach war das jedenfalls für die Hamasversteher und die strukturellen Antisemiten einer typisch deutschen Berliner Zeitung.

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        • 25. Oktober 2011 22:27

          Jungs – merkt ihr eigentlich, dass Eure ewig gleichen Zuschreibungen sich wie struktureller Faschismus lesen?

          Es geht zu weit. Ich schreibe hier nichts mehr. Das wird langsam unerträglich.

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        • 25. Oktober 2011 22:43

          1. Du bleibst!
          2. Du schreibst!
          3. Hier
          4. Punkt

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        • 25. Oktober 2011 22:54

          Michael,
          mir gehen die ewig gleichen Zuschreibungen wie „du Antideutscher“ zu weit. Das fand und finde ich unerträglich.

          Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.

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        • 26. Oktober 2011 01:38

          Sorry Fidelche, aber ich werde mich nicht in diese Struktur einordnen. Wenn Du sie benötigst, um Deine Gedanken zu ordnen, sei Dir das unbenommen – ich bin da tolerant. Mir hingegen geht dieser Primitivismus einfach zu weit und ich ertrage ihn nicht – und zwar aus keiner Richtung.

          Es ist immer das gleiche. Es existitert ein Begriff und er wird gefüllt. Mir ist das zu billig und meiner unwürdig. Sorry.

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        • 26. Oktober 2011 06:35

          Michael: Punkt 🙂

          Habe Eure Diskussion mit Gewinn gelesen

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        • 26. Oktober 2011 09:46

          Micheal, deine Kommentare (25/10/2011 22:27 & 26/10/2011 01:38) kann ich nicht nachvollziehen, die Aussage „in keiner Richtung“ ist meiner Ansicht unglaubwürdig.

          Rahab bezeichnete mich neben vielen anderen Beleidigungen „Eichmann“ und „Dr. Mengele“. Darüber hast du nur geschmunzelt. Ebertus meinte bezüglich Rahabs Beleidigungen, sie habe mir „virtuell den kleinen Arsch versohlt“. Du hast geschwiegen. Als Kosok dich „minimal“ beleidigte wolltest du ihn anzeigen. Als ich dann später einmal zurückgeschlagen habe und Ebertus mit einer Redewendung von Rahab aus der Reserve locken wollte, was auch gelang, bist du ausgerastet und fandest meine Bemerkung unmöglich und stelltest mich auf eine Stufe mit Rahab und Ebert. Ich erkannte dabei zweierlei Maß. Du hast Ursache und Wirkung übersehen.

          Rahab schrieb am 20.02.2010 um 22:00 im „Freitag“: „dann bin ich eben strukturelle antisemitin. is mir immer noch lieber, als nen arsch-verkniffnen philosemiten zu geben!“ Dass Rahab eine lupenreine Antisemitn (EUMC) ist bestätigte sie in vielen Beiträgen im „Freitag“. Ebertus spricht wiederholt von einer „großen Lösung“ im Nahen Osten, vom „Apartheitsstaat Israel“ und von der „skurrilen Daseinsberechtigung Israels“. Im „Freitag „und in „Freitag 2.0“ war und ist die einzige Entgegnung der „Hamasversteher“ auf meine Vorwürfe: „Das ist ein Antideutscher“. Darüber regst du dich komischerweise nicht auf. Wenn aber Rahab, obwohl sie sich selbst so bezeichnet hier eine „strukturelle Antisemitin“ genannt wird, dann findest du das primitiv. Das ist mir unverständlich.

          Ich halte die Aussagen von Ebert, Rahab und Co. für primitiv. Die Ansichten dieser Leute sind mir zu billig und meiner unwürdig. Sorry. Es sei dir unbenommen dies anders zu sehen. Ich beschäftige mich aktuell nicht mehr mit diesen erkenntnisresistenten Leuten. Hier bei MI ist das Thema so gut wie durch, was an den letzten beiden Artikeln klar erkenntlich ist. Hin und wieder bestätigt eine Ausnahme diese Regel.

          Ich finde es schade wenn du durch deine Überreaktion hier nicht mehr schreiben willst und beispielsweise nicht mehr auf meinen Kommentar (25.10.2011 um 22:37 )in der Sache antwortest.
          Grüße fidelche

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      • 26. Oktober 2011 10:25

        @Michael Pliwischkies 25/10/2011 15:02
        Noch zur Plutokratie -in Wikipedia steht:

        „Im Nationalsozialismus war Plutokratie ein zur Kapitalismuskritik oft verwendeter Begriff. Insbesondere wurde er durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels häufig verwendet, um die britische und US-amerikanische Regierung zu kritisieren. Es wurde unterstellt, dass die reichen Kapitalisten ihren Einfluss insbesondere auf die Konservativen dazu benutzten, ihr eigenes Volk und die vom Britischen Empire beherrschten Völker der Dritten Welt wie Indien zu unterdrücken und ihren Einflussbereich auf das kontinentale Europa auszudehnen („Expansionismus“). Des weiteren diente der Begriff der Diffamierung des Judentums, dem unterstellt wurde, es habe durch große Kapitalkraft auch Einfluss auf die Politik (siehe auch „Weltjudentum“).
        Vor dem Hintergrund der Benutzung des Begriffs im Dritten Reich waren im deutschen Sprachraum auch linke Systemkritiker zurückhaltend mit der Verwendung dieses Begriffes, um nicht in den Verdacht einer Sympathie mit dem Nationalsozialismus zu geraten, verwendeten ihn gar nicht (Tabu) oder mit großer Vorsicht (siehe Political Correctness)“

        Wenn also in Frankfurt Flyer („Dieses Land gehört uns, nicht den Plutokraten!“) verteilt werden, es geht nicht um ein Plakat!, wenn in dieser Veranstaltung Silvio Gesells „Zinskritik“ das Thema ist, dann ist das nicht so harmlos wie du das hier gerne darstellen willst, dann wird schon belegt, dass Gottfried Feder, Silvio Gesell und Co. über der Veranstaltung „schwebten“.

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        • 26. Oktober 2011 12:14

          Sorry, aber auf derlei billige Tricks falle ich nicht herein.

          Wenn Du schon Wikipedia zitierst, dann zitiere vollständig und nutze nicht nur den Abschnitt, der gerade in Deine Argumentation passt. Auf der Wikipediaseite steht noch mehr, aber das überliest oder unterschlägst es natürlich geflissentlich, weil auf der Informationsbasis natürlich diese absolute Argumentation Deinerseits nicht möglich wäre.

          Fidelsche, was Du da treibst, ist unlauter.

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        • 26. Oktober 2011 13:19

          Michael, auch diesen Kommentar verstehe ich nicht. Ich habe auf die Wikipediaseite verlinkt. Wer will kann mit einem Mausklick den vollständigen Text nachlesen. Was mir entscheidend erschien, mindestens 60 Prozent des Wiki-Artikels habe ich zitiert. Es geht mir nicht alleine um das Wort „Plutokratie“, es geht um den Gesamtzusammenhang. Ich persönlich würde das Wort „Plutokratie“ nicht verwenden, weil es ein Kampfbegriff der Nazis gegen das jüdische Finanzkapital war. Diesen Begriff mit „Brot“, „Butter“ oder „Senfgurke“ zu vergleichen halte ich für unlauter. Es war nicht nur ein „Plutokratie“-Plakat das in Frankfurt gesehen wurde, es wurden entsprechende Flyer verteilt, auch das sind für mich zwei Paar Schuhe. „Plutokratie“, „Silvio Gesell“, die Trennung von „gutem“ Produktionskapital und „bösem“ Finanzkapital sind eben Begriffe die entscheidend sind, für das Thema verkürzte Kapitalismuskritik. Ich halte es für legitim darauf aufmerksam zu machen.

          Eine Frage: Gibt es für dich überhaupt so etwas wie verkürzte, regressive Kapitalismuskritik? Wenn ja, wie sieht die aus? Uwe Theel kannte damals im „Freitag“ diesen Begriff nicht.

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        • 26. Oktober 2011 13:47

          Ich möchte hier noch mal an eine Bedingung des Denkens ’nach Weltuntergang, nach dem Zivilisationsbruch‘ erinnern, nämlich daß alle Begriffe, alle Worte vernichtet sind, auch Brot oder Salz.
          Die Einvernahme und Umprägung von Begriffen wie Plutokratie kann aber nicht dazu führen, die Bedeutungswendung der Nazis nun ahistorisch für alle Zeiten festzuschreiben. Es muß immer wieder der aktuelle Gebrauch von Sprache interpretiert werden, (weil die kategoriale Veränderung der Welt noch aussteht). Ja, ja.
          Der Wikipedia-Artikel erläutert sozusagen Ursprung, Gebrauch und Mißbrauch eines alten Begriffs Politischer Philosophie. Zu sprengen, – nein: aufzuheben wäre das ganze Begriffssystem, das aus dem Unheil nicht mehr herauskommt. Alles ist überstaubt vom Fortwesen des Unwesens.

          Zur Occupy-Bewegung stehen übrigens bei http://www.janseghers.de/ am 25. und 19. Oktober interessante Beobachtungen. Ich werde darauf noch zurückkommen.

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        • 26. Oktober 2011 17:22

          An dem, was Jan Seghers da schreibt, Rainer, ist schon was dran, ja. Und grundsätzlich muß ich hier einmal sagen — auch wenn Du mich dafür nun schelten wirst — daß mir eine optimistische Sichtweise besser gefällt als eine pessimistische: Schon deshalb war und ist der älteste Vorwurf an die »Frankfurter«, sie würden nur ihren Pessimismus abliterarisieren, so ganz falsch, denn Negation, also Ablehnung und Abweisung des Falschen, ist optimistisch, weil sie zum Besseren drängt.

          Was mich gleichwohl an den Okkupanten stört ist, daß sie sich jede wirkliche Kritik an den Verhältnissen tatsächlich sparen und nur ihre Unzufriedenheit rationalisieren: Der Kapitalismus krankt weder am Zins noch an falschen Protagonisten und sein Mangel ist auch nicht seine »schlechte« Verwirklichung, die gar nicht sein müsste, wenn sie nur in richtige Bahnen gelenkt würde, und mit etwas mehr Regulierung und Augenmaß beim Ausbeuten ist es auch nicht getan.

          Die Okkupanten fordern aber gar kein Abschaffung von irgendwas, sondern im Gegenteil die Einführung — nämlich des guten, wahren und schönen Regierens und also Herrschens.

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        • 26. Oktober 2011 17:46

          Mittlerweile sehe ich den Begriff der „verkürzten regressiven Kapitalismuskritik“ hier als eine Art Totschlagargument, mit dem sich – im Verbund mit dem Antisemitismusvorwurf – fast jede Diskussion zugunsten der hier bevorzugten Vorurteile abwürgen lässt. Ich will keineswegs alten Wein in neuen Schläuchen, aber ich möchte diskutieren, ohne dass ein Wort oder ein Teilkonzept gleichbedeutend mit einer Tretmine ist, nur, weil es einmal missbräuchlich genutzt wurde. So erreicht man nur Rückschritt, allenfalls Stagnation – aber man findet sicher nicht zu neuen zeitgemäßen Lösungen.

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        • 27. Oktober 2011 00:24

          Rainer, ich habe soeben den Text von Jan Seghers gelesen.

          Er schreibt: „So nennt sich die Bewegung zwar nicht links, kann aber kaum anders genannt werden – wenn auch in einem recht vagen Sinne.“ Ich bin mir nicht sicher ob die „Occupy-Bewegung“ links ist. Das alte Thema: Was ist denn heute links? Heute habe ich mir die entsprechenden Texte bei Reflexion-Blogsport angesehen. Ich schrieb heute bei Reflexion:“Nicht jede Kritik am Kapitalismus ist emanzipatorisch, wie das 25-Punkte-Programm der NSDAP gezeigt hat.“ Wer sich die Filme und die Texte bei Reflexion über die Occupy-Bewegung ansieht, weiß was ich meine.

          Im Sinne von J-AP, akzeptiere ich es durchaus eine optimistische Sichtweise auf eine neue Bewegung wie nun eben „Occupy“ zu haben. Ich sehe nur sehr wenige Ansatzpunkte dafür, wenn ich mir die Aussagen von Jürgen Elsässer, Bernd Senf, Michael Vogt usw. auf den Seiten von „Occupy“ Frankfurt ansehe. Mir sind zu viele Querfont-Leute in dieser Bewegung, als dass ich mich für sie begeistern könnte.

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        • 27. Oktober 2011 06:16

          mir kam beim lesen von seghers text genau da „irgendwie links“ in den sinn….

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        • 27. Oktober 2011 13:18

          Der praktische Optimismus, überhaupt etwas zu tun, wird ja zurecht schon vom theoretischen Pessimismus gedeckelt, nach diesem berühmten Horkheimerspruch. Oder mit Marx gesagt: Die Altlast Geschichte wird mitgeschleppt, müßte aber aufgehoben werden. – Insofern verstehe ich jeden Zweifel an der Dignität der Occupy-Bewegung, weshalb aber auch genau dort negative oder blamierende Kritik ihren positiven, aufhebenden Charakter behalten muß statt von außen draufgesetzt zu werden. Die Kritik muß ‚die Leute mitnehmen‘, wo sie in der Schwundstufe Uni oder Lebenswelt (Habermas) stehen. Das ‚Irgendwie‘ (Genau! Hibouh) muß zur konkreten Frage werden: WO ist die Kokusnuß? Wo ist die Kokusnuß? WAS hat sie geklaut? –
          Btw: Übrigens beschäftigt sich Gremliza in der November-Konkret mit der Sache. Freilich altmodisch offline.

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        • 27. Oktober 2011 14:05

          Jan Seghers (Matthias Altenburg) schreibt über Occupy am 25. Oktober 2011 „Ausgeschlossen werden von den Aktivisten lediglich rassistische, nationalistische, antisemitische, sexistische und homophobe Inhalte.“

          Die Frage für mich wäre nun was für Altenburg und/oder Occupy antisemitische Inhalte sind. Sind beispielsweise Leute die Israel einen Apartheidstaat nennen, die Boykottaufrufe gegen Israel fordern oder sich selbst strukturelle Antisemitin nennen für Occupy und Matthias Altenburg Antisemiten? Vielleicht werde ich ihn demnächst mal fragen.

          Rainer Kühn hat natürlich recht wenn er vom „praktischen Optimismus“ schreibt und noch richtiger: „Wo ist die Kokusnuß? WAS hat sie geklaut? Das unterschreibe ich sofort. Soeben ist meine Konkret eingetroffen. Jetzt lese ich mal was Hermann mit „Occupying Depression“ meint.

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  3. 25. Oktober 2011 17:09

    Ivo Bozic im Interview mit Andrei S. Markovits:
    Inwiefern transportiert eine Argumentation, die sich derart auf die »Macht der Banken« und der Banker kapriziert, eine verkürzte Kapitalismuskritik und damit indirekt ein antiamerikanisches und antisemitisches Ressentiment?

    Das ist in Amerika zum Glück anders als in Europa. Es stimmt natürlich, dass diese Kritik furchtbar verkürzt ist, aber in Amerika werden Banker nicht mit Juden assoziiert. Die Banken waren nie jüdisch und waren im Gegenteil sogar lange Zeit sehr antisemitisch. Anders als in Europa, wo Geld immer etwas Übles war. Der Klerus und die Adeligen haben das Geld nicht berührt, das haben die Juden für beide machen müssen. In Amerika hingegen war Geld nie etwas moralisch Verwerfliches, was uns die antiamerikanischen Europäer auch stets vorwerfen. Juden werden hier mit Hollywood, mit Journalismus, Medizin, Jura, mit Wissenschaft, mit Nobelpreisen, aber nicht mit Banken assoziiert. Insofern ist diese Bewegung auch nicht antisemitisch. Ihre verkürzte Kritik führt eher zu lustigen Fehlern der Choreographie. Zum Beispiel haben sie die Brooklyn Bridge besetzt, um symbolisch den Zugang zur Wallstreet zu blockieren. Das ist absurd, weil jeder weiß, dass die Entscheidungsträger, die an der Wallstreet arbeiten, niemals nach Brooklyn ziehen würden, die fahren nach Norden in die schönen Suburbs oder fliegen nach Paris.

    http://snipurl.com/2cb0yw

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  4. Uwe Kreisel permalink
    26. Oktober 2011 12:19

    Ich stehe zwischen den Stühlen. Einerseits finde ich Protest grundsätzlich gut, andererseits lockt diese diffuse Occupy-Protestbewegung sehr viele dubiose Gestalten an. Ein Fred Alan Medforth spricht sogar vom einer „Reichskristallnacht“ in Melburne. Das halte ich für völlig daneben, andererseits wird mir unwohl wenn ich diese Bilder sehe.

