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Spinoza und das Judentum

3. Februar 2017

 

Spinoza's_ban.gif

Spinozas Bann, Portugees-Israëlitische Gemeente, Amsterdam    (© Wikipedia)

 

Bevor ich mit dem dritten Teil die kurze Serie über Spinoza abschließen werde, möchte ich noch zwei Korrekturen zum ersten Teil „Spinozas Religionskritik“ anbringen. Der Ausschluss Spinozas aus der jüdischen Gemeinde Amsterdams fand 1656 statt und nicht 1665, ein äußerst peinlicher Tippfehler.  Ich habe ihn bereits korrigiert.

Die andere Korrektur hat mir ein aufmerksamer Leser zugetragen, dem folgendes Zitat von Will und Ariel Durant aufgefallen ist: „Er erkannte und bewies die Schwierigkeit, das Hebräische des Alten Testaments zu verstehen; die Vokalisierung und Akzentuierung des Massoratextes beruhte teilweise auf Vermutungen und konnte schwerlich als unanfechtbare Urfassung gelten.“ (Durant 1982, S.159)

Der Leser, der ein Experte auf dem Gebiet alter Sprachen ist, und auch des Althebräischen mächtig schrieb mir: „Was Durant da schrieb ist vollkommen falsch. (…) Es ist hingegen so, dass der alttestamentarische Text auch problemlos ohne Vokalisierung gelesen werden kann. Da es sich hier um eine fast „mathematisch“ genaue Sprache handelt, gibt es fast keine Probleme des Verständnisses, es sei denn der Originaltext war schon leicht beschädigt, was manchmal tatsächlich vorkommt. Von Spinoza wissen wir, dass er eine ausgesprochene Aversion gegen das Hebräische hatte. Die Massora war eigentlich für jene gedacht, die die Sprache nur mangelhaft beherrschten. (…) Ich weise noch darauf hin, dass die großen und fast vollständigen Qumran-Texte sämtlich ohne Vokalisierung sind, sprachlich den biblischen Texten sehr nahe stehen und hinsichtlich des Verständnisses überhaupt keine Probleme darstellen. Jeder Orientalistik-Student heutzutage muss unvokalisierte hebräische Texte lesen können.“

Da ich die Meinung dieses Experten sehr schätze kann ich nur darauf verweisen, dass es immer ratsam ist, sich nicht auf eine einzige Quelle zu verlassen. Das Missverständnis Durants dürfte vor allem mit der Kritik Spinozas der Quellen im TTP zu tun haben, die wenig Angaben darüber machen, ob es um rein interpretatorische oder konkret inhaltliche Fehler geht, die er in den alttestamentarischen Texten fand. Spinoza nahm an, dass seine Leser um den Kontext Bescheid wussten und hielt sich mit solchen Details nicht auf.

Gleichzeitig enthält diese Anmerkung einen sehr wertvollen Hinweis, mit dem ich beginnen will den Bruch Spinozas mit dem Judentum oder wie er das wohl sehen würde, den Bruch des Judentums mit Spinoza in einen Kontext zu stellen.

1.

