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»Augstein hat eine Grenze überschritten«

10. Januar 2013

Rabbi Abraham Cooper (Foto: privat)Noch immer dauert die Debatte über Jakob Augstein und seine Erwähnung in den »2012 Top Ten Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs« des Simon Wiesenthal Centers (SWC) an – eine Debatte, in der sich die Grenzen des Unsäglichen in Bezug auf die »Israelkritik« noch einmal derart stark verschoben haben, dass selbst übelste Tiraden gegen den jüdischen Staat äußerstenfalls als »grenzwertig«, keinesfalls aber als antisemitisch qualifiziert werden. Überdies hat der Spiegel den stellvertretenden Direktor des SWC, Rabbi Abraham Cooper, scharf angegriffen. Dieser hatte seine Zustimmung zu einem gemeinsamen Interview des Magazins mit ihm und Augstein davon abhängig gemacht, dass Letzterer sich zuvor entschuldigt. Für Lizas Welt sprach Stefan Frank mit Rabbi Cooper über die »Top Ten«, Augsteins »Israelkritik« und die Diskussion in den deutschen Medien.

INTERVIEW: STEFAN FRANK

Was ist die Idee hinter der Liste der »Top Ten der antisemitischen und antiisraelischen Schmähungen?«

Rabbi Cooper: Die Top-Ten-Liste ist unser Versuch, eine Momentaufnahme von Beispielen des Mainstream-Antisemitismus zu liefern. Der wichtige Punkt dabei ist, dass es nicht um die Ränder der Gesellschaft geht. Darum befinden sich in der Liste Regierungen und Massenbewegungen – aus Iran, aus Ägypten – und extremistische Mainstreamparteien etwa aus Griechenland, Ungarn und der Ukraine.

Wer kam darauf, einen unbedeutenden deutschen Journalisten wie Jakob Augstein aufzunehmen?

In der Internetära gibt es keine »unbedeutenden« Beiträger beim Spiegel mehr. Wir haben eine internationale Schar von Mitgliedern und Onlineaktivisten, die uns aus allen Teilen der Welt informiert, auch aus Deutschland. Um es festzuhalten: Wir hatten keinen Kontakt zu Henryk M. Broder – nicht vor, nicht während und nicht nach der Auswahl. Die redaktionellen Entscheidungen wurden alle in Los Angeles von den führenden Mitarbeitern unseres Zentrums getroffen. Die Wahl von Herrn Augstein gründet sich auf das, was er gesagt hat, und darauf, wie er es gesagt hat. Und um auch das klarzustellen: Wir repräsentieren keine Regierung, auch nicht die des Staates Israel. Wir geben ihr keinen Blankoscheck dafür, ohne Kritik das zu tun, was immer sie tut. Die Israelis selbst sind jeden Morgen die ersten, die die Politik der Regierung kritisieren.

Wir kritisieren Herrn Augstein nicht dafür, dass er zum Beispiel Kommentare über die Haredi-Juden in Israel veröffentlicht. Die Haredim sind ein sehr wichtiges soziales und politisches Thema, das auch in Israel diskutiert wird. Worum es geht, ist, dass er in seinen Äußerungen die schlimmsten Stereotypen benutzt, um eine ganze Gemeinschaft zu erniedrigen. Diese Äußerungen basieren nicht auf Tatsachen. Und wenn er Sachen sagt wie: die Haredim seien aus dem gleichen Holz geschnitzt wie die Islamisten und folgten dem Gesetz der Rache, dann ist das wirklich völlig inakzeptabel. Was er sagt, ist nicht wahr und kann nicht belegt werden.

Das Gleiche gilt für seine anderen Auslassungen. Wollen Sie über Gaza reden? Ich glaube nicht, dass der Begriff »Lager« angemessen ist. Vielleicht liest Herr Augstein keine Zeitungen. Vielleicht schreibt er nur in ihnen. Jemand sollte ihm sagen, dass es im Gazastreifen schon seit etlichen Jahren keine Juden oder Israelis mehr gibt. Und was Israel als angeblichen Kriegstreiber betrifft oder Israel und die republikanische Partei in den Vereinigten Staaten als die klammheimlichen Sieger des leider gescheiterten arabischen Frühlings – das überschreitet einfach eine Grenze.

Und dann sind da noch seine Kommentare über die nukleare Gefahr im Nahen Osten, die nicht vom Iran, sondern von Israel ausgehe – auch hier wieder: Wo sind die Belege für solche Behauptungen? Rabbi Hier [der Direktor und Gründer des Simon Wiesenthal Centers] und ich haben in den letzten drei Jahren zahlreiche Führer der arabischen Welt und der Golfstaaten getroffen, von denen keiner Israel besonders freundlich gegenübersteht. Und sie alle sind wegen des iranischen Atomprogramms in großer Sorge und äußern offen ihre Angst. Sie drängen Präsident Obama, die Gefahr eines nuklearen Iran zu beseitigen.

Kurzum: Augstein wurde ausgewählt, weil er unmittelbaren und ständigen Zugang zum Mainstream der öffentlichen Meinung in Deutschland hat, einer wichtigen Demokratie. Und indem er immer wieder die Linie dessen überschreitet, was Natan Sharansky die drei »D« nennt – doppelte Standards bei der Beurteilung, Dämonisierung und Delegitimierung Israels – hat er sich seinen Platz in den Top Ten verdient.

Werfen wir einen Blick auf die deutsche Presse…

Das Wichtigste im Hinblick auf die deutschen Medien ist Folgendes: Meines Wissens hat sich kein deutscher Journalist an Herrn Augstein gewandt und zu ihm gesagt: »Hier sind die Worte, die Sie benutzt haben, können Sie verteidigen, was Sie über die Haredim sagen?« – von denen übrigens viele ihre Großeltern, Eltern, Ehepartner, Brüder oder Schwestern im Holocaust verloren haben. Ein großer Anteil der sechs Millionen, die von den Nazis ermordet wurden, fiele unter die Kategorie der Haredim. Niemand hat Augstein gefragt: »Wie können Sie solche Äußerungen rechtfertigen?«

Unsere wichtigste Antwort an die deutschen Medien ist: Warum lassen Sie nicht einfach – und endlich – Herrn Augstein direkt zu seinen eigenen Worten Stellung nehmen? Er schuldet den deutschen Lesern und dem jüdischen Volk – nicht uns, nicht dem Simon Wiesenthal Center – eine Entschuldigung.

Stattdessen gibt es mehr und mehr persönliche Angriffe gegen Sie. So wie im Spiegel, in dem der Redakteur Clemens Höges Sie als einen Spinner darstellt, der, als er gefragt wurde, ob er an einer Diskussion teilnehmen wolle, »absurde Forderungen« gestellt und E-Mails »wie aus einer anderen Welt« geschrieben habe. Höges kontrastiert das mit dem angeblich so sachlichen Augstein und fügt hinzu: Man müsse »böswillig oder auf Krawall aus sein«, um hinter dessen Äußerungen »einen Antisemiten zu sehen«. Der Vorspann des Artikels lautet: »Was ein gescheitertes Streitgespräch über die Dialogfähigkeit des Simon Wiesenthal Center sagt.« Der Artikel beginnt mit dem Satz: »Es wirkte wie ein gänzlich unerwarteter Tritt in den Rücken, verpasst von jemandem, der eigentlich als harmlos gilt.« Höges recycelt hier das Nazi-Motiv des Dolchstoßes in den Rücken. Überrascht es Sie, bei deutschen Journalisten soviel Bösartigkeit anzutreffen – wie auch eine solch große Phalanx der Augsteinverteidiger von ganz links bis ganz rechts?

Es stimmt, dass der Spiegel mich kontaktiert und ein gemeinsames Interview mit Herrn Augstein in einer der beiden Redaktionen, in Hamburg oder Berlin, vorgeschlagen hat. Meine Antwort war, dass ich einem solchen Treffen nur zustimmen würde, wenn Augstein sich für seine Äußerungen entschuldigte. Ich habe dem Spiegel gleichzeitig angeboten, dass er separate Interviews führen könne und ich dafür nach Deutschland kommen würde.

Nach der Veröffentlichung des Artikels war ich doch etwas überrascht: Seit 35 Jahren arbeite ich in diesem Bereich; 29 Jahre lang hatte ich die Ehre, an Simon Wiesenthals Seite sein zu dürfen. Zum ersten Mal erlebe ich nun, dass jemand private Gespräche oder Diskussionen zur Grundlage für eine öffentliche Verlautbarung macht. Mein Kommentar gegenüber dem Spiegel war der folgende: Der Mann hat öffentlich Aussagen getätigt. Er sollte – gegenüber dem Spiegel oder jemand anderem – Stellung nehmen zu den Äußerungen, die ihm in diesem Jahr Platz neun bei uns eingebracht haben. Das ist das Wichtigste, was zu geschehen hat.

»E-Mails wie aus einer anderen Welt«? Vielleicht. In der Welt, in der ich lebe, sagt man, dass jemand, der in einer Demokratie ein solch wichtiges Medium wie den Spiegel zu seiner Verfügung hat, die Verantwortung hat, darauf zu achten, dass das, was gesagt wird, innerhalb legitimer Kritik bleibt und die Grenzen nicht überschreitet. Leider haben die Äußerungen diese Linie überschritten. Ich wäre sehr glücklich, darüber mit dem Spiegel oder einem Sender zu sprechen. Die anfängliche, die Schlüsselfrage ist immer noch auf dem Tapet: Augstein zu den konkreten Zitaten Stellung nehmen zu lassen, die die Grenze zu den genannten drei »D« überschreiten.

Und die übrigens unter die Arbeitsdefinition des Antisemitismus-Begriffs der EU fallen. Leider sind viele deutsche Journalisten so voreingenommen gegen Israel, so ahnungslos, was die Definition und das Wesen des Antisemitismus betrifft, und leider ist der Gebrauch von antisemitischen Klischees wie dem des rachsüchtigen Juden oder dem des »Gängelbandes«, an dem Israel die Welt führe, für viele von ihnen so selbstverständlich, dass sie an Augsteins Ausfällen gar nichts Empörendes finden.

Bei allem Respekt: Ich frage mich, ob sie diese Ausfälle überhaupt gelesen haben. Sie sollten sich anschauen, was Augstein über die Haredim schreibt, zehn Prozent der israelischen Bevölkerung. Ich bin kein Haredi, ich habe meine eigenen Schwierigkeiten mit dem, was dort passiert. Viele Haredim schauen mich an und sagen, dass ich nicht jüdisch genug bin, weil ich mich nicht auf eine bestimmte Art kleide. Es geht nicht um Kritik. Es geht um die Dämonisierung einer ganzen religiösen Minderheit. Es gibt Haredim wie den Rabbi in Malmö; er und seine kleinen Kinder werden regelmäßig von Antisemiten überfallen. Sogar in Berlin gibt es leider sporadische Angriffe auf religiöse Juden.

Wenn jemand in einer Position ist, in der er der deutschen und internationalen Öffentlichkeit sagen kann, was er will, und er die Haredim das jüdische Äquivalent der Islamisten nennt, die der Welt Suicide Bombings, Terrorismus und Hass bringen, dann muss er Verantwortung für diese Worte übernehmen. Es ist wahr, dass die Haredim abgeschottet leben. Aber sie sind keine Terroristen. Sie werben nicht für Gewalt. Ich möchte nicht glauben, dass die Mehrheit der deutschen Journalisten, ganz zu schweigen von der deutschen Bevölkerung, solch einem Unsinn Glauben schenkt.

Und bevor nun jemand sagt: »Da kommt die Polizei der Political Correctness, die die Meinungsfreiheit eines Journalisten einschränken will« – ganz und gar nicht. Israel, die Haredim, alles, was angesprochen wurde, ist ein legitimer Gegenstand der Kritik. Wenn aber diese Kritik in so einen Zusammenhang gestellt wird, dann wird eine Linie überschritten. Genauso, wie Israel keinen Blankoscheck hat, hat ihn auch Herr Augstein nicht.

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Das Interview von Stefan Frank mit Rabbi Cooper  wurde erstveröffentlicht  am 10. Januar 2013 in Lizas Welt und hier publiziert am selben Tag mit freundlicher Genehmigung von Liza

147 Kommentare leave one →
  1. 10. Januar 2013 12:56

    Gut, nun hat Cooper seinen Standpunkt (übrigens recht sachlich und differenziert, wie ich finde) dargelegt. Das ist erst einmal ein richtiger Schritt. Nun müsste langsam eine angemessene Stellungnahme von Augstein folgen und zwar unabhängig davon, ob man die „Preisverleihung“ nun für überzogen oder nicht hält. Wenn man ein Spielfeld betritt, muss man eben spielen. Der Grund hierfür ist auch und in erster Linie, dass man zu einer solchen verpflichtet ist, wenn man leichtfertig derart im günstigsten Fall fragwürdige Aussagen auf Papier und im Netz verbreitet. Augstein kann seine Aussagen nur aus der Kritik nehmen, indem er sie und sich erklärt. Allerdings nicht einfach mit dem Hinweis auf eine „salvatorische Klausel“, die wohl verlangt würde. Nein, auch er neigt in seinen Artikeln zu einer Art Populismus, der – wie man gesehen hat – nach hinten losgeht. Und da er diese Texte publiziert hat, steht er auch in der Pflicht, die sich daraus ergebenden Fragen zu beantworten. Das sollte möglich sein, so er sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt. Die (berechtigte) Forderung ist also die nach Konkretisierung.

    PS: Ich nutze nicht umsonst so oft das Wörtchen „leichtfertig“, denn ich halte es persönlich für unmöglich, über dieses Thema boulevardesk zu schreiben. Das passt einfach nicht und die Folgen sehen wir ja. Es IST einfach leichtfertig, zu versuchen, sich diesem Thema plakativ zu nähern und letztlich mehr Fragen aufzuwerfen als zu beantworten. Zudem – und da muss ich Cooper Recht geben – ist es journalistisch einfach unsauber, etwas zu behaupten, was man nicht belegen kann. Augstein muss begreifen, dass an ihn nun einmal andere Maßstäbe angelegt werden, als an einen x-beliebigen Portal-Blogger, denn das ist (und will das hoffentlich auch nicht) er nicht.

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  2. 10. Januar 2013 15:03

    Was wohl der Freitagsblogger „wwalkie“, der am 27. Dezember 2012 um 20:27 versuchte das Simon-Wiesenthal-Center zu diskreditieren und gleichzeitig den 9. Platz von Augstein als grotesk bezeichnete, über das Interview mit Rabbi Cooper sagen wird?

    „Seit 35 Jahren arbeite ich in diesem Bereich; 29 Jahre lang hatte ich die Ehre, an Simon Wiesenthals Seite sein zu dürfen“ sagte Rabbi Cooper im Interview mit Stefan Frank. Ob der Adorno-Leser des „Freitags“ noch einmal seine Aussage überdenken wird, ob er Jakob Augstein im „Freitag“ dazu auffordern wird, eine angemessene Stellungnahme zu den Vorwürfen des SWC abzuliefern? Oder wird er sich wie seine „Freitagsforisten“ mit beinahe dem gesamten bürgerlichen Mainstream, weiterhin damit beschäftigen Broder und Blogs wie Mission Impossible zu diskreditieren um vom eigentlichen Thema abzulenken?

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  3. 10. Januar 2013 17:34

    Rabbi Cooper: „Wir haben eine internationale Schar von Mitgliedern und Onlineaktivisten, die uns aus allen Teilen der Welt informiert, auch aus Deutschland.“

    Obendrein: Ein aufschlussreiches Interview!

    😉

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  4. wwalkie permalink
    10. Januar 2013 18:04

    „Der Spiritus rector des Wiesenthal-Centers, Rabbi Hier, wird von dem progressiven Rabbi Michael Lerner, der den Autoren der MI als Linke doch eigentlich sympathisch sein müsste, so charakterisiert: “Hier (has) a very right and distorted view of Israel as the innocent victim and the Palestininians as evil terrorists”, habe ich in der Tat geschrieben, Genosse Fidelche, Rabbi Lerner zitierend.

    Und diese politische Charakterisierung Rabbi Hiers (die leicht zu verifizieren ist, zum Beispiel befürwortet er die Siedlungspolitik Netanjahus als Druckmittel) nennst du eine „Diskreditierung des Simon-Wiesenthals-Centers“? Viel schlimmer ist, dass es sich selber diskreditiert hat! Darum ja auch der Versuch Rabbi Coopers, den Schaden zu begrenzen.

    Ich hoffe, dass es ihm gelingt. Im Moment sehe ich aber nur die antisemitischen und (post)faschistischen Köpfe der Hydra aus ihrem Sumpf auftauchen – ermutigt auch durch die Banalisierung des Antisemitismusvorwurfs. Augstein hat im Moment sehr viele falsche Freunde. Broder hat noch mehr echte Feinde. Beide können wahrlich auf sie verzichten. Augsteins wenige neuere Texte sind ziemlich nachdenklich. Nachdenken könnte uns allen nicht schaden. Die Situation verlangt bei allem Streit die Solidarität der Linken (ich meine nicht die Partei).

    Auch darum schrieb ich:

    „Ich habe den Eindruck, manche Autoren der MI verstehen sich als Marxisten und/oder kritische Theoretiker. Dann solltet ihr allerdings euren eigenen Ansprüchen genügen“

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    • 10. Januar 2013 18:56

      Sie schrieben auch: „…weil das Simon-Wiesenthal-Center, das mit dem Namensgeber außer dessen Einwilligung in die Benamung nicht so viel zu tun hat..“ Mit dem Zitat von Lerner und ihrer Bemerkung über das SWC wollten Sie den Ankläger diskreditieren, anstatt sich mit den Anklagepunkten auseinanderzusetzen. Von daher unterscheiden Sie sich kaum von den Antisemiten der Freitagscommunity.

      Von einer „Banalisierung des Antisemitismusvorwurfs“ im Zusammenhang mit Augsteins 9. Platz zu sprechen ist grotesk, um bei ihrer Wortwahl zu bleiben. Warum setzen Sie sich nicht mit den Vorwürfen des SWC Punkt für Punkt auseinander?

      Was sagen Sie zu der Aussage Augsteins die „jüdische Regierung führt die Welt an ihrem Gängelband“? Was sagen Sie zu der Aussage Augsteins Israel sei die Weltgefahr Nummer eins für den Weltfrieden und hinter allem stecke die allmächtige „Israel-Lobby“? Was sagen Sie zu der Gleichsetzung der israelischen Haredim mit den Selbstmordattentätern und Terroristen der Hamas?

      Was sagen Sie zu der Behauptung Augsteins, die israelische Rüstungspolitik ist Schuld an der Arbeitslosigkeit der Schleckerfrauen? Was sagen Sie zu den Aussagen TomGards im „Freitag“?

      Alles nur „Banalisierung des Antisemitismusvorwurfs“? Muss ich ihnen tatsächlich erklären, dass sich der Antisemitismus nach 1945 geändert hat? Jean Améry, Thomas Haury, Léon Poliakov, Hans Mayer – alles keine Begriffe?

      Ich habe den Eindruck Sie verstehen sich als kritischen Theoretiker. Dann sollten Sie endlich ihren eigenen Ansprüchen genügen und wenn Sie schon mit dem Antisemitismus des „Freitags“ keine Probleme haben, wenigstens Augstein im „Freitag“ dazu auffordern, eine angemessene Stellungnahme zu den Vorwürfen des SWC abzuliefern?

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      • wwalkie permalink
        10. Januar 2013 20:11

        Ach nee! Schade! Ich dachte, Sie wären zu einer wirklichen Reflexion bereit.

        „Anklagepunkte“ schreiben Sie. Sie geben vor zu wissen, dass ich den „Ankläger“ diskreditieren „will“. Gefühlte fünfzig Kritiker haben sich mittlerweile mit den Texten Augsteins auseinandergesetzt, die meisten haben ziemlich reflektiert argumentiert (auch in der Printausgabe des Freitag) – und Herr Fidelche, Vertreter der „Anklage“, verlangt eine „Punkt-für-Punkt-Auseinandersetzung“ von jedem, der in der Freitag-Community schreibt. Krampfhaft hält er sich an Améry, Haury, Poliakov und Mayer fest (Sartre ist ihm wohl trop paléstinien, Adorno/Horkheimer sind wohl zu dialektisch, zerstören seine dichtomische Welt).

        Man ist fast versucht, an die „authoritarian personnality“ zu denken, und zwar an den manipulativen Typ, der „mechanisch verwaltend“ (Adorno“) daherkommt. Ich schrieb „fast“, denn, ich glaube, so sind Sie nicht wirklich, fidelche, oder?

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      • 10. Januar 2013 20:37

        „Gefühlte fünfzig Kritiker haben sich mittlerweile mit den Texten Augsteins auseinandergesetzt…“, wobei ein Rainer Trampert zur Dissolvierung der Dichotomie reichen sollte!

        lg LL

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      • 10. Januar 2013 21:37

        @wwalkie
        Naja, welche gefühlten 50 Kritiker waren das? Von Frau Klöckner (CDU) bis zu Jan Fleischhauer (Spiegel), so gut wie alles bürgerlicher Mainstream und reflektiert haben die überhaupt nicht. Vermutlich haben fünfundvierzig von den fünfzig „Kritikern“ die Texte Augsteins überhaupt nicht gelesen, geschweige denn mitbekommen was im „Freitag“ an Judenhass möglich war und ist. Beispiel gefällig? TomGard schrieb unter dem Beifall meiner damaligen Gegner im moderierten „Freitag“ und wurde dafür nicht einmal gerügt:

        …für den Zionismus und die viehische Gewalttätigkeit seiner realen Vertreter… zum zionistischen Apartheidsstaat und den Greueln, den er an der palästinensischen Bevölkerung begeht. spielt die erhebliche ökonomische und politische Macht, welche der sich jüdisch definierende Teil der herrschenden Klasse in den USA und ihm nahestehende Kreise auf sich versammeln…. dem zionistischen Terrorismus und Staatsgründungswillen fiel den Amerikanern nach dem WKII ein nahezu perfektes Instrument in die Hand… die Lage wurde von zionistischen Schlächtern absichtsvoll und systematisch herbei geführt, viele von ihnen haben sich dazu bekannt. Die Errichtung des KZ Gaza zementierte diese Lage noch einmal… Die Gaza-Aktivisten wurden sowohl mutwillig wie gezielt hingerichtet….

        Nein, ich halte mich nicht krampfhaft an Améry, Haury, Poliakov und Mayer fest, aber diese Leute beschreiben den Antisemitismus den Sie offenbar nicht erkennen, und das bereits vor Jahren. Zu Sartre hab ich hier was geschrieben und Adorno gehört natürlich auch in die Liste. Wollen Sie ein paar Zitate von Adorno die auf Augsteins Antisemitismus passen? Ich wollte Sie nicht damit langweilen. Ich hoffe, bin mir aber nicht sicher, dass Sie Sartres „Betrachtungen zur Judenfrage“ kennen.

        Ja, ich verlange eine “Punkt-für-Punkt-Auseinandersetzung”. Nicht von Grote oder Netzmann oder den anderen Antisemiten des „Freitags“, aber von Ihnen, ausdrücklich von Ihnen und dann von Augstein, wenngleich ich mir ziemlich sicher bin, dass Augstein dies nicht bringen wird.

