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Zeit sich zurückzulehnen

1. Dezember 2012

kubaAm 30.3.2010 wurde die geschlossene Gesellschaft der „Freitagscommunity“ mit dem Blog „Die Linke, Israel, Jean Améry und der ehrbare Antisemitismus“ mächtig durcheinandergewirbelt. Die Begriffe linker, sekundärer, struktureller, antizionistischer Antisemitismus waren für die Antizionisten des „Freitags“ genauso unbekannte Fremdwörter wie der Begriff „regressive Kapitalismuskritik“. Die Fragen „fidelches“ konnten nicht beantwortet werden, was in einer sogenannten „PN“ von einem angestellten Redakteur des „Freitags“ bestätigt wurde. Dieser Redakteur war die einzige rühmliche  Ausnahme des „Freitags“, denn die Redaktion, sowie die Moderation schützte die Antizionisten und schützte sogar später eine Gesellianerin welche die sozialdarwinistischen Lehren Gesells als emanzipatorisch bezeichnete.

Über die Kumpanei der Redaktion des „Freitags“ mit seinen Antizionisten musste Öffentlichkeit hergestellt werden. Öffentlichkeit, ein wenn auch kleines Gegengewicht zum antiisraelischen Mainstream vom „Freitag“ bis zum Spiegel ist bis heute das Hauptziel von Mission Impossible. Die Zeitschriften Konkret und Jungle World wurden informiert. Tilman Tarach kommentierte in „fidelchescosmos“ am 18. Juni 2010: „Ich hatte die Sache damals verfolgt. Deine Beiträge haben mir sehr gut gefallen; gut, daß Du diese Vorgänge jetzt öffentlich machst – Chapeau!“  Svenna Triebler aus der Konkret-Redaktion twitterte und fragte in Facebook: „Verstößt Bloggen gegen Antisemitismus gegen die AGB des „Freitag“?“ Stefan Frank antwortete am 17.6.2010 nach einer Mail in einer Mail an fidelche: „Was Sie schreiben, ist alles sehr richtig, und Ihr Kampf gegen den Antisemitismus sehr wichtig, insbesondere, weil sie die Gefechte ins Hinterland des Feindes tragen. Nun wundere ich mich allerdings, dass Sie sich darüber zu wundern scheinen, dass der Feind sich das nicht länger bieten lassen will. (..) Das ist ja so, als würde man erwarten, in einem Blog der katholischen Kirche den Papst kritisieren zu dürfen, finden Sie nicht?” Konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza ergänzte am 29.6.2010 per Mail: “Lieber  fidelche, zurück von einer fernen Insel schnell einen Gruß, mit dem ich mich Stefan Franks Antwort anschließe. Wer mit Paech oder Watzal diskutieren will, soll es tun. Ich geh solange Sarah Silverman gucken”.

Manfred Breitenberger und Thinktankboy traten für kurze Zeit die Nachfolge „fidelches“ in Augsteins „Freitag“ an. Mitte 2010 wurde Mission Impossible gegründet, die Intention war von Anfang an im Prolog, in der Netiquette und in der FAQ nachzulesen.   Der „Freitag“ wurde unter die Lupe genommen. Die Hauptakteure der Freitagscommunity porträtiert. Den Serien „Freitags Avantgarde“ und „Unterschätzte Publizisten“ mit jeweiligen Zitate-Sammlungen der bekanntesten Freitagsblogger wurden mit einem vielbeachteten Negativpreis des „Betonbloggers des Jahres“ durch ein vorheriges Voting der Leser abgeschlossen.

Ein „Offener Brief an die israelische Botschaft“ am 29. Juli 2011 sorgte für Aufsehen und steigende Zuschauerzahlen in Mission Impossible. Im April 2012 machte Henryk Broder das Angebot, ob jemand aus der MI-Redaktion auf seiner Achse über den „Freitag“ schreiben will. Manfred Breitenberger nahm an und „Die Reservisten des Freitag“ waren das Ergebnis. Auch Henrik Broder beschäftigte sich nun mit Jakob Augstein. Informationen über den Antisemitismus im „Freitag“ erhielt Henrik Broder von der MI-Redaktion. Im Oktober 2012 folgten die „Freitagsgebete“ in Konkret von Rainer Trampert, die sich mit Jakob Augstein und seinem „Freitagsprojekt“ beschäftigten. In der Dezember-Konkret 2012 nun der Leserbrief von Manfred Breitenberger über die antisemitische Struktur und Tendenz des „Freitags“. Vor drei Jahren wussten nur wenige Insider über den Antisemitismus im „Freitag“, heute wissen 40.000 Konkret-Leser und die bürgerliche Presse von der Welt bis zum Focus zumindest in Ansätzen Bescheid. Die Freude über die vielen prominenten Mitstreiter war groß und wurde ausgiebig in der Redaktion gefeiert. Damit sind die Ziele von Mission Impossible diesbezüglich erreicht. Mission Impossible schaffte trotz der vielen Fehler die gemacht wurden eine kleine Gegenöffentlichkeit. An der Situation David gegen Goliath hat sich freilich nichts geändert, die Medienmacht Jakob Augsteins ist ungebrochen. Die Zugriffszahlen von Mission Impossible lagen in den besten Zeiten täglich knapp über ein tausend, aktuell liegen sie darunter, wobei seit einigen Wochen die Zahlen wieder anziehen. Jedenfalls stehen sie in keinem Verhältnis zu Augsteins Medienmacht, der Spiegel hat eine Auflage von über 900.000 und der „Freitag“ von knapp 14.000.

Zwei Drittel der Deutschen sind der Meinung Israel ist die größte Gefahr für den Weltfrieden. Antizionisten fordern das ganze „deutsche Volk“ hinter sich und mit der Medienmacht Augsteins scheint, nach dem Historikerstreit eine weitere Zeitenwende nicht unmöglich zu sein, wie die antiisraelische Hysterie beinahe täglich andeutet.

Es ging wohlgemerkt in Mission Impossible nicht immer um den „Freitag“ wie die Blogbeiträge und die MI-Rubriken zeigen. Die Aufklärungsarbeit der MI bezog sich auf unterschiedliche Themenfelder. So wurde Aufklärung nicht nur bezüglich der Geschichte Israels betrieben, Deutsche Geschichte vor und nach 1945 waren ebenfalls ein Thema wie scheinbar banale Geschichten um Bayern München oder Walter Bensemann. Beispielsweise wurde der Artikel „Operation Thunderbolt und der deutsche Heimatvertriebenenverband“ in einem Artikel von Lizas Welt verlinkt und nach einer Anfrage der deutsch-israelischen Onlinezeitung Haolam dort zweitveröffentlicht.

Der Reiz von Mission Impossible lag sicherlich in den vielen Diskussionen, immerhin gab es bis jetzt weit über zwanzigtausend Kommentare. Bis ins Jahr 2011 erlaubten wir die Kommentare der gescholtenen Antizionisten des „Freitags“ hier auf Mission Impossible. Freilich zensierten wir ihre menschenverachtenden Aussagen, ansonsten konnten sie sich relativ frei hier bewegen. Das war ein Gebot der Fairness, da ihre Kommentare in den Serien „Freitags Avantgarde“ und „Unterschätzte Publizisten“ hier öffentlich gemacht wurden. Unsere Toleranz ging sogar soweit einen Dorfnazi hier kommentieren zu lassen, freilich mussten auch seine Kommentare gegen Ende seiner MI-Zeit moderiert werden. Diese Toleranz der MI wurde von außerhalb von verschiedenen Seiten zu Recht kritisiert.

In den letzten drei Jahren des Bestehens der MI wurde also einiges erreicht. Augstein und der “Freitag” mit seinen antizionistischen Bloggern wurden demaskiert. Es ist nun endlich die Zeit gekommen sich zurückzulehnen.