Als Spinoza 1656 aus der jüdischen Gemeinde ausgeschlossen wurde war er noch keine 24 Jahre alt. Er gehörte damals einer kleinen Gruppe der jüdischen Gemeinde an, die im Austausch und Dialog mit der intellektuellen Elite Amsterdams stand. Zu den Leuten, die in diesem Zusammenhang immer wieder genannt werden gehörte Spinozas Lehrer Uriel da Costa und der Arzt und Philosoph Juan de Prado. Beide vertraten ketzerische Ansichten in Bezug auf die Unsterblichkeit der Seele. Da Costa wurde mehrmals ausgeschlossen und wiederaufgenommen und erschoss sich nach der letzten Exkommunikation, als Spinoza acht Jahre alt war. De Prado wurde 1658 exkommuniziert und kehrte nach Ablehnung einer Bitte um Aufhebung des Banns so wie Spinoza nie wieder in die Gemeinde zurück. Dem Ausschluss selbst waren monatelang Gespräche der Gemeindeoberen mit Spinoza voran gegangen, in denen sie ihn mit den Vorwürfen konfrontierten, die Spinoza eins um andere Mal bestätigte oder abstritt, aber schließlich siegte seine Unerbittlichkeit, die ihn dazu bewog keine Lügen zu erzählen, wenn es um seine persönlichen Zweifel am Glauben ging. Das Dokument, das seine Exkommunikation bestätigte und ihm nicht näher beschriebene „abscheuliche Häresien“ und „bösartige Ansichten“ vorwarf, erschöpfte sich in wütenden Flüchen über seine Person, der Prognose seiner Strafen im Leben danach und dass alle Vorwürfe von glaubwürdigen Zeugen bestätigt worden seien.[1] Bis heute gibt es keine sicheren Angaben darüber welche Häresien konkret Spinoza zur Last gelegt wurden. Es gibt in der Bibliographie kein Werk, das er vor 1656 geschrieben hat, also muss sich der Vorwurf der Häresie auf Gespräche und Angaben von Ohrenzeugen bezogen haben, die Spinoza mit anderen vom Bann bedrohten Mitgliedern der Gemeinde geführt haben mag und in denen es um den Zweifel an der Authentizität der Bibel und der Heiligen Schrift gegangen sein dürfte. Die einzige zeitgenössische Quelle, die sich über die Vorwürfe an Spinoza äußert, findet sich ausgerechnet im Bericht eines Informanten der Spanischen Inquisition, der an seine Vorgesetzten von Spinozas Ausschluss berichtet, dass die inkriminierten Ansichten gewesen sein: das (jüdische) Gesetz, die Halacha repräsentiere keine höhere Wahrheit, die Seele würde mit dem Körper sterben und Gott existiere bloß in einem philosophischen Sinn.[2] Der Vorwurf Spinoza würde dem jüdischen Gesetz, wie es in den jüdischen Gemeinden seit alters her zur Regelung des täglichen Lebens verwendet wurde, feindlich gegen über stehen, geht aus seinen kritischen Überlegungen zur Authentizität der Heiligen Schriften eindeutig hervor. Er hatte nichts für Speisevorschriften, Beschneidungsrituale oder der Einhaltung des Sabbaths übrig und verwarf sie als überholte Traditionen ohne wirklichen Sinn und einem an der Vernunft orientierten Leben als hinderlich. Dass die Seele mit dem Körper sterben und es somit keinen Himmel, Hölle oder irgendein Jenseits geben würde, geht aus der Ethik hervor, die endliche Modi deklariert, die aus ihrer eigenen Natur heraus keine Dimension des Unendlichen annehmen können. Die Behauptung, dass Gott nur in einem philosophischen Sinne existiert, ist missverständlich. Spinoza behauptet, dass kein personaler Schöpfergott existiert, sondern nur ein abstraktes Prinzip, das mit der Natur identisch ist. Er ist in diesem Sinne auch kein Atheist gewesen, weil er anders als der neuzeitliche Atheismus an einer metaphysischen Dimension jener Natur fest hielt. Interessant an diesem Bericht ist außerdem, dass Spinozas wesentliche Ideen bereits sehr früh bei ihm manifest gewesen sind. Es kann jedenfalls keinen Zweifel daran geben, dass keine religiöse Autorität solche Meinungen unter sich dulden konnte, aber dies ist trotzdem nicht der einzige Grund für die Schärfe mit der dieses Dokument daher kommt.

Bann und Ausschluss aus der Gemeinde kamen öfter vor, aber die meisten Bannsprüche waren temporär und die meisten wurden nach Widerruf und öffentlicher Reue wieder aufgenommen.[3] Nicht so Spinoza. Wie im cherem, dem Dokument seines Ausschlusses fest gehalten wird, haben sich die Oberhäupter der Gemeinde zwar bemüht seine fehlerhaften Ansichten zu korrigieren und hatten ihn zuvor mehrmals verwarnt, aber schließlich hatte Spinoza sich geweigert seine frevelhaften Ansichten zurück zu nehmen. Die Rabbiner waren so besorgt, dass sie ihm sogar eine lebenslange Rente anboten, wenn er seine Ansichten für sich behalten sollte. Aber auch dies lehnte Spinoza kategorisch ab.[4] Der Bann wird durch das unmissverständliche Verbot beendet, dass niemand aus der Gemeinde mit ihm reden, ja sich nicht einmal bis auf eine bestimmte Distanz nähern durfte und es wurde jedem dezidiert verboten einen von Spinoza geschriebenen Text zu lesen oder gar zu verbreiten.

