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Parteiencheck (6) – SPD

1. November 2011

War einmal ein Revoluzzer, im Zivilstand Lampenputzer;
ging im Revoluzzerschritt mit den Revoluzzern mit.

Und er schrie: «Ich revolüzze!»Und die Revoluzzermütze
schob er auf das linke Ohr, kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Revoluzzer schritten mitten in der Strassen Mitten,
wo er sonsten unverdrutzt alle Gaslaternen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen rupfte man die Gaslaternen
aus dem Strassenpflaster aus, zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Revoluzzer schrie: «Ich bin der Lampenputzer
dieses guten Leuchtelichts. Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Wenn wir ihn‘ das Licht ausdrehen, kann kein Bürger nichts mehr sehen.
Lasst die Lampen stehn, ich bitt! – Denn sonst spiel ich nicht mehr mit.»

Doch die Revoluzzer lachten, und die Gaslaternen krachten,
und der Lampenputzer schlich fort und weinte bitterlich.

Dann ist er zu Haus geblieben und hat dort ein Buch geschrieben:
nämlich, wie man revoluzzt und dabei doch Lampen putzt.

… schrieb Erich Mühsam 1907 (1878 – 1934) in seiner SPD-Analyse „Der Revoluzzer“. Dieses der deutschen Sozialdemokratie gewidmete Gedicht hat bis in  das Jahr 2011 kaum etwas von seiner Aktualität verloren. Von Gustav Noske, dem Gegner der „Ostjuden“ bis Gerhard Schröder, dem Gegner der Serben, von den Notstandsgesetzen, dem Nato-Doppelbeschluss bis zur Bombardierung Jugoslawiens offenbarte die Sozialdemokratie  ihre Sekundärtugenden und bewies allen Wählern wie staatstragend die Genossen doch sein können. Die Freunde  Helmut Schmidt  und Peer Steinbrück werden das Ding für den nächsten Versuch schon schaukeln. Der nächste Bundeskanzler wird eventuell doch eine Bundeskanzlerin bleiben.


16 Kommentare leave one →
  1. 1. November 2011 17:23

    Gestern in Münster: Mutter mit Kleinkind am Aasee.
    Kind: „Was ist das da?“
    Mutter: „Da hat ein böser Mensch unsere schöne Bierkultur hingeschmissen.“
    Kind: „Diese Revoluzzer?“
    Mutter: „Ja, die Antiprosozis.“
    Kind: „Sind die Grünen denn noch die Guten?“
    Mutter: „Schon, aber nur, wenn sie auch zur Kirche gehen.“

    (… außer Hörweite)

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  2. 1. November 2011 22:11

    Die SPD kritisierte die Merkel-Regierung wegen ihrem Nein zur Libyenbombardierung und wegen ihrem Nein zur UNESCO-Aufnahme der Palästinenser. Gleichzeitig hat die SPD unter Kanzler G. Schröder Jugoslawien bombardiert und als Israel während des Jom-Kippur-Krieges einer arabischen Endlösung der Judenfrage so nah war wie nie zuvor, sperrte der deutsche SPD Kanzler W. Brandt die deutsche Häfen für amerikanische Nachschublieferungen, die in Israel dringend gebraucht worden wären. Irgendwie verrückt, aber irgendwie auch wieder logisch für eine Lampenputzer-Partei.

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  3. 2. November 2011 09:30

    Mannomann, dat ist ein Elend mit der Sozialdemokratie. De Sozipolitiker sind alle erschöpft und langweilig, ein müda Varein.

    Dat Dilemma der SPD ist dat se nur noch aus amtiaenden Ministan und Ministapräsidenten besteht auf daen Ämta die Jusos warten. Die SPD kann keinen mehr mobilisiaen, se hat keine Ideale.

    Ich sage nur Hessen: Ypsilanti – Metzger – Walter – Everts – Tesch

    Eua Malocher Erwin

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  4. 2. November 2011 16:41

    Genau: Sozialdemokratie ist so etwas wie eine säkularisierte Religion.

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  5. 17. Januar 2012 18:47

    Ja, die Wintermonate, kalt. ‚Kälte‘ ist übrigens bei Adorno eine soziologische Kategorie, mit dem Antipoden ‚Hitze‘. Warm wird´s bei ausgesuchten Lektüren, heute etwa bei dieser:
    Joachim Bruhn schreibt in seinem Buch „Was deutsch ist“, einer kritischen Theorie der Nation:

    „Ulrich Sonnemann, ein kluger Hasser der Sozialdemokratie, hat einmal bemerkt, es sei unmöglich, diese Partei zu verstehen, wenn man nicht zuvor eingesehen habe, daß sie an Stalin schon so urheberrechtlich beteiligt gewesen ist wie später dann an Hitler.“

    Ok, entweder man wehrt das sofort ab, – oder man denkt mal drüber nach, so zwischen ‚Tatort‘ und Zeitungslektüre …
    Kurz: Lesen hilft auch nicht, also Bildung, Kultur und ähnliche letztlich staatliche Mahnwachen.
    (Eintrag gewidmet Ali zum70.)

