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Robert Kurz und die Halsabschneider von Hamas und Hisbollah

25. Juli 2012

Im Oktober 2006 besuchte ich eine Veranstaltung mit Robert Kurz als Referenten. Im ersten Teil seines kapitalismuskritischen Vortrags ging Robert Kurz dezidiert auf die marxistische Wertkritik und die drei industriellen Revolutionen ein. Im zweiten Teil behandelte er  zum einen die verkürzte Kapitalismuskritik, also die Zinskritik von Antisemiten wie Proudhon und zum anderen den linken Antisemitismus der sich im Nahostkonflikt in der „linken“ Solidarität mit den „Halsabschneidern“ von Hamas und Hisbollah und der Dämonisierung Israels offenbart. Eine Kritik an Münteferings „Heuschreckendebatte“, der verkürzt und isoliert gegen das spekulative Finanzkapital der Hedge-Fonds hetzte fehlte im zweiten Teil des Vortrags selbstverständlich nicht. Diese „Heuschreckendebatte“ verglich er mit dem  alten, antisemitischen NS-Vokabular vom guten „schaffenden“ und bösen „raffenden“ Kapital. Die Besucher der Veranstaltung bestanden vorwiegend aus Gewerkschaftern und Pädagogen. In der anschließenden Diskussion offenbarten einige Diskutanten ihre Unwissenheit mit Verständnislosigkeit und Kritik an Robert Kurz in einer Art wie ich sie um ein Vielfaches verstärkt einige Jahre später  selbst erfahren sollte. Mit dem Begriff struktureller Antisemitismus und der Kritik an Hamas und Hisbollah konnten viele „Alt-68er“ nichts anfangen, ein junger Diskutant meinte etwas von der ungeheuren Macht der Juden in den USA zu wissen.

Das Hauptwerk von Robert Kurz ist zweifelsfrei das Schwarzbuch Kapitalismus. Für Robert Kurz ist es das warenproduzierende System, das „System der abstrakten Arbeit“, das in der Abfolge der ersten, zweiten und dritten Revolution zuerst die dritte Welt, dann die zweite Welt in den Kollaps getrieben hat. Im letzten Akt der Selbstzerstörung, so Robert Kurz wird die erste Welt durch die Zwänge des Kapitalismus zerstört. Robert Kurz konnte sich wie Karl Marx den Sozialismus nur ohne Warenproduktion und Geldwirtschaft vorstellen, was bei vielen Linken auf Unverständnis stößt. Der mehrfach von Robert Kurz angekündigte Zusammenbruch des Kapitalismus ist bislang nicht eingetreten. Die „Zusammenbruchtheorie“ ist umstritten und gehört zu den wenigen Aspekten wo ich Robert Kurz nicht folgen kann.

Robert Kurz kritisiert in seinen Büchern verkürzte Kapitalismuskritik, wie sie beispielshalber von Proudhon oder Silvio Gesell propagiert wurde, im Schwarzbuch Kapitalismus schreibt er: „Proudhon reduzierte den Begriff des Kapitalismus auf das zinstragende Kapital der reinen Geldverleiher, dessen »Bedingung der Möglichkeit« er im Charakter des Geldes als einer privilegierten Ware angelegt sah, die demzufolge »deprivilegiert« werden müsse; Proudhon wollte deshalb ein sogenanntes »Arbeitsgeld« einführen, das auf der direkten Verrechnung von Arbeitsquanten beruhen und den »arbeitslosen« Zinsgewinn von Geldkapitalisten unmöglich machen sollte. Diese Theorie wähnt den Kapitalismus nur in der Zirkulation angesiedelt und übersieht völlig den kybernetischen Charakter der kapitalistischen Produktionsweise, die gerade dadurch gekennzeichnet ist, daß sie das Geld »produktiv« auf sich selbst rückkoppelt. So konnte Proudhon (wie die gesamte Arbeiterbewegung) die »abstrakte Arbeit« des warenproduzierenden Systems nicht als Kern des Kapitals selber erkennen, sondern wollte dessen logischen Selbstwiderspruch auf paradoxe Weise durch eine vermeintlich direkte Gleichsetzung der Geldform mit der »Arbeit« loswerden, ohne den notwendigen und in sich gegensätzlichen Formwandel von »Arbeit« und Geld im Prozeß der Kapitalverwertung zu durchschauen.“ Im Schwarzbuch Kapitalismus kritisiert Robert Kurz diese Kapitalismuskritik als eindeutig antisemitisch.

Im Schwarzbuch Kapitalismus geht Robert Kurz außerdem auf die sozialdarwinistischen Ideen Anfang des 20. Jahrhunderts ein, wie sie auch von Silvio Gesell in seiner Zeit und im Jahre 2010 in Jakob Augsteins Freitagscommunity verfochten wurden: „Selten ist deutlicher geworden, wie die aus einer gemeinsamen Wurzel gewachsene und sich wechselseitig bedingende Dummheit von Kapitalismus und moderner Naturwissenschaft in die ebenso offene wie grausame Selbstverhöhnung des bürgerlichen Herrenmenschen umschlagen muß. Es war nur folgerichtig, daß mit den positiven »eugenischen« Ideen einer nationalen Menschenzucht rasch auch die entsprechenden Vorstellungen einer negativen Selektion einhergingen. Wenn der »Zuchtwahl « durch eine Propaganda und Organisierung von »erbgesunder« Fortpflanzung nachgeholfen werden konnte, warum nicht auch im negativen Sinne durch die »wissenschaftliche« Identifikation und Aussonderung von negativen, »erbkranken« einzelnen Menschen oder ganzen Menschentypen?

Im zweiten Teil seines Vortrages widmete sich Robert Kurz vor allem  linkem Antisemitismus. Er behandelte unter anderem die Frage, warum sich die globale Öffentlichkeit in der ökonomischen Krise gegen Israel wendet.  Einige seiner damaligen Aussagen hat er später in dem Artikel, „Der Krieg gegen die Juden“ in der Zeitschrift Folha de São Paulo und bei EXIT veröffentlicht:

„Die politischen Reaktionen auf den Krieg in Gaza zeigen, dass Israel umso weniger Freunde hat, je bedrohlicher seine militärische Lage wird. Im Verhältnis der Kräfte findet eine tektonische Verschiebung statt. Schon immer ging es im Nahen Osten nicht um einen begrenzten Streit von regionalen Interessen, sondern um einen exemplarischen und ideologisch aufgeladenen Stellvertreter-Konflikt. In der Epoche des Kalten Krieges galt die Auseinandersetzung zwischen Israel und Palästina als Paradigma für den Gegensatz von westlichem Imperialismus unter Führung der USA und einem „antiimperialistischen“ Lager, um dessen Führung die Sowjetunion und China konkurrierten. Die Propaganda beider Seiten ignorierte dabei den Doppelcharakter des Staates Israel, der einerseits ein gewöhnlicher moderner Staat im Rahmen des Weltmarkts ist, andererseits aber eine Antwort der Juden auf die eliminatorische Ausgrenzungsideologie des europäischen und insbesondere des deutschen Antisemitismus. Israel wurde subsumiert unter eine weltpolitische Konstellation, in der es nie aufging.

Nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus und der „nationalen Befreiungsbewegungen“, die ein Programm „nachholender Entwicklung“ auf Basis des Weltmarkts formuliert hatten, veränderte sich der Charakter des Stellvertreter-Konflikts grundsätzlich. An die Stelle der säkularen Entwicklungsregimes trat im Nahen Osten und darüber hinaus der sogenannte Islamismus, der nur scheinbar als traditionelle religiöse Bewegung firmiert. Tatsächlich handelt es sich um eine postmoderne kulturalistische Krisenideologie eines Teils der längst verwestlichten Eliten in den islamischen Ländern, die das autoritäre Potential der Postmoderne repräsentieren und den gänzlich unislamischen europäischen Antisemitismus aufgesogen haben. Die am Weltmarkt gescheiterten Segmente des Kapitals in dieser Region erklärten den Krieg gegen die Juden zum exemplarischen Kampf gegen die westliche Vorherrschaft. Umgekehrt machte der westliche Krisenimperialismus mit den USA an der Spitze den Islamismus zum neuen Hauptfeind, nachdem er ihn zuvor im Kalten Krieg gepäppelt und mit Waffen versorgt hatte.