Die jüdische Gemeinde Amsterdams bestand zu einem großen Teil aus den sogenannten Marranen, so wurden die Juden aus Portugal und Spanien bezeichnet, die vor der Reconquista geflohen waren oder noch Jahrzehnte danach als conversos unter dem Terror der Inquisition gelitten hatten. Als conversos bezeichnete man jene, die zwangschristianisiert wurden, aber ihr jüdisches Erbe trotz brutalster Verfolgung im Geheimen weiter gelebt hatten. Immer wieder wurden von der Inquisition conversos verhaftet und nach Schauprozessen ermordet. Die in Holland Neuankommenden wurden von den etablierten Rabbinern außerdem mit Argwohn betrachtet, weil die conversos viele Teile der Halacha unter dem Druck der Verfolgung nicht mehr kannten oder seit Generationen nicht mehr praktiziert hatten. Den Vorstehern der Gemeinde oblag es die Neulinge wieder ein geordnetes Leben unter dem jüdischen Gesetz zu ermöglichen und ihre Rabbiner in die theologische Arbeit einzugliedern. Die geflüchteten Marranen hatten eine Kultur der Angst und der größtmöglichen Wachsamkeit mitgebracht. Sie waren dankbar für die Duldung durch den holländischen Staat und konnten sich dank ihrer Verbindungen rasch im Geschäftsleben der Amsterdamer Elite etablieren. Gleichzeitig registrierten sie sehr feinfühlig die geringsten Erschütterungen politischer Tektonik und bemühten sich nach Kräften mit allen um die Macht konkurrierenden Eliten immer im Einvernehmen zu bleiben.[5] Die ehemals Verfolgten waren ganz besonders strenggläubig und dogmatisch und misstrauten Ideen von außen. Ihnen muss das Aufkommen dieser häretischen Ideen und eine mögliche öffentliche Denunziation durch die Machthaber als konstantes Bedrohungsbild gegenwärtig gewesen sein. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass ihr Überleben davon abhing keiner Autorität von sich aus einen Grund zu geben sie zu verfolgen. Das Glück der jüdischen Gemeinde war es, dass Holland keine einheitliche christliche Bevölkerung hatte. Neben einigen wenigen Katholiken, waren die Protestanten in unterschiedliche Kirchen verschiedener Bekenntnisse zerfallen, deren Macht und Einfluss zwar immer noch groß, aber nicht vergleichbar mit dem enormen Apparat der spanischen Kirche gewesen ist. Calvinisten galten als intoleranter als Lutheraner und jene galten als weniger duldsam als die Anhänger Zwinglis.[6] Nichtsdestotrotz konnten antisemitische Populisten jederzeit für Unruhe sorgen und das Klima unsicher machen, wenn sich mächtige Adelige beim gemeinen Volk beliebt machen wollten. Für den jungen Spinoza, der bereits in Holland geboren wurde, mag das alles bloß Ausdruck eines altmodischen und konservativen Opportunismus gewesen sein, den er als unnötig betrachtete. Die Inquisition war weit weg und hatte keine Macht in Amsterdam. Er selbst hatte unter den Gebildeten und Parteigängern der sogenannten „Staatsgesinnten“ Freunde und Unterstützung gefunden, die ihm das Gefühl gaben am Puls der Zeit zu sein.

2.

