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Wurzelrassen – Rudolf Steiner und die Anthroposophie

6. Februar 2013

steinerAls Teil der lebensreformerisch-esoterischen Bewegung entstand die Anthroposophie vor dem Ersten Weltkrieg. Sie war ein kleiner Zweig jener „völkischen Revolution“, die dazu beitrug, die Deutschen zu jenen willigen Vollstreckern zu formen, auf die sich der Nationalsozialismus stützen konnte. Rudolf Steiner (1861 -1925) begründete die Anthroposophie, die in der Tradition der deutschen Romantik und der von Helena P. Blavatsky (1831-1891) begründeten Theosophie. Das Konzept der besonders tiefschürfenden, zur Spiritualität neigenden Deutschen übernahm Steiner von Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) und Paul de Lagarde (1827-1891). Steiners Lehre gab einflussreiche Anregungen für die Waldorfpädagogik, die anthroposophische Architektur,  Medizin,  Christengemeinschaft, sowie für die biologisch-dynamische Landwirtschaft. Antihumanismus, Irrationalität, Rassismus und Antisemitismus sind die entscheidenden Bestandteile der Anthroposophie, weshalb die Lehre dafür geeignet scheint autoritäre und faschistische Entwicklungen ideologisch vorzubereiten.

Karmalehre – Seelenwanderung – Reinkarnation

Die indischen Priester und Adligen legitimierten bekanntlich mit der Karmalehre das Ausbeutungs- und Herrschaftssystem der Kasten und die besondere Unterdrückung der Frau. Die Karma-Lehre im tibetischen Buddhismus geht noch einen Schritt weiter und benutzt sie sehr gezielt als individuelle und soziale Zuchtrute. Wie die Gurus erklären Anthroposophen Hunger und Elend, Krankheit und Behinderung, Vergewaltigung und Mord als karmisch bedingt. In der Rassenlehre Steiners ist die Karmalehre ein wichtiger Bestandteil, so wird das Leben jedes Menschen von seinen Handlungen im vermeintlich früheren Leben geprägt. Wer mit seinem Schicksal hadert, handelt sich laut Steiner nur „seelischen Unfrieden“ ein, darüber hinaus seien die seelischen Anlagen, das Aussehen, das Befinden, das Geschlecht und die soziale Position eines Menschen sowie sein Lebensweg karmisch determiniert. Steiner spricht von einem Karmakonto: „Durch alles, was Sie im verflossenen Leben Gutes oder Böses getan haben, sind Ihre Posten nach Soll und Haben gestimmt“. Karmische Schulden können durch Spiritualität und tugendhaften Lebenswandel getilgt werden. Jedes als Versäumnis oder Untat gewertete Handeln belastet dagegen das Konto. Insofern gilt das Karma als eine „höhere, unbestechliche Gerechtigkeit“.  Die Cholera in den Slums der Dritten Welt hat nach dieser Karmalehre nichts mit den miserablen Lebensverhältnissen dieser Menschen zu tun. Steiner behauptete, Menschen mit „schwachem Ich-Gefühl“ würden sich bei der nächsten Inkarnation Gegenden aussuchen, in denen Cholera auftritt, um ihr Selbstgefühl an „derbsten Widerständen“ zu kräftigen. Anthroposophen nutzen die Reinkarnationslehre, um patriarchale Klischees zu legitimieren.  Ausführlich beschrieb Steiner die Seelenwanderung: Nach dem Tod sind Geist und Seele noch aneinander gefesselt und durchlaufen ein siebenstufiges Fegefeuer. Dem Astralleib fehlen die physischen Organe, um seine Gelüste zu befriedigen, weshalb der Mensch nach dem Tode laut Steiner einige Zeit im „Kamaloka“, dem Ort der Begierde, zu schmachten habe. In diesem Fegefeuer müsse der Mensch leiden, bis er „die Begierde und Sucht, die im astralischen Leibe wurzeln und nur in der physischen Welt befriedigt werden können, ausgerottet hat“.

Wurzelrassen- Atlantis – Arier

Laut Steiners Antroposophie entwickelte sich der menschliche Geist auf der Erde in sieben Wurzelrassen mit je sieben Unterrassen. Die fünfte arische Wurzelrasse ist laut Steiner mehrere Jahrtausende lang, vom Untergang des mythischen Atlantis bis in eine ferne Zukunft, zur Führung ausersehen.  Unter den sieben arischen „Unterrassen“ ist die nordisch-germanische Rasse von 1415 bis zum Jahr 3573 die auserwählte Rasse. Die Deutschen seien laut Steiner von 1879 bis ins 23. Jahrhundert prädestiniert, die Mission der Ich-Entdeckung zu verwirklichen. Diese Wurzelrassenlehre übernahm Steiner von den Theosophen Blavatsky und Alfred Percy Sinnet (1840-1921). Die ersten fünf Wurzelrassen sowie einige Unterrassen beschrieb Steiner in dem Buch „Aus der Akasha-Chronik“ ausführlich. Nach Blavatsky und Steiner gehen den Ariern vier Wurzelrassen voraus: Die ersten beiden, die polarische und die hyperboräische Rasse, hatten kaum menschliche Züge. Beispielsweise die lebte die dritte Wurzelrasse, die Lemurier, auf dem später versunkenen Kontinent Lemuria im Indischen Ozean. Nur eine kleine Gruppe der Lemurier habe sich unter dem Einfluss höherer Wesen zum Keim der nächsten Wurzelrasse entwickelt. Diese benannte Steiner nach Atlantis. Dieser Mythos findet sich in den Werken vieler faschistischer Autoren, etwa bei Alfred Rosenberg oder Hermann Wirth. Unter Anthroposophen gilt Atlantis als historische Realität, die sie verteidigen und die in Waldorfschulen gelehrt wird.

Laut Steiner betrieben die Atlantier Ackerbau und besaßen hoch entwickelte Kenntnisse der Tier- und Pflanzenzucht. Sie verfügten über eine besondere Lebenskraft, die es ihnen erlaubte, mit Pflanzensamen zu heizen und mit speziellen Fahrzeugen über dem Boden zu schweben.  Die Ordnung war theokratisch. Führer mit enormen Fähigkeiten, die sie „von höheren, nicht unmittelbar zur Erde gehörenden Wesenheiten“, von Götterboten, erhalten hatten, herrschten über die Masse.  Für Steiner gab es einen kosmischen Kampf zwischen dem Dämon Ahriman und dem Erzengel Michael. Bildung und Wissenschaft waren für den Kleinbürgersohn einerseits Mittel des sozialen Aufstiegs, andererseits teilte er die völkische Aversion gegen den Intellektualismus, den er als zersetzendes Gift schmähte und als jüdisch identifizierte. Seine Synthese lautete das logisches Denken eine wichtige Etappe auf dem Weg zur spirituellen Erleuchtung sei. Diese zwiespältige Haltung findet sich auch in der Charakterisierung der fünften Unterrasse der Atlantier, die Steiner bezeichnenderweise Ur-Semiten taufte. Deren begabtesten Teil lässt er zum Keim der arischen Rasse aufsteigen, „welche die vollständige Ausprägung der denkenden Kraft mit allem, was dazugehört, zur Aufgabe hat“. Die Masse der Ur-Semiten trifft aber laut Steiner der Fluch der Ratio, sie produzieren „unruhige Zustände“, beherrschen Techniken wie das Feuer, aber ohne religiösen Charakter, und gehen schließlich an „Neuerungssucht und Veränderungslust“ zugrunde. Während und nach dem Ersten Weltkrieg spitzte Steiner seine Lehre insoweit zu in dem er verkündete, dass die Deutschen zur spirituellen Mission prädestiniert seien, während die Entente-Mächte als dekadent und dem Materialismus verfallen oder wie die Russen kindlich-brutal karikiert wurden. Die übelsten rassistischen Ausfälle leistete sich der Guru 1923 während der Rheinlandbesetzung durch französische und belgische Truppen, die zum Entsetzen aller nationalen deutschen Strömungen auch aus Soldaten aus den afrikanischen Kolonien bestanden. Bei Indianern und Afrikanern wirkten laut Steiner die „abnormen Geister der Form“ auf das Drüsensystem. Steiner titulierte die Indianer als  „die Rasse des finstern Saturn“ und Amerika als den Ort, „an dem die Rassen oder Kulturen sterben“.

Die „zersetzende“ Kraft des Judentums –  Assimilation – Antizionismus

Steiner war davon überzeugt, dass sich das Judentum überlebt hatte. Assimilation bedeutete für ihn, dass jede eigenständige jüdische Identität verschwinden sollte. Daraus resultierte auch seine scharfe Abneigung gegen den Zionismus. Seine Sicht auf das Judentums leitete Steiner aus seiner Wurzelrassenlehre ab, kombiniert mit Motiven des traditionellen christlichen Antisemitismus. Laut Steiner waren die Juden eine verderbte, wurzellose Rasse, welche Christus leugneten. Von 1882 bis 1891 schrieb Steiner für die deutsch-nationale Presse in Österreich. 1888 rezensierte Steiner den Roman Homunculus von Robert Hamerling (1830-1889). Der Schriftsteller verteufelte in seinen Werken den Materialismus einer „entgötterten“ Gegenwart und bewunderte den alldeutschen und antisemitischen österreichischen „Führer“ von Schönerer. In dem Roman zeichnet Hamerling bösartige Karikaturen von Wucher- und Börsenjuden, die nach der Weltherrschaft streben, weswegen sein Werk als antisemitisch kritisiert wurde. Steiner dagegen feierte Hamerling. Er behauptete, der Mann habe die objektive Perspektive eines Weisen eingenommen, bloß „überempfindliche Juden“ würden sich daran stören. Steiner schrieb in der Rezension: „Es ist gewiss nicht zu leugnen, dass heute das Judentum noch immer als geschlossenes Ganzes auftritt und als solches in die Entwickelung unserer Zustände vielfach eingegriffen hat, und das in einer Weise, die den abendländischen Kulturideen nichts weniger als günstig war. Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und dass es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten. Wir meinen hier nicht die Formen der jüdischen Religion allein, wir meinen vorzüglich den Geist des Judentums, die jüdische Denkweise.“ 1897 zog Steiner von Weimar nach Berlin. Er freundete sich mit dem jüdischen Dichter Ludwig Jacobowski an, der im Dezember 1900 starb, und unterrichtete ab 1899 an der Arbeiter-Bildungsschule der SPD. Unter dem Einfluss Jacobowskis engagierte sich Steiner kurze Zeit im Verein zur Abwehr des Antisemitismus, allerdings mit bedenklichen Argumenten. So behauptete er, die zionistische Bewegung sei schuld am Antisemitismus. Er bescheinigte nicht den Antisemiten, sondern den Zionisten eine „überreizte Phantasie“ sowie ein „gekränktes Gemüt“, das ihnen „den Verstand umnebelt“. Die Antisemiten seien ungefährlich „wie Kinder“ und „viel schlimmer“ seien „die herzlosen Führer der europaweiten Juden“ wie Theodor Herzl.