        Diese Debatte um den Antisemitismus von Augstein, inklusive „Freitag“ steht erst am Anfang. Die meisten Anhänger Augsteins verhalten sich solidarisch mit ihm weil sie so denken wie er. Ich vertraue auf die Macht des Wortes, auf die Macht der Argumentation. Rainer Trampert hat heute wieder eine kleine „Duftmarke“ gesetzt, es werden mehr werden. Sie und die Anhänger Augsteins haben keine Argumente, sie alle verweigern sich einer Auseinandersetzung.
        Ohne Argumente werden Sie diese Haltung nicht durchhalten können. Grote, Netzmann und Co. freilich schon.

        PS: Die Linke muss sich von ihrem Antisemitismus befreien, sonst wird sie daran zugrunde gehen (Augstein ist nicht gemeint).

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      • 11. Januar 2013 08:13

        Das ist doch Unfug.

        Natürlich sollte man das Thema ernsthaft diskutieren, doch ist weder eine zitierende Langhangelei an Texten aus den 1960ern (+/- 20 Jahre), die ihrem Zeitgeist entsprechen, noch eine Punkt-für-Punkt-Auseinandersetzung sinnvoll oder leistbar. Dafür sind es zuviele Punkte und kaum jemand dürfte Zeit und Muße haben, sich derart intensiv mit dem Thema zu befassen. Das ist etwas für Fetischisten.

        Zudem wäre es schon gut, sich zu entscheiden – ist Augstein nun nur ein unbedeutender Journalist oder der smarte Dauerhetzer aus den Top-Medien (ist mit Top-Medium wirklich der Freitag gemeint?)? Oder ist es der Spiegel? Dann ist es aber nur ein Top-Medium.

        Zum PS: Die Linke muss sich in weiten Teilen erst einmal von ihrer „Klitzeklein-Schrebergärtner-Bürgerlichkeit“ befreien, die sie für eine Alternative hält. Damit wäre sie schon ein großes Stück weiter. Fehlinterpretationen den Nahen Osten betreffend, würden sich dann vielleicht sogar von allein in Luft auflösen. Möglicherweise würde schon die Idee helfen, Opfer und Täter an ihrem Verhalten und nicht an linken Klischees zu identifizieren, vor allem aber, Maßstäbe, die man hier für gültig erklärt, auch dort anzulegen. Würde man das tun, stünden vermutlich andere Protagonisten im Kreuzfeuer. (Ich verkneife mir an dieser Stelle, ständig darauf hinzuweisen, dass ich mit Opfern und Tätern nicht meine, dass das starre Gebilde sein müssen.)

        Mir sind übrigens immer noch keine wirklich erklärenden Worte seitens des derzeit in der Kritik stehenden Augstein aufgefallen. Verständlich ist mir dieses Handeln nicht.

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      • 11. Januar 2013 10:43

        Ich nahm mir die Zeit und beschäftigte mich intensiv mit dem Thema Antisemitismus.

        Ob nun „unbedeutender Journalist“ oder der „smarter Dauerhetzer“, Augstein kam, aus meiner Sicht nicht durch eigene Leistung an die Positionen im „Freitag“ oder im „Spiegel“ und der „Spiegel“ ist nun mal das Mainstream-Medium in Deutschland. Augstein ist Meinungsmacher und wenn ein Meinungsmacher derartige Meinungen verbreitet, dann läuten bei mir die Alarmglocken. Nur zur Erinnerung, Augstein ist auch verantwortlich für die vielen „TomGards“ des Freitag.

        Rabbi Cooper sagt: „Wir hatten keinen Kontakt zu Henryk M. Broder – nicht vor, nicht während und nicht nach der Auswahl. Die redaktionellen Entscheidungen wurden alle in Los Angeles von den führenden Mitarbeitern unseres Zentrums getroffen.“ Und was geschieht hierzulande? Broder ist im Blätterwald und in den Kommentaren der „Nahostexperten“ der Nestbeschmutzer. Die Antisemiten des Freitags (thinktankgirl) bezeichnen Mission Impossible als „Klärgrube“, „Jauchegrube“, „Güllefass“. Anstatt sich mit den Aussagen Augsteins auseinanderzusetzen, anstatt sich mit dem eigenen Antisemitismus auseinanderzusetzen schlagen sie blind wie angeschlagene Boxer ein Luftloch nach dem anderen.

        Vielleicht kommt nun etwas Bewegung ins Spiel. Michael Angele, der Leiter der Kulturredaktion des „Freitags“ kritisiert nun Augstein im „Freitag“:

        (..) Lehmings Beispiel ist ein Passus aus einer Spiegel-Kolumne von Jakob Augstein:
        „‚Mit der ganzen Rückendeckung aus den USA, wo ein Präsident sich vor den Wahlen immer noch die Unterstützung der jüdischen Lobbygruppen sichern muss, und aus Deutschland, wo Geschichtsbewältigung inzwischen eine militärische Komponente hat, führt die Regierung Netanjahu die ganze Welt am Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs.‘ Das heißt übersetzt: Israel will in einen Krieg ziehen und bedient sich dazu der jüdischen Lobby in Amerika und instrumentalisiert das deutsche schlechte Gewissen wegen des Holocausts.‘ Ist es wirklich so schwer, in dieser Formulierung den Topos einer finsteren Verschwörung zu erkennen?“

        Ja, dieser finstere antisemitische Topos steckt in der Formulierung drin. Zweifellos.(..)

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      • 11. Januar 2013 13:03

        Verstehe – also ist der DFB auch verantwortlich für die Fußballfans, die ihre Gegner mit „JUDE“ „beleidigen“ Der DFB züchtet also lupenreine Judenhasser. Ebenso ist wordpress auch verantwortlich für die Blogs mit antisemitischem Inhalt, von denen es nicht wenige gibt. Schon klar.

        Angele hatte für seinen Tex übrigens das ok von Augstein.

        Zum Thema Klärgrube: Wenn man – egal warum und gleichgültig, ob man es für sonderlich legitim hält – derart mit Kontrahenten umgeht wie du, Fidelche, sollte dich das nicht wundern. Oder erwartest du ernsthaft, dass man dir mit Respekt begegnet, wenn du selbst verspottest, als dumm hinstellst oder oder oder? Du stellst gerne bloß – steh dazu. Aber jammer dann nicht über eine entsprechende Reaktion.

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        • 11. Januar 2013 13:23

          Von Antisemiten, deren Antisemitismus ich kritisiere erwarte ich keinen Respekt mehr.

          Unabhängig davon, dass eine Zeitung etwas anderes ist als ein Fußballstadion und unabhängig davon, ob der DFB genügend gegen Antisemitismus in den Stadien tut, der DFB grölt nicht vergleichbare Parolen wie die Antisemiten in den Stadien.

          Wolfgang Niersbach brüllt weder durch die Stadion-Lautsprecher der deutschen Fußballstadien, dass „die Juden die Welt am Gängelband führen“ noch, dass Israel die Weltgefahr Nummer eins für den Weltfrieden ist und hinter all dem die allmächtige “Israel-Lobby” stecke. Wenn er das täte wäre er in der nächsten Minute DFB-Präsident gewesen.

          Der DFB-Vergleich war ein sattes Eigentor.

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        • 11. Januar 2013 14:51

          Der Europäische Fußball steht also zu Unrecht auf der Liste des SWC. Verstehe ich Dich da richtig. Es handelt sich also um eine Fehlentscheidung.

          Mit Eigentoren kennst du dich deutlich besser aus. Mit Rechthaberei übrigens auch.

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        • 11. Januar 2013 15:49

          Mach bitte nicht mich für dein Eigentor verantwortlich, dass übrigens fast so schön war wie das von Wolfram Heinrich, der den Ball am eigenen Sechzehner ins eigene Kreuzeck drosch. Lies bitte deine letzten Kommentare und den Text bei Platz 4 des SWC nochmal nach (siehe auch hier).

          Auf eines lege ich übrigens großen Wert: Im „Freitag“ habe ich nicht einmal die schlimmsten Antizionisten beleidigt. Ich habe nur argumentiert und Fragen gestellt. Die Beleidigungen kamen geschützt von der Moderation, ausschließlich von „Rahab und Co“. Ich wusste bei der kleinsten Kleinigkeit lässt mich Augstein rauswerfen. Ich kann das belegen da ich alle Threads (Rund 2500 Kommentare in 7 Blogs) gespeichert habe. Drei von sieben sind auf fidelchescosmos veröffentlicht, den Rest reiche ich demnächst nach.

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        • 11. Januar 2013 17:50

          Stehst du nun auch hinter der Aussage des SWC, dass der Europäische Fußball ein Antisemitist ist oder nicht?

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        • 12. Januar 2013 00:00

          Ich stehe hinter allen drei Listen des SWC, egal ob 2010, 2011 oder 2012. Sarrazin war genauso berechtigt auf der Liste wie Augstein oder die benannten europäischen Fußballfans.

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        • MEMO permalink
          12. Januar 2013 12:43

          Fidelche – in Fußballstadien kommt es auch hier in Deutschland immer wieder zu antisemitischen Parolen, gerade auch in den unteren Ligen. Da ist „Jude“ ein Schimpfwort für den Gegner. Mich würde ernsthaft interessieren, wie Du als Fußballinteressierter das siehst. Das hinter den Listen stehen ist mir hier zu wenig.

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        • 13. Januar 2013 11:40

          2010 habe ich über Bayern München etwas geschrieben, damals im Freitag zur Diskussion gestellt. Die rund 150 Kommentare veröffentliche ich demnächst.

          Bayern München ist für viele aus historischen und aktuell finanziellen Gründen der Judenclub Deutschlands. Die Löwenfans haben das Lied der Bayern (Stern des Südens) in ihren Stadiongesängen in das Lied vom “Stern im Ausweis” umgewandelt. Ich mag die Löwen nicht, aber ich kenne einen Münchner linken Gewerkschaftler, den ich sehr schätze, der sich in einem Löwenfanprojekt engagiert und gegen diesen Antisemitismus in den eigenen Reihen ankämpft.

          Die Vereine und der DFB unternimmt zu wenig dagegen, aber immerhin wurde das Problem erkannt. Der Antisemitismus in den Stadien kommt eher aus der rechten Ecke und ist nicht identisch mit Augsteins oder Dierkes Antisemitismus.

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        • 13. Januar 2013 13:20

          Danke für die Info. Das der Antisemitismus eher aus der „rechten Ecke“ kommt, ist mir bewusst, ändert aber nichts daran, dass er leider da ist. Die SWC-Liste wertet auch nicht rechts oder links sondern da oder nicht da. Die dümmlichen Sprüche in Bezug auf den „Judenclub“ kannst Du Dir auch hier anhören, wenn Du Tennis Borussia Berlin erwähnst – jedenfalls in den „richtigen“ Kneipen. Dann wird gerne auf Hans Rosenthal verwiesen und dass man diesen Verein einfach nicht gut finden dürfe. Mich ekelt es vor derlei Aussagen.

          Das Erkennen des Problems reicht m.E. aber nicht. Die Vereine und der DFB stehen hier in der Pflicht, sich eindeutig zu positionieren und Einfluss zu nehmen. Soweit ich es beurteilen kann, kommen diese Sprüche immer wieder aus den gleichen Gruppen, denen der braven anständigen Bürger, wie sie sich selbst sehen. Dabei skandieren es die Primär-Fans offen, der Rest hinter der berühmt-berüchtigten vorgehaltenen Hand. Auch das ist wieder einmal „Vorurteil als Lebenshilfe“. Vielleicht macht es das auch so schwierig und vielleicht reicht es deswegen auch so selten, wenn man Antisemitismus oder andere Ressentiments einfach nur ächtet – weil sich in den Denkgewohnheiten der Menschen dadurch nichts ändert. Da scheint es degenerative Reflexe zu geben.

          Kleine Anekdote von gestern:
          Der Aufmacher in der B.Z. gestern war, dass Wowereit bleibt. Ein Gast darauf: „Mir wird schlecht, wenn ich das lese.“ Nun kam als Begründung nicht die verfehlte Politik Wowereits, seine leeren Versprechungen, sein Verhalten in der Flughafenaffäre… nein nein, weit gefehlt – die Forderung/Begründung, die ausgesprochen wurde war: „Diese schwule Sau muss weg.“

          Ich wünsche dem dir bekannten Fanbetreuer auf alle Fälle Glück – er wirds brauchen.

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  5. 10. Januar 2013 19:05

    Es geht nicht um den Listenplatz von Jakob Augstein, sondern um seine Texte, meint Rainer Trampert in „Die Große Heimsuchung„. Am Ende seines Textes schreibt Trampert:

    „…Die Opfer-Täter-Umkehr begegnet uns auch in der Bewertung des Nahost-Konflikts. Manisch soll die israelische Regierung »die einzige« sein, »die gegenwärtig den Weltfrieden (…) gefährdet«, »den sogenannten arabischen Frühling für sich ausnutzt« und »vor allem den Krieg in Syrien fördert« (Freitag). Für den Antisemiten fördert Israel den arabischen Frühling und den Krieg in Syrien und ist gegen beide. Die Propaganda kann auf die Verkümmerung des Intellekts keine Rücksicht nehmen. Für Augstein ist die Bewaffnung Israels nicht Schutz vor Staaten, die jede Woche ihre Absicht verkünden, die Juden zu vernichten, sondern eine Bedrohung für die Verkünder. So werde der Iran durch Israel »genötigt«, »eine eigene Bombe zu haben«, und jede Waffe für Israel erhöhe den Druck auf »arabische Nachbarstaaten, selbst zum Mittel der nuklearen Aufrüstung zu greifen«. Den erklärten Feinden Israels die atomare Aufrüstung ans Herz zu legen und Israel die Entwaffnung zu gönnen, nimmt gedanklich die Vernichtung der Juden in Kauf.

    Augstein scheut nicht einmal Begriffe, die Israel in die Nähe des Dritten Reichs rücken. Er propagiert Gaza als »Endzeit des Menschlichen«, als »ein Gefängnis. Ein Lager (!)«, wo Menschen »zusammengepfercht hausen«. Die Gaza-Bewohner haben eine Lebenserwartung von 74 Jahren, so hoch wie in Ungarn und höher als in der Türkei und in über hundert Staaten, und sie können, wenn ihnen danach ist, Raketen abschießen, um Juden zu töten. Diese Lager-Metaphorik ist genauso unanständig wie die Bluttaten, die Augstein in seinem Freitag von Eingeweihten kolportieren lässt. Da tun Juden ständig harmlosen Menschen Gewalt an, »allen voran Kinder und Frauen«. Da will sich ein Kind einen Geburtstagskuchen kaufen, »als sein junges Leben« durch Kugeln aus einer israelischen Waffe beendet wird. Alles erinnert an den »Kindsmord« im Mittelalter.

    Jakob Augstein ist weder harmlos, noch geht es ihm um Kritik an der israelischen Politik. Er erfüllt alle geläufigen Kriterien des Antisemitismus. Man stößt auf das Vorurteilssyndrom bis zu wahnhaften Projektionen, die modernen Synonyme für Judenheit: Israel oder Jerusalem, den Griff nach der Weltherrschaft, die Störung eines vermeintlichen Weltfriedens, die jüdische Verantwortung für den nächsten Weltkrieg, die Täter-Opfer-Umkehr bis zum unterstellten Völkermord, auf jüdische Blutbäder und Kindsmorde. Die Fragen, ob Augstein auf die Liste gehört oder der richtige Zeuge gefunden wurde, lenken nur ab. Man sollte den Initiatoren der Liste danken, dass sie die Weltöffentlichkeit auf den smarten Dauerhetzer aus Deutschlands Top-Medien aufmerksam gemacht haben.“

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    • walter ter linde permalink
      7. Februar 2013 18:44

      Ja, es geht um Formulierungen, nicht so sehr und m.E. bloß nicht – bloß nicht – um hinzudefinierende Personen, um Pranger: siehe da, ein Antisemit unter meinem Mikroskop. | Wer sich manchmal oder oft antisemitisch (und dann auch meiner Erfahrung nach gleich auch sexistisch, herrenrassisch oder sonst göttlich gegen andere) äußert, ist noch lange kein real gefährlicher Antisemit, kein vernichten wollender Antimensch, wie die herrschenden Deutschen damals, in der Nazizeit. So einer redet hier – im Nachfolgeland – nur, in diesem dämlichen, aber auch schönen Gemeingebilde. – – – Augstein ist harmlos, seine Kritik an Israel geht unter gerade durch seine sprachlich-(un)bewußten Antisemitismen (die unter der Hand allen bekannten Journalisten bekannt sind), die Riege seiner Befürworter speist sich einfach aus dem betreffenden gesellschaftlichen Kitt, nicht aus dem Motiv gleicher Formulierung.
      Wichtig finde ich hier, in diesem Anti-Freitags-COMMUNITY-Blog, die notorischen privaten Schreiber, die Blogger, die Missions-TTGs, die Feierabendantisemiten zu dokumentieren. Die vielen mit Namen veröffentlichenden Augsteins der großen Presse erkennt das verbliebene bewußte Drittel eines ehemals ganzen Proletariats selber, die anderen Zweidrittel wählen eh nichts mehr außer ein Fortwesen vorm Fernseh ohne Wahl und ohne Wählengehen sowieso. – Die Liste, wo das Materielle draufsteht, und wo sich marxsche & also kritische Theorie aktualisieren könnte, ist jedenfalls nicht mehr prominent bei der Linken. – Zuletzt: Ich mag sehr die Einsprache von wwalkie.

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    • 7. Februar 2013 22:42

      Ich sehe es wie Rabbi Cooper: Augstein ist ein Antisemit. Seine Formulierungen, seine Aussagen, seine Ressentiments, seine Reaktion im Spiegel-Gespräch mit Graumann lassen aus meiner Sicht nur diesen einen Schluss zu. Wer dazu eine antisemitische Zeitung („KZ Gaza“, „Apartheidstaat Israel“, „Pariastaat Israel“, „zionistische Schlächter“) in der Form herausgibt, wie sie Augstein herausgibt bestätigt dieses Urteil. Wer mehrmals lügt ist ein Lügner, wer sich mehrmals antisemitisch äußert ist ein Antisemit. Israel ist nicht die größte Gefahr für den Weltfrieden, die Juden führen die Welt nicht am Gängelband. Die Haredim sind keine Selbstmordattentäter, predigen keine Gewalt. Israel ist nicht schuld an der Arbeitslosigkeit der Schleckerfrauen. Israel lacht sich nicht krank über Deutschland. Israel setzt nicht die Regeln der Marktwirtschaft, des Kapitalismus außer Kraft.

      Augstein ist kein Antisemit wie in der Nazizeit, aber er ist nicht harmlos weil er Medienmacht besitzt und mit dieser Medienmacht bewusst oder unbewusst vielfach antisemitische Vorurteile bedient, die von seinen Lesern gerne aufgenommen werden. 65 Prozent der Deutschen meinen wie Grass und Augstein ohne jedes Argument, dass Israel und nicht der Iran die größte Gefahr für den Weltfrieden ist. Wenn deutsche Journalisten, Politiker oder selbsternannte Friedensbeauftragte die Vernichtungsphantasien von Ahmadinejad und Co. hierzulande mit ihrer antizionistischen Agitation flankieren, darf dies nicht unwidersprochen bleiben, denn ducken und schweigen ermutigt die Hamasversteher.

      Die „Feierabendantisemiten“ gehören zu Augstein, er gibt ihnen ein Forum und er schützt sie gegen Widerrede. Wer in Augsteins Community den „thinktankgirls“ die eigenen Zitate um die Ohren haut, wer auf die Verbrechen von Ahmadinejad und Co. aufmerksam macht wird von Augsteins Wärtern ausgeschlossen, nachdem sie jede Beleidigung der „Feierabendantisemiten“ großzügig durchgehen ließen . Leute wie „wwalkie“ sind Teil von Augsteins Freitagscommunity, sie nennen die Vorwürfe des SWC „grotesk“, sie verteidigen Augstein, sie machen mit beim „heiteren Israelbashing“.

      In tausenden Artikeln, Blogs und Kommentaren wird in Augsteins „Freitag“ Israel delegitimiert und dämonisiert. Die Verbrechen von Hamas und Hisbollah, die islamfaschistische rechtsradikale Ideologie werden in Augsteins „Freitag“ dagegen verschwiegen, verharmlost oder gerechtfertigt. Im Iran werden Frauen bis zum Kopf eingegraben und dann von einer johlenden Menge durch Steinigung qualvoll ermordet weil sie angeblich Ehebruch begangen haben. Frauen werden im Iran zu 90 Peitschenhieben verurteilt wenn sie nicht ihr Haar vorschriftsmäßig bedecken. Iranische Gerichte verurteilen vermeintliche Diebe zu Hand- oder Fingeramputationen. Das iranische Regime hat seit Beginn seiner Diktatur tausende Kommunisten und Regimegegner gefoltert und ermordet. In hundertfacher Ausfertigung bezeichnet das iranische Regime Israel ein Krebsgeschwür das herausgeschnitten werden muss, unterstützt seit Jahrzehnten die Terrorbanden von Hamas und Hisbollah. Zigtausende iranische Kinder mussten die Minenfelder im Iran/Irak-Krieg mit ihrem Körper, eingewickelt in Decken räumen. Vor dem Einsatz wurde ihnen ein Plastikschlüssel aus Taiwan um den Hals gehängt, der ihnen, so die Zusicherung, die Pforte zum Paradies öffnen werde. Diese Kindermärtyrer, gehörten der von Khomeini ins Leben gerufenen Bewegung der Basitschi an. Ahmadinejad ließ dafür aus Taiwan 500.000 Plastikschlüssel importieren die den Kindern umgehängt wurden.

      Im „Freitag“ wird man darüber kaum etwas lesen, oder wo sind die Links auf entsprechende Iran-kritische oder Hamas-kritische Artikel, wo sind die entsprechenden Kommentare oder Artikel von wwalkie?

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    • 8. Februar 2013 21:35

      @ walter ter linde @ fidelche
      Walkie interessiert nicht Augstein (oder das gar angehängte Thema Beschneidung via Antisemitismusdebatte zuerst, sondern die Debatten überhaupt, wie Argumente gewechselt werden, Demokratie, gleicher Austausch, zuhören vor Geißelung, die Art der Debatten darüber. Glaube ich.) Er sagt zwar, Augstein sei kein Antisemit, er sagt aber n ic h t, daß er nicht i r g e n d w i e auf eine solche oder ähnliche Liste gehört. Sondern sagt etwas nur von der Monströsität und auch den ganz verschiedenen Antisemitismen, die er in seiner Welt und Lesewelt wohl vor allem wahrnimmt. Er differenziert jedenfalls.
      Und er empört sich – mit Rückgriff auf das Un-Faßbare, Verrückte aller Varianten von Antisemitismus – auch übers eigene Milieu. Soweit ich das mitbekommen habe von Anfang an in der Urknallcommunity des ehemaligen F r e i t a g, ist seine Distanz zu Verrückt-Missionarischen wie Rahab und TomGard vor allem ein Ignorieren. (i.S.v. Was soll man dazu noch sagen?) Er will da wohl nicht (weiter) reingezogen werden, baut eine unsichtbare Grenze. Er hat es nicht nötig, TomGard oder Rahabs Äußerungen insgesamt oder punktuell explizit abzulehnen. Und aber er macht gegen die s e i n e n Ort des Schreibens nicht blank! Und vor allem: wwalkie i s t nicht d e r Freitag.
      Zu Augsteins Texten, zudem meist auf SPON, verhält er sich ebenso. Ignorant nämlich!!! Und jeder, der mit Verstand liest, wird aus Walkies Kommentaren folgern, daß er die einschlägigen Sätze Augsteins sehr wohl als antisemitisch bezeichnen würde, jedes judenfeindliche Klischee erfüllend. – Aber wie gesagt, das interessiert ihn nicht, glaube ich, sowas wie eine Skala für Augstein, diese Freund-Feind-Bestimmungen, das interessiert ihn alles nicht, ihn interessiert die Art der Debatte (die nur noch als Verhärtung von Fronten funktioniert). – Und das würde ich dann auch und ebenfalls teilen.