Zwei Jahre vor Spinozas cherem war Jan de Witt zum Ratspensionär von Amsterdam ernannt worden, das höchste Amt, das ein nicht Adeliger in der Stadt einnehmen konnte. De Witt kontrollierte durch eine kluge Heirat die Ostindienkompanie und war als oberster Beamter der Stadt auch Hollands wichtigster Politiker.[7] Er schaffte es in kurzer Zeit enorme politische Macht in seinen Händen zu akkumulieren, modernisierte die Stadtverwaltung, förderte die Wissenschaft und die Kunst und drängte für die nächsten anderthalb Jahrzehnte den Einfluss der Oranier Prinzen zurück, deren dynastische Kämpfe und Nachfolgestreitigkeiten die Geschäfte der holländischen Kaufleute empfindlich störten. Die Kaufmannsgilde Amsterdams war das eigentliche Machtzentrum dieser Zeit. Das Drängen der frühen venture capital getriebenen kapitalistischen Märkte nach einer kompletten Durchdringung der ganzen Gesellschaft mit den Ideen der Aufklärung traf auf eine noch feudalistisch dominierte Kultur, die sich dem Reichtum der Ostindienkompanien zwar nicht entziehen konnte, aber immer versuchte den gesellschaftspolitischen Auswüchsen wie Religionskritik und Zweifel an der Existenz Gottes mit aller Gewalt Herr zu werden. In diesem Spannungsfeld befindet sich Spinozas Philosophie. Ihm selber muss es in der Gesellschaft der Gebildeten und Mächtigen Amsterdams erschienen sein, als befände sich das alte Regime bereits in seinen letzten Zügen. Das politische Programm der „Staatsgesinnten“ deklarierte unter anderem das Ziel eines dauerhaften Friedens in Europa, das für die Geschäftstätigkeiten der Kaufmannsgilde zu diesem Zeitpunkt enorm nützlich betrachtet wurde. Also war die erste große Tat de Witts einen Krieg mit England zu beenden. Jan de Witt hat trotzdem mehrere Kriege, u.a. mit England und Frankreich geführt, um die Interessen der Amsterdamer Kaufleute und Investoren zu schützen, aber es ist interessant, dass überhaupt jemand in den Zeiten  der grausamsten Bürgerkriege der europäischen Geschichte solche Visionen formulierte. Die christlichen Kirchen und die alten Regime sollten nach dem Willen der Staatsgesinnten verschwinden oder ins zweite Gliede zurück treten, um der neuen aufgeklärten bürgerlichen Macht die Gestaltung des Staates mit den Ideen der Vernunft zu überlassen.  Mit seiner Partei der „Staatsgesinnten“ erscheint de Witt heute als ideale Verkörperung eines aufgeklärten Machtpolitikers, der sein Land in ein Zeitalter der Vernunft führen wollte. Obwohl es keinen dokumentierten Beweis gibt, dass sich de Witt und Spinoza jemals getroffen haben, kann es keinen Zweifel daran geben, dass Spinoza bis zum tragischen Tod de Witts 1672 dessen Schutz genoss. Weil de Witt offenbar wenig Interesse an Public Relations hatte, konnten seine Feinde und Konkurrenten die Bevölkerung gegen ihn aufbringen, die loyal zu den Oraniern stand. Nach einer Reihe von schweren politischen und militärischen Niederlagen, die de Witt angelastet wurden musste er 1672 zurück treten. Sein Bruder Cornelis de Witt wurde unter absurden Vorwänden der Planung eines Attentats auf den Oranier Prinzregenten Wilhelm beschuldigt und verhaftet. Als ihn Johan de Witt aus dem Gefängnis holen wollte wurde das Gebäude von einem wütenden Mob gestürmt und beide Brüder gelyncht und die Leichen anschließend verstümmelt. Eine häufig erzählte Geschichte aus dem Leben Spinozas ist, dass er nach dem Bekanntwerden von de Witts Tod auf die Straße laufen wollte, um dem jubelndem Mob „ultimi barbarorum“ ins Gesicht zu brüllen, aber sein Hauswirt hinderte ihn daran das Haus zu verlassen.[8] Der furchtbare Tod de Witts demonstriert jedoch, was die jüdische Gemeinde 16 Jahre zuvor befürchtet hatte. Spinozas Verbindung zu den „Staatsgesinnten“ und seine allen ihren Gegnern nützliche Verunglimpfung als Häretiker, Gotteslästerer und Atheist war in ihrer Konsequenz den Verfolgung gewohnten Marranen klarer und deutlicher als Spinoza selbst, der sich wohl sicher war, dass die Errichtung des Reiches der Vernunft kurz bevor stand, auch wenn die Unterstellung messianischer Gedanken nicht aus seiner Philosophie abgeleitet werden kann.  Es sollte aus heutiger Sicht jedenfalls nicht verwundern, dass Spinozas Ausschluss bei aller Gehässigkeit, die in ihrem Bannspruch zu finden ist, eine weitsichtige politische Sensibilität enthält. Man könnte auch sagen, dass die holländischen Juden zwar das Wort selbst nicht kannten, aber ganz genau wussten, was repressive Toleranz bedeutet.