Diese neue Konstellation führte zu ideologischen Verwerfungen ungeahnten Ausmaßes. Der Neoliberalismus schien sich mit dem kapitalistischen Weltordnungskrieg gegen die „zerfallenden Staaten“ in den Krisenregionen und im Nahen Osten mit Israel zu identifizieren. Neofaschistische Strömungen in aller Welt gehen seither mit dem antisemitischen islamistischen „Widerstandskampf“ konform, obwohl sie gleichzeitig rassistische Stimmungen gegen Migranten aus den islamischen Ländern schüren. Auch große Teile der globalen Linken begannen umstandslos die Glorifizierung des alten „Antiimperialismus“ auf die islamistischen Bewegungen und Regimes zu übertragen. Das kann nur als ideologische Verwahrlosung gekennzeichnet werden, denn der Islamismus steht gegen alles, wofür die Linke jemals eingetreten ist; er verfolgt jedes marxistische Denken mit gnadenloser Unterdrückung und Folter, er stellt Homosexualität unter Todesstrafe und behandelt die Frauen als Menschen zweiter Klasse. Auch dafür ist keine traditionelle Religion verantwortlich, sondern eine kulturalistisch eingefärbte Militanz des kapitalistischen Patriarchats in der Krise, die sich auf andere Weise auch im Westen bemerkbar macht. Die unheilige Allianz des „sozialistischen“ Caudillismus eines Chavez mit dem Islamismus stellt nur die weltpolitische Ratifizierung dieses ideologischen Verfalls dar, die keine emanzipatorische Perspektive hat.

Seit dem historisch beispiellosen Finanzkrach im Herbst 2008 dreht sich die globale Konstellation abermals. Jetzt wird deutlich, dass der Zusammenbruch des Staatssozialismus und der nationalen Entwicklungsregimes nur der Vorschein einer großen Krise des Weltmarkts war. Der Neoliberalismus hat abgewirtschaftet und der kapitalistische Weltordnungskrieg wird unfinanzierbar. In dieser Situation zeigt sich, dass Israel immer nur ein Bauer auf dem Schachbrett des globalen Krisenimperialismus war. Schon die Bush-Administration hatte zuletzt das iranische Atomwaffenprogramm verharmlost. Die Interessen der USA und Israels treten auseinander; Obama hat keinen politisch-militärischen Spielraum mehr. Der islamistische Krieg gegen die Juden wird in Kauf genommen. Deshalb erscheinen die Raketenangriffe der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung als unwesentlich; die globale Öffentlichkeit bezeichnet den Gegenangriff überwiegend als „unverhältnismäßig“. Die Palästinenser in Gaza werden als Opfer mit der Hamas identifiziert, als hätte sich dieses Regime nicht in einem blutigen Bürgerkrieg gegen die säkulare Fatah durchgesetzt.

So fällt die islamistische Propaganda vom Massaker an der Zivilbevölkerung auf fruchtbaren Boden. Tatsächlich nimmt die Hamas genau wie die libanesische Hisbollah 2006 die Bevölkerung als Geisel, indem sie Moscheen in Waffenlager verwandelt und ihre bewaffneten Kader aus Schulen oder Kliniken heraus feuern lässt. Die Weltmeinung übergeht das, weil sie die Hamas bereits als „Ordnungsmacht“ in der sozialen Krise anerkannt hat. Deshalb wendet sich der kapitalistische Pragmatismus bis in die liberale bürgerliche Presse hinein zunehmend gegen die israelische Selbstverteidigung. Das ist überhaupt das Geheimnis der neo-etatistischen Wende im Absturz der globalen Ökonomie: Die verelendeten Massen sollen autoritär befriedet werden; und dafür ist jetzt sogar der Islamismus recht, zumal wenn er sich formal demokratisch legitimieren kann. Auch eine Linke, die kein sozialistisches Ziel mehr hat und sich des postmodernen „Verlusts aller Gewissheiten“ brüstet, droht in der autoritären Krisenverwaltung aufzugehen und als ideologische Flankierung den islamistischen Krieg gegen die Juden hinzunehmen. Der Stellvertreter-Konflikt hat eine soziale Dimension auf globaler Ebene erreicht. Gegen den ideologischen Mainstream muss festgestellt werden, dass die Vernichtung von Hamas und Hisbollah eine elementare Bedingung nicht nur für einen prekären kapitalistischen Frieden in Palästina ist, sondern auch für eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse. Wenn die Chancen dafür schlecht stehen, stehen sie gut für den Zerfall der Weltgesellschaft in die Barbarisierung.“

Am 8. Juli 2012 ist Robert Kurz im Alter von 68 Jahren gestorben.

57 Kommentare leave one →
  1. 25. Juli 2012 13:45

    „Übrigens sah der Verurteilte so hündisch ergeben aus, dass es den Anschein hatte, als könnte man ihn frei auf den Abhängen herumlaufen lassen und müsse bei Beginn der Exekution nur pfeifen, damit er käme.“ (Franz Kafka)

    So startet Robert Kurz sein „Schwarzbuch Kapitalismus“. Diese hündische Ergebenheit konnte ich in der letzten Zeit oft beobachten. Was Robert Kurz im letzten Kapitel seines „Schwarzbuches“ beschreibt wurde intensiv hier in MI behandelt. In „Die Dämonen erwachen“ schreibt Kurz:

    Das Konstrukt des »Intelligenzquotienten« stellt das Bindeglied zwischen dem alten und dem neuen Darwinisierungs-Diskurs dar. In einer hochgradig ideologisch befrachteten »genetischen« Debatte deutet sich an, wie angesichts der abermals anschwellenden »gefährlichen Klassen« von »unbeschäftigbaren« Armen im globalen Krisenkapitalismus die Eugeniker und Schädelvermesser des 19. und frühen 20. Jahrhunderts im Gewand einer »genetischen Selektionswissenschaft« wiederkehren, um am Ende des 20. Jahrhunderts noch einmal »geborene Verbrecher«, »Untermenschen« und »lebensunwertes Leben« zu definieren. Es ist absehbar, wann uns ein »Kriminalitäts-Gen« oder ein »Armuts-Gen« präsentiert wird. Und die Erfindung eines genetischverankerten sozialen Schicksals kommt natürlich wie gerufen für die neoliberale Politik der sozialen Kostensenkung. (..)In demselben Maße, wie die Biologisierung und Naturalisierung der Gesellschaft abermals das Krisenbewußtsein des Kapitalismus zu überfluten beginnt und die neoliberale soziale Selektion flankiert, schlägt diese mörderische Tendenz auch wieder in eine rechte, faschistoide Pseudokritik des Liberalismus und der kapitalistischen »Ökonomisierung der Welt« um. Die »völkische« Nation und die »Rasse« rücken in einem pathologischen Wiederholungszwang als phantasmatische Gegenbilder an die Stelle einer radikalen Ökonomiekritik, die der Arbeiterbewegungs-Marxismus nicht einlösen konnte.
    (..)
    Je mehr die Weltkrise der Dritten industriellen Revolution verharmlost, verleugnet und ideologisch verdreht wird, desto massiver dringt auch das niemals völlig verschwundene antisemitische Syndrom wieder in das gesellschaftliche Bewußtsein ein. Dieser schlimmste aller Dämonen der Moderne treibt die irrationale Welt- und Krisenerklärung auf die Spitze – und er regt sich im Kontext des Kasinokapitalismus längst vor dem fälligen globalen Finanzkrach. So begleiten zum vierten Mal in der kapitalistischen Entwicklungsgeschichte seit den Hep-Hep-Unruhen des frühen 19. Jahrhunderts antisemitische Haßausbrüche und Pogrome die Krise und das Abheben des Finanzkapitals. Parallel zur Struktur des transnationalen Geldkapitals globalisiert sich der Antisemitismus wie nie zuvor: Vom Atlantik bis zum Ural und sogar in Japan blüht die Hetze gegen die jüdischen Gemeinden; und auch Louis Farrakhan, der Führer der einflußreichen »Black Muslims« in den USA, predigt antisemitische Haßtiraden. Auch in Deutschland zeigt sich handgreiflich, wie wenig trotz aller falschen Rührstücke aus Auschwitz Konsequenzen gezogen wurden. (..)