      Und zum Freitag allgemein: Fidelche, Du wiederholst ja immer den Textbaustein ‚antisemitische wahlweise antizionistische Zeitung‘. – Der Freitag hat in der Redaktion sicherlich prominente Antizionisten, er hat auch einen Verleger, der bewußt und unbewußt antisemitisch seine Artikel – jedoch vor allem auf SPON – formuliert, und die Freitagscommunity hat heute (Du liest da ja laut Selbstauskunft seit drei Jahren dort nicht mehr!) mehr als ein Dutzend viel bloggende Antisemiten. Und aber viele Dutzend Blogger mehr, die nicht antisemitisch schreiben. Aber leider auch nicht politisch reflektiert. –
      Sie mögen nicht einreden, sie tun aber auch nicht dazu. Einfach das mal wahrnehmen!
      Deshalb: MAßHALTEN – eine Kategorie von Peter Hacks genommen. (Kann Bartels vielleicht einen Kommentar zu machen.)

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      • walter ter linde permalink
        8. Februar 2013 22:43

        „Es gibt nicht d e n Antisemiten. Sondern unterschiedliche Typen.“ (Felix Riedel)

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      • Hagen Schumacher permalink
        10. Februar 2013 01:41

        „Augstein ist harmlos.“ Ja – und nein. Jedenfalls ist er kein Antisemit, dem irgendeine Assoziation aus dem Dritten Reich nachgetragen werden muß, wie es hier in der MI geschehen ist. Sein sehr unrühmliches Schreiben bleibt, auch aufgrund seiner ewig blauen Opazität, dunkel. Ist er nun, oder ist er nicht, ist er nur halb oder zweidrittel: es bleibt im Dunkeln. Er hat sich nicht – wie rahab einst gegensinnig und zum trotz – geoutet. – – – Vom Schreiben her, vom Text, der steht und lesbar ist, ist der Schreiber den antisemitischen Formulierungen hingegeben. A b e r welcher T y p ist er? Auf der Liste des SWC etwa? – Mich interessieren Listen ja nicht. Für mich ist er ein ganz unwesentlicher Salon-Antisemit. Der darum nicht einmal weiß. – Das Problem liegt ganz woanders, und zwar massenhaft: in der gar nicht so anonymen Nachbar- und Verwandtschaft. Quasi direkt nebenan. Was aber schwieriger zu ‚bekämpfen‘ ist.

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      • 11. Februar 2013 05:05

        „MAßHALTEN – eine Kategorie von Peter Hacks genommen. (Kann Bartels vielleicht einen Kommentar zu machen.)“

        Kann er. Hacks sagt z.B. (in seinen Anmerkungen zum „Numa“), daß die Mitte nicht einfach das Resultat eines Einerseits-Andererseits ist. Nicht Kompromiß und Unentschiedenheit, sondern sublim. Die wahre Mitte liegt nicht nur nicht an den Rändern, sie liegt zugleich über den Dingen. — Ich halte das für hegelianisch bis ins Mark. Für die extremen, randständigen Positionen spricht, daß sie wenigstens mit Konsequenz ausgeführt sind. Sie sind besser als der platte Kompromiß. Aber natürlich sind sie schlechter als die sublimierte Position der Mitte. Zur Mitte gehört aber auch, neben der Fähigkeit, sie zu halten, die Fähigkeit, sie auf hohem Niveau herzustellen. Wer das nicht kann, ist gut beraten, wengistens seinen Teil Wahrheit, sein bißchen Subjektivität an die ihr innewohnenden Grenzen zu treiben.

        Ich halte Fidelche aber nicht, um auch das zu sagen, für unfähig, seine Position zu sublimieren. Er konzentriert sich auf bestimmte neuralgische Punkte, was eine Frage der Kräftökonomie ist. Ihm passiert gelegentlich, was allen klugen Köpfen gelegentlich passiert, wenn sie zu viel an den Jauchegruben rumschnüffeln. Dummheit provoziert, und ihre Bekämpfung zieht schon der schieren Menge und Beharrlichkeit wegen den Bekämpfenden auf die niederen Kampffelder herab. Der Arzt steckt sich manchmal bei der Krankheit, die er heilen will, an. Der Fluch der Aufklärung.

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        • 11. Februar 2013 18:21

          „Für die extremen, randständigen Positionen spricht, daß sie wenigstens mit Konsequenz ausgeführt sind.“ – Gefällt mir plus sachliche Zustimmung. Hegel ist natürlich auch am Platz; oder: sollte am Platz sein!

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    • 9. Februar 2013 17:14

      Deine Meinung sei dir zugestanden Rainer, ich habe bei diesem Thema eine konträr andere. Mich interessieren Inhalte und weniger die Form. Solange meine Fragen nicht beantwortet werden können, solange keine Links auf entsprechende Iran-kritische oder Hamas-kritische Artikel auf Augsteins „Freitag“ oder von wwalkie präsentiert werden können bleibe ich bei meiner Auffassung, die ich mit Argumenten begründete.

      Ich kenne keine andere Zeitung im deutschsprachigen Raum, die in den letzten vier Jahren in vergleichbarer Anzahl gegen Israel gerichtete Hetzartikel, Blogs und Kommentare in die Welt setzte und die gleichzeitig den Terror und die Ideologie von Islamfaschisten wie Ahmadinejad oder Bin Laden relativiert, verharmlost, tabuisiert oder gepriesen hat, wie dies in Augsteins „Freitag“ betrieben wurde. Ich kenne selbst aus dem Umfeld der NPD kein vergleichbares antijüdisches Organ. Ich bin davon überzeugt, dass vieles was im „Freitag“ gegen Israel veröffentlicht wurde, die Verantwortlichen der Nationalzeitung nicht abgedruckt hätten und ich habe so gut wie alle relevanten Aussagen aus den Jahren 2010 und 2011 gelesen und gesichert. Zugegeben danach den „Freitag“ nur noch sporadisch verfolgt, dabei aber keine Änderung feststellen können.

      Ignoranz halte jedenfalls ich für das ungeeignetste Mittel bei Antisemitismus. Bestärkt fühle ich mich in meiner Auffassung beispielshalber durch die Texte von Adorno und Améry.

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  6. 11. Januar 2013 15:55

    Ich gebe mal den Verteidigern Augsteins folgende Hausaufgabe. Lies dir folgende zwei Textabschnitte von Rainer Trampert „Die große Heimsuchung“ durch und versuche zu begründen warum Augstein keine antisemitischen Aussagen gemacht haben soll. Kleiner Hinweis: Wenn es nicht gelingen sollte winkt eine gute Note (Hinweis speziell an wwalkie: Rainer Trampert ist ein Linker, Jan Fleischhauer nicht):

    a) Der antisemitische Verschwörer muss nichts wissen, nur seinen Eingebungen folgen. Wer wissen wolle, wer hinter dem Anschlag auf die amerikanische Botschaft in Bengasi steckt, müsse nur fragen: »Wer profitiert davon?« Israel, flüstert die Eingebung. Überall zünden zornige junge Männer amerikanische Fahnen an, »aber die Brandstifter sitzen anderswo«, weiß er jetzt, und deshalb seien islamistische Milizen, die mit schwerem Kriegsgerät die US-Botschaft zerstört und fliehende Botschaftsangehörige ermordet haben, »ebenso Opfer wie die Toten von Bengasi«, Opfer von »Wahnsinnigen und Skrupellosen« in der Knesset, denen die Toten gerade gelegen kamen, weil sie gerade »immer heftiger« darauf drängten, den Iran zu bombardieren. Ach ja, die Wut begann nach dem Mohammed-Film des Kopten. Schnell fragt Augstein: »Kann man sich vorstellen, dass der (…) Kopte in anderem als im eigenen Auftrag handelte?« Wir ahnen, dass der Kopte ohne Hilfe aus Israel zu gar nichts fähig war, oder vielleicht doch, »zumindest traut man ( …)  der israelischen Regierung« so etwas zu.

    b) Augsteins größter Wurf ist die Opfer-Täter-Umkehr. Benjamin Netanyahu führe »die ganze Welt am Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs«, schreibt er. Die Nähe zum »anschwellenden Bocksgesang« von Botho Strauß, mit dem der ausdrücken will, dass Stammeskulturen sich durch die Tötung Fremder naturhaft regenerieren, ist kalkuliert. Er fügt bestätigend hinzu, dass Israel eben »außer Gewalt kaum eine Antwort« kenne. Sein Held Günter Grass habe zu Recht geschrieben, dass Israel »den ohnehin brüchigen Weltfrieden« gefährde und einen Plan schmiede, der »das iranische Volk auslöschen« könne. »Dieser Satz hat einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn sagt,« schreibt Augstein, »dafür muss man Grass danken. Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen.« Religiöse Erlöserrhetorik aus Dankbarkeit und Bewunderung! Grass hat den Deutschen den auf ihnen lastenden Fluch genommen. Sie können nun – unter Berufung auf ihren Nobelpreisträger – Juden des beabsichtigten Völkermords und der Gefährdung des Weltfriedens bezichtigen, können die schlimmsten Taten der Deutschen auf Juden projizieren. »Es musste gesagt werden«, atmet Augstein auf. Grass spielt in diesem Bühnenstück den »Arier«, der vor der jüdischen Bluttat warnt, und Augstein den Jünger, der ihn als Messias anbetet. Diese »Zeilen« werden einmal »zu seinen wirkmächtigsten Worten zählen«, wie bei dem anderen die Bergpredigt. Versöhnt mit der eigenen SS-Vergangenheit, lässt es sich ruhig sterben.

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  7. wwalkie permalink
    11. Januar 2013 20:26

    Keine gute Hausaufgabe, Herr Breitenberger. Ein didaktischer Beginner, etwa ein Lehramtsanwärter, würde eine solche stellen.

    Zum einen ist die Vorlage schlecht. Der präsentierte Sekundärtext bezieht sich auf Aussagen mehrerer Primärtexte ein- un ddesselben Autors, verkürzt diese wiederum und geht mit ihnen assoziierend-mäandernd um. Eher ein literarischer Text (kein guter zumal) als ein Text mit klarem Sachanspruch. Man merkt:: hier geht es um Diffamation und um Distinktion (da sehr viele – warum auch immer – für Augstein Partei ergreifen, muss man der Gemeinde von Dschungelwelt und Konkret predigen, was sie hören will. Preaching to the saved, nannte Adorno dies). Der prinzipielle Fehler, das Vernachlässigen des Zeitpunktes der Textproduktion (sowohl des Sekundärtextes als auch der Primärquellen), ist natürlich bei der geforderten Transferleistung des Educandus gravierend. Das sollte keinem guten Lehrer passieren. Auch die Intention des Autors scheint für Sie als Aufgabensteller keine Rolle zu spielen. Herr Breitenberger, mehr Mut! Zeigen Sie Kompetenz!

    Die Aufgabenstellung lässt auch schwer zu wünschen übrig, Herr Breitenberger. Das müssen Sie noch lernen. Sie versuchen zu manipulieren. Man lege einen scheinbar konsistenten Text vor und gebe dem Schüler die Aufgabe, diesen zu widerlegen – ohne Bereitstellung der Referenztexte. Das ist ziemlich unredlich, Herr Breitenberger. Was? Sie sagen, der Schüler könne sich doch die Materialien besorgen, es gebe doch Internet. Selbst wennn ich das konzediere: eine gute Aufgabe stellt Sekundärtext und Primärquellen einander gegenüber – zwecks augenscheinlicher Verifizierung.. Warum machen Sie das nicht? Haben Sie vielleicht doch Zweifel?

    Sie gehen zudem von einer allgemeingültigen Definition von Antisemitismus aus. Als wäre der Antisemitismus eine stets klar definierbare quasi naturwissenschaftliche, und nicht eine sich historisch entwickelnde Ideologie. Es gibt sicherlich bestimmte Konstanten des Judenhasses, der sich auch bezüglich des Staates Israel manifestiert. Die sind aber sehr behutsam am konkreten Material zu überprüfen. Ob Augsteins Aussagen antisemitisch sind, ist eher zweifelhaft. Da gibt es bestimmte Formulierungen,.die bei sehr bösem Willen als solche interpretiert werden können (mich stören übrigens eher die Vernachlässigung realer und vor allem ökonomischer Sachverhalte in einer bestimmten Situation und die sprachliche Anpassung an einen vermeintlichen Mainstream, Stichwort „Kriegsgesang“), aber nicht so gemeint sind. Natürlich: wer sucht, der findet. Wie wohltuend dagegen ein Picasso: Je ne cherche pas, je trouve. Aber ich schweife ab.

    Herr Lehramtsanwärter. bevor Sie die Aufgabe noch einmal überarbeiten, bedenken Sie bitte auch, dass in dem von Ihnen vorgelegten Text Elemente sind, die man – wenn man will – als antisemitisch interpretieren könnte. Trampert erwähnt den Reichtum Augsteins (antisemtisches Sterotyp), spricht von „Smartheit“ (antisemitisches Steroetyp) und verzichtet natürlich auch nicht auf das Blut (Vater Antisemit, als der Sohn auch). Das ist natürlich nicht ernst gemeint. Aber darüber könnte man doch ernst werden.

    Mir fehlt auch die Begründung, warum gerade dieser eher keinen Analysewiderstand bietende Text Grundlage der Hausaufgabe sein soll. Ist das nicht eine Unterforderung prinzipiell intelligenter Menschen? Würde sich hier nicht eher ein Vergleich mit anderen Texten zum selben Thema anbieten. Eine gute Vergleichsbasis würde der Text Olivier Guez‘ im Freitag darstellen. Beide Texte zum selben Gegenstand würden dann eine weitere ideologiekritische Analyse im Unterricht ermöglichen.

    Herr Breitenberger, entwickeln Sie bitte zur nächsten Stunde eine vernünftige Hausaufgabe.

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    • 11. Januar 2013 23:55

      Es ist grundsätzlich begrüßenswert, dass Sie zumindest den Versuch machen auf Rainer Tramperts Artikel einzugehen. Allerdings schon der erwartete Anspruch geht fehl. Der Artikel von Trampert erschien in einer Wochenzeitung, von daher ist der Umfang eines Artikels begrenzt. Die Verteidiger Augsteins sind im Besitz der Quellen, ansonsten könnten sie Augstein naturgemäß nicht verteidigen. Bekanntlich richtete sich die Hausaufgabe an die Verteidiger Augsteins.

      Um beurteilen zu können, dass Augsteins Texte nicht antisemitisch sind verfügen Sie offenbar über eine eigene Antisemitismusdefinition, die Sie doch bitte hier offenlegen sollten.

      Sie erachten Augsteins Einstufung des SWC für unzuverlässig, nennen es grotesk und nehmen Partei für Augstein und seine Aussagen. 29 Jahre lang arbeitete Rabbi Cooper an Simon Wiesenthals Seite. Das SWC hat also schon etwas mehr mit Wiesental zu tun als Sie vorgeben. Ich bin bemüht kein Muster dahinter zusehen, dass Sie offenbar Augsteins „kritischen Journalismus“, nicht aber seinen Antisemitismus zu erblicken vermögen und weiterhin bei Augstein beide Augen verschließen, bei Augsteins Kritikern hingegen wissenschaftliche Anforderungen stellen.

      Ich frage Sie erstens wann für Sie Antisemitismus beginnt und zweitens ob beispielsweise die Aussage „die Juden führen die Welt am Gängelband“ antisemitisch ist oder nicht. Als drittes frage ich Sie, wie Sie es fertigbringen folgende „bahnbrechenden“ Worte Augsteins des Antisemitismus freizusprechen.

      a)…mit Unterstützung der jüdischen Lobbygruppen ..Geschichtsbewältigung inzwischen eine militärische Komponente .. führt die Regierung Netanjahu die ganze Welt am Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs…

      b) …wir künftig nicht mehr zurückkommen: “Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden.” Dieser Satz hat einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn sagt, ein Schriftsteller, ein Nobelpreisträger, weil Günter Grass ihn sagt. Darin liegt ein Einschnitt. Dafür muss man Grass danken. Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen…..

      c) …aber die Juden haben ihre eigenen Fundamentalisten. Sie heißen nur anders: Ultraorthodoxe oder Haredim …

      d) …Gaza ist ein Ort aus der Endzeit des Menschlichen. 1,7 Millionen Menschen hausen da, zusammengepfercht auf 360 Quadratkilometern. Gaza ist ein Gefängnis. Ein Lager. Israel brütet sich dort seine eigenen Gegner aus …

      e ) …Das Feuer brennt in Libyen, im Sudan… Aber die Brandstifter sitzen anderswo. Die zornigen jungen Männer, die amerikanische – und neuerdings auch deutsche – Flaggen verbrennen, sind ebenso Opfer wie die Toten von Bengasi und Sanaa. Wem nützt solche Gewalt? Immer nur den Wahnsinnigen und den Skrupellosen. Und dieses Mal auch – wie nebenbei – den US-Republikanern und der israelischen Regierung.

      Augstein macht in Täter-Opfer-Umkehr den „Deutschen“ zum Opfer der Juden, deklariert Juden zu Verursachern des Antisemitismus und kolportiert das Gerücht von der jüdischen Allmacht (Gefährdung des Weltfrieden), von der jüdischen Kriegsgefahr. Der Antisemitismus von Augstein ist gefährlich. Er hat mit dem Spiegel und dem Freitag (weniger) eine Medienmacht in Deutschland die schlimmste Erinnerungen hervorruft. Die seit Jahren andauernde Hetze im „Freitag“ gegen die Juden war der Anfang, aber vermutlich sind die Aussagen von TomGard für Sie auch nicht antisemitisch, jedenfalls habe ich diesbezüglich von ihnen noch keine Reklamationen gehört.

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      • MEMO permalink
        12. Januar 2013 12:06

        Die mit der Allmacht waren aber die Römer. Schlimm, wie dieser Augstein hier dämonisiert wird.

        Breitenberger – wie wärs, wenn Du aus einem Zitat, welches sich inhaltlich auf Israel, bzw. die israelische Regierung, bezieht, nicht immer eines machst, in dem dann „die Juden“ auftauchen. Das ist so flach, dass man es nicht einmal tricky nennen kann.

        Ernsthaft, wenn man absolute Korrektheit fordert, sollte man sie auch bieten.

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      • 13. Januar 2013 11:32

        Wwalkie kam mit der Aufgabenstellung nicht zurecht. Das war mein Fehler, ich vergaß unser förderales Bildungssystem. Der Text von Rainer Trampert war eindeutig eine Überforderung. Nun habe ich die Aufgabe präziser formuliert. Ich denke die drei Fragen sind einfach zu beantworten. Für eine Antwort auf den letzten Absatz gäbe es einen Bonuspunkt.

        Der Vollständigkeit halber noch die Punkteverteilung: Frage 1 – 20 Punkte; Frage 2 – 5 Punkte; Frage 3 – 20 Punkte; Bonusfrage – 1 Punkt.

        PS: Israel ist weltweit der einzige Judenstaat.
        PPS: Deutschland hat Auschwitz zu verantworten.

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  8. 12. Januar 2013 06:30

    Augstein reiht sich mit seiner vermeintlich nur „gegen den Staat Israel gerichteten Kritik“ ein in die seit einigen Jahren laufende Kampagne rechtsgerichteter Intellektueller wie Walser, Grass etc. Deren Anliegen ist es, mittels dieser „man wird doch endlich mal wieder sagen dürfen“ Kampagne die Verantwortung von uns Deutschen für den Holocaust und damit verbunden unsere Verantwortung für die Überlebenden und ihre Familien zu relativieren oder gar „endlich“ zu beenden.

    Ja, Augstein ist banal und leicht zu durchschauen. Daß „Israel den Weltfrieden gefährdet“ ist eine Stammtischparole, die von Grass aufgegriffen, in ein „Gedicht“ veredelt wurde und von Augstein etc. wieder und wieder wiederholt wird. Ausdruck eines hier noch nie verschwundenen Judenhasses, den ich in Fußballstadien ebenso gegröhlt hörte wie in der guten Stube irgendwelcher netter Bergbauern.

    Kritisieren darf man. Aber eine wie auch immer geartete Schlußstrichdebatte mit anschließender Persilscheinvergabe an das deutsche Volk zu führen ist unredlich und kann nur daher kommen, daß man „insgeheim“ oder auch ganz offen antisemitisch ist.

    Wir Deutschen werden uns noch Jahrhunderte der Verantwortung stellen müssen, einen Vernichtungsfeldzug gegen die Juden geführt zu haben. Unsere Haltung muss es daher vom Intellektuellen bis zum letzten Stammtischbruder sein, daß vom deutschem Boden aus nie wieder Faschismus und nie wieder Krieg entsteht.

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    • 12. Januar 2013 10:02

      Augstein verbreitet unter dem Deckmantel von „kritischem Journalismus“ seine Gerüchte über Juden, die nach Adorno Antisemitismus sind. Deinem Kommentar, lieber hermanitou, kann ich mich nur anschließen!

      lg LL

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    • MEMO permalink
      12. Januar 2013 12:15

      „WIR DEUTSCHEN werden uns noch Jahrhunderte der Verantwortung stellen müssen, einen Vernichtungsfeldzug gegen die Juden geführt zu haben.“

      Sind damit nur „reinrassige Deutsche“ gemeint oder auch „Hybride“. Liegt die Schuld in den Genen oder wird sie mit der Staatsangehörigkeit erworben?

      Interessanter rassenkundlicher Text, Hermanitou

      Erkennt man den Deutschen eigentlich immer noch an seinem arischen Kopfknochen? Wäre es vielleicht sogar möglich, die Erbschuld mittels operativem Eingriff am Hinterkopf einfach abzutragen?

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      • 12. Januar 2013 12:35

        Also ich glaube ich habe noch niemals „Wir Deutschen“ formuliert, und hier ist es ein bewußtes provolantes Stilmittel, um deutlich zu machen, daß sich hierzulande niemand mit der faulen Ausrede, er sei ja zu spät geboren und hätte die „Gnade der späten Geburt“, vom Acker machen kann und so zu tun, als habe der Vater oder Großvater oder deren Frauen nicht beim Judenjagen mitgemacht oder wenigstens nichts gegen die Täter unternommen. Hat also nichts mit Rassenkunde zu tum und ich bin selbst nicht gerne ein „wir Deutscher“, verfüge aber über eindeutige Nazis in meiner Familie, allerdings auch über einige sehr anständige Sozis. Und deshalb gibts keinen Persilschein.