3.

Obwohl sich der erste Premierminister Israels David Ben Gurion persönlich für eine offizielle Aufhebung des Banns gegen Spinoza verwendete, wurde ihm von der Orthodoxie abschlägig beschieden.[9] Der Konflikt des Judentums mit Spinoza wurde niemals beigelegt, obwohl Spinoza selbst von der Geschichte und von seinen Interpreten als „Jude“ wahrgenommen wird. Spinoza konvertierte niemals zum Christentum, aber er schrieb in Latein, der Sprache scholastischer Theologie und wandte sich damit an ein intellektuelles christliches Publikum.  Spinoza  wird von Zionisten und Anti-Zionisten als Parteigänger vereinnahmt und bis heute ist er Teil des ungelösten Streits innerhalb des Judentums, was eigentlich der Kern dessen ist, was Juden ausmacht oder sie zu Juden werden lässt.  Es ist nützlich an dieser Stelle an die Philosophin Judith Butler zu erinnern, die in ihrer Streitschrift gegen den Zionismus und Israel „Am Scheideweg. Judentum und die Kritik am Zionismus“ das Judentum nur als beharrlichen Zustand der Diaspora gelten lässt. In ihrer Vorstellung ist das Jüdische ein dezentriertes Subjekt, das in der Diaspora und unter der Bedrohung des Antisemitismus ein universalistisches Prinzip der Gewaltlosigkeit und abstrakten Gleichheit verkörpert. Die ethische Dimension des Judentums ist letztlich für sie das Verfolgt sein. Und da der Zionismus selbst als Verfolger wahrgenommen wird, kann er auch kein Modell für das Judentum an sich sein. Jüdisch sein heißt in diesem Kontext, dass man als Opfer die Diskriminierung erleidet und erduldet und dadurch ein Beispiel abgibt, wie die reale Gewalt zu transzendieren sei, ohne sie zu wiederholen. Oder wie Micha Brumlik schrieb: „Ohne Rücksicht auf mögliche Folgen ihres Engagements, befreit von der Pflicht, über die Verwirklichung der eigenen Prinzipien auch nur einen Gedanken zu verlieren, genießt die Moralistin die Reinheit ihrer Überzeugungen und damit sich selbst.“[10]