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  6. 15. März 2012 11:49

    Der SPD Vorsitzende Sigmar Gabriel war in Israel und schreibt auf seiner Facebookseite: „Ich war gerade in Hebron. Das ist für Palästinenser ein rechtsfreier Raum. Das ist ein Apartheid-Regime, für das es keinerlei Rechtfertigung gibt.“ Kurz darauf rudert er zwar zurück und relativiert, aber Gabriel hat sich nun endgültig geoutet.

    Und wann fährt Sigmar Gabriel mit Norman Paech, Inge Höger und der islamfachistischen IHH auf der nächsten „Gaza-Hilfsflotte“ mit? Gibt es bald eine gemeinsame Veranstaltung mit Hermann Dierkes? Die CDU hat Blüm (Israels Vernichtungskrieg) und nun hat die SPD nachgezogen.

    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/gabriels_dschihad/

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    • 15. März 2012 22:14

      Jürgen Möllemann, Norman Paech, Felicia Langer, Hermann Dierkes, Ken Jepson, Helmut Schmidt, Norbert Blüm, Martin Hohmann, Jamal Karsli und nun Sigmar Gabriel.

      Da wächst zusammen was zusammengehört.

      Kaiser Wilhelm II würde sagen: „Ich kenne keine Parteien mehr, kenne nur noch Deutsche

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      • 15. März 2012 22:43

        Stimmt! Dieser Gabriel ist schon in der „richtigen“ Partei.
        Wobei die Anführungszeichen DAS HISTORISCHE SCHEITERN überhaupt bezeichnen sollen. Das letztgültige Völkischmachen des Proletariats gegen die internationale kommunistische Partei aller Länder.

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      • 16. März 2012 20:24

        Ich frage mich ob die Apartheids-Äußerung Gabriel nur rausgerutscht ist oder ob sie Kalkül war. Ich tendiere zum Kalkül, denn Israelkritik bringt Wählerstimmen und ein Dummkopf ist Gabriel nicht.

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  7. 16. März 2012 10:32

    Liza untersuchte gestern Sigmar Gabriels Logik, was mir sehr gut gefällt:

    „Ich habe gerade Sigmar Gabriels Facebook-Seite besucht. Die ist für Israelis eine No-go-Area. Sigmar Gabriel ist ein Nazi, für den es keinerlei Rechtfertigung gibt.

    * * * * *

    Ich habe eben nach einem für mich wirklich bedrückenden Besuch von Sigmar Gabriels Facebook-Seite davon gesprochen, dass diese für Israelis eine »No-go-Area« und Gabriel ein Nazi sei. Mir ist klar, dass dies eine sehr drastische Formulierung ist. Aber genau so erleben die Israelis seinen Auftritt. Der drastische Begriff ist das, was mir und nicht nur mir angesichts seiner Äußerungen eingefallen ist. Wenn meine Formulierung zu dem Missverständnis geführt hat, ich wolle Sigmar Gabriel und seine Partei mit dem nationalsozialistischen Regime in Deutschland gleichsetzen, tut mir das leid. Das wollte und will ich ausdrücklich nicht, weil dieser Vergleich der SPD gegenüber mehr als ungerecht und dem Nationalsozialismus gegenüber verharmlosend wäre. Aber die demütigende Form des Umgangs mit den Israelis auf Gabriels Facebook-Seite übertrifft einfach vieles, was man sonst in der SPD erlebt. Und es verursacht selbst bei jemandem wie mir, der die SPD unterstützt, wirklich großen Zorn. Und den habe ich versucht auszudrücken.

    * * * * *

    Disclaimer: Eine Unterstützung der SPD liegt mir selbstverständlich fern. Ich habe nur ein wenig mit Sigmar Gabriels Logik gespielt.“

    (Fast) in seinen eigenen Worten

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  8. Amon permalink
    17. März 2012 10:15

    Auszug des Kommentars von U. Sahm – Sigmar Gabriels Ausrutscher:

    Sigmar Gabriel könnte im Prinzip der Nachfolger von Angela Merkel werden. Umso schwerer wiegen Äußerungen des deutschen Oppositionschefs und SPD-Vorsitzenden auf Facebook sowie bei einem Journalistentreff während seines Israelbesuchs.
    „Ich habe heute Mittag nach einem für mich wirklich bedrückenden Besuch in Hebron davon gesprochen, dass dort ein ‚Apartheid-Regime‘ herrsche. Mir ist klar, dass dies eine sehr drastische Formulierung ist. Aber genau so erleben die Palästinenser in Hebron ihre Situation.“ So wörtlich der deutsche Politiker, der „Freund Israels“, der sich beim Gespräch mit deutschen Journalisten am Begriff „Staatsraison“ störte und vorschlug, lieber von „Teil unseres Selbstverständnisses“ zu reden, wenn es um Israels Sicherheit geht.