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  2. 25. Juli 2012 14:28

    In Konkret 2/2000 kritisierte Michael Heinrich in „Blase im Blindflug“ die wiederholte Prophezeiung vom nahen Zusammenbruch des kapitalistischen Systems im „Schwarzbuch Kapitalismus“:

    „Es fragt sich, wozu diese verzweifelte Beschwörung der Apokalypse des Kapitals notwendig ist und warum sie zahlreiche Anhänger findet. Zusammenbruchstheorien haben eine lange Tradition in der Arbeiterbewegung: Bereits Bebel wartete auf den »großen Kladderadatsch«, und Lenin wähnte sich im »letzten« Stadium des Kapitalismus, der nun ein »verfaulender« sei und sich nie mehr erholen werde. Mit dem Arbeiterbewegungsmarxismus, den Kurz so überaus scharf kritisiert, teilt er aber nicht nur den Zusammenbruchsglauben: Bei beiden findet sich zum einen dieselbe, mit moralisierendem Unterton vorgebrachte Kritik, der Kapitalismus »versage« bei der Lösung der Menschheitsprobleme, zum anderen die technologisch induzierte deterministische Auffassung, der Kapitalismus bringe selbst diejenigen Produktivkräfte hervor, an deren Handhabung er schließlich scheitern müsse. Wir finden bei Kurz die modernisierte Variante einer sinnstiftenden Geschichtsphilosophie, ohne die zumindest ein großer Teil derjenigen, die eine fundamentale Kritik an den herrschenden Verhältnissen üben, anscheinend nicht auskommen kann: Die eigene Ohnmacht wird durch die Gewißheit relativiert, daß wenigstens auch dem übermächtigen Gegner kein langes Dasein mehr beschieden sein wird und daß man selbst zumindest dies sicher weiß.“

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  3. 25. Juli 2012 16:15

    Auch große Teile der globalen Linken begannen umstandslos die Glorifizierung des alten „Antiimperialismus“ auf die islamistischen Bewegungen und Regimes zu übertragen. Das kann nur als ideologische Verwahrlosung gekennzeichnet werden, denn der Islamismus steht gegen alles, wofür die Linke jemals eingetreten ist; er verfolgt jedes marxistische Denken mit gnadenloser Unterdrückung und Folter, er stellt Homosexualität unter Todesstrafe und behandelt die Frauen als Menschen zweiter Klasse.

    Dem ist nichts hinzuzufügen.

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    • 25. Juli 2012 20:12

      Im zweiten Teil des Vortrages hat Robert Kurz bewusst von den „Halsabschneidern der Hamas und der Hisbollah“ gesprochen um gewisse Teile des Publikums zum Nachdenken zu bringen. Er tat dies nicht einmal sondern zigmal. Er kannte ganz einfach seine Pappenheimer. Für mich ist es nach wie vor unverständlich wie sich Menschen in Zentraleuropa selbst so erniedrigen können wenn sie öffentlich die verbrecherische Ideologie von islamfaschistischen Terroristen verharmlosen oder gar verteidigen, nur um ihren antisemitischen Gefühlen freien Lauf lassen zu können.

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    • Jackson permalink
      26. Juli 2012 10:42

      Es gibt einen Vortrag von Robert Kurz über Israel und die Linke. Kurz konstatiert darin die ideologische Verwahrlosung der „Linken“ und beschäftigt sich mit „linkem“ Hass auf den israelischen Staat.

      Im Vortrag geht es um verkürzte Kapitalismuskritik und antisemitische Manifestationen, um Ahmadinedschad und die iranische Bombe, die Bündnisse der Sowjetunion im Kalten Krieg mit den nationalen Befreiungsbewegungen, den islamistischen Bandenkriegern der Hamas und Hisbollah, um die bundesdeutsche „Linke“ und nebenbei um die Antideutschen, denen Kurz ein politisches Versagen vorwirft, weil sie die „Weltordnungskriege“ verklärt hätten, er spricht die Doppelstrategie der NPD an und kritisiert den Kulturrelativismus in der Linken.

      Zum Schluss fordert Kurz die Solidarität mit Israel und den Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus. Er sagt, es ist hier von Seiten der Linken Klarheit und Unzweideutigkeit möglich. Der Hauptmotor einer Unklarheit und Zweideutigkeit in der Linken ist Gegenwärtig der linke Antisraelismus. Und da gilt es Farbe zu bekennen.

      Vortrag von Robert Kurz, Israel und die Linke:
      http://www.mediafire.com/?3gp64qd74rg0xxk

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      • mentalpunker permalink
        26. Juli 2012 14:34

        ‚Eine ideologische Verwahrlosung der Linken‘, genau: die erkennt man daran, doch etwas Gutes im ganzen Falschen sehen zu wollen. – Früher hieß die Entschuldung, es wäre ja nicht alles schlecht gewesen, und es hätte auch soziale Flügelkämpfe in der Partei gegeben, deren Führer jedoch eigentlich alle zujubelten.

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      • 26. Juli 2012 21:26

        Eine ideologische Verwahrlosung der Linken, dat trifft et. Dazu kommt noch, auch die Nazis aus aller Welt gehn mit dem antisemitischen islamistischen „Widerstandskampf“ konform, obwohl die gleichzeitig rassistische Stimmung gegen die Ausländer aus den islamischen Ländern machen.

        Euer Erwin

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        • mentalpunker permalink
          27. Juli 2012 01:11

          Eben, wenn ‚Widerstand‘ heute als meinungsfrei geäußerte Abneigung gegen Gouda an der Käsetheke geäußert wird, dann klatschen hier manche Goudaverächter meinungsbefreiten Beifall, vernichten aber die Bedeutung von ‚Widerstand‘ in dem anderen Käse, den sie kaufen und höchstselbst vertreten, in ihrer Käseküche und ‚zu Gast bei Freunden‘.

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  4. 25. Juli 2012 16:40

    Die Sätze von Robert Kurz:

    „Auch eine Linke, die kein sozialistisches Ziel mehr hat und sich des postmodernen „Verlusts aller Gewissheiten“ brüstet, droht in der autoritären Krisenverwaltung aufzugehen und als ideologische Flankierung den islamistischen Krieg gegen die Juden hinzunehmen. Der Stellvertreter-Konflikt hat eine soziale Dimension auf globaler Ebene erreicht. Gegen den ideologischen Mainstream muss festgestellt werden, dass die Vernichtung von Hamas und Hisbollah eine elementare Bedingung nicht nur für einen prekären kapitalistischen Frieden in Palästina ist, sondern auch für eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse. Wenn die Chancen dafür schlecht stehen, stehen sie gut für den Zerfall der Weltgesellschaft in die Barbarisierung.”

    sollten sich die Antizionisten des „Freitags“ hinter die Ohren schreiben. In hunderten Artikeln, Blogs und Kommentaren wird die Hamas und die Hisbollah dort hofiert (letztes Beispiel) und im selben Atemzug der demokratische Staat Israel dämonisiert. Im „Freitag“ werden die sozialdarwinistischen Menschenzuchttheorien Silvio Gesells beworben und geschützt. Der Nachruf im „Freitag“ auf Robert Kurz mit teilweise unfassbaren Kommentaren löst deshalb bei mir nur Kopfschütteln aus.

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    • MEMO permalink
      26. Juli 2012 10:07

      Ja, zuerst mag man das beklatschen wollen. Und natürlich lässt sich der Hisbollah und der Hamas zuerst nichts Gutes abgewinnen. Dennoch besitzen sie eine starke soziale Komponente – ob das der Europäer das nun wahrhaben möchte oder nicht. Eine Vernichtung der beiden Organisationen sehe ich als großes Risiko – rein technisch und auch sozial. Auf Basis dessen, was wir als Mentalität benennen, würden tausende verklärte Helden geboren werden, die die Region für Jahrhunderte weiter übeschatten würden. Mit einer Vernichtung durch Integration/Reformation hingegen könnte ich leben, so schwierig der Weg auch sein wird. Man kann ein soziales und politisches Konstrukt dieser Größenordnung nicht einfach so vernichten, denn das würde Massenverhaftungen und Internierungen erfordern. Die Folgen davon dürften klar sein und so sehr ich Kurz in vielen Dingen auf folgen mag, hier liegt er falsch. Ebenso falsch liegen jedoch auch die Freitags-Autoren (ob nun redaktionell oder bloggerisch eingewoben), die diese Organisationen rosarot anmalen, weil sie das Braun nicht sehen wollen. Übrigens könnte ich mir gut vorstellen, dass es die größte denkbare Katastrophe für beide Organisationen sein könnte, würde der Westen – gestützt von Israel – den palästinensischen Bürgern effektiver helfen, als sie selbst. Davon ist aber wohl derzeit auch angesichts der Entwicklung in Syrien und dem Libanon nicht auszugehen. Es ist wohl wahrscheinlicher, das die Extremisten aller Lager Gehör finden werden und man kann nur hoffen, dass der in diesen Ländern beginnende Machtpoker nicht zu Lasten Israels und der gemäßigten Araber/Palästinenser geht. Ich befürchte allerdings das Gegenteil und auch, dass die Pseudo-Linke weiter damit fortfährt, ihre Ersatzheroen zu verklären – immer ein wenig neidisch, aber auch froh, nicht selbst inmitten eines „echten“ Konfliktes zu stecken.

