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Walther Bensemann und die Viererkette

23. Mai 2012

Walther Bensemann ( 1873 – 1934) war einer der großen Pioniere des deutschen Fußballs. Ab 1889 propagierte er vor allem in Süddeutschland den „neumodischen“ Sport, gründete als Schüler und Student zahlreiche Vereine und organisiere erste internationale Begegnungen. 1920 gründete er das Sprachrohr des Fußballs, den „Kicker“, 1933 wurde er von den Nazis ins schweizerische Exil gezwungen. Das Ideal des Fair Play, die Erziehung zum „Sportsman“ verband der vorurteilsfreie Weltenbürger Bensemann mit dem neuen Sport aus England. Bensemann polemisierte seinerseits gegen die kleinmütige »Boppelespolitik« der Verbände und antwortete zudem mit einer programmatischen Erklärung, in der er sein Verständnis einer fortschrittlichen Sportpolitik definierte: Es gehe darum, den »klaffenden Gegensatz der Stände« zu mildern, es gehe um sozialpolitische Aufgaben, und es gehe um »das Bemühen, die Begriffe der Freiheit, der Toleranz, der Gerechtigkeit im inneren Sportleben, des Nationalgefühls ohne chauvinistischen Beigeschmack dem Auslande gegenüber zu wahren«. Diese Programmatik sollte Bensemann in seiner Zeit als »Kicker«-Herausgeber später entschieden vertiefen. Bereits zu Zeiten Bensemanns wurde die Einführung des Profifußballs diskutiert. In den „Hannoveraner Beschlüssen“ isolierte sich der DFB, indem er zur Verteidigung des deutschen Amateurideals den Spielverkehr mit den Profiteams aus der Tschechoslowakei, Ungarn und Österreich verbot. Walther Bensemann trat für eine Lockerung der Amateurbestimmungen ein und auch in den anderen großen Streitfragen vertrat er eine pragmatische Position ohne ideologische Scheuklappen.


Die Weiterentwicklung des Fußballs, auch im Sinne Bensemanns, ermöglichte und forcierte  die im Jahre 1925 eingeführte, neue Abseitsregel. Zuvor wurde ausgehendend von einer 2-2-6-Formation das gegnerische Tor attackiert. Wegen der neuen Abseitsregel entstand das sogenannte WM-System, es wurde mit drei manndeckenden Verteidigern gespielt. Einen schweren Rückschlag erlitt der Fußball 1934, als Italien, geprägt durch den Faschismus Mussolinis, als Vertreter des „rechten“ Fußballs mit übertriebener Härte, mit soldatischen Tugenden und Defensivfußball Weltmeister wurde. In den 50er Jahren spielten die Ungarn mit einer 4er-Abwehrkette und die Brasilianer führten bei der WM 1950 den Libero ein, der sich ballorientiert hinter seinen Verteidigern verschob. Ab 1970 wurde der Fußball immer mehr kultiviert. Individualisten wie Johan Cruyff oder Franz Beckenbauer dominierten die Fußballplätze. Spielmacher lenkten das Spiel und mit klugen Pässen in die Spitze wurden die Tore vorbereitet. Wurde der Spielmacher durch Manndeckung ausgeschaltet sanken die Chancen zum Torerfolg. Durch die Trennung von Offensive und Defensive blieb die Idee des Kollektivs auf der Strecke und oft entwickelte sich gegenseitige Schuldzuweisung, anstatt ganzheitlich an der Lösung eines Problems zu arbeiten.

Es folgte die große Zeit des Kollektiv-Fußballs. Der damalige Trainer Kiews und der UdSSR Walerij Lobanowski gilt als der Erfinder der europäischen Viererkette und des Fußballkollektivs. Verfolgt jeder Spieler eigene Interessen, ist es unmöglich, als Mannschaft erfolgreich zu spielen. Lobanowski forderte von seinen Spielern deshalb sich in den vorgegebenen Räumen zu bewegen, ihre entsprechenden Aufgaben zu erfüllen um dort ihre individuellen Stärken auszuspielen. Wie die UdSSR spielten auch die Niederlande unter Rinus Michels die Viererkette, die beiden Teams trafen sich 1988 in München im Endspiel um die Europameisterschaft. Die Niederlande siegten in einem hochklassigen Spiel mit 2:0. Die deutsche Nationalmannschaft verschlief die Entwicklung und ging 1998 mit Libero und einer 0:3 Niederlage gegen Kroatien im Viertelfinale unter. Weltmeister Frankreich agierte 1998 mit einer derart guten Viererkette, dass man dieses Turnier als den Durchbruch der Viererkette bezeichnet.

Im System der Viererkette sollte jeder Spieler über die ganze Bandbreite der fußballerischen Fähigkeiten verfügen, um es jedem zu ermöglichen, sich als gleichberechtigte Einheit in die Mannschaft einzubringen. Die einzelnen Mannschaftsteile interagieren und verschmelzen miteinander. Einzelkämpfer werden in dem System nicht mehr benötigt. Die beiden Innenverteidiger sollten neben Zweikampfstärke und Kopfballstärke vor allem die Abwehr organisieren und bei gelegentlichen Vorstößen den Angriff unterstützen. Der rechte und der linke Außenverteidiger verschieben bei Angriffen des Gegners in Richtung Ballnähe und machen im Kollektiv die Räume eng. Große Übersicht ist von allen vier Verteidigern gefordert. Zu den Hauptaufgaben der Außenspielern zählt die Unterstützung der Angriffsbemühungen über die Außenposition. Mit langen Sprints, bzw. Tempodribblings an der Außenline wird die gegnerische Mannschaft unter Druck gesetzt. In Ballbesitz schieben die Außenverteidiger automatisch in eine offensivere Position. Ohne permanente Kommunikation innerhalb der Viererkette und außerhalb mit den Spielern des Mittelfeldes ist ein erfolgreiches Spiel kaum möglich. Je nach eigenen Möglichkeiten und nach Spielstärke des Gegners wird die Viererkette mit einem oder zwei „Sechsern“ abgesichert. In der Formation mit einem „Sechser“ hat der jeweilige Außenverteidiger einen Mitspieler auf der Halbposition, mit dem er mit dem Innenverteidiger ein Abwehrdreieck bilden kann. Durch die Entwicklung zum „Hochgeschwindigkeitsfußball“ wird die kreative Gestaltung für die Individualisten des Fußballs immer schwieriger, die physischen, technischen und mentalen Anforderungen stoßen an natürliche Grenzen.

Wie in der Gesellschaft so können sich im Fußball aus dem Kollektivgedanken desgleichen Nachteile ergeben. In der zwangshaft gelenkten Kollektivität ist, ohne Kommunikation einer wie der andere im gleichen Takte eingespannt wie der moderne Arbeiter in der Fabrik, im Kino und im Kollektiv. Ohne die geniale Individualität von Messi, Ronaldo oder Drogba würde der Fußball stagnieren. Der Fußball benötigt selbstbewusste Spieler, die Verantwortung übernehmen und Initiative ergreifen um durch unerwartete Aktionen eine gegnerische Mannschaft zu überraschen. Aktuell kommen diese Spieler und Mannschaften in Europa aus den Niederlanden oder Spanien, diese Mannschaften spielen fortschrittlichen Fußball. Vielleicht kommt während der Europameisterschaft eine neue Mannschaft dazu.