Der Holocaust als karmischer Ausgleich

Der Anthroposoph Karl König (1902-1966) war Arzt jüdischer Herkunft und stammte aus Wien.  Ab 1928 leitete er die anthroposophische heilpädagogische Einrichtung Pilgramshain bei Striegau in Schlesien. 1935 wurde König und anderen aus der Anthroposophischen Gesellschaft ausgeschlossen, weil er die zentralistischen Bestrebungen des Vorstands ablehnte. 1938 emigrierte er mit anderen anthroposophischen Ärzten und Heilpädagogen nach England. Im Exil gründeten die Emigranten die anthroposophische Camphill-Bewegung, die heute vor allem in angelsächsischen Ländern Einrichtungen und Dörfer für Behinderte unterhält. Während die Nazis Behinderte als lebensunwert verfolgten und ermordeten, glaubte König, dass die Behinderung für das betroffene Individuum wichtig sei für seine Entwicklung durch viele Inkarnationen hindurch, was zwar abstrus aber immerhin dem Euthanasie-Programm der Nazis diametral entgegengesetzt ist.

In den 50er Jahren schrieb König diverse Aufsätze, in einem dieser Aufsätze charakterisierte er Sigmund Freud als menschenverachtend, irreligiös und selbstzerstörerisch und bot dafür zwei Erklärungen: Zum einen habe sich der Begründer der Psychoanalyse aufgrund karmischer Schuld den Dämonen Ahriman und Luzifer verschrieben, zum anderen sei Freud Jude gewesen, was König zu dem Urteil bringt: „Er kann sich von der Blutsgemeinschaft des jüdischen Volkes weder gedanklich noch triebmäßig befreien und fällt dadurch immer wieder in uralte Vorstellungen zurück, die für seine Zeit keinerlei Geltung mehr haben.“ Die Aufsätze von König, darunter der über Freud, wurden Waldorflehrern 1998 als Erzählstoff für die achte Klasse empfohlen. Im November und Dezember 1965 hielt König drei Vorträge zum Thema „Geschichte und Schicksal des jüdischen Volkes“. Zunächst referierte er die gängige anthroposophische Auffassung, die Juden hätten ihre Mission erfüllt und weigerten sich, Christus anzuerkennen. Er zitiert Steiner zustimmend, wonach die Zionisten schlimmer seien als die Antisemiten. Und er interpretiert den Holocaust als karmischen Ausgleich: Durch den Verrat des Judas habe ein „Drama“ begonnen, das zur Kreuzigung Christi führte. „So etwas Ähnliches musste wieder geschehen, es war sozusagen eingeschrieben in das Menschheitskarma. Und so wenig wir auch heute begreifen können, was das gewesen ist, dieser Verrat des Judas, so wenig begreifen wir dasjenige, was sich in unserem Jahrhundert vollzogen hat“, erklärte König. In diesem Sinne forderte er Verfolger und Verfolgte, also Nazis und ihre Opfer auf, zu verstehen, „was gespielt hat und noch immer spielt“. Für König war der Holocaust ein karmischer Ausgleich: „Denn es sind Taten, gleich der des Judas; Taten die geschehen mussten. Und der, der sie tat, ist ja viel schlimmer dran als diejenigen, die sie erleiden mussten.“

Anthroposophie im Nationalsozialismus

Die Anthroposophie unterscheidet sich insoweit vom NS-Rassismus, da ihr Ziel nicht ist, minderwertig definierte Menschen zu ermorden oder zu versklaven, sondern sie zu belehren, zu führen und auf den Weg zur Erleuchtung zu leiten. Anthroposophischer Rassismus ist insofern nicht eliminatorisch wie der NS-Faschismus, sondern paternalistisch. Die Geschichte der Anthroposophie während des NS-Faschismus weist viele Parallelen zu anderen völkischen Gruppen auf. Anthroposophische Projekte wurden von Nazigrößen wie Rudolf Hess oder Landwirtschaftsminister Richard Darre protegiert, SS-Führer Heinrich Himmler ließ mit biodynamischen Methoden in Konzentrationslagern experimentieren. Andere wie Martin Bormann, oder Reinhard Heydrich bekämpften die Anthroposophie und ihre Projekte, wobei ökonomische Interessen eine Rolle spielten, denn das Chemiekapital hatte andere Interessen als die biodynamische Landwirtschaft.

Zwerge – Engel – Waldorfschulen

Die Ideologie Rudolf Steiners fließt in die Pädagogik der Waldorfschulen ein. In Schülerheften ist beispielsweise von Atlantis oder den Ariern und ihren Wanderungen die Rede. In den Lehrplan der Waldorfschulen spielen Bilder von Engeln, „wie sie aus den alten Mythenkreisen der Menschheit vorkommen“ ebenso hinein wie die angebliche Existenz von „Zwergen“ und andere Fantasiegestalten.
Da einige Erzieher und Pädagogen, die in diesen Einrichtungen arbeiten auch von staatlichen Universitäten kommen, weshalb ihnen anfänglich der anthroposophische Hintergrund fehlen dürfte, gibt es durchaus Unterschiede in der Umsetzung des Lehrplans. Die Praxis vor Ort in den Waldorfschulen mag sich also unterscheiden, trotzdem bestimmt die Anthroposophie den Charakter aller Waldorfeinrichtungen, wie sich schon anhand der Waldorf-Literatur belegen lässt. Die Schüler müssen zwar die Werke des Meisters nicht auswendig kennen, aber die Lehrer sind auf die anthroposophische Menschenkunde verpflichtet, Lehrplan und Fächer sind davon geprägt und Pädagogen lassen die Ideologie in den Unterricht einfließen. Zugegeben sei, bestimmte Aspekte der Waldorfpädagogik, wie beispielshalber keine Noten oder kein Sitzenbleiben hätten ohne die dazu vermittelte esoterische Ideologie durchaus ihren Wert.

Antiglobalisiserungsbewegung – Regionalgeld – völkische Lebensreformer

Die Anthroposophen haben es nicht geschafft, zu jener dominanten Massenbewegung zu werden, die Steiner einst prophezeit hatte. Ersatzweise interpretieren manche die globalisierungskritische Bewegung als  anthroposophisch inspiriert. Wie in der Gründungsphase der Grünen mischen Anthroposophen mit, um neue Anhänger zu rekrutieren und ihre Lehren zu verbreiten.  Das Engagement in der globalisierungskritischen Bewegung soll den Zufluss von Staatsgeldern sichern und Waldorfschulen, anthroposophische Betriebe vor Konkurrenz schützen. In der Regionalgeldszene arbeiten Anthroposophen mit Gesellianern bereits seit langer Zeit zusammen, da ihre Weltanschauung  kompatibel ist. Es ist kein Zufall, dass die Waldorfschule in Prien es mit ihrem Lehrer Gellerie war, die als  Erfinder des Schwundgeldes „Der Chiemgauer“ kurzzeitig für Furore sorgte. Was dem einen die Tobin-Steuer, ist dem anderen das Schwundgeld. Das Dorf, die Region oder die Heimat gegen die große weite Welt und transnationale Konzerne. Nicht von ungefähr erinnert das an die deutsch-völkischen Lebensreformer, die Ende des 19. Jahrhunderts einen Gegensatz zwischen heimischer Scholle, dem braven Bauern und der dekadenten, wurzellosen Stadt sowie dem kosmopolitischen Juden konstruierten.

Die gesellschaftliche Funktion der Esoterik

Peter Bierl schreibt in „Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister“: „Ausschlaggebend ist die gesellschaftliche Funktion der Esoterik, von der Anthroposophie eine Strömung ist. Der aktuelle Boom mit all seinen Facetten von Horoskopgläubigkeit, Ufologie, Feng Shui bis zu Reinkarnationstherapien und der Verkündigung eines spirituellen »Neuen Zeitalters« (New Age) ist jene Form massenhafter Regression und autoritärer Zurichtung, die vorzugsweise in der herrschenden Klasse und den akademischen Mittelschichten auftritt. Esoterik verwirft rationales Denken, selbstbestimmtes Handeln und den Gedanken an gesellschaftliche Veränderung zugunsten der abergläubischen Vorstellung, das Leben sei von höheren Mächten schicksalhaft bestimmt, der Mensch werde von Engeln und Dämonen umschwirrt und zappele wie ein Fisch im Netz seines Karmas. Typisch ist die Behauptung, sämtliche Probleme, individueller wie kollektiver, physischer wie psychischer Art, würden aus mangelnder Spiritualität resultieren und seien nicht auf soziale Verhältnisse zurückzuführen. Dieser schlichten Diagnose folgt der Ratschlag, das Individuum möge den transzendentalen größeren Zusammenhang erkennen, der jedes Leid sinnstiftend veredelt, und sich einfügen in eine als göttlich, natürlich oder ganzheitlich verklärte Ordnung. Die penetrant anvisierte Harmonie spricht sensible Gemüter an, die sich über die reale und unbegriffene Atomisierung des Individuums in einer nach den Kategorien von Waren und Konkurrenz funktionierenden Gesellschaft hinwegträumen. Hinter der sanften Fassade der Esoterik verbergen sich gezielte Verblödung, repressive Toleranz sowie rassistische, antisemitische, frauenfeindliche und antidemokratische Ansichten.“

Die erste „staatliche Waldorfschule“ Deutschlands

Die taz erfreut im Übrigen ihre anthroposophischen Leser regelmäßig mit einer anthroposophischen Beilage. In der letzten Ausgabe wirbt  Christian Füller in der taz-Rubrik „Zukunft – Bildung“ für die erste „staatliche Waldorfschule“ Deutschlands, als „Zukunftsmodell für das Bildungswesen“ in Hamburg.

Quelle: Peter Bierl – Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister – Die Anthroposophie  Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik – Konkret Literatur Verlag 2005

Ebenfalls veröffentlicht im November 2018 bei Fisch&Fleisch

82 Kommentare leave one →
  1. 6. Februar 2013 20:17

    Pooh …, viel Text für einen Bären ‚von sehr geringem Verstand‘. – Trotzdem fühlt er sich erhellt; und was über die Waldorfschule geschrieben wurde und über das Fortleben allgegenwärtiger Esoterik, das bestätigt Pu, den Bären, der sich gleichsam mit Dir k e i n zweites Fell über die Ohren oder sonstwohin ziehen läßt. Aufklärung kann begrenzt werden, aber zu tilgen ist sie nimmermehr. – Danke für den Beitrag!