    Die Occupy-Bewegung probt die Reichskristallnacht und die deutsche Schweinepresse ist vor Freude aus dem Häuschen

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  5. 26. Oktober 2011 18:39

    Ich will mal den Dissens der bisherigen Diskussion zusammenfassen und dann zur Occupy was sagen, zu Empörung und Kritik, deren Zusammenhalt und Unterschied. Also.
    Michael Pliwischkies: „Nur ist Kritik nicht deswegen schlecht, weil auch aus ‚falschen‘ Beweggründen kritisiert wird. Exakt so agierst du aber.“
    Fidelche: „Ich verurteile die Unterscheidung in ‚gutes‘ Produktionskapital und ‚böses‘ Finanzkapital, wie es eben die Occupy-Bewegung (wie auch ihre Vorläufer) macht.“
    Michael Pliwischkies: „Das ist aber noch lange kein Grund, eine ganze Bewegung von Menschen aufgrund dieser (einzelnen antisemitischen) Vorfälle gleichzusetzen.“
    Fidelche: „Entscheidend ist immer die Ideologie die hinter diesen Forderungen steckt. – Einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz gibt es nicht, wird es nie geben, weil die Gesetze des Kapitalismus es verhindern.“
    Rainer Kühn: „Stimme ich zu? Ja! Beiden.
    Falsche Fehler, zu hinterfragende Beweggründe und Politik als Soziales Event: Das gibt es alles. Und warum auch nicht? Es wird immerhin vielfältig auf Kritikwürdiges gezeigt.
    Aber wer ab zwanzig nicht die allumfassende Ideologie konsequent und konstant abstreifen will, wird mit vierzig auch noch mit dem Maß des Lamborghini Gallardo den Audi A2 messen (eh ein einziger Konzern), also die Autowelt wie eine gegebene sein lassen. Auch vor der Garage herrscht bekanntlich der unveränderliche Wahn (vgl. Gerhard Polt).
    Fidelche schreibt in seinem Artikel, alle liebten die Occupy-Bewegung, ein Protest, den alle lieb hätten, täte aber nicht weh. – Das ist theoretisch richtig, aber es gibt häufig auch Beifall von der falschen Seite (auch als Taktik der Eindämmung und Integration), und ein bunter Antikapitalismus der Bewegung ist erst einmal nicht von der Hand zu weisen und keineswegs geradlinig auf eine regressive Kapitalismuskritik zurückzuführen. Da der Artikel auch gar nicht auf die neue Bewegung zurückkommt, ist sie nur der Teaser für die weiteren Ausführungen.
    Im Tagebuch mit Toten auf http://www.janseghers.de/ steht plausibel: „Die Offenheit der Bewegung ist keine taktische, sondern eine faktische. Ausgeschlossen werden von den Aktivisten lediglich rassistische, nationalistische, antisemitische, sexistische und homophobe Inhalte. So nennt sich die Bewegung zwar nicht links, kann aber kaum anders genannt werden – wenn auch in einem recht vagen Sinne.“ Und auch die formulierten Zweifel sind plausibel: „Die Occupy-Bewegung ist so bunt, so offen, dass in ihr jede Dummheit zu Wort kommen kann und auch zu Wort kommt. Anstatt nun korrigierend einzugreifen, nehmen einige linke Kritiker solche Dummheiten zum Anlass, sich wortreich zu distanzieren.“
    Kurz: Man muß auch ausprobieren (lassen)! Denn Probieren ist gleich Studieren!
    P.S.: Der Arabische Frühling scheint jetzt schon zu verwelken; wann wird die Buntheit der Occupy-Bewegung zur blassen Protestchronik?
    Empört Euch, die Okkupanten sind bunt!
    Seid realistisch, fordert die unmögliche Kritik!

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  6. 26. Oktober 2011 19:03

    Vermutlich jede Bewegung hat irgendwann diffus angefangen und seltsame Vögel haben sich ihr angeschlossen. Das dies bei den Okkupaiern auch so ist, darf also nicht verwundern. Tatsache aber, die Mut macht, ist, daß die Eigentumsfrage, die ja eine Entscheidende ist, endlich wieder mal gestellt wird. – Und deshalb werde ich diese Bewegung mit Sympathie beobachten und hoffe, daß sie zu uns rüberschwappt und Geissler, Bischöfe &Co dabei die seltsamen Vögel sind. Die Vergesellschaftung von Banken und Schlüsselindustrien muß Thema werden.

    @ Rainer: Einen arabischen Frühling hat es nie gegeben, allenfalls haben aufgeklärte Menschen dort sich an Tyrannenstürzen beteiligt. Und nun wird die „milde Scharia“ in Tunesien und anderswo als Verfassung eingeführt. Der Islam wechselt nur seine Führungskräfte aus und modernisiert sich bescheiden. Die aufgeklärten Menschen dort werden jetzt nicht mehr gebraucht und dürfen als Feigenblatt am Schariabaum hängen.

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    • 26. Oktober 2011 19:34

      ,,, und Geissler, Bischöfe &Co dabei die seltsamen Vögel sind. 😉

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    • 27. Oktober 2011 14:40

      Hermanitou, da hätte ich nichts dagegen wenn die Vergesellschaftung von Banken UND Schlüsselindustrien ein Thema wird. Was du über den „Arabischen Frühling“ schreibst unterschreibe ich vollständig.

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      • 27. Oktober 2011 20:43

        @fidelche
        Ganz genau so ist es richtig. Vergesellschaftung von Banken und Schlüsselindustrien, das Eine macht ohne das Andere ja gar keinen Sinn:-)

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  7. 26. Oktober 2011 19:09

    Und hier noch ein wunderbar amüsanter Artikel zu Ockupai:

    http://www.verquer.org/187-occupy

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  8. Louis Levy permalink
    26. Oktober 2011 19:14

    „…Nicht die Gier einzelner Menschen ist die Ursache kapitalistischen Gewinnstrebens, sondern das systemimmanente und -notwendige kapitalistische Gewinnstreben fördert Gier und bestraft Solidarität.“

    Allein dieser Satz von Lothar Galow-Bergemann erklärt nicht nur grundsätzlich den Kapitalismus, sondern zeigt auch deutlich, dass die heutige Anklage der Menschen in der Finanzbranche ziemlich fehl geht. Aber ist ein Spiel in dem nur für wenige Mitspieler schärfere Regeln gelten nicht ungerecht? Meint man wirklich das Spiel „Kapitalismus“ mit der Einführung „schärferer Spielregeln“ für einen kleinen Kreis von Mitspielern retten zu können?

    Einzige „Kritik“ am vortrefflichen Blog: Den Protest haben a) nicht ALLE lieb und b) könnte er dem Kreis der Beschuldigten auch „wehtun“.

    Ohne die 1% verteidigen zu wollen, muss festgestellt werden, dass die vermeintlichen Alleinschuldigen auch nur im Rahmen kapitalistischer Gesetzmäßigkeiten agieren, und das wird im Artikel schön gezeigt.

    lg LL

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  9. 27. Oktober 2011 11:45

    Ich finde es übrigens beruhigend und interessant, dass diese Bewegung ein derartiger Tummelplatz ist. Nur so ist sie repräsentativ und bietet sich und anderen die Möglichkeit, sich neu zu verorten. Die Bürger dieses Landes beginnen in ihrem Denken und Empfinden eben nicht bei vorgefertigten Parolen, sind sehr verschieden, manchmal auch verirrt. Die Occupy-Bewegung bietet nun die Möglichkeit, möglichst viele Meinungen zusammen zu bringen und so einen Findungsprozess zu ermöglichen und sie bietet dabei einen breiten Querschnitt. Natürlich kommt es dabei auch zu nicht nachvollziehbaren oder törichten Forderungen – aber so sind Menschen nun mal. Insgesamt betrachte ich das, was geschieht, aber als positiv, weil es ein offener Wettbewerb der Meinungen ist.

    Das hier gezielt fast ausschließlich nach rechtspopulistischen Spurenelementen gesucht wird, um damit alle Teilnehmer zu diskreditieren, spricht übrigens wieder Bände, zumal die dahinterliegende Argumentation aus meiner Sicht sehr eng ist, über einen globalen Ausschluss funktioniert, der einer verheerenden Systematik folgt. Freies Denken geht anders.

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    • 27. Oktober 2011 13:25

      Mich beunruhigen dagegen viele dieser Meinungen der Occupy-Bewegung.

      Wenn ich irgendwo ein Problem oder Missstände sehe, versuche ich das Problem erst zu analysieren und sehe mir dabei auch die falschen, folgenreichen Fehleranalysen der Vergangenheit an. Das halte ich für geboten und völlig legitim. Für Juden hatten beispielsweise die falschen Fehleranalysen von Proudhon, Gesell und Co. Folgen. Von daher halte ich verkürzte Kapitalismuskritik auch für gefährlich.

      Die rechtsesoterische Bürgerrechtsbewegung BüSo beispielsweise fordert seit Jahren ähnliche Dinge wie die „Occupy-Bewegung“. Nach eigenen Aussagen von Occupy sind unter den Protestzeltern vor der EZB viele Zeitgeist-Anhänger.

      Wenn sich die Occupy-Bewegung von ihrem Sündenbockdenken gegen das Finanzkapital lösen würde, eine handfeste Analyse des Kapitalismus präsentieren würde, also die Gesamtzusammenhänge im kapitalistischen System benennen würde, sähe die Sache anders aus. Mit Denkverboten hat meine Kritik an verkürzter Kapitalismuskritik nicht zu tun. Das Gegenteil ist der Fall, ich bin für eine Diskussion. Samuel Salzborn schreibt heute in der Jüdischen Allgemeinen: “Wer also Kapitalismuskritik als Finanzkapitalkritik formuliert, hat die Denklogik des Antisemitismus bereits internalisiert – und das möglicherweise sogar, ohne es zu wissen“

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    • 27. Oktober 2011 14:37

      Nun bin ich einmal durch einige Seiten der Occupyworld gelaufen und vom Blättern noch ganz benommen. Abgesehen von den Zielen – meist positiv formuliert, was man tun will, nicht als Kritik, wogegen man ist -, die man auf jeder großen Präsenz findet: Soviel Jugendbewegung war nie! Und gewandert ist sie auch: vom Campus zum Camp. Ich zitierte aus Facebookcamps:

      Ich habe 50 10euro scheine markiert

      unsere kinder haben auch einen heidenspass endlich geldscheine bemalen zu dürfen… (freiwillig & weil sie es verstehen!)

      Wir zeigen uns solidarisch mit den weltweiten ‚Occupy‘ Bewegungen. Die herrschenden Mächte arbeiten zum Vorteil einiger Weniger und sie ignorieren den Willen der überwiegenden Mehrheit. Diese untragbare Situation muss ein Ende haben. Vereinigt in einer Stimme werden wir den Politikern und der Finanzelite, denen sie dienen, sagen, dass es an uns, den Bürgern, ist, über unsere Zukunft zu entscheiden …

      Am kommenden SONNTAG, 23. OKTOBER um 16:00h findet auf Wunsch und Initiative von Teilnehmern des Osnabrücker Aktionstages (15. Oktober) ein Interessierten-Treffen und Demoteilnehmer-Wiedersehen im Big Buttinsky in der Filmpassage an der Johannisstraße 112 statt. Wir haben dort drei Stunden Zeit bis 19:00h, bis dann der Soundcheck für Yordan Orchestra anliegt, die an dem Abend im Vorprogramm der Sonntags-Karaoke spielen. Hintergrund: Nach der abschließenden Kundgebung des Demozugs am Samstag kam bei vielen der Wunsch auf, Kontakt zu halten, sich auszutauschen, kennen zu lernen, weitere Ideen zu entwickeln, Arbeitsgruppen zu bilden usw.

      ganz besonderen dank an den protokoll-führer (en protokoll macht ja keiner wirklich gerne 😉

      Am Samstag trafen sich zum zweiten Mal in Köln mehr als 1.000 Menschen, um gemeinsam gegen die Macht der Banken und für ein reguliertes Finanzsystem zu demonstrieren.

      Hamburg hat ein Occupy-Maskottchen …

      ZUR INFO: Sven hat mich gebeten, seinen Beitrag als Notiz für ihn zu posten, damit er besser lesbar ist. Inhaltlich beziehe ich damit keine Position. (Statement zu ZEITGEIST)

      Auf Wunsch einiger Nutzer stelle ich einen Artikel der taz zur Zeitgeist-Bewegung zur Diskussion. ACHTUNG: Ich bitte um einen sachlichen und fairen Austausch. Ich werde die Diskussion nicht moderieren. Sollte sie jedoch eskalieren, werde ich einen Screenshot von ihr machen und dann löschen.

      Dankesehr. Mehr wollte ich mit diesem Statement auch nicht erreichen. Diskutieren kann man immernoch, wenn die Möglichkeit besteht etwas neues aufzubauen! Bis dahin haben wir alle dasselbe Ziel: Etwas neues 🙂

      bin ich der einzige, dem aufgefallen ist daß im vergleich zur zeit, selbst zum handelsblatt und ksta, die taz bislang nicht mit wirklich konstrultiven beiträgen zu occupy aufgefallen ist?

      Hallo da draussen. Teilt diese Seite, füllt sie mit Inhalt und Leben. Zeigt das WIR leben und das wir 99% sind. 99% denen das System so nicht gefällt und 99% die dafür aufstehen und friedlich kommentieren, argumentieren und demonstrieren. WIR sind keine politische Gruppierung.

      Die Sitzblokaden müssen wir eh noch üben. Das muss ruckzuck wie in der Schule gehen: „Sechs-setzen“.

      Was, wo ist „Oberhausen“?

      Letzteren fand ist dann den besten Kommentar.
      Zu ZEITGEIST und Occupy hat Popkontext im – na! – Freitag gebloggt.

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  10. 27. Oktober 2011 14:43

    Nach beißender Kritik an Hunger, Slums, Nestle, Oetker, Pharmakonzernen, Prada, Chanel, der Automobilindustrie und der Rüstungsindustrie schreibt Hermann L. Gremliza in Konkret 11/2011 in „Occupying Depression“:

    „….. Kritik der politischen Ökonomie, Programme, Strategien? Radikales Denken ist ausgerottet vom antikommunistischen Furor der Propagandakompanie, im Volksmund als „ die Medien“ bekannt. Unter ihrem Regime haben Chancen nur noch die Bespaßer. (…)

    In Deutschland, dem Kolonialreich der dritten Generation, finden es irgendwie alle geil, dass den Grünen, diese Farce auf die Tragik der Arbeiterbewegung, die Piraten als Klamotte folgen. Auf das größte Wohlwollen aber treffen die Rebellen aller Glaubensrichtungen, die zwischen Hudson und Oder unter der Parole „Occupy“ gegen die „Auswüchse des Kapitalismus“ protestieren, unterstützt von Attac, Piraten, Grünen, DGB, Fußkranken der Neuen Sozialen Bewegungen und einer Linkspartei, deren Vorsitzender Klaus Ernst Anschluss sucht und den Auflauf einen „Aufstand der Anständigen“ gegen die „Diktatur der Banken“ nennt. Eine Springer-Zeitung hat sich eine Archetypen aus der bunten Schar gegriffen, den „Occupy-Unterstützer Thomas Andreas Heinz, 43, Heilpraktiker, Yoga-Lehrer, Callcenter-Mitarbeiter, Selbstständiger“- „Das Einkommen stimmt“, sagt er -, der das ideelle Gesamtbekenntnis der Bewegung ablegt: “ In der Gruppe fühle ich mich ganz stark geborgen.“ Das ist schön für ihn und die anderen, und es schadet nicht, triebe solches Gerede die allgemeine Verblödung durch das tägliche Talkshowbusiness nicht noch weiter voran.“

    Am Ende der Kolumne nachdem der SPD-Parteisoldat Günter Grass zitiert wird, der mutig von Systemwechsel spricht, schreibt Gremliza: “Solange ich mit solchen Gemütsaufhellern gedopt werde, mit Sätzen, in denen das kapitalistische System sich gerade selbst umbringt, wenn wir Sozialdemokraten es nicht aufbrechen und unserer Tradition (von Noske bis Schmidt) mutig folgende grundsätzliche Veränderungen vermutlich zu einem Kapitalismus mit menschlichem Antlitz, und so weiter, komm‘ wenigsten ich vor Lachen nicht zu meiner wohlverdienten Depression.

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    • 27. Oktober 2011 16:10

      Die Campfer. Ein Dialog

      Loriotiker: Wo campen sie denn? Wo campen sie denn?
      Propagandist: Bei uns, vorne und hinten im Blätterwald.

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    • 28. Oktober 2011 12:28

      Gestern erschien Konkret 11/2011. Für die Dezember-Konkret wird ein Streitgespräch „NO WAY OUT?“ mit Thomas Ebermann, Hermann L. Gremliza, Michael Heinrich, Robert Kurz und Joseph Vogl angekündigt. Bis auf Joseph Vogl wurden alle Akteure bereits in diesem Blog angesprochen. Siehe Artikel, Quellen und Kommentare.

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    • 29. Oktober 2011 01:01

      hasta la victoria siempre

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      • 29. Oktober 2011 10:12

        Haarp, Erdbebenwaffen, NWO, Handys, Bilderberger, Chemtrails …

        Die spinnen, die „weiblichen Göttlichen“!