Quellen: Davidstern und Lederball, Dietrich Schulze-Marmeling (Hg) – Spiel im Raum, Floriano Marziali, Vincenzo Mora

49 Kommentare leave one →
  1. 23. Mai 2012 17:53

    Walther Bensemann war als Herausgeber des „Kicker“ in deutschnationalen Kreisen fast so gefürchtet und so unbeliebt wie es heutzutage das hiesige Aufklärungsblog „Mission Impossible“ in diesen Kreisen ist. Bernd M. Beyer schreibt in „Walther Bensemann – ein internationaler Pionier“:

    Vor allem in den ersten Jahren enthielten Bensemanns »Glossen« meist witzige und geistreiche Attacken gegen die Behinderung des Fußballbetriebs durch die Obrigkeit und gegen nationale Engstirnigkeiten. Oft stellte er dem auf internationalem Parkett beschränkt und polterig auftretenden Deutschen den polyglotten, souverän agierenden Engländer oder Schweizer gegenüber. Als deutschen Prototyp jener »Kulis einer Epoche, da der Untertan schweifwedelnd seine Inspiration von einer höheren Affenkaste empfing«, ließ Bensemann zuweilen eine Kunstfigur namens Kuhwedel durch seine »Glossen« stolpern und sich bei aller Tumbheit doch als »Salz der Erde« fühlen. So sehr diese Satiren den liberalen und sozialdemokratischen Teil der »Kicker«-Leser amüsiert haben mögen, so sehr ärgerten sie den deutsch-konservativen. Deren Unmut eskalierte, als Bensemann im Februar 1921 statt eines eigenen Leitartikels das Traktat eines Dr. Max Uebelhör auf die ersten beiden Seiten seiner Zeitung rückte. Unter der Überschrift »Der deutsche Jammer« war darin eine polemische Attacke gegen den Militarismus zu lesen, und zwar »denjenigen made in Germany, den einzig existierenden also«. Es hagelte daraufhin empörte Leserbriefe aus, wie der »Kicker« selbst darstellte, »deutsch-nationalen Kreisen«. Ein Abonnent kündigte an, er habe die Zeitung nunmehr zum letzten Mal gelesen: »Jeder echte Deutsche wird dasselbe tun.« In einer anderen Zuschrift hieß es: »Sie sind beide (gemeint sind Bensemann und Uebelhör) Schurken und verdienen, am nächsten Laternenpfahl gehängt zu werden.« Offensichtlich schadete die Affäre dem jungen Unternehmen auch finanziell erheblich. Bensemann behauptete später, der Gastartikel habe ihn 500 Abonnenten gekostet. Jedenfalls wurde er in der nächsten Zeit vorsichtiger mit politischen Provokationen.

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    • The Violet White Football Sofa permalink
      23. Mai 2012 18:08

      Ein „Lümmel“, dieser Bensemann 🙂

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  2. The Violet White Football Sofa permalink
    23. Mai 2012 18:37

    Der Wandel der Spielsysteme und die Balance zwischen Kollektiv und Machern ist natürlich interessant. Gewinnen tut – tututut – die Mannschaft, ja der Verein, gefeiert wird – von Medien forciert – der Held: ob Torjäger oder Torwart oder der Scorer mit dem tödlichen Paß. Oder der Trainer, der eine Philosophie hat (Max Merkel, Volker Finke, Stale Solbakken, Jürgen Klopp, Felix Magath, Ernst Happel) … Und ohne Erfolg wird er verteufelt. –
    Ich supporte z.B. einen Verein für ‚Leibesübungen‘, die taz hat das Wort für ihre Sportberichterstattung ohne Kenntnis von deutscher Turn-Geschichte, eher aus Lustigkeit, adaptiert. Persönlich finde ich um die vorletzte Jahrhundertwende gewonnenen Vereinsnamen wie Kickers, Ballspielverein, Spiel und Sport oder irgendwas mit ‚Club‘ viel näher am gemeinsamen Hedonismus, den der Fußballsport bietet. – Abgesehen davon, daß selber Fußballspielen oft bei schlechtem Wetter und anderen himmelschreienden Bedingungen stattfindet und ein nach-aktives Fanleben großteils aus Warten und Leiden für den Verein besteht. So ist Fußball. So sollte das Leben nicht sein. Aber: „Fußball ist unser Leben / denn König Fußball regiert die Welt.“

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    • 24. Mai 2012 11:48

      Ronaldo kennt seinen individuellen Stellenwert, der ihm ungeheures Selbstvertrauen verleiht. Gefragt, wie er seine Saison auf einer Skala von 1 bis 10 bewertet, gibt Ronaldo einen glasklare Antwort: „Wenn es um die individuelle Leistung geht, gebe ich mir eine 10.“

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  3. mentalpunker permalink
    23. Mai 2012 19:56

    Lobanowskis erfolgreicher und wunderschöner Kollektiv-Fußball
    ins Kapitalistische übersetzt
    heißt „Team“, etwa schon ‚Team 08‘. Plus Einzelspieler-Vermarktung.
    Bierhoff weiß, was Sponsoren wünschen.
    Golden Selbsttor!

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  4. galut permalink
    24. Mai 2012 06:51

    Gute und interessante Zusammenfassung. Thx.

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  5. 24. Mai 2012 12:02

    Die jüdische Herkunft Bensemanns verweist auf den gewichtigen Beitrag, den Juden bei der Popularisierung des Fußballs in Mitteleuropa bis in die 1930er Jahre leisteten. Bensemann stand übrigens mehrmals dem FC Bayern München zu Diensten. Der FC Bayern war keine bayerische Veranstalltung, sondern ein buntes Gemisch aus Preußen, Sachsen, Hanseaten, darunter auch viele Juden, weshalb Bayern München bis in unsere Zeit als „Judenclub“ verteufelt wird. Kurt Landauer, der Sohn jüdischer Kaufmannsleute, prägte als Präsident Jahrzehnte lang Bayern München wie kein anderer. In den 1920er Jahren, als viele andere Vereine Turnvater Jahn und dem Deutschtum huldigte, organisierte Landauer regelmäßig Spiele gegen internationale Mannschaften und verpflichtete internationale Trainer. Das germanische Ideal des Amateurismus war dem FC Bayern und namentlich seinem Präsidenten fremd. Die Spieler sollten die Möglichkeit haben, mit dem Fußballspielen auch gutes Geld zu verdienen.

    Weitere große Namen waren: Bela Gutmann, Willi Meisl, Jean Bernhard-Levy, die Konrad-Zwillinge, Sim Leiser, Julius Hirsch, Gottfried Fuchs und viele andere.

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  6. 24. Mai 2012 12:28

    Julius Hirsch war ein deutscher Fußballspieler wurde 1910 mit seinem Heimatverein Karlsruher FV sowie 1914 mit der SpVgg Fürth deutscher Meister und spielte zwischen 1911 und 1913 siebenmal für die deutsche Nationalmannschaft.