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    • 26. Juli 2012 12:03

      Eine starke soziale Komponente besaß auch die Politik der NSDAP. Eva Herman lobt noch heute die Familienpolitik der Nazis. Alles was ideologisch zum NS-Mainstream passte hatte von 1933 bis 1945 ein „tolles“ Leben . Juden, Linke, Kommunisten, Regimekritiker und die Bevölkerung der Nachbarstaaten dagegen bekanntlich nicht.

      Ähnlich ist es bei Hamas und Hisbollah. Diese Islamfaschisten fordern den Tod aller Juden, das Verschwinden Israels von der Landkarte, mit Kriegen, Raketenangriffen und Terror-Attentaten belegen das dieIslamfaschisten beinahe täglich. Hamas und Hisbollah ermorden innerhalb ihrer eigenen Bevölkerung Kommunisten, Linke und Homosexuelle, jedes marxistische Denken wird mit Mord und Folter verfolgt, Frauen werden aufs Schändlichste unterdrückt. Hamas und Hisbollah wollen einen islamfaschistischen Gottesstaat in ganz Palästina errichten.

      Die Parallelen zum Nationalsozialismus liegen auf der Hand. Die Appeasementpolitik von München 1938 ist gescheitert, wie dein Kuschelkurs mit Islamfaschisten scheitern muss. In dieser Frage stimme ich Robert Kurz hundertprozentig zu. Die Kumpanei des „Freitags“ und anderer Hamasversteher mit dieser Ideologie widert mich an und sie belegt, dass es diesen Leuten in Wahrheit überhaupt nicht um die Palästinenser geht, sondern dass sie ausschließlich ihr Hass gegen Juden antreibt.

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      • MEMO permalink
        26. Juli 2012 13:00

        Wie selbstgerecht kann man eigentlich noch schwadronieren, Fidelche? Dein NS-Vergleich bleibt hinkend – wie eh und je. Was interessiert mich Eva Herrmann. Ich lobe die soziale Komponente der beiden Organisationen nicht, ich stelle sie lediglich fest – unabhängig von ihrer Motivation, die mir natürlich klar ist. Wenn Du hier die Vernichtung dieser Organisationen samt der dazugehörigen Struktur, also auch den Menschen, forderst, dann ist es legitim, Dich als Kriegshetzer zu bezeichen, denn auf nichts Anderes läuft es hinaus. Du lehnst Appeasementpolitik in diesem Kontext also kategroisch ab? Das würde Krieg bedeuten. Und obwohl das vermtulich nichts Neues für Dich ist: Genau das widert mich an. Du Deutscher Du.

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      • 26. Juli 2012 13:47

        Das Niveau deiner Kommentare ist unterirdisch. Ich erspare mir, wie üblich, eine passende Bezeichnung für dich. Robert Kurz schreibt: … dass die Vernichtung von Hamas und Hisbollah eine elementare Bedingung nicht nur für einen prekären kapitalistischen Frieden in Palästina ist, sondern auch für eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse.“ Wie diese Vernichtung aussehen soll schrieb weder Robert Kurz noch ich. Deine Beleidigung an Robert Kurz und mich als „Kriegshetzer“ geht also ins Leere, wie so oft bei deinen primitiven Kommentaren.

        Inwieweit mein „NS-Vergleich“ hinkend ist, bleibst du wie üblich schuldig. Argumente sucht man in deinen Kommentaren vergeblich. Unter „Appeasementpolitik“ verstehe ich die Forderung von einigen Politikern, dass sich Israel mit den Terroristen von Hamas und Hisbollah an einen Tisch zu setzen hat, verstehe ich die finanzielle EU-Unterstützung für die Hamas, verstehe ich den einstimmigen Bundestagsbeschluss zu den Vorkommnissen der „Free Gaza-Flotte“, usw. Die flankierenden Artikel des „Freitag“ dazu, sowie dein Kuschelkurs mit Islamfaschisten sind kompatibel zu den sofortigen Freilassungen der vielen palästinensischen Terroristen, die in Deutschland (München 70 und München 72) „erfolgreich“ in Sachen Judenmord unterwegs waren, sowie zum Verhalten des Verfassungsschutzes beim Oktoberfestattentat und aktuell bei den NSU Morden. Insofern empfehle ich dir, dich um eine Beamtenstelle bei Innenminister Friedrich zu bewerben, beziehungsweise das Buch von Heinrich Mann – Der Untertan – auswendig zu lernen.

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        • MEMO permalink
          26. Juli 2012 23:00

          Der NS-Vergleich ist hinkend, weil man im Grunde mit der Zeit nichts vergleichen kann – wobei mir das zugegen auch ab und an rausrutscht. Das macht es aber nicht besser.

          Mag sein, dass ich mich nur an der Vokabel (?) störe. Letztlich findet man derart Denken weltweit in allen möglichen Kulturkreisen. Ich finde es auch falsch, weil die große Integrationsfigur im radikalen Islam sich von der im NS-Regime fundamental unterscheidet. Das hat es auch „so einfach“ gemacht, das NS-Regime zumindest formal zu beenden. Was den radikalen Islam in seiner (ok, ich gebrauche die Bezeichnung) faschistoiden Ausprägung betrifft, ist es ungleich schwieriger, weil wir es hier mit einem Konglomerat aus Machtinteressen, unreformierter Religion und Traditionen zu tun haben.

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        • 27. Juli 2012 10:57

          Einige vergleichbare Wesensmerkmale habe ich benannt. Neben der Unterdrückung durch Mord und Folter an Juden, Linken, Kommunisten, Homosexuellen, Regimekritikern, neben der antisemitischen Ideologie, kommt noch das Führerprinzip, das antimoderne, vernunftfeindliche und gegenaufklärerische Weltbild, das gegen jeden Individualismus angeht dazu. Zu diesen Gemeinsamkeiten des Nationalsozialismus und Hamas/Hisbollah gesellt sich bei den Gotteskriegern ihr Glaube an das Paradies mit den 72 Jungfrauen dazu. Wenn es nicht so tödlich wäre, könnte ich darüber lachen.

          Dies alles in Erwägung ziehend ist der Satz von Robert Kurz, „dass die Vernichtung von Hamas und Hisbollah eine elementare Bedingung nicht nur für einen prekären kapitalistischen Frieden in Palästina ist, sondern auch für eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse“ sehr richtig und angemessen. Dieser Satz sollte nicht nur für Linke, sondern für jeden aufgeklärten Menschen Gültigkeit besitzen. Das Hofieren von Hamas und Hisbollah in gewissen linken Kreisen, beispielsweise im „Freitag“ bestätigt meine ablehnende Haltung gegenüber dieser reaktionären Kreise.