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    • 30. Oktober 2011 21:48

      Michael Heinrich, Teilnehmer des „Konkret-Streitgespräches“, schreibt in seiner „Kritik der politischen Ökonomie“ in Kapitel 8.1 – Zinstragendes Kapital, Zins und Unternehmergewinn-Vollendung des Kapitalfetischs: “Das Besondere am zinstragenden Kapital ist nicht der Zins- dieser ist nur ein besonderer Ausdruck der Kapitalverwertung-, sondern die scheinbar unvermittelte Form dieser Verwertung, wie sie in der Formel G – G’ ausgedrückt wird: Das Geld selbst scheint sich von ganz alleine zu vermehren. Marx bezeichnet das zinstragende Kapital daher als die „fetischartigste Form“ (MEW 25, S.404) des Kapitalverhältnisses (vgl. zum Kapitalfetisch, wie er aus dem kapitalistischen Produktionsprozess hervorgeht, Kapitel 5.3), denn:

      „Das gesellschaftliche Verhältnis ist vollendet als Verhältnis eines Dings, des Geldes zu sich selbst. (…) Es wird ganz so Eigenschaft des Geldes, Wer zu schaffen, Zins abzuwerfen, wie die eines Birnbaums, Birnen zu tragen.“ (MEW 25 S. 405).

      An diese „fetischartigste Form“ des Kapitalverhältnisses schließen historisch eine Reihe von verkürzten Kapitalkritikern an, die alle darauf hinauslaufen, nicht das Kapitalverhältnis selbst zu kritisieren, sondern nur die Existenz des Zinses. Also den Zusammenhang zwischen Zins und Kapitalverhältnis auszublenden. Die Zinsnahme wurde einerseits dem „produktiven“ Kapitalverhältnis gegenübergestellt und moralisch kritisiert, als Einkommen, das nicht auf eigener Leistung beruhe. Andererseits wurde die Existenz des Zinses zur Ursache aller gesellschaftlichen Übel erklärt: Die Gesellschaft werde direkt oder indirekt geknechtet, nur um letzen Endes den Geldbesitzern Zins zahlen zu können.“

      Im Kapitel 10.2 „Exkurs zum Antisemitismus“ schreibt Heinrich:“Mit der insbesondere vom Nationalsozialismus gepredigten Entgegensetzung von „schaffendem“ (nicht-jüdischen) und „raffendem“ (jüdischem) Kapital, wobei letzteres das erste mittels Banken und Börse im Würgegriff habe, wird der Gegensatz von im Geld verselbstständigtem Wert und konkreter Arbeit auf die Ebene des Gesamtprozesses kapitalistischer Reproduktion verschoben. Es ist der Kapitalfetisch, der hier personalisisert wird- In Kapitel 8.1 wurde gezeigt wie der Zins als anscheinend originäre Frucht de Kapitals den Unternehmergewinn zur Frucht unternehmerischer Arbeit macht und damit die fungierenden Kapitalisten auf eine besondere Kategorie von Arbeitern reduziert. Auf diesem Schein baut die Personalisierung auf, um die es hier geht. Die Trennung von Zins und Unternehmergewinn wird nicht in Frage gestellt, sondern die Mysteriöse Kraft des Kapitals, den Zins hervorzubringen: Es sind jetzt „die Juden“, die die wirklich Arbeitenden, ob nun Unternehmer oder Arbeiter, in „Zinsknechtschaft“ halten und als Nicht-Arbeiter selbst nichts anderes als „Schmarotzer“ sind.“

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      • 30. Oktober 2011 23:41

        OT:
        Durch wohl zu lange Lektüre des PARTEIorgans assoziierte ich bei Marxens Birnen sogleich, daß ebensolche „Früchte“ weiterhin Kanzler/in wurden und blieben. Die Literaturwissenschaft spricht von Fall’obst’höhe, die noch nicht endgültig erreicht ist.

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  11. 28. Oktober 2011 16:39
    • 28. Oktober 2011 16:40

      Oder so:

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      • 28. Oktober 2011 18:47

        Das einzige, was mich beim Schock der Bildschirmrealisierung Deines Links geschockt hat, waren die Farben, die drei, die drei dummen.

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        • 28. Oktober 2011 18:53

          Deshalb habe ich ja extra z’fleiß den Leerkommentar davor gesetzt: Zur Beruhigung. 😉

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      • 28. Oktober 2011 19:07

        Wir in der Redaktion rätseln nun schon seit über zwei Stunden wer denn der kreative Macher dieser „Occupy Germany Fotomontage“ sein könnte.

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        • 28. Oktober 2011 19:18

          Ich war’s leider nicht, denn ich bin zum zeichnerischen Montieren viel zu blöd — ohne Witz & Spruch.

          Habe das Bild jedenfalls so, wie es da ist, dieser tage irgendwo aus dem Netz gezogen.

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    • 28. Oktober 2011 18:51

      Was soll das sein? Ein verschossener Elfmeter? – Man sagt korrekt: Strafstoß. – In der Hall of Fame: Best Posting ever.

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      • 28. Oktober 2011 18:54

        Hölle: sollte an 16:39 j-ap anschließen …

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        • 28. Oktober 2011 18:59

          Beruhigt, Ruhe, Standardsituation – : heute kam ich am Kleingärtnerverein „Stiller Frieden“ vorbei. Rasen könnt ich, Rasen mähen. Und überhaupt!

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  12. 28. Oktober 2011 22:43

    Popkontext (i.e. Barbara Mürdter, Soziologin, Anglistin M.A., Freie Journalistin, Bloggerin, DJ, Fotografin – Kultur, Medien, Politik, popkontext.de) schreibt in ihrem Leserblog des Freitag:
    Wer nach allen Seiten offen ist, ist nicht ganz dicht, heißt es landläufig. Diese Erfahrung wird auch gerade in der Occupy-Bewegung gemacht, die sich mit einer tendenziell sehr begrüßenswerten Offenheit an alle Kritiker/innen des gegenwärtigen Systems wandte, Teil von ihr zu sein. Nun macht sich die Erkenntnis immer mehr breit, dass man doch gewisse Abgrenzungen vornehmen muss, um nicht von einzelnen Gruppen vereinnahmt zu werden, die sich diese Teils bewusste, vielfach allerdings unbewusste politische Naivität zunutze machen, um die junge Bewegung für sich zu instrumentalisieren oder gleich ganz unter den Nagel zu reissen. […]
    Jetzt verdichten sich die Hinweise darauf, dass die aus den USA stammende Zeitgeist-Bewegung systematisch versucht, die Occupy-Bewegung in Deutschland und Österreich zu unterwandern. […]
    Sollte sich der derzeit noch anonyme und über Indizien belegte Vorwurf, die Zeitgeist-Bewegung habe gezielt die Occupy-Bewegung in Deutschland und Österreich unterwandert, bewahrheiten, bedeutet das einen massiven Vertrauensverlust für die Occupy-Bewegung. Wenn nicht genug offener gesinnte Menschen die Lust und die Kraft haben, solchen Vereinnahmungen – die übrigens auch von Seiten anderen Gruppen und Einzelpersonen beobachtet wurden – entgegenzutreten und wachsam zu sein, bedeutet es vielleicht sogar ihr Ende.[…]
    Generell sollte es eine Lehre für eine politisch unerfahrene junge Generation sein, dass auch beim Aufbau neuer, frische Strukturen und Denkansätze der Feind meines Feindes ist nicht notwendiger Weise mein Freund sein muss und das bei aller Offenheit gewisse Abgrenzungen und Wachsamkeit zwingend notwendig ist, um der Instrumentalisierung von Bewegungen nicht Tür und Tor zu öffnen. […]

    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Zeitgeist_Bewegung
    http://www.zeitgeistmovement.de/
    + gurgeln – – –

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    • 28. Oktober 2011 22:56

      Naja – derlei: „Es muss allerdings noch einmal klargestellt werden, dass Wall Street und
      das Bankensystem nicht die Quelle unserer Probleme sind. Sie sind nur Symptome
      eines Wirtschaftssystems, das weiterhin scheitern wird aufgrund der überholten
      und falschen Annahmen über menschliches Verhalten und die Beziehungen zur Umwelt.“

      habe ich hier auch schon gelesen. Muss ich jetzt davon ausgehen, dass dieses Forum zur Zeitgeistbewegung gehört?

      Ok – das war jetzt gemein. Ich gebe es zu.

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      • 28. Oktober 2011 23:15

        Schade; Freitag, der 28ste?!

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      • 29. Oktober 2011 09:35

        @Michael Pliwischkies
        Nein Michael, das war nicht gemein, eher eine verkürzte Analyse der Zeitgeistbewegung.

        Ich habe inhaltlich nichts von meinem Text zurückzunehmen. Ein Zugeständnis will ich trotzdem darbieten: Am Ende meines Textes hätte ich vielleicht behutsamer vorgehen, eine Brücke anbieten sollen. Denn erst einmal ist es schon gut, wenn die Leute auf die Straße gehen und protestieren, vermutlich besser als sich zu Hause „Das perfekte Dinner“ reinzuziehen. Mir geht es allerdings nicht nur um die esoterischen, rechten Spinner in der Bewegung, es ist mir schon klar, dass bei einer neuen diffusen Bewegung am Anfang sich immer auch extrem dubiose Gestallten einmischen. Mir fehlen an dieser Bewegung eine klare Analyse und demgemäß die richtige Kritik der politischen Ökonomie und die entsprechenden Strategien. Vielleicht kommt das ja noch, ich kann es nicht endgültig ausschließen. Der Start war für mich jedenfalls nicht sehr vielversprechend. Die Hinweise auf die geschichtlichen Altlasten sind meiner Meinung notwendig, wenngleich ich sie in meinem Text eventuell bedachtsamer hätte verpacken sollen um nicht gleich jeden Aktivisten zu verprellen und sein Engagement zu verurteilen, denn sicherlich gibt es in dieser Bewegung viele Menschen die nur das Beste wollen.

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      • 29. Oktober 2011 11:18

        Sorry, Du verlangst Unmögliches. Entweder, man gibt einer Bewegung die Zeit, sich zu sortieren, sich zu entwickeln oder man gründet eine Partei mit einer klaren fundierten Analyse und all dem, was sonst noch dazu gehört. Ich denke, dass sich das regulieren wird, meine jedoch, dass es kontraproduktiv wäre, Deinen Ansatz zu verfolgen, weil er von Beginn an eine starre Ordnung (personell) erfordern würde und genau das ist es ja, was die Bewegung nicht möchte. Im Gegensatz zu Dir sehe ich hier sogar eine Chance – und zwar die, dass durch die Offenheit und den Dialog die „Verirrten dieser Welt“ ihren Standpunkt überdenken und ihre eigene Gedankenwelt öffnen. Meist ist es nämlich so, dass Vorurteile und krude Ideen ein Stück weit aufbrechen, wenn die Betroffenen nicht mehr nur mit sich und ihren Mitdenkern beschäftigt sind, sondern sich im Dialog mit anderen befinden. Bei Hardlinern funktioniert das natürlich nicht, doch bei vielen Mitläufern könnte ich mir vorstellen, dass auf diese Art und Weise eine „Resozialisierung“ möglich ist.

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  13. 29. Oktober 2011 03:42

    Wo Du ihn schonmal erwähnst, Manfred: Im Elsässer kann man lesen wie in einem offenen Buch.

    Man sehen sich dazu das folgende Video an (das ich hier nicht einbinde, sondern nur als Link anbiete):

    Elsässers Vortrag heißt »Globalisierung und Krieg auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit«; gehalten wurde er auf einem Kongreß von attac, Bürger für den Frieden und verdi (es fehlt hier nur mehr die Kirche und wir hätten die ‚üblichen Verdächtigen‘ insgesamt beinander) am 29. Juni 2011 in Karlsruhe.

    Man muß sich den Sermon nicht ganz antun (wobei gleich zu Beginn eine für Elsässer wichtige Annahme fällt, nämlich daß der wichtige Gegensatz im Kapitalismus gar nicht der des Werts oder auch der Klasseninteressen sei, sondern der Widerstreit zwischen Finanzkapital (England, USA) und Industriekapital (Kontinentaleuropa, China)). Entscheidend ist, was ab Minute 22 im ersten Teil gesagt wird. Ich gebe hier in freier, aber sinngemäßer Paraphrase wieder:

    Um die gegenwärtige kriegerische Unordnung der Welt zu verstehen müssen wir uns erklären, wie die Unordnung in sie hineingekommen ist. Die meisten der Anwesenden erinnern sich wie ich daran, daß es mal eine glückliche Zeit gab: die 1950er- und 60er-Jahre mit ihrem stetigen Aufschwung, mit wachsender Produktion, mit steigenden Löhnen, steigenden Sozialleistungen, festen Preisen und sicheren Perspektiven. Eine Zeit, in der es — hier wörtlich — »wie ein Naturgesetz« (!) galt, daß eine deutsche Mark vier Dollar und 12 Pfund Sterling waren. Eine Zeit, in der die Segnungen von Bretton Woods noch Bestand hatten und man sich auf die unbedingte »Goldeinlösepflicht« verlassen konnte.

    Dieses verlässliche System der »allgemeinen Prosperität« sei vorsätzlich hintertrieben worden zuerst von der angelsächsischen, sodann von der anglo-amerikanischen »Finanzaristokratie«, die sich anschickt, den »aufgeschatzten Wohlstand« der Völker des Industriekapitals an sich zu bringen durch immerfort schneller laufende kasinokapitalistische »Hütchenspielereien«.

    … Und so weiter, und so fort. Kurzum: Das schlichtweg klassische kapitalistische Kleinbürgeridyll, das sich in

    Das ist es, was ihn antreibt und was ihn sehr wahrscheinlich auch so sehr beliebt und ‚fungibel‘ macht auf dem Jahrmarkt der Ideolgien: der Regreß, die Rückführung in die glückliche Kindheit und das losgelassene Bedürfnis, jetzt, wo man dazu imstand ist, die Erwachsenen endlich auszutreiben und rückwirkend zu erschlagen, die diese kindliche Harmonie und glückvolle Widerspruchslosigkeit zerrüttet und letztlich zerstört haben.

    Wie heißen sie? Albion und Amerika! Das sind die unheimlichen Gespenster, die der Mann erst theoretisch exorzieren und sodann praktisch erledigen will. Und wie es sich für ganz mystische Dunkelmächte gehört, stehen die auch mit ganz dunklen Potenzen im Bunde: mit Geld und Zins, mit Aktienpaketen und Devisen, mit unsicheren Preisen und Rücksichtslosigkeit gegen jede bekannte sittlichen Schranke sei’s der Nation, sei’s der Tradition, sei’s der Religion.

    Ich habe hier, bei der MI, schonmal hingewiesen auf das Buch von W. Treher: Hitler, Steiner, Schreber: Gäste aus einer anderen Welt. Die seelischen Strukturen des schizophrenen Prophetenwahns., Oikos, Emmendingen 1990.

    Da wird im Zuge der Erörterung feinsäuberlich auseinandergelegt, weshalb die in Deutschland historisch wirkmächtigen kollektiven Neurosen und Psychosen sich zuerst um Frankreich, sodann und noch gewaltiger aber um England und Amerika drehen: das perfide Albion ist die deutsche Nemesis, diese »Spinne« saß immer im Netz, um alles zu hintertreiben, was sich die Deutschen von klein auf geträumt haben, sie enthielten vor und nahmen weg, was Deutschland zustand, schmiedete heimliche Bünde, um den strahlenden, waffenstarrenden Siegfried heimlich zu meucheln, noch nicht einmal auf dem »Feld der Ehre«, sondern durch Blockade, Bomben, Kursrutsch an der Börse, Inflation und so weiter. Und bei den Amerikanern weiß man nie so recht, ob die überhaupt ‚Kultur‘ haben, zusammengewürfelter Haufen, der sie sind (und nebenbei bemerkt einziger Staat der westlichen Welt, der noch nie ein Judenpogrom veranstaltet hat).

    Dagegen zu halten ist beispielsweise der deutsche Russenhaß, der sich lediglich als ein instrumenteller darstellte, der zu Zeiten bewirtschaftet und ‚abgerufen‘ wurde, als er zweckdienlich war: als die Ostelbier Weizenzölle brauchten, als die Löhne wegen der russischen ‚Taglöhner‘ sanken und so weiter. Diese Russophobie schützte stets etablierte Interessen, also solche zwischen Erwachsenen, die sich aber ansonsten gut vertragen konnten (Polnische Teilungen, Heilige Allianz, Deutsch-Sowjetischer Vertrag und so weiter), aber nie regressiv wirkte.

    Ich empfehle das Buch ja nicht umsonst zum wiederholten Male.

    Gut‘ Nacht.

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    • 29. Oktober 2011 10:10

      @J-AP
      Der „Ex-Antideutsche“ und jetzige Querfrontler und antiimperialistische Kämpfer Jürgen Elsässer schreibt im „derFreitag“ und in der „Islamischen Zeitung“, die vom Konvertiten Andreas Abu Bakr Rieger gegründet wurde. Mit seiner „Volksinitiative gegen das Finanzkapital“ hat der Jürgen sicherlich einige Anhänger aus dem „linken“ und aus dem rechten antikapitalistischen Spektrum rekrutieren können. So offen wie Elsässer die Trennung von Finanzkapital (England, USA) und Industriekapital (Kontinentaleuropa, China) vornimmt, macht es kaum jemand in der schizophrenen Prophetenwahn-Szene. Deiner Buchempfehlung werde ich demnächst folgen und damit die Wirtschaft entscheidend ankurbeln.