    Am 17.12.1911 ist Julius Hirsch der erste deutsche Fußball-Nationalspieler jüdischen Glaubens. Er debütiert auf der halblinken Position beim 1:4 gegen Ungarn auf dem Münchner MTV-Platz in der Nationalmannschaft. Den nächsten Einsatz hat er 1912 in Zwolle in den Niederlanden beim spek-takulären 5:5. Hirsch 1935 über dieses Ereignis: »Dieses Spiel war wohl mitentscheidend, dass ich im Mai die ehrenvolle Einladung erhielt, die Farben Deutschlands bei der Olympiade mitvertreten zu dürfen. Es gelang mir in diesem Spiel, nicht weniger als vier von fünf erzielten Toren zu schießen. Das fünfte Tor schoss mein Glaubensgenosse Fuchs. Am nächsten Sonntag spielte der KFV gegen die Spielvereinigung Fürth und gewann hoch 7 zu 2, obwohl unser früherer Trainer Townley nunmehr bei diesem Verein tätig war.« Wieder zum Einsatz kommt er bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm gegen Österreich (1:5) und Ungarn (1:3). 1913 ist er, nun bereits für die SpVgg Fürth, gegen die Schweiz (1:2), Dänemark (1:4) und in Belgien (2:6) dabei, er kommt auf insgesamt sieben Länderspiele und vier Tore. Mit Süddeutschland gewinnt Julius Hirsch 1912 den Kronprinzenpokal (6:5 gegen Brandenburg in Berlin, er erzielt drei Treffer).

    Im Ersten Weltkrieg ist Julius Hirsch vier Jahre lang Soldat beim 12. Bayerischen Landwehr Infanterie Regiment, danach setzt er seine Laufbahn auf dem Fürther Ronhof fort und steht 1919 wieder in der Süddeutschen Auswahl für den Bundespokal.

    Ab 1941 muss Julius Hirsch den gelben Stern tragen. 1943 erhält der 50jährige die Anweisung sich zum Transport für einen „Arbeitseinsatz“ einzufinden. Ein Lokführer, der in aus alten Fußballtagen kennt, bietet ihm an, ihm zur Flucht zu verhelfen. Julius Hirch lehnt ab. Am 1. März 1943 wird er mit 11 weiteren badischen Juden von Karlsruhe nach Auschwitz deportiert. Es ist der letzte derartige Transport von Juden von Karlsruhe nach Auschwitz. Julis Hirsch wird in Auschwitz ermordet.

    In der offiziellen DFB-Geschichte der 1950er Jahre wird Julius Hirsch in der Rubrik »Unseren Toten zum Gedächtnis« als »gestorben 1939/45 im Ghetto« erwähnt, im aufwändig gestalteten Band zum 100-jährigen Bestehen des Süddeutschen Fußball-Verbandes geschieht dies nicht. Vor dem Vereinsheim des Karlsruher FV steht ein Denkmal, gewidmet »Helden« und »Kriegern«, darunter Julius Hirschs umgekommenem Bruder Leopold, dem Leutnant der Reserve. An Julius Hirsch erinnert es nicht. In der Ausstellung »Der Ball ist rund« des DFB zu dessen 100-jährigem Bestehen in Oberhausen 2000 hat man ihm nach einem Hinweis des Autors einem ausführlichen biografischen Teil mit Exponaten aus dem Besitz der Familie Hirsch gewidmet.

    Die bislang eindrucksvollste Würdigung hat Julius Hirsch außerhalb seiner Heimatstadt erfahren: Am 22. Januar 1998 wurde im Bildungszentrum Pfinztal in Berghausen, einem Ort zwischen Karlsruhe und Pforzheim, die Schulsporthalle als Julius-Hirsch-Halle benannt. Eine Bronzetafel nennt die Erfolge des ehemaligen Nationalspielers.

    aus: Werner Skrentny – Julius Hirsch, der Nationalspieler der in Auschwitz starb, aus dem Buch Davidstern und Lederball

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    • 24. Mai 2012 22:49

      Bücher machen Gedächtnis. – Ich bin aber gespannt auf das neue DFB-Fußballmuseum in Dortmund. Die Leitidee und das Motto ist ja: Wir sind Fußball (in Versalien)! „Das Motto dient als Umarmung und kommunikative Klammer. Es ist eine Einladung an jeden einzelnen Besucher des DFB-Fußballmuseums, sich mit dem Präsentierten und Erlebten zu identifizieren“, heißt es auf der Website. Und: „134 thematische Kapitel zur Geschichte und zu Einzelaspekten des Fußballs hat die Stiftung DFB Fußballmuseum gGmbH mit 19 Sporthistorikern und Wissenschaftlern in dieser Projektphase bereits aufgearbeitet.“ Immer „erlebnisorientiert“. Zu wünschen ist, daß 2014 auch Erkenntnisorientiertes im Hause sich findet. ‚Aufgearbeitet‘.

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    • 19. September 2012 10:23

      In der Jungle World wird das Buch von Werner Skrentny, die Lebensgeschichte des von den Nazis ermordeten Fußballers Julius Hirsch besprochen.

      Gerd Fischer schreibt:
      (….)
      Ja, was hat den DFB davon abgehalten, in voller Mannschaftsstärke nach Auschwitz-Birkenau zu reisen? Es wäre doch, neben dem Effekt, den Graumann zu Recht betont, die Chance gewesen, Julius Hirschs zu gedenken, jenes deutschen Fußballnationalspielers, der im März 1943 nach Auschwitz deportiert worden war und von dort nie mehr zurückkam. Aber mit dem Gedenken an den Juden Hirsch hatte der größte Einzelsportverband der Welt schon immer Probleme. Denn wer Julius Hirsch war und was mit ihm ab März 1933 geschah, davon wurde viele Jahrzehnte nicht gesprochen, nicht von den großen und kleinen Fußballfunktionären und auch nicht von den Sportjournalisten.
      Der erste, der sich mit der Lebensgeschichte des ehemaligen Linksaußen bzw. Halblinken beschäftigte, war Anfang der neunziger Jahre Werner Skrentny. Derselbe Autor hat nun die Biographie Julius Hirschs vorgelegt. Danke, endlich, möchte man sagen angesichts der Unmenge an großteils überflüssigen Biographien und Autobiographien deutscher Fußballspieler, die seit Anfang der fünfziger Jahre erschienen ist. Skrentny zeichnet Hirschs Lebensweg akribisch nach, schildert die wichtigsten Stationen von dessen durch den Ersten Weltkrieg unterbrochener Fußballkarriere, berichtet ausführlich über den Horror, der ab 1933 über den einst gefeierten Sportler hereinbrach, über Hirschs Deportation und das Überleben seiner Kinder.

      Und Skrentny berichtet auch ausführlich über den zweiten deutschen Juden, der in der Fußballnationalmannschaft spielte: Gottfried Fuchs. Wie Hirsch gewann er für den Karlsruher FV 1910 die deutsche Meisterschaft, wie Hirsch stürmte er beim Olympischen Fußballturnier 1912 in Stockholm für Deutschland, wie Hirsch kämpfte er im Ersten Weltkrieg für Deutschland – anders als Hirsch gelang ihm die Flucht aus Deutschland. Doch wie Hirsch wurde auch Fuchs vom DFB mehr als 50 Jahre totgeschwiegen. Da half nicht einmal die Fürsprache von Sepp Herberger, dessen erfolgreiche Arbeit als Fußballnationaltrainer 1954 es den Deutschen neuneinhalb Jahre nach der Befreiung von Auschwitz ermöglicht hatte, diesen pietätlosen Satz auszusprechen: »Wir sind wieder wer.« (…) Fuchs starb am 25. Februar 1972 in Montreal.