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        • MEMO permalink
          27. Juli 2012 11:46

          Ja, die hast Du benannt. Das ist richtig. Ich stelle mir allerdings die Henne/Ei-Frage. Wenn wir Führerprinzip usw. usf. konstatieren, können wir das aber nicht auf die NS-Ideologie reduzieren, als ob es das vorher nicht gegeben hätte (Und damit meine ich nicht nur die letzten 200 Jahre). Daher greift das für mich zu kurz. Auch deswegen glaube ich nicht, so komisch das klingen mag, dass man Hamas und Hisbollah oder wie sie gerade heißen mögen, einfach vernichten kann und dass dann alles gut wäre. Das Problem sitzt tiefer. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch nicht das unangemessene „Verständnis“ für diese Organisationen. Ich würde es eher als eine Art Unterwerfung bezeichnen – oder zynisch ausformuliert: Da dient man sich Männern an, die noch wahre Macht besitzen. Die eigentlichen Opfer in den Bevölkerungen spielen im Grunde nur eine untergeordnete Rolle – auch, wenn das vermutlich keiner der Vertreter wahrhaben möchte. Im Grunde ist es meiner Auffassung nach nichts weiter als ein Aneignungsprozess, der innerhalb von Teilen der Linken stattfindet. Man eignet sich eine „Revolution“ durch eigene Unterwerfung an, die man selbst nie geführt hat, führen konnte. Man möchte „mitspielen“ – koste es, was es wolle. Dieses Verhalten besitzt eine lange Geschichte. Europäische Linke haben sich schon immer recht machtbewusste Vorbilder (Thälmann, Stalin, Mao, Ho Chi Min, Chavez, und ja – auch Fidel Castro) und Stellvertreterkriege gesucht, um sich engagieren zu dürfen, dabei diese meist recht kritiklos bewundert und sie ideologisch verquast verteidigt. Und natürlich gab es auf der anderen Seite immer die bösen Imperialisten, die diese Gegenhaltung dann rechtfertigten. So erfreut/erfreute man sich an jedem noch so kleinen Sieg, den man selbst nie erlangen kann/konnte – zur Not ganz unabhängig davon, wieviele unschuldige Opfer es kostet/kostete. Und ja – man muss in diesem Zusammenhang ein wenig im Urschlamm wühlen, da sich allzu viele eben noch sehr gern darin suhlen und sie über die Abwertung des jeweils anderen definieren. Was wäre also damit erreicht, würde man die Hamas und Hisbollah vernichten? Zuerst würden weitere soziale Netze einbrechen und die Lage würde sich verschlechtern, weitere Wut wäre die Folge. Das wiederum würde vermutlich andere extreme Geister auf den Plan rufen, weil sich eben durch die bloße „Vernichtung“ nichts geändert hat. Menschen sind nun einmal so und wenn man nur diese als „Rohstoff“ hat, muss man in/an ihnen etwas ändern. Dem im Weg steht die Unterstützung der Linken – sicher. Dem im Weg steht aber auch die Forderung nach bloßer Vernichtung. Überflüssig machen wäre hingegen ein vielleicht sinnvollerer Ansatz. Despoten erfuhren immer nur so lange Unterstützung, wie sie entweder gebraucht wurden oder so lange sie genug Druck aufbauen, Abhängigkeiten schaffen konnten. Zumindest das „gebraucht werden“ könnte man den besagten Organisationen nehmen.

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        • 27. Juli 2012 12:19

          Es gibt kein besseres Erklärungsmodell für Hamas und Hisbollah, die Gemeinsamkeiten sind zu offensichtlich. Ich habe die Hamas und die Hisbollah nicht nur auf das Führerprinzip der Nazis reduziert. Die vielen Berührungspunkte liegen auf der Hand. In den letzten 200 Jahren hat es nichts Vergleichbares mit der Konsequenz Auschwitz gegeben. Beispielsweise die Ankündigung alle Juden vernichten zu wollen. Beispielsweise der der tiefsitzende Hass gegen die Juden. Das war die Hauptantriebsfeder der Nazis und es ist die Hauptantriebsfeder von Hamas und Hisbollah, neben all den anderen Gemeinsamkeiten. Hitlers „Mein Kampf“ ist im Marschgepäck von Hamas und Hisbollah. Beiden Gruppierungen, der NSDAP und den Islamfaschisten ist ihre extrem rechte Ideologie gemeinsam.

          Vernichten kann man die Hamas und die Hisbollah nicht nur militärisch. Die EU könnte ihre Gelder für die Hamas stoppen. Die EU könnte in andere säkulare soziale Strukturen Geld investieren. Der „Freitag“ und andere deutsche Medien, die deutsche Politik könnten die Hamas und die Hisbollah dämonisieren. Das wäre schon mal ein Anfang, ein Schritt in die richtige Richtung. Das Gegenteil ist Realität.

          Es war ein Fehler 1933 die NSDAP zu wählen und zu unterstützen, die Folgen sind bekannt. Es ist ein Fehler die Hamas und die Hisbollah zu unterstützen oder zu verharmlosen. Die Folgen dieser Politik sind absehbar. Die Gründe warum sich „Linke“ mit der rechtsextremen Hamas und Hisbollah solidarisieren sind vielfältig. Ein Hauptgrund dürfte ihr Antisemitismus sein. Wahnsinn bleibt es in jedem Fall.

          Ich mache da nicht mit und verurteile die, die mitmachen.

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        • Der Bassist permalink
          27. Juli 2012 18:06

          „Ich stelle mir allerdings die Henne/Ei-Frage.“ (MEMO) Genau: Erst der Führer, oder doch die Volksgemeinschaft zuerst? Ich sag mal 😉 : Das kann nur der Führer entscheiden, wollen, setzen. — Anders: Die Führer-Volk-Konstruktion ist eine genuin rassistisch-nationalsozialistische. Sie hat mit Faschismus selbst – als bürgerliche Herrschaftsform – (Italien/Spanien etwa) nichts zu tun. Henne & Ei ist die durchexzertierte unursprüngliche Einheit von Befehl & Akklamation mit dem Zweck der Tilgung alles anderen. – Die Frage nach Henne oder Ei ist für den deutschen Faschismus, der eben ein Nationalsozialismus war, eine ideologisch-legitimierende; oder – gutmeinend – eine ohne Wissen. Meinetwegen kann man hier Uwe Theel fragen. Der weiß immerhin das. E i n Volk – e i n Reich – e i n Führer: e i n e arisch-deutsche Welt. (damals rororo: Faschismus als bgl. Herrschaft, R. Kühnl)

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        • Der Bassist permalink
          27. Juli 2012 18:09

          Und im Anschluß: „Wenn wir Führerprinzip usw. usf. konstatieren, können wir das aber nicht auf die NS-Ideologie reduzieren …“ (MEMO)
          Doch, eben nur darauf. Alles andere ist was anderes!

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        • Der Bassist permalink
          27. Juli 2012 18:24

          Zu Fidelche: Deine Analogie des Führerprinzips ist in Deiner Argumentation stimmig, weil es vom völkisch-nationalsozialistischen hier eben absieht, sondern die Antiaufklärung, das Geführtwerdenmüssen und weitere blanke Herrschaftstaktiken formuliert. – Es ist eben auch wichtig, in welchem Kontext, bei welchem Beitrag man schreibt. Der deutsche Führer-Volk-Faschismus ist aber für Hamas und Hisbollah et al. ein plausibler Vergleichsort in jedem Fall bei dem expliziten Wunsch der Judenvernichtung.

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        • MEMO permalink
          27. Juli 2012 18:28

          Definier mal, was Du unter Führerprinzip verstehst. Aber schreib bitte nicht, dass du es via Drittes Reich feststellst. Ich meine es schon etwas abstrakter, was diesen Schluss dann ermöglichen kann – meinetwegen – aber nicht muss und nicht ausschließlich. Ich sehe es so, dass das Führerprinzip eben AUCH im Dritten Reich Anwendung fand – aber eben nicht nur und schon garnicht zum ersten Mal. Das hat jetzt auch nichts mit den Folgen zu tun – darf es auch nicht. Wenn ich nämlich nur über diesen Weg argumentiere, spreche ich alle anderen Despoten davon frei, sofern sie nicht strikt antisemitisch o.ä. sind, was eine inhaltliche Nähe zum NS-Regime zulässt (wie z.B. bei Hamas und Hisbollah). (Die offizielle Definition ist mir zwar bekannt, aber ich habe es nicht so mit nachbeten, denke, dass man diesen Begriff loslösen muss.) Oder anders herum: Wäre der Gegner der Hamas nicht Israel, sondern eine andere Ethnie, bestünde das Führerprinzip dennoch, wenn dem denn so ist.

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        • H. Herforder permalink
          27. Juli 2012 18:41

          „Ich sehe es so, dass das Führerprinzip eben AUCH im Dritten Reich Anwendung fand – aber eben nicht nur und schon garnicht zum ersten Mal. “ – Also ich habe es so verstanden, daß der Bassist genau meint: nur im Dritten Reich das Führer-Volk&Reich-Prinzip. Und alle anderen autoritären Herrschaftsformen wären doch etwas anders.