Schon immer, anfangs sporadisch zuletzt intensiv wurde gefordert die Trintät solle sich doch endlich outen, mit „offenem Visier“ schreiben. Das lässt sich leicht fordern, wenn man keine mächtigen und fanatischen antisemitischen Feinde hat. Für die Antizionisten des „Freitag“ und der heutigen Ableger war und ist „fidelche“ der „Teufel“, das Böse, das zu Eliminierende. H.vannna erkannte bereits am 17.11.2010  im „Freitag“: „Mit denunziatorischem Eifer jagen rechtschaffen empörte Gutemine-Gemeindemitglieder das Phantom Fidelche, zuweilen auch mit kombinatorischer Paranoia: So wurde ich schon missbilligend als „Fidelche“ angesprochen, noch bevor ich das „F-Wort“ der FC kannte.“ Weil die Antizionisten des „Freitags“ hier mit ihren eigenen Worten porträtiert wurden, wollten sie groteskerweise juristische Schritte einleiten, weil ihre „Werke“ ohne Erlaubnis hier veröffentlicht wurden. Eine Anwältin aus Berlin, die an die „Große Göttin“ glaubt und bestreitet, dass der Holocaust ein Völkermord war, rief zur Mordmaßnahme  gegen „fidelche“ auf. Islamistinnen wie Alien59, die den Aufruf alle Juden dieser Welt zu ermorden „wichtig“ nannte, wurden hier porträtiert. In einigen Ablegerblogs des „Freitags“ wird noch heute massiv gegen die Trinität mit menschenverachtenden Aussagen gehetzt.

Dazu kommt, die Moderation eines israelfreundlichen Blogs erfordert viel Zeit. Die Trinität hat jedoch auch ein Leben 1.0. Für einen aktiven Fußballspieler mit bis zu fünf Mal Training die Woche über den lizenzierten Fußballtrainer bis zum heutigen Fußballtrainer im Jugendbereich ist Zeit ein wertvoller Faktor. Die Trinität fährt außerdem gerne mit dem Mountainbike auf Berge, die so steil und abwegig sind, dass sich vermutlich viele Berliner dorthin nicht einmal zu Fuß hinauf trauen würden. Die Trinität fährt ferner oftmals im Winter derart steile „schwarze Pisten“ und bewegt sich so geschwind in Langlaufloipen, dass es vielen Hamburgern alleine beim zusehen schwindlig werden würde. Dazu kommen Kinder im schulpflichtigen Alter und eine Frau, was alles sehr viel Zeit, neben dem beruflichen Alltag und der Pflege von weitern real existierenden Freundschaften erfordert.

Deshalb, aber auch wegen der inakzeptablen und immerwährenden Forderungen die Telefonnummern der Redaktion preiszugeben hat sich Mission Impossible zu folgendem Schritt entschlossen:

In Anlehnung an Lizas Welt wird die Kommentarfunktion insoweit modifiziert, dass Kommentare eines neuen Artikels bis auf weiteres nur noch für einen Tag möglich sind. Durch die automatische WordPressfunktion sind Kommentare danach nicht mehr abzugeben.

Die Trinität wünscht allen Freunden eine gute Zeit

52 Kommentare leave one →
  1. 1. Dezember 2012 17:39

    Da kann ich nur sagen: Ihr seid auf dem richtigen Weg: weniger ist mehr!
    Weiter so.

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    • 1. Dezember 2012 17:54

      Für die neu dazugekommenen Leser von Mission Impossible:

      Forenboy ist der im Artikel beschriebene Dorfnazi, der rechtsradikale Seiten bewirbt und von dort offensichtlich sein „Wissen“ bezieht. Zu seinen Lebensaufgaben zählt die Delegitimierung Israels. Von Islamisten und deutschen Nazis erstellte Propagandafilme präsentiert er mit den Worten: „Drei Stunden Fakten, die sich lohnen, da hat Fanatismus auch hier keine Chance.“

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    • 1. Dezember 2012 17:54

      Was ich an ForenBoy wirklich mag, ist dieses Gravatar, diese geschwungene Haarsträhne rechts, die beschatteten Augen, die schon Sweetheart betäubt hat und haben, der leichtlustige jugendliche Bart, der einen Anklang an Frank Zappa (mein Held insgesamt) hat aber irgendwie auch deppert scheint; und auch vorher, wo der Gravatar ForenBoys in der Ecke saß (eines Fahrstuhls?) und Zuwendung forderte, weibliche wohl, auch da fand ich ForenBoy schon immer mit meiner Frage sinnfrei befaßt, was er mit den Fragen und Antworten der und in der Mission Impossible zu habe. – Ich fand immer: Gar nichts! Aber das vollmundig!

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      • 1. Dezember 2012 18:32

        Rainer, dann füge ich ganz vollmundig hinzu: lehnt Euch ganz ganz weit zurück, am besten zusammen mit Euren Sekretärinnen.

        Das wäre schön.

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  2. 1. Dezember 2012 18:28

    „Jakob Augstein und sein ‚Freitag‘ werden nicht mehr oder nur noch sporadisch das Thema sein.“ – Ich weiß! „Weg mit Schaden!“ Hihi …

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  3. MEMO permalink
    1. Dezember 2012 18:38

    Ich lehne mich dann auch einmal zurück, total entspannt natürlich, damits auch gut tut. Mein nächster Artikel wird von einem Wels handeln.

    Fisch Ahoi (Petri Heil wollte ich nicht schreiben.)

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  4. Reflexione Galore permalink
    1. Dezember 2012 19:23

    Leude, Leude, Männer, Männer, (Folks, folks),
    ||: endlich. : || :o)

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    • Reflexione Galore permalink
      1. Dezember 2012 19:25

      gez.: euer „skihaserl“/“hilflose sekretärin/ehefrau“.

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    • 1. Dezember 2012 23:48

      Reflexione, noch immer im Fasching oda schon wieda. Fasching is bei dia 365 Tage im Jahr. Hahaha. Naja ich trink auch ab und zu ein Schnäpsken, aba dann mussauch wieda Schluß sein.

      Erwin

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  5. 1. Dezember 2012 23:46

    Hallo Mission Impossible,

    dat ist schon Wahnsinn wat ihr auf die Beine gestellt habt, darauf kann man sich schon mal kurz ausruhen. Ich vastehe nur nicht wieso sich da Dorfnazi und die Antisemiten in Deutschland und in Gaza so freuen. Wenn sich eine Sekretärin finden lassen tut die euch bei da Modaration hilft, dann könnt ihr doch wieda weitamachen wie zuvor.

    Erna und ich, wir drücken die Daumen
    Viele Grüße aus Wanne Eickel

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  6. 2. Dezember 2012 09:44

    „Weil die Antizionisten des “Freitags” hier mit ihren eigenen Worten porträtiert wurden, wollten sie groteskerweise juristische Schritte einleiten, weil ihre “Werke” ohne Erlaubnis hier veröffentlicht wurden.“

    Nachzulesen ist das hier und liest sich beispielsweise so:

    „Lieber JJK, ich würde in diesem Zusammenhang einmal umgekehrt wissen wollen, warum eigentlich der Freitag nicht gegen den „cosmos“ des Fidelche und gegen die einschlägigen Blogs des Rainer Kühn vorgeht, wo laufend die Rechte des Freitag verletzt werden, indem Texte und Namen dort genannt werden, an denen der Freitag die Nutzungsrechte erworben hat: Siehe AGB Absatz 4: 4. Urheberrecht 4.1 Sofern der Nutzer eigene Inhalte („Beitrag“) zur Verfügung stellt (z.B. durch die Erstellung eines Blog- oder Forumbeitrages oder durch das Hochladen von Bildern und Photos), überträgt er dem Verlag ein einfaches, zeitlich und räumlich unbeschränktes Recht, die Inhalte ohne weitere Zustimmung für entgeltliche und/oder unentgeltliche Zwecke zu nutzen…..“

    dazu meinte eine Anwältin im „Freitag“:

    „der obigen anfrage … schließe ich mich an! könnte es sein, dass sich die redaktion durch diesen blog aus fidelches cosmos fidelchescosmos.blogspot.com/2010/06/ist-der-freitag-eine-antisemitische.html so arg unter druck gesetzt fühlt, dass sie nichts zu unternehmen gedenkt?“

    Die Komiker glaubten tatsächlich, dass die Aussagen von den „zionistischen Schlächtern“, vom angeblichen “Apartheidstaat Israel“ vom angeblichen „KZ Gaza“ usw. geschützte Werke sind.