      Dies und noch viel mehr hat Skrentny recherchiert und wohl durch seine 1993 publizierten Texte über Julius Hirsch und Gottfried Fuchs, seine Gespräche und Anregungen im Verbund mit anderen kritischen Sportjournalisten und -historikern erreicht, dass die ehemaligen jüdischen Fußball-Nationalspieler vom DFB nicht mehr verleugnet werden konnten. In dem vom DFB unterstützten, 1997 publizierten Lexikon »Deutschlands Fußball-Nationalspieler« von Jürgen Bitter wird über Hirsch und Fuchs auf der Grundlage von Skrentnys Text von 1993 berichtet. In der Ausstellung »Der Ball ist rund. 100 Jahre DFB« im Jahr 2000 wurde auf Anregung von Skrentny ein Gedenkraum für Julius Hirsch eingerichtet. Und seit 2005 gibt es den vom DFB gestifteten Julius-Hirsch-Preis – »zur ehrenden Erinnerung an seinen jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch«.

      Wieso die deutschen Nationalspieler vor der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine zur ehrenden Erinnerung an den jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch nicht, wie die Engländer, Italiener und Niederländer, vollständig nach Auschwitz gereist sind, bleibt das Geheimnis der DFB-Granden.

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      • 19. September 2012 16:00

        Nebenbei: Besagter Lexikonautor Jürgen Bitter führte mich lesend in den Fußballjournalismus ein als Sportchef der NOZ damals. Drei den Lila-Weißen gewidmete Bücher findet man in seiner langen Publikationsliste (Wiki).

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    • 13. Oktober 2012 19:31

      Der Sportjornalist Martin Krauß berichtet, daß der Julius-Hirsch-Preis des DFB am Dienstag in Berlin an das Fanprojekt des 1. FC Kaiserslautern vergeben wird. Das hatte nämlich im Februar, als der israelische FCK-Profi Itay Shechter antisemitisch beleidigt wurde, schnell die Ausstellung „Tatort Stadion“ des BAFF nach Lautern geholt und ein ambitioniertes Begleitprogramm auf die Beine gestellt. Ende Dezember muss das verdienstvolle Projekt allerdings schließen, trotz Hirsch-Preis. Das ganze Unschöne hier:
      http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/14182

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      • 14. Oktober 2012 18:32

        Gibt es einen reicheren Verband als den DFB? Unfassbar, dass für das Projekt das Geld fehlen soll.

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        • 14. Oktober 2012 21:08

          Absolut. – Ob Zwanziger da besser und ernster hingeguckt hätte? Ich denke: ja.
          Es ist eine Schande, das zum Glück aller stattfindende Selbstverständliche monetär zu behindern.

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  7. 24. Mai 2012 14:22

    Lesen Konkret-Autoren „Mission Impossible“? Olaf Sundermeyer schreibt in der aktuellen Konkret, die mir der Postbote soeben aushändigte (noch nicht am Kiosk erhältlich), in „Spurwechsel“ :

    Das Kollektiv als sportliches Konzept war auf dem Rasen angekommen. Der Kopf dahinter war jener Mann, dem sie in Kiew, dem einst wichtigsten Fußballstandort zwischen Helmstedt und Wladiwostok, ein Denkmal aus Bronze gesetzt haben: Waleri Wassiljewitsch Lobanowski, der Vater des sowjetischen Konzeptfußballs.Er hat Dynamo Kiew zu einer Weltklassemannschaft geformt. Bereits 1975 gewann er als junger Trainer mit Dynamo den Europapokal der Pokalsieger und schenkte dem Fußball mit Oleg Blochin – dem heutigen Nationaltrainer – einen stürmischen blonden Gott, der die Lichtgestalt Franz Beckenbauer als eine irdische Kreatur erscheinen ließ. Dem Totaalvoetbal der Holländer setzte er eine sowjetische Variante entgegen, die aus dem Endspiel bei der EM 1988 in München ein Kräftemessen der frühen Konzepttrainer machte: Rinus Michels gegen Waleri Lobanowski (2:0).

    Nie erlebte der ukrainische Fußball, und mit ihm der sowjetische, eine bessere Zeit. Schon in seiner ersten Amtszeit bei Dynamo Kiew kam Lobanowski auf 17 Dienstjahre. Dann zerfiel die Sowjetunion. Der Trainer veredelte seinen großen Namen noch einige Jahre in Kuwait und den Arabischen Emiraten, um nach 2000 schließlich zwei weitere Jahre in Kiew dranzuhängen. Zwischenzeitlich hatten sich die Oligarchen, die aus den Trümmern des zerfallenen Sowjetreichs ihren Reichtum schöpften, im Fußball eingekauft. Sie konnten einen verwöhnten Lobanowski bezahlen, der aus Dynamo Kiew erneut ein Spitzenteam formte, das in der Champions League für Furore sorgte.

    Etwa in dem hart umkämpften Halbfinale 1999 gegen Bayern München: 3:3 war das Hinspiel ausgegangen – vor 75.000 Zuschauern. Beide Mannschaftsaufstellungen lesen sich heute wie die Besetzung eines historischen Fernsehspiels. Mit 2:o ist Dynamo in Führung gegangen, durch zwei Tore des jungen Schewtschenko, neben dem unter anderen Rebrow, Kaladze und Gussin das blauweiße Dynamo-Trikot trugen. Auf der anderen Seite standen Kahn, Effenberg, Scholl – und der damals schon 38jährige Lothar Matthäus. Das Rückspiel in München entschied Mario Basler durch einen Kunstschuß. Lobanowski starb drei Jahre später an Herzversagen; der armenische Cognac hatte ihn dahingerafft.

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  8. 26. Mai 2012 18:42

    Die soziologische Meinung, daß der Verlust des Halts in der objektiven Religion, die Auflösung der letzten vorkapitalistischen Residuen, die technische und soziale Differenzierung und das Spezialistentum in kulturelles Chaos übergegangen sei, wird alltäglich Lügen gestraft. Kultur heute schlägt alles mit Ähnlichkeit. Film, Radio, Magazine machen ein System aus. Jede Sparte ist einstimmig in sich und alle zusammen. Die ästhetischen Manifestationen noch der politischen Gegensätze verkünden gleichermaßen das Lob des stählernen Rhythmus. Dialektik der Aufklärung: Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug. Theoder W. Adorno

    Nach fünf Minuten, beinahe in jedem Kinofilm, in jeder Fernsehserie weiß man wie es ausgeht. Nicht so in jedem Fußballspiel. Bayern spielt zwar Chelsea an die Wand, aber den Pott nehmen die Engländer mit nach Hause. Der Kader von Bayern München verdient so viel wie der Platzwart von Real Madrid, aber die Bayern warfen die „Königlichen“ aus der Champions League und Dortmund wird trotz schwarz-gelber Trikots Deutscher Meister.

    Fußball ist Authentizität, auch deshalb die Faszination.

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    • mentalpunker permalink
      26. Mai 2012 19:56

      Jau; ich geh´ auch hin, weil man jedesmal nicht wirklich weiß, wie´s ausgeht. Der Rhythmus auf dem Rasen und den Rängen ist eben nicht stählern …
      Aber auch dieses System (Profi-/Kapital-Fußball) schließt sich langsam. 68 Vereine (1. bis 3. Liga) und noch ein paar machen sich exklusiv, wer einmal rausfällt, ist für immer abgehängt.

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  9. 26. Mai 2012 20:56

    Auf der Ebene des Kollektivs verhält sich der Mensch i.d.R. „schwarmdumm“. Im Gegensatz dazu zeichnen sich z.B. Ameisen durch Schwarmintelligenz aus, das genau umgekehrte Phänomen, das aus deren individuellen Beschränktheit eine kollektive Intelligenz hervorzaubert. Beim Menschen resultiert aus seiner individuellen Intelligenz meist eine kollektive Beschränktheit, d.h. erst gemeinsam sind wir richtig deppert!