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        • Der Bassist permalink
          27. Juli 2012 18:55

          @ MEMO https://thinktankboy.wordpress.com/2012/07/25/robert-kurz-und-die-halsabschneider-von-hamas-und-hisbollah/#comment-18774
          Das Führerprinzip ist jeder Gesellschaft, die auf der Herrschaft von Menschen über Menschen beruht (Marx), inhärent, als extreme Spitze der Herrschaftsform. Ob nun Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus oder Kapitalismus; war immer so. Demokratie, selbst Demokratie heute kommt nicht ohne Führer aus. Heute etwa: Merkel, Obama, der Chinese, der Saudi, halt die Hauptstädte der kapitalistischen Bewegungen. Sie führen ihr Volk, das sie sogar wählt, immer in die Irre. Sie führen. Sie sind Führer in den Untergang aller. Aller sieben Milliarden lebenden Menschen.
          Das wäre meine aktuelle Definition.

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        • 27. Juli 2012 19:25

          MEMO 18:28: Ist man historisch genau, spricht man (als marxistisch-kritisch-theoretischer Linker) niemanden Menschenschlächter der Akutwelt frei. Eigentlich weiß jeder, wo Unrecht herrscht, – daß Menschen solches differenzieren statt abschaffen wollen, – das hasse ich. Das (kleinere) Unrecht in der BRD ist im Prinzip dasselbe wie in Syrien: kapitalistisch-wirtschaftlich geschaffen von der einen ganzen inzwischen gegebenen Welt. Und damit auch abschaffbar. Überall auf der Welt. – Dagegen – das abzuschaffen und eine schöne neue Welt zu leben – steht für mich und auch objektiv nur: gemachter Antikommunismus und gewollter Antiintellektualismus (z.B. durch staatliche Bildungsoffensiven); und leider auch das durch die neoliberale Privatisierung der Wahrnehmung dummgemachte Proletariat.

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        • Der Bassist permalink
          27. Juli 2012 20:37

          MEMO: „Wäre der Gegner der Hamas nicht Israel, sondern eine andere Ethnie, bestünde das Führerprinzip dennoch, wenn dem denn so ist.“ – Diesen Satz verstehe ich nicht.

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        • H. Herforder permalink
          27. Juli 2012 21:08

          Robert Kurz und die Halsabschneider von Hamas und Hisbollah


          Stimmt, diesen Satz habe auch ich nicht verstanden.

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        • H. Herforder permalink
          27. Juli 2012 21:16

          „Ich habe die Hamas und die Hisbollah nicht nur auf das Führerprinzip der Nazis reduziert.“ Fidelche, das hätte ich auch nie aus Deinen Postings gelesen. Wenn man gegen Windmühlen Gegenwind bringt, ist das eben so seltsam wie die Forderung von Gegenöffentlichkeit. – Revolutionieren heißt im Herforder Land das alte kaputt und zu klump hauen. Und auferstehen aus selbstgewollten Ruinen! Noch immer ist das so. – Schiet auf demokratisches Dagegen.

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        • Der Bassist permalink
          27. Juli 2012 21:36

          Er meint: Bei dem Niveau der (Gegen-)Diskutanten macht das Niveau manchmal Zugeständnisse. – Herforder ist schon ein Guter! Daumen hoch.

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        • MEMO permalink
          28. Juli 2012 12:27

          Ein marxistisch-kritisch-theoretischer Linker bin ich nun mal nicht. Ich denke auch, dass man das nicht sein muss und das eine Alternative auch ohne diese Voraussetzung funktionieren sollte, will sie nicht einfach nur totdiskutiertes Phantasma bleiben. Wenn Revolutionieren heißt, alles Alte zu klump zu hauen, kann man es auch gleich lassen, denn das wird und sollte nicht funktionieren, ist pure Illusion. Ok – im Herforder Land, welches nicht sonderlich stark industrialisiert, nicht sonderlich stark bevölkert ist, mag das in Teilen funktionieren – dann viel Spaß damit. Wobei noch zu definieren wäre, was das Alte ist und wie oft man sich auf Basis der sich daraus ergebenden Erkenntnis selbst eine reinhauen muss. Ich erwische mich selbst nicht selten bei tradiertem Sicherheitsdenken und zumindest wirtschaftlichen Mitmachreflexen. Ich glaube auch niemandem, wenn er sagt, er sei völlig frei davon. Also wie stehts mit der Neumenschwerdung? Einfach so realisierbar durch Zuklumphauerei und marxistisch-kritische Theorie? Diskutieren wir hier nicht alle relativ „alt“, also klassenkämpferisch und selbstgerecht, als wären wir die mit der Lösung für Alles? Ein wenig vermessen ist das schon, oder?

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        • 28. Juli 2012 18:11

          „Ein marxistisch-kritisch-theoretischer Linker bin ich nun mal nicht.“ – So ist ein Satz leicht hingeworfen, oder leichthin geworfen: ‚bin ich nun mal nicht‘. Was machste jetzt? – – – Schweigen! Laut schweigen.

          Und die Fallhöhe von Theorie und Praxis zitieren: „Theoretisch Pessimist, praktisch aber doch Optimist bleiben.“ (wie Max Horkheimer es sehr ähnlich mal geschrieben hat zu Zeiten des einzigen Instituts für Sozialforschung)

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        • 28. Juli 2012 19:10

          Nachtrag: „Mitmachreflexe“ versus „Zuklumphauenwollen“. Genau, so sieht´s aus. Bei jedem, auch bei mir.

          „Wenn man ein Buch benutzt, sollte man wissen, was man dann tut, nämlich lesen. Das ist eine sehr stille, einsame, zurückgezogene, friedfertige, nach außen nicht in Erscheinung tretende Tätigkeit, wenn man es überhaupt als Tätigkeit bezeichnen will. Einen schärferen Gegensatz zu Protest, Revolte, Revolution gibt es gar nicht. (Wolfgang Pohrt)“
          Ich stimme Pohrt sehr zu, und doch hat der große Polemiker auch einmal gesagt, der einzige ‚Fehler‘, den bürgerliche Kritiker der RAF mit linker Zustimmung nachsagen können, ist, daß sie nicht gesiegt hat. – Und das ist revolutionstheoretisch einfach richtig. Ich stimme Pohrt da auch zu.

          Aufgabe: Interpretieren Sie das Verhältnis von Adorno zu Nietzsche im Hinblick auf die Dialektik von Stoßen und Fallen.

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        • 28. Juli 2012 20:04

          Ich habe nirgends geschrieben, dass das Führerprinzip nur im 3. Reich Anwendung fand, wie es H. Herforder richtig geschrieben hat.

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    • 26. Juli 2012 22:50

      Die Hisbollah ist eine Terrorganisation, die nach der UN-Resolution 1559 längst entwaffnet sein müsste. Die Hisbollah hat vom Libanon aus hunderte von Raketen auf Nord-Israel angefeuert. 2006 ist die Hisbollah auf israelische Gebiet eingedrungen und hat acht israelische Soldaten bei einem Überfall ermordet und zwei entführt. Israel wurde vom Libanon aus angegriffen und hat zurückgeschlagen. Dabei versteckte sich die Hisbollah in Krankenhäusern, Moscheen und Kindergärten. Die Hisbollah nahm die eigene Bevölkerung als Geisel. Es sollten für die entführten Soldaten 10.000 Terroristen freilassen werden. Die Vernichtung von Hamas und Hisbollah ist eine elementare Bedingung zumindest für einen prekären Frieden in Palästina.

      An Robert Kurz‘ Essay ist spärlich etwas auszusetzen.

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      • 27. Juli 2012 12:28

        Die zwei gefangenen Israelis hat die Hisbollah ermordet und die Leichen von Ehud Goldwasser und Eldad Regev wurden gegen fünf inhaftierte Terroristen ausgetauscht.

        Lizas Welt schrieb dazu:
        „Was lernen wir also aus diesem faulen Handel? Dass Israel gut daran täte, bei nächster sich bietender Gelegenheit die heute hämisch grinsende Visage Nasrallahs in den Staub zu drücken – und die seiner Horden gleich mit.“ So müsse der jüdische Staat auch in Gaza verfahren, wenn dem ebenfalls entführten und von der Hamas gefangen gehaltenen Gilad Shalit etwas zustoße. In einer zivilisierten Welt sei für Barbaren wie Hizbollah und Hamas kein Platz. Das Weblog Letters from Rungholt ergänzte: „Natürlich mag es im palästinensischen Volk Menschen geben, mit denen wir einen Friedensprozess führen könnten, die ähnliche Ziele haben wie wir. Nur: Wo sind sie? Wo hört man ihre Meinung? Wenn es sie gibt, ist ihre Einstellung jedenfalls lebensgefährlich, und sie behalten sie für sich. Die große Masse der arabischen Welt ist trunken von Hass gegen uns. Nichts, was Israel getan oder angeblich getan hat, rechtfertigt diesen Hass.“

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  5. 26. Juli 2012 08:07

    „Auch eine Linke, die kein sozialistisches Ziel mehr hat und sich des postmodernen ‚Verlusts aller Gewissheiten‘ brüstet,…“
    Diese Brüster (of all 3 sexes *gg*) kommen mir irgendwie bekannt vor…..