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    • 2. Dezember 2012 09:55

      Dazu passt:
      Die Gesellianerin thinktankgirl, welche die Menschenzuchttheorien Gesells („Zuchtwahlrecht der Frauen“, „Hochzucht des Menschengeschlechts“, „Erlösung von all dem Minderwertigen, mit dem die seit Jahrtausenden von Geld und Vorrecht geleitete Fehlzucht die Menschheit belastet hat“) emanzipatorisch bezeichnet, die sich wegen dieser Theorien erhofft, dass „Naturfrauen“ die „gerne mal mit sexy aussehenden Männern rummachen“ ihre Kuckuckskinder nicht mehr anderen Männern unterjubeln müssen, die zu mir sagte: „schade fidelche, dass ihre Mutter nicht das Zuchtwahlrecht benutzte“ verbittet sich mit Sozialdarwinismus in Zusammenhang gebracht zu werden.

      In einem Blog über Homöopathie schrieb Louis Levy am 11.07.2011 um 19:57:“ Das habe ich nicht behauptet @ttgirl. Nach Deiner Apologie des Sozialdarwinismus möchtest Du aber jetzt sicher nicht auch noch die Homöopathie verteidigen, oder? LL

      thinktankgirl schrieb am 11.07.2011 um 20:58:
      “ Louis Levy schrieb am 11.07.2011 um 20:44 Offenbar kannst Du Dir jede Beleidigung erlauben. Ich möchte aber gar nicht weiter auf Deine Art eingehen. Meine “Unterstellung” ist keine, da ich jederzeit belegen kann, was ich schrieb.

      So so, du kannst das belegen. Geb mir mal deinen Klarnamen und Adresse und wir klären das. Oder kannst du nur aus dem Hinterhalt andere diffamieren? PS: Auch ich verbitte mir Beleidigungen! Hetzer kann man nicht beleidigen!

      Rahab schrieb am 11.07.2011 um 22:20:“ och, der klarname samt ladungsfähiger anschrift ändert an den fakten, dass ein unterlassungs- und beseitigungsanspruch durchgesetzt werden kann. kostenpflichtig. also? beim skat heißt es dann: hose runter!

      thinktankgirl schrieb am 11.07.2011 um 22:26:
      “ Rahab schrieb am 11.07.2011 um 22:20 och, der klarname samt ladungsfähiger anschrift ändert an den fakten, dass ein unterlassungs- und beseitigungsanspruch durchgesetzt werden kann. kostenpflichtig.
      Das weiß LL, darum druckst er auch so rum: da ist halt nix in der Hose drin, die runter soll “

      Weitere Infos dazu unter: Notizen aus der “Qualitätscommunity”

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    • 2. Dezember 2012 10:41

      Mitte 2010 stand ich mit einigen Redaktionen und Autoren, zumeist aus der Konkret in eMail-Kontakt um sie über die Vorgänge in Augsteins „Freitag“ zu informieren. Alle stimmten mir inhaltlich zu, einige warnten mich vor Augsteins Anwälten. „Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei“, war unisono die Warnung die mir übermittelt wurde. Gute Anwälte kosten Geld und Augstein hat Geld.

      Schreiben ist der Beruf von Rainer Trampert und Henryk Broder. Sie verdienen ihr Brot damit! Ich weiß nicht wem es aufgefallen ist, der Konkret Artikel von Rainer Trampert ist sehr vorsichtig geschrieben, vermutlich ist er zuvor juristisch geprüft worden. Trampert konnte mit Klarnamen schreiben weil sein Artikel sehr bedacht formuliert war und keine Neuigkeiten enthielt.

      Henryk Broder ist ein Medienprofi, viele Antizionisten verklagten ihn, er hat schon viele Prozesse geführt, bei denen es um Antisemitismus ging, diese Prozesse bringen ihm Publicity, die Kosten für diese Prozesse bringt er locker mit seinen Büchern herein. Er kann es sich leisten mit Klarnamen zu schreiben. Bei aller Kritik an den sonstigen Positionen von ihm und auf seiner Achse, Broder war derjenige der die klarsten Worte in der Causa „Freitag und Augstein“ formulierte, so überzogen sie auch erscheinen mögen.

      Ich gebe abschließend mit allem Nachdruck zu bedenken:
      Es gibt weltweit keine Internetseite, kein Blog, keine Publikation, die sich so intensiv und so kritisch mit Jakob Augstein und seinem „Freitag“ beschäftigt hat als Mission Impossible!!!

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      • 2. Dezember 2012 12:31

        Ich habe mit allem Nachdruck in der Friedhofskapelle ein Kerze für Euch angezündet, soll manchmal helfen.

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  7. 6. Dezember 2012 23:16

    Aus einem Gedicht von Erich Fried (‚Die Genügung’)
    Genug gesehen / zuviel verstanden / zuwenig getan
    Genug gesehen / zuwenig verstanden / zuviel getan
    Zuwenig gesehen / zuwenig verstanden / zuwenig getan
    Zuviel
    Genug ist nicht genug / zuviel ist zuwenig / weniger wäre mehr
    Und wenig ist mehr als genug

    http://www.youtube.com/watch?v=Z2dh4EhjOI

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  8. 7. Dezember 2012 11:28

    Henryk M. Broder schreibt einen Brief an seinen Lieblings-Antisemiten Augstein.

    Daraus ein Auszug:

    Die Israelis – Weltbrandstifter, die sich nicht so anstellen sollen, wenn Mahmud Ahmadinedschad ihnen mit der atomaren Vernichtung droht? Es ist Zeit, die antisemitische Argumentation aufzudecken.
    —-
    Die meisten Antisemitismusforscher glauben, man könnte dem Antisemitismus mit Aufklärung beikommen – welchen Beitrag die Juden zum geistigen, technischen und politischen Fortschritt (Freud! Einstein! Lassalle! Heine!) geleistet haben, wie viel das christliche Abendland dem Judentum verdankt und wie sehr die Juden im Laufe der Geschichte leiden mussten.
    —–
    Dieter Bohlen, einer der meist unterschätzten Denker der Gegenwart, hat mal gesagt: „Das Problem ist: Mach einem Bekloppten klar, dass er ein Bekloppter ist.” Noch schwieriger ist es, einem Antisemiten klar zu machen, dass er ein Antisemit ist.
    Denn wäre er sich dessen bewusst, wäre er kein Antisemit. Und das wiederum unterscheidet einen Diabetiker von einem Antisemiten – der Diabetiker weiß, dass er krank ist. In diesem Sinne ist der Antisemitismus mehr als eine Krankheit, er ist eine Obsession.

    Es stimmt, in Gaza leben etwa 1.7 Millionen Menschen auf 360 Quadratkilometern. Das macht 4700 Einwohner pro Quadratkilometer. In München sind es 4400 Einwohner, in Berlin 3900. Dennoch würden Sie nie schreiben, in München oder Berlin würden die Menschen „zusammengepfercht“ hausen. Denn „zusammengepfercht“ in Verbindung mit „Lager“ ergibt die Assoziation KZ. Und das ist der Zielbahnhof, den Sie suggestiv ansteuern.
    Jetzt müssten Sie nur noch erklären, wie sich unter dermaßen elenden Bedingungen die Bevölkerung in Gaza von 1980 bis heute mehr als verdreifachen konnte.

    http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article111852281/Brief-an-meinen-Lieblings-Antisemiten-Augstein.html

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    • 7. Dezember 2012 16:11

      xxx nach xxxxxx: xxxxxxxxx, man muss es xxxxxxx. Selten xxxxxx…..