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  2. 7. Februar 2013 11:01

    „Rassismus und Antisemitismus in der Anthroposophie sind kein historisches Thema, das mit Steiner oder der Gründergeneration erledigt wäre. Statt von Rassen und Wurzelrassen sprechen Anthroposophen heute lieber von Kulturperioden, Kulturepochen oder nachatlantischen Zeitaltern. Der Inhalt hat sich nicht geändert. Die Rassenlehre wird nach wie vor verteidigt bzw. der Vorwurf des Rassismus bestritten, mit Verweis auf Wiedergeburt und spirituelle Höherentwicklung des individuellen, als göttlich aufgefassten Ich, die in einer künftigen Aufhebung der Rassen münden sollen.“

    aus Peter Bierl – Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister – Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik

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  3. 7. Februar 2013 11:01

    „Der Altnazi Georg Werner Haverbeck (1909-1999) reklamierte in seinem Buch Rudolf Steiner – Anwalt für Deutschland (1995) dessen Ideen für die Rechten, was Anthroposophen pauschal als Missbrauch abtaten. Haverbeck trat 1928 der SA bei, übernahm 1933 die Leitung des Reichsbundes für Volkstum und Heimat und wurde Mitglied der Reichsleitung des NS-Studentenbundes. Später betätigte er sich in der Rundfunkpropaganda. Nach dem Krieg studierte Haverbeck Theologie und ließ sich als Pfarrer der anthroposophischen Christengemeinschaft ordinieren. 1960 wurde er entlassen, nach Darstellung seiner Frau, weil er kommunistischer Umtriebe verdächtigt wurde. Von 1974 bis 1982 war er Präsident des rechtsextremen Weltbundes zum Schutz des Lebens (WSL), einer Gruppe von Konservativen, Anthroposophen, Anhängern Silvio Gesells und Nazis. Haverbeck unterzeichnete 1980 den Dortmunder Appell gegen neue Atomraketen in Europa und 1981 das so genannte Heidelberger Manifest, in dein die Parole »Ausländer raus« ökologisch begründet wurde. 1982 wurde er Mitglied im Beirat der ÖDP, einer Rechtsabspaltung der Grünen.“

    aus Peter Bierl – Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister – Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik

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    • 7. Februar 2013 11:47

      Ich weißt nich wat schlimmer ist. Die Gesellianer oder die Anthroposophen. Kein Wunder dat in Augsteins antisemitischen „Freitag“ so viele davon herumschwirren.

      Wenn ich nur daran denke brauch ich ein Schnäpsken.
      Euer Erwin

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  4. 7. Februar 2013 11:03

    Ihrem Selbstverständnis nach ist die Anthroposophie eine »Geisteswissenschaft«. Ich betrachte sie als Religion, was ihre Anhänger vehement bestreiten.

    Auf Antrag der SPD-Fraktion beschloss der Bundestag 1996 eine »Enquete-Kommission Sogenannte Sekten und Psychogruppen« einzurichten. Vor der Parlamentsdebatte über diesen Antrag organisierte die SPD eine Informationsveranstaltung, in der Hansjörg Hemminger, Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart, nicht nur Scientology oder die japanische AUM-Sekte erwähnte, die aufgrund ihrer straffen Organisation oder gemeingefährlicher Aktionen ins Visier des Staatsapparates geraten sind, sondern auch die Anthroposophen.

    Trotz des Gütesiegels »etabliert und bürgerlich akzeptabel«, das der Referent ihnen ausstellte, reagierte Otto Schily, damals noch einfacher SPD-Abgeordneter, verärgert. Dass der Kirchenvertreter die Anhänger Steiners auch nur erwähnte, habe ihn »sehr gestört«, erklärte Schily. Schily behauptete in der Diskussion, es sei ein »grundlegendes Missverständnis, Anthroposophen oder überhaupt die Anthroposophie unter Religionsgemeinschaften zu rubrizieren. Sie ist keine Religionsgemeinschaft, sondern der Versuch einer Erweiterung der Erkenntnisse, aufbauend auf der Naturwissenschaft, und sie hat keinen antirationalen Charakter, sondern, ich denke, da muss man sich schon ein bisschen mit dem Thema auseinandersetzen, ehe man das so vermanscht«.

    Hemminger widersprach, er spielte auf Steiners Evolutionslehre an, wonach – vereinfacht ausgedrückt – der Affe vom Menschen abstammt, und stellte fest: »Wenn Sie sagen, das sei rational oder gar naturwissenschaftlich, dann muss ich Ihnen (…) sagen: So ist es nicht. Die Anthroposophie ist eindeutig ein okkult-esoterisches System.«

    aus Peter Bierl – Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister – Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik

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    • 8. Februar 2013 12:16

      Hemminger liegt in Bezug auf den Hinweis auf Steiners sehr spezieller Evolutionstheorie völlig richtig, auch aktuell noch, wie das Beispiel des ehemaligen Waldorflehrers und jetzigen Dozenten an der „Freien Hochschule Stuttgart“, Dr. Christoph Hueck, belegt:

      http://www.steinerimbrett.wordpress.com/2011/04/28/die-rosenheim-fopps/

      Und als „schlau-spannend“ wird das dann – um den ideologischen Bogen anzuspannen – abgefeiert auf der Website des chiemgauer.info, dem virtuellen Info-Medium rund um das anthroposophisch angeleierte Chiemgauer Regionalgeld, auf den angeblich erfolgreichen Weg gebracht aus Lehrer- und Schülerreihen der „Freien Waldorfschule Chiemgau“ in Prien.

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    • 8. Februar 2013 13:01

      Danke für den informativen Link auf deine Seite. Ich war zwar nicht auf den Rosenheimer “Pädagogiktagen”, auch ich lebe im Chiemgau, aber ich kam schon mal mit den Gesellianern der Waldorfschule Prien in einer Diskussion um den „Chiemgauer“ in Kontakt.

      Die“ spezielle“ Evolutionstheorie Rudolf Steiners ist fast so grotesk wie seine abgekupferte Karmalehre. Über den „Chiemgauer“, über die Freiland- und Menschenzuchtlehre Gesells, über Rudolf Steiners Anthroposophie habe ich vor drei Jahren mit Gesellianern und Anthroposophen in einem „israelkritischen“ Forum intensiv diskutiert, freilich konnte ich diese Leute nicht von ihrem Wahn befreien. Der Inhaber dieses „israelkritischen“ Forums wurde übrigens kürzlich vom Simon-Wiesenthal-Zentrum ausgezeichnet.

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      • 8. Februar 2013 15:49

        Auch ich sag vielmals Danke für Deinen Artikel, der notwendigerweise die Ansichten und Einschätzungen Peter Bierls aus seinem wichtigen Buch komprimiert darlegt. „Vom Wahn befreien“ wollen ist sicher ein aussichtsloses Unterfangen, aber auf irrationale und totalitäre Aspekte ihrer engelsgleichen Weltanschauung wird man wohl noch mal hinweisen dürfen.
        Viel Glück und bestes Gelingen hierfür auch in Zukunft!

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  5. Jo Prinz permalink
    7. Februar 2013 13:33

    Der NPD-Spitzenkandidat für die Niedersächsische Landtagswahl 2008 Andreas Molau wollte ein Waldorflandschulheims in Rauen gründen. Das wollte der Bund der Freien Waldorfschulen nicht, obwohl Molau von 1996 bis 2004 Lehrer (Deutsch und Geschichte) an der Freien Waldorfschule Braunschweig war.

    2004 wurde Molau gekündigt, weil er für die sächsische NPD-Landtagsfraktion als wissenschaftlicher Mitarbeiter in schulpolitischen Fragen beraten wollte und außerdem für die NPD-Zeitung “Deutsche Stimme” arbeiten wollte. Zuvor war Molau sehr beliebt bei Kollegen und Schülern. Vor seiner Tätigkeit als Waldorflehrer arbeitete Molau als Autor für rechte Zeitungen wie die ”Junge Freiheit” oder “Nation und Europa”.

    Von 2010 bis 2012 war Molau für die rechtsextreme Bürgerbewegung pro NRW tätig.

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    • walter ter linde permalink
      7. Februar 2013 19:03

      Das spricht f ü r die Waldorfschule, die heute sicherlich auch ihren Gründerpapst k r i t i s c h im Auge hat. – Und der Vergleich zu Alternativschulen ist ja immer die militärisch-kapitalistisch motivierte staatliche Schule: von der seit tausend Jahren nur schwärzeste Pädagogik zu berichten ist. Oder doch nicht? – (Mal drüber nachdenken.)

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    • 7. Februar 2013 21:37

      Möllemann wurde von der FDP ausgeschlossen. Sein Antisemitismus ging sogar der FDP zu weit. Jürgen Möllemann war der FDP so peinlich wie der NPD-Spitzenkandidat Andreas Molau den Waldorfschulen peinlich war. Der Imageschaden sollte eingegrenzt werden.

      Molau war kein Einzelfall. Lehrer mit NPD-Verbindungen in Waldorfschulen, NPD-Verbindungen zur Anthroposophie gibt es viele. Die Ideologie von Anthroposophie und NPD hat viele Schnittmengen.

      Fest steht: Kritik an Rudolf Steiners Lehre wird in Waldorfschulen nicht erlaubt!

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      • 8. Februar 2013 16:15

        Kritik wird – wenn überhaupt – nur vorgeblich, mit dem gewissen Augenzwinkern zugelassen. Aber diese erste Reaktion „auf Augenhöhe“ hat in der Regel fatale Folgen: Plötzlich melden sich Stimmen von irgendwoher aus der Schulhierarchie, weisen dezent zurecht, gestatten sich intellektuelle Ausschweifungen, lächeln weg, halten repressiv drauf, drohen mit diesem und jenen, fragen nach der Nochzugehörigkeit zur Schulfamilie, legen Distanz und Austritt mit dem Überraschungseffekt eines Meteoriteneinschlags nahe, entfernen sich in Lichtgeschwindigkeit von der Wahrheit, treten nach, lassen ausrichten, lassen abtreten – Vorhang auf zur großen Waldorfshow nach menschenfeindlicher Lust und Laune eines anthroposophisch infizierten Weltbühnenensembles!

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        • walter ter linde permalink
          8. Februar 2013 17:44

          Danke für diese Sequenz. Sehr eindrücklich.

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    • Jo Prinz permalink
      8. Februar 2013 12:09

      Waldorflehrer können offenbar problemlos Mitglied der NPD sein, solange das nicht öffentlich wird. Ich sehe keinerlei Anhaltspunkt inwiefern, wann und wo Waldorfschulen Rudolf Steiner kritisch im Auge gehabt hätten.

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  6. Kalle permalink
    7. Februar 2013 17:44

    Ausführliche Infos:

    http://rudolf-steiner.blogspot.com/2008/05/1.html

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    • walter ter linde permalink
      7. Februar 2013 19:10

      Auch der Hinweis auf vielleicht schon ‚durchgelassene Kritik‘ erhöht die Aufmerksamkeit aufs Kritisierte. Eine echt negative Rückschlagsdialektik … oder auch der Selbstschuß ins eigene Knie. Aua!