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    • 29. Oktober 2011 18:49

      Ach ja, glückliche Kindheit, was schlug ich da die Bananenflanken seriengleich zum Siegtor … 😉
      Nun kaufe ich bestens empfohlene Buch, zu lesen das Elend, daß kaum einer wissen will. ‚Kopfball!‘ 🙂

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  14. derSamstag permalink
    29. Oktober 2011 17:58

    In den USA ist inzwischen eine Diskussion darüber entbrannt ob die Occupy-Bewegung als Ganzes antisemitisch sei oder zumindest dem Antisemitismus keinen Riegel vorschiebe. Bill Buster, der für die PR von Occupy Wall Street zuständig ist, versprach die Vorgänge untersuchen zu lassen.

    Der Aufruf die Wall Street zu besetzen, geht auf die kanadische Zeitschrift Adbuster zurück. Adbuster wurde im vergangen Jahr heftig für einen Nazi-Vergleich Israels (Warschauer Ghetto) kritisiert.

    http://derstandard.at/1319181371952/Occupy-Wall-Street-Die-antisemitische-Schattenseite-der-Occupy-Bewegung

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  15. 30. Oktober 2011 11:28

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  16. 31. Oktober 2011 09:23

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  17. 31. Oktober 2011 11:18

    Hier – was zum Spielen:

    http://www.freitag.de/community/blogs/xtnberlin

    schreibt folgenden Absatz….

    »du hast natürlich recht, wir lassen uns vom existierenden geld korrumpieren, ich habe 20 jahre lang selber fett verdient und bin dann ausgestiegen, nachdem ich gesell kapiert habe, und mich auch wieder an marx erinnert habe und den druck der jährlichen planvorgabe im vertrieb auch nicht mehr aushalten konnte. deshalb glaube ich, dass die gezielte thematisierung von komplementärwährungen der einfachste bewusstseinserweiternde weg ist, es muss nicht einmal zur vollständigen umsetzung kommen.«

    Link: http://www.freitag.de/community/blogs/xtnberlin/4-min-die-sich-lohnen-fuer-alle-idioten-mit-revolutionsfantasien#comment-328448

    Was ich immer nicht so ganz verstehe, ist, wie Menschen zwar berechtigte Kritik üben, sich interessieren, dann aber ausgerechnet auf Gesell kommen. Das ist doch historische Idiotie. Man benötigt derlei „Denker“ nicht,

    Ich will nun keine erneute Hexenjagd anstoßen, wundere mich aber dann doch darüber, warum derart Retroides immer wieder bemüht wird. Oder nein; eigentlich wundere ich mich nicht, da die gesamte Diskussion von allen Seiten unter dem Paradigma der Simplifikation im Zusammenspiel mit einer gewissen Euphorie geführt wird und – wie hoffentlich jedem bewusst ist,… Beides ist gefährlich.

    Meine Frage also: Warum dieser Rückschritt und was ist/wäre dagegen zu tun? Aber bitte auf der Basis von Alternativvorschlägen. Stäbe brechen kann ich selbst und es führt zu nichts.

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    • 31. Oktober 2011 13:37

      Na, Michael, das ist sogar recht schnell zu erklären:

      Die, und zwar gewaltsam, als »Ordnung« gestiftete Bedingung dieser Gesellschaft ist so, daß sich jede nur mögliche Lebensäußerung früher oder später in Geldgebrauch übersetzen muß. Wer auch nur zum Schiffen auf eine öffentliche Toilette geht, der muß am Eingang der anwesenden Klofrau ein Geld hinlegen, weil »sich« das »so gehört« (sic).

      Das Geld erscheint als das ganze reale Gemeinwesen selber und schlechthin (weiter bei Marx) und jeder hat sich auf es zu beziehen, selbst derjenige noch, der sich in Opposition zu den herrschenden Verhältnissen wähnt.

      Ohne Moos nix los; und nur da was los, wo Moos: das Geld ist ganz praktisch, was theoretisch undenkbar ist; das Geld ist ganz konkret, was über jeden Verstand geht; das Geld ist als Ding, was das gesellschaftliche Verhältnis selbst ist.

      Und da schlägt die Stunde der Gesellianer, der Keynesianer, der Proudhonisten und aller anderen Gesundbeter des Geldfetischs, die wollen, daß das Geld gefälligst genauso hart arbeitet wie sie selber! Das Geld soll schaffen, nicht raffen — deshalb gehört mal der Zins weg, mal die Spekulation, mal die Geld»schöpfung« und so weiter, damit das Geld wieder das friedlich-schiedliche, neutrale Tauschmedium werde, das es zwar noch nie war, aber als solches man es nur denken kann.

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      • 31. Oktober 2011 19:41

        Kurzer Nachtrag: So einfach sehe ich es trotz Zustimmung nicht. Mittlerweile fürchte ich, dass wir alle (alle Seiten sind damit gemeint) den gleichen Fehler machen – wir kriechen sabbernd auf der Schleimspur, die man uns gelegt hat. Der eine kriecht weiter links, der andere in der Mitte, einige weiter rechts – aber sie kriechen auf vorgegebenen Wegen. Man nannte das früher mal Sklavenmentalität. Und ja – auch wir, auch trotz Deiner Antwort – tun nichts anderes.

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        • 31. Oktober 2011 20:48

          Ja, es geht in Richtung Autoritätshörigkeit, das wohl dasselbe bedeutet: S.U.. Der Diskurs als solcher steht ab einem gewissen Moment nicht mnehr im Mittelpunkt. Und genau ab diesem zeitpunkt zählt der gesunde Menschenverstand/das Individuum wohl weniger.

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    • 31. Oktober 2011 14:12

      Ich hab das „xtnberlin“-Blog mit seinen Kommentaren kurz überflogen um wieder einmal bestätigt zu sehen wie esoterisch und strukturell antisemitisch dieser „Freitag“ ist. Vielleicht ist aber auch die Gesellianerin thinktankgirl, diesmal nur unter einem anderen Nick wieder eingestiegen.

      Zinskritik ist ein uraltes Thema. Die Verteufelung des Zinses, nach den Machern der „Heiligen Schriften“, also zurzeit von Karl Marx, von Silvio Gesell und von Gottfried Feder ist kompatibel mit den „Heuschreckendebatten“ unserer Zeit. Silvio Gesell hat eine Theorie (neben der Freilandtheorie, Forderung nach Schwundgeld) angeboten die im Chiemgau praktiziert wird, wenn auch in geringem Umfang (zuvor massiv in Wörgl und in Argentinien).

      Was ist dagegen zu tun? Natürlich Aufklärung:
      Wer die heutigen Debatten verstehen will, muss sich mit Proudhon, Gesell, und dem 25 Punkte-Programm der NSDAP und wenn es die Zeit erlaubt mit Karl Marx befassen. Marx darf kein Tabu sein, wie mir vor vielen Jahren ein konservativer Wirtschaftsprofessor immer zu sagen pflegte. Kapitalismuskritik ist notwendig, wer am Kapitalismus nur die Zirkulationsphäre kritisiert verschleiert ob bewusst oder unbewusst die Ursachen, lädt die Schuld an den Krisen auf eine bestimmte Gruppe ab. Mein Alternativvorschlag wäre eine Kritik am gesamten System, an der Automobilindustrie, an der Atomindustrie, an der Rüstungsindustrie, an den Medienkonzernen usw. Die Arbeiter und Angestellten sollten sich für ihre Interessen mit einsetzen, ihren Gewerkschaften Druck machen, Genossenschaften gründen usw. Einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz wird es deshalb nicht geben, kann es nicht geben. Wer aber in dieser beinahe ausweglosen Situation des Kapitalismus Sündenböcke (wie nicht zum ersten Male das (jüdische/intenationale) Finanzkapital) sucht, gibt seine Humanität für eine kurzfristige sinnlose Genugtuung auf. Im Übrigen stimme ich dem obigen Kommentar von J-AP und Michael Heinrich zu.

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      • 31. Oktober 2011 19:19

        Nun – ich weigere mich natürlich immer noch, der Gleichsetzung Jüdischs Kapital/Finanzwirtschaft, die Du ja immer und immer wieder postulierst, zuzustimmen, da dies eine Diskussion über Fehlentwicklungen verhindert und letztlich die Antisemiten bestätigt. Aber das schrieb ich ja bereits x mal. Das ist für mich ebenso verkürzt und somit riskant.

        Vielleicht wäre es gut, sich dieser Diskussion mit einem Kreativbegriff a la Nietzsche zu nähern oder sich mit den Aussagen Mainusch (1991 – also noch nicht so lange her) zum Thema Skepsis zu widmen. Da lässt sich Einiges übertragen und Vieles wird offenkundiger. Siehe auch meinen letzten Artikel auf Metropolenmond.

        J-AP gebe ich an dieser Stelle natürlich Recht – dem ist ja kaum zu widersprechen und was Deine Forderung nach „Druck machen“ betrifft – dieser ebenfalls. Aber wie gesagt – diskreditiert man Kritik genie-paradigma-haft immer nur in eine Richtung, führt das zu nichts – erst recht nicht zu einer sinnhaften oder gar nachhaltigen Analyse. Das ist schon technisch völlig unmöglich.

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        • 31. Oktober 2011 20:30

          MeMo schrieb: „J-AP gebe ich an dieser Stelle natürlich Recht – dem ist ja kaum zu widersprechen und was Deine Forderung nach „Druck machen“ betrifft – dieser ebenfalls. Aber wie gesagt – diskreditiert man Kritik genie-paradigma-haft immer nur in eine Richtung, führt das zu nichts – erst recht nicht zu einer sinnhaften oder gar nachhaltigen Analyse. Das ist schon technisch völlig unmöglich.“
          Dieser letzte Absatz geht ins Eingemachte, das ja einen Teil von praktischer Hausmannkost darstellt und u.U. nicht so leicht verdaulich ist wie eine abgekochte abtrakte Verallgemeinerung auf der Metaebene.

          1_Die Analyse ist bereits auf praktischer Ebene fragwürdig (s.u.), demnach auch auf technischer Ebene, deren techn. Umsetzung daraus nur folgen kann. Sie ist die Vorstufe eines linearen Denkens und ihrer Darstellung.

          2_“genie-paradigma-haft“ ist eine andere Bezeichnung für „Autoritätshörigkeit“, die ab einem best. Punkt des Erkenntnisgewinns automatisch (unbewußt) einsetzt. Das bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass sich der Betreffende nicht mit Wissen und daraus folgenden eigenen Gedankenkonstrukten auseinandergesetzt hat. Soll nicht wertend sein. Kommt lediglich für mich als Pragmatikerin und auch Schnittmengenwissenschaftlerin eher entgegen, diese Denke.

          3_J-AP, Du als Person (die es auf einer best. Ebene gibt), bist nun meine VP in einem Experiment. Du wirst hausmännisch köstlich auf die o.g. drei Hauptmerkmale untersucht, indem dir auch Fragen gestellt werden.

          a_,zu 1_:Herr J-AP, wie brechen Sie Ihre wissenschaftlichen (Er-)Kenntnisse über, im weitesten Sinne – Kapitalismus(-Kritik) hinunter, wenn Sie anhand Ihres oben aufgeführten Beispiels (31/10/2011 13:37) ein ABSTRAKTES Bsp. aus den Alltag nennen sollten? Ich biete eines. Ein Arbeiter-Elternteilverdient „ehrlich“ und lässt nur wenig Kohle auf Bank arbeiten. (Ist nicht auch schon das eine Art des Raffens? Ab wann beginnt dieses?) Nun ist eines seiner Kinder behindert und kann nicht für sich selbst arbeiten – ist somit auf die Ersparnisse des Elternteils angewiesen, um nicht vor sich hinzusiechen. Ab welchem Punkt ist was Wie? Welche Rolle spielt Demokratie anhand dieses klitzekleinen Fallbeispieles? Haben Sie ein praktisches Konstrukt anzubieten, das Ihren Meta-Ideen entspricht? So eine Art Manifest? Wo und was ist und bleibt als notwendiger Diskurs?

          b_J-AP, Sie als Blogger in vielen Foren sind eine angesehene Person, da Sie sich sprachlich sehr gut ausdrücken können und (gerade deswegen!) auf sämtlichen Gebieten behaupten können. Sie werden als eine Art Elite angesehen. Ihr „adeliger“ Name untermauert den Anspruch und das Streben des gemeinen Leser nach Bildung, Wissen und Exklusivität. Sie gelten somit als eine Art „Elite“, die für den kleinen gemeinen Linken als anbetungswürdig erscheint – das nicht zuletzt die schnelle Besternung beim Freitag bestätigt. Sie können auch absoluten Müll labern, gelten für viele Linke aber als elitärer Weggeleit, der es anscheinend nicht nötig hat, auf der typischen Elitewelle mitzuschwimmen. Hinzu kommt: Sie kennen sich mit „Künsten“ und „dem Schönen“ aus und sind – für alle Frauen toll, toll, toll – unerreichbar homosexuell und daher in erster Linie intellektuell ansprechend.

          =>Sie sind ein geniales Objekt, werter J-AP, sind zur Genie-Ikone stilisiert worden durch Ihr eigenes Zutun, das die Autoritätshörigkeit der Sujekte fördert unter den „(irgendwie) Linken“ (des Freitag). Wie gehen Sie damit um? Warum nennen Sie so viele sofort beim Vornamen? Wissen Sie, was Kinderarmut in D. bedeutet? Usw. Sie merken, wie viele lebenspraktische Fragen neben der Orientierung an Modellen offen bleiben. Dabei ist es zunächst zweitrangig, um welche Wissenschaft es sich handelt. Es sollte gedanklich interdisziplinär behandelt werden, sonst wird so lange auf der Stelle getreten, bis man selbst im eigens getrampelten Loch verschwindet. So ist das mit der Erdanziehungskraft. 🙂

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        • 3. November 2011 22:29

          Whoops, hier sind noch Fragen an mich offen, goreflex — sorry, sehe sie erst jetzt. Antworte weiter unten, da hier die Spalten zu klein werden, um noch leserlich zu sein.

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        • 3. November 2011 22:39

          Nur die Ruhe, JAP. Noch ’ne Frage: merkst Du nicht, dass Du da mit Streifzugs Sockenpuppen „redest“? Also, in dem Blog von Voigts?

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        • 3. November 2011 23:11

          Also wenn das so ist, liebe goreflex, dann merke ich es tatsächlich nicht, nein. Wobei ich hier mal allgemein sagen will, daß ich die Gerüchte über Streifzugs angebliche oder auch wirkliche Multi-Identitäten in erster Linie für genau das halte: Gerüchte.

          Ich schreibe das nicht, um jemandem ans Bein zu pinkeln, sondern weil es meiner bisherigen Erfahrung da entspricht.

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        • 4. November 2011 00:18

          Komisch, das habe so einige über den Verdacht, diese lee berthine habe mehrere Nicks, auch behauptet und diejenigen, die es gewagt hatten auszusprechen, als Spinner deklariert. Am Ende hat „sie“ dann einen Nick nach dem anderen zugegeben und auch noch völlig uneinsichtig die beleidigte Leberwurst gegeben. Jeder, der lesen kann und ein wenig nachforscht, weiß, dass das Streifzug ist.

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        • 4. November 2011 00:24

          Der Freitag ist entweder zu blöde es zu bemerken, oder sie wollen es nicht, denn dann würden sie erstens ein „Zugpferdchen“ verlieren oder müssten sich ihre unprofessionelle Moderation und diverse technische Lücken eingestehen. Oder aber, er ist ein Auftragsschreiber zum Animieren. Komischerweise sind schon Leute absolut grundlos und unbegründet wegen letzterer Idee und folgender Anfrage beim Freitag rausgeflogen. Das ist zumindest ein Indiz, dass sie wissen, was dort abgeht. Mich hat man damals erst ernstgenommen, als auch Titta betroffen war und etwas gesagt hat. Warum wohl? Weil sie dort eine von den anerkannten Vielschreibern war.

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        • 4. November 2011 00:31

          Streifzug hat mein ehemaliges Privatforum versucht zu unterwandern, auf das ich über den Freitag verlinkt hatte. Und da es ein Forum zum Thema Hochbegabung war, haben einige „Betroffene“ sehr schnell verstanden, was abgeht und wer es ist. Seit ich mit dazu begetragen habe, dass Lee Berthine auffliegt, ist diese Person darauf aus, mich zu „ärgern“;) Das betreibt dieser arme Mensch seit über zwei Jahren, LOL! Und er sichert sich immer wieder ab, wie weit er bei der Freitagsmoderation gehen kann, tsss.

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        • 4. November 2011 00:37

          Ist Dir denn aufgefallen, dass Forenboy es wieder beim Freitag versucht hat – wie von Fidelche empfohlen? Ich bekam einen Hinweis ohne zu wissen, worum es ging und las lediglich zwei Sätze, da wußte ich, wer es war.

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        • 4. November 2011 00:43

          Das ist der Grund, warum ich beim Freitag nicht mehr lese oder manchmal nur noch Links zu meinem eigenen Amüsemang anklicke, um mich zu beömmeln, wie angestrengt gewisse Vielschreiber den ganzen Tag Selbstgespräche führen. Und dass die wenigen eitlen echten nix peilen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dir als rhetorisch geschicktem und ausdrucksstarkem Schreiber und Leser nicht aufgefallen ist, JAP.PS: Falls sich jemand aufregt, dass ich FBs Wiedereintritt beim Freitag erwähne – Ja, es ist sein gutes Recht! 😉

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        • 4. November 2011 00:52

          Ich war vor langer Zeit mal im Chat mit Merdeister, Streifzug, usw. und was glaubt ihr, wer die blödesten Antworten gegeben hat und vor mir geflüchtet ist? Das sind so dämliche verlogene, arschkriecherische Feiglinge, dass es brummt. Ich kam in den Chat und sie sprachen mich auf Inhalte meine Person betreffend an, die sie nur über mein Forum wissen konnten, was die Feiglinge aber abstritten.