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      • MEMO permalink
        12. Januar 2013 13:00

        Sorry, Hermanitou, meine Familie war stets links organisiert, ein Onkel im KZ. Ein Patenonkel von mir war stets ein strammer Nazi und mit der Erkenntnis darüber habe ich den Kontakt zu ihm auch beendet.

        Der „Persilschein“, wenn man es so nennen möchte, wird nicht mit der Gnade der späten Geburt ausgestellt. Man ist als Individuum grundsätzlich nicht für die Taten anderer Individuen verantwortlich, nur, weil man im gleichen Haus wohnt, sie kennt oder aus einem Dorf kommt. Das ist ein Rechtsgrundsatz und das aus gutem Grund. Niemand, absolut niemand, trägt eine Schuld, es sei denn, er macht sich schuldig. Die Argumentation, mit der du die Nachkriegsgenerationen in die Verantwortung nehmen willst, ist die gleiche, mit der gegen Juden agitiert wird. Was ist daran eigentlich so schwer zu verstehen?

        Auch haben mein Vater oder meine Mutter nicht bei der Judenjagd mitgemacht oder weggesehen. Dafür waren sie noch zu jung. Was sie kennen, ist die Flucht aus Ostpreußen, Hungertyphus und Angst – aus dieser Zeit. Dafür geben sie auch nicht den Juden oder den Russen die Schuld, sondern den Nazis und niemandem sonst.

        Ich lebe übrigens gern in diesem Land, auch wenn ich manches kritisiere. Dabei möchte ich das Land auch nicht auf das Dritte Reich reduzieren und dieses somit künstlich am Leben erhalten. Deutschland bietet heute – trotz aller Probleme, die es in anderen Ländern auch gibt – vielen Menschen eine Heimat und relative Sicherheit, die ihnen in anderen Ländern nicht gewährt wird. Ich erwähnte es an anderer Stelle schon einmal. Ich trage nicht die geringste Schuld für die Vorkommnisse im Dritten Reich und bin dafür auch nicht verantwortlich zu machen. Die Verantwortung die ich trage, ist allerdings die, daraus zu lernen und entsprechend zu handeln. Vielmehr noch halte ich dieses Geheuchel von einer angeblichen Verantwortung aus Schuld für selbstverliebtes Gequatsche. Es ist die Annahme einer Schuld ohne schuldig zu sein, sein zu können, um sich aber angemessen schlecht fühlen zu dürfen. Wie eitel ist das?

        Dein Stilmittel ist billig.

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        • 12. Januar 2013 13:35

          Also ja, mein Stilmittel mag ja billig sein, aber es zwingt – auch Dich – zum genaueren formulieren.

          Beim genaueren Lesen meines Beitrags wirst Du das Wort „Schuld“, das Du mir glaube ich ganz geren anhängen willst, nicht lesen. Ich habe von „Verantwortung“ geschrieben. Deshalb bin ich auch Mitglied der Deutsch-israelischen Gesellschaft und habe den Neubau einer Synagoge hier in meiner Heimatstadt unterstützt.

          – Klar trägst Du oder ich keine persönliche Schuld – aber von den Land, in dem wir beide (gerne) leben, ging nun mal das größte aller Unrechte aus und deshalb sind wir dafür verantwortlich, daß es hier nie mehr Faschismus und Krieg gibt. Diese Überzeugung gebe ich gerne an meine Freunde und Kinder weiter. Das verstehe ich unter „verantwortlich sein.“

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          12. Januar 2013 15:21

          Ok, der Art der Verantwortung schließe ich mich gerne an. Diese sehe ich ebenfalls, aber eben nicht aus der Vergangenheit dieser Geografie heraus, sondern weil man diese Verantwortung, egal, wo man sich mit welchem Pass auch immer befindet, tragen MUSS. Ich habe auch mit der Geografie meine Schwierigkeiten, denn welches Deutschland in welchen Grenzen meinen wir, welche Kollaborateure in anderen europäischen Staaten (bzw. deren Nachkommen) wären mit „verantwortlich“ – in Frankreich, in Polen, in den Niederlanden, Östereich, in der Schweiz, in Italien und natürlich auch in Spanien? Sind die, die dort mitmachten oder die, die damals auch geografisch zum Deutschen Reich gehörten, heute aber nicht mehr, fein raus? Wie definiert sich also Deutschland? Faschismus war zu dieser Zeit ein nicht auf Deutschland beschränktes Problem. Diese Geißel der Menschheit war fast überall anzutreffen und auch heute noch hängen dieser Ideologie, dich ich gern als Geisteskrankheit bezeichne, an. Leider ist die Aussicht auf Heilung davon verhältnismäßig gering – Ansteckung lässt sich aber sehr wohl vermeiden.

          Ich will das, was im Dritten Reich geschah in keinster Weise relativieren, da ich hierfür auch viel zu viel Kontakt zu dem Thema habe. Nur will ich auch nicht ausschließlich darauf reduzieren, denn auch das würde der
          Vergangenheit wie Gegenwart nicht gerecht.

          Für meinen Teil beschränke ich mich darauf, mich in der Sensibilisierung und Aufklärung von Jugendlichen zu engagieren – in den Bereichen Antisemitismus und Rassismus – Theaterarbeit, dokumentarisch. Tun muss man was – da gebe ich dir Recht.

          Vermutlich liegen wir inhaltlich nicht nennenswert auseinander – wir formulieren nur unterschiedlich.

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    • 13. Januar 2013 11:41

      Hermanitou,
      vielen Dank für deine Kommentare.
      Freuen wir uns auf die neue Konkret in zehn Tagen.

      Beste Grüße nach Baden Württemberg
      fidelche

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  9. 12. Januar 2013 11:56

    Warum formiert sich seit Anfang Januar eine publizistische Wagenburg, um die Kritik des Wiesenthal-Zentrums ebenso ungeprüft wie unreflektiert zurückzuschlagen?

    Einen Hinweis liefert die Augstein-Solidarisierung des FAZ-Journalisten Nils Minkmar, mit dessen Intervention die Debatte begann. Dem SWZ sei „ein schwerer intellektueller und strategischer Fehler“ unterlaufen, doziert der neue Feuilletonchef der FAZ. Offenkundig gefiel er sich in der Rolle, dem SWZ Ratschläge erteilen und über dessen Strategie befinden zu dürfen.

    Augsteins Reaktion auf seine Listung war nicht weniger verstiegen: Er zolle dem SWZ für dessen Kampf gegen den Antisemitismus zwar seinen Respekt. „Umso betrüblicher“ sei es, fuhr er fort, „wenn dieser Kampf geschwächt wird. Das ist zwangsläufig der Fall, wenn kritischer Journalismus als rassistisch oder antisemitisch diffamiert wird.“

    Unverblümt narzisstisch schwingt sich hier der Angeklagte, noch bevor der (Diskussions-)prozess begonnen hat, zum Richter über seine Ankläger auf. Von Innehalten, Nachdenken, Selbstreflektieren, Debattieren keine Spur. Da können die alten Juden vom Simon-Wiesenthal-Zentrum sagen, was sie wollen: Der junge Augstein weiß allemal viel besser, was den Kampf gegen den Antisemitismus schwächt und was ihm nutzt.

    Wir deutsche Achtundsechziger und Nach-Achtundsechziger, geben Minkmar und Augstein mit diesen Anmaßungen zu verstehen, sind Weltmeister, wenn es um die Auseinandersetzung mit Deutschlands Vergangenheit geht. Wir müssen uns beim Thema Antisemitismus von niemandem belehren lassen und lassen uns auch von niemandem belehren!

    Die meisten Teilnehmer dieser Debatte sind offenbar nicht nur deshalb eingeschnappt, weil „einer von uns“ auf die SWZ-Liste kam. Sondern sie reagieren auch deshalb so selbstgerecht, weil die Listung des SWZ das hochgezüchtete Selbstbild von der allumfassenden Antisemitismuskompetenz der Nach-Achtundsechziger-Generation demoliert.

    Dabei ist es gerade um diese Kompetenz eher dürftig bestellt. „Die Intellektuellen dieser Republik“, kritisiert Henryk Broder, „die sonst jedem Zeitgeist auf der Spur sind, klammen sich an einen Begriff von Antisemitismus, der so alt und verstaubt ist, wie eine mechanische Schreibmaschine aus der Dreißigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts. … Sie weigern sich einzusehen, dass auch den Antisemitismus mit der Zeit geht, dass er ein dynamisches und kein statisches Problem ist, dass er sich laufend ändert.“

    Die Frage, was die ägyptischen Muslimbrüder (Platz 1 der SWZ-Liste), das iranische Regime (Platz 2) und der deutsche Verleger Jakob Augstein (Platz 9) gemeinsam haben, stellt sich in der Tat nur für jene, die von den Wandlungen des Antisemitismus nichts wissen. Für die übrigen ist die Antwort leicht: Der gemeinsame Angriffspunkt von Morsi, Ahmadinejad und Augstein ist Israel, wobei dieser Angriff in der Form einer Zangenbewegung verläuft.

    Am einen Ende dieser Zange sammeln sich die Islamisten, die den jüdischen Staat aus religiösen Motiven auslöschen wollen und heute schon prophezeien, dass er in zehn Jahren nicht mehr existiert. Am anderen Ende der Zange tummeln sich westliche Intellektuelle, die wie Jakob Augstein den Auslöschungsfuror der Islamisten in den westlichen Gesellschaften flankieren, indem sie Israel dämonisieren, dessen Todfeinde aber in Schutz nehmen.

    Wie dies geht, demonstrierte Jakob Augstein in einer Talkshow, die Günther Jauch im April 2012 zum Thema „Der Blechtrommler – was ist dran an Grass‘ Israel-Kritik?“ veranstaltete. „Israel ist eine größere Bedrohung für den Weltfrieden als Iran“ rief Augstein bei dieser Gelegenheit dem Fernsehpublikum zu – Lüge Nummer 1. Teheran hingegen, fuhr Augstein fort, habe Israels Vernichtung niemals angedroht, diese Behauptung beruhe auf einem „Übersetzungsfehler“ – Lüge Nummer 2.

    Augstein erhielt in dieser Fernseh-Debatte den mit Abstand meisten Applaus. Kein Wunder! Dass ein antisemitisch angehauchter Anti-Israelismus in der deutschen Bevölkerung mehrheitsfähig ist, ist durch zahllose Umfragen bewiesen. Bisher existiert jedoch zwischen diesem Massenbewusstsein und der historisch begründeten Israel-Haltung der deutschen Eliten eine sorgsam gehütete Kluft.

    Jakob Augstein möchte diese Kluft so schnell wie möglich schließen. Auch deshalb soll mithilfe der laufenden Debatte die Antisemitismus-Latte derart hoch gelegt werden, dass er mit seinen als „Israel-Kritik“ daherkommenden Tiraden bequem darunter durch laufen kann.

    Sollte es ihm gelingen, aus der Auseinandersetzung mit dem Simon-Wiesenthal-Zentrum als „moralischer Sieger“ herauszugehen, hätte er nicht nur einen Gutteil dieses Ziels erreicht. Er hätte zugleich demonstriert, dass es „heute schlimmer (ist), jemanden einen Antisemiten zu nennen, als einer zu sein.“

    Ich glaube nicht, dass es soweit kommt. Was die internationale Antisemitismusforschung in den letzten Jahrzehnten zu Tage gefördert hat, lässt sich für ein paar Tage unter den Teppich kehren – auf Dauer aber nicht. Wenn die Affekte dieser Debatte abgeklungen und die Pulverschwaden verraucht sein werden, wird sich die Berechtigung der Kritik des Wiesenthal-Zentrums ebenso unzweifelhaft erweisen, wie sich die Bubis-Kritik des Jahres 1998 im Nachhinein als berechtigt erwies.

    Matthias Küntzel in „Ein Journalist in Nöten“

    http://www.matthiaskuentzel.de/contents/ein-journalist-in-noeten

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      12. Januar 2013 12:34

      Ich gaube ebenfalls nicht, dass es soweit kommt – aber aus anderen Gründen. Ich vermute, dass auf Basis der Diskussion wieder ein Mehr an Aufmerksamkeit auf die eigene Sicht entstehen wird. Nun muss man wissen, dass der Mensch zum Überleben leider Vorurteile benötigt. Das ist nicht zu verhindern. Gut ist, wenn er sie dann und wann hinterfragt und wenn sich jetzt mehr Menschen eben die Frage stellen, ob ihr Bild nicht vielleicht doch ein klein wenig antisemitisch ist und nach dem Warum graben, dann hatte die Diskussion sogar etwas Positives.

      Hoffe ich jedenfalls
      Wissen kann man das nie

      Wichtig wäre dennoch, die Antisemitismuslatte auf die richtige Ebene zu schieben. Derzeit sehe ich die noch nicht als erreicht an. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Definitionen allzu leichtfertig auch von denen genutzt werden können, die sie nur partiell verstehen oder zu ihren jeweiligen argumentativen Gunsten Teile auslassen, im Zweifelsfall wegmoderieren, wie Gottschalk in seinen besten Zeiten.

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  10. 13. Januar 2013 12:14

    1986 begann der Historikerstreit, 1998 die „Walser-Bubis-Kontroverse“ und 2013 der „Neue Antisemitismusstreit“.

    Im „Neuen Antisemitismusstreit“ bestreiten die Verteidiger Augsteins die Arbeitsdefinition des Antisemitismus-Begriffs der EU, sie bestreiten die drei »D« (doppelte Standards bei der Beurteilung, Dämonisierung und Delegitimierung Israels). Die Verteidiger Augsteins sind groteskerweise jedoch nicht in der Lage eine eigene Antisemitismusdefinition zu präsentieren. Sie „argumentieren“ aus dem Bauch heraus. Sie behaupten ohne zu begründen. Offenbar ist ihnen der ständige jahrhundertealte Wandel des Antisemitismus, der grundlegende Einschnitt in Europa nach 1945 unbekannt. So ist es nicht verwunderlich, dass die deutschen Kronzeugen ihrem „Bruder im Geiste“ eine tadellose Gesinnung bescheinigen, weshalb Rainer Trampert von „Persilscheinen“ spricht.

    Fragen wie beispielshalber, ob die Aussage „Die Juden führen die Welt am Gängelband“ antisemitisch sei, werden entweder ignoriert, energisch zurückgewiesen und jedenfalls nicht beantwortet. Solche und ähnliche naheliegende Fragen bezeichnen die Verteidiger Augsteins als „peinlich“ und „borniert“, es sind für sie Fragen in „Offiziers-Manier, um nicht Reichsgerichtshofs-Attitüde schreiben zu müssen“!

    Eine Diskussion in der keine Fragen gestellt werden dürfen ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Eine Diskussion in der Augsteins antisemitische Behauptungen ohne Begründung vom Antisemitismus freigesprochen werden ist lächerlich. Eine Diskussion in der Behauptungen nicht begründet werden ist fragwürdig. Die Verteidiger Augsteins weigern sich energisch die Aussagen und die Zitate der NPD über Israel mit den Behauptungen in „SPON“ oder im „Freitag“ zu vergleichen.

    Es geht längst nicht mehr um den 9. Platz des SWC, es geht um den „kritischen Journalismus in Deutschland“, es geht um die Verteidiger und die Aussagen der politischen Klasse zu dem Thema. War Nolte noch relativ isoliert, so hatte Walser schon einer deutschen Mehrheit aus der Seele gesprochen. Ignaz Bubis wollte nicht in diesem Deutschland begraben werden. Wer die Reden von Ignaz Bubis kennt, weiß wie schwer dies wiegt. Die deutsche Medienlandschaft mit ihrem „kritischen Journalismus“ schreibt zurzeit mehrheitlich einig, um nicht zu sagen gleichgeschaltet, über die „Fehlleistung“ des Wiesenthal-Centers. Anstatt sich mit Augsteins Aussagen auseinanderzusetzen wird der vermeintliche Nestbeschmutzer Henryk Broder diffamiert. Christian Bommarius schreibt in der Berliner Zeitung und in der „linksliberalen“ Frankfurter Rundschau: “Es spricht für den deutschen Rechtsstaat, dass Henryk M. Broder bis heute frei herumläuft, aber es spricht gegen das Simon-Wiesenthal-Center, dass es den Lügen und Verleumdungen dieser trostlosen Witzfigur aufgesessen ist.“ Offensichtlich würde Herr Bommarius Henryk Broder gerne einsperren. Dazu ist er wohl (noch) 70 Jahre zu spät dran.

    Rainer Trampert schreibt sehr richtig: „Dass bürgerliche Medien die jüdische Einrichtung mit Bannfluch belegen und Jakob Augstein ungeprüft als kritischen Journalisten durchwinken, dokumentiert, dass er einer von ihnen ist und sie es ungehörig finden, dass er gemeinsam mit Sudel-Antisemiten aufgelistet wird.“

    Die Wiedergutwerdung der Deutschen erfordert wie immer seine (jüdischen) Opfer. Innerhalb der nennenswerten bürgerlichen Medien war es nur der „Tagesspiegel“, Springers „Welt“ und in einem Ausnahmefall halbherzig die TAZ die nicht unisono in das Mainstream-Horn bliesen. Matthias Küntzel schreibt jedoch sehr richtig: „Was die internationale Antisemitismusforschung in den letzten Jahrzehnten zu Tage gefördert hat, lässt sich für ein paar Tage unter den Teppich kehren – auf Dauer aber nicht.“

    Klare Kante gegen Augsteins Antisemitismus, für die Entscheidung des Wiesenthal-Centers zog bisher nur die linke Jungle World und die linke Satire Zeitschrift (sic)Titanic. An vorderster Front gegen den Antisemitismus von links bis rechts steht nach wie vor die linke Monatszeitschrift Konkret. Am Ende des Monats wird in Gremlizas Konkret das Nötige zum „Neuen Antisemitsmusstreit“ und zum „kritischen Journalismus“ in Deutschland zu lesen sein.

    Konkret, Titanic und die Jungle World, drei kleine Zeitungen gegen den Mainstream von Spiegel bis FAZ. Viel Feind viel Ehr! Wie immer gilt es sich zu entscheiden auf welcher Seite der Barrikaden man steht. Für mich ist diese Entscheidung seit über dreißig Jahren eine eindeutige Angelegenheit.

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  11. wwalkie permalink
    13. Januar 2013 16:12

    Ja, fidelche, Ihr letzter Kommentar, zeigt die ganze Misere der impossible Mission – was nicht heißt, dass andere Communites (zuweilen auch die FC) nicht ebenfalls miserös sind.

    Sie publizieren:

    „Christian Bommarius schreibt in der Berliner Zeitung und in der „linksliberalen“ Frankfurter Rundschau:

    “Es spricht für den deutschen Rechtsstaat, dass Henryk M. Broder bis heute frei herumläuft, aber es spricht gegen das Simon-Wiesenthal-Center, dass es den Lügen und Verleumdungen dieser trostlosen Witzfigur aufgesessen ist.“

    Offensichtlich würde Herr Bommarius Henryk Broder gerne einsperren. Dazu ist er wohl (noch) 70 Jahre zu spät dran.“

    Ich habe Ihre Einleitung und Ihren Kommentar zu dem Bommarius-Zitat absichtlich visuell getrennt. Denn:

    Sie verschweigen mindestens zwei Dinge. Zunächst gehört Bommarius zu den wenigen eminenten deutschen Journalisten, die unaufhörlich auf antisemitische Kontinuitäten z.B. in der so genannten Beschneidungsdebatte hinweisen. Er hat dafür viel Schelte ertragen müssen. Zweitens aber – und das ist im Kontext der jetzigen Affäre wichtiger – unterschlagen Sie die Sätze unmittelbar vor dem Zitat. Das ist leider allgemeiner Usus und erschwert die Wahrheitsfindung ungemein (erleichtert natürlich Diffamierungen). Darum erlaube ich mir – mit Erlaubnis des anklagenden Richters natürlich – diese zu zitieren:

    „Beleidigen kann jeder, diffamieren, lügen und rufmorden auch, aber in einem Satz, eine Person gleichzeitig beleidigen, diffamieren, über sie Lügen verbeiten und einen Rufmord begehen, das kann in der deutschen Publizistik nur einer. Und es ist nicht das erste Mal.“

    Darauf folgt der von Ihnen zitierte Satz:

    “Es spricht für den deutschen Rechtsstaat, dass Henryk M. Broder bis heute frei herumläuft, aber es spricht gegen das Simon-Wiesenthal-Center, dass es den Lügen und Verleumdungen dieser trostlosen Witzfigur aufgesessen ist.“

    Selbst wenn man dem Portrait, das Bommarius von Broder zeichnet, nicht folgen mag, ergibt sich so ein etwas anderer Sinn. Bommarius meint wohl, dass es unverständlich ist, dass das SWC sich auf einen so streitlustigen wie umstrittenen Journalisten als Gewährsmann beruft. Er wählt dafür bewusst den Schreibstil eines Broder light. Nur wenn Sie die vorangehenden Sätze aussparen, können Sie – bei bösem Willen – schließen, dass Bommarius quasi als Nazi après la lettre Broder gerne einsperren würde. Also lassen sie diese Sätze weg. Hony soit qui mal y pense.

    Im übrigen und nebenbei gesagt, sollte man auch konkret, Titanic (sowieso) und der Jungle World wie jedem anderen das Recht auf Irrtum zugestehen. Auch Trampert hat schon einmal besser geschrieben.

    Bevor ich hier aber selber Missionar werde, mache ich erst einmal eine Missionspause, if possible.

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    • 13. Januar 2013 23:11

      Nein, wwalkie. Sich für die Beschneidung von Muslimen und Juden auszusprechen und den Antisemitismus in dieser Debatte zu kritisieren sagt in der aktuellen Debatte wenig aus. Sie wissen so gut wie ich, dass es im „Freitag“ genügend Antizionisten gibt (gab), die das Existenzrecht Israels negieren, die Boykottaufrufe gegen Juden initiieren, die behaupten der Holocaust war kein Völkermord, sich aber vehement für das Recht auf Beschneidung aussprechen. Die von mir nicht zitierten Sätze von Bommarius sind zum einen unwahr und zum anderen ändern sie nichts an der undemokratischen Aussage von ihm, die ich zitierte.

      Mit ihrem Kommentar versuchen sie abzulenken, nämlich von den eigentlichen Aussagen meines Kommentars. Weil Sie und alle anderen Verteidiger nicht in der Lage sind die Begründung des SWC zu widerlegen ist eine derartige Verteidigung wertlos. Sie sind nicht in der Lage den drei »D« oder der Antisemitismusdefinition der EU etwas entgegenzusetzen.

      Wer in den fünf Zitaten des Wiesenthal-Centers keinen antisemitischen Topos erkennen will, will ihn einfach nicht erkennen. Abgesehen davon dass es nicht nur diese fünf Zitate sind, dazu kommen die „Schleckerfrauen“ und viele andere „Ausrutscher“ bis hin zur unrühmlichen Rolle des „Freitagsprojektes“.

      Rainer Trampert hat eine vorläufige Bilanz gezogen, die nicht einfach so ohne Argument abgetan werden kann. Kindergarten-Argumente nach dem Motto – du bist doof – können mich nicht überzeugen.