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  7. Kalle permalink
    8. Februar 2013 00:50

    Walter,

    „Das spricht f ü r die Waldorfschule“

    Was spricht für die WS?

    „die heute sicherlich auch ihren Gründerpapst k r i t i s c h im Auge hat.“

    Wer hat das wo?

    „Auch der Hinweis auf vielleicht schon ‘durchgelassene Kritik’ erhöht die Auf-merksamkeit aufs Kritisierte.“

    Wie meinen?

    „Eine echt negative Rückschlagsdialektik … oder auch der Selbstschuß ins eigene Knie. Aua!“

    Sonst geht’s gut, Walter?

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    • walter ter linde permalink
      8. Februar 2013 17:39

      Kalle,

      f ü r die Waldorfschule spricht, daß sie Molau gekündigt hat. – Wobei ich nun oben Jo Prinz durchaus zugeben will, daß das taktisch motiviert sein konnte

      mein „sicherlich“ meint, daß j e d e Kirche allein durch historischen Fortgang sich modernisieren muß, will sie autoritär weiterbestehen. Mein „sicherlich“ heißt auch, daß ich in diesem Thema nur durchschnittliche Kenntnis habe (n.b.: ich lehne etablierte Alternativschulen ab, staatliche eigentlich auch)

      die Crux aller, auch sachhaltiger Kritik, die n i c h t durchschlägt, also das Kritisierte abräumt, vernichtet (Marx), ist, daß sie nur als Aufmerksamkeitsmarke (etwa Skandalisierung oder nur Fingerzeig) weiter funktioniert, also von der herrschenden Meinung d u r c h g e l a s s e n wird, weil die eigene repressive Toleranz bestätigend

      weshalb Kritik, deren Ziel (radikale Umgestaltung) versäumt wird, zu einem Hans wird (i.e. Der es mit dem Knie macht)

      Mir geht´s gut, Kalle!

      P.S.: Du verlinkst auf eine Seite ohne Impressum und Autorschaftsanzeige. – Nur eine Feststellung, keine Kritik.

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      • Kalle permalink
        8. Februar 2013 19:57

        f ü r die Waldorfschule spricht, daß sie Molau gekündigt hat.

        Dadurch wird die an den WS vermittelte Weltanschauung nicht besser.

        (n.b.: ich lehne etablierte Alternativschulen ab, staatliche eigentlich auch)

        Du lehnst also alle Schulen eigentlich ab.

        die Crux aller, auch sachhaltiger Kritik, die n i c h t durchschlägt, also das Kritisierte abräumt, vernichtet (Marx), ist, daß sie nur als Aufmerksamkeitsmarke (etwa Skandalisierung oder nur Fingerzeig) weiter funktioniert,

        Wo soll den Marx solchen Quark geschrieben haben?

        P.S.: Du verlinkst auf eine Seite ohne Impressum und Autorschaftsanzeige

        Das ist mir nicht entgangen, weder dort noch hier.

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        • walter ter linde permalink
          9. Februar 2013 18:51

          Ich fühle mich mißverstanden. Nein: Ich weiß mich mißverstanden.

          Einmal lehne ich natürlich alle Schulen ab – und was ist Dir daran unklar, daß man es erklären müßte?

          Und nein, Marx hat meinen ‚Quark‘ nicht beschrieben, aber durch seine historisch-materialistische Dialektik vorbereitet; für die erste Seite der Negativen Dialektik etwa, die nicht anonym, sondern unter dem Autornamen Adorno geschrieben worden ist.

          Und ich sage mal, diese philosophische Schrift wäre nichts wert bzw. gar nicht bekannt geworden, wäre sie unter dem Pseudonym Hektor Rottweiler geschrieben worden …

          Mir geht´s gut, linker Kritik nicht.

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      • Kalle permalink
        8. Februar 2013 21:03

        die Crux aller, auch sachhaltiger Kritik, die n i c h t durchschlägt …

        Also mal abgesehen davon, dass Kritik nicht in jedem Fall vernichtend ausfallen muss, um ansonsten rein affirmativ zu wirken, frage ich mich, was das in Bezug auf das verlinkte Blog heißen soll. Hast Du Dich eventuell von dem Titel des Blogs beirren lassen, ohne was zu lesen? Das ist doch keine immanente, fördernde, sondern in der Tat eine grundsätzliche (vernichtende) Kritik dort.

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      • 8. Februar 2013 23:20

        Es gibt verschiedene Gründe für kein Impressum, die bereits des Öfteren hier beschrieben wurden. Eine Autorschaftsanzeige gibt es hier und hier.
        Es ist niemand dazu gezwungen hier zu kommentieren.Übrigens hat Augsteins „Freitag“ ein Impressum. Schützt dieses Impressum vor Willkür und dient es der Aufklärung? Gibt es dort mehr Aufklärung als hier? Das sollte jeder für sich entscheiden. Dort wären jedenfalls noch Plätze für intelligente Kommentare frei.

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        • 8. Februar 2013 23:35

          Es gibt eben ‚inquisitorische‘ Fragen. Die muß man sich dann aber hier wie dort gefallen lassen. – Ich selbst bin sehr dafür, mit dem Namen auf dem eigenen Personalausweis seine Meinung kundzutun. Sonst ist da für mich ein ‚Geschmäckle‘.

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        • 8. Februar 2013 23:42

          Mit dem Geschmäckle muss leben wer mir und meiner Familie den ruhigen Schlaf gönnt. Es wäre schön wieder zum Thema zurückzukehren. Das Thema ist Rudolf Steiner und die Anthroposophie!!

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        • 8. Februar 2013 23:53

          Und bei allem, weswegen ich der MI den aktuellen Status in keiner Weise abreden will, meine ich, daß im diskutierten Feld offene Pseudonyme angebracht wären; ansonsten landet man funktional in Kommentarfeldern, wo wieder Heroen erstehen (eben: Themenfeld etwa Wolgograd). – Anonymität im Netz ist für mich neben Selbstschutz jedoch vor allem das bereitete Feld für alltäglichen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, kurz: häßliche Regression. Auch im Alltag wohl für jeden mitunter wahrnehmbar. Anonymität ist, ist, ist …

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        • 9. Februar 2013 00:00

          … und auch einfach ein Feld für betongleiche nie mehr nachgeprüfte Wiederholungen, die man im realen Leben sich und seinen Lieben nie zementieren wollerte …

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        • MEMO permalink
          9. Februar 2013 12:14

          Die verlinkte Autorenschaft ist albern, Fidelche – und das weißt du auch. Ebenso gut könntest du Mickey Mouse als Autor angeben.

          Ansonsten – was die WS betrifft, agiert sie wie jede Sekte, indem sie ein nicht validierbares Weltbild anbietet, welches einfache Antworten auf komplizierte Fragen liefert. Wie jede Ideologie verkürzt die ein Menschenbild auf ein Konzept auf Glaubensbasis und das macht sie gefährlich. Eine gewisse Gefahr lauert allerdings auch in dem, was hier geschieht, in der Verkürzung auf der „Das ist doch ganz klar.“-Ebene. Menschliche Existenz ist aber niemals so ganz klar und besteht aus vielen Graustufen. Diese bilden das ab, Variabilität, was wir als „Freiheit“ bezeichnen, ein Schwarz-Weiß-Denken, welches Verurteilung permanent einfordert, ist das Gegenteil.

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        • 9. Februar 2013 17:37

          Ich weiß, dass die verlinkte Autorenschaft nicht albern ist, Memo. Damit werde ich es belassen und nicht mehr weiter darauf eingehen, denn diese sich ewig wiederholende Debatte ist für mich Timekilling.

          Wie bei jeder rechten Ideologie finden sich immer Leute die darauf bestehen, alles sei doch halb so wild und man müsse doch differenzieren.
          So meinte gar die Freitagsblogggerin und Esoterikerin „thinktankgirl“ und mit ihr offenbar die Redaktion des „Freitags“, die Menschenzuchttheorien („Hochzucht des Menschengeschlechts“, „Zuchtwahlrecht der Frauen“) Silvio Gesells seien emanzipatorisch.

          Eva Herman war der Ansicht auch bei Hitler war nicht alles schlecht. Schließlich ließ der Führer die Autobahn bauen und wir fahren heute darauf.

          Die deutschen Hamasversteher sind der Ansicht, dass es bei der rechtsradikalen islamistischen Ideologie viele Schnittmengen zu linker Politik gäbe und außerdem seien Scharia-konforme ‘Finanzprodukte’ ausgesprochen interessant. Mord und Folter gegen Andersdenkende und Kommunisten, Auspeitschungen wegen Verstößen gegen die Kleiderordnung, Amputationen wegen Diebstahls, Steinigungen wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs, Hinrichtungen wegen Homosexualität im Iran sollten nicht thematisiert werden, so die Menschenfreunde, denn das wäre eine Verkürzung auf der “Das ist doch ganz klar”-Ebene und für andere Experten eine Unterdrückung der Religionsfreiheit.

          In der Mitte Europas gibt es scheinbar aufgeklärte Leute die verehren den tibetischen Buddhismus. An der tibetischen Karmalehre, an den sexualmagischen, spirituellen Praktiken des tibetischen Tantra, an der Vergewaltigung junger Frauen und am sexuellen Kindesmissbrauch haben sie kaum etwas auszusetzen, denn so variabel muss man schon sein, meinen diese Leute, dies alles nicht zu verurteilen.

          Ich sehe darin einen falschen Freiheitsbegriff. Rechte Ideologie muss kritisiert werden dürfen. Eine Tabuisierung ist Wahnsinn und Kumpanei mit autoritärer Ideologie nenne ich Offiziersmanier.

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        • MEMO permalink
          11. Februar 2013 11:57

          Das das ein falscher Freiheitsbegriff ist, musst Du mir nicht explizit erklären – zum xten Male – darin sind wir uns einig. Und natürlich müssen die genannten Punkte thematisiert werden – aber eben „straight“. Dazu gehört aber eine „offene“ Auseinandersetzung, ohne die es nicht geht. Wenn ich mich recht entsinne, schrieb Rahab damals auch nicht, dass diese Theorien emanzipatorisch sind, sondern dass sie damals „emanzipatorisch erschienen“. Das stimmt vermutlich sogar und es sind zwei völlig unterschiedliche Aussagen. Ich finde übrigens die Frage viel interessanter, die sich darauf bezieht, dass derlei Regime über so lange Zeiträume „funktionieren“ und Menschen darin „funktionieren“. Der Grund hierfür ist nicht nur der vordergründige Druck der Regime, es ist mehr und um dieses Mehr sollte/müsste es gehen. Ich vermute, dass ich viel von dem des von Dir angestrebten oder für Gut geheißenen Weltbildes teilen würde, doch muss dieses menschen-kompatibel sein oder man/es muss Szenarien anbieten, die attraktiver sind als das, was gängig ist.