    Erst die menschliche Überwindung dieser Schwarmdummheit, also die Vereinigung von individueller Intelligenz mit kollektiver, macht ein Fußballteam erfolgreich!

    lg LL

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    • 27. Mai 2012 19:43

      Ein schönes Bild, Louis. „Schwarmdummheit“ ist kein seltenes Phänomen. Im Kollektiv braucht es Individualisten mit eigenem Kopf.

      PS: In nationalbolschewistischen Communitys ein Ding der Unmöglichkeit.

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    • 28. Mai 2012 23:02

      @ LL: Der von mir sehr geschätzte Schriftsteller Hermann Peter Piwitt hat irgendwo mal sinngemäß gesagt, daß jeder Mensch mit allen Möglichkeiten auf die Welt komme – und dann dumm gemacht werde, seiner Möglichkeiten enteignet, auf eine fremd zugeschnittene Position gesetzt. – Ich stimme dem mit der Lektüre kritischer Theoretiker zu und habe auch so meine, jaja: auch eigenen, Erfahrungen.
      Der soziale Mensch, der sich ein Spiel mit elf Freunden und einer Ersatzbank ausdenkt, kann das nicht alleine spielen, und nur nach Regeln, und mancher, der sogar zur Mannschaft gehört, objektiv wie subjektiv, muß/darf/unterliegt der trainerentschiedenen Aktualität, nicht jedes Spiel mitspielen zu können. Da schon Kollektiv, Wahl, Spielposition, Taktik in bezug auf die andere Mannschaft.
      Die Mannschaft dann bei Anpfiff: Sie ist die Mannschaft, die die Mannschaft, die ganze, aufgestellt hat; um zu gewinnen. Na gut, letztlich war´s immer der Trainer. Aber doch auch die Mannschaft, ja: der Verein. – Wie spielt sie, im angepfiffenen Spiel? Auf den Spielmacher bezogen, auf den Libero reflektiert, sorglos, weil sie den allerbesten Torwart der Liga hat oder voll offensiv, weil sie trotz schwacher Abwehr im Sturm immer noch ein Tor mehr macht? Das weiß ein einzelner, und das Kollektiv, was ihr Ding ist. –
      Zu meiner aktiven Zeit war die Häufung aller jungen Spieler (ab F-Jugend) um den Ball das Normale, je weiter die Liga und die Erfahrung des Spiels ging, desto mehr Raum wurde offensichtlich und jedem gegeben. Raum für individuelle Könner z.B., den das ganze Kollektiv durch Spielverständnis für den gemeinsamen Erfolg geschaffen hat. Damals etwa akut ab der B- und A-Jugend.
      Dann – als das Spiel gespielt werden konnte, zur Freude des Gewinnens und Verlierens – kamen die Späher der großen Regional- und Profivereine, aus Bremen, aus Enschede, aus Osnabrück, aus Hannover, und die guten Spieler, gerade mal 17, 18, 19 Jahre alt, wurden dumm. Sie verloren die Balance zwischen Individuum und Kollektiv, zwischen Mannschaft, Freunden und Profitaussicht. Und nach der obersten Jugendliga war: individuelles Ende Sportgelände …
      Da spätestens hatte die Gesellschaft den Fußball eingeholt, da ist der junge Kicker endgültig dumm gemacht worden … (siehe oben)

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  10. 31. Mai 2012 12:24

    Regel 11 Abseits

    „Ein Spieler befindet sich in einer Abseitsstellung, wenn er der gegnerischen Torlinie näher ist als der Ball und der vorletzte Gegenspieler.“

    „Ein Spieler befindet sich nicht in einer Abseitsstellung, in seiner eigenen Spielfeldhälfte oder auf gleicher Höhe mit dem vorletzten Gegenspieler oder auf gleicher Höhe mit den beiden letzten Gegenspielern“

    „Ein Spieler wird nur dann für seine Abseitsstellung bestraft, wenn er nach Ansicht des Schiedsrichters zum Zeitpunkt, zu dem der Ball von einem Mitspieler berührt oder gespielt wird, aktiv am Spiel teilnimmt, indem er ins Spiel eingreift, einen Gegner beeinflusst, aus seiner Position einen Vorteil zieht.“

    „Kein Abseits liegt vor, wenn ein Spieler den Ball direkt nach einem Abstoß, einem Einwurf oder einem Eckstoß erhält“

    Erst durch die im Jahre 1925 eingeführte neue Abseitsregel wurde Fußball das was er heute ist. Ohne die Abseitsregel wäre Fußball das langweiligste Spiel der Welt. Es gäbe keine Viererkette, kein 4-4-2 oder 4-2-3-1 System, keine Kontertore und keine Abseitsfalle. Alles würde sich in den beiden „Sechzehnern“ abspielen und Technik, Taktik, Kreativität blieben auf der Stecke. Die Abseitsregel fördert die Kreativität von Trainern und Spielern und fordert Aufmerksamkeit von Schiedsrichtern und Zuschauern.

    Über die passive Abseitsregel regen sich einige Leute auf. Darüber kann man natürlich diskutieren, weil es dadurch einige Fehlentscheidungen der Schiedsrichter gab und gibt. Letztendlich finde ich die aktuelle Regelung ganz passabel. Ein verzinkter Stürmer stellt sich absichtlich ins passive Abseits um die gegnerische Abwehr zu irritieren und damit seinem Kollegen eine Torchance ermöglicht.

    Fußball ist ein intelligentes Spiel, das Millionen fasziniert.

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    • The Violet White Football Sofa permalink
      31. Mai 2012 22:05

      Ein sehr gutes Beispiel! Dafür, daß alle mitdenken müssen, notwendig. –
      Für Altvordere (ich sage nur: ut) aber gilt immer noch allein die Regel von 1864: „Hosen müssen über die Knie reichen.“ – So spielt man also in manchen Bundesstaaten noch heute in Unterhosen.

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      • 1. Juni 2012 16:47

        Ja, ja, „Uns Uwe“ und die Regel von 1864! Gut, dass Fifa und DFB religiöse Botschaften auf Unterhemden untersagten! Aber vielleicht eifert er auch nur dem Leggings-tragenden Bayern-Star Arjen Robben nach, der im kalten Münchner Winter seine verletzungsanfällige Muskulatur warmhalten will, oft regelwidrig auf rote Unterhosen verzichtet und Elfmeter mit wachsender Leidenschaft verschießt. In den Statuten des Verbandes heißt es unter Regel 4 (Ausrüstung der Spieler): „Werden Unterziehhosen getragen, muss ihre Farbe mit der Hauptfarbe der Hosen übereinstimmen.“

        Also: Lass die weißen Schiesser! Wenn schon, dann rote! Bedenke aber: Wo nichts ist, kann nichts warmgehalten werden!