      Sicherlich ist jedem das Recht auf Irrtum zugestanden, auch den Jüngern Augsteins, freilich nicht für alle Zeiten. Gremlizas Konkret bekämpft seit über zwanzig Jahren linken Antisemitismus und das mit starken Argumenten. Ich kann und will Sie nicht missionieren. Mir ist klar, dass ich jemanden der sich dem antizionistischen „Freitag“ verbunden fühlt, der nichts gegen die „TomGards“ des „Freitags“ geschrieben hat, nicht überzeugen kann.

      Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich bin für Meinungsfreiheit. Wer vom „jüdischen Gängelband an dem die Welt hängt“, von „Apartheidstaat Israel“, vom „Pariastaat Israel“, vom „KZ Gaza“, von „Gaza als den Ort aus der Endzeit des Menschlichen“, vom Gerücht der „jüdischen Allmacht“, von den „zionistischen Schlächtern“, von „Juden die Palästinenser vergasen“ reden will soll es tun. Ich bestehe allerdings ebenso auf meinem Recht auf freier Rede und erlaube mir diese antijüdische Hetze zu kritisieren. Dazu fühle ich mich verpflichtet, 68 Jahre nach Auschwitz.

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      • wwalkie permalink
        15. Januar 2013 20:41

        Ach, fidelche. ich lese erst jetzt Ihre Antwort auf meinen Beitrag und bin erstaunt. Sie gehen mit keinem Wort auf meine Einwände ein, nämlich

        dass Bommarius von Ihnen zum Nazi „après la lettre“ gemacht wird, was absurd ist (wie so vieles in diesem Kontext Geäußertes). Er hat sich zum Beispiel immer gegen antisemitische Tendenzen in der „Beschneidungsdebatte“ im Besonderen und iin der politischen Diskussion im Allgemeinen gewandt. Was machen Sie daraus?

        „Sich für die Beschneidung von Muslimen und Juden auszusprechen und den Antisemitismus in dieser Debatte zu kritisieren sagt in der aktuellen Debatte wenig aus. Sie wissen so gut wie ich, dass es im „Freitag“ genügend Antizionisten gibt (gab), die das Existenzrecht Israels negieren, die Boykottaufrufe gegen Juden initiieren, die behaupten der Holocaust war kein Völkermord, sich aber vehement für das Recht auf Beschneidung aussprechen.“

        Also: aus der von Ihnen angenommenen Antisemitismusaffinität bestimmter ehemaliger Freitag-Kommentatoren schließen Sie auf die Nicht-Respektabilität eines eminenten Journalisten, der explizit und mit persönlichen Nachteilen gegen Antisemitismus argumentiert. Ich verzichte einmal auf Ironie. Normalerweise endet hier jede Diskussion. Ich appelliere noch einmal an Ihren Verstand. Das können Sie doch nicht meinen!

        “Beleidigen kann jeder, diffamieren, lügen und rufmorden auch, aber in einem Satz, eine Person gleichzeitig beleidigen, diffamieren, über sie Lügen
        verbeiten und einen Rufmord begehen, das kann in der deutschen Publizistik nur einer. Und es ist nicht das erste Mal.”

        Diese Sätze bezeichnen Sie als „unwahr“. Bommarius und viele andere (ich zähle mich dazu, obwohl ich Broders „Schreibe“ mag) sehen das anders. Was genau meinen Sie mit „unwahr“? Auch nach der Entschuldigung Broders Augstein gegenüber. Und wieso ist die daran anschließende Aussage „undemokratisch“?

        Ich versuche auch nicht abzulenken, wie Sie schreiben. ich versuche vielmehr aufzuzeigen, wie Sie – wahrscheinlich gut meinend – arbeiten. Sie verschweigen in diesem Fall einfach den Kontext. Das machen fast alle, wenn es Sie tröstet. Das macht die Sache aber nicht beser.

        Es ehrt Sie, den in der Tat ubiquitären Judenhass anzuprangern. Nur: wir sollten uns auf den echten Antisemitismus beziehen (vielleicht hat ja Jean-Claude Milner so unrecht nicht, wenn er den Antisemitismusbegriff für mittlerweile obsolet findet und darum lieber vom Antijudaismus der „Menschenrechtler“ spricht. Ich bin da noch unsicher. Es wäre zu diskutieren).

        Aber wir sollten nur wegen der „guten Sache“ nicht auf Redlichkeit im Zitieren und vor allem im Urteilen verzichten.

        So. gut so schlecht Versöhnlich zum Schluss:

        Ich hoffe, wir haben alle aus dieser „Debatte“ gelernt, das SWC, Jakob Augstein, Broder, die Freitag-Community (minus die plötzlich auftauchenden gruseligen Kommentatoren dortselbst), die Mission Impossible … vielleicht sogar die Heilige Schrift dieses Blogs, die „konkret“. Wir werden sehen.

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        • 15. Januar 2013 22:07

          Ich wünsche mir, auch wenn die neue Konkret erst zum Februar kommt, eine nur durch den eigenen Geist – mehr ist keinem zu guter Verfügung – reflektierte Antwort. Mal sehen, wer wem und ob Debatten lernend mitmach …

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      • 16. Januar 2013 12:52

        Ach, wwalkie, wenn ausgerechnet Sie sich darüber beschweren, dass ich angeblich nicht auf ihre Beiträge eingehe, dann entbehrt dies nicht einer gewissen Komik. Überdies bin ich mit mindestens 27 Worten auf den „Nebenkriegsschauplatz“ Bommarius eingegangen.

        Da ihnen offenbar viel an Bommarius liegt versuche ich zu präzisieren ohne dabei die Beschneidungsdebatte noch einmal neu aufzurollen. Da ich davon ausging, dass Sie die Argumente der Beschneidungs-Debattierenden des „Freitags“ kennen nahm ich dieses Beispiel. Ich wollte damit ausdrücken, dass die vermutlich ehrenwerten Aussagen von Bommarius in der Beschneidungsdebatte, die ich nur ansatzweise kenne, aus meiner Sicht nichts mit der aktuellen Antisemitismusdebatte bezüglich des 9. Platzes des SWC zu tun haben.

        Auf die „Nicht-Respektabilität“ ihres „eminenten Journalisten“ schließe ich vor allem wegen seiner argumentlosen Verteidigung von Augsteins antisemitischen Ansichten und seiner undemokratischen, beleidigenden und diffamierenden Aussage: “Es spricht für den deutschen Rechtsstaat, dass Henryk M. Broder bis heute frei herumläuft, aber es spricht gegen das Simon-Wiesenthal-Center, dass es den Lügen und Verleumdungen dieser trostlosen Witzfigur aufgesessen ist.“

        Viele Ansichten (Beispiel Klimaschutz) von Henryk Broder lehne ich ab, so gut wie alles was er über Antisemitismus, den „Freitag“ und Jakob Augstein schreibt teile ich. Wenn „Israelkritiker“ ihr Recht auf freie Meinungsäußerung fordern, aber ihren Kritikern das Recht auf freie Meinungsäußerung absprechen, sie einsperren wollen (so verstehe ich das), erachte ich dies für inhuman und undemokratisch. Ich sehe in so gut wie jeder Broder-Aussage in der Causa Augstein einen wahren, mit Argumenten begründeten Kern. Broder hat sich für seinen zugegeben überzogenen Nazivergleich differenziert entschuldigt, was taktische Gründe gehabt haben mag. Allerdings, auch wenn Broder überzogen haben sollte, rechtfertigt es nicht die zitierte Aussage von Bommarius oder anders gesagt, was Augstein gegen Israel betreibt ist rufselbstmörderisch und dafür ist nicht Broder oder das SWC verantwortlich zu machen. Ich verstehe ohnehin nicht, was verwerflich daran sein soll Antisemitismus zu diffamieren.

        Für seinen Satz, “Und „wenn’s Judenblut vom Messer spritzt“, dann gehts Jakob und seinen Brüdern gleich “nochmal so gut”, dann haben sie ihren Judenknacks endlich überwunden.“, hat sich Broder meines Wissens nicht entschuldigt. Das freut mich sehr, denn nach meinen Erfahrungen mit dem „Freitag“ kann ich diesen Satz sehr gut nachvollziehen.

        Sie meinen „wir sollten uns auf den echten Antisemitismus beziehen“. Ich beziehe mich auf den echten Antisemitismus, den Antisemitismus in Deutschland nach 1945! Im Nahen Osten bereiten die Gegner Israels eine Endlösung vor, kündigen sie wie Ahmadinejad an (was Augstein öffentlich in Talkshows abstreitet) und deutsche „kritische Journalisten“ mit einer Heerschar von Reservisten arbeiten in furchtbarer Arbeitsteilung dabei mit.

        Mir ging und geht es nicht um die Person Augstein oder die Personen des „Freitags“ oder anderswo, mir geht es um ihre antisemitischen Aussagen. Es mag mir nicht immer gelingen dies einwandfrei zu trennen, jedenfalls versuche es, was bei „Nicks“ naturgegeben einfacher ist. Vor drei Jahren war ich mit meiner Kritik gegen den „Freitag“ und seinen Herausgeber noch relativ einsam. Nachdem sich nun viele prominente Mitstreiter gefunden haben, zuletzt das Wiesenthal-Center, lasse ich vielleicht meiner Freude darüber zu viel freien Raum. Dafür bitte ich um Verständnis und gerne entschuldige ich mich für die ein oder andere überzogene Aussage, wobei mir spontan nichts einfällt was ich zurückzunehmen hätte. Ich halte die Solidarisierung weiter Teile des deutschen „kritischen“ Journalismus im Übrigen für weitaus trauriger und gefährlicher als die antisemitischen Aussagen Augsteins. So ändern sich die Zeiten. Bei Nolte und später Walser war es noch etwas anders.

        Wer antisemitische Aussagen verteidigt muss seine Verteidigung begründen, muss darlegen wie er Antisemitismus nach 1945 definiert. Weil die Verteidiger der „israelkritischen“ Aussagen dazu nicht in der Lage sind, werden naturgemäß Rückfragen gestellt, wie in jeder Diskussion. Auf diese Fragen gibt es leider keine Antworten, auch nicht von ihnen. Eine fruchtbare Diskussion funktioniert anders.

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    • 16. Januar 2013 12:50

      Ich finde, es spricht für die Menschheit, daß einer wie Bommarius noch nicht sterilisiert worden ist.

      Aber bitte: diesen Satz nicht falsch verstehen (bzw. aus dem Zusammenhang reißen)! Er ist nämlich absolut lieb gemeint.

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      • wwalkie permalink
        16. Januar 2013 14:53

        Oh ja. Ich merke ’ne ganze Menge.

        Zum Beispiel, dass Sie Ihren Satz nicht ernst meinen, Bommarius aber unterstellen, seinen Satz, der in der Tat nur kontextuell zu verstehen ist, ernst, also wörtlich zu meinen.

        Bommarius lobt vorher ausdrücklich den „Rechtsstaat“ dafür, dass Broder trotz seiner Injurien und nicht wenigen Rufmorde („Streicher“) rechtlich kaum behelligt wurde. „Lieb“ gemeint ist der Satz von Bommarius natürlich nicht. Aber auch er darf wohl ein wenig „brodern“.

        Ihr Satz, von dem ich nicht annehme, dass er ernst, sondern „lieb“ gemeint ist , hätte , falls ersteres doch der Fall wäre, zu Recht juristische Konsequenzen. Hoffe ich wenigstens. Denn diesbezüglich sind wir beide sicherlich eher skeptisch.

        Übrigens gint es mir in meinem Einwand um die Methode der Dekontextualisierung, die wir alle gut drauf haben, die wir uns aber abgewöhnen sollten. Das Einfache, das so schwierig ist.

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        • 17. Januar 2013 01:52

          Sie merken ne Menge, aber das, woraufs ankommt, nach wie vor nicht. Die Drohung liegt bei Bommarius darin, daß er das Bild einer Verfolgung aufgrund schriftlicher Polemik überhaupt auf den Tisch bringt. Er negiert es dann noch, aber gerade dadurch, daß er es überhaupt in Erinnerung ruft, droht er verhohlen, äußert er indirekt, daß Broder sich eigentlich nicht beschweren bräuchte, wenn er in den Kerker geworfen würde, weil er es wagte, gegen einen Hetzer (sprich: Augstein) zu hetzen. Durch die Negation kann er die Hände heben und sagen, es sei ja positiv gemeint, aber natürlich weckt er mit seinem Bild Vorstellungen. Und es bekommt auch eine joviale Note in dem Sinne, daß unterstellt wird, daß es im Grunde eine Freundlichkeit ist, daß Broder noch nicht sitzt, und nicht etwa eine Selbstverständlichkeit. Wissen Sie, als Fichte 1793 in seiner Revolutionsschrift schrieb, er sehe für die Juden keine Möglichkeit der Integration als die, daß ihnen über Nacht die Köpfe abgeschnitten würden und andere draufgesetzt, konnte er sich auch darauf herausreden, daß er ja erstens gar nicht gesagt habe, daß man das auch tun soll, und das Szenario zweitens kein mörderisches sei, weil die Köpfe nur ausgetauscht und nicht schlicht abgeschnitten werden sollten (es sich also bloß um den bildhaften Ausdruck der Aussage handelte, die Juden seien eben nicht änderbar). Aber trotzdem sagt die Wahl dieser Metapher, das schauerliche Bild, das durch sie hervorgerufen wird, einiges über die Vorstellungswelt Fichtes und seine Wirkabsicht aus. Es ist eigentlich ganz einfach: Was als Dorhung ankommt, ist eine. Und so blöd, nicht zu wissen, wie bestimmte Sätze aufgenommen werden, ist nichtmal Bommarius. Diesen Punkt umschiffen Sie die ganze Zeit. Aber Sie kommen um ihn nicht herum. Sie bauen jede Menge Rabulistik auf, übersehen aber, daß der Weg nach Abdera zwar lang ist, aber nicht weit. (Heute ist offenbar Tag der Metaphern.)

          Was Broder betrifft, so halte ich ihn übrigens wirklich für einen Hetzer. Aber es ist bezeichnend für das deutsche Journalistenpack, daß sie ihn nicht etwa wegen seiner Parteinahme für Sarrazin oder seines islamophoben Populismus schlachten wollen, sondern dafür, daß er die Wahrheit gesagt hat. Nie ist so einmütig gegen ihn geschrieben worden, und das hat natürlich mit jenem Standesdünkel zu tun, von dem Deniz Yücel in der taz schrieb.

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        • 17. Januar 2013 10:24

          Nun wird es albern, Felix Bartels. Bommarius drohte niemandem, er zeigte lediglich auf – in broderscher Manier – wo dieser überzieht. Es hat nichts mit „Verfolgung“ zu tun, wenn auf ein hohes Maß an Toleranz dem gegenüber hingewiesen wird, der selbst wenig tolerant ist. Nicht wenige Journalisten wären wegen einer broderschen Wortwahl direkt verklagt worden – und das gilt nicht nur im Zusammenhang mit dem Disput zwischen ihm und Augstein. Formulierungen wie „das Luder vom Lerchenberg“ sind bei Broder keine Ausnahme, es ist ein Prinzip – die öffentliche Herabwürdigung von Menschen, die eine andere Auffassung vertreten als er. Das, was Broder hier tut (obwohl man ihm in einzelnen Punkten immer wieder zustimmen muss) hat nichts mit Journalismus zu tun – es ist oftmals reine Agitation, die unterhalb der Grasnabe hervorgekrochen kommt. Und – das ist das Entscheidende – ist rechtlich relevant. Es spricht sehr wohl für den Deutschen Rechtsstaat, dass seine oftmals grenzwertige Schreiberei, die sich direkter Beleidigungen bedient, bislang nicht zu Konsequenzen führte. Es spricht auch für die Angegangenen, dass sie keine Rechtsmittel nutzen, obwohl sie könnten. Hier hat Bommarius einen wichtigen Punkt angesprochen. Falls es Ihnen bislang entgangen sein sollte: Recht gilt für Alle – und das aus gutem Grund. Und Broder ist nun nicht als „Verfolgter“ zu identifizieren, nur, weil jemand anspricht, das auch für ihn Regeln gelten. Das das „Journalistenpack“, wie sie über eine ganze Berufsgruppe allgemein urteilen, gegen Broder schreibt, mag auch damit zu tun haben, dass es Menschen gibt, die irgendwann genug von seinem Radikalismus haben, der sich in voller Absicht auch über geltendes Recht hinwegsetzt. Dabei wäre es ein Leichtes, auch ohne Beleidigungen und überzogene Vergleiche auszukommen.

          Das Sie Fichte in diese Diskussion einbringen, ist übrigens auch nur ein durchschaubarer kleiner „Kunstgriff“. Darauf fällt niemand herein. Broder wird von Bommarius auch nicht als Jude angesprochen, sondern als Journalist, dem allgemein gültige Regeln offenbar völlig egal sind und der damit spielt, dass im Fall einer Kritik Menschen wie Sie daher kommen und die Verfolgten-Nummer ins Spiel bringen.

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        • 17. Januar 2013 11:10

          @metropolenmann: Erstens wird Broder tatsächlich dauernd verklagt. Zweitens ist es ein Unterschied, ob jemand in den Knast gesteckt wird oder ertragen muß, daß gegen ihn polemisiert wird. Ihre beiderlei Intoleranz, die von Ihnen in eins gesetzt wird, ist also völlig verschiedenen Charakters, was selbst jemand von eher überschaubarer Intelligenz hätte bemerken müssen. Drittens habe ich nicht alle Journalisten ein Pack genannt (obwohl dieser Berufsstand wahrlich an Intelligenz nicht reich beschenkt ist), sondern nur das Filzwerk, das da fortwährend am Werk ist und zu dem ich — können Sie soviel Uneinseitigkeit ertragen? — natürlich auch Broder zähle. Viertens haben Sie auch den Sinn meines Fichtebeispiel nicht begriffen. Natürlich war es Ihnen nicht möglich, an der Judenbuche vorbeizugehen, ohne dagegen zu pissen, aber selbst jemand von eher etc. etc. hätte sehen können, daß es nicht spezifisch um Juden ging, sondern um die Art der Äußerung. Das Bsp. täte auch dann was taugen, wenn es, sagen wir: um Zigeuner gegangen wäre. Ich erwarte ja nicht, daß Sie mein Urteil teilen, aber verstanden haben sollten Sie es wenigstens.

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        • 17. Januar 2013 14:44

          Sie scheinen nicht viel besser zu sein als Broder – vorurteilsbehaftet, aggressiv und unverschämt. Sie geilen sich an diesem Beispiel auf, als hätte man „verlangt“, Broder einzusperren. Das hat aber niemand getan. Ihre Beispiele aus dem Urschleim der Geschichte sind einfach nur absurd. Intoleranz – Sie unterscheiden zwischen Polemik und was noch mal? Aber wenn es Ihnen Freude bereitet, „Skandale“ zu konstruieren – nur zu. Mit ihrem Beispiel kann man im Grunde aus jeder Aussage einen feinen Strick drehen. Und wäre dieser Vergleich statthaft (sie vergleichen ja hier Tötung mit Haft – auch schön), wäre es auch jegliches Ressentiment gegen Juden. Sie argumentieren somit auf dem gleichen Niveau wie ein typischer Antisemit. Mein Intellekt lässt es nicht zu, dem zu folgen.

          Ihre Aussagen kurz übersetzt:
          Da droht jemand dem Broder mit Knast <- fail
          Es existiert ein Journalistenfilz <- fail better
          Journalisten sind mit Intelligenz nicht gesegnet – fail stronger

          Ich gratuliere

          PS: Vermutlich sitzen Broder, Blome und Augstein bei einem Bierchen im Tattersall (Charlottenburg, werden Sie nicht kennen) zusammen und klopfen sich auf die Schenkel. Grund genug gäbe es, Sie Intelligenzbestie.

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        • 17. Januar 2013 15:10

          „Mein Intellekt lässt es nicht zu, dem zu folgen.“

          Na, da hätten wir doch mal einen Punkt, auf den wir uns einigen können. Was den Rest betrifft: Immer schön üben.

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        • MEMO permalink
          17. Januar 2013 15:39

          Ich gönne Ihnen ja Ihre Sicht der Dinge.

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      • 17. Januar 2013 23:00

        Stand Fichte nicht für die Differenz von traditionellem Judenhass und modernem Antisemitismus? Ich habe es nicht mehr so richtig im Kopf, aber sagte Fichte nicht sinngemäß er habe ein Recht zu sagen, was und wie er’s denke und sagte nicht das deutsche „Volk“ er hat es auf sich genommen, diese Sätze für uns alle auszusprechen?

        Bommarius ist wie alle anderen Verteidiger nicht in der Lage das SWC mit Argumenten zu widerlegen. Bommarius schreibt: „Die Kritik, die Jakob Augstein regelmäßig an der Politik der israelischen Regierung äußert, ist weder besonders polemisch noch einseitig“! Vermutlich meint die „trostlose Witzfigur“ mit diesem Witz des Jahres „weder einseitig“ zu punkten. Ob Bommarius Augsteins „Freitag“ kennt? Will er keine Villa im Tessin? Aber Bommarius ist nur ein Beispiel von vielen. Der Blick in die zu Recht untergehende Frankfurter Rundschau lohnt nicht. Der Fall Bommarius war ein Ablenkungsmanöver, wie immer.

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  12. 16. Januar 2013 10:13

    Ein lesenswerter Artikel von Deniz Yücel in der TAZ:

    „Darum verteidigen die meisten deutschen Journalisten Augstein, mit geringer Textkenntnis zwar, aber umso größerer Inbrunst. Sie weisen die Kritik des Simon-Wiesenthal-Centers als falsch, maßlos und abstrus zurück und loben sich gegenseitig dafür, diese Anmaßung amerikanischer Juden als falsch, maßlos und abstrus zurückzuweisen. Als noch eine Spur dämlicher als alle anderen erweist sich einmal mehr Spiegel-Online-Kolumnist Jan Fleischhauer. Der war nämlich schon mal bei Augstein zuhause, konnte dort aber nichts Verdächtiges finden, weshalb er Augstein koscher und die Kritik an ihm falsch, maßlos und abstrus findet.“

    „Ebenso ist ein Zeichen von Denkfaulheit – neben dem Standesdünkel wohl der zweite Grund dafür, warum Augstein allenthalben verteidigt wird – anzunehmen, der Antisemitismus habe sich seit Auschwitz nicht gewandelt.

    Das hat er aber. Im zeitgenössischen Antisemitismus hat der Staat Israel den Platz des „Weltjudentums“ eingenommen; „Israel ist der Jude unter den Staaten“, formulierte der russisch-französische Historiker Leon Poliakov bereits vor Jahrzehnten.

    Und bei Augstein findet sich alles, was den zeitgenössischen Antisemitismus ausmacht: Von der manisch-obsessiven Beschäftigung mit Israel bis zu den einseitigen Schuldzuweisungen, die Israel als Weltbrandstifter erscheinen lassen; von einer Allmacht, die Israel (oder der „jüdischen Lobby“ in den USA) unterstellt wird, bis zu Phantasien darüber, an welchen Schweinerei Israel alles beteiligt ist; von Formulierungen, die eine Analogie zwischen der israelischen Politik und dem deutschen Nationalsozialismus assoziieren lassen, über die Behauptung, die Juden trügen selber Schuld am Antisemitismus bis zum Vorwurf, Israel würde Profit aus dem Holocaust schlagen – alles vorgetragen in der Selbstgewissheit, frei von antisemitischen Ressentiments zu sein, überzeugt von einem Menschenrecht auf Israelkritik und formuliert im Gestus desjenigen, der eine unbotmäßige Wahrheit ausspricht und dafür verfolgt wird.“

    http://www.taz.de/!109018/

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  13. wwalkie permalink
    17. Januar 2013 10:25

    @ Felix Bartels

    Über den „inkriminierten“ Satz werden wir uns sicher nicht einig. Gefreut habe ich mich aber über den Hinweis auf Fichte. Sicher haben Sie die formidable Antwort Samuel Aschers auf den damals anonymen Text gelesen, die nach wie vor hochaktuell ist.