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        • 11. Februar 2013 12:28

          Es war nicht „Rahab“ sondern „Thinktankgirl“. „Rahab“ und die Redaktion des „Freitags“ unterstützten die Gesellianerin in dem sie den Kritiker mundtot machten. Die Gesellianerin des „Freitags“, nebenbei eine Hardcore-Antizionistin verteidigte Gesell vielfach, sie halluzinierte von „Naturweibern“ die ohne „Versorgungsprostiution mit Männern, die sexy sind“ viele „Kuckuckskinder“ produzieren könnten. Thinktankgirl behauptete im „Freitag“ wortwörtlich die Menschenzuchttheorien erscheinen heute reaktionär und waren damals emanzipatorisch.

          Diese Menschenzuchttheorien waren auch zu Lebzeiten Gesells (er starb 1930) nicht emanzipatorisch!! Hitler (der 1933 Reichskanzler wurde) und seine Nationalsozialisten setzten Gesells Theorien wenige Jahre später mit ihrem Euthanasie-Programm, mit NS-Lebensborn, mit der NS-Mutterideologie (Mutterkreuz) in die Tat um.

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        • MEMO permalink
          11. Februar 2013 15:02

          Sorry – Fidelche, aber hier versteigst Du Dich in unangemessene Wortklauberei. „Menschenzuchttheorien erscheinen heute reaktionär und waren damals emanzipatorisch.“ Dieser Teilsatz ist inhaltlich richtig – ob es Dir nun passt oder nicht. Diese Theorien waren im Sinne von „galten“ damals „als emanzipatorisch“ und genau das war ja das Problem dieser Zeit. Als „emanzipatorisch“ (wenn du den Begriff wörlich nimmst) galt auch der Umgang mit den Juden. Heute sehen wir das natürlich anders, damals sah man es aber in weiten Teilen Europas, nicht nur Deutschlands so.

          „…die ohne “Versorgungsprostiution mit Männern, die sexy sind” viele “Kuckuckskinder” produzieren…“

          Mir ist di Problematik durchaus bewusst, dennoch gilt auch hier, dass die Kritik an einer Gesellschaft, die Versorgungsprostitution stützt, durchaus diskutabel ist. Das darf natürlich nicht in Eugenik enden und somit ist der Kontext entscheidend. Die Frage, ob es nicht an der Zeit wäre, dass der Heirats- oder Beziehungsgrund nicht mehr die teure Einbauküche, die Versorgungssicherheit ist, sondern die Person als solche, muss und sollte gestattet sein. Ob dabei Kinder herauskommen, würde ich als nachrangig ansehen. Nur, dass das Prinzip Versorgungsprostitution auch im Hier und Heute immer noch oftmals gilt, ist wohl unbestreitbar. Auch die Loslösung von diesem Prinzip müsste Dir doch im Grunde sympathisch sein, denn es ist eine Fascette des ganz konkreten Kapitalismus.

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        • 11. Februar 2013 18:57

          Was heute reaktionär erscheint, war damals emanzipatorisch“ meinte die Gesellianerin bezüglich der Freilandtheorie Gesells im „Freitag“. Es erscheint für „thinktankgirl“ nur reaktionär zu sein!! Danach verteidigte sie Gesell in rund hundert irren Kommentaren. Ich bin jedenfalls der Auffassung, dass NS-Lebensborn, NS-Mutterkreuz, und die Ermordung von sechs Millionen Juden auch damals nicht emanzipatorisch war. Wahnsinn, wenn ich darauf im Jahre 2013 noch beharren muss.

          Wer Silvio Gesells Lehre (“Hochzucht des Menschengeschlechts“ – „Zuchtwahlrecht der Frauen“ – „Die Freilandmodelle die die weitere Abhängigkeit der Arbeiter “nach den Gesetzen des Wettbewerbs” (Dem Tüchtigsten das meiste, Auslese als Ziel ausdrücklich festgeschrieben), die Verpachtung des “freien Landes” an den Meistbietenden, soviel er bebauen kann , wobei “Arbeitsscheue, Bummler, Sonnenbrüder und Zigeuner”, die ins Ausland verschwinden sollen, keinen Anspruch haben, da sonst “die Neger eines Tages die Oberhand gewinnen” – „Erlösung von all dem Minderwertigen, mit dem die seit Jahrtausenden von Geld und Vorrecht geleitete Fehlzucht die Menschheit belastet hat“ – „So viel Krankhaftes auch der Auslesebetätigung der Natur durch die Fortpflanzung der Fehlerhaften zugeführt wird, sie wird es bewältigen. Die ärztliche Kunst kann dann die Hochzucht nur verlangsamen, nicht aufhalten“ – „Denn eine Teilung des Volkes in hohe, mittlere und niedre Schichten bedeutet völkischen Verfall. Völkisches Empfinden duldet keine Zinsknechtung anderer oder gar die Beteiligung daran. Wer noch etwas rassisches, völkisches Empfinden verspürt, der gehe in sich, tue Buße; der gestehe, dass er und seine Ahnen Verrat begingen am eigenen Volk, am eigenen Blut. Der wahrhaft völkisch gesinnte Mensch, der den Klassengeist hasst und ein schönes Volksleben sehen möchte…“) emanzipatorisch bezeichnet, irgendetwas daran rechtfertigt oder relativiert hat aus meiner Sicht nicht alle Tassen im Schrank oder ist übriggeblieben aus einer ganz alten Zeit.

          Die Alternativen zum heutigen Kapitalismus bestehen nicht im Sozialdarwinismus oder reaktionären Ideologien. Mein Frauenbild, mein Menschenbild, meine Utopie von einer gerechteren Gesellschaft ist konträr anders als dies Silvio Gesell, Lanz von Liebenfels, Carl Russwurm, Adolf Hitler oder Thilo Sarrazin propagierten. Sogar die überwiegende Mehrheit der heutigen Anthroposophen und der heutigen Gesellianer (zumindest der Waldorfschule Prien) distanzieren sich energisch von der sozialdarwinistischen Freilandlehre Gesells. Das sagt einiges aus.Bevor man die Freilandtheorie Gesells verteidigt sollte man sich mit ihr beschäftigen.

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        • MEMO permalink
          11. Februar 2013 19:48

          Du willst mich wieder einmal nicht verstehen, oder? Wenn „man“ den Umgang mit den Juden als „emanzipatorisch“ im Sinne von sich von ihnen befreien begriff, ist das einfach eine historische Tatsache. Auch diesem, und nicht nur aus diesem Grund, ist der Emanzipationsbegriff für mich nicht zwingend mit etwas Positivem verbunden. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht – ich gehöre nicht zu den Gesellianern und werde es auch nie. Noch einmal: Es gab eine Zeit, in der BEGRIFF man diese Ansichten als etwas Emanzipatorisches und das muss man auch so erinnern dürfen, denn es ist WICHTIG. Was die völlig durchgeknallten und menschenverachtenden Theorien Gesells verursachten, weiß ich selbst und das auch recht genau. Ich wies ja bereits auf den Kontext hin, aber der feine Herr schreibt ja lieber Pamphlete, statt zu kommentieren. Ich bin übrigens schon sehr gespannt, was man in diesem Land als nächstes als „emanzipatorisch“ begreift. Jede Wette, dass mir dabei übel wird.

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        • 11. Februar 2013 20:50

          Ich kann das Aufgewühlte von MEMO verstehen. Denn Reformen sind heute auch das Gegenteil ihres Wortsinnes. Und was früher modern war, sieht heute ziemlich alt aus. – Es gibt eben völlig mißratenen historischen Fortschritt.

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        • 11. Februar 2013 23:40

          Und was ich bei Fidelches Gegenrede wirklich totalen Schwachsinn finde als direkte Antwort auf MEMO ist dieses. „… u n d die Ermordung von sechs Millionen Juden a u c h damals nicht emanzipatorisch war.“ – Das ist wirklich die K e u l e, die den Falschen in die Hände spielt. Ein Selbsttotschlag.
          – – – Einfach mal nur diesen Thread nachlesen … und mal nachdenken in Ruhe

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        • 12. Februar 2013 10:25

          Ach so, die Kritik am Holocaust ist keine ‚Verkürzung auf der ‚Das ist doch ganz klar.‘-Ebene. Wer auf der „Eva Herman-Line“ (Hitler baute die Autobahnen und wir fahren heute darauf) schreiben will soll es tun, ich mache freilich nicht mit und interveniere, wenngleich ich mir der Sinnlosigkeit bewusst bin.

          Einfach mal diesen Thread reflektierend nachlesen (vielleicht sich dabei sogar über Silvio Gesell informieren) ist von daher eine sehr gute Idee.

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        • MEMO permalink
          12. Februar 2013 10:49

          Ich stelle fest. Leider, Fidelche, merkst Du nicht einmal, dass ich den Emanzipationsbegriff in Zusammenhang mit den Theorien Gesells am Ursprung und weiter bezogen auf das Heute kritisiere, respektive den Umgang damit und in KEINEM FALL auf einer Eva Herrmannschen Ebene argumentiere – eher beschreibe ich das exakte Gegenteil, den Umgang der Menschen mit derlei Begrifflichkeiten und wie sie sich durch sie einfangen lassen. Was ist eigentlich los mit dir, dass das scheinbar nicht durchdringt? Vielleicht wäre es mal ganz gut, nicht immer Antworten oder „Tapeten“ auf Fragen zu schreiben, die nie gestellt wurden. Und immer wieder – aber das scheint ja dein Prinzip zu sein – in der Form, dass du unterstellst, man würde relativieren, weil man einfach nur feststellt, dass sich Menschen zum Nachteil Aller jeweils aktueller Probleme bedienen. Wenn ich z.B. feststelle, dass rechtsradikale Verbünde im Osten der Republik Kinderfeste und so weiter veranstalten, den dort bestehenden Mangel also für sich nutzen, dann stelle ich zwei Probleme fest. Erstens, dass offenbar ein Bedarf nicht durch die Gemeinden und Bürger selbst gedeckt wird, zweitens, dass die Ultrarechten so die Chance erhalten und sie auch ergreifen, sich „positiv“ darzustellen. Darum sind nun aber Kinderfeste oder Sportveranstaltungen nichts Schlimmes. Negativ ist die Aneignung durch die, die sich aufgrund des Mangels einen Vorteilverschaffen und auf diesem „Verkehrsweg“ ihre gestörte Gesinnung in den Köpfen installieren. Was ist daran eigentlich so schwer zu verstehen?