        Und so wird er wohl weiterkämpfen mit extralangen Alustollen und ebensolchen Unterhosen gegen die eigene Unzulänglichkeit und den inneren Schweinehund…

        lg LL

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    • 1. Juni 2012 18:57

      „Fußball ist ein intelligentes Spiel.“ Ja, absolut. – Und jetzt mal OT: Wäre der Karl-Kraus-Preisträger G.W. fußballaffin, hätte er nicht unter dem Titel „Ganz unten“ bei KiWi die Bestsellerkäufer ausgetrickt, sondern mit dem Titel „Ins Abseits gestellt“ sie zu Glanzleistungen auf dem gesellschaftlichen Spielfeld befördert!
      Zum Einstieg hilft dieses: http://www.cms.konkret-magazin.de/hefte/aktuelles-heft/articles/von-konkret-883.html

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    • 10. Juli 2012 10:38

      Manche verstehen die Abseitsregel net/ Verstehen dafür umso mehr vom Nasenbohren

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  11. 2. Juni 2012 10:55

    Als ich noch sehr jung war und wir mit dem Bus zur Schule fahren mussten, trafen wir, die Fußballer unserer Klasse, uns immer 20 Minuten vor der Ankunft des Busses an der Haltestelle, an der sich ein größerer Parkplatz mit einem Garagentor befand um dort Fußball zu spielen. Das geschlossene Garagentor war das Fußballtor und jeder musste oder durfte mal hinein. Entweder veranstaltenden wir ein Spiel, 5 gegen 5 auf ein Tor oder ein Elfmeterschießen aufs Garagentor. Nach einem gehaltenen Ball schrie ich stets in meinem Triumpf: Jaschin!

    Lew Jaschin, der „Schwarze Panther“ (wegen seines schwarzen Dresses) war nicht nur das große Idol von Sepp Maier, er galt damals als bester Torwart aller Zeiten. Jaschin war ein mitspielender Torwart, er organisierte die Abwehr, er durchdachte ein Spiel wie eine Schachpartie, er ahnte jeden Schuss voraus, er antizipierte die Laufwege der Gegner, er hechtete durch den Strafraum, er war der beste Torhüter des 20. Jahrhunderts und er gewann als großer Rückhalt seiner Mannschaft mit der Sowjetunion 1960 die erste Europameisterschaft.

    Lew Jaschin, nicht nur der Torwart, sondern auch der Denker, der Enthusiast, der Schwärmer. Und auch deshalb kleben sie an seinen Worten, als seien sie Verse eines endlosen Prosagedichts. Nach dem Achtelfinale gegen Italien sagt Jaschin: »Die Freude, Juri Gagarin durch das All fliegen zu sehen, wird nur durch die Freude eines gut gehaltenen Elfmeters übertroffen.« Ein Satz, der ihn zeitlebens begleitet. Wie seine Raumkapsel.

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  12. 3. Juni 2012 20:27

    Béla Guttmann – Weltenwanderer ohne Kompromiss

    Es ist keine Übertreibung, den ungarischen Juden Béla Guttmann als avantgardistische Figur eines zu seiner Zeit längst noch nicht globalisierten Weltfußballs zu kennzeichnen. In sechs Jahrzehnten als Fußballspieler und Trainer war Guttmann in 13 Ländern Europas, Nord- und Südamerikas hauptberuflich tätig (für wenigstens 24 verschiedene Vereine sowie — teils haupt-, teils ehrenamtlich — für drei Nationalteams). Auf dem Höhepunkt seiner Trainerlaufbahn triumphierte er mit Benfica Lissabon zweimal hintereinander 1961 und 1962 — im Europapokal der Landesmeister und durchbrach mit seinem Team so die Vorherrschaft von Real Madrid, das die Königsklasse des europäischen Fußballs seit ihrer Einführung (1955/56) bis dahin fünfmal in Folge gewinnen konnte. Diese beiden Titel, sowie insbesondere die Art und Weise, wie die Finals gegen Barcelona (1961 in Bern) und Real Madrid (1962 in Amsterdam) mit begeisterndem Angriffsfußball gewonnen wurden, machten den — zuvor durchaus schon erfolgreichen — Trainer Guttmann in der Wahrnehmung der Fußballwelt zum »Erfolgstrainer«.

    Um genau diesen ranken sich nicht erst seit seinem Tod im Jahr 1981 etliche Mythen: Zwar sagt der Name Guttmann zahlreichen Fußballexperten heute nicht mehr viel, dennoch sind es nicht eben wenige Stimmen, die ihn posthum große, manchmal auch fabelhafte Taten (wie etwa den Gewinn eines argentinischen Meistertitels mit dem Team von Penarol Montevideo) nachsagen. So gilt Guttmann unter anderem als einer der Urheber für die Erfolge, die das brasilianische Nationalteam bei den Weltmeisterschafts-Turnieren 1958, 1962 und 1970 erringen konnte. Das kreative und angriffsbetonte brasilianische 4-2-4, das den traditionell »W-M spielenden Fußballmannschaften jahrelang die größten Probleme bereitet war — wenngleich es nicht von Guttmann selbst erfunden wurde — in der Tat ein ungarischer Import. Durch Bela Guttmann fand es in Brasilien Verbreitung, als dieser hier ab Anfang 1957 für anderthalb Jahre den Sao Paulo Futebol Clube trainierte.

    Trotz – oder auch gerade wegen – seiner Bekanntheit umgab den charismatischen Trainer zeitlebens eine gewisse Aura des Geheimnisvollen, der er selbst durch seine stets kurzen, zugleich aber offenkundig eindrucksvollen Engagements an den unterschiedlichsten Orten Vorschub leistete. Eine möglichen »Verfestigung« von Zuständen und Gewohnheiten pflegte Guttmann durch den frühzeitigen Abbruch seiner Zelte am Ort des jeweilige Geschehens vorzugreifen – so jedenfalls in seiner eigenen Sicht, die er 1962 gleichsam exemplarisch beschrieb, als er am Vorabend des Amsterdamer Finals das Ende seiner Arbeit für Benfica Lissabon begründete. Das Verhältnis als Trainer zu den Spielern auf der einen, sowie zur Klubleitung auf der anderen Seite sei mit einer Ehe vergleichbar, die irgendwann unweigerlich langweilig werde: »Die begeisterungsfähige Ausstrahlung, die die Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit eines Trainers ist, nutzt sich mit der Zeit ab und verstumpft. « In bewusster Zuspitzung formuliert liege da Geheimnis des Erfolgs gleichsam in der »Kunst des Ende-Machens begründet, durch das allein dem vorhersehbaren Absturz ins Banale zu entkommen sei. In der Tat war Guttmann ein Wandervogel par excellence und konnte am Ende seiner mehr als vier Jahrzehnte umspannenden Trainertätigkeit 1974 auf gerade ein einziges Engagement zurückblicken, das ohne Unterbrechung länger als zwei Jahre andauerte. (…)

    Offensive — Leitmotiv auf allen Ebenen

    Unendlich viel Energie — und unendlich große Ungeduld: Diese beiden Eigenschaften Guttmanns lassen sich als die vielleicht zentralen Determinanten seiner Trainerlaufbahn fassen. Ganz gleich, ob es uni die Frage ging, auf welche Art seine Mannschaft im Verlauf eines Fußballspiels wenigstens ein Tor mehr zustande bekommen konnte als der Gegner, oder darum, wie eine missliebige Situation im Verein zu überstehen war – Guttmann zog ohne Zweifel das »jetzt« dem »gleich« vor. Er strebte für sich wie für das von ihm betreute Team buchstäblich und immerfort den »Abschluss« an, bevor ihm jemand zuvorkommen konnte, und perfektionierte so im Verlauf seiner Karriere — ob nun bewusst oder nicht — die Flucht nach vorn zu seinem zentralen Handlungsmotiv. Die Kunst des Toreschießens war in dieser »Konzeption« ebenso wesentlicher Bestandteil wie die bereits zitierte »Kunst des Ende-Machens«.