    In Hebron wurde Gabriel von israelischen „Friedensaktivisten“ wie Jehuda Schaul geführt, dem Gründer von „Schweigen brechen“. Bei solchen Touren wird das ummauerte, mit Stacheldraht eingeigelte und schwer bewachte alte jüdische Viertel gezeigt. Denn die Juden in Hebron wurden nicht nur 1929 von ihren arabischen Nachbarn massakriert und nach 3.000 Jahren ständiger Präsenz vertrieben. Auch nach 1967, als sich unter israelischer Besatzung dort wieder jüdische Familien niederließen (und so die „Siedlungspolitik“ an Ostern 1968 initiierten), kam es immer wieder zu Massakern und Morden. Was macht Gabriel daraus? Nicht die maximal 800 Juden in der Stadt mit 170.000 Einwohnern seien eingesperrt in eine Art Ghetto, sondern die Araber.

    Das im Rahmen der Osloer Verträge 1996 durch den damaligen Premierminister Benjamin Netanjahu an die Palästinenser zur Selbstverwaltung übergebene Hebron (mit Ausnahme der winzigen jüdischen Enklave) stehe unter einem „Apartheid-Regime“, behauptet jetzt Gabriel. Was kann er damit meinen, wenn es israelischen Juden wegen Lebensgefahr strikt verboten ist, den arabischen Stadtteil zu betreten? Und seine friedliebenden israelischen Führer haben ihm wohl auch nichts von den fast täglichen Versuchen von Palästinensern erzählt, die wachhabenden israelischen Soldaten mit Messern und Sprengsätzen zu attackieren.

    Gabriel entschuldigte sich später. Er wolle Israel nicht mit dem Apartheid-Regime in Südafrika gleichsetzen. Ja mit was denn sonst? Will er seine Leser für dumm verkaufen? Glaubt er wirklich, dass das jüdische Viertel in Hebron so eingemauert ist wegen israelischem Rassismus? Hat er keine Augen im Kopf, um zu verstehen, dass manche „Empfindungen“ von Palästinensern eher gehässige Propaganda sind?

    Gabriel ist gegen die Siedlungspolitik. Sein gutes Recht. Bei „Politik“ sind Meinungsverschiedenheiten vorgegeben. Aber wenn er behauptet, dass die Lage in Hebron „unwürdig“ sei, dann sollte man fragen, ob für die Palästinenser oder vielleicht doch eher für die Juden.

    „Behinderten Kindern wird mit ihren Müttern der freie Ausgang aus ihrem Haus in den eigenen Stadtteil nicht gewährt, nur weil sie Palästinenser sind“, schreibt er. Ist es etwa jüdischen behinderten Kindern mit ihren Müttern möglich, den arabischen Stadtteil zu betreten, ohne um ihr Leben fürchten zu müssen, nur weil sie Juden sind?

    http://www.israelnetz.com/themen/nachrichten/artikel-nachrichten/datum////kommentar-sigmar-gabriels-ausrutscher/?tx_ttnews%5BbackPid%5D=10&cHash=6bc50bd8bd

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  9. 31. August 2013 20:38

    …und in dem von Breitenberger schon angerissenen Gremliza-Artikel (9/2013) heißt es auch:
    „Was Helmut Kohl und Klaus Kinkel aus Furcht, unliebsame Erinnerungen zu wecken oder die kleinen Leute, zu denen SPD und Gewerkschaften das Proletariat gemacht haben, aufzuwiegeln, nicht gewagt hatten, wurde von einer rotgrünen Regierung exekutiert: deutsche Soldaten in den dritten Krieg gegen Jugoslawien geschickt und wenig später in alle Welt, Renten gekürzt, Arbeitslosengeld gestrichen, arme Kranke totgespart, den Reichen Geld in jede Ritze gestopft, Waffen exportiert auf Teufel komm raus…“

    Dass sich sogar Kohl und Kinkel gegenüber der späteren rotgrünen Koalition noch positiv ausnehmen würden, wer hätte das je gedacht…

    lg LL

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    • 2. September 2013 13:19

      Der Ernst Thälmann sagte mal in Hamburg zur Frage kleineren Übels:“Alles, was die SPD den Massen im Laufe der letzten Jahre erzählt hat, erwies sich als Lug und Trug“ Nun is die Angie dat kleinere Übel. Wir Malocher aus dem Pott haben zwar fast alle kein Abitur, aba verarschen lassen wir uns dann doch nich so gerne. Gut dat es den Gremliza geben tut.

      Euer Erwin aus Wanne

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