Wie, stellt sich die Frage, hätte Spinoza das gesehen? Es ist natürlich unbeantwortbar, wie Spinoza heute zu Fragen des Zionismus gestanden wäre. Aber dass ihm, dem antiautoritären Freigeist keine Kritik an israelischer Politik, Gesellschaft und dem Einfluss der Religion eingefallen wäre, darf als unwahrscheinlich betrachtet werden. Aber von einem philosophischen Standpunkt aus kann durchaus gefragt werden, ob sich Judith Butlers Diaspora Ethik mit Spinozas Einsamkeit und Ausgestoßen sein in Deckung bringen lässt. Um das zu beantworten, sollte man sich Judith Butlers Argument einmal durch den Kopf gehen lassen. Sie glaubt allen antiessentialistischen Glaubensgrundsätzen zum Trotz an eine Prädisposition der jüdischen Erfahrung, eben jene der Diaspora und gibt ihm damit einen teleologischen Spin, obwohl doch postmoderne Philosophie alle teleologischen Bestimmungen des Seins ablehnt. Hinzu kommt, dass Butler durch diesen Kniff eine besondere Stellung der Juden im Gefüge des Seins wieder als Thema aufnimmt, das sie jedoch als negative Zuschreibung dem Zionismus und Israels Staatlichkeit umhängt. Durch die Sünde des „kolonialistischen Siedlerprojekts“ würde das ethisch Besondere der jüdischen Existenz ausgelöscht. Aber für Spinoza hat das Leben kein telos und einer seiner häretischen Ansichten ist immer gewesen, dass die Juden vielleicht ein auserwähltes Volk sein mögen, aber er selbst deshalb noch lange nicht. Im TTP heißt es: „Es ergiebt sich hieraus, da Gott Allen gleich gewogen ist, und die Juden nur in Beziehung auf ihre Gemeinschaft und ihren Staat von Gott auserwählt worden, dass der einzelne Jude außerhalb dieser Gemeinschaft und dieses Staats, für sich betrachtet, keine Gabe von Gott vor den Andern empfangen hat, und dass kein Unterschied zwischen ihm und den Heiden besteht.“ (TTP, Kap. 3) Wenn er also aus taktischen Gründen das Konzept des „auserwählten Volkes“ nicht direkt abstreitet, verwirft er doch seine kulturalistische Bedeutung. Etwas verklausuliert bestreitet Spinoza hier, dass eine Essenz des Jüdischen existiert, die außerhalb einer arbiträren politischen Instrumentalisierung liegt. Während also die antiessentialistische Philosophin ein teleologisches Wesen im Judentum entdeckt, das von den Individuen insofern abstrahiert, als sie nur in ihrer Entscheidung für oder gegen diese Teleologie vorkommen können, verbittet er sich auf ein „Jüdisch sein“ reduziert zu werden, das seine Individualität in Frage stellt. Das heißt nicht, dass er bestreiten würde jüdisch zu sein, sondern dass es ihm schlicht egal ist. Man kann dies als Kritik an der postmodernen Identitätspolitik betrachten, die auch Judith Butler mit geprägt hat. Dass diese Position dem Komplex dessen was wir als jüdische Tradition kennen näher steht, als alles was Judith Butler jemals geschrieben hat, versteht sich von selbst. Spinoza steht hier gegen den Antisemitismus als transhistorischem Phänomen indem er die projektiv zugewiesene Essentialisierung der jüdischen Existenz als solche aufgibt. Und er entlarvt Judith Butlers grobe Verletzung ihrer eigenen philosophischen Prinzipien, die sie ausgerechnet dort fallen lässt, wo ihre abstrakte Ethik sich auf Individuen einlassen müsste. Oder anders gesagt: Man kann an Spinozas Haltung zu den Besorgnissen der Rabbiner, die ihn schließlich hinaus warfen, kritisieren, dass er den Antisemitismus unterschätzt hat, Judith Butler hat ihn hingegen ganz vergessen. Und das ist an ihrer anti-zionistischen Teleologie bei weitem nicht das Schlimmste. Aber das soll uns hier nicht weiter interessieren.

4.

Zum Abschluss möchte ich die Aufmerksamkeit auf einen ganz anderen Ort und eine ganz andere Zeit richten, in denen Spinoza seine Spuren hinterlassen hat. In seiner von Alex Haley kompilierten Autobiographie schreibt Malcolm X diesen kurzen Absatz:

„Spinoza impressed me for a while when I found out that he was black. A black Spanish Jew. The Jews excommunicated him because he advocated a pantheistic doctrine, something like the „allness of God“ or „God in everything.“ The Jews read their burial services for Spinoza, meaning that he was dead as far as they were concerned; his family was run out of Spain, they ended up in Holland, I think.“[11]

Obwohl er über die genauen Umstände von Spinozas Leben nicht Bescheid weiß, ist es bemerkenswert, dass er ihn überhaupt erwähnt. Spinoza, der Zeit seines Lebens ein Dissident gewesen ist, von seiner eigenen Gemeinde ausgestoßen, a „black spanish jew“, konnte zu einem Spiegel werden, in dem sich Malcolm X selbst erblicken konnte. Das ist nach meinem Dafür halten eine außergewöhnliche Wirkungsmacht und ein Zeugnis für die Radikalität seines Denkens. Ausgestoßen von der eigenen Community, damit man sich in einer „allness of God“, dem Universalismus der Vernunft wieder findet, das gehört zu den paradoxen Echos, die Spinoza in die Denkräume der Kultur geworfen hat. Seine Bedeutung kann man darin ermessen, dass diese Echos immer wieder zu uns zurückkehren.