    Allerdings: Um die Letztgenannte, die er über viele Jahre so sehr idealisiert (und wohl auch stilisiert) hatte, war es ganz zum Schluss seiner Karriere dann auch bei Guttmann selbst geschehen. Im Verlauf der Stationen, die auf sein Engagement als österreichischer Bundestrainer unmittelbar folgten, offenbarte sich immer häufiger, dass die physische Kraft des alternden Trainers ebenso wie seine Überzeugungskraft nicht mehr ausreichten. (…)

    von W. Ludwig Tegelbreckers aus „Davidstern und Lederball“

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  13. Der Bassist permalink
    3. Juni 2012 21:31

    Mein erster Fußballschuh war der Puma Eusebio. Ich hatte keine Ahnung von nix. Ich wußte nur, daß es ein großes Ding war, das meine Eltern da für den dörflichen Rasen gekauft hatten. Später, so zwanzig Jahre danach, habe ich das :: aufgearbeitet. Und mich bedankt.

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  14. 13. Juni 2012 17:31

    In dem Buch ‚Die besten Fußballer der Welt‘ von 1979 von Dieter Ueberjahn von dem nicht mehr existenten Verlag Engelberg von Balve/Sauerland steht dieses Inhaltsverzeichnis: Der Kaser! 11
    Der Gentleman des Fußballs 18
    Vom Zeitungsjungen zum Millionär 26
    Der erste Afrikaner von Weltklasse 42
    Der Paradiesvogel aus dem Urwald 57
    Ein ungewöhnlicher Torwart 71
    Profi vom Scheitel bis zur Sohle 77
    Ein Österreicher mit Weltformat 91
    Der Bomber der Nation 111
    Der schwarze Ballartist 120
    Paprika in den Beinen 128
    Der Lebenskünstler aus dem Ruhrpott 135
    Herbergers Lieblingsschüler 163

    Erraten Sie die gemeinten Fußballspieler und kritisieren Sie die Sprache des Buches aus der Perspektive des weltbesten Linksaußens der Welt ever; dessen Name freilich auch erraten werden muß.- Einsendeschluß/Finale: 1.7.2012.

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    • 13. Juni 2012 17:53

      Gerd Müller schrieb einst „Tore entscheiden“ und Willi die Ente wollte mit dem Maier Sepp den Ball hin und her spielen, der Maier Sepp war nicht ungewöhnlich, hatte aber ein perfektes Stellungspiel. Der beste Linksaußen der Welt hat viel von seinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest hat er einfach verprasst.
      „Bomber der Nation“ ist fast so wie in Polen bei einem Freistoß von Ronaldo die Stahlhelme aufsetzen.

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    • 13. Juni 2012 19:01

      Hans-Dieter Flick, 1,77, 76 kg, und unser aller Assistenztrainer, ich mag ihn natürlich mit seiner Vereinsvergangenheit und mit seinem Stahlhelm-Spruch … ein auffällig-unauffälliger Fußballer zu meinen Zeiten … und überhaupt, Fidelche: gut gewußt. – Willi die Ente und Sepp: wie schön so viele Fußballgeschichten!

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    • The Violet White Football Sofa permalink
      13. Juni 2012 19:18

      Der Kaiser! mit Sicherheit Der Franz!
      Der Bomber mit ebenso Gerd Müller.
      Und Herbergers Unter- wie Obertan: Fritz Walter.

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    • Der Bassist permalink
      13. Juni 2012 19:35

      Gentleman des Fußballs ist irgendeiner der 66er-Three.Lions.Eleven, wenn mann das so sagen darf, wenn Unbedarfte (frauenohnefußballfehlbewegte) mitlesen: Ich sag mal, der Bobby Charton. War der nicht West Ham Utd.? Wo mein virtuelles Freundchen aus Kinderhaus einen Fimmel mit hat?

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    • 10. Juli 2012 10:36

      Der Dingens? Der Jesus umdribbelte?

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  15. 16. Juni 2012 12:44

    Dietrich Schulze-Marmeling „Das waren alles gute Leute- der FC Bayern und seine Juden“ – Davidstern und Lederball:

    (..) 1913 wählte der FC Bayern Kurt Landauer (28.7.1884-21.12.1961) zu seinem Präsidenten. Kurt Landauer, der in den folgenden 20 Jahren die Geschichte des FC Bayern wie kein anderer prägen sollte, wurde in Planegg als Sohn der jüdischen Kaufmannsleute Otto und Hulda Landauer geboren. Kommerzienrat Otto Landauer verfügte über Eigentum in Münchens Kaufingerstraße, wo es eine Reihe jüdischer Kaufleute und Hauseigentümer gab. Als Schüler besuchte Landauer sechs Klassen des Humanistischen Gymnasiums in München und nahm anschließend — im Juni 1901 – eine Banklehre in Lausanne auf. Im gleichen Jahr war Landauer den Bayern beigetreten, denen er zunächst als aktiver Fußballer, später als Mitarbeiter der Klub-Administration wirkte. Nach Beendigung seiner Lehrzeit als Bankangestellter in Florenz kehrte Landauer im Frühjahr 1905 nach München zurück und trat ins elterliche Geschäft in der Kaufingerstraße ein.

    (…)

    Unter dem ideenreichen und energischen Landauer erwarb der FC Bayern in den 1920ern und frühen 1930ern hohes Ansehen im In- und Ausland. Hierzu trugen auch die zahlreichen internationalen Begegnungen bei, die der FC Bayern in diesen Jahren bestritt und in denen sich der weltoffene, moderne und ambitionierte Charakter des Klubs manifestierte. Gastspiele ausländischer Mannschaften dienten sowohl der Völkerverständigung wie der qualitativen Verbesserung des Bayern-Fußballs. Denn vom Ausland konnte der deutsche Fußball damals noch eine Menge lernen. Kaum ein anderer deutscher Verein dürfte in den Weimarer Jahren so viele internationale Gäste empfangen haben wie der FC Bayern.

    Der Lokalrivale TSV 1860 München dachte diesbezüglich anders. Dr. Ernst Müller-Meiningen, Vorsitzender der Löwen, wird im Jahre 1923, als der FC Bayern schon munter international kickte, mit folgenden Ansichten zitiert: »Sportliche Wettkämpfe dürften zurzeit nicht nur nicht mit Frankreich und Belgien, sondern auch mit Italien, Polen, Tschechoslovakei etc. nicht ausgetragen werden. Wer nicht so viel nationalen Stolz habe, schade der deutschen Turn-und Sportbewegung. Und gäbe denen Recht, die in dieser Bewegung zersetzende Einflüsse feststellen möchten. Jetzt heißt es: nationale Interessen über alles.«