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    • 26. Juli 2012 12:06

      Klar Hibou, die „Brüster“ werden weitermachen bis zum bitteren Ende. Die Erkenntnisresistenz dieser Leute ist sprichwörtlich. Erst wenn die“ Fahne Allahs über ganz Palästina wehen wird“, sind Rahab, Alien59 und Co. zufrieden.

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    • mentalpunker permalink
      26. Juli 2012 14:18

      Ja, der erste Satz von Kurz, den thinktankboy oben zitiert, hat mich auch berührt und gefreut. Wer ‚als Linker‘ den Kommunismus als Zielformulierung wegwischt, wird bei Krisenverwaltung (Adornos Analyse der Verwalteten Welt) und Ideologie (Smith plus Keynes) ewig stehenbleiben. Was eben nicht links ist …

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      • H. Herforder permalink
        28. Juli 2012 22:06

        mentalpunker: Zustimmung! – Wer keine Ziele hat, hat nur Wege; – und die muß er/sie sich als Ziel legitimieren. SO GEHT Ideologie. HAhahaha.

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      • MEMO permalink
        28. Juli 2012 22:37

        Smith PLUS Keynes liest sich etwas sonderbar.

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      • H. Herforder permalink
        28. Juli 2012 22:48

        Na ja, der große Satiriker Schramm brachte es heute nachmittag auf WDR 5 mit seinem neuen Programm auf den Punkt: Keynes ist der konservativere Smith, halt was für Sozialdemokraten. Hahahahaha …

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        • mentalpunker permalink
          28. Juli 2012 22:55

          Genauso meinte ich das, Herforder. Die Keynes dieser Welt sind da, um über die Smiths die Schnauze zu halten. Damit wegen ihrer Besitzstandsangst alles so weitergeht wie es geht. Mit Moral natürlich und gutem Benehmen vorm Pastor und Lehrer und dem örtlichen Bademeister.

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  6. 30. Juli 2012 21:38

    „…die Zinskritik von Antisemiten wie Proudhon…“

    Im Gegensatz zu K. Marx war P. J. Proudhon kein Antisemit.

    Und im Gegensatz zu übriggebliebenen Staatskapitalisten (wissenschaftlich korrekte Bezeichnung), die heute nur noch mit Hetzpropaganda der untersten Schublade ihre Bauernfängerei betreiben, können echte Wissenschaftler einfach bei der Wahrheit bleiben, weil es ohnehin keine andere Möglichkeit mehr gibt:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/07/der-zins-mythos-und-wahrheit.html

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    • 31. Juli 2012 09:58

      Proudhon wollte die Juden aus Frankreich ausweisen. Proudhon sah in den Juden die wichtigste Quelle für das Unglück der Nation. Seine strukturell antisemitische Kapitalismuskritik, also seine Kritik am Zins war kompatibel mit der Kapitalismuskritik der Nazis. Weitere Infos hier.

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  7. MEMO permalink
    31. Juli 2012 11:53

    Kurze Frage: Wie kann man das kapitalistische System kritisieren ohne das Zinssystem zu kritisieren? Schließlich ist es ein elementarer Bestandteil dessen. Ist es dann nicht grundsätzlich illegitim, den Kapitalismus zu kritisieren? Oder anders herum – wie lässt sich Zinskritik nicht antisemitisch artikulieren? Darauf muss es eine Antwort geben. Andernfalls würde es heißen, dass … na, ihr wisst schon.

    Übrigens war Antisemitismus zur angesprochenen Zeit in Europa Konsens. Im Grunde müsste man dann alle Erkenntnisse dieser Zeit als antisemitisch bezeichnen oder könnte es, weil derlei Aussagen von Vielen getroffen wurden.

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    • 31. Juli 2012 13:55

      Eine Reduzierung des Kapitalismus auf das zinstragende Kapital und die entsprechende Kritik am Zins ohne die Widersprüche und Gesetze (z.B. Konkurrenz) des Kapitalismus zu kritisieren ist verkürzte Kapitalismuskritik. Ursache und Wirkung sollte nie verwechselt werden. Für Proudhon oder Gesell war der Kapitalismus außer halb jeder Kritik. Wenn eines Tages der Zins abgeschafft wird, dann funktioniert der Kapitalismus fehlerlos, so der Irrglaube von Proudhon und Gesell und vielen anderen, beispielsweise Gottfried Feder von der NSDAP.

      Die Schuldenkrisen und die Bankenkrisen sind eine Folgeerscheinung der kapitalistischen Widersprüche: Überproduktionskrisen, Überakkumulation, Automatisierungskrisen, Arbeitslosigkeit, Unternehmenskonzentration, Umverteilung von unten nach oben, usw. Die Bankenrettungsschirme, die Hedgefonds, die Leerverkäufe dürfen kritisiert werden, die Kritik sollte aber den die Ursachen der Krisen nicht verleugnen. Ob es nun die deutschnationale Kritik an den Rettungsschirmen von CSU/FDP ist, oder die Heuschreckendebatte von Müntefering, der zukünftige Wahlkampf der SPD gegen die Banken, oder die vielen Diskussionen im „Freitag“ vom „guten“ Produktionskapital und vom „bösen“ Finanzkapital, letztendlich sind dies alles Ablenkungsmanöver um das große Ganze nicht infrage zu stellen.

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      • MEMO permalink
        31. Juli 2012 14:19

        So far so good. Aber ich denke nicht, dass es nur „Ablenkungsmanöver“ sind. Das würde implizieren, dass die Kritiker über eine umfassende Kenntnis des Gesamtzusammenhangs besitzen, was ich jedoch nicht für sehr wahrscheinlich halte. Erst einmal halte ich es für positiv, dass sich Menschen vermehrt überhaupt dafür interessieren, zumindest versuchen, sich eine Meinung zu bilden. Das die offensichtlichsten Fehlentwicklungen hier zuerst beäugt werden, ist erst einmal nicht verwerflich – die Frage ist vielmehr, was für Schlüsse daraus gezogen werden und auf die bezieht sich auch die Kritik am strukturellen Antisemitismus, dessen Definition man ebenfalls nicht allein auf eine Zinskritik reduzieren kann. Was die von Dir genannten Faktoren betrifft, stimme ich Dir zu, merke aber an, dass es notwendig ist, zu ermitteln, wodurch sie notwendig sind/wurden. Und hier gelangen wir fast zwangsläufig zum Thema Verzinsung. Die Frage ist auch, ob es sich überhaupt um kapitalistische Widersprüche handelt und nicht viel mehr um Notwendigkeiten, damit das System im Kern funktioniert. Klingt pervers, ist aber wohl so. Das die Zinsabschaffung allein einen positiven Effekt haben könnte, ist natürlich schlicht Schwachsinn – da sind wir uns wohl einig.

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      • 31. Juli 2012 16:13

        Die Widersprüche sind auch die Notwendigkeiten. Ohne Konkurrenz, ohne Gewinnstreben kein Kapitalismus. Die Aktuelle Krise ist eine Schuldenkrise. Banken leihen verschuldeten zahlungsunfähigen Staaten Geld, dass die nicht zurückbezahlen können, wegen Arbeitslosigkeit, Umverteilung von unten nach oben, zu wenig Steuereinnahmen wegen Steuererleichterungen usw. Die Banken werden dann von Staaten gerettet, weil sonst das System sofort kollabieren würde. Das Problem der jetzigen Krise liegt doch viel weiter zurück als nur bis zum Jahr 2008.

        Ein Beispiel: Das Gerede von den Boni-Kürzungen der Bankmanager ist Ablenkung. Das Gehalt regelt sich durch Angebot und Nachfrage. Der Fußballer oder Günter Jauch verdienen nicht weniger als der Bankmanager und leisten vermutlich auch nicht viel mehr als dieser. Warum ist das Gehalt des Bankers das Problem? Wie wäre es die Steuerprogression zu verändern. Sagen wir ab einer Million Jahreseinkommen über 60 Prozent Einkommensteuer. Warum packt das die SPD nicht an? Warum macht sie Wahlkampf gegen Banken? Vielleicht weil es populär ist?