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        • 4. November 2011 00:53

          Ich bilde mir ein (sic!), ein recht treffsicheres Gespür für den Sprachduktus zu haben. Jawohl, daß FB in der FC einen neuerlichen Anlauf nahm, ist mir nicht verborgen geblieben — ich habe allerdings überhaupt kein Problem damit, wenn sich Leute da neu anmelden, die da schonmal gegangen wurden.

          Und mal generell gesprochen auch kein Problem damit, wenn sich Leute diverse Nicks zulegen. Wenn das so plump läuft, daß man es schon dreißig Meilen gegen den Wind riecht, dann bin ich allenfalls darüber indigniert, daß mich da jemand für so blöd verkauft, wie er es gerade tut.

          Ich streite mich über Sachen. Über Sachen, die man begründet ablehnt, was mindestens vorherige Arbeit am Begriff voraussetzt. Dabei ist es mir egal, ob die Sache, über die zu streiten ist, von einem vertreten wird, der im Gewand von fünf verschiedenen Nicks fünf verschiedene Ansichten darüber breittritt.

          Was Du über Lee Berthine schreibst, das liegt alles ‚vor meiner Zeit‘, dazu kann ich also nichts sagen.

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        • 4. November 2011 00:56

          Der Einzige, der keinen (verlogenen) Stuss gelabert hat, war Oranier, aber bei ihm merkt der aufmerksame Leser ja auch bereits nach ein paar Sätzen, dass er einer der weinigen ist, die „was drauf“ haben.

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        • 4. November 2011 01:04

          JAP, hast Du schon mal daran gedacht, dass es für die „echten“ Leute ernüchternd und zeitraubend sein kann, mit diversen Dummies zu diskutieren?
          Dass es für Menschen, die nicht den ganzen Tag Zeit haben, aber nebenbei mit ihrer Blogger- oder Schreiberei in einem Forum wie dem Online-Freitag auch ernsthaft etwas bewirken wollen, anstatt sich ihre Langeweile zu vertreiben, ein Schlag ins Gesicht ist, wenn sie dort verarscht werden von manipulativen Vielschreibern, die sich Unterwanderung als Ziel gesetzt haben (oder hast Du eine andere Idee, was der Grund sein könnte?).

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        • 4. November 2011 01:07

          Schon komisch, wenn Merde und Co. einen Gemeinschaftsaccount wie die „Spaßgorillas“ (oder so) betreiben dürfen, andere aber keine unerwünschte Meinung vertreten oder Fragen stellen dürfen und unbegründet rausgeworfen werden.

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        • 4. November 2011 01:10

          Was beim Freitag abgeht ist alles, aber nicht mal annährend „irgendwie“ links. Das weiß jeder. Und wer es weiß, KANN sich nur verabschieden ODER es für sich nutzen, nämlich zum Unterwandern für seine eigenen Vorteile. Warum sonst sollte jemand Interesse haben, sich dort aufzuhalten?

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        • 4. November 2011 01:37

          Selbstverständlich verstehe ich das und ich finde es sogar völlig nachvollziehbar, daß sich deswegen manche verarscht vorkommen. Warum, glaubst Du, bin ich mittlerweile dazu übergegangen, nur mehr Ausgewähltes zu kommentieren und das meiste von dem, was mich zu früheren Zeiten noch glatt auf die Palme getrieben und zu Gegenreden und Interventionen veranlaßt hätte, heutzutage einfach links (oder rechts, je nach dem) liegen zu lassen?

          Dieses Liegenlassenkönnen ist übrigens auch eine Fertigkeit, die man sich erstmal erarbeiten muß, die man dann aber auch haben sollte, wenn man sich in solche Foren begibt, ansonsten man es besser gleich läßt.

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        • 4. November 2011 01:58

          JAP, das „Linksliegenlassen“ ist ja wie alles motivationsbedingt. Mich hat vor zwei J. eine Zeitlang geärgert, wie „ungerecht“ es beispielsweise beim Online-Freitag abgeht. Wenn man gedanklich damit „durch“ ist, kann es aber auch sehr anregend sein, dort zu lesen – sozusagen als Bestätigung mit Abstand, das wiederum als Amüsemang fortdauern oder enden kann. Weitere Komponenten sind möglich. Für mich ein Gemisch aus Amüsemang und beruflichem Interesse. Und immer wieder eine Gelegenheit, alte Wahrheiten aufzuwärmen, wenn es mal wieder vonnöten ist. 🙂

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      • 1. November 2011 09:30

        Die Gleichsetzungen und Begrifflichkeiten jüdisches Finanzkapital, internationale Finanzwirtschaft, jüdische Wucherer, raffendes Kapital usw. stammen nicht von mir sondern von Proudhon, Gesell, der NSDAP und vielen heutigen Occupy-Demonstranten, wie auf dem Blogbild zu sehen ist. In diesem Kontext ist meiner Ansicht die verkürzte Kapitalismuskritik der Demonstranten erst zu verstehen.

        Ich bin davon überzeugt, dass erst eine Analyse beispielsweise der aktuellen Schuldenkrise und der vorherigen Bankenkrise Licht ins Dunkel bringt. Die Bankenkrise 2008 hatte viel damit zu tun, dass sich in den USA „sozial schwache Leute“ sich ein Haus leisten konnten, weil die Banken Kredite ohne Sicherheiten vergaben. Die aktuelle Schulden- und Eurokrise hat damit zu tun das Staaten sich verschuldet haben und das Geld nicht mehr zurückbezahlen können. Die Staatsanleihen, die eigentlich bisher todsicher waren (deshalb keine Eigenkapitaldeckung) sind nicht mehr sicher, weil bestimmte Staaten pleite sind. Diese Staaten sind pleite weil sie eine keynesianische Ausgabenpolitik betrieben haben.

        All dies hat vor allem mit einem Überangebot an Waren zu tun, dass zwar die Leute haben wollen, aber nicht bezahlen können. Der Kapitalismus produziert Butterberge, Milchseen auf der einen Seite, diese Nahrungsmittel müssen vernichtet werden, weil der Preis nicht mehr stimmt und auf der anderen Seite verhungern täglich10.000 Kinder in den Ländern der 3. Welt. Die deutsche Automobilindustrie produziert Autos mit 300 PS und verhindert mit ihrer Lobby ein Tempolimit auf den deutschen Autobahnen, dem Klimawandel, incl. Kohlendioxid-Ausstoß zum Trotz. Diese Liste könnte ich unbegrenzt fortsetzen. Das systemimmanente kapitalistische Gewinnstreben fördert Gier und bestraft Solidarität, diesem Gesetz ist der Bankmanager genauso unterworfen wie der Manager bei Audi.

        Alle Wirschafts- und Schuldenkrisen der letzten 40 Jahre sind historisch nachvollziehbar und haben ursächlich wenig mit der Finanzwirtschaft zu tun. Die Forderungen der Steuerzahler die Ausfälle der Banken nicht zu bezahlen sind nachvollziehbar. Ich meinte bereits woanders, dass ich es schon irgendwie positiv empfinde wenn Menschen auf die Straßen gehen und nicht zu Hause am warmen Ofen sitzen um zu protestieren. Dieser Protest sollte dann aber begründet sein, denn wenn ein Boxer Luftlöcher schlägt bringt es auch wenig.

        Meine Prognose: In den nächsten fünf Jahren wir es eine Währungsreform geben. Jeder beginnt mit 1000 Reform-Euro, alle Derivate, Zertifikate und andere Kettenbriefe werden im nächstgelegenen Heizkraftwerk amortisiert. Der Besitz der Kirchen, der Fabrikbesitzer, der Konzerne usw. wird natürlich nicht angetastet. Die Frage ist dann nur ob sich alle Wutbürger das so gefallen lassen werden.

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  18. 3. November 2011 12:11

    Sollten die »Occupy«-Bewegungen ihre analytischen Defizite nicht überwinden und keine Vorstellung von einer Aufhebung der Klassengesellschaft entwickeln, werden sie sehr schnell im politischen Spektakel aufgehen.

    http://jungle-world.com/artikel/2011/44/44238.html

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  19. 3. November 2011 17:21

    Ich habe das gelesen, – und empfehle.

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  20. 3. November 2011 17:30

    Meine Geheimdienste spielten mir soeben einen unfassbaren Vorgang aus dem „Freitag“ zu. Ein Redakteur des „Freitag“, Hanning Voigts spricht vom sozialdarwinistischen Silvio Gesell! Hat der „Freitag“ die Redaktion ausgetauscht oder haben Kosok und Augstein nicht mehr das Ruder in der Hand?

    Hanning Voigts schreibt im „Freitag“: „Zum zweiten Punkt: Moralisierende und personalisierende Kritik an Kapital und Moderne hat eine lange Tradition, die gerade in Deutschland eng mit reaktionärer Politik verknüpft ist. Der Schwundgeld-Befürworter Silvio Gesell, der jetzt wieder aus der Mottenkiste geholt wird, war ein übler Sozialdarwinist, die KPD der Weimarer Republik äußerte gemäß ihrer plumpen antikapitalistischen Logik manche Parole, die auch zu den Nazis gepasst hätte – und der Nazi-Ideologe Gottfried Feder unterschied konsequent zwischen dem guten, volksnahen „schaffenden Kapital“ und dem heimat- und skrupellosen ,„raffenden Kapital“, das er mit den Juden gleichsetzte. Solcher Antisemitismus steht immer mit im Raum, wenn gegen heimatlose Börsianer oder die „US-Ostküste“ gewettert wird. Allemal, wenn die NPD die Globalisierung kritisiert – aber auch bei manchem anderen Kapitalismusgegner, der jederzeit leugnen würde, etwas mit Antisemitismus am Hut zu haben.“

    Aus „Grenzen der Kritik“ von Hanning Voigts im „Freitag“. Unfassbar! Was werden thinktankgirl und Rahab dazu sagen, wenn nun so etwas im „Freitag“ möglich ist? Ich wurde aus dem „Freitag“ geworfen weil ich eben dieses schrieb. Ich liege am Boden und schnappe nach Luft.

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    • 3. November 2011 17:50

      Mein Englischlehrer und Volleyballnationalspieler hätte gesagt: Ist denn das die Possibility???

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      • 3. November 2011 17:56

        Aus den Kommentaren:
        „Paul B. schrieb am 02.11.2011 um 19:16
        Wirrer Artikel? Vielleicht auch zu anspruchsvoll?“
        „j-ap schrieb am 02.11.2011 um 17:40
        Summa summarum: Ein klasse Artikel!“

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      • 3. November 2011 18:10

        Tja, bei den Kommentatoren, also den sogenannten Freitagsbloggern hat sich noch nicht soo viel geändert. Der Vertrottelungsgrad ist immer noch 99 zu 1, was auch im Artikel kurz angesprochen wird. Wahrscheinlich doch zu anspruchsvoll für Pauli, Berndi und Co.

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        • 3. November 2011 19:20

          Ich habe ihn auch gelesen und hegte eigentlich kurz die Hoffnung, er wäre auch für die Freitagianer nachvollziehbar, weil LEICHT UND SCHLÜSSIG geschrieben. Und dann lese ich etwas von den 99% der „Unzufriedenen“, dass der Artikel „wirr“ sei…..

          Gut – das Thema an sich ist komplex und auch hier wird wild darüber diskutiert. Dabei ist es für mich immer wichtig – im Hinblick auf ein Ziel -, was man wie, wann und warum so oder anders, verkürzt oder verlängert artikulieren kann oder sollte. Wie für viele andere komplexe Situationen existiert eben auch hier keine Patentlösung. Die scheiß Ambivalenz hockt eben dreist breitbeinig in der Diele, kratzt sich am Sack und murmelt: Na, komm schon.

          Die Reaktionen im Freitag auf einen ansonsten exzellenten Artikel verblüffen mich allerdings überdeutlich. Was soll man dazu noch sagen?

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        • 3. November 2011 20:24

          „Die Reaktionen im Freitag auf einen ansonsten exzellenten Artikel verblüffen mich allerdings überdeutlich. Was soll man dazu noch sagen?“

          Das sei unterstrichen.

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    • 3. November 2011 18:08

      Jetzt wird sogar schon die „Freitagsredaktion“ von Antideutschen gekapert. Schlimm.

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      • 3. November 2011 18:48

        Freitag: Wochenende für den Kopf! 🙂 Rauschen …

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      • 4. November 2011 09:22

        Ich vermute der Artikel von Hanning Voigts bleibt ein Strohfeuer, war ein Ausrutscher. Der „Freitag“ ist auf seine Leser angewiesen und die wollen in ihrem antisemitischen Biotop keine redaktionelle Widerrede. Sätze aus der Redaktion wie, „Der Schwundgeld-Befürworter Silvio Gesell, der jetzt wieder aus der Mottenkiste geholt wird, war ein übler Sozialdarwinist, die KPD der Weimarer Republik äußerte gemäß ihrer plumpen antikapitalistischen Logik manche Parole, die auch zu den Nazis gepasst hätte – und der Nazi-Ideologe Gottfried Feder unterschied konsequent zwischen dem guten, volksnahen „schaffenden Kapital“ und dem heimat- und skrupellosen ,„raffenden Kapital“, das er mit den Juden gleichsetzte„, waren bisher Tabu in der „Qualitätscommunity“. Warum sollte sich das zukünftig ändern?

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    • 3. November 2011 21:17

      Mal nebenbei: Ich finde diesen Harm so witzig: Seit ich hier geschrieben habe, dass ich auf blonde Männer mit Vollbart stehe, hat mein persönlicher Stalker, der dahinter steckt, diesen Nick wieder neu erweckt. So macht Streifzug das immer – kaum schreibe ich hier oder anderswo etwas, gibt er seinen Nicks Attribute, um mich anzulocken. Harm hatte früher ein völlig anderes Profil und auch damals fand ich es schon komisch, dass er angeblich dieselben Interessen hat wie ich. Und nun findet er den Artikel „wirr“, harhar. Die Mods und die Redaktion kapiert niemals, wie der Freitag unterwandert wird von solchen Figuren. Aber immerhin ist dann dort mal was los und Kosok kann sich mit Harm zusammen ins Chinohöschen machen.

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      • 3. November 2011 22:07

        In dem Artikel sind genau diue Sockenpuppen involviert, bei denen man mit ein bisschen Aufmerksamkeit merken, wessen Schreibstil es „sind“, tssss.

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  21. 3. November 2011 23:08

    Von weiter oben:

    »a_,zu 1_:Herr J-AP, … Ein Arbeiter-Elternteilverdient „ehrlich“ und lässt nur wenig Kohle auf Bank arbeiten. (Ist nicht auch schon das eine Art des Raffens? Ab wann beginnt dieses?)«

    Das »Raffen« ist überhaupt keine Kategorie, die in eine Kapitalismuskritik hineingehört. Sie war es irgendwann mal, nämlich zu den Frühzeiten des 19. Jahrhunderts (ich sage nur: Robert Owen und diverse ‚Revoltkommunisten‘ wie etwa Wilhelm Weitling), als das Proletariat sich mit dem moralischen Naturrecht im Rücken hinstellte und ‚die da oben‘ stampfenden Fußes daran erinnerte, wer die Welt herstellt, die dann von denen, die doch überhaupt nichts machen, verfressen wird, während allenfalls Brotkrumen nach unten fielen, um deren ‚gerechte‘ Verteilung sich dann auch noch gestritten wurde.

    Das ist, für sich genommen, sympathisch, vor allem deshalb, weil diese Frühsozialisten nicht erst ontologische Rückversicherungsverträge mit der Macht schlossen, um sich sodann auf sie und ihre mögliche Erringung zu berufen.

    Später wurde daraus, wie man weiß, die Spaltung in ’schaffendes‘ Kapital, das bei der Ausbeutung immerhin noch zwei drei nützliche Dinge auf dem Weg liegen läßt, und in ‚raffendes‘ Kapital, das sowohl die Arbeiter als auch die ‚ehrlichen‘, hart arbeitenden Fabrikherren ausbeutete, indem es Zins und Zinseszins nahm.

    »Nun ist eines seiner Kinder behindert und kann nicht für sich selbst arbeiten – ist somit auf die Ersparnisse des Elternteils angewiesen, um nicht vor sich hinzusiechen. Ab welchem Punkt ist was Wie?«

    Ich verstehe den Zusammenhang mit der Frage nicht, um ehrlich zu sein. Vielleicht erklärst Du’s nochmal.

    »Welche Rolle spielt Demokratie anhand dieses klitzekleinen Fallbeispieles?«

    Woher soll ich wissen, welche ‚Rolle‘ die Demokratie in Deinem Exempel spielt?

    »Haben Sie ein praktisches Konstrukt anzubieten, das Ihren Meta-Ideen entspricht? So eine Art Manifest? Wo und was ist und bleibt als notwendiger Diskurs?«

    1. ‚Praktische Konstrukte‘ habe ich keine, und auch keine Theorie im Sinne von ‚Was tun, was denken?‘, sondern ‚bloß‘ Kritik und ihre Praxis, d.h. ihre Entfaltung.