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    • 17. Januar 2013 10:43

      Klar, habe ich die gelesen. Ich habe sie sogar ediert (http://www.vat-mainz.de/autoren/ascher-saul.php)

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      • wwalkie permalink
        17. Januar 2013 11:08

        Dafür vielen Dank und Respekt! Ich habe den ersten Band schon öfters gut gebraucht und freue mich auf den vierten!

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        • 17. Januar 2013 11:14

          Danke für die Blumen. Es wird nur einen zweiten geben. 3 und 4 geben nicht genug her für einen Band, so werden sie zusammen mit 2 in einen gezogen (die Angaben auf der Webseite sind also nicht mehr aktuell). Die Arbeit beginnt noch dieses Jahr. Für Band 1 habe ca. 3 Monate gebraucht. Aber damals konnte ich Vollzeit arbeiten, und Band 2 wird zudem schwieriger.

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        • 17. Januar 2013 23:40

          Über die Diskussion des ‚inkriminierten Satzes‘ bin ich wirklich sehr traurig. PS: Es ist wie die Fehldeutung der Kalaschnikoff im Emblem der RAF, die dann doch ein tolles deutsches Gewehr im Revoluzzeremblem von Heckler&Koch war. N.b.: Die G3 hab ich erfolgreich geschossen, Kompaniebester Waffenvirtuose. Jürgen Pommorin bzw. Leo P. Ard sei dank. Grafit Verlag.

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        • 18. Januar 2013 15:00

          Nach dem Dylan-Motto „Don`t criticize what you can’t understand“ war ich auch bei diesem „Verein“, habe folglich auch die G3 geschossen, aber mit weit weniger Ambitionen!
          Wir schmissen sie in der Nacht der „Mun-Wache“ gesichert vom Wachturm, um zu sehen, welche am tiefsten im Schlamm steckten bleibt. Dass mit diesen G3s nichts mehr zu treffen war, versteht sich von selbst!

          lg LL

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        • 18. Januar 2013 21:39

          Das Buch von Pommorin aus dem Werkkreisverlag Dortmund hieß „Wehrt Euch, Kameraden!“ (meine Amibtion) und war 1980 der einzige Text, der für Linke Mut machte, die Waffen des Feindes kennenzulernen. Die anderen schlurften esoterisch in die Friedensbewegung.

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        • 18. Januar 2013 21:43

          Ach so: Für den guten Schützen in mir ist weniger die Bundeswehr verantwortlich als der private Schießstand meiner Tante, mehrmalige Luftgewehrmeisterin Niedersachsens, die mich immer üben ließ …

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  14. 17. Januar 2013 19:50

    Banalisierung – Polemisierung – Auseinandervereinigung. Der alte simple dialektische Dreischritt der kursbuchfesten Freibeuter, die noch ohne Netz in auch konkreten Debatten schwammen. – – – „Ich gehe davon aus“ (alte WG-Phrase), daß hier, in der mit guten Gründen gegründeten Mission Impossible, alles auch scharf gewürzt, aber ohne die Einnahme der letzten, höchsten Stufe der markanten Currywurstbuden diskutiert werden kann. Denn die Stufen 6 und 7 sind, wenigstens in Münster, Hammer Straße, wirklich nicht für alle ungefährlich. Die Clemens-Klinik steht deshalb nebenan.
    Die Debatte ist da, es geht ausgehend vom und am Beispiel des Journalisten Augstein (vornehmlich SPON) um den Antisemitismus im deutschen Journalismus, sozusagen was sagbar ist übers fortwesende Unfaßbare; um den 15%+ antisemitischen Bodensatz im gedenktümelnden Deutschland; Journalist Broder hat als erster überregional vernehmbar gegengeredet, es geht hier auch darum, daß ein Blogger das nun seit drei Jahren verfolgt und dokumentiert hat, mit Mitstreitern, weil ein & derselbe Journalist als Verleger vielfache antisemitische Meinungsäußerungen seiner Communityblogger stehen ließ in seinem erworbenen Freitag, einem inzwischen West-Ost-Blatt mit linker und antifaschistischer Tradition, wo dieser Blogger eine zeitlang, einige eigene sieben gute Blogs lang, vehemente Gegenrede erhielt ohne jede Zusprache, weil er u.a. dokumentierte, daß es einen linken Antisemitismus gibt, daß Leute, die sich als links begreifen, antisemitisch schreiben, formulieren und das auch gegen gute Einwände so weitermachen. (Aktuell etwa Netzmann)
    Dieser Blogger konnte seine Erfahrungen auf ‚Ach gut‘; Broders Achse des Guten, in einem Gastbeitrag ausführen, nur etwas später formulierte Rainer Trampert in seinem bevorzugten politischen Magazin eine Analyse Augsteinscher Kolumnen, die seine Invektiven im Freitrag nachhaltig unterstrich. – Die umfassende DEBATTE war aber erst gegeben, als das Simon-Wiesenthal-Center die Listung der antisemitischen Haßreden und Reflektionslosigkeiten für das Jahr 2012 veröffentlichte. Aus der Perspektive der politischen Arbeit der Mission Impossible ist das ein Erfolg: Öffentlichkeit herstellen, Diskussion anstacheln, Wissen geben. Nicht nachlassen. Und das hat die MI in diesem Debattenthema wirklich getan. – – –
    Der Beiträge im Medienwald gibt es nun (17.1.13) viele, und es ist leicht zu erraten, daß ich als prinzipieller Mi-Supporter die Dschungelwelt ganz konkret bevorzuge, die ja auch noch einen von Chlodwig Poth beauftragten Gärtner hat. – Was nun (für mich) als Gegner von Personifizierungen zählt, ist die ewige, in alle Ewigkeit weisende Benennung, die Identifizierung von diesem und jenem Schreiber als … oder … | Mich interessieren Texte, ich lese, und ich lese daraus: etwas. Es gibt Texte, die sind sehr unbeholfen, und sie meinen doch etwas humanes; es gibt geschliffene Rede, und sie ist doch nur geschminkt auf den läufigen Meinungsmarkt. Textkritik ist human, Identifizierung ist Stillstand.
    Zuletzt ging es hier um Bommarius, seine Rechtsstaatsmetapher mit Broder, und ich muß sagen, ich fand´s beim ersten Lesen nicht gelungen, weil das Sprachbild eben – wie Felix Bartels oben formulierte – blank aufs Bild des Eintütens, des Wegsperrens, des kurzen Prosses geht, aber im Kontext des ganzen Bommariusartikel konnte ich das hinnehmen und lesen als einen reflektierten Debattenbeitrag. Und: darum geht es ja, um diese auch klitzekleinsten Formulierungen. – Wenn Augstein ein bisserl mehr wüßte, um Geschichte etwa, ein bisserl mehr wüßte um sprachliche, sprachhistorische Bedeutungen, um – wahrscheinlich sein wabernder Jargon – ‚Befindlichkeiten‘, dann wäre er durchaus in der Lage, eine ‚konstruktive‘ Kritik der aktuellen Politik Israels zu formulieren. – Aber warum will er das überhaupt? Was treibt ihn zu einem Land, wo er nie war? Wo ist denn seine Haustür?

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    • wwalkie permalink
      18. Januar 2013 09:20

      „Wo ist seine Haustür?“ ist eine sehr gute Frage, Rainer Kühn. Nicht in dem Sinne, dass vor derselben „gekehrt“ werden solle – um Gottes Willen! -, sondern dass man seinen Blick schärft, vom Nahen zum Ferneren. Konkret (hmm): Augstein spricht in einem kurzen Kommentar von „Imperialismus“. Es fehlt in den neueren Diskussionen fast völlig die good old marxistische Perspektive. Die gilt es auf der Höhe der Zeit zu „revidieren“ – und die Utopie sowieso.

      Nebenbei, fidelche: sich über den Tod der Frankfurter Rundschau zu freuen, ist einfach und undialektisch.

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    • 18. Januar 2013 11:13

      Antisemitismus und Nationalismus sind nicht unbedingt Bestandteil marxistischer Lehre. Spätestens seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist das antiimperialistische Weltbild überholt. Das antiimperialistische Weltbild taugte auch 1982 nicht zur Erklärung des Nahostkonfliktes, was Jean Améry bereits 1969 wußte.

      Als Martin Walser 1998 in der Paulskirche gegen „Auschwitz“ als „Moralkeule“ agitierte war es Ignatz Bubis der von „geistiger Brandstiftung“ sprach. Bubis befand sich damals so sehr in der Minderheit, wie Augstein heute die Mehrheit hinter sich hat. Die Massen folgen offenbar gerne ihren „geistigen Brandstiftern“.

      Es ist nicht harmlos die Protokolle der Weisen von Zion neu aufzulegen. Die Juden führen die Welt nicht am Gängelband. Israel ist nicht die größte Gefahr für den Weltfrieden. Es gibt ebenso wenig Belege dafür dass Israel die dänischen Mohammed-Karikaturen initiiert hat, wie es keine Belege dafür gibt, dass Israel für die Toten von Bengasi und Sanaa verantwortlich zu machen ist. Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden. Teheran hat mehrmals die Vernichtung Israels angedroht. Es handelt sich nicht um einen Übersetzungsfehler wie Augstein öffentlich erklärte. Es ist ermüdend immer wieder diese Ungeheuerlichkeiten heraus zu kramen und die Verteidiger Augsteins sehen blind darüber hinweg.

      Matthias Küntzel schreibt in seinem lesenswerten Artikel: „Wenn Jerusalem anruft, beugt sich Berlin dessen Willen“, behauptet Jakob Augstein und bringt damit nicht nur jüdische Strippenzieher ins Spiel, die „unsere“ Politik klammheimlich bestimmen. Gleichzeitig wird mit dem Verb „sich beugen“ das Bild des „Erfüllungspolitikers“ evoziert: Der Jude kommandiert, der Deutsche kuscht. Das ist nicht, wie Augstein seine Spiegel-Rubriken überschreibt, „Im Zweifel links“, sondern im Zweifel rechtsradikal.“ Nachdem, was Augstein im Gespräch mit Graumann gesagt hat, wird er so weitermachen wie bisher.

      Stimmt, wwalkie sich über das Verschwinden der Frankfurter Rundschau zu freuen ist genauso undialektisch wie sich über den erhofften Abstieg von Schalke 04 zu amüsieren. Sie werden es mir hoffentlich verzeihen.

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    • MEMO permalink
      18. Januar 2013 12:21

      Ein wenig Beschäftigung mit Geografie und Strategie bringt sehr schnell zum Vorschein, dass die eigene Haustüre ziemlich weit gefasst werden kann. Israel, bzw. der Nahe Osten, liegt im 21. Jahrhundert vor unserer Haustüre. Das ist nicht mehr der ferne Orient, der uns nichts angehen muss – schon lange nicht mehr.

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    • 18. Januar 2013 16:46

      Dialektisch ist es übrigens die USA für ihren Agent-Orange-Bombenkrieg in Vietnam, der von deutschem Boden koordiniert und von deutschen Politikern unterstützt wurde, scharf zu kritisieren und die USA für ihre von Deutschland torpedierten Hilfslieferungen zur selben Zeit an Israel, also während des Jom-Kippur-Krieges, als Israel kurz vor der arabischen Endlösung stand zu preisen.

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    • 18. Januar 2013 21:23

      Klar, stimmt, vor der Haustür liegt sofort die ganze Welt. Globalisierung. Marx. Imperialismus. Coca Cola. Kriege. Burger King. – Viel verlustig ist der heutigen Linken die marxsche Analyse, viel zu idealistisch-ideologisch drängt Kritik von links wieder in Freund-Feindbestimmungen á la Huntington. ‚Wir gut – die böse‘. Kulturen stehen auf einmal ganz undialektisch, a-marxistisch, gegeneinander. Hier Wahrheit – dort Hölle. – Und dann auch noch diese kritische Theorie, die an freudscher Psychoanalyse festhält, als gesellschaftskritikrelevant! – – – Kurz: Die Linke ist derzeit nicht auf der Höhe ihrer gegebenen Möglichkeiten, weil die Kräfteverhältnisse nicht so sind. Und schlimmer soll es wegen mir auch nicht werden, weil daraus das Bessere nicht notwendig folgt, solange ein großer Anteil der Rationalität die Irrationalität ist.
      Augstein? Bediente alle antisemitischen Klischees. Als Antisemit ihn deshalb identifizierend hindefinieren? Ich zögere sehr, wenn ich bedenke, wie dieses Wort in verschiedensten Kontexten funktioniert.

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  15. 17. Januar 2013 23:14

    „Symptomatisch für Antisemitismusdebatten in Deutschland ist, dass es meist Juden sind, die die Verunglimpfungen Israels und Ressentiments gegen Juden ans Tageslicht zerren: Bubis, Friedman, Broder oder jetzt das Wiesenthal Center. Man kennt sie, die Alarmsirenen der Nation, wundert sich, weshalb es immer dieselben sind, und bekommt als Jude in Deutschland spätestens dann jenes Übelkeitsgefühl in der Magengrube, bei dem man sich fragt, ob man noch im richtigen Lande lebt, wenn die jüdischen Kritiker für ihre Kritik kritisiert werden: Der Jude ist auf einmal nicht nur schuld am Antisemitismus, er befördert ihn offenbar auch noch, indem er ihn zu bekämpfen versucht. Gleiches Schema übrigens gilt für Israel, das, der Logik seiner Kritiker folgend, den Hass auf sich verstärkt, weil es sich gegen die Angriffe seiner islamistischen Nachbarn wehrt.“

    Leeor Engländer über die deutsche Debatte

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    • 17. Januar 2013 23:19

      Fußball: Die Ultras machen überhaupt die Diskussion! Pro Pyro! Pro Stehplatz!

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    • 17. Januar 2013 23:26

      „ist, dass es meist Juden sind, die die Verunglimpfungen Israels und Ressentiments gegen Juden ans Tageslicht zerren“: Wer sowas schreibt, denkt kategorial falsch. Denkt einfach falsch. Und wird nie die Realität ändern. Sondern sie ewig bestätigen.

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      • 18. Januar 2013 14:57

        Ich finde es schon eine spannende Frage, ob die Kritik an Augstein nun angebracht oder nicht angebracht ist? Nur wenn diese nicht abgebracht wäre, würden doch ggf. die Augstein-Kritiker, vornehmlich Juden, wie Engländer behauptet, zu Recht kritisiert, oder? Andernfalls trifft doch genau das von Engländer aufgezeigte Dilemma zu, dass die Augstein-Kritiker durch ihr berechtigtes Aufzeigen von Antisemitismus, zu Unrecht der Forcierung von Antisemitismus verantwortlich gemacht werden!

        Ich gehe mal davon aus, Du kritisierst die Art der Kritik, das bloße Aufzeigen, die bloße Feststellung, die Dir zu wenig Lösung anbahnt, oder? Wobei die Benennung eines Problems doch zumindest ein erster Schritt in einer Kritik ist, oder? Noch interessanter aber wäre, wenn Du aufzeigen könntest, wie die (richtige) Kritik auszusehen hätte und besonders, wie die Realität des Antisemitismus in Deutschland zu ändern ist!

        lg LL

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      • 18. Januar 2013 22:29

        Ich bin Germnanist, LL, hatte aber auch in Neuerer Geschichte eine Prüfung, wo es um das Frankfurter Institut für Sozialforschung ging. Mein damaliger Prüfer ist heute C4-Historiker in Marburg. Er fragte immer zwischendurch: Was waren das denn für Leute? Ich sagte immer so etwas wie Intellektuelle, Linke, durchaus Begüterte auch. Das aber wollte er überhaupt nicht wissen. Er wollte hören, daß es ein jüdisches Milieu war. – – – Das aber hat mich am IfS überhaupt nicht interessiert, die soziologisch-bürgerliche Frage, sondern die Erkenntnis und die Individuen. – – – Verstehst?

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        • hagenschumacher permalink
          19. Januar 2013 20:53

          Die ‚Gefällt-mir-Gefällt-mir-nicht-Klicks sind ja mal bezeichnend für die Leser hier. Folgen & Klicken statt denken und lesen. Hahaha.

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      • 19. Januar 2013 20:47

        Hallo Rainer, ich entnehme Deiner „Antwort“, dass Dich damals nur Erkenntnis und Individuen interessierten. Und heute? Erkenntnisse z.B. über die Verbreitung von Antisemitismus in Deutschland oder Individuen wie z.B. Augstein? Nein, es ist, zumindest für mich, keine nachvollziehbare Antwort auf die o.g. Fragen, ich muss noch mal nachhaken: Warum jemand, der so was (wie Engländer) schreibt, kategorial falsch denkt, einfach falsch denkt und er nie die Realität ändern, sondern sie ewig bestätigen wird? Könntest Du diese Deine Aussagen konkretisieren, um sie verständlicher, transparenter und rekonstruktabel zu machen?

        lg LL

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        • 19. Januar 2013 21:08

          Du kannst meine Antwort ruhig als „Antwort“ denunzieren, es tut nichts daran, daß Leeor Engländer eine nationale, fast profaschischtische Antwort geschrieben hat, die hier zustimmend von Fidelche aufgenommen wird. – Mal drüber nachdenken, und: Mittelfinger!

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        • 19. Januar 2013 22:40

          Also „fast postfaschistisch“, das WARUM fehlt allerdings immer noch. Warum fällt es Dir so schwer das genauer zu er-KLÄREN. Der Mittelfinger war überflüssig!

          Immer noch lg LL

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        • 19. Januar 2013 23:04

          Guter LL, ich lese dort oben: dass es meist Juden sind, ich lese die als Alarmsirenen der Nation, jedenfalls als Juden in Deutschland; dann kommen noch die jüdischen Kritiker und die Juden in Deutschland. – – –
          Wenn hier schon alles Falsche kategorial durcheinandergeht, warum kommt dann nicht noch dieses dämliche SA-Lied-Zitat, wo das Judenblut mal wieder vom Messer spritzt. – Mir evoziert so ein Text wir oben, oder auch die permanente Zitierung des SA-Zitats durch Broder und noch mehr durch Adepten, Übelkeit.
          In solchen Äußerungen fehlt nicht nur Marx, gar kritische Theorie, oder universelle Moral, sondern zuerst ein klarer Abstand von Rasse, Klasse und Nation.

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        • MEMO permalink
          20. Januar 2013 11:46

          „..sondern zuerst ein klarer Abstand von Rasse, Klasse und Nation.“ <- !!!

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        • 20. Januar 2013 11:55

          Die Friedmann-Möllemann-Debatte scheint auch vergessen zu sein. Der Jud ist schuld, wer sonst? Deutschland im Jahre 2013!

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  16. 18. Januar 2013 21:47

    Hart erkämpfter Mindestlohn

    Nur weil mein Wort ich nicht erhebe, zu deduzieren, ich wär` nicht hier,
    zu meinen, weil ich nicht erbebe , ich säh `s nicht, das Geschmier,
    das wäre völlig fehlgeschlossen,
    ich sah es alles, hab `s genossen,
    wie Jakob sich so unentwegt,
    für `s Etikett ins Zeug gelegt
    mit Wisch und liederlichem Schriftstück,
    die Juden seien `s Unglück,
    rollt er nun auf das Abstellgleis,
    vom SWC hat er den Preis.

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    • 19. Januar 2013 09:57

      Es ist dieser eine Satz, hinter den wir künftig nicht mehr zurückkommen: “Rollt er nun auf das Abstellgleis, vom SWC hat er den Preis“ Dieser Satz hat einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Linker ihn sagt, ein Schriftsteller, ein Doktor, weil Dr. Boedele ihn sagt. Darin liegt ein Einschnitt. Dafür muss man Dr. Boedele danken. Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für die Linke auszusprechen.

      Wunderbar Dr. Boedele, dass sie sich endlich mal wieder zu Wort melden.

      Beste Grüße
      M.B.

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      • 19. Januar 2013 18:41

        Literatur! Ab dem Zitat. – Echt stark! (Daumen hoch No. 9)

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      • 20. Januar 2013 11:53

        Die Verteidiger Augsteins mit den stumpfen Waffen ihres Idols zu schlagen ist eine gute Idee Breitenberger.

        Momentan denke ich über Augsteins Behauptung „Wenn Jerusalem anruft, beugt sich Berlin dessen Willen“ nach. Wie denken die im Zweifel rechtsradikalen Verteidiger Augsteins darüber? Können wir hinter diesen einen Satz auch nicht mehr zurückkommen? In der Phantasie der Augstein-Verteidiger müssen die Juden ganz schön viel Macht haben. Nur ein Anruf und schon kuscht die deutsche Regierung, immerhin die Regierung des Exportweltmeisters. Verdammt, jetzt fällt mir nicht mehr ein wie Adorno solche Ansichten beschrieben hat.

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      • 22. Januar 2013 16:32

        Im dem Spiegel Streitgespräch mit Dieter Graumann vom Zentralrat der Juden hat der Jakob Augstein nochmal nachgelegt: Israel habe er noch nie besucht, aber, so Augstein weiter, er „wäre in den Zeiten der Apartheid auch nicht nach Südafrika gefahren“.

        Wat wohl seine Verteidiger dazu sagen?
        Nix, wat sonst, höchstens die Oberschenkel reiben.
        Mannomann. Mit so Leuten würd ich kein Schnäpsken zwitschern.

        Euer Erwin

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      • 22. Januar 2013 18:34

        Ja Erwin, vom „Apartheidstaat Israel“ hörte Augstein von seinen Reservisten des „Freitags“, die haben das praktisch jeden Tag geschrieben.

        Ich habe mir grad vorhin nochmal seinen legendären U-Boot-Artikel angesehen: Von „Israel bekommt das, was es will. Und dafür muss Israel nicht einmal zahlen“ über „Denn wenn es um Israel geht, gilt keine Regel mehr: Politik, Recht, Ökonomie – wenn Jerusalem anruft, beugt sich Berlin dessen Willen“ über „Die Regeln der guten Haushaltspolitik und der marktwirtschaftlichen Ordnung, auf die sich die Merkel-Regierung gerne beruft, sind außer Kraft gesetzt. Pech für die Schlecker-Frauen: Mit Putzmitteln und Körperpflegeprodukten lässt sich kein Krieg führen“ bis „Als die Israelis mit dem Lachen fertig waren, haben sie die palästinensischen Steuergelder freigegeben. Das war’s.“

        „Kritischer Journalismus“ sagen die im Zweifel rechtsradikalen oder debilen „Friedensfreunde“ dazu heute. Mit solchen Leuten würde ich nicht mal ein Weißbier trinken. Noch drei Tage bis zur Februar-Konkret.