      ———
      Bitte beachten Sie unsere Netiquette:
      1) Nicht erlaubt sind Kommentare mit menschenverachtenden, rassistischen, pornographischen, beleidigenden und gegen die guten Sitten verstoßenden Inhalten
      2) Nicht erlaubt sind antisemitische, völkische und sozialdarwinistische Kommentare
      3) Nicht erlaubt sind Kommentare die Israelhass beinhalten
      4) Nicht erlaubt sind Kommentare mit Verharmlosungen der islamfaschistischen Hamas oder ähnlicher islamistischer Organisationen
      5) Nicht erlaubt sind Kommentare mit rechtsextremen Inhalten.
      6) Nicht erlaubt sind Kommentare mit Inhalten, die zum Hass aufrufen (Volksverhetzung) oder die als Propaganda für verfassungsfeindliche Organisationen dienen
      7) Nicht erlaubt sind verleumderische oder rufschädigende Kommentare

      Die MI Redaktion

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    • 8. Dezember 2012 11:09

      Die Aussage des ehemaligen DKP-Mitglieds Dieter Bohlen, „Mach einem Bekloppten klar, dass er ein Bekloppter ist“ ist nicht von der Hand zu weisen. Jeder der es schon mal versucht hat weiß, dass es noch schwieriger ist es, einem Antisemiten klar zu machen, dass er ein Antisemit ist. Eigentlich ist es unmöglich.

      Übrigens, Dieter Bohlen konnte nie singen und machte trotzdem mit seiner Musik Millionen, das ist auch eine Leistung.

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    • MEMO permalink
      8. Dezember 2012 11:22

      Es ist noch viel schlimmer

      Antisemitismus beginnt, wie übrigens Islamophobie auch, bereits bei der elenden Aufrechnerei a la X hat Y für Z (Nation) getan, obwohl (?) er N war/ist. Bereits diese Art grenzt aus, billigt X nicht zu, Teil von Z zu sein. Die Genannten waren Bürger dieses (respektive des früheren) Landes und es ist unerheblich, an was sie (religiös) glaubten oder welcher Gruppe sie angehörten. Diese Wertung ermöglicht „echten“ Antisemiten/Rassisten die Unterscheidung in Menschen, die aufgrund ihrer Leistung akzeptabel sind und die, die es nicht sind, weil sie ihre „fehlerhafte Abstammung“ nicht durch eine Leistung „ausgleichen“. Diese Menschen erbrachten ihre Leistung auch nicht, weil sie Juden waren – sie erbrachten sie, weil sie sich für etwas begeistern konnten und klug genug waren, ihre Ziele zu verfolgen. Das allein ist anerkennenswert genug.

      Was die Palästinensergebietet betrifft

      Der brodersche Vergleich hinkt und das weiß er auch. Die Einwohnerzahlen zu vergleichen ist schon deswegen illegitim, weil man im Fall von Berlin und München das Umland mit hinzuziehen muss, da sich keine der Städte – fehlte dieses – allein ernähren/bestehen könnte. Es ist Unfug, ein „quasi“ Staatsgebiet mit einer Stadt zu vergleichen, die in ein ungleich größeres Staatsgebiet integriert ist – wirtschaftlich wie logistisch. Die wirtschaftliche Lage der Palästinenser ist einfach schlecht und das gibt den Radikalen – leider – Macht in die Hand. Dieses Problem muss gelöst werden und jeder Mensch, der das Ganze unideolisch betrachtet, wird zu diesem Schluss kommen. Dennoch sind Vergleiche mit einem KZ nicht nur unangebracht, sie sind auch dumm und falsch. Ich bleibe auch dabei, dass gerade wir, die wir in Deutschland leben, zu einer pragmatischen zielorientierten Sicht verpflichtet sind. Damit können wir das leisten/beitragen, zu was die direkt Beteiligten aus emotional nachvollziehbaren Gründen oft nicht in der Lage sind. Ist man ehrlich mit sich selbst, kommt man übrigens nicht umhin, zu erkennen, dass – wäre man in der Situation – man ggf. auch überreagieren – wider die Vernunft agieren würde.

      Gänzlich falsch ist es, sich gedankenlos auf die jeweils eine oder andere Seite zu schlagen, weil man mal hier mal da Ungerechtigkeiten vermutet oder auch belegen kann. Es gibt sie – leider – auf beiden Seiten und es existieren auf beiden Seiten eine Vielzahl an Vorbehalten, die geschichtlich gewachsen sind. Diese stehen in ihrer tradierten Form einer positiven Lösung im Weg.

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    • 8. Dezember 2012 11:58

      Gedankenlos sollte man sich nicht auf eine Seite schlagen. Um sich zu positionieren muss man einerseits die Geschichte des Osmanischen Reiches, des Nahen Ostens, Palästinas, Jordaniens, Israels und des 2. Weltkrieges kennen. Andererseits sollte man den heutigen Status Quo betrachten. Auf der einen Seite eine demokratisch legitimierte Regierung in Israel, mit all seinen Fehlern und auf der anderen die Palästinenser mit Hamas und Fatah, mit ihren undemokratischen, antisemitischen, frauenverachtenden, inhumanen Programmen und Weltbildern. Sorry, da bleibe ich nicht neutral.

      Gerade die Bundesrepublik Deutschland mit seinen Einwohnern, als Nachfolgestaat des 3. Reiches, das im letzten Jahrhundert sechs Millionen Juden ermordet hat, sollte mit seinen Vorschlägen für die Lösung des Nahostkonfliktes vorsichtiger sein. Vorsichtig ist Augstein mit Sicherheit nicht! (Sehr vorsichtig ausgedrückt)

      Das Komische ist doch, dass Antizionisten jedem Volk der Welt das Recht auf einen eigenen und souveränen Nationalstaat gewähren, nur eben dem jüdischen nicht. Für Antizionisten ist es extrem wichtig, dass den 22 bereits bestehenden arabischen Nationalstaaten ein weiterer hinzugefügt wird, alleine der Gedanke, dass es nur einen jüdischen Nationalstaat von der Größe Hessens gibt macht sie fassungslos. Diese Haltung, diese Obsession gegen Juden der deutschen Antizionisten, der deutschen Weltfriedensrichter ist doch irgendwie faszinierend.

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    • MEMO permalink
      8. Dezember 2012 12:57

      Ich argumentiere auf der menschlichen Ebene – will heißen, nicht zugunsten von Nationalstaaten oder „Regierungen“, sondern auf der Ebene und im Interesse der dort lebenden Menschen.

      Was die Bundesrepublik als Nachfolgestaat betrifft, spielt – ach das begründete ich schon öfter – die Vorgeschichte eigentlich keine Rolle. Die Position gegen Faschismus, Rassismus und Antisemitismus DARF NICHT abhängig sein von der vormaligen Geschichte eines Landes in Form eines Schuldausgleiches. Das führt zu nichts, denn der Keim bliebe im Verborgenen vorhanden. Entscheidend ist die Erkenntnis und der Wille, derlei nicht zu dulden. Ich habe als Bürger die Aufgabe, mich gegen die zu stellen, die gegen mitmenschliche Prinzipien verstoßen und sich antisemitisch, rassistisch oder faschistisch äußern und verhalten – ganz einfach. Ich wende mich gegen diese Haltungen nicht, weil ich irgendeine diffuse besondere Verpflichtung verspüre, sondern einfach, weil es mich ankotzt und ich derlei Denke nicht akzeptiere, sie in ein menschlich-positives Miteinander nicht passt. Übrigens – was Antisemitismus in Reinform betrifft, zeigt schon ein Blick nach Polen, wo dieser sehr verbreitet ist, dass die Vorgeschichte eines Landes nicht sonderlich viel zu sagen hat. Die Polen waren selber Opfer und glänzen heute oftmals durch Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus – und zwar ganz offen.

      Augsteins Meinung ist mir übrigens so wichtig wie die von Hans-Hubert Schmitzke aus Lohmar. (Ein fettes Sorry an Hans-Hubert Schmitzke aus Lohmar, dem ich – so es ihn gibt – hier natürlich nichts unterstellen möchte.) Eine Meinung darf ja jeder haben. Sogar ein Journalist – und mehr ist Augstein Jr. nicht.