    2. »Diskurs« ist ein französisierter Heideggerismus und meint: Hin- und Her- und Totwälzen von nichts als Fakten, Fakten, Fakten und dabei ans abnahmewillige Publikum denken, das einem die für die akademische Zunft zugerichteten Theorieschemata irgendwann einmal zum Nennwert abkauft — und dann den Staatsdienst anbietet, auf dem man sich zum Revolutionsbeamten pensionieren lassen kann.

    »b_J-AP, Sie als Blogger in vielen Foren sind eine angesehene Person, da Sie sich sprachlich sehr gut ausdrücken können und (gerade deswegen!) auf sämtlichen Gebieten behaupten können.«

    1. Ich kann mich also Deiner Ansicht nach deshalb wo auch immer ‚behaupten‘, weil ich mich ’sehr gut ausdrücken‘ kann; und nicht etwa deshalb, weil ich mitunter Richtiges zur Sprache bringe. Das ist schonmal … interessant.

    2. Die Sprache ist nicht irgendeine bloß äußerliche Form, die sich von jedem weiteren Inhalt abziehen, abstrahieren ließe, jeder mögliche Inhalt also auch eine ganz und gar andere Form annehmen könnte, wenn er nur wollte. Die Sprache ist die Form und zugleich auch schon der ganze Inhalt dessen, was gesagt weren soll. Sie ist eben deshalb auch nicht irgendeine beliebige, austauschbare ‚Zutat‘, sondern entscheidend.

    »Sie werden als eine Art Elite angesehen. Ihr „adeliger“ Name untermauert den Anspruch und das Streben des gemeinen Leser nach Bildung, Wissen und Exklusivität. Sie gelten somit als eine Art „Elite“, die für den kleinen gemeinen Linken als anbetungswürdig erscheint – das nicht zuletzt die schnelle Besternung beim Freitag bestätigt. Sie können auch absoluten Müll labern, gelten für viele Linke aber als elitärer Weggeleit, der es anscheinend nicht nötig hat, auf der typischen Elitewelle mitzuschwimmen.«

    Ich bin weder ‚Elite‘ noch trete ich so auf oder erwecke und bewirtschafte irgendwelche Hoffnungen, die manch einer damit verbinden mag. Ich schreibe hier und anderswo, weil ich etwas zu sagen habe. Was andere deswegen von mir halten ist mir a) meistens unbekannt und geht mir b) grundsätzlich immer am Arsch vorbei.

    Und wirf mir bitte nicht ganz essentialistisch vor, daß ich das Kind meiner Eltern sei.

    »Hinzu kommt: Sie kennen sich mit „Künsten“ und „dem Schönen“ aus und sind – für alle Frauen toll, toll, toll – unerreichbar homosexuell und daher in erster Linie intellektuell ansprechend.«

    Ich kenne mich mit »Künsten und dem Schönen« überhaupt nicht gut aus, mal abgesehen von der Musik. Und daß ich mich auf mehr als einem Feld des Geistes umtue hat damit zu tun, daß die Umstände meines Lebens, auf die ich nun nicht genauer eingehe, solcherart waren, daß sie mir eine alles in allem zwei Dekaden lange Ausbildung ermöglicht haben, was übrigens nicht so ohne weiteres vorteilhaft ist. Glaubst Du, da bleibt gar nix hängen außer vielleicht den Grundrechenarten und der deutschen Syntax? 😉

    »Warum nennen Sie so viele sofort beim Vornamen?«

    Weil ich es meistens selbst anbiete, das so zu handhaben; oder weil es gängige Praxis ist.

    »Wissen Sie, was Kinderarmut in D. bedeutet?«

    Aus Erfahrung am eigenen Leib? Nein, und das ist auch gut so, denn übel ist nicht, daß einige nicht hundsmiserabel dran sind, sondern so viele schon.

    Seit wann sind wir hier übrigens per Sie?

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    • 4. November 2011 00:14

      JAP, Du8 hast so einiges nicht verstanden. Ich habe z.B nirgends geschrieben, dass Du’s darauf anlegst, als Elite gesehen zu werden, aber es ist der Fall, denn im derFreitag fahren die Blogger auf so etwas ab, da sie autoritätshörig sind. Wenn jemand wie Du dann auftaucht, der aber dieser „Elite“ in Form von „Linkssein“ nicht entspricht, beeindruckt es diese Menschen umso mehr. Mit anderen Worten: Sie sehnen sich insgeheim nach einer Elite, die sie nach außen ablehnen. Du entspricht dieser (Bildung-)“Elite“ aufgrund deiner Ausdrucksweise usw, aber „bist“ links.

      An welcher Stelle habe ich Dir den Vorwurf gemacht, welche Eltern Du hast?

      Ich habe Dich gesiezst, da ich Dich als allgemeine VP deklariert hatte. Steht alles oben.

      Warum behaupten denn so viele, dass es keinen JAP gibt? Dass Du eine Kunstperson bist, die im Netz lebt und offenbar gar nicht an Veränderung der Realität interessiert ist?

      Glöaubst Du, dass Menschen, die von Kinderarmut etc. betroffen sind, sich Deine Theorien anhören oder diese ihnen weiterhelfen? Wohl kaum. Was ist Raffen und ab wann?

      Wenn Dir so egal ist, was andere von Deiner Intention zu schreiben halten, dann scheinst Du also nicht an einer realen Veränderung interessiert zu sein, sondern eher am Dozieren von Theorien und Konstrukten, oder was heißt das genau?

      Beim Freitag sind so einige, die theoretisch den ganzen Tag lang schreiben, schreiben, schreiben, aber wenn man vom Leben neben dem Internet spricht, verstehen sie (angeblich) nichts mehr.

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      • 4. November 2011 01:18

        Daß ich was nicht richtig oder gar nicht verstehe, kommt vor — deshalb kann man ja nachfragen, worüber mir auch noch nie ein Zacken aus der Krone gebrochen ist. 😉

        Aber damit wir uns gleich richtig verstehen: Ich hatte und habe nicht die Absicht, hier oder anderswo als großer Lehrmeister und Generalzampano aufzutreten, der von der Warte des Bescheidwissens aus Lehren verkündigt, die das enthirnte Fußvolk gefälligst nachzubeten hat, um selig zu werden. Ich bin kein magister gentium, der als Weltenkind in der goldenen Mitte des alten, schlechten und beschissenen Theorie-Praxis-Schemas sitzt, die dmpirische Waage tariert und anschließend den Leuten die ‚richtigen‘ Argumente hersagt, damit die dann das ‚Richtige‘ machen.

        Kritik im strikten Sinn des Worts ist kein gemütlicher Salonplausch und ein Kritiker auch keiner, der ’nur spielen‘ will. Kritik ist ein Vorschlaghammer, der auf Zehen haut in der Hoffnung, derjenige, dessen Zeh getroffen wurde, möge bei sich etwas begreifen.

        Zum Beispiel, daß die Demokratie nichts anderes ist als die notwendige und auf der Höhe der Zeit in den kapitalistischen Metropolen einzig mögliche Herrschaftsform, deren ganzer Inhalt die Herrschaft des (i.e. ‚all-gemeinen‘) Menschen über den Menschen ist — wohlgemerkt: in ein und derselben Person wird da ge- und zugleich be-herrscht (denn schließlich ist der bürgerliche Staat die verhimmelte Emanzipationsgewalt der Menschen, die ihn bilden; d.h. Staatsbürger beherrschen sich, indem sie den Staat bilden, selbst!), auch wenn die landläufige Verwechslung und ideologische Verbrämung es anders haben will.

        Daraus folgt unter anderem die Einsicht, daß es völlig blödsinnig ist, sich für das Ideal der Demokratie einzusetzen, das in jedem Staatsbürgerhirn einzig zu dem Zweck vor-gestellt wird, die wirkliche Demokratie an ihm zu blamieren, um sodann den Idealismus mit desto entschiedenerem Elan einzufordern. Das Glück der wirklichen Demokatien ist es, daß ihre Gegner samt und sonders Idealisten sind — gegen diesen Idealismus etwa hat sich die Kritik zu wenden.

        Es gibt nämlich Menschen, die begreifen wollen, warum in einem fort die Interessen der Leut‘ mitten in der guten, wahren, schönen Demokratie regelmäßig zuschanden gehen müssen und das auch überhaupt gar kein Betriebsunfall, sondern der ordinäre modus operandi des ganzen Demokratenladens ist.

        Und eben das ist der ‚Gebrauchswert‘ der Kritik: Das begreiflich zu machen.

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    • 4. November 2011 01:17

      Ich denke, die prinzipielle Frage ist alt. Die einen lasen schon Bücher, während die anderen die Welt sich untertan machten. Was tun? fragten die Leser über diese Ungeheuerlichkeit der Praktiker, Dreinschlagen oder Kritisieren. Tja, und darum geht die Revolutionstheorie ja noch heute, nur nicht bei denen, die schon dreinschlagen in die Welt, bei den Praktikern also, den Reformern, den BWLlern und Politikern etwa.
      Und: Keine Bilbliothek ist von einem Menschen zu be wäl ti gen, das Heil der Menschheit hängt auch nicht (Elite, Führer) von einigen Berufenen ab.
      Und ob einer im Freitag oder in der Emsdettener Volkszeitung schreibt oder nicht, wissentlich oder unwissend, ist für den Gang der Dinge wurscht; nicht aber fürs persönliche Urteil über solches Faktum.
      Motto zur Nacht: Der Theorie eine Praxis!
      (lachend nach links ab)

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      • 4. November 2011 01:39

        Wenn mich Texte ansprechen, deren Autor ich nicht kenne und mir deshalb Infos über sie verschaffe, sind diese fast immer Texte, die sowohl von Geisteswissenschaftlern als auch von Naturwissenschaftlern im weitestem Sinne geschrieben wurden. Der Witz daran: es handelt sich dabei um ein und dieselbe Person, die sich mit mehreren Wissenschaften auskennt, d.h. nicht nur ein kleine Faible für Mehreres hat. Damals war es Arnheim, heute sind es Frieder Nake und Oswald Wiener. Die „betsen“ Philos sind in meinen Augen gleichzeitig Mathematiker und/oder Ing.s, die „besten“ Künstler mit der seltenen Doppelbegabung von Mathematik und Musik. DAS ist für mich Denk- und Wissenselite.

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      • 4. November 2011 01:40

        Dieses Urteil, von dem Du sprichst, Rainer, ist gerechtfertigt, zumal hier und anderswo schon ‚bis zur Kenntlichkeit‘ zitiert wurde, warum man es lassen sollte.

        Ich kann keine Gründe nennen, wieso ich es nicht lasse. Nur einen: Wer sollte es sonst machen? Sollte man es überhaupt machen?

        Ich muß erstmal darüber schlafen. 😉

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      • 4. November 2011 09:38

        …nicht aber fürs persönliche Urteil über solches Faktum

        Das sehe ich genauso. Ich könnte es mit meinem Gewissen mehr nicht vereinbaren in dieser „Qualitätscommunity“ auch nur einen Buchstaben zu schreiben, andererseits kann ich J-AP verstehen wenn er es nicht sein lässt, denn irgendwie kann es auch Spaß machen sich mit Bloggern wie Goedzak, GeroSteiner, AndreasCarl, Streifzug, thinktankgirl, Harm und Co. auseinanderzusetzen. Die Gefahr sich nicht genügend von unerträglichen Bloggern zu distanzieren, sich in irgendeiner Weise gemein zu machen ist sehr groß, dazu kommt der politische Rahmen dieser „Freitags-Veranstaltung“, der mich zu meinem persönlichen Urteil zwingt.

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        • 4. November 2011 14:34

          Man sollte sich überhaupt nicht „gemein“ machen mit den Anderen. Lesen und ggf. reagieren halte ich allerdings für absolut legitim, ein weiterer Transfer ist imho jedoch immer problematisch. Der eigene Stand sollte bei dieser Art der Auseinander-Setzung eben immer ersichtlich bleiben.

          Das Problem am Freitag und ählichen Systemen ist, dass sich die Beteiligten mit dem System selbst – nahezu götzenhaft – gemein machen, sich ihm unterordnen, auf der Basis einer Akzeptanzerwartung für sich selbst. Hier liegt der Hase im Pfeffer. Der Freitag bietet zudem – in Person des Jakob Augstein (was man ihm natürlich nicht vorwerfen kann) eine reale Integrationsfigur, die all das mitbringt, was der bildungsbürgerliche Typus liebt, respektive als höhere Daseinsform anerkennt. Am besten wird dies übrigens in Selbstzuschreibungen deutlich – wie im Buchshop:

          Ungewöhnlich: Wir heben uns ab – ein elitäres „Neuheitsversprechen“
          Klug: Wir wissen einfach mehr – ein elitäres „Geheimnisversprechen“
          Engagiert: „Wir sind die Handelnden – ein elitäres „Bündnisversprechen“

          All in all: Esoterik in Reinstform

          Das zieht sich durch den gesamten Freitag und somit eine entsprechende Klientel an, die eben diese Faktoren für sich vereinnamt, beansprucht oder sie – meist unreflektiert – vergöttert. Für die „Ehrichen“ unter uns nun die Preisfrage: Warum sind wir einst beim Freitag gelandet? Lesen – inhaltlich – hätte man auch schon vorher können.

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        • 4. November 2011 18:50

          Ich stimme zu. Mit dem „gemein machen“ ist das so eine Sache. Ich mache es mir noch heute zum Vorwurf viel zu freundlich mit gewissen Leuten im „Freitag“ umgegangen zu sein. Trotz aller taktischen Notwendigkeiten ist dieser Umstand eine große Last auf meinem Gewissen.

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        • 4. November 2011 20:00

          „Warum sind wir einst beim Freitag gelandet?“
          Also für mich war das selbstverständlich; ich las das Blatt von der Volkszeitung an. Und auch seit ‚der Wende‘ rechnete ich den Freitag immer zur linken, kritischen Publizistik.
          Das Online-Projekt mit neuem Inhaber begann durchaus spannend, aber: Die redaktionellen, wichtiger noch für linke Blätter: die Beiträge der Autoren traten in den Hintergrund zugunsten eines Brummens, das aus der hier bestens bekannten Community übermächtig und selbstverliebt gruppenbildnerisch ein Blatt übernahm, das sich eben in der fehlenden Abwehr falscher Leser und Blogger als witz- und kenntnislos gezeigt hat.
          Design-Preise wurden die Zukunft; anderswo konnte weiterhin lesen, wer was wissen wollte. Und für ganz Andere bin ich seit je …

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        • 5. November 2011 06:57

          @fidelche:“ich mache es mir noch heute zum Vorwurf viel zu freundlich mit gewissen Leuten im „Freitag“ umgegangen zu sein.“
          Da mach Dir ma keinen Vorwurf. Obwohl es bewundernswert war. Aber agressiv werden kann jede….
          Und die Hauptsache ist: Glasklar aussprechen, was Sache ist. An den Reaktionen weit unter jeder Gürtellinie erkennst Du dann, wie genau Du getroffen hast.

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  22. Amon permalink
    6. November 2011 17:18

    Pro-islamistische Chaoten der „Occupy-Bewegung“ haben das israelische Konsulat in Boston gestürmt und versuchten das Wochenende in den Konsulatsräumen zu kampieren. Offiziell gaben sie an, mit ihrer Aktion dagegen protestieren zu wollen, dass die israelische Marine das illegale Vordringen von zwei djihadistischen Schiffen in den Gaza-Streifen unterbunden hatte. Tatsächlich sind seit Beginn der „Besetzungs-Bewegung“ immer wieder antisemitische Töne von den sogenannten „Aktivisten“ zu hören.
    Die Konsulats-Besetzer skandierten während ihres Aufenthaltes im Konsulat Parolen wie „Das Apartheid-Regime Israels wird fallen“, „Free Gaza“ und „Viva Palestine“. Polizei und Sicherheitskräfte beendeten das Spektakel.

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    • 6. November 2011 17:52

      Sehr schön. Hier lesen die einigermaßen kulturell gebildeten Menschen ein gelungenes Beispiel dafür, wie man sich genau so ins Abseits schießt, wie der politische Gegner in seiner Krieges-Rhetorik. Dieser jämmerliche Versuch, Attribute mitzutransportieren – so leid es mir tut – aber ich hoffe inständig, dass hier niemand so dümmlich ist, dieses unreflektiert anzunehmen.

      Es wird – wie früher eben auch – untergeschoben. So wird aus den – zugegebenermaßen etwas naiven Menschen, die für Palästina demonstrieren – Islamisten und die Schiffe sind natürlich dschihadistische Schiffe gewesen – vermutlich mit dschihadistischer Medizin an Bord und vermutlich sogar dschihadistischem Toilettenpapier, welches am Arsche eines Ungläubigen direkt explodiert.

      Wenn übrigens jemand skandiert „Das Apartheitsregime Israels wird fallen.“ heißt das erst einmal, dass man sich wünscht, mit der derzeitigen israelischen Regierung ginge es zuende. Andernfalls würde es heißen „Israel wird fallen.“

      Übrigens – nicht das wieder Zweifel aufkommen. Die israelische Marine war natürlich im Recht, als sie die Schiffe aufhielt und es war eine sehr positive Geste, dass man die Leuten anbot, die Waren nach Sichtung in das Zielgebiet zu schaffen.