        Viele Grüße nach Wanne Eickel und grüß mir bitte auch die Erna

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    • 19. Januar 2013 20:49

      Lieber Boedele,

      schön, dass Du Dich wieder zu Wort meldest und gleich mit einem epochemachenden Gedicht. 😉 Ja, so könnte man sagen, „…vom SWC hat er den Preis“, den nicht unverdienten! Lieber Boedele, es muss eine Grenze für antisemitische Äußerungen gezogen werden, damit jeder weiß…so etwas ist KEIN kritischer Journalismus sondern Antisemitismus. Schön, dass Du mithilfst, dazu beizutragen!

      lg LL

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  17. 20. Januar 2013 20:19

    Liebe Freude, Breitenberger, Rainer Kühn, fidelche und Louis, die Eloge ist angekommen. Ich hoffe, es wurde richtig exegiert, eben nur ein Gaudium mit wahrem Kern. Euren allzuhohen Erwartungen werde ich leider nicht gerecht werden können, da ich mich nur kurz mal wieder melden wollte, da ich künftig nicht beabsichtige in der Intensität Eurer vorbildlichen Emphase zu intervenieren. Doch auch „offline“ bin ich gedanklich bei Euch, insbesondere wenn der presselandschaftliche Blick die Misere zeigt. Nur eine Minderzahl erkennt Augsteins antisemitische Darbietungen als solche. Und dann heute noch das Zulegen der FDP in Niedersachsen, na, mal abwarten – haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh.

    Beste Grüße

    dr.b

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    • 21. Januar 2013 11:34

      Sehr richtig Dr. Boedele, das alte Motto von Andreas Brehme hat einen wahren Kern, wenngleich ich weder mit den Anhängern Augsteins noch mit der CDU in Niedersachsen tauschen möchte. Alles hat auch seine guten Seiten. Wie sagte doch so schön Laotse vor vielen Tagen: „Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt.“

      Ich denke oft schmunzelnd an ihren legendären Beweis der Nichtexistenz Gottes in Augsteins religiöser und judenfeindlicher Community zurück. Was haben wir damals gelacht.

      Ihr Breitenberger

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  18. 24. Januar 2013 17:21

    Die linke Monatszeitschrift Konkret sprach mit Henryk Broder über den Umstand, dass Jakob Augstein vom SWC in die Top Ten der „Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs 2012“ aufgenommen wurde (Auszüge):

    Broder: Unser Bild vom Antisemiten ist natürlich stark vom »Dritten Reich« geprägt. Diese Bilder kommen wieder hoch, wenn wir die NPD-Aufmärsche sehen. Das sind jedoch alles Schatten der Vergangenheit, das ist rückwärtsgewandter, regressiver Antisemitismus. Augstein ist ein progressiver Antisemit. Das, was er macht, weist in die Zukunft. Er ist ein Propagandahelfer von Ahmadinedschad. Der iranische Präsident sagt, daß Israel ein Krebsgeschwür ist, und Augstein sagt, daß Israel eine Weltkriegsgefahr darstellt. Das ergänzt sich prächtig. Der altmodische Antisemit will das »Dritte Reich« rehabilitieren, und der moderne Antisemit bereitet der nächsten Katastrophe den Weg.

    konkret: Ist mit der Debatte eine neue Qualität erreicht?

    Broder: Ja. Es geht jetzt nicht mehr um diese ganzen deutschen Rituale: »Nie wieder!« und »Wehret den Anfängen!«. Das ist alles passe. Man muß in diesem Land nichts dafür tun, daß Auschwitz sich nicht wiederholt. Auschwitz wird sich nicht wiederholen, auch etwas Ähnliches wird sich in Europa nicht wiederholen. Meine Befürchtung ist aber, daß die nächste Katastrophe im Nahen Osten stattfinden könnte. Und die wird arbeitsteilig vorbereitet, von Ahmadinedschad auf der einen und Augstein und Kollegen auf der anderen Seite.

    konkret: Aber es will kaum jemand verstehen, was antisemitisch daran sein soll, Israel für die Übel der Welt verantwortlich zu machen.

    Broder: Das ist der Antisemitismus des Superlativs. »Die Juden sind unser Unglück!« war gestern. Heute heißt es: »Israel ist das Unglück der Welt!« Das ist die Botschaft, die Grass und Augstein verbreiten. Und nicht nur die. Wissen Sie, ich bekomme erstaunlich viele positive Reaktionen von den sogenannten einfachen Leuten. Die kapieren das. Seit einigen Jahren steigt meine Achtung vor dem »dummen« Deutschen, und zugleich steigt meine Verachtung für den »klugen« Deutschen. Nehmen Sie nur die Stellungnahme von Michael Konken vom Deutschen Journalistenverband. Der hat sich hinter Augstein gestellt und erklärt, angesichts der deutschen Geschichte und des Holocaust hätten wir nun eine ganz besondere Verantwortung: »Dieser Verantwortung kann aber nur gerecht werden, wer sich kritisch mit der Politik und den Entwicklungen im Nahen Osten auseinandersetzt.«

    konkret: Gehört der jetzt zu den klugen oder zu den dummen Deutschen?

    Broder: Der gehört zur deutschen Intelligenz. Und da lautet der Common sense: Unsere Geschichte hat uns dazu verurteilt, uns um den Nahen Osten zu kümmern. Nicht etwa darum, Morde in Sachsen oder Thüringen zu verhindern oder aufzuklären! Wir sind für die Opfer der Opfer, die Palästinenser, zuständig. Wolfgang Pohrt hat vor Jahren dazu das Richtige gesagt: Die Deutschen haben es sich zur Aufgabe gemacht, darauf zu achten, daß die Juden nicht rückfällig werden.

    konkret: Vermissen Sie jemanden auf der Liste des Wiesenthal-Centers?

    Broder: Ich finde solche Listen im Prinzip albern. Aber sie sorgen für eine Aufregung, die der Diskussion zugute kommt. Was mich interessiert, ist das Prinzip der Arbeitsteilung unter den Antisemiten. Die einen leugnen den letzten Holocaust, die anderen bereiten den nächsten vor. Natürlich ist mir klar, daß Ahmadinedschad eine andere Nummer ist als Augstein es je sein wird, aber wenn es darum geht, den Drogenhandel zu bekämpfen, muß man sich sowohl die Groß- wie auch die Einzelhändler vornehmen. Ahmadinedschad ist der Grossist, Augstein betreibt einen Stand auf der Kirmes der deutschen Geschichte.

    aus: Konkret 2/2013 – Seite 3

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    • 24. Januar 2013 20:41

      Wo er aus meiner Sicht recht hat: Der neue Antisemitismus wird zu wenig wahrgenommen.

      Seinen Satz “Seit einigen Jahren steigt meine Achtung vor dem »dummen« Deutschen, und zugleich steigt meine Verachtung für den »klugen« Deutschen.” halte ich für eine sujektive und unzulässige Pauschalisierung.

      Die allgemein mangelnde Wahrnehmung ist vermutlich weder spezifisch intelligent, noch spezifisch dumm. Nur eine allgemeine, aber nicht neue, eher von Horkheimer vorausgesagte “Wahrnehmungsschwäche”, die naturgemäß und dummerweise noch steigerbar ist, insbesondere dann, wenn man so etwas, wie das von Augstein, nachlässig als kritischen Journalismus durchrutschen lässt. Um genaueres sagen zu können, müsste das Phänomen untersucht werden. Aber von wem? Von einem an déformation professionelle leidenden Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA)?

      lg LL

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    • 24. Januar 2013 21:54

      Nach seinen Eingangsworten, daß das Nachleben des Drecks i n der Demokratie bedrohlicher ist als das Stümpern des interessegeleiteten Staates etwa gegen eine NSU, schreibt Adorno: „Jedenfalls haben die dezidierten Feinde des historischen Nationalsozialismus f r ü h z e i t i g sehr genau Bescheid gewußt.“ – Die moderaten Freunde des „kritischen Journalismus“ scheinen auch heute n i c h t Bescheid zu wissen zu wollen. Jedenfalls nicht so, wie das SWC in der Außenperspektive. Oder wie in der Debatte hierzulande eben Henryk M. Broder.
      „Augstein betreibt einen Stand auf der Kirmes“ (Broder). Kirmesunfälle, auch schwere, kann jeder schon mal googlen.

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    • wwalkie permalink
      25. Januar 2013 11:22

      Schade. Ich hatte eine fundierte kritisch-materialistische Analyse erwartet. Stattdessen dieses Interview, wobei leider weder Interviewer noch Zeitpunkt des Gesprächs konkretisiert werden. Es ist wohl das Elend von konkret: früher hatte jede neue Ausgabe für viele Leser Eventcharakter.Man fand Neues oder Altes materialistisch interpretiert. Heute gibt es fast nur déjà-lus.

      A propos. Da schreibt Gremliza in seiner guten Kolumne doch tatsächlich:

      „Es gehört zu den größten der Weltwunder, daß die Väter dieser Menschenschinder, die Schröders, Steinmeiers und Riesters, ungeschoren über die Straße kommen.“ Wo habe ich nur eine ähnliche Formulierung schon einmal gelesen? Allerdings weniger harsch formuliert.

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      • 25. Januar 2013 13:20

        Nette Retour. Aber klar, natürlich gilt auch für diese Aussage, was ich über Bommarius geschrieben habe. Das Bild, das dadurch in die Vorstellung gebracht wird, besitzt einen verhohlenen Drohcharakter, nämlich dadurch, daß es überhaupt aufgestellt wird. Und auch hier kann sich der Sprechende von der Vorstellung, die er evoziert, distanzieren und sich zugleich auf ihre (von ihm beabsichtigte) Wirkung verlassen.

        Unterschiede kann man freilich feststellen. Broder ist bloß ein Polemiker, die Sozialdemokraten (Schröder usf.) haben dagegen mit ihrer Politik Millionen von Menschen an den Rand der Existenz gebracht. Sich darüber zu er so wenig gewaltbereit sind,wundern, daß Millionen Hartz-IV-Empfäng ist natürlich nochmal etwas anderes als z.B. die Vorstellung, daß es im Grunde eine noble Geste des bundesdeutschen Rechtsstaats (ich benutze diese Idiotemterminologie nicht selbst, sondern referiere Bommarius) ist, einen unbequemen Schreiber nicht in den Kerker zu sperren. Aber ich will nicht kleinlich sein. Strukturell sind die Äußerungen von Bommarius und Gremliza ganz ähnlich. Ich denke, da haben wir keine Meinungsverschiedenheit.

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        • 25. Januar 2013 13:29

          „Sich darüber zu wundern, daß Millionen Hartz-IV-Empfänger so wenig gewaltbereit sind“

          muß es natürlich heißen.

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      • 25. Januar 2013 14:47

        Vielleicht kommt in der nächsten Konkret eine „fundierte kritisch-materialistische Analyse“, wwalkie. Ich vermute die Diskussion um Augsteins Antisemitismus wird so schnell nicht einschlafen.

        Strukturell sind die Aussagen von Gremliza und Bommarius sicherlich vergleichbar. Zu den Unterschieden schrieb bereits Felix Bartels das Nötige. Ergänzend füge ich hinzu, während die Grundaussage Gremlizas zutrifft verteidigt Bommarius unfundiert antisemitische Aussagen.

        Das „Denksystem Bommarius“ erinnert mich an das „Denksystem des „Freitags“. Antisemitismus darf nicht kritisiert werden und was Antisemitismus ist, bestimmen Bommarius, Augstein und Co. (ohne Argument und ohne Definition).

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      • 26. Januar 2013 21:06

        wwalkie, Du hast völlig recht mit der Zusammen- statt Entgegenstellung: der zitierte Satz Gremlizas ist dem disktuierten von Brommarius fast gleichzustellen, formal immerhin vollends. – Ich möchte aber Dir und mir den guten Peter Hacks zitieren, der dem geschätzten Gremliza vor vielen Jahren schrieb: „Ich frage mich höchstens, warum seinen Leitartikeln immer dieses linke Sektenblatt beigelegt wird.“ (Peter Hacks, Hermann der Deutsche, in: HLG. Dichter & Prawda. Dem ‚konkret‘-Verleger Hermann L. Gremliza zum Fünfzigsten, o.O.: Verlag 20. November 1990, S.12)

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        • 26. Januar 2013 21:17

          Und Du formulierst oben: „Es ist wohl das Elend von konkret: früher hatte jede neue Ausgabe für viele Leser Eventcharakter.“ – Genau so ist es, und war es auch bei mir, und es war der Konkret-Rezensent Matthias Altenburg, der vor 1990, bevor er sich vom Kritiker zum Schriftsteller beförderte, schrieb: ‚Wer am Wochenende ihres Erscheinens die neue Konkret noch nicht durchgelesen hat, gehört zu den unzuverlässigen anderen.‘ – Das genaue Zitat finde ich gerade nicht, aber da ich die Gesamtwerke zu beiden auf dem Regal habe, bemühe ich mich, es zeitnah (so der Neusprech) nachzureichen.

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        • 27. Januar 2013 11:37

          Allerdings ist Hacks, soweit es Konkret betrifft, kein sehr guter Zeuge. Seine Gremliza-Kritik ist brillant und gut geschrieben, aber trotz der Begabung ihres Urhebers ist sie kaum mehr als eine Ansammlung von Vorurteilen.

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      • Der Bassist permalink
        26. Januar 2013 23:45

        Hallo Wwalkie, 9 mal rauf, 10 mal runter (26.1.13 23:38) – in solchem Ranking kann ich hier – in diesem eindeutigen Fall – ein sattes g ö t t l i c h e s Klickverhalten der Leser ersehen. Du kratzt hier an Göttern, Du oller Aufklärer, Du. – Nachher stellt sich heraus, daß e i n e Zeitschrift e i n e n Herausgeber hat. Wie andere eben auch …

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    • 25. Januar 2013 12:23

      „Unsere Geschichte hat uns dazu verurteilt, uns um den Nahen Osten zu kümmern. Nicht etwa darum, Morde in Sachsen oder Thüringen zu verhindern oder aufzuklären!“

      Das ist ein (leider) ganz normaler Vorgang. Die NSU ist zu nah am heute doch geheilten Deutschland. Es ist unangenehm, sich Gruppierungen wie dieser stellen zu müssen und die Aufklärung darüber (so sie unvoreingenommen geschieht) bringt eben diesen „hässlichen Deutschen“ hervor, den man nicht mehr wahrhaben möchte. Gleichwohl gibt es ihn, wie es auch den „hässlichen Franzosen, Italiener, etc.“ gibt. Da ist es leichter, sich über die Zustände im Nahen Osten zu echauffieren, mit der Annahme, man könne es aufgrund der eigenen Vergangenheit beurteilen. Doch auch in diesem Zusammenhang, wie bei der NSU, verkennt oder ignoriert man einen Teil der Hintergründe/Zusammenhänge, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

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    • 25. Januar 2013 14:08

      Die Rede vom dummen/klugen Deutschen ist vermutlich Broders Humor geschuldet, Louis. Ähnliches meint auch Lütkebohmert wenn er schreibt, um den Antisemitismus von Augstein und Co. zu erkennen braucht’s kein Abitur.

      Ich stimme dem von Konkret interviewten Broder ausdrücklich zu wenn er sagt, Augstein und Co. sind die Propagandahelfer von Ahmadinedschad. Der iranische Präsident sagt, dass Israel ein Krebsgeschwür ist, und Augstein sagt, dass Israel eine Weltkriegsgefahr darstellt. Die deutschen Antisemiten um Augstein und Grass bereiten der nächsten Katastrophe den Weg. Augstein und Co. haben es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, darauf zu achten, dass die Juden nicht rückfällig werden. Wie sonst wäre ihre judenfeindliche Obsession zu erklären.

      Gerne unterschreibe ich außerdem die folgenden Sätze aus dem Konkret-Interview: „Natürlich ist mir klar, dass Ahmadinedschad eine andere Nummer ist als Augstein es je sein wird, aber wenn es darum geht, den Drogenhandel zu bekämpfen, muss man sich sowohl die Groß- wie auch die Einzelhändler vornehmen. Ahmadinedschad ist der Grossist, Augstein betreibt einen Stand auf der Kirmes der deutschen Geschichte.“ Der „Kirmes der deutschen Geschichte“, eine wunderbare Formulierung.

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  19. MEMO permalink
    28. Januar 2013 12:22

    Nun dreht Augstein völlig am Rad und freut sich darüber, dass Scharia und chinesische Unterordnungs-Philosophie doch noch gewinnen könnten:

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-ueber-die-sexismus-debatte-a-879988.html

    Was soll man dazu noch sagen?

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    • 28. Januar 2013 13:08

      Gelesen und geschmunzelt in facebook:

      „Andererseits: Wenn das, was zwischen Brüderle und der „Stern“-Reporterin in einer Hotelbar passiert beziehungsweise nicht passiert ist, als „Sexismus“ durchgehen soll, dann wird der Begriff ausgehöhlt und banalisiert, dann wird der Kampf gegen den wirklichen Sexismus erheblich erschwert.“

      Nein nein, das ist nicht von Augstein oder einem seiner „Verteidiger“, auch wenn man die Art der „Argumentation“ gerade aus dieser Ecke kennt.

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    • 28. Januar 2013 18:31

      MEMO, es ist ein qualitativer Sprung:
      Vom stillen Objekt der alten zum fördernden Subjekt der ablösenden Debatte …
      (Olympischer Dreisprung: Medien – Sau – Dorf: mit Landung auf dem Boden der unveränderten Tatsachen)

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    • 31. Januar 2013 16:16

      Antisemitismus ist kein jüdisches Problem, sagte Cooper dem Tagesspiegel, „es ist jedermanns Problem“. Außerdem präzisierte Cooper: „Wir haben es bei Augstein mit einem Antisemiten zu tun“. Was die Verteidiger Augsteins ärgert freut mich. Abraham Cooper traf sich mit Matthias Künzel in Berlin. So schnell kommen die Antizionisten aus der Nummer nicht raus und das ist gut so. Bei „jedermanns Problem“ muss ich an Sartre denken:

      (..)Weil wir Unschuldigen auch stets Gefahr laufen, seine Opfer zu werden, müssen wir mit Blindheit geschlagen sein, um nicht zu sehen, dass er vor allem unsere Sache ist. Es ist nicht an den Juden, als erste eine Liga gegen den Antisemitismus zu gründen, sondern an uns. (…) Die Sache der Juden wäre halb gewonnen, wenn ihre Verteidiger nur einen Bruchteil der Leidenschaft und der Ausdauer aufbringen würden, die ihre Feinde daransetzen, sie zu vernichten. Um diese Leidenschaft zu entfachen, darf man sich nicht an die Großmut der Arier wenden. Auch bei den Besten ist diese Tugend nur sporadisch, aber man wird jedem Einzelnen darlegen müssen, dass das Schicksal der Juden auch sein Schicksal ist. Kein Franzose wird frei sein, solange die Juden nicht im Vollbesitz ihrer Rechte sind. Kein Franzose wird sicher sein, solange ein Jude in Frankreich, in der ganzen Welt, um sein Leben zittern muss.

      Jean Paul Sartre „Betrachtungen zur Judenfrage“ aus „Drei Essays“ 1970

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      • Neuhaus permalink
        31. Januar 2013 20:53

        … weshalb die WELT Küntzel positiv zitiert? (War jedenfalls meine Aha-Zuckung beim Wissen beim Lesen beim NichttextsondernPersonbezogenen Sofagucken) … weil mich persönliche Verhältnisse und/oder Antipatien inzwischen fast mehr interessieren als die politischen … die kann ich mir ja selber dividieren …

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      • 1. Februar 2013 01:22

        Jetzt ist er rittergeschlagen ein: “Antisemit”! Bravo; dann hat die Debatte ja ein ENTSCHEIDENDES SIEGREICHES Ende via California gefunden. – – –
        Und wie geht´s jetzt weiter, mit dem Antinachbarn von nebenan? Der darf unter diesem höchstrichterlichen Segen in niederen Ligen den Dreck weiterdösen, oder …

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      • 1. Februar 2013 10:17

        Kurz vor seinem aktuellen „Ritterschlag via California“ und nach seinem 9. Platz des SWC sagte Augstein in einem Spiegel-Gespräch mit Dieter Graumann,“ Israel habe er noch nie besucht“, aber er “wäre in den Zeiten der Apartheid auch nicht nach Südafrika gefahren”.

        Er scheint also weiter zu machen wie bisher, die unteren Ligen werden weiter mit seiner geistigen Brandstiftung beglückt. Von Konkret weiß ich, dass Augstein 2012 der meistgeladene Journalist in deutschen Talkshows war. Ich bin gespannt wann er das nächste Mal seine Israelobsession trotz der Prämierung des SWC bei Jauch, Illner, Will, Maischberger oder Plasberg unter die Leute bringen wird.

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    • Der Bassist permalink
      31. Januar 2013 22:56

      In der Welt:
      Inzwischen sagte Rabbi Cooper aber auch über Augstein individuell: „Wir haben es mit einem Antisemiten zu tun.“ – Und was ist mit dieser blanken Behauptung gewonnen? – „Bei seiner neuerlichen Kritik verwies Cooper auf Augsteins Rechtfertigungen in der Debatte und das Ausbleiben einer Entschuldigung.“ – Warum muß es eine Entschuldigung sein, reichte nicht auch eine Erläuterung seiner Kritik dann aber sicherlich ohne Antisemitismen, also eine in Anführungsstrichen ‚erlaubte‘ Kritik der durchaus kritisierenswerten israelischen Politik? —
      Matthias Küntzel spricht nun in der WELT das Machtwort vom „israelkritischen Antisemitismus“; – womit wirklich jedes auch nur Polieren an der Judenstaatpolitik als antisemitisch gewertet werden kann und wohl auch soll. Das heißt: Abdankung von jeglicher Kritik, von Un ter schei den ohne Zorn und ohne Eifer. Das heißt Ver le gen von Ta bu tep pichen. – Fürchterlich!

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    • MEMO permalink
      1. Februar 2013 00:38

      Mir ist das alles zu dramatisch, viel zu viele „hohe Worte“. Allein bei dem vom „Machtwort“ wird mir schon speiübel, weil es, bzw. die Anerkennung, so ekelhaft „doitsch“ ist. Indes – der Erkenntnis, dass Augstein antisemitische Ressentiments willentlich bedient, verschließe selbst ich mich nicht mehr. Was mich aber besonders irritiert, ist, dass er es selbst nicht einmal merkt – offensichtlich. Und genau DAS ist das Problem.

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    • H. Herforder permalink
      1. Februar 2013 00:38

      MEMO, was ist wohl das ‚Interesse‘ (Murx) der (Friede!) Springerschen WELT, hier noch mal nachzulegen …

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      • MEMO permalink
        1. Februar 2013 10:48

        Das Interesse eines Nachrichtenkonzerns liegt in der Verbreitung von Nachrichten – naturgemäß. Soll ich jetzt wirklich über Motive herumphantasieren?