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        • 12. Februar 2013 12:46

          Es geht weniger um Kinderfeste im Osten, sondern um Gesells Sozialdarwinismus und strukturellen Antisemitismus der vor 1930 von ihm propagiert und der nach 1930 in die Tat umgesetzt wurde. Es geht darum, dass am logischen Ende einer Einteilung von Menschen in solche mit besserem Erbgut und solche mit schlechterem Sterilisation, Lebensborn und Euthanasie stehen und dass im „Freitag“ im Jahre 2010 eben diese Einteilungslehre Gesells nicht nur von „thinktankgirl“ propagiert, sondern dass sie dabei von der Redaktion des „Freitags“ unterstützt wurde.

          Wie wir alle wissen fand die ehemalige Bundesgeschäftsführerin der Piratenpartei, Marina Weisband Experimente mit Regionalgeld wichtig und der Landesverband Sachsen-Anhalt der Piraten hat in einem Positionspapier freiwirtschaftliche Forderungen nach Komplementärwährungen übernommen. Die Freigeldtheorie Gesells ist die andere Seite Medaille von Gesells Freilandtheorie, wobei mir klar ist, dass die Freigeldtheorie in einer anderen Liga spielt wie die Freilandtheorie.

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        • MEMO permalink
          12. Februar 2013 14:23

          Nein, es ist dein übliches Problem, dass, ist ein Begriff oder eine Theorie „besetzt“ und in einen negativen Kontext gestellt, du nicht mehr in der Lage bist, sie daraus zu lösen. Deiner Argumentations zufolge wird so aus der Jüdin Marina Weisband vermutlich eine Gesellianerin. Wie willst Du auf dem Level überhaupt konstruktiv diskutieren? Übrigens gibt es ganze Staaten, die mit alternativen Währungen (nicht frei konvertierbar) agieren. Daneben muss man aber – das gehört nun einmal zu einer freiheitlichen Gesellschaft – auch Theorien diskutieren und überprüfen dürfen, die dereinst aus einer nicht wünschenswerten Ecke stammten. Nur, weil Gesell ein Eugenikvertreter war, negiert das nicht gleich die Freigeld-Idee oder Butterkuchen, weil Gesell ihn vielleicht gerne aß. Es geht übrigens nie immer nur um einzelne Punkte. Wenn man über Gesellschaft diskutiert – und würde man es nicht, wäre diese ganze Diskussionsplattform schlicht überflüssig – muss man in Zusammenhängen denken, in den natürlich auch Kinderfeste von Rechtsradikalen gehören.

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        • 12. Februar 2013 15:11

          Da stimme ich zu, nur weil Gesell ein Eugenikvertreter war, negiert das nicht gleich die Freigeld-Idee, obwohl Gesell Erfinder des Freigeldes war und obwohl Gesell vermutlich sauer wäre wenn man seine Theorien geteilt betrachtet. Die Debatte über das Freigeld, Zinskritik und Occupy hatten wir aber schon. Zinskritik wie sie Gesellianer führen ist strukturell antisemitisch, ist oftmals verkürzte Kritik am Kapitalismus, sucht Sündenböcke um von den fundamentalen Systemfehlern abzulenken. Die Trennung von „raffendem“ Finanzkapital und „schaffenden“ Produktionskapital ist problematisch. Gottfried Feder lässt grüßen. Wer Schwundgeld fordert muss sich unangenehme Fragen wegen schlechter Erfahrungen aus der Vergangenheit stellen lassen.

          Das Problem dabei: Auch die Nazis waren Kapitalismuskritiker, auch sie sahen das Hauptübel im Zins, agitierten gegen das jüdische internationale Finanzkapital. Es gibt achtzig Jahre nach dem 25-Punkte-Programm der NSDAP Broschüren gegen das internationale Finanzkapital von deutschen Gewerkschaften, die haben nur das „jüdische“ weggelassen: Die Heuschreckenkarikaturen in diesen Verdi-Broschüren haben es in sich und erinnern an alte Zeiten.

          Kritik an den herrschenden Verhältnissen, zumal wenn sie ideologisch braun gefärbt ist, kann also zu Zuständen führen welche die aktuellen Verhältnisse verschlechtern. Ich lebe jedenfalls lieber in einer bürgerlichen Demokratie mit all ihren Fehlern als in einem faschistischen System, deshalb kritisiere ich lieber das bestehende System von links als von rechts.

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        • MEMO permalink
          12. Februar 2013 17:01

          Ich kann hier keine linke Kritik erkennen – höchstens eine tabuisierende Bürgerliche. Das ist völlig ok, denn damit reihst du dich dort ein, wo auch der typische Welt-Leser hockt. Es ist wirklich langsam lächerlich. Wir verfügen über einen systembedingten Turbokapitalismus und die damit zwangsläufig verbundene Finanzwirtschaft mit all ihren Auswüchsen, mit ihrer Unabhängigkeit von Staaten/Gemeinschaften und alles, was dir einfällt, ist die Kritik daran permanent in die Nähe der NSDAP zu rücken. Und warum tust du das? Weil die NSDAP damals den Markt zum Anlass genommen hat, die Juden zu diskreditieren und den Rest der Geschichte kennt man. Ergo ist die Kritik an Hochfrequenzhandel, Leerverkäufen, Derivaten für dich BRAUN. Das muss man sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen.

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        • 12. Februar 2013 17:32

          Die NSDAP hat nicht nur Juden diskreditiert. Lies einmal das 25 Punkte-Programm der NSDAP von Gottfried Feder. Ich kritisiere die falsche Trennung durch Gesellianer, diverse Attac und Occupy- Kämpfer usw. vom “raffenden” Finanzkapital und “schaffenden” Produktionskapital. Diese Trennung ist bürgerliche Ablenkung zur Schaffung von Sündenböcken.

          Beinahe hätte ich mir 2010 einen Spaß erlaubt: Ich wollte damals in Augsteins „Freitag“ Teile des 25-Punkte-Programms von Gottfried Feder einstellen. Ich hätte nur die Bezeichnungen „internationales Finanzjudentum“ in „internationales Finanzkapital“ getauscht. Ich bin davon überzeugt, dass ich für meine „guten Gedanken“ in der Freitagcommunity von den Gesellianern und Augsteins Kapitalismuskritikern mit sehr vielen Kommentaren gefeiert worden wäre. Natürlich hätte ich mich unter einem anderen Nick einloggen müssen.

          Freilich kann über diesen nichtgemachten Spaß nur lachen, wer sich mit verkürzter Kapitalismuskritik, wer sich mit der Naziideologie, wer sich mit Karl Marx beschäftigt hat. Da ich dich nicht überzeugen kann empfehle ich dir einen Artikel eines linken Gewerkschafters aus Stuttgart: Lothar Galow-Bergemann – „Das Gute und die Gier“. Auch wenn du das nie verstehen wirst: Galow-Bergemann schreibt nicht für die Welt.

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        • MEMO permalink
          12. Februar 2013 17:52

          Mach dir über mein Verständnis mal keine Sorgen. Ohne das vergleichen zu wollen – aber ist dann das gesamte Strafrecht nur darauf ausgelegt, Schündenböcke zu schaffen? Übrigens machen sich die „Freien Kräfte Neukölln“ gerade für den Tier- und Umweltschutz stark, weil Umweltschutz natürlich auch Heimatschutz ist. Ist Umweltschutz nun auch verdächtig?

          Nun ja, vielleicht verstehst du irgendwann mal den Fehler in deiner Sicht und wie sie letztlich genau denen in die Hände spielt, die auf der anderen Seite stehen. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.

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        • 12. Februar 2013 21:26

          Ich arbeite ständig an meinen Fehlern und gebe dabei die Hoffnung nicht auf sie zu minimieren. Ich kann mir allerdings beim besten Willen nicht vorstellen eines Tages ideologisch in der Nähe von sagen wir Jürgen Elsässer zu stehen.

          Über die Piraten, antisemitische Zinskritiker, antiamerikanische Verschwörungsideologen, anti­se­mi­ti­sche und eso­te­ri­sche Kon­strukte, anthro­po­so­phi­sche Geist­li­che und deutschnationale Aktivisten spricht übrigens morgen am Mittwoch Martin Wassermann aus Berlin, der sich in seinem Reflexion-Weblog mit ähnlichen Themen wie MI beschäftigt, im Josfritz-café, Wilhelmstraße 15 in Freiburg.

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        • 13. Februar 2013 12:42

          Nun ja – niemand hat verlangt oder vorgeschlagen, dass Du Dich in die ideologische Nähe von Irren wie Elsässer begibst. Das würde ich ebenfalls nie tun. Ich lasse mir Themen oder Kritikpunkte von diesen Gestalten aber auch nicht nehmen. Auch die Piraten würde ich nicht dazu zählen, bzw. über einen Kamm scheren. Es handelt sich noch um einen „lockeren Haufen“ in der Findungsphase. Man wird sehen, wohin das führt. Das Wassermann in Freiburg spricht, ist ja nett, mir aber zu weit. Würde er in Berlin sprechen, hätte er in mir sogar einen Zuhörer. Neukölln ist ja nicht weit. Mir gehen Verschwörungstheorien selbst auf den Geist, aber eben auch, weil sie zum Teil durchaus berechtigte Fragestellungen pervertieren uns so einen sinnvollen Diskurs erschweren, zuweilen sogar unmöglich machen. Gerade hier in Berlin wäre das aber dringend notwendig. Diese Strategie des „Themen besetzens“ durch die von Dir benannten Gruppen sehe ich zumindest als eine der größten Gefahren der heutigen Zeit. Dem muss man entgegenwirken. Allerdings glaube ich nicht, dass das auf dem Level der „Verdammung“ dieser Fragestellungen auch nur ansatzweise möglich ist. Auch bin ich selbst zu sehr Pragmatiker, als dass ich mir ein Ende des Kapitalismus ohne ein Ende des Menschen vorstellen könnte. Schon deswegen halte ich die Frage nach angemessener Partizipation für wichtiger und menschlicher als die nach einem Systemwechsel.

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        • 13. Februar 2013 17:17

          Stimmt, in den Gründerjahren der Grünen tummelten sich bedeutend mehr Anthroposophen und Springmänner in der Ökopartei als aktuell.

          Der Chiemgau gehört zu den reichsten Regionen Europas. Es ist kein Zufall, dass ausgerechtet der „Chiemgauer“ das bekannteste und das am „besten funktionierende“ Regionalgeld ist. Zu dem Thema habe ich mich aber bereits anderswo hinreichend geäußert (beispielsweise hier).

          Mit einer absurden Theorie können aus meiner Sicht keine Probleme gelöst werden, so stimme ich auch deinem letzten Satz (angemessene Partizipation) zu.

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  8. menno! permalink
    9. Februar 2013 00:40

    was tun liebevolle eltern
    in der praxis?
    wenn sie
    die vörzüge einer waldorfschule
    mit dem eigenen bedenenktum
    abgleichen müssen?