      Dennoch – derlei Texte erinnern mich an die Rhetorik aus einer dunklen lange vergangenen Zeit. Das sie ein umgekehrtes Vorzeichen besitzen macht sie nicht besser.

      Und nun die Preisfrage: Wem soll derlei Hasspredigt (und etwas Anderes ist es leider leider nicht) eigentlich helfen? Israel vielleicht? Der Region? Oder eher nur dem Ego des Schreibers? Ich fürchte – letzteres ist der Fall.

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      • 6. November 2011 18:38

        Einverstanden, Michael: Die Leute aus dem Video sehen nicht unbedingt aus wie Hardcore-Dschihadisten, sondern wirken auf mich eher wie Party-Demonstranten, denen es eher um den Spaß an der Freud geht und darum, mal wieder wo anders hin zu kommen als hinter die Tür der UniBib — auch wenn das schreckliche Pali-Tuch leider noch immer nicht aus der Mode gekommen ist.

        Die Frage ist aber eine andere: Wieso kommen »Occupy«-Demonstranten, also Menschen, die sich für, grob gesagt, ganz brav mehr »soziale Gerechtigkeit«, d.h. etwas mehr Berücksichtigung durch das Herrschaftspersonal einsetzen, auf die Idee, nicht etwa vor den Kongreß, vors Weiße Haus, vor das MIT, auf den Harvard-Campus, in die Commonwealth Avanue (eine klassische »Millionaire’s Row«) etc. pp. zu ziehen, sondern ausgerechnet ins Konsulat des Staates Israel, um dort eine Palästina-Soli zu veranstalten?

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        • 6. November 2011 18:43

          Da sind jetzt einige Verbratzer drin, sehe ich — bitte bedarfsfalls interpolieren. Danke.

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        • 6. November 2011 18:50

          Interpolieren kenn ich, kann ich.

          Warum – das kann ich nur vermuten. Vielleicht haben einige palästinensische Vorfahren, andere sind möglicherweise durch die letzten Äußerungen Peres alarmiert – wer weiß das schon. Vielleicht waren sie schon länger in Dritte-Welt-Grüppchen aktiv, in der auch die Lage der Palästinenser erörtert wurde… das lässt sich nur mutmaßen.

          In jedem Fall ist es ja so, dass die Lebensumstände der Palästinenser (der Bevölkerung) nicht sonderlich erbaulich sind und der Änderung bedürfen. Das ihre Führung bescheuert ist, steht dabei außer Frage. Aber um die geht es den Demonstranten imho nicht.

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        • 6. November 2011 23:00

          J-AP, das sehe ich auch so – Hardcore-Dschihadisten sind das wohl nicht. Aber die Frage muss erlaubt sein, was hat Occupy Boston in der israelischen Botschaft zu suchen. Die Mosaiksteine mehren sich.

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        • 7. November 2011 10:21

          Natürlich ist die Frage erlaubt – wie jede Frage erlaubt ist. Allerdings dürfte es mit der Beantwortung schwierig sein, solang man die Leute nicht selbst befragt. Man kann sich nur seinen Teil „denken“ und so fundiert ist es dann eben auch.

          Für den Besuch kann es viele Gründe geben – ein paar Möglichkeiten hatte ich ja schon angeführt. Ein weiterer: Die enge Verbundenheit zwischen den Administrationen der USA und Israels ist ein Klassiker und die Kritik an der israelischen Siedlungspolitik ein Dauerbrenner (Ich halte sie persönlich übrigens für berechtigt.). Da verwundert es mich im Grunde nicht sonderlich, dass Occupy auch dort auftaucht und meiner Meinung nach muss es nicht zwingende etwas mit Antisemitismus zu tun haben. Dieser Begriff kommt auch deswegen immer wieder schnell hoch, weil man im Zusammenhang mit Israel (zum Glück) sehr empfindlich reagiert. Nur darf das eben auch nicht zu einem Persilschein führen. Ohne hier mit Schuldzuweisungen agieren zu wollen, muss man – denke ich – konstatieren, dass die derzeitige israelische Politik nicht wirklich durch Nachhaltigkeit glänzt, sondern eher – wie in übrigens fast jedem Land der Erde – diverse Gruppeninteressen bedient, um Beifall zu erheischen. Weitsichtig ist das nicht und man kann dem Land nur wünschen, dass es weitsichtiger agieren möge.

          Natürlich kann man jetzt wieder anführen, dass aus den Palästinensergebieten Aggression ausgeht. Das stimmt und diese werden selbst bei einem verhandelten Frieden – egal ob in einem oder in zwei Staaten – weiter ausgehen, einfach, weil religiöse Fanatiker und andere Idioten nicht aussterben. Nur führt – und das sieht man im Nahen Osten (das betrifft interessanterweise beide Seiten) „schariakonformes dschihadistisches Agieren“ nicht wirklich weiter, weil es in diesem Zusammenhang nur dann ein Ende finden kann, wenn eine der Seiten vollständig vernichtet ist. Es hilft einfach nichts; beide Seiten müssen ihre religiösen und nationalistischen Eiferer in den Griff bekommen, um das Problem positiv zu lösen.

          Auch vor diesem Hintergrund kann man den Besuch sehen, wenn man denn möchte. Und natürlich kann man nicht in das israelische Konsulat gehen und dort dann gegen die Palästinenser wettern – das wäre völlig absurd. Man führt Kritik dort an, wo einer der Kritikwürdigen sitzt und das Konsulat ist eben einer der Orte.

          Wie gesagt – ich unterstelle zum jetzigen Zeitpunkt einfach mal positive Absichten, da sich immer die Frage stellt, warum jemand gegen etwas protestiert. Es kann eine echte Feindschaft sein, muss es aber nicht.

          Meine ganz private Erfahrung übrigens: Man setzt einen Palästinenser, einen Syrer, einen Juden, einen (Amts)-Katholiken und einen Afghanen an eine Bar und lässt sie diskutieren. Zuerst belauern sie sich, dann reden sie, dann bekommen sie sich in die Haare (Und zwar wirklich alle untereinander.). Anschließend bemerken sie, dass der derzeitige Zustand ziemlicher Mist ist und kommen auf Lösungen, mit denen eigentlich jeder leben könnte. Schade ist nur, dass das im größeren Umfang nicht zu
          funktionieren scheint.

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      • 6. November 2011 18:44

        Mit Bedenken gelesen, aber wirklich toll
        dieser Absatz:
        „So wird aus den – zugegebenermaßen etwas naiven Menschen, die für Palästina demonstrieren – Islamisten und die Schiffe sind natürlich dschihadistische Schiffe gewesen – vermutlich mit dschihadistischer Medizin an Bord und vermutlich sogar dschihadistischem Toilettenpapier, welches am Arsche eines Ungläubigen direkt explodiert.“
        Rhethorik ist Mittel des Klassenkampfes, Zweck dessen ist, daß jeder Mensch bald ganz normal „kacken gehen kann“ (Erinnerungszitat aus ‚Ein unversöhnlich sanftes Ende‘ von Hermann Peter Piwitt. – Ein ganz großes Buch übrigens. Auch ein Verschenkbuch zu den Jahresendfeiern.)

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  23. 8. November 2011 12:55

    Manueller Trackback:

    Occupy – Eine Bewegung zwischen verkürzter Kapitalismuskritik und strukturellem Antisemitismus.

    http://bea.blogsport.de/2011/11/08/occupy-eine-bewegung-zwischen-verkuerzter-kapitalismuskritik-und-strukturellem-antisemitismus/

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  24. 11. November 2011 14:39

    Karl Feldmeyer, Jürgen Elsässer, Oliver Janich, Peter Gauweiler, Bastian Menningen, Compact, Occupy, Partei der Vernunft, Junge Freiheit, CSU usw.

    Jetzt wächst zusammen was zusammengehört.Sage niemand er habe es nicht wissen können.

    http://reflexion.blogsport.de/2011/11/10/der-querfrontler-ein-occupy-aktivst/

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  25. 25. November 2011 18:52

    Konkret 12/2011: Interview mit dem Mitinitiator von Occupy Frankfurt Constantino Gianfrancesco:
    [..]
    konkret: Die Tatsache, dass sich die Occupy-Bewegung Freunde macht unter Esoterikern, Verschwörungstheoretikern und Antisemiten…

    Gianfrancesco: …vielleicht können wir besser von einem „strukturellen Antisemitismus“ sprechen, weil die Leute vor Ort immer sehr entrüstet sind, wenn man sie mit dem Vorwurf konfrontiert.

    Konkret: Ich meine jene, die sich auf Transparenten offen antisemitisch äußern. Das hat es, vor allem in den USA, ja gegeben.

    Gianfrancesco: Ja solche gibt es leider auch.
    [..]

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  26. 27. November 2011 11:10

    Im Konkret-Streitgespräch über die Krise des Kapitalismus meinte Thomas Ebermann:

    Es ist schon urkomisch, wie viele Leute den Banken jetzt die Schuld geben. Das lässt doch den Rückschluss zu, dass, nahezu egal was passiert, der Staat seinen sakralen Charakter behält. Und die Menschen, wenn sie sich in Umfragen äußern oder sogar demonstrieren, die Befürchtung ausdrücken, dass der Staat Souveränitätsverluste an die Finanzwirtschaft erleidet. Der Staat, der alles so eingerichtet hat, dass es ist, wie es jetzt ist. Der Staat ist offenbar die Instanz, die nicht in erster Linie der Kritik ausgesetzt ist, sondern aus jeder scheinbar protestierenden Zeile entnehme ich, dass dieser Staat bedrängt ist vom Finanzmarkt.

    Machen wir uns ein Bild von der Weltmarktkonkurrenz und tun wir einmal so, als gäbe es ungefähr gleiche Weltmarktproduktivitäten. Dass heißt, nehmen wir an, die Akteure auf dem Weltmarkt hätten eine gleich gute Infrastruktur, gleich lange Maschinenlaufzeiten, gleich gut ausgebildetes Arbeitspersonal, eine relativ günstige organische Zusammensetzung des Kapitals und so weiter. Dies vorausgesetzt, wird es entscheidend, wem es gelingt, die Alimentation der nicht Produktiven zu kürzen. Und es wird entscheidend, wem es gelingt, die Löhne niedrig zu halten. Das liegt hinter uns, ohne dass der Prozess abgeschlossen ist. Etwas, das das Bewusstsein ganzer Generationen ausgemacht hat, ist vorbei: Sieg auf dem Weltmarkt bedeutet, bei aller Entsagung, die wir dafür abliefern müssen, wachsende konsumtive Möglichkeiten.

    Das war der Kern des Modells Deutschland. Das macht auch die schrecklichen Sehnsüchte aus, diese Zeit möge wiederkommen, in der wir die Italiener ausgelacht haben, weil sie ihre Wirtschaft kaputtstreikten, und unser Fleiß durch größere konsumtive Möglichkeiten belohnt wurde. Diese Ansage trifft nicht mehr zu. Die Leute wissen, dass sie, was Exportquoten angeht, einer siegreichen Nation angehören, und verlieren zugleich an konsumtiven Möglichkeiten, laufen auf Altersarmut zu, und zwar ganz jenseits dessen, was wir jetzt als Krise der Staatsfinanzen diskutieren.

    Darauf machen sich die Menschen einen Reim, und der völlig falsche Reim ist: Nicht gegen diejenigen, die uns das als handlungsmächtigstes Subjekt, als Staat, angetan haben, muß sich unser Protest richten, sondern der Feind wird in der Finanzsphäre gesucht. Das ist zunächst mal die Ausgangslage, vor der man politisch steht und die einen aus plausiblen Gründen ängstigt. Das ist der Kern eines möglichen reaktionären Protestes, egal wie harmlos oder kopflos die meinetwegen jetzt noch in Frankfurt rumlaufen.

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    • 27. November 2011 12:05

      @fidelche
      Ich hab die neue Konkret noch nicht gelesen. Ich meine, es gibt einfach eine große Sehnsucht in der Welt. Eine Sehnsucht die transportiert, die Krise kann nur sein wenn jemand Fehler gemacht hat, jemand fragwürdig moralisch gehandelt hat oder gierig ist. Dieses Bewusstsein prägt die Leute die nun auf die Straße gehen. Die Leute wollen nicht verstehen, dass der Kapitalismus krisenhaft ist, auch wenn niemand einen Fehler macht. In der Fußball-Bundesliga steigen jede Saison mindestens zwei Mannschaften ab, auch wenn alle Trainer und alle Spieler alles richtig machen. Es gehört einfach zum System, dass zwei Teams absteigen, aber eigentlich hätte dieser Kommentar in die Rubrik „Fußball gehört. So was hätte durchaus auch der Ebermann sagen können, der ewige St. Pauli-Fan.

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  27. Der Bassist permalink
    1. Dezember 2011 20:08

    In Münster ist alles ruhig,
    berichtet unser Gewährsmann
    auf rainerkuehn.wordpress.com/2011/12/01/occupy-munster-syndikat-platz/
    Fand ich auch.

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  28. 15. Dezember 2011 16:48

    „Geld regiert die Welt“ – auf der Höhe des Occupy-Zeitgeists titelt „Der Spiegel“ in seiner Funktion als „Das deutsche Nachrichtenmagazin“ und in seiner Tradition als Fachblatt für den Café-Handel und sagt – indem er den Wahlspruch des chronisch klammen Herzogs Friedrich von Sachsen zitiert – zugleich alles und nichts über die real existierende Wirklichkeit. Aber nicht erst seit gestern muss sich als schlecht beraten erkennen, wer das Augstein-Blatt für einen Vektor der Aufklärung hält, also des Ausbruchs des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit (Kant).

    Geld – daran erinnert uns die emanzipative Kritik der politischen Ökonomie – ist Ursache und Wirkung eines warenförmig vergesellschafteten sozialen Systems, das auf die Unterscheidung zwischen Ursache und Wirkung nicht mehr sinnvoll anzusprechen ist. Vor allem nicht auf die eindimensionalen Pseudo-Unterscheidung in „Regierende“ und „Regierte“, die der Spiegel mit seinem Titelbild propagiert und damit mehr zur Verschleierung und Mystifizierung der gesellschaftlichen Verkehrsformen beiträgt, als zu ihrer Analyse, geschweige denn Kritik.

    Deutscher Antikapitalismus

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  29. Behringer permalink
    13. Januar 2012 15:50

    Fabelhafter, informativer Artikel!
    Sehr nachvollziehbar, wie Sie die Geschichte des Kapitalismus im Schnelldurchlauf beschreiben und dabei mit einigen Vorurteilen aufräumen. Von der Occupy-Bewegung wird in einem Jahr niemand mehr sprechen, im Unterschied zur Krise des Kapitalismus.

    Thorsten Behringer

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  30. 30. Januar 2012 22:17

    SPD-Chef Sigmar Gabriel will 2013 keinen Lagerwahlkampf gegen Kanzlerin Angela Merkel führen. «Es geht nicht um einen Wahlkampf gegen die Kanzlerin Merkel, unsere Gegner sind Finanzmärkte, unser Gegner ist die soziale Spaltung in Deutschland», sagte Gabriel am Sonntag.

    Aha, also die Finanzmärkte sind schuld, aber der Kapitalismus ist sonst ganz ok so.

    http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=55&tx_ttnews%5Btt_news%5D=130299&cHash=58c745508f75d336a2483d5932f72bee

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  31. 15. März 2012 11:23

    Gestern war ich abends in einem sehr guten Vortrag von Alex Feuerherdt in der Kulturfabrik in München zum Thema Occupy-Ideologie unter dem Titel “Volksfeind Banker”.

    Im Mittelteil seines Vortrages ergründete er mit Karl Marx, Moishe Postone, dem Warenfetisch, abstrakte Ware, Tauschwert usw. antisemitische Denkmuster, was ich in diesem Text leider in keiner Weise angerissen habe. Ich werde das demnächst in einem eigenen Blog nachholen, nachdem ich meine Kindheitserinnerungen, mit Verbindungen zu Paul Breitner und dem aktuellen Papst in einem Blog fixiert habe.

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    • 14. Juni 2012 19:04

      „Die Nationalsozialisten spitzten diesen vermeintlichen Gegensatz zu: Hier die »jüdische Nicht-Arbeit«, dort die »deutsche Arbeit«; hier das »raffende«, das angeblich unproduktive und mühelos sich vermehrende Kapital, dort das »schaffende«, weil vermeintlich produktive und nicht auf Bereicherung zielende. »Die globalisierungskritische Denklogik meint, die Probleme in den Griff bekommen zu können, wenn der verteufelte Teil des Kapitalismus angegriffen wird«, analysiert Samuel Salzborn, »und fühlt sich dabei einer anonymen, unheimlichen und scheinbar omnipotenten Macht ausgesetzt.«

      Um diese abstrakte Macht angreifen zu können, muss sie konkrete Gesichter bekommen, also personalisiert werden. Und um den Angriff zu rechtfertigen, bedarf es des Hinweises auf die moralische Niedertracht der Träger dieser Macht und auf die Legitimität des eigenen Handelns – das bereits durch die Behauptung, 99 Prozent der Menschen zu repräsentieren, als unhinterfragbar hingestellt wird. Im antisemitischen Weltbild wird das Abstrakte dabei in den Juden persona­lisiert, den angeblichen Drahtziehern und wichtigsten Profiteuren von Kapitalismus und Krise. Sie stehen in den Augen des Antisemiten für all das, was er weder begreift noch aushalten kann: Individualismus, Intellektualität, Kosmopolitismus, Emanzipation – und die Zirkulationssphäre. Der reale Vorteil, den er aus dieser Sichtweise bezieht, ist »halbdurchschaute Ideologie«, wie Theodor W. Adorno und Max Horkheimer in den »Elementen des Antisemitismus« schreiben. Und der eigentliche Gewinn, »auf den der Volks­genosse rechnet, ist die Sanktionierung seiner Wut durchs Kollektiv. Je weniger sonst herauskommt, umso verstockter hält man sich wider die bessere Erkenntnis an die Bewegung.« Das gilt zweifellos auch für jene, die unter dem »Occupy«-Label aktiv sind.“, schrieb Alex Feuerherdt in der Jungle World bereits vor einem halben Jahr.