      Es spielt für mich auch keine Rolle, ob es schon 22 arabische Nationalstaaten gibt. Wichtig ist allein die Befriedung der Region. Hierzu scheint es mir sinnvoll zu sein, eine Klärung der Situation herbei zu führen. Diese beinhaltet natürlich einen von allen Beteiligten anerkannten Staat Israel, aber eben auch eine deutliche Verbesserung der Situation der Palästinenser. Anders geht es nun einmal nicht und diese Erkenntnis sollte doch langsam einmal gereift sein. Instabile – wirtschaftlich wie politisch – Palästinensergebiete werden IMMER ein Sicherheitsproblem, intern wie extern, darstellen. Ob die Lösung nun heißt, einen Palästinenserstaat zu gründen oder die Gebiete an bestehende Staaten (so sie denn wollen) angegliedert werden, ist dabei letztlich belanglos. Ein eigener Staat besäße zumindest den Charme, dass sich Fatah und Hamas nicht mehr die Rolle des entrechteten Underdogs spielen könnten, sondern in der Pflicht stünden und auch etwas zu verlieren hätten. Sie wären gezwungen, sich internationalen Abkommen zu unterwerfen, bilaterale Abkommen zu schließen, das neue Land intern zu strukturieren, wirklich einen Staat zu führen, was deutlich mehr Aufwand bedeutet als die heutige Situation. Der totale Friede wäre vermutlich immer noch nicht eingezogen, doch würden sich viel mehr Konflikte innerhalb abspielen und nicht mehr gen Israel drängen.

      Noch einmal zum Thema Bundesrepublik und Drittes Reich
      Die letzten 60 Jahre haben gezeigt, dass es sehr wohl möglich ist, aus einem faschistischen Scheißhaufen ein einigermaßen funktionierendes demokratisches Land zu machen. Wenn dies einer Bevölkerung möglich war, deren Vorfahren aus niederen Beweggründen Millionen ermordeten, besteht zumindest der begründete Verdacht, dass eine Abkehr von dieser kranken Ideologie auch im Nahen Osten möglich ist. (Übrigens bezeichnete neulich ein Algerier mir gegenüber die Lenker Arabiens als – wörtlich – „faschistische Schweine“, die mit Gott nicht das Geringste zu schaffen haben.) Was mich an diesem unserem Land im Moment übrigens am meisten stört, ist, dass wir weiterhin Waffen an die Saudis lieferne. Ebensogut könnte man Al Quaida direkt ausstatten.

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    • 8. Dezember 2012 18:41

      Der Brodersche Brief vom Donnerstag in der Welt ist gut, es lohnt sich, ihn auch zweimal zu lesen im Hinblick auf Schwerpunktverlagerung. Damit meine ich a) dieses ‚Raunen der Argumente‘, die zwar keine sind, aber bürgerliche Manieren zeigen und b) daß immer ein Erich Fried einen Michael Kühnen besuchen würde, nie umgekehrt. –
      Die für mich plausibelste Stelle des bei Spiegel und SPON abgelehnten Briefes habe ich zur Unterstreichung in meinem Lindenblatt zitiert. Ok, auch hierhin:
      „Der Antisemit weiß über das Judentum Bescheid, besser als manche Juden. Er kennt den Stammbaum der Familie Rothschild auswendig, er erkennt einen Juden am Aussehen, am Gang, am Geruch, er weiß, dass Rathenau ein Volljude und Adorno ein Halbjude war. Und genau dieses Wissen macht ihn zum Antisemiten.“

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      • MEMO permalink
        8. Dezember 2012 20:25

        Danke für den Hinweis, dass Wissen zum Antisemiten macht. Entsprechend darf ich die Trinität hier ab heute als Antisemiten bezeichnen? Sorry – aber mir ist das alles zu populistisch schlicht.

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        • 8. Dezember 2012 21:53

          Es geht bei der Broder-Stelle nicht schlechthin um Wissen, sondern um bestimmtes Wissen. Den Rothschild-Stammbaum können, abgesehen von Familienchronisten, tatsächlich nur Leute, die damit irgendwas beweisen wollen, und Begriffe wie Halbjude sind nicht allgemeines Wissen, sondern eben nazistische Terminologie. Das Judentum kennt keine Halbjuden. Entweder ist man Jude oder nicht. Es waren die Nazis, die den Juden rassisch definierten und also auch von Mischexistenzen ausgingen. Das nur als Anmerkung zum gedanklichen Hintergrund der zitierten Stelle.

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          9. Dezember 2012 10:55

          Ja, das ist mir auch klar – mir ist aber auch der schmale Grad bewusst, auf dem man wandelt, wenn man derlei Indikatoren bemüht. Zum Thema, wer „den Juden“ nun definierte, bleibt anzumerken, dass um Definition stets viele bemüht sind und viele Definitionen sich lange erhalten, obwohl sie im wissenschaftlichen Kontext längst nicht mehr haltbar sind. Jedoch definieren auch Glaubensgemeinschaften wie das Christentum, die Juden, die Moslems sich selbst – auch auf einer teils „völkischen Ebene“. Auch defnierten nicht erst die Nazis die Juden rassisch – das geschah zum Leidwesen dieser Glaubensgemeinschaft bereits sehr viel früher und immer wieder. Die später radikal artikulierte Defnition der Nazis besitzt eine sehr lange Geschichte, durch die sich immer wieder Pogrome zogen (z.B. 1648 – 1649 in Polen, 300 Dörfer, ca. 100.000 ermordete Juden). Auf dieser Basis übrigens gründet sich meine Befürchtung, dass mit dem Ableben des Dritten Reiches die Gefahr noch längst nicht gebannt ist. Gerade aktuelle Zahlen/Vorkommnisse im In- und Ausland belegen dies ja leider eindrucksvoll. Es greift m.E. zu kurz, sich immer nur auf das Dritte Reich zu beziehen und es greift auch zu kurz oder zu weit, aus Unkenntnis erwachsenen Gebrauch einer Terminologie als klares Indiz zu sehen. Wie wir alle wissen (hoffentlich), lässt sich Wissen stets positiv und negativ nutzen – abhängig davon, was der Mensch gerade beweisen möchte. Im Zweifel für den Angeklagten also. Sollte sich der Verdacht allerdings bestätigen, ist auch von meiner Seite mit Gnade nicht zu rechnen. Aber eben erst dann.

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      • 8. Dezember 2012 22:17

        Nein, lies mal in diesem Sinne: Wer sich für die Herkunft Rathenaus oder Adornos statt für die Texte interessiert, ist auf dem besten Wege zu solcher und weiterer Dummheit. Dummheit, die einen ganz bestimmten Stammbaum vorm Kopf hat! – So lese ich das.

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          9. Dezember 2012 10:57

          Rainer – würdest du mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass es für ein Textverständnis wichtig sein kann, die Lebensumstände und die Herkunft eines Menschen zu kennen? (Also jedenfalls, was diese und ähnliche Texte betrifft. Im Fall von Rosamunde Pilcher kann man es sicher vernachlässigen.)

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        • 9. Dezember 2012 11:20

          a) Ja, der Historiker fragt so, also nach dem Sozialen, nach Herkunft und so, wie und wo etwas geworden ist. – Und b) Nein, der Textkritiker muß nichts vom Texthinsteller wissen, um die Bedeutung von Gesagtem zu ermitteln, zu erfahren. Nur die ganz alte Schule der biographischen Deutung macht das. Text lebt aber unabhängig vom Autor. Und vielleicht hat ein Autor auch nicht einmal seinen eigenen Text verstanden. – c) Ich neige stark zur Textwissenschaft, sie fördert (gemeinsame) Deutung und Diskussion. Die meiste Geschichtsschreibung dagegen ist nur Fortschreibung ihrer Rückwärtsgewandtheit.

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          9. Dezember 2012 11:40

          Du bist also auch so ein Motivablehner. Für mich es es wichtig, da ich in Erfahrung bringen möchte, was den Autoren motiviert hat, auch, um seine Ziele verstehen zu können. Aus meiner Sicht ist das untrennbar miteinander verbunden. „Text lebt unabhängig vom Autor“ – das ist zwar richtig, aber das tut er eben nur als Text, nicht zwingend als Statement.