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    • menno! permalink
      9. Februar 2013 01:01

      bestenfalls
      geben sie ihr liebstes
      dank/mangels besserer alternativen
      in irgendeine schule
      und übernehmen dann dort das zepter.

      für den fall,
      dass frau sich mit landes-städtischen mitteln auskennt,
      kann das klappen
      und macht weitrerhin spass
      lm

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    • Kalle permalink
      9. Februar 2013 01:53

      Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien:

      „Wir leben in einer freien Gesellschaft. Also hat jede/r das Recht, jeden Unfug zu glauben. Nur sollten sich Eltern, die ihr Kind einer Waldorfschule anvertrauen, darüber im klaren sein, dass sie dann einer Pädagogik vertrauen, die ein heilloses Gebräu esoterischer Glaubenssätze über Drüsen, Zahnentwicklung, astrologischen Einflüsse und ähnliches ist, das von der modernen Kinderpsychologie und der aktuellen Lehr-Lern-Forschung durchweg als durch nichts begründbarer Unsinn abgelehnt wird. Entschiedene Waldorfianer wird das nicht anfechten: Wie alle Sekten sind sie gegen widersprechende Wissenschaft immun.“

      http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-%E2%80%9Eman-kann-nicht-nur-ein-%C2%BBbisschen%C2%AB-waldorf-sein%E2%80%9C/

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    • 9. Februar 2013 17:18

      Im Artikel schrieb ich: „Zugegeben sei, bestimmte Aspekte der Waldorfpädagogik, wie beispielshalber keine Noten oder kein Sitzenbleiben hätten ohne die dazu vermittelte esoterische Ideologie durchaus ihren Wert.“

      Das Problem ist die rechte und irrationale Ideologie die in Waldorfschulen vermittelt wird. Ist es nicht problematisch wenn Kindern eine antihumanistische und irrationale Weltanschauung gelehrt wird? In unseren Zeiten sind viele Menschen orientierungslos, sie suchen Halt in Esoterik, Religion oder bei demagogischen Führern. Die Anthroposophie scheint dafür geeignet zu sein autoritäre und faschistische Entwicklungen ideologisch vorzubereiten, wie Peter Bierl richtig schreibt. Im Übrigen unterstützt der Staat die Waldorschulen finanziell. Ich habe Verständnis für Eltern die ihren Kindern den Druck im staatlichen Schulsystem ersparen wollen. Waldorfschulen mit Anthroposophie sind aus meiner Sicht der falsche Weg.

      Von Peter Bierl gibt es eine schöne Einführung in die Anthroposophie. Noch besser ist es natürlich sein Buch zu kaufen und zu lesen.

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  9. 9. Februar 2013 13:12

    „Antihumanismus, Irrationalität, Rassismus und Antisemitismus sind die entscheidenden Bestandteile der Anthroposophie, weshalb die Lehre dafür geeignet scheint autoritäre und faschistische Entwicklungen ideologisch vorzubereiten.“

    Meine Rede. Danke für den Artikel!

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  10. 10. Februar 2013 00:11

    Mit einer demokratischen und emanzipatorischen Erziehung haben die Waldorfschulen nicht viel am Hut.

    http://anthroposophie.blogsport.de/2007/01/08/15/

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  11. 10. Februar 2013 14:25

    Die Mächtigen in und außerhalb der Konzerne arbeiten mit allen Mitteln um Aufklärung zu verhindern:

    http://gwup-skeptiker.blogspot.de/

    Weleda und die Weisheit der Menschen

    http://psiram.com/ge/index.php/Claus_Fritzsche

    Psiram:Impressum
    Liebe Leser, die Aufklärungsarbeit von Psiram hat zwangsläufig zur Folge, dass viele Dinge, Namen und Methoden der Quacksalberei, Täuschung und Scharlatanerie konkret und ungeschönt benannt werden. Das ist Betroffenen nicht immer recht, ganz im Gegenteil. Darum agiert Psiram anonym, um die Autoren vor Belästigungen und Schlimmerem zu schützen. So haben wir bereits erleben müssen, dass Kritiker der Germanischen Neuen Medizin von jungen Männern in schwarzen Stiefeln und mit Glatzen belästigt werden.

    Es ist uns klar, dass Anonymität erstmal der Glaubwürdigkeit nicht dienlich ist. Aber sie sollen uns ja nicht glauben. Sie sollen sich ein eigenes Urteil bilden. Entsprechend ist Psiram bemüht, zu allen Beiträgen genügend Quellenmaterial anzugeben, damit dies möglich ist.

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    • walter ter linde permalink
      12. Februar 2013 00:11

      Ja ja, ich habe das schon verstanden: Wer sich kritisch meint und in vorderster Front pseudonym ist, trägt jetzt das Antifa-Prüfsiegel ‚anonymus‘ vor sich her, weil er schon mal in dreihundert Metern Entfernung Schwarzbestiefelte gesehen hat, ohne Haarwuchs. Ich – sturmerprobt – lache nur darüber.
      Die Glaubwürdigkeit solcher Seiten tendiert bei mir generell gegen Null, falls ich nicht regionale echte Kontakte habe. Und bei meinen aktuell: Mache ich lieber einer gegen alle.

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      • Kalle permalink
        13. Februar 2013 01:06

        Bei Dir strebt ersichtlich auch die Sachkenntnis und Lesewilligkeit streng gegen Null.

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  12. 21. Februar 2013 21:53

    In „Des Karmas willige Vollstrecker“ schreibt Heike Diersbach in der neuen Konkret (3/2013):

    … Es ist eine Ideologie der totalen Schuld, und von da ist es nur ein kleiner Schritt zur esoterischen Rechtfertigung von Verbrechen. Wenn doch alles selbst verursacht ist, haben vielleicht auch die ermordeten Juden in früheren Leben …? Genau das behaupten Reinkarnationsanhänger – nicht alle, aber eine kritische Masse. Vorreiter war der Gymnasiallehrer Tom Hockemeyer. Unter dem Pseudonym Trutz Hardo fabulierte er in seinem Roman „Jedem das Seine“, Auschwitz sei »im Grunde ein welthistorisches Ausgleichen« gewesen: »Die meisten, die vergast wurden, … hatten früher andere Menschen getötet oder zugestimmt, daß andere Erdenbewohner, meist Juden und Minderheiten, dem mordenden Mob zum Opfer fielen.« Das war dann auch dem Landgericht Koblenz zuviel: Es verurteilte Hockemeyer im Mai 2000 in zweiter Instanz zu 90 Tagessätzen Geldstrafe wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener. Der Roman ist bis heute verboten.

    Das hält die Szene nicht davon ab, Hockemeyers These munter weiterzuverbreiten. In seinem 2006 erschienenen Buch wiederholt Sigdell: »Es scheint vielmehr so zu sein, daß, wenn schon ein wahnsinniger Diktator dieses Massenleid geschehen ließ, viele Seelen die „Gelegenheit nutzten, um gemeinsam schweres altes Karma abzubauen. Und da sich der Wahnsinn nun einmal gegen die Juden richtete, mußten sie sich schon deshalb in jener Zeit als Juden inkarnieren. Manche wohl auch deshalb, weil sie früher selbst an Pogromen teilgenommen hatten …« Er wisse das, da mehrere seiner Patienten sich in der Rückführung als Holocaust-Opfer erlebt hätten. »Jemand nahm zum Beispiel an Pogromen teil und brachte Juden um. Später war er selbst Jude und erlebte das Verfolgtsein am eigenen Leib.«

    Sigdell berichtet von einer 35jährigen Patientin, die als Kind von ihrem Vater vergewaltigt worden ist. In der Rückführung sah sie sich als Jüdin im KZ. »Warum das alles?« fragt Sigdell – und gibt gleich die Antwort: »Diese Frage führt in ein Leben als Mann im alten Rom. Er paßte als Wächter auf Christen auf, die in die Arena sollten, und zögerte nicht lange, manchmal auch eine Christin erst zu vergewaltigen … Daher also dieses Karma!« Der herausgebende Heyne-Verlag hielt damals Sigdells Theorie »im Rahmen der freien Meinungsäußerung« für »legitim«. …

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  13. Jo Prinz permalink
    5. März 2013 14:31

    Gegen die geplante staatliche Waldorfschule in Hamburg gibt es nun eine Petition:

    https://www.change.org/petitions/gegen-die-geplante-staatliche-waldorfschule-in-hamburg?utm_campaign=friend_inviter_modal&utm_medium=facebook&utm_source=share_petition&utm_term=36299717

    Die TAZ: Ist Ihre Onlinepetition in der Wortwahl nicht trotzdem etwas martialisch ausgefallen? Sie sprechen von einer „gefährlichen Ideologie“, die „antiaufklärerisches“ Gedankengut vermittle.

    André Sebastiani: Im schlimmsten Fall ist es aber genau so. Waldorfpädagogik ist gefährliche Esoterik, nichts daran ist objektiv. Ich habe Physik-Hefte von Waldorfschülern gesehen, in denen plötzlich von „freier Energie“ die Rede ist. Ein völlig unwissenschaftliches Konzept. In anderen Heften wird Atlantis als Wiege der Menschheit dargestellt.

    http://www.taz.de/Lehrer-ueber-Hamburger-Schulversuch/!112185/

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  14. Peter Lex permalink
    20. April 2013 18:28

    Wie die Sekte Scientology ist Anthroposophie straff organisiert und mit einem menschenfeindlichem Weltbild ausgestattet. Behinderte sind nach der Lehre zurecht behindert und der Holocaust hat die Juden von ihrem bösen Karma erlöst. Bei Steiner und linientreuen Waldorf-Schulen darf es keinen Sport (macht geistig müde), keinen Fußball (spirituell unrein), keine Computer (Binär-Logik ist die Domäne von Dämon Ahriman), keine Comics (teuflisch) und keinen Jazz (entartet) geben.

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  15. Anna Schneider permalink
    19. Februar 2014 14:23

    Selten so was Dummes und Verlogenes – und darüber hinaus auch noch schlecht recherchiertes – gelesen, wie dieser Beitrag. Schon bei der Lektüre der ersten Sätze dreht sich jedem Historiker, – jedem, der von der Materie eine Ahnung hat – der Magen um. Daß es sogar Kommentare gibt von Leuten, die diesen Beitrag loben: ein grausames Armutszeugnis eines dummen Deutschland…

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    • 9. Oktober 2015 14:42

      Wenn ich Anthroposophen ihren esoterischen Unsinn verzapfen höre dreht sich bei mir der Magen um.

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  16. 3. März 2014 09:56

    Da es in der letzten Zeit einige inakzeptable Kommentare zum Artikel „Wurzelrassen – Rudolf Steiner und die Anthroposophie“ hier gab, die wir alle nicht freigeschaltet, sondern gelöscht haben, hier noch einmal der Hinweis auf unsere Netiquette.

    Antisemitische Zuckermann-Karikaturen sind zwar in der Süddeutschen Zeitung, alte antisemitische Ressentiments und antiisraelische Hetze in vielen anderen Zeitungen möglich, aber nicht hier.