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  32. Der Bassist permalink
    22. März 2012 17:45

    … die „Occupy“-Bewegung, die zumindest in Europa vor allem aus Verschwörungs-Fans und anderen Idioten bestand, die kaum diskutable politische Äußerungen zustande brachten. Sie verdeutlicht aber in der Debatte über den Fortschritt, den die neuen Medien mit sich bringen könnten, einen interessanten Punkt. Denn das Ideal, das „Occupy“ zu reproduzieren sucht, ist keines vom Fortschritt, sondern eines aus der guten alten Zeit. Der amerikanische Publizist Mark Greif, selbst bei „Occupy“ aktiv, schrieb darüber: „Wenn es eine Vorstellung gibt, der die Occupy-Lager in New York, Oakland, Los Angeles, Atlanta, Chicago, Boston, Washington und hundert weiteren Orten am ehesten entsprechen, dann ist es wohl das Bild von der amerikanischen Kleinstadt, welches wir alle in uns tragen. […] auf der Grundlage der idealtypischen Kleinstadt, die es immer wieder zu reproduzieren gilt, egal in welcher Gegend und in welchem Klima.“ (verbrochenes.net)

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    • 23. März 2012 09:10

      Irgendwie hört man kaum noch was von der „Occupy“-Bewegung, es ist sehr ruhig um sie geworden – vielleicht lag es aber auch nur am Winter und den damit verbundenen kalten Temperaturen.

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      • 23. März 2012 13:46

        In Münster sind die Occupy-Zelte seit November an der Promenade/Servatiiplatz. Auch in jeder Kälte wurde am Innenstadtrand übernachtet und vegan gebrauter Tee getrunken. Dreimal habe ich dort fast vorbeiradelnd Station gemacht und diskutiert. Einmal sehr einverständig, zweimal aber mit Erstaunen. Eigentlich finden sie alles gut, und Deutschland ist so sozial wie kein anderes Land, wenn bloß die Bänker und Manager nicht wären … Zum Weglaufen! – Ich hab sogar die Leeze genommen.

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      • 23. März 2012 14:22

        Vegan gebrauter Tee, da steh ich drauf, zu 99 Prozent.

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  33. 16. April 2012 16:36

    Auf „Reflexion“ ist über den Bonner Aktivisten der „Occupy-Bewegung” Jürgen Lorenz Simon zu lesen. Jürgen Lorenz Simon meint zu wissen, dass sich die Welt im der Hand des jüdischen Großkapitals befindet.Der „Occupy-Kämpfer Jürgen Lorenz Simon (99 Prozent) frägt: „Wer hat das Geld? Wer kontrolliert die Politik? Wie können wir die loswerden?“ Ich frage mich, was heißt loswerden und wer ist das eine Prozent?

    Der Aktivist: http://reflexion-blog.com/?p=2143

    PS: In der Blogroll von Reflexion ist „Fidelches Cosmos“ und „Mission Impossible“ aufgelistet. Darum verlinke ich auch so gerne.

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  34. 28. April 2012 23:27

    In der Krise scheinen antisemitische Ressentiments und Welterklärungsmodelle eine besondere Konjunktur zu haben. Ihr Aufsatz »Nationalsozialismus und Antisemitismus«, der 1982 in Deutschland erschienen ist, hatte in bestimmten Kreisen großen Einfluß auf die Theoriebildung zum Thema Antisemitismus. Was sind die wesentlichen Eckpunkte Ihrer Analyse?

    Es ist schwer, das in Kürze darzustellen. Kapitalismus bedeutet nicht einfach die Herrschaft einer Klasse über eine andere. Es handelt sich vielmehr um ein System der gesellschaftlichen Vermittlung, das alle Gesellschaftsmitglieder beherrscht. Menschen sind natürlich in unterschiedlicher Weise von dieser Herrschaft betroffen. Es handelt sich beim Kapitalismus um eine Form der unpersönlichen Herrschaft, der auch die Bourgeoisie unterliegt.
    [..]
    Vor diesem Hintergrund ist die verbreitete Annahme zu erklären, hinter den Kulissen gehe eine geheime Verschwörung vonstatten. Der große Unterschied nun zwischen Rassismus und Antisemitismus besteht darin, daß die Juden im Weltbild der Antisemiten keine untergeordnete »Rasse« sind, sondern stattdessen als äußerst mächtig imaginiert werden. Sie werden als »Gegenrasse« imaginiert, weil sie die Prinzipien repräsentieren, die hinter dem Unbegriffenen wirksam sind. Im Antisemitismus wird die strukturelle Herrschaft des Kapitalismus zum Handeln der Juden. Deswegen betrachtet sich auch der Antisemitismus selbst als emanzipatorisch und antikapitalistisch. Die Nazis wollten die Welt »befreien«.
    Während in der Marxschen Analyse das Abstrakte und das Konkrete nur als verschiedene Seiten der Warenform gedacht werden, gibt es viele Theoretiker, die das Konkrete nicht als gesellschaftlich geformt, sondern als natürlich betrachten. Das Abstrakte wird demgegenüber als parasitär, das Konkrete unterjochend, interpretiert. Das gilt eben auch für die Verkürzung der Kapitalismuskritik auf eine Kritik des Finanzkapitals. …

    aus: »Die Deutschen inszenieren sich am liebsten als Opfer«
    Interview mit dem Historiker und Sozialwissenschaftler Moishe
    Postone über Möglichkeiten und Defizite linker Kapitalismuskritik (Konkret 5/2012)

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  35. 9. August 2012 23:27

    Das Frankfurter Occupy-Camp ist nun Geschichte. Die Revolution ist bis auf weiteres verschoben.

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    • Der Bassist permalink
      10. August 2012 01:22

      Frankfurt: schöne Italiener, lecker Multikulti im Bahnhofsviertel, olle Minister damals in der Leipziger Straße, okkupiert haben die, die ich dort im real life gesehen habe, nicht den Pflasterstrand, sondern Ministerien und Institutionen. – Schlimm.

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  36. 18. August 2012 21:18

    Occupy Münster wollen die Geschäftsleute nicht mehr. In einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister und den Stadtrat fordern sie mit deutlichen Worten die sofortige Räumung der Protestfläche. Das Lager führe zu einer „unerträglichen Abwertung des Servatiiplatzes„. Der Brief, der von den Inhabern sechs benachbarter Geschäfte (Drahtesel, Wilke Hörakustik, Anwaltskanzlei Putzo/Kampmann/Früh, Annabella Brautmoden, Homann Immobilien, Jowelier Mönnig) unterschrieben ist, macht deutlich, wie verärgert die Anlieger über die inzwischen neunmonatige Besetzung des Platzes sind.
    Seit Dezember würden sie die Stadtverwaltung drängen, der Besetzung des Platzes „durch ein Grüppchen selbsternannter ‚Aktivisten'“ ein Ende zu bereiten. „Wir fühlen uns hingehalten und in unseren Belangen nicht ernst genommen.“ Die Geschäftsleute werfen den Behörden eine „unentschlossene Haltung“ vor.
    Ein „ungehinderter, einladender Zugang“ aus Richtung Innenstadt sei „existenziell wichtig“ für die dort angesiedelten Unternehmen. Durch die Okkupisten würde die Sichtachse von der Salzstraße auf den Servatiiplatz versperrt.
    Der Appell der Geschäftsleute an OB Markus Lewe und den Rat ist deutlich: „In Angst um eine weitere Verschlechtung der Standortqualität und womöglich Festschreibung des jetzigen Zustands am Servatiiplatz fordern wir Sie hiermit erneut auf, das Camp unverzüglich räumen zu lassen, wie es in anderen Städten längst geschehen ist.“
    Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer zeigte am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion Verständnis für die Forderung der Kaufleute. „Das sind wichtige Interessen, die wir berücksichtigen„, sagte er. Die Forderung erfüllen wird er jedoch nicht: „Wir können das so schnell nicht ermöglichen“, sagte er.
    Heuer hält an seiner Linie fest, die in der letzte Woche noch einmal verkleinerte Protestfläche zu dulden, bis ein alternativer Standort für ein Demokratieforum gefunden ist. Gegen Ende August/Anfang September will Heuer die ersten Vorschläge vorstellen.
    Die Geschäftsleute am Servatiiplatz würden das zukünftige Demokratieforum am liebsten vor das Stadthaus I auf den Syndikatsplatz verlegen. – Also mittenrein vor die Stadtregierung, die bis jetzt jedenfalls mit Occupy debatiert hat.

    Ganz ähnlich argumentierten auch die herrschenden Befürworter von Münster als Stadt mit sauberem Image für eine Umbenennung des Hindenburgplatzes in Schloßplatz bzw. die jetztige Beibehaltung. Der Name Hindenburg störe die Weltoffenheit der Stadt, der Uni Münster und der nächsten Skulptur-Projekte, deren internationaler Besuch vor allem sich an diesem Platznamen für den Steigbügelhalter Hitlers gestört hat. Ja, es geht um aktuales kapitales Geld, nicht um Geschichte, es geht um blank wirtschaftliche Interessen, nicht um Moral und Wahrheit oder politisches Gedöns.
    It´s all over now, bloß nicht der Kapitalismus in seinem Antagonismus.
    Alles nur eine Frage der ‚Sichtachse‘?

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  37. 23. Oktober 2012 12:01

    In der Jungle World befasst sich Peter Bierl mit »Occupy«, der Illusion einer »humanen Ökonomie« und dem Anthropologen David Graeber.

    „….Konstitutiv für den Kapitalismus, so Graeber, sei der Zins. Luther und Calvin hätten das Zinsverbot aufgeweicht, so dass »die Vermehrung des Geldes (…) nicht mehr als unnatürlich betrachtet (wurde), sondern (…) im Gegenteil zu etwas Folgerichtigem geworden (war)«. Indem Graeber nicht begreift, dass der Zins Teil des Profits, des Mehrwerts ist, der im Produktionsprozess entsteht, schlägt er sich auf Seiten jener, über die Marx spottete, sie glaubten, dass sich Geld selbst vermehre, wie der Birnbaum Birnen trage. Prototypen des zinsheckenden Schuldenkapitalismus sind für Graeber die Konquistadoren und die Banker. Ausschlaggebend sei die Gier der Konquistadoren gewesen, die »apokalyptische Dimensionen annahm«, gespeist aus Scham und Empörung darüber, dass sie so hoch verschuldet waren. Das Bündnis zwischen verschuldeten Eroberern und berechnenden Finanzmännern sei »das Kernstück dessen, was wir heute als Kapitalismus bezeichnen«. Was die Reformation antrieb oder die iberischen Monarchien veranlasste, ausgerechnet im 15. Jahrhunderts viel Geld zu investieren, um neue direkte Wege nach Asien zu suchen und zu sichern, interessiert ihn nicht.

    Dagegen preist er das kaiserliche China und die islamischen Reiche des Mittelalters, die die freie Marktwirtschaft ohne Zins und rücksichtlosen Wettbewerb verwirklicht hätten. China sei »während der meisten Zeit seiner Geschichte ein marktwirtschaftliches und entschieden antikapitalistisches Land gewesen«. Die konfuzianischen Beamten hätten die Märkte gefördert und für einen beispiellosen Aufschwung und höheren Lebensstandard als anderswo gesorgt, seien aber misstrauisch gegenüber Gewinnstreben geblieben. Gewinn sei den Konfuzianern nur legitim erschienen als Entschädigung für eigene Arbeit. Scharf habe der chinesische Staat die buddhistischen Klöster attackiert, die Kapital durch Spenden und den Verleih von Geld gegen Zinsen akkumulierten und zu den »ersten echten Einrichtungen des konzentrierten Finanzkapitals« wurden. In der klassischen Epoche des Islam sei der wahrhaft freie Markt verwirklicht worden, weil keine Zinsen verlangt wurden und der Staat sich von der Wirtschaft fernhielt, schreibt Graeber. Während er wie die deutschen Völkischen vor 100 Jahren das römische Recht kritisiert, das angeblich das christliche Zinsverbot untergraben, die menschliche Gemeinschaft aufgelöst und alles und alle zu Waren degradiert habe, lobt er das islamische Recht, weil es verbiete, Menschen wegen Schulden, durch Verschleppung oder als Strafe zu versklaven: Das Verbot von »Zinswucher« sei im Islam »gewissenhaft durchgesetzt« worden. Dadurch habe sich ein Markt etabliert, befreit von den »Geißeln der Verschuldung und der Sklaverei«. Dieser Markt sei »der höchste Ausdruck der menschlichen Freiheit und der Solidarität in der Gemeinschaft«.
    (..)
    Staatliches Eingreifen in die Wirtschaft sei im Islam verpönt, schreibt Graeber, weil schon Mohammed Preissenkungen selbst bei Lebensmittelknappheit ablehnte. Der Prophet habe argumentiert, die Preise auf dem freien Markt wären vom Willen Gottes abhängig. Zwar bemerkt Graeber hier eine Ähnlichkeit mit Adam Smiths Vorstellung von der unsichtbaren Hand, gelangt aber zu dem Ergebnis: »Der Markt entspringt nicht nur dem grundlegenden Kommunismus, auf dem letzten Endes jede Gesellschaft beruhen muss, sondern er ist eine Erweiterung dieses Kommunismus.« Löse man die Märkte von ihren »gewalttätigen Wurzeln«, würden sie sich »in Netzwerke von Vertrauensbeziehungen« verwandeln, »die auf Ehrgefühl und gegenseitiger Bindung beruhen«. Von der Kommunistin Sahra Wagenknecht unterscheidet ihn bloß, dass er nicht auch noch Ludwig Erhard zustimmend zitiert. Trotzdem hat Graeber sich mit »Schulden« das Lob von Frank Schirrmacher (»ein herrliches und hilfreiches Buch«) redlich verdient. Besser als manche linken Leser und Rezensenten hat der Feuilletonchef der FAZ erkannt, dass Graeber uns den Blick dafür öffnen will, »dass es alternative marktwirtschaftliche Gesellschaften geben kann, die funktionsfähig sein können, ohne klassenkämpferisch zu sein«.

    Dass die »Occupy«-Bewegung, zu deren Stichwortgebern Graeber zählt, aus Leuten besteht, die sich allen Zumutungen gefügt haben, aber um ihren Lohn gebracht wurden, ist kein Grund für Häme. Jede Veränderung beginnt damit, dass Menschen sich an der Diskrepanz zwischen Verheißung und Wirklichkeit stoßen. Wie sie dann aber die gesellschaftlichen Widersprüche wahrnehmen und damit umgehen, hängt auch von den Erklärungen ab, die sie vorfinden. An diesem Punkt beginnt die Aufgabe einer modernen, antiautoritären radikalen Linken. Ob sie allzu viel von Graeber lernen kann, muss bezweifelt werden.“

    Von Peter Bierl ist soeben im Konkret-Verlag das Buch »Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn – Kapitalismuskritik von rechts: Der Fall Silvio Gesell« erschienen.

    http://jungle-world.com/artikel/2012/42/46443.html

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  38. Paul Meithner permalink
    25. August 2013 12:13

    Nach dem Gründerkrach von 1873 verstaatlichte Bismarck die Eisenbahnen. Sie waren systemrelevant fürs Militär sowie für den Transport von Arbeitskräften und Waren. Das ganze 20. Jahrhundert über hat der Staat dieses Unternehmen geführt und ausgebaut, bis es nun an die Börse gebracht, also wieder in Privateigentum überführt werden soll. Ein Pech für die öffentliche Hand wäre es, wenn dies gerade in einer weiteren Krise geschehen sollte, in der die Aktien nicht viel wert sein dürften. Die neuen Eigner dagegen erhielten, falls der Deal überhaupt zustande kommt, ihre Anteile erfreulich wohlfeil. So wurde die Sache jetzt erst einmal verschoben. 1932 hat das Deutsche Reich die Aktienmehrheit an der Dresdner und der Commerzbank übernommen. Einige Jahre später gab es sie wieder heraus. (Fülbert) Das staatliche Eigentum erweist so also als eine Metamorphose des privaten, ist sozusagen ein Garantieschein.

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    • 27. August 2013 14:13

      Irgendwie hört man nichts mehr von den Occupyern. Dabei repräsentierten sie doch laut eigenen Angaben 99 Prozent und die Welt ist noch immer nicht gerettet.

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