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        • 9. Dezember 2012 15:11

          ‚Motivablehner‘ ist ein schönes Wort. Denn übermotivierte Verteidiger bekommen oft zurecht die Rote Karte, während der Gegenspieler vom Platz getragen wird. – Kurz, Texte haben eine objektivierbare Bedeutung, die, sind Texte erst einmal freigelassen, nicht mehr in der Hand der Produzenten liegt. Meistens sind Textproduzenten auch schlechte Deuter ihrer eigenen Texte. – Und: Sie setzen etwas hin, sagen wir: ein Debut; und müssen dann immer weitermachen, weil *er* sich fortschreibt. Das wiederum ist dann der historische Charakter von Text, der – eben – kein singuläres Einmal-‚Statement‘ für die Ewigkeit ist.

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    • 8. Dezember 2012 22:04

      Weil es schwierig ist einem Bekloppten klar zu machen, dass er ein Bekloppter ist und weil es nicht nur schwierig sondern unmöglich ist einem Antisemiten klar zu machen, dass er ein Antisemit ist heißt „Mission Impossible“ „Mission Impossible“ und nicht „Mission Difficult“

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      • 9. Dezember 2012 00:07

        Genau. Deshalb ist Lachen auch meistens nicht gesund, sondern in fast allen Kontexten eine Maßnahme zur Volksgesundheit. Also das humorvolle Gegenteil von Hohngelächter und Kritikformulierung. (Kontext: https://thinktankboy.wordpress.com/2012/12/06/die-gruppe-47-gunter-grass-und-die-todesfuge/#comment-20960) Es ist schwierig, (befreit) lachen zu können! Satiriker sind zumeist sehr ernste Menschen.

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        9. Dezember 2012 11:01

        Also ich kann voller Stolz verkünden, dass ich es bereits schaffte, einem Antisemiten sein Sein zu erklären. Das ist nicht sehr schwierig. Das Problem ist eher, dass es nichts hilft – meistens.

        Beim einfachen Bekloppten reicht es im Grunde, ihm ein Kissen auf den Kopf zu legen. Bereits nach kurzer Zeit verbessert sich seine Allgemeinverfassung.

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    • 8. Dezember 2012 22:26

      Zu einer Befriedung der Region müssen sich die Konfliktparteien an einen Tisch setzen und zuerst über die Grenzen der Staaten, über Gebietstäusche verhandeln. Bekanntlich gab es nie einen zweiten Palästinenserstaat. Von Palästina wurde nach dem ersten Weltkrieg 80 Prozent abgetrennt und Jordanien gegründet. Den zweiten Palästinenserstaat lehnten die Palästinenser 1948 ab. Die Palästinenser wollen alles oder nichts wie es den Anschein hat und das nicht nur einmal, bei aller Kritik an verschiedenen Aspekten der israelischen Siedlungspolitik.

      Augstein darf eine Meinung haben und ich darf die Meinung von Augstein kritisieren. Hugenberg hat mit seiner Medienmacht in der Weimarer Republik viel Schaden angerichtet (vorsichtig ausgedrückt) und die heutigen Meinungsmacher von Augstein bis Grass, vom Spiegel bis zur SZ richten ebenfalls viel Schaden an (vorsichtig ausgedrückt)

      Noch einmal zum Thema Bundesrepublik und Drittes Reich und diesmal mit Wolfgang Pohrt, weil es so schön, richtig und aktuell ist:

      „Vormundschaft und Sorgerecht für das Opfer werden dem Täter zugesprochen. Mit den Verbrechen, die Deutschland an den Juden und an der Menschheit beging, hat es sich eigenem Selbstverständnis gemäß das Vorrecht, die Auszeichnung und die Ehre erworben, fortan besondere Verantwortung zu tragen. Der Massenmord an den Juden verpflichte, so meint man, Deutschland dazu, Israel mit Lob und Tadel moralisch beizustehen, damit das Opfer nicht rückfällig werde. Zwei angezettelte Weltkriege böten, so meint man weiter, die besten Startbedingungen, wenn es um den ersten Platz unter den Weltfriedensrichtern und Weltfriedensstiftern geht — frei nach der jesuitischen Devise, dass nur ein großer Sünder das Zeug zum großen Moralisten habe“

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      • 8. Dezember 2012 22:37

        „Der Massenmord an den Juden verpflichte“ – und für die politische Praxis redete zuerst ein grüner Minister so. Tja, that´s history, misunterstood …

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        9. Dezember 2012 11:30

        Zum ersten Satz – uneingeschränkt: Ja.

        Grundsätzlich: Wir als Menschen machen immer wieder den gleichen Fehler in der Betrachtung. Wir reden schnell von den Juden, von den Palästinensern, den Arabern, den Türken, den Whatever. Dabei verlieren wir das Individuum aus dem Blick und beginnen unterschwellig selbst, rassisch zu argumentieren. Das sehe ich als große Gefahr. Diese Ding „Ein Volk, eine Rasse, eine Meinung“ existiert nicht. Sehr wohl aber existieren Machtinteressen und die menschliche Schwäche, sich diesen aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus zu beugen, sich dem anzuschließen. Und damit – diesem kriecherischen Belobhudeln der Alphatiere – beginnt zumeist die Katastrophe.

        Zu Pohrt: Er rannte in die gleiche Falle, indem er ein gesamtes Land samt der unbeteiligten Nachkommen zu einem Tätervolk defnierte und so letztlich kontraproduktiv agiert. Dies manifestiert eine Art „Erbsünde“ in gleicher Form, wie Klerikale und Nazis diese gern definieren. Dieses Vorgehen lehne ich ab.

        Um für mich zu sprechen – für andere kann ich es nicht: Mich verpflichten die Ereignisse im Dritten Reich zu nichts. Was mich in die Pflicht nimmt, ist Menschlichkeit und das Bekenntnis zum friedlichen und konstruktiven Miteinander. Dieses begründet sich nicht auf einer Schuld, die ich als Unbeteiligter nicht tragen kann, es begründet sich auf dem Willen, einen positiven, gleichberechtigten und normalen Weg zu finden. Es wäre doch albern, mich als „Täter“ und einen Juden als „Opfer“ zu definieren und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser das möchte. Wer will schon Opfer sein? Das Alles heißt übrigens NICHT, dass mir die damaligen Ereignisse egal wären – ganz im Gegenteil. Eine kontinuierliche Aufarbeitung und auch die Forschung sind unbedingt notwendig, damit dem Menschen Ähnliches nicht noch einmal wiederfährt. Es zeigte sich damals, wie weit Menschen degenerieren können, wenn sie beginnen, blind zu folgen, zu was sie dann fähig sein können. Dies ist aber nicht zu verhindern, wenn wir uns permanent immer nur in Täter-Opfer-Verhältnissen begegnen, wir manifestieren diesen unseeligen Zustand damit höchstens, was m.E. nicht gewollt sein kann. Ich jedenfalls weigere mich strikt, Bürger dieses Landes (das sind übrigens auch Italiener, Spanier, Brasilianer, Türken, Juden, Christen, Moslems, usw.) als Täter zu stigmatisieren, wie ich mich strikt weigere, Juden als Opfer bloßzustellen/zu reduzieren. Hier und heute gehören sie, wie viele andere Gruppen auch, zur kulturellen Vielfalt dieses Landes und das ist gut so. Mir persönlich gefällt es, dass hier sehr viele Ethnien und Glaubensrichtungen einen Beitrag leisten, ihr „Ding“ mit einbringen, neue Erkenntnisse und Dialoge ermöglichen und letztlich – auch, wenn es Einige immer noch nicht wahrhaben wollen – eine hochinteressante multikulturelle Gesellschaft bilden, in der (hoffentlich) niemand etwas verlieren, aber viele etwas gewinnen können.

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        • 9. Dezember 2012 14:58

          Weitgehend mitgehend! „Was mich in die Pflicht nimmt, ist Menschlichkeit und das Bekenntnis zum friedlichen und konstruktiven Miteinander.“ Ja, da reihe ich mich ein. – Was die zu erkennende Last der Geschichte betrifft, will ich auch – mit Walter Benjamins Satz (Doppeldeutigkeit!) – da ‚herausspringen‘, aus der falschen Geschichte, in eine Zukunft mit allen. – Ich werde noch mal, eben weil die Perspektive vorwärtsgerichtet ist, Adornos Eingriffe, Stichworte und Kritik auf den Nachttisch legen.