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        • MEMO permalink
          31. Juli 2012 17:01

          Ok, an dieser Stelle stimme ich Dir zu – die Sicht teile ich. (Muss ich mir jetzt Sorgen machen?)

          Natürlich ist der bevorstehende Wahlkampf der SPD populistisch und lächerlich ist er obendrein. Erkenntlich wird der verherende Zustand der Partei insgesamt und auch ihre Perspektivlosigkeit in alle denkbaren Richtungen. Nichts destotrotz halte ich es für richtig, Boni-Systeme etc. in Frage zu stellen. Das hat auch nichts mit der Ächtung der Menschen zu tun sondern mit einer Kritik am System, welches auch auf diese Art die Eigenkosten immer weiter in die Höhe schnellen lässt. Zudem hinkt der Vergleich mit Showgrößen ein wenig, da diese durchaus Gewinn erwirtschaften – die Banken und Versicherungen derzeit, berechnet man alles mit hinein, eben nicht. Auch hier liegt ein Grund für die Schuldenkrise. Und nebenbei bemerkt: Wir können keine neuen Menschen basteln. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er bemüht ist, sich größtmöglich abzusichern, möglichst viel Macht zu erlangen – auch weit über das notwendige Maß hinaus. Damit muss man einfach umgehen können, denn abschaffen kann man ihn nun einmal nicht. Allerdings kann man dafür sorgen, dass ein Umgang mit Ressourcen sich ändert, ein Wertesystem sich modernisiert und der Gier, die es nun einmal gibt und die auch völlig unpolitisch ist, zu begegnen. Das die SPD dafür zu blöde und zu angepasst ist, bezweifel ich keine Sekunde.

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        • 31. Juli 2012 18:00

          Jauch wird vom Fernsehzuschauer mitfinanziert ob der will oder nicht. Jeder kleine Kassenangestellte leistet mehr für sein Geld als Jauch, meine zumindest ich. Der Bankmanager bekommt einen Vertrag vom Aufsichtsrat und Verträge sind nun mal einzuhalten. Banken machen grundsätzlich schon Gewinne. Wenn aber die Kredite faul werden, wie bei der Immobilenkrise in den USA und nun bei den Staatskrisen in Griechenland, Italien, Spanien usw. sind die Gewinne weg und der Bankrott nahe. Nicht vergessen werden sollte, dass Banken verpflichtet sind einen gewissen Anteil an Staatsanleihen zu kaufen.

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        • MEMO permalink
          31. Juli 2012 19:10

          Naja, er wird es schon wollen, mitfinanziert zu werden. Und ob jeder kleine Kassenangestellte mehr leistet als Jauch mit Produktionsfirma etc. pp. möchte ich doch arg bezweifeln. Bankenverluste werden derzeit sozialisiert – ist das noch nicht angekommen. Was heißt derzeit, das werden sie schon lange. Zudem waren die Krisen ein Ergebnis des Handelns der Banken. Es wurde vorsätzlich dahingehend gezockt, was ich menschlich sogar verstehe, da der Mensch Möglichkeiten, die ihm geboten werden, nun mal nutzt. Umso wichtiger ist es, derartige Möglichkeiten auszuschließen und das ist im Kern meine Kritik..

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        • 31. Juli 2012 20:59

          Stimmt, Bankenverluste werden sozialisiert, wie Gewinne privatisiert werden. Das jedoch ist im produktiven Sektor genauso. Siehe Atomindustrie, Autoindustrie, Pharmaindustrie, usw. So funktioniert Kapitalismus.

          Spekulation gibt es nicht nur bei Banken. Siehe Immobilienspekulation, Marktforschung für alle möglichen Produkte, auch Innovationen haben etwas mit Spekulation zu tun, usw.

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  8. 1. August 2012 23:45

    Am 18. Juli ist Robert Kurz an den Folgen mehrerer Operationen in Nürnberg gestorben. Die emanzipatorische Linke, deren Ziel die radikale Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse ist, verliert mit seinem Tod einen revolutionären Denker, der gezeigt hat, daß die von Adorno gestellte Aufgabe, „weder von der Macht der anderen noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen“, trotz allem nicht unlösbar ist.

    Auf „Spiegel online“ war jetzt zu lesen: „Erneuerer des Marxismus Robert Kurz ist tot. Der linke Publizist und Philosoph Robert Kurz war einer der wichtigsten zeitgenössischen linken Theoretiker in Deutschland. Am Mittwoch ist der Denker im Alter von 68 Jahren gestorben.“ Das bessere Lob ist, daß der Erneuerer, Publizist, Philosoph, wichtigste Theoretiker und Denker dem „Spiegel“ und dem ganzen Betrieb bis zu seinem Todestag als Chaot und linker Spinner galt. Denn nur ein toter Denker ist ihnen ein guter Denker.

    Noch Ende letzten Jahres hat Robert Kurz an einem Streitgespräch mit Thomas Ebermann, Michael Heinrich und Joseph Vogl in der KONKRET-Redaktion teilgenommen, das den Anlaß für die Veröffentlichung des aktuellen KONKRET-Textebandes No way out? darstellte. Die letzte seiner Arbeiten, die er für KONKRET geschrieben hat, erschien im März dieses Jahres. Mit dem Abdruck an dieser Stelle nimmt die Redaktion Abschied von Robert Kurz:

    Im 21. Jahrhundert sind die Mächte des Kapitals nicht mehr auf territoriale Eroberungen aus, wie sich herumgesprochen hat. Was sollten sie auch mit Zonen ökonomisch verbrannter Erde und überflüssigen Bevölkerungen anfangen? Das heißt noch lange nicht, daß der Imperialismus ausgestorben ist. Es geht aber nicht mehr um nationale Weltreiche und Einflußzonen, sondern um die Beherrschbarkeit der Globalisierung als Krise. Die Grenzen der Kapitalverwertung sollen umdefiniert werden in Grenzen der Lebensfähigkeit für die Verlierermassen, der Zusammenbruch von Nationalökonomien in ein kontrolliertes Nebeneinander von kreditfinanzierten Boom-Towns und aufgegebenen Elendsregionen.

    Die Produktion von Sicherheit für die Restgeschäfte unter diesen Verhältnissen bedarf der ideologischen Legitimation. Da trifft es sich gut, daß die entlassenen und enterbten Kinder des Kapitals nicht die besseren Menschen sind, sondern statt über ihre unmöglichen Daseinsbedingungen gern über ihre Mitbürger herfallen. Nicht der äußere, sondern der innere Krieg entlang ethnischer und religiöser Spaltungen wurde zum Konfliktparadigma einer zerfallenden Staatenwelt. Die weltpolizeilichen Einsätze seitens der Ordnungsmächte des kapitalistischen Zentrums gegen die Barbaren der Peripherie durften mit demokratischem Idealismus begründet werden.

    Dieses Bild war freilich nur eine Momentaufnahme im schubweisen Auflösungsprozeß des globalen Ordnungsgefüges. Spätestens die Weltwirtschaftskrise seit 2008 hat die Lage erneut grundsätzlich verändert. Jetzt werden die Grenzen der Kreditfähigkeit auch in den westlichen Zentren selbst erreicht. Überall zeichnen sich dort Schuldenkrisen ab, wie sie zuvor nur in den Randzonen des Weltmarkts aufgeflammt waren. Damit steht eine qualitativ veränderte Krisenverwaltung für die Metropolen auf der Tagesordnung, die das Gewicht vom äußeren auf den inneren Notstand verlagert. Außer unberechenbaren Populationen in den verwahrlosten Hinterhöfen des Weltkapitals müssen zunehmend die eigenen Mittelschichten ins Visier genommen werden. Der inhaltsleere demokratische Formalismus, den längst auch die Gottesfaschisten verschiedenster Couleur als Gestaltungsprinzip ihres Wahns erkannt haben, macht den Verwertungszwang des Kapitals als seine „Naturbasis“ (Marx) umso mehr geltend, wenn sich dessen innere Schranken aufrichten. Der kapitalistische Lebenssaft Geld muß Zug um Zug nicht mehr allein einer marginalisierten neuen Armut, sondern der Mehrheit des metropolitanen „Volkssouveräns“ abgedreht werden. …..

    weiterlesen in konkret

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  9. 19. August 2012 13:43

    Mit dem Robert Kurz verliert die Linke eine wortgewaltigen Stimme.
    Sein analytisches Werk bleibt.

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