    Die Verteidigung von Rudolf Steiners Rassenlehre durch angebliche jüdische Eigenheiten und zum angeblichen Beleg dafür die Erwähnung von Bankenpleiten in Verbindung jüdischer Menschen in einem solchen Kommentar übertrifft vieles was wir hier schon gelöscht, also nicht freigeschaltet haben.

    Die MI Redaktion

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  17. 9. Oktober 2015 11:57

    Ein lesenswertes Buch. Sehr gut recherchiert mit umfangreichem Quellen Register. Von karmischer Entwicklungshilfe geht es über Rudolf Steiner als Menschheitsführer, Wahn und Waldorf, Wurzel-rassen und Arier, den Nazi-Faschismus und über die „zersetzende Kraft des Judentums“ bis hin zur sozialen Dreigliederung.

    http://anthroposophie-report.info/anthroposophie-rudolf-steiner-und-die-waldorfpaedagogik/

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  18. Andreas Lichte permalink
    28. April 2018 11:03

    Rudolf Steiners „Rassen“ tauchen im Unterricht der Waldorfschule auf:

    „Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‘Rassen’

    (…)

    Ein einfaches und sicheres Mittel, zu sehen, was in der Waldorfschule wirklich unterrichtet wird, ist ein Blick in die Epochenhefte der Schüler

    (…)

    „Atlantis“. In einem Geschichtsepochenheft der 5ten Klasse. Ist Atlantis „Geschichte“? Und wie geht die Geschichte in der Waldorfschule weiter? So, die Überschriften aus einem anderen Geschichtsepochenheft:

    – Urindische Kulturepoche, 7200 v. Chr. bis 5100 v. Chr.

    – Die 2. nachatlantische Kulturepoche, Die Urpersische Kulturepoche, 5100 – 2900 v. Chr.

    – Die 3. nachatlantische Kulturepoche, chaldäisch-babylonische-assyrische Epoche, 3000 – 750 v. Chr.

    Ist das Geschichte? Nein. Es gibt keine „nachatlantischen Kulturepochen“, wie sollte es auch, wenn Atlantis ein Mythos ist?

    (…)

    Rassismus im Geschichtsunterricht der Waldorfschule

    Historiker wie Peter Staudenmaier und Helmut Zander stellen die Rassenlehre Rudolf Steiners als ZENTRAL für die Anthroposophie heraus. Steiners esoterische Evolutionslehre – die „Menschheitsentwickelung“ – ist Beweggrund und Ziel der Anthroposophie, Zitat Staudenmaier:

    „Ausgehend von Blavatskys4 entwicklungstheoretischem Ansatz baute Steiner eine Evolutionslehre der Völker- und Rassengruppen auf, wonach die menschliche Seele durch aufeinanderfolgende Verkörperungen in immer ‘höheren’ Rassen geistig wie leiblich fortschreitet. Diese Stufenleiter der Rassen steht IM MITTELPUNKT von Steiners esoterischem Verständnis der Gesamtentwicklung der Menschheit, vom Verhaftetsein in der Materie hin zur geistigen Vervollkommnung.”5

    Zum Vergleich Helmut Zanders zusammenfassende Darstellung von Rudolf Steiners Rassenlehre, Zitat Zander:

    „Steiner ordnete die Rassen einer Fortschrittsgeschichte zu, in der beispielsweise heutige Indianer als ‘degenerierte Menschenrasse’ im ‘Hinsterben’ (GA 105,106.107 [1908]) oder schwarze Afrikaner als defiziente Spezies der Menschen- und Bewußtseinsentwicklung, als ‘degenerierte’, ‘zurückgebliebene’ Rasse (ebd., 106) erschienen. Umgekehrt habe die weiße Rasse ‘das Persönlichkeitsgefühl am stärksten ausgebildet’ (GA 107,288 [1909]). Dies sind nur Kernsätze einer Rassentheorie, die Steiner 1904 erstmals formulierte, um sie 1910 in einem komplexen System und in zunehmender Abgrenzung zu theosophischen Positionen auszufalten. Mit seinem Ausstieg aus der Theosophie hat er diese Vorstellungen keinesfalls über Bord geworfen, sondern sie 1923 nochmals in Vorträgen vor Arbeitern des Goetheanum in vergröberter, ‘popularisierter’ Form wiederholt, aber ohne Revision im inhaltlichen Bestand. Die weiße war nun ‘die zukünftige, die am Geiste schaffende Rasse’ (GA 349,67 [1923]).“6

    „Steiner formulierte mit seinem theosophischen Sozialdarwinismus eine Ethnologie, in der die Rede von ‘degenerierten’, ‘zurückgebliebenen’ oder ‘zukünftigen’ Rassen keine ‘Unfälle’, sondern das Ergebnis einer konsequent durchgedachten Evolutionslehre waren. Ich sehe im Gegensatz zu vielen Anthroposophen keine Möglichkeit, diese Konsequenz zu bestreiten.“7

    (…)“

    zum vollständigen Artikel: https://www.ruhrbarone.de/geschichte-in-der-waldorfschule-atlantis-und-die-rassen/49644

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  19. 7. Dezember 2018 11:47

    Ein hervorragendes Buch für alle, die sich mit Anthroposophie befassen wollen.

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    • Andreas Lichte permalink
      7. Dezember 2018 12:50

      wikipedia: „Das 1999 veröffentlichte Buch »Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister« befasste sich mit der Anthroposophie Rudolf Steiners und der Waldorfpädagogik. Laut der Kulturwissenschaftlerin Jana Husmann trug das Buch dazu bei, die Frage nach Rassismus bei Rudolf Steiner erneut in die Öffentlichkeit zu tragen. (…)“

      Die Kritik von Peter Bierl, Jutta Ditfurth und anderen wurde von anthroposophischer Seite stets als linksradikal etc. diffamiert, und damit erfolgreich aus der Welt geschafft.

      Das änderte sich erst 2007, als die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ („BPjM“) als Institution der bürgerlichen Gesellschaft gegen Bücher Rudolf Steiners vorging.

      Prof. Helmut Zander, Experte für Rudolf Steiner und Autor des Standardwerkes „Anthroposophie in Deutschland“, schreibt 2013 in der Neuen Zürcher Zeitung:

      „Den politischen Höhepunkt dieser Auseinandersetzung markiert eine Stellungnahme der deutschen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Sie kam 2007 zu dem Ergebnis, dass es Vorstellungen Steiners gebe, die ‘als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen’ seien.“

      Helmut Zander, „Rudolf Steiners Rassentheorien: Was tun mit einem unannehmbaren Erbe?“, NZZ, 18.4.2013

      siehe auch: „3 Jahre Rudolf Steiner ist ‘zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen’“, Ruhrbarone, 6. September 2010, https://www.ruhrbarone.de/3-jahre-rudolf-steiner-ist-zum-rassenhass-anreizend-bzw-als-rassen-diskriminierend-anzusehen/16511

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      • 7. Dezember 2018 20:00

        Die Texte über die Anthroposophie und den entsprechenden Waldorfschulen bei den Ruhrbaronen kenne ich, sie sind allesamt zu empfehlen!

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      • 12. Dezember 2018 09:16

        „Die Kritik von Peter Bierl, Jutta Ditfurth und anderen wurde von anthroposophischer Seite stets als linksradikal etc. diffamiert, und damit erfolgreich aus der Welt geschafft.“

        Was ich vergaß zu erwähnen: Bitte Peter Bierl und Jutta Ditfurth nicht in einem Atemzug nennen. Das hat Peter Bierl nicht verdient. Peter Bierl hat sich schon vor langer Zeit von Ditfurth distanziert und kritisiert wie ich Jutta Ditfurth für ihre ewig gestrigen Ansichten:

        Jutta Ditfurth und der antiimperialistische Antisemitismus

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        • Andreas Lichte permalink
          12. Dezember 2018 10:59

          Mir ging es nicht um eine inhaltliche Gleichsetzung von Peter Bierl und Jutta Ditfurth, sondern um eine kurze historische Einordnung. Und da gehört Ditfurth unbedingt dazu, sonst würde sie nicht so in wikipedia erwähnt werden:

          „Nachdem in den 1980er Jahren verschiedene Publikationen die Rezeption der Wurzelrassenlehre in der völkischen Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts und damit in der Vorgeschichte des Nationalsozialismus untersucht hatten,[70] ordnete die deutsche ehemalige Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth in ihrer 1992 erschienenen Kampfschrift „Feuer in die Herzen“ unter Bezugnahme auf die Wurzelrassen die Anthroposophie (neben dem New Age und anderen esoterischen Strömungen) als extrem rassistisch ein.[71] Daran knüpften seither zahlreiche Autoren an.[72]“

          Wichtig, dass überhaupt jemand das Thema in die Öffentlichkeit brachte – danach ging die Kritik ja immer weiter, bisher letztes Kapitel:

          Peter Staudenmaier, der das große Verdienst hat, mit seiner Forschung zur Anthroposophie im Nationalsozialismus und im italienischen Faschismus den anthroposophischen „Wir waren Opfer!“-Mythos entzaubert zu haben:

          „Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‘Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft’“, https://www.ruhrbarone.de/anthroposophie-und-nationalsozialismus-die-waldorfschulen-erziehen-zur-volksgemeinschaft/44449

          „Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute“, https://www.ruhrbarone.de/hitler-steiner-mussolini-anthroposophie-und-faschismus-gestern-und-heute/39020

          Gefällt 1 Person

        • 12. Dezember 2018 20:28

          Alles klar. Ich weiß dass Ditfurth auch gute Bücher geschrieben hat, vor allem „Entspannt in die Barbarei – Esoterik, (Öko) Faschismus und Biozentrismus“. „Feuer in die Herzen“ habe ich auch gelesen, sagen wir mal quergelesen. Ohne ihre früheren Verdienste zu negieren, sie ist leider eine Blenderin.

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  20. Andreas Lichte permalink
    7. Dezember 2018 13:04

    „100 Jahre Waldorfschule 2019:

    100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten

    Im Jahr 2019 wird die Waldorfschule hundert Jahre alt. Gibt es eine andere Schulform, die so starr an den Vorgaben ihres Begründers festhält, wie die Waldorfpädagogik an der Anthroposophie Rudolf Steiners?

    In der sich nach außen hin fortschrittlich präsentierenden, anthroposophischen „Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft“ ist noch immer Rudolf Steiners esoterische „Allgemeine Menschenkunde“ aus dem Jahr 1919 im Programm. Von „2017–2020“ veranstaltet die Alanus Hochschule die, Zitat:

    „Thementage Menschenkunde“

    (…)“

    weiter bei „Humanistischer Pressedienst“ („hpd“): https://hpd.de/artikel/100-jahre-paedagogik-dem-esoterik-baukasten-15645

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