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        9. Dezember 2012 11:35

        Nachtrag: Klar kannst du Augsteins Meinung kritisieren. Ich für meinen Teil möchte die Personalie nicht weiterhin überbewerten und ihr mehr Aufmerksamkeit schenken, als sie verdient hat.

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        • 9. Dezember 2012 19:05

          Augstein ist politisch sicherlich ein kleines Licht, aber er hat das Geld sich den „Freitag“ zu leisten, sich in die Talkshows einzukaufen und im Spiegel mitzumischen. Ohne Geld würde Augstein vermutlich in einer Gärtnerei Blumen binden. Das ist mir alles klar. Mir geht es um die antiisraelische Haltung die Augstein vertritt und die triffst du millionenfach auch bei anderen Deutschen an, von Grass, Walser, Pax Christi, den „Freitagsantizionisten“ bis zu Ruprecht Polenz von der CDU.

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          9. Dezember 2012 19:27

          Nein, ohne Geld wäre er vermutlich immer noch Gerichtsreporter oder würde Texte über Musik schreiben. Das spielt aber auch keine Rolle.

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      • 9. Dezember 2012 18:58

        Pohrt rennt in keine Falle. Er analysiert die Beweggründe der deutschen „Friedenskämpfer“ und seine messerscharfen Worte treffen den Nagel auf den Kopf.

        In die Antisemitismusfalle rennen die deutschen „israelkritischen“ Hamasversteher, die Israel mit dem nationalsozialistischen Deutschland gleichsetzen, die andere Deutsche dazu aufrufen nicht bei Juden zu kaufen und den Juden absprechen ein Volk zu sein, dabei gleichzeitig die völkische Blut und Boden-Ideologie der Palästinenser übernehmen. Stichworte: „Tag des Bodens“ oder „Al Quds Tag“

        Es hilft nichts auf der „Gnade der späten Geburt“ zu bestehen. Wer die Vorzüge des Nachfolgestaates des dritten Reiches genießt, kann die deutsche Geschichte nicht wegklicken und den endgültigen Schlussstrich fordern. Die Geschichtsklitterung, die Erinnerungsabwehr von Grass, Walser und Co. wird zwar vermutlich von einer klaren deutschen Mehrheit gutgeheißen, was aber noch lange nicht heißt, dass sie bedingungslos durchgeht, denn Deutschland besteht nicht zu hundert Prozent aus geschichtsvergessenen Nationalisten. Bekanntlich mussten auch „Spätgeborene“ mit ihren Steuergeldern Reparationszahlungen an Israel leisten, sicherlich viel zu wenig, aber immerhin. Viele der Überlebenden der Shoah flüchteten nach Israel, kämpften dort nachdem sie aus den deutschen Konzentrationslagern entlassen wurden gegen die arabischen Antisemiten. Dieser Kampf ums Überleben dauert bis heute für Israel an und viele deutsche Antizionisten wünschen sich nichts sehnlicher als das Ende Israels. Es ist falsch davor seine Augen zu verschließen. Den Kopf in den Sand stecken bringt nicht viel, ändert nichts.

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          9. Dezember 2012 19:32

          Du kannst so herrlich vereinfachen, nur ist die Welt so einfach nun mal nicht. Das „Spätgeborene“ mit ihren Steuergeldern bezahlen mussten, belegt aber nicht ihre Verantwortung sondern lediglich, dass sie für die Taten ihrer Erzeuger zur Verantwortung gezogen wurden. Das möchte ich auch nicht kritisieren, das ist gut so – allerdings erwächst daraus keine individuelle Verantwortung an den zugrundeliegenden Geschehnissen. Das dürfte doch so schwer eigentlich nicht zu begreifen sein. Und richtig – ich genieße die Vorzüge der Bundesrepublik Deutschland, nicht die Vorzüge des Dritten Reiches – das hast du ganz toll erkannt, nur eben nicht die logischen Schlüsse daraus gezogen. Und noch einmal – es geht nicht um Geschichtsvergessenheit, es geht um Geschichte. Aus ihr kann man lernen oder auch nicht. Gänzlich falsch ist es aber, in ihr und ihren Zwangsläufigkeiten zu verharren. Das dient niemandem, denn ein lösungsorientiertes Denken wird so unmöglich gemacht. Eine Lösung haben sich die Menschen – und zwar alle – dort aber nun wirklich langsam verdient.

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        • 9. Dezember 2012 23:12

          Richtig, aus der Geschichte kann man lernen oder auch nicht. Die deutsche Geschichte vor 1945 macht den besonderen deutschen Antisemitismus nach 1945 aus. Deshalb ähneln sich die „israelkritischen“ Ansichten von Grass, Walser und Blüm mit den Ansichten von Augstein, Gabriel und Wagenknecht.

          Sagen wir ein Herr Mustermann ist 1970 geboren und geht täglich über Straßen die Juden 1940 mit der Zahnbürste putzen mussten, vorbei an Häusern aus denen Juden deportiert wurden und vorbei an Schaufenstern auf denen „Deutsche wehrt euch kauft nicht bei Juden“ stand. Herr Mustermann sieht täglich die „Stolpersteine“ vor den Häusern der deportierten Juden. In der Schule, in den Medien wird er an die Verbrechen seiner Vorfahren erinnert. Diese Erinnerung will er abwehren, dieser Erinnerung will er sich erwehren. Er macht die Opfer zu Tätern. Herr Mustermann macht also aktuell bei jeder Boykottmaßnahme gegen Juden mit, er nennt Israel einen Apartheidstaat, sagt dass Israel „die größte Gefahr für den Weltfrieden“ ist und behauptet „Israel macht heute das selbe mit den Palästinensern was die Nazis mit den Juden gemacht haben“. Herr Mustermann ist hierzulande für die Gleichberechtigung der Frau, für gleichen Lohn für gleiche Arbeit, findet aber wenig dabei wie die Hamas oder die iranische Regierung mit Frauen umgeht. Den Antisemitismus, die Vernichtungsabsichten und Taten von Israels Nachbarn verharmlost und relativiert Herr Mustermann. Zur Erinnerung: In Augsteins „Freitag“ schrieb ein Georg von Grote: „Je öfter ich nach Israel fuhr umso unschuldiger fühlte ich mich“.

          Ich finde unser Herr Mustermann hat nicht viel aus der Geschichte gelernt. Seine Ansichten haben mit der Vergangenheit zu tun, einer Vergangenheit die vor seiner Geburt lag. Ich sehe jedenfalls nicht wie unser Herr Mustermann mit seinen Ansichten zur Lösung des Nahost-Konfliktes beitragen könnte.

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          10. Dezember 2012 14:19

          Diesen Herrn Mustermann wird es immer geben, wie auch den Herrn Mustermann, der Mutlikulti total toll findet, aber keinen Türken mit im Haus wohnen haben möchte und der sentimental wird, wenn er an am Dönerstand vorbei geht, wo vor 3 Jahren noch Bratwürstchen ausgegeben wurden.