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    • 1. Februar 2013 11:05

      Es ist ein Irrtum zu glauben nur Springers WELT lege nochmal nach. Über Coopers und Küntzels Rede bei der Veranstaltung des MFFB in Berlin berichteten auch (Kleiner Auszug):

      http://www.tagesspiegel.de/politik/rabbi-cooper-gegen-jakob-augstein-erfahrungen-wie-mit-fundamentalistischen-institutionen/7715082.html

      http://www.fr-online.de/politik/simon-wiesenthal-zentrum-keine-nachsicht-mit-augstein,1472596,21607720.html

      http://www.n-tv.de/politik/Cooper-Augstein-ist-Antisemit-article10045741.html

      http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/15111

      http://www.taz.de/Augstein-schimpft-bei-Facebook/!110200/

      http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-01/cooper-antisemitismus-augstein-berlin

      http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/167542/index.html

      In 3sat wurde gestern Abend in Kulturzeit über die Pressekonferenz von Cooper berichtet.

      Selbst in SpiegelOnline war gestern zu lesen:
      „Bei der Veranstaltung des MFFB kritisierte auch der Buchautor und Politikwissenschaftler Matthias Küntzel auf dem Termin im Bundespresseamt die Aussagen Augsteins. Nach dem „schockierenden“ Streitgespräch mit Graumann stehe Augstein „zu Recht auf dieser Liste“. Augstein tue mit seinem Verweis auf den neurotischen Journalismus so, „als habe er den deutschen Journalismus von der Vergangenheit befreit“. Küntzel beklagte die Rolle vieler Journalisten in der Debatte. Vor dem Streitgespräch mit Graumann habe ein „Riesenlärm“ geherrscht, nunmehr „völlige Ruhe.“ Er zitierte Kommentare in mehreren deutschen Medien, die Augstein gegen die Vorwürfe des Wiesenthal-Zentrums in Schutz genommen hatten. Antisemitismus sei nicht nur ein Problem für die Juden, sondern gehe alle an. „So, wie es früher normal war, pauschal gegen Juden zu sein, so ist es heute normal, pauschal gegen Israel zu sein“, so Küntzel. Die „eigentliche Diskussion um Journalismus und Antisemitismus“ müsse jetzt erst beginnen, so seine Forderung.
      Ähnlich äußerte sich auch Cooper. Er sei schockiert, dass Augstein von Journalisten nicht schon lange vor der Liste an den Pranger gestellt worden sei. „Wo wart ihr alle“, fragte er in den Saal hinein.“

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  20. 1. Februar 2013 12:58

    Pressekonferenz: „Das Simon Wiesenthal Center und die Liste der schlimmsten anti-semitischen/antiisraelischen Verunglimpfungen 2012“ am Donnerstag, den 31. Januar 2013, Berlin mit Rabbi Abraham Cooper vom Simon Wiesenthal Center, Los Angeles – Dr. Matthias Küntzel, Politikwissenschaftler, Hamburg – Begrüßung: Michael Spaney, Mideast Freedom Forum Berlin

    Scharfe Kritik des Simon Wiesenthal Centers an Augstein erneuert

    Rabbi Cooper: Augsteins Verleumdungen religiöser Juden schüren den Hass

    Circa 60 Journalisten nahmen heute an einer Pressekonferenz teil, die sich mit der Liste der schlimmsten antisemitischen und antiisraelischen Verunglimpfungen 2012 des Simon Wiesenthal Centers und dem Fall des deutschen Journalisten Jakob Augstein befasste. Auf Einladung des Mideast Freedom Forum Berlin stellten sich dazu Rabbi Abraham Cooper vom Simon Wiesenthal Center in Los Angeles und der Politikwissenschaftler Dr. Matthias Küntzel den Fragen der Presse.

    Rabbi Cooper lobte Kanzlerin Angela Merkel für die direkte Konfrontation des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi, der Juden als „Kriegstreiber“ und Nachfahren von „Affen und Schweinen“ bezeichnet hatte. Mursi und die Muslimbruderschaft waren die Nummer 1 auf der Liste der schlimmsten antisemitischen Verunglimpfungen. „Wir sind Kanzlerin Merkel dankbar, dass sie Mursi konfrontiert hat. Mursi versucht, 14 Mrd. Euro an Unterstützung aus den USA, der Weltbank, Deutschland und anderen westlichen Ländern zu erhalten. Die Welt kann dieses Manifest des Hasses von der Regierung des größten und einflussreichsten arabischen Landes nicht tolerieren.“

    Rabbi Cooper diskutierte dann die Nummer 9 der Liste – den deutschen Journalisten Jakob Augstein: „Augstein hat selbst bestätigt, dass er ein Antisemit ist. Er hatte die Gelegenheit, sich zu erklären oder zu entschuldigen. Stattdessen hat er aber seine antisemitischen Aussagen in einem Gespräch im Spiegel weiter bekräftigt.“

    Cooper hob insbesondere die Aussagen Augsteins zu orthodoxen Juden, den Haredim, hervor. Augstein hatte ultraorthodoxe Juden Israels mit islamischen Fundamentalisten verglichen und erklärt, sie folgten einem ‚Gesetz der Rache“. „Leider hat Jakob Augstein diese grundlosen und verleumderisch-stereotypen Aussagen über die Haredim wiederholt. Ein großer Teil der sechs Millionen Opfer der Shoah waren religiöse Juden; sie waren die ersten, die auf den Straßen Deutschlands und Österreichs angegriffen wurden. Religiöse Juden 80 Jahre nach Machtübertragung an Hitler mit dem Gesetz der Rache, mit dem Aufruf zur Gewalt und mit Islamisten in Verbindung zu bringen, ist die ultimative Chuzpe“, erklärte Cooper. „2013 waren religiöse Juden die Zielscheibe auf den Straßen von Berlin, Paris, Kopenhagen und Malmö“, fügte Cooper hinzu.

    Der Hamburger Politikwissenschaftler Dr. Matthias Küntzel, ein weltweit renommierter Antisemitismusforscher, analysierte den Verlauf der Augstein-Antisemitismus-Debatte in Deutschland. Er kritisierte, viele Medienvertreter hätten Augstein zu schnell und unreflektiert verteidigt: „Lesen Sie seine Worte – sind diese angemessen, und kann man sie verteidigen?“, fragte Küntzel und fügte hinzu: „So wie es früher normal war, etwas pauschal gegen Juden zu haben, ist es heute normal, etwas pauschal gegen Israel zu haben.“ Küntzel forderte die Anwesenden auf, jetzt eine Debatte über Journalismus und Antisemitismus zu beginnen.

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    • 1. Februar 2013 13:05

      Ich bin dem Simon Wiesenthal Zentrum dankbar, dass es Jakob Augstein auf seiner Zitatenliste 2012 angeführt und damit die gegenwärtige Debatte angestoßen hat.

      Einige waren irritiert, weil kein Angehöriger der Flakhelfer- oder SS-Generation unter Verdacht geraten ist, sondern ein Jungstar des Journalismus – ein erklärter Linker, der sich selbst zu jenen zählt, die den Antisemitismus bekämpfen.

      Wer sich seine Texte und Fernseh-Auftritte genauer anschaut, stößt jedoch auf eine Fülle von Anspielungen und Phantasien, die keine Realitäten beschreiben, sondern Bilder des Antisemitismus mobilisieren: Da scheinen Israelis zu kommandieren und Deutsche zu kuschen, da wird das Bild vom infam lachenden Juden und vom ausgelachten Deutschen mobilisiert, da wird das Wort von Günter Grass, „Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden“ zu einer neuen Offenbarung und der Schriftsteller zum Märtyrer erklärt: „Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen.“

      Doch auch dies ist falsch. 65 Prozent der Deutschen sprachen diesen Satz bereits 2003 im Rahmen einer EU-Umfrage aus. Sie waren sich darin einige, dass Israel „die größte Bedrohung für den Frieden in der Welt sei.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel hat auf diese Stimmung in mehreren Reden aufmerksam gemacht, so in ihrer Rede vor der Knesset in 2008 und in ihrer Rede im Berliner Jüdischen Museum von 2011. „Wir gehen wir damit um, wenn in Umfragen eine deutliche Mehrheit der Befragten in Europa sage, die größere Bedrohung für die Welt gehe von Israel aus und nicht etwa von Iran?“ Sie plädierte dafür „vor dieser öffentlichen Meinung“ nicht zurückzuweichen, sondern, „wie unbequem es auch sein mag“, auf die Richtigstellung derartiger Trugbilder zu bestehen.

      Jakob Augstein möchte das Gegenteil: Er will das antisemitisch aufgeladene Massenbewusstsein, das in Israel den Welt-Brandstifter sieht, verstärken und plädiert für eine neue Politik, die dieser öffentlichen Meinung Rechnung trägt.

      Wir wissen nicht, welche Regierung und welche Politik am Ende dieses Jahres hierzulande zum Zuge kommen wird. Aber wir wissen, dass die Kräfte des Antisemitismus, die in Teheran, Gaza und Kairo Israels Beseitigung propagieren und planen, niemals so mächtig waren wie heute. Und wir wissen, dass größere Auseinandersetzungen zwischen dem demokratischen Israel und jenen Mächten des Antisemitismus nicht ausgeschlossen sind.

      Es geht bei dieser Auseinandersetzung also nicht um Begriffsklauberei, sondern um Kernbestandteile der deutschen Innen- und Außenpolitik. Es geht um die Frage, welche Haltung Deutschland angesichts der Bedrohung Israels durch den globalen Antisemitismus einzunehmen gedenkt. Es geht um die Frage, welche Schlussfolgerungen wir aus der deutschen Vergangenheit ziehen und wie das Verhältnis zwischen Nicht-Juden und Juden in Deutschland künftig aussehen wird.

      Der israelbezogene Antisemitismus, der in Augsteins Assoziationen aufscheint, wird seit Jahrzehnten erforscht. Lassen Sie mich aus dem jüngsten Bericht der Universität Bielefeld von 2011 über „Antisemitische Mentalitäten“ zitieren: „Vielfach (erweist) sich die vorgetragene Kritik an Israel als beladen mit Antisemitismus bzw. als Vehikel, Antisemitismus zu transportieren. … Auch die auffällige Emotionalität trägt antisemitische Züge, ist sie doch in dieser Form oft singulär beim Thema Israel und Nah-Ost Konflikt zu beobachten.“ Die „transformierte(n) Formen des Antisemitismus“ sind „subtil, … weil sie scheinbar Juden und das Judentum im Mantel ,berechtigter Kritik‘ … gar nicht abwerten.“ (Andreas Zick und Beate Küppers, Antisemitische Mentalitäten. Bericht über Ergebnisse des Forschungsprojektes Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Deutschland und Europa. Expertise für den Expertenkreis Antisemitismus, Berlin 2011) ….

      weiterlesen bei Mathias Küntzel „Auffällige Emotionalität“, der schriftlichen Version seines Statements bei der Pressekonferenz mit Rabbi Cooper.

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  21. 1. Februar 2013 14:51

    Dass Augstein antisemitische Äußerungen von sich gab, wurde bereits hinreichend belegt. Das SWC hat Augstein keineswegs a priori als Antisemiten bezeichnet, sondern ihm eine Brücke gebaut: Es könne ja sein, so Rabbi Cooper, dass eine Person antisemitische Äußerungen von sich gebe, ohne sich dessen bewusst zu sein. Mittlerweile, nachdem Augstein sich erklärten konnte, stattdessen aber weiter hetzte, das gegenwärtige Israel hätte er mit derselben Begründung immer gemieden und würde er weiterhin meiden, mit der man Südafrika zur Zeit der Apartheid gemieden habe, sind doch die Zweifel an seinem „Unbewusstsein“ ausgeräumt. Jetzt aber zur Preisfrage: Wie nennt man jemanden, der bewusst und wiederholt mit antisemitischen Äußerungen „informiert“? Na, schwierig?

    Weitere Frage: Was mit der Erkenntnis der richtigen Antwort gewonnen ist? Antwort: Zumindest eine Orientierungslinie für all jene, die sich so furchtbar schwer mit dem angeblich verminten Gelände des kritischen Journalismus tun, durch das angeblich die Freiheit der Kritik beeinträchtigt ist. Sie alle können sich nun selbst ausfratscheln, wie sie`s denn mit dem Antisemitismus halten und das, was Augstein von sich gab, eben kein kritischer sondern ein antisemitischer Journalismus, immer schön als Richtschnur vor Augen halten. Nebenbei: Die Freiheit der Kritik hat es immer gegeben, sie war und ist nie beeinträchtigt gewesen, wer hier raunzt, der fordert die Freiheit des Ressentiments!

    Augstein aber hat immer noch nichts gelernt. Anstatt endlich die eigenen Aussagen zu analysieren, möchte er das Problem lieber zu einem „falschen Presseverständnis“ beim SWC verlagern, wobei sein eigenes Presseverständnis nur eins sein kann, in dem antisemitische Aussagen von der Meinungsfreiheit gedeckt sind, was wiederum zeigt, wie er mit seinem falschen Presseverständnis projiziert.

    lg LL

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    • 2. Februar 2013 12:09

      Mit der Liste und dem 9. Platz des SWC, der Feststellung Coopers Augstein sei ein Antisemit ist sehr viel gewonnen. Je mehr Leute den Antisemitismus von Augstein, von Grass, dem „Freitag“ und anderer einschlägiger Medien begreifen, ihn kritisieren, ihn nicht durchgehen lassen umso besser.

      Vielleicht haben mittlerweile sogar Martenstein und Bommarius ergoogelt was sekundärer Antisemitismus ist. Vielleicht kaufen und lesen Martenstein und Bommarius sogar mittlerweile Bücher zu dem Thema aus dem ça ira Verlag. Man soll die Hoffnung nie aufgeben. Vielleicht lernt eines fernen Tages sogar Jakob Augstein dazu und kritisiert zur Abwechslung einmal die menschenverachtende, rechtsradikale Ideologie, den faschistischen Terror, die braune Realität, die Frauenverachtung der Islamisten in Ägypten, in Gaza, in der Westbank, im Libanon, in Syrien, in Libyen, im Iran, in der Türkei, in Mali.

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      • 2. Februar 2013 12:54

        Deine Hoffnung in Ehren, aber Augstein proklamiert indes im Zuge der Sexismus-Debatte lieber das Ende des Weißen Mannes.

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      • Gudrun Weber permalink
        3. Februar 2013 22:06

        Augstein lernt nicht dazu:
        http://www.radioeins.de/programm/sendungen/modo1619/_/_wir_haben_es_mit.html

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        • 4. Februar 2013 11:04

          Nun ja. Er vertritt seinen Standpunkt und in einigen Punkten kann man ihm auch kaum widersprechen. Was er allerdings nicht zu begreifen scheint, ist die Problematik seiner „bildhaften Sprache“, die er bemüht und die eben ein Zerrbild entwirft. Genau dieses Zerrbild ist aber das Problem. Das hat auch nichts mit journalistischen Erfordernissen zu tun – ganz im Gegenteil. Was die Kritik an der Gesprächsbereitschaft von Cooper betrifft, hat er allerdings nicht Unrecht und auch ich halte diese Reaktion, insbesondere, was dessen Forderungen betrifft, für unangemessen und kontraproduktiv.

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        • 4. Februar 2013 16:12

          Augstein will sich nicht mit Broder an einen Tisch setzen und Cooper nicht mit Augstein. Coopers Argumentation kann ich gut nachvollziehen. Ich würde mich mit lupenreinen Antisemiten auch nicht mehr an einen Tisch setzen. Einmal war genug. Diese Zeitverschwendung brauche ich nicht mehr.

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        • 4. Februar 2013 16:28

          Hier nochmal eine kurze Zusammenfassung von ZAPP zur Causa Augstein:
          http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/medien_politik_wirtschaft/augstein133.html

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        • 4. Februar 2013 17:07

          Das er sich nicht mit Broder an einen Tisch setzen will, kann ich voll und ganz verstehen. Warum sollte er das tun und wer ist überhaupt Broder? Dieses ultimative Aufziehen von Grenzen und festnageln von Zuschreibungen hilft der Sache nicht weiter. Und was Cooper betrifft, sind seine Forderungen an ein solches Gespräch einfach nur illegitim und ich schätze, dass er das auch weiß. Von Dir muss man ein solches Gespräch auch nicht verlangen, denn Du bist keine „öffentliche Person“, lediglich ein Blogger. Bei Cooper und Augstein sieht die Geschichte etwas anders aus. Auch ein „lupenreiner Antisemit“ sieht für mich anders aus als für Dich und ich verrate Dir wahrscheinlich kein großes Geheimnis, wenn ich feststelle, dass mir Fan-Kult auf der Basis absoluter Anerkennung von „Urteilen“ nicht sonderlich angenehm ist. Das gilt auch dann, wenn Dein Gott Broder diese formuliert hat.

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        • 4. Februar 2013 17:17

          Broder ist nicht mein Gott. Was Broder über den antisemitischen „Freitag“ und Augstein schrieb, wusste und schrieb ich drei Jahre vor ihm. Alles nachzulesen hier oder hier. (Wer ist Augstein?)

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  22. 1. Februar 2013 23:22

    Im antizionistischen Freitach läuft gerade eine Verteidigungsdebatte für Augstein auf hohem antisemitischen Niveau.

    Die Antisemiten schwafeln im Freitach von:

    „Der Anspruch wird mit Gewalt und Vertreibung durchgesetzt, die vertriebenen Menschen leben in einem Ghetto namens Gazastreifen und werden mittels Zäune und Mauern dort eingepfercht.“

    „die zeit der automasierten kollektivschuld ist vorbei. es ist legitim seine meinung zu äussern, sollte diese auch „israelfeindlich“ sein.“

    Der Antisemit Grote scheint noch einer von den Helleren zu sein. Dat der Antisemitismus keine Meinung is geht in die braunen Knallköppe nich rein. Ohne ein Schnäpsken ertrag ich die paar Minuten im Freitach nich. Erna holt gerade Nachschub umme Ecke.Ich hoff sie ist nich zu lange aus. Dat ertrag ich nich.

    http://www.freitag.de/autoren/terrich/ist-er-ein-antisemit

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    • 2. Februar 2013 11:11

      Man muss nur ein paar Zeilen lesen, um über das erste antisemitische Ressentiment zu stolpern: „…die von fundamentalistischen Predigern, genannt Rabbis, als für wahr deklariert und auf die Agenda des Durchzusetzenden gestellt wird….“

      Für den User Terrich sind Rabbis also grundsätzlich fundamentalistische Prediger. Auch der Rest dieses „Artikels“ eines Bloggers im Freitag ist nicht besser. Er ist eine glasklare Delegitimierung des Staates Isreal und eine große Zahl der Kommentare entspricht dem.

      So langsam kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln und mir erschließt sich nicht, wie ein derartiger Text in einem Magazin verbleiben kann. Ich habe nun wahrlich kein Problem mit einer kritischen Betrachtung der Politik Israels und der gesamten Gemengelage im Nahen Osten, doch ein derartiger Texte hätte bei mir weder als Artikel noch als Kommentar auch nur die Spur einer Überlebens-Chance. Dieser Text hätte auch in einer Rechtsaußen-Gazette stehen können – unverändert.

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    • 2. Februar 2013 12:13

      Sowas würde die Nationalzeitung oder die NPD vermutlich nicht abdrucken. Nicht weil die Nationalzeitung oder die NPD inhaltlich nicht übereinstimmen würde, aber die Nationalzeitung oder die NPD hätten vermutlich Angst, deshalb wegen dem überlaufenden braunen Fass verboten zu werden.

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  23. 5. Februar 2013 11:23

    Augstein in Facebook über das SWC: „Man macht solche Erfahrungen sonst eigentlich nur mit fundamentalistischen oder totalitären Institutionen“

    Das fundamentalistische und totalitäre Simon Wiesenthal Center kennt wahrlich kein Mitleid. Wann wird diesen unmenschlichen “Aktivisten” endlich das Handwerk gelegt und all ihre unschuldigen Opfer rehabilitiert? Freiheit für Jakob Augstein und Ladislaus Csizsik-Csatary!

    http://www.tw24.net/?p=6634

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    • 6. Februar 2013 12:31

      Die Wahrnehmungsstörungen Augsteins scheinen weit verbreitet zu sein. Wie seine Verteidiger versucht nun Augstein das SWC zu diskreditieren, anstatt sich mit seinen antisemitischen Aussagen auseinanderzusetzen.

      Das SWC kritisiert Antisemiten und verfolgt Nazis! Cooper und dem SWC Fundamentalismus vorzuwerfen sagt alles über Augstein und seine Verteidiger aus.

      Fundamentalistisch und totalitär ist das iranische Regime, die Hamas oder die Hisbollah! Über den Islamfaschismus dieser Gruppierungen und Regierungen wird man in Augsteins „Freitag“ freilich nichts kritisches lesen, wie man dort auch nichts kritisches über die Steinigungen von Frauen und Hinrichtungen von Homosexuellen im Iran, von der menschenverachtenden faschistischen Praxis der Hamas oder Hisbollah lesen wird.

      In tausenden Artikeln, Blogs und Kommentaren werden im „Freitag“ seit Jahren einerseits die Verbrechen der Hamas oder der Hisbollah, die Vernichtungsdrohungen Ahmadinejads verschwiegen, verharmlost, geleugnet oder sogar gutgeheißen und andererseits der Staat Israel in tausenden Artikeln und Kommentaren delegitimiert und verleumdet. Das sollten sich die Verteidiger Augsteins endlich einmal hinter die Ohren schreiben! Es ist sinnlos sich darüber aufzuregen, die Debilität dieser Leute hat anscheinend keine Grenzen.

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  24. Huey Louis permalink
    5. Februar 2013 16:45

    Hier einige Grenzüberschreitungen der anderen Art! Und beim Anschauen noch eine fröhliche Antisemitenjagd allerseits: http://www.thegatekeepersfilm.com/

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  25. 6. Februar 2013 15:43

    In einer seiner Kolumnen verteidigt Augstein das Gedicht von Günter Grass «Was gesagt werden muss». Augstein schreibt, «endlich holt uns einer aus dem Schatten der Worte Angela Merkels, die sie im Jahr 2008 in Jerusalem gesprochen hat. Sie sagte damals, die Sicherheit Israels gehöre zur deutschen Staatsräson.» Nach dem Diktum der Bundeskanzlerin gilt jeder Angriff auf den jüdischen Staat auch Deutschland. Augstein kritisiert die Haltung der Kanzlerin, wonach Deutschland den jüdischen Staat wie sich selbst zu verteidigen habe, als töricht: «Die Israeli halten Deutschland seitdem neben den USA für das einzige Land, auf das sie sich verlassen können.» Nach Jakob Augstein ist Israel das Hauptproblem für den «Weltfrieden» und der Gazastreifen das «Warschauer Ghetto» unserer Zeit. Damit steht der Publizist für eine Kontinuität deutscher Israelfeindlichkeit.

    Die Salonfähigkeit des neuen Antisemitismus in Deutschland geht mit einem zunehmenden Antiamerikanismus einher. Beide Trends stehen für den Versuch einer moralischen Ablösung von der deutschen Geschichte.

    Der historische Konflikt zwischen Israel und seinen Nachbarn kann nur auf Grundlage eines gemeinsamen Verständnisses gelöst werden, das sich gegen jegliche Form von Antisemitismus wendet und das Existenzrecht Israels anerkennt. Warum sollten sich aber Israels Nachbarn und Gegner dazu bekennen, wenn dieser Geist selbst in Deutschland kaum mehr existiert?

    http://www.nzz.ch/meinung/debatte/das-gespenst-des-neuen-deutschen-antisemitismus-1.17984155

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