    Als Vermittler internationaler Begegnungen diente wiederholt der bereits erwähnte ehemalige MTV-Fußballer Walther Bensemann, der wie kein anderer im deutschen Fußball über internationale Kontakte verfügte. Der FC Bayern verfügte über sämtliche Ingredienzen eines » Bensemann-Klubs«: Der FC Bayern war zutiefst bürgerlich, hatte viele gebildete Leute in seinen Reihen, besaß eine offene Flanke gegenüber der Boheme-Kultur, war politisch liberal, hieß auch jüdische Bürger herzlich willkommen und liebte die internationale Begegnung. 1922 schrieb Bensernann im »Kicker«: »Die erste Mannschaft von Bayern München beabsichtigt, in Prag zu spielen, und ersucht um meine Vermittlung. Vorgeschlagen werden der 13. und 15. August für zwei Wettspiele. Die Liga-Mannschaft würde in stärkster Aufstellung unter Führung von Hans Tusch und den alten Kanonen Schneider, Schmidt, Hofmeister, Kienzle und Hoffmann und dem jungen Maschinengewehr Pöttinger antreten (…) Meine Herren von der Slavia, der Sparta, Union, Kladno und allen anderen erstklassigen Vereinen, bitte teilen Sie mir mit, ob Sie die beiden Termine für den sympathischen Münchener Club freihalten können und machen Sie mir diesbezüglich eine Offerte, die ich dann der Expedition übersenden kann.«

    Der FC Bayern empfing in diesen Jahren zahlreiche klangvolle Namen. Die internationalen Spiele mobilisierten ein großes öffentliches Interesse und gerieten zu Fußballfesten. Mit MTK Budapest, Blauw-Wit Amsterdam, DFC Prag und Racing Club Paris gastierten auch Klubs in München, bei denen Juden relativ stark vertreten waren und die wie der FC Bayern als »Juden-Clubs« firmierten.
    (…)
    Landauer verfocht eine Politik, die auf die Jugend setzte. Willy Simetsreiter, der heim FC Bayern in der Schülermannschaft anfing (»In Schwabing war klar, du gehst zum FC Bayern«) und von 1934 bis 1947 in dessen erster Mannschaft kickte: »Der Landauer hatte viel für die jungen Spieler getan.«14 Der Präsident sollte mit seiner Politik Recht behalten. Während seiner zweiten Amtszeit stieg der FC Bayern in die deutsche Fußball-Creme auf.

    1932 wurde der heutige Rekordmeister erstmals Deutscher Meister. Am 12. Juni 1932 schlug der FC Bayern vor 58.000 Zuschauern ins Nürnberger »Zabo« Eintracht Frankfurt mit 2:0. Die Vorbereitung auf das Finale verlief für damalige Verhältnisse äußerst professionell. Trainer der Bayern war Richard »Littl« Dombi, ein Österreicher jüdischer Herkunft. Unter seinem Geburtsnamen Richard Kohn hatte Dombi von 1908 bis 1912 sechsmal das Nationaltrikot Österreichs getragen. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte Kohn alias Dombi einige Jahre für MTK Budapest gekickt. Während seiner Zeit in Ungarn ersetzte Kohn seinen Namen durch Dombi. Als Aktiver erlangte der kleine untersetzte Stürmer ob seiner Schusskraft Berühmtheit. In Deutschland begann Dombi seine Trainerkarriere 1924 bei Hertha BSC Berlin. Über die Stationen Vienna Wien, Sportfreunde Stuttgart, Barcelona, Vfk Mannheim und 1860 München war er schließlich bei den Bayern gelandet. Während seines Engagements beim Lokalrivalen hatte er für kurze Zeit internationales Flair an die Grünwalder Straße gebracht. Dornbi organisierte u.a. Gastspiele von HASK Zagreb, Juniors Montevideo und Olympique Marseille. Der Ungar verfügte über erhebliche medizinische Kenntnisse, weshalb er auch »der Wunderdoktor« genannt wurde. Dombi agierte als Geschäftsführer, Organisator, Masseur und Trainer in einer Person. Seine Trainingslehre wäre auch heute noch höchst modern. Dombi war stark von der Fußballphilosophie der Budapester Schule geprägt und legte großen Wert dar-auf, dass seine Spieler auch auf engstem Raum und vom Gegner bedrängt den Ball kontrollieren konnten. In Nürnberg schirmte Dombi die Mannschaft von der Öffentlichkeit hermetisch ab. Als Geheimquartier fungierte das Hotel Württemberger Hof. Im Mannschaftshotel wurde nach dem Gewinn der »Viktoria« zu später Stunde der geflügelten Meisterschaftsstatue das Nachthemd des Bayern-Präsidenten übergestreift und die Trophäe in Landauers Bett gelegt. Der Empfang in München übertraf alle Erwartungen. Hunderttausende waren auf den Beinen, als Landauer, Dombi und die Spieler in Kutschen mit weißen Pferden voni Flauptbahnhof über den Stachus, durch die Neuhauser-und Kaufingerstraße zum Marienplatz zogen. Bei der anschließenden Feier im Löwenbräukeller überreichte Landauer Oberbürgermeister Dr. Scharnagl ein Fünfmarkstück — mit den besten Grüßen von Walther Bensemann. Der »Kicker«-Herausgeber hatte auf die Frankfurter gewettet und dabei gegen das den Bayern verbundene Münchener Stadtoberhaupt verloren. (..)

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    • 16. Juni 2012 17:30

      Wie der FC Bayern München wurde auch die Wiener Austria als „Judenclub“ bezeichnet. Von 1945 bis fast heute soll augenfällig Gras über die Geschichte wachsen und es wird zu wenig getan gegen die Rückkehr des Rassismus und Antisemitismus auf den Fußballplatz. Merci für die Gegenöffentlichkeit.

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    • 16. Juni 2012 17:59

      „Am 12. Juni 1932 schlug der FC Bayern vor 58.000 Zuschauern im Nürnberger »Zabo« Eintracht Frankfurt mit 2:0.“ Das ist eine sehr schöne Geschichte. Ich mag den 12.6. sowieso.

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  16. 30. Oktober 2012 18:16

    L.I.S.A.: Sie haben zwei Bücher über Juden im deutschen Fußball geschrieben bzw. herausgegeben: „Davidstern und Lederball“ sowie „Der FC Bayern und seine Juden“. Welche Rolle messen Sie Juden in der Geschichte des deutschen Fußball bei? Wann fängt diese Geschichte an? Welche waren die herausragenden Persönlichkeiten?

    Schulze-Marmeling: Unter den Pionieren des deutschen Fußballs finden wir eine Reihe von Juden. Der berühmteste von ihnen war Walther Bensemann, der aus einer wohlhabenden jüdischen Familie in Berlin stammte. Vater Berthold war Bankier. Bensemann Junior war an der Gründung einer Reihe von Vereinen beteiligt war. So u.a. in Karlsruhe (Karlsruher FV, Deutscher Meister 1910), Freiburg, Baden-Baden, Frankfurt (Kickers, Vorläufer der Eintracht), Straßburg, Mannheim und auch München. Hier gehörte er zu den Gründern einer eigenständigen Fußballabteilung im Männer-Turn-Vereins von 1879, der Keimzelle des späteren FC Bayern. 1899 war Bensemann Organisator der sogenannten „Urländerspiele“ gegen ein englisches Auswahlteam, nachdem er die englische Football Association zur ersten kontinentalen Turnier ihrer Geschichte überreden konnte.

    Die Spiele waren von erheblicher Bedeutung für die weitere Entwicklung des Fußballspiels in Deutschland. 1900 gehörte Bensemann zu den Gründern des DFB. 1920 rief er den noch heute existierenden Kicker ins Leben, ein zunächst auf den süddeutschen Raum beschränktes Blatt. Die Zeitschrift diente ihm als Plattform für die Propagierung seines Traumes von der Völkerversöhnung durch den Sport bzw. seines pazifistischen Sportideals.

    aus dem Interview von Georgios Chatzoudis mit Dietrich Schulze-Marmeling

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