          Mir geht es darum, dass der Durchschnittsbürger für antisemitisches Denken nicht mehr anfällig ist – und zwar nicht, weil er es sich aufgrund seines schlechten Gewissens verbietet, wenn er mal wieder eine Dokumentation zum Dritten Reich sieht und meint, sich selbst von einer „ererbten Mittäterschaft“ befreien zu können, indem er ganz besonders antiantisemitisch ist, sondern, weil ein derartiges Denken in ihm garnicht mehr stattfindet. Ziel kann es also nur sein, diesen Reflex, Opfer zu Tätern zu machen, abzuwehren und das funktioniert nur, wenn alle Beteiligten im Hier und Heute in eine Richtung arbeiten – und zwar gemeinsam. Darin existieren aber keine heutigen Opfer und Täter, denn erst dieses Denken konserviert das Opfer-Täter-Verhältnis. Es wird keinen konstruktiven Dialog geben, wenn wir in diesen Rollen verharren – es werden lediglich die von Dir genannten Abwehrmechanismen provoziert. Was insbesondere Grass betrifft: Willst Du ihm wirklich den Einfluss zugestehen, den du ihm unterstellst? Ich für meinen Teil möchte das nicht. Er ist einfach ein alter Mann, der mit seiner Vergangenheit nicht wirklich klar kommt und damit thematisiert er sie vermutlich bis zu seinem Ableben auf eben seine krude Art und Weise. Uns aber darf (!) das nicht wirklich betreffen, denn es ist seine blödsinnige Selbstrechtfertigung, nicht unsere. Mit anderen Worten: Grass ist tot – er weiß es nur noch nicht. Also begrabt ihn mit seinen Blechtrommeln und den erdigen Unken in seinem miefigen dumpfdeutschen Gedankengebäude.

          Meine Generation und die darauf folgende hat eine andere Aufgabe – eben die, in Kenntnis der Vergangenheit, aber unbelastet davon, ein Gemeinwesen zu realisieren, welches allen Bürgern gleiche Rechte zubilligt und in dem Antisemitismen und Rassismen keinen Platz haben – eben auch, weil sie zur Eigendefinition nicht mehr benötigt, Müll der Geschichte sind.

          Übrigens hatte der Begründer des Zionismus, Theodor Herzl, hatte übrigens die Vorstellung, dass Juden und Palästinenser gemeinsam friedlich leben könnten. Er sollte nicht mehr erleben, dass es anders kam. Aber vielleicht erleben wir noch, dass es doch funktionieren kann. Und unabhängig davon, dass Israel dafür vielleicht einen Schritt, die Palästinenserorganisationen 5 gehen müssen, ergibt es keinen Sinn, immer nur Schuldige zu suchen. Lösungen sind einfach interessanter.

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        • 10. Dezember 2012 15:54

          Ich befürchte, dass sich der Herr Mustermann in der Mehrheit befindet:

          Das Meinungsforschungsinstitut EOS Gallup Europe hatte im Auftrag der EU-Kommission 2003 eine Umfrage durchgeführt. In Deutschland hielten 65 Prozent der Befragten Israel für »die größte Gefahr für den Weltfrieden«.

          In einer weiteren EU-Umfrage 2004 erklärten über die Hälfte der Bundesbürger: »Was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip auch nichts anderes als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben.«

          2007 positionierten sich laut einer BBC-Umfrage 77 % der Deutschen eindeutig negativ gegenüber Israel das jeden Deutschen und Österreicher alleine durch seine Existenz an Auschwitz und Majdanek, an Treblinka und Sobibor erinnert.

          Laut einer Studie aus dem Jahre 2011 der Fakultät für Erziehungswissenschaft am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung ärgerten sich 63 % der Deutschen im Jahre 2008 darüber, dass ihnen die Verbrechen der Nazis noch heute vorgehalten würden und 57.3 % der Deutschen waren im Jahr 2010 der Meinung, dass Israel einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser führe.

          Die Mehrheit der Deutschen steht hinter dem „Gedicht von Grass. Laut FTD-Umfrage halten 57% der Deutschen die Israel-Thesen von Günter Grass für richtig und 27% für diskutabel. 84 % ist eine klare Mehrheit.

          Unser Herr Mustermann ist also nicht isoliert, er schwimmt im Mainstream, nachzulesen auch in tausenden Artikeln und Kommentaren der Freitagscommunity und den Leserkommentaren der Zeit, der TAZ der SZ usw.

          Grass, Augstein, Blüm, Polenz, Niebel, Paech, Groth, Wagenknecht, Dierkes, Gabriel, Walser, Möllemann, Jenninger und wie sie sonst noch alle heißen sind nicht das Problem, ihre Ansichten sind es. Grass spricht nur aus was seine Anhänger hören wollen.

          Es gibt also viel zu tun, damit der Durchschnittsbürger nicht mehr für antisemitisches Denken anfällig ist.

          Theodor Herzls Zionismus war die Antwort auf den Antisemitismus.Ohne Antisemitismus wäre der Nahostkonflikt in wenigen Stunden gelöst.

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  9. 12. April 2013 13:27

    FYI: Zurücklehnen ist zuweilen eine gute Sache, was das Virtuelle betrifft. In der Praxis sieht das natürlich anders aus. Heute findet so denn auch die Premiere des Stückes „Akte NSU“ statt, auf die ich hinweisen möchte. Das Thema Rechtsradikalismus wird hier gemeinsam am Fall der Terrorzelle gemeinsam mit Jugendlichen dokumentarisch aufbereitet. Aufgrund des großen Interesses wird es zwei Aufführungen am heutigen Tag geben – ein gutes Zeichen, wie ich finde. Während der gestrigen Generalprobe war die ARD mit einem Kamerateam anwesend, das Magazin Cicero berichtete, das Neue Deutschland ebenfalls:
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/818465.nsu-akten-und-anderes-geruempel.html

    Natürlich benötigt eine derartige Arbeit, die auch oft genug heikel ist, Öffentlichkeit und Unterstützung. Weitere Informationen zum Theater gibt es hier: http://www.das-dokumentartheater-berlin.de

    (Ich hoffe, die „Werbung“ für eine gute Sache ist hier ok.)

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    • 15. April 2013 17:49

      Klar ist die Werbung ok. Der Prozess gegen Zschäpe und Co wurde heute wegen der strittigen Platzvergabe auf den 6. Mai verschoben. Der Ausschluss türkischer Journalisten wurde bekanntlich revidiert. Spannend wird sein ob und/oder wie der Paragraph 129a StGB eine Rolle spielen wird.

      Wenn ich bedenke was damals in Stammheim alles möglich war …

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  10. 20. März 2015 12:34

    Ja, weniger ist mehr. Es ist extrem einfach, andere (Linke) des Antijüdischseins zu bezichtigen. Da lobe ich mir die jungen (Deutschen), die den Namen Hitler gar nicht mehr kennen. Nein, rechts bin ich nicht, aber auch nicht prinzipiell projüdisch oder gar proisraelisch, für mich sind das Leute. ist es ein Staat wie alle anderen auch. Das heisst, es gibt dort gute und schlechte Menschen. Übrigens: Antisemitismus ist ein Wort, das aus dem Nationalsozialismus stammt… und falsch ist. Semiten sind nämlich auch Araber etc. Erst einmal wissen, was man meint und dann reden! Kristina Bergmann

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    • 20. März 2015 14:03

      Ich finde schon dass man Hitlers Verbrechen kennen sollte. Wie will man ansonsten aus der Geschichte lernen? Kristina, hast du schon mal was von Auschwitz gehört? Schon mal gelesen was in der Charta der Hamas steht? Schon mal was von Hasan al-Banna, Sayyid Qutb, Amin al-Husseini gehört? Schon mal was von den Vernichtungsdrohungen gegen Israel der iranischen Regierungen gehört? Hast du dich schon einmal mit der Ideologie des islamistischen Iran auseinandergesetzt?

      Ich hab die Namen mit Links hinterlegt. Du musst nur darauf klicken, dann kannst du dich informieren.

      Übrigens, die Nazis haben den Antisemitismus (und auch das entsprechende Wort) nicht erfunden. Judenfeindlichkeit ist eine Erfindung des Christentums, in der Aufklärung ging es dann weiter, Gründerkrach, Weimar, das 3. Reich mit Auschwitz, Pogrome in Russland, Stalins „Säuberungen“, Britisches Mandatsgebiet in Palästina, Gründung Israels, bis heute (kein Anspruch auf Vollständigkeit). Wilhelm Marr „erfand“ den Begriff Antisemitismus Ende des 19. Jahrhunderts. Du hast noch viel vor dir. Fang schnell an.

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    • Paula Weber permalink
      25. März 2015 18:53

      „Da lobe ich mir die jungen Deutschen..“

      Da wundert einen nix mehr.

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    • 27. März 2015 14:04

      Wahnsinn!

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