 

[1] http://www.tau.ac.il/~kasher/pspin.htm

[2] Ebd.

[3] Newberger Goldstein, Betraying Spinoza

[4] Durant, Kulturgeschichte der Menschheit, Bd. 13

[5] Newberger Goldstein, Betraying Spinoza

[6] Ebd.

[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Johan_de_Witt

[8] Durant, Kulturgeschichte der Menschheit, Bd. 13

[9] http://jungle-world.com/artikel/2001/51/24742.html

[10] http://www.zeit.de/2013/45/judith-butler-am-scheideweg-judentum-zionismus

[11] Malcolm X & Alex Haley, The Autobiography of Malcom X (S. 118)

21 Kommentare leave one →
  1. 3. Februar 2017 17:34

    Viele Dank erst einmal für diesen spannenden und interessanten Artikel zu Spinoza und seinem Ausschluss aus der jüdischen Gemeinde. Aufschlussreich sind die Hintergründe, wieso die jüdische Gemeinde Spinoza reagierte wie sie reagiert hat. Siehe die „weitsichtige politische Sensibilität“ oder „was repressive Toleranz bedeutet.“

    Die Aktualität ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Angefangen bei Jan de Witt und seinem „Holland first“ über Judith Butlers Antizionismus bis hin zu David Ben Gurions Auffassung, dass das Judentum keine religiöse, sondern eine politische Einheit sei und seiner Forderung den Bann gegen Spinoza aufzuheben.

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  2. 4. Februar 2017 10:25

    Ein schöner Beitrag, zu dem ich eine Frage habe. Wurde Spinoza nicht auch von der Inquisition verhört?

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    • 4. Februar 2017 10:56

      Nein.
      Der Bericht, den ich im Text erwähnt habe stammt von einem Informanten, der sich zu diesem Zeitpunkt in Amsterdam befand und über die Tätigkeiten der aus Spanien und Portugal geflohenen conversos berichten wollte.

      Die spanische Inquisition hatte einen langen Arm an Informanten und Spitzeln und pflegte diplomatischen Umgang mit allen Mächten Europas.

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  3. 4. Februar 2017 11:21

    Zur antizionistischen „Geschlecht und Subjekt“- Vordenkerin Judith Butler muss ich ein paar Anmerkungen machen. Spinoza mag den Antisemitismus unterschätzt haben, aber viele Thesen von Judith Butler sind aus meiner Sicht antisemitisch.

    Für Judith Butler „ist die ethische Dimension des Judentums das Verfolgt sein“ und damit es keinen Zweifel daran gibt, setzt sich die Philosophin für die Belange und Ziele von Hamas und Hisbollah ein. Mit der islamischen Gewalt hat Butler so gut wie kein Problem. So ordnet Butler die Hamas und die Hisbollah der Linken zu und bezeichnet die Terrororganisationen als „soziale Bewegungen“. Butler unterstützt zudem die BDS-Kampagnen gegen Israel und plädiert für die sogenannte Einstaatenlösung, bei der es wegen des demographischen Faktors in wenigen Jahren keinen Judenstaat mehr geben würde.

    Als es 2012 zur unfassbaren Realsatire kam und Judith Butler der Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt verliehen wurde kam es zu nachfollziehbaren Protesten. Dies nicht nur wegen ihrer „Israelkritik“, Judith Butler ist darüber hinaus die Vorreiterin für den Kulturrelativismus unserer Zeit und jüdische Kronzeugin für linke Antisemiten:

    Schwulenfeindlichkeit unter Migranten hält sie dementsprechend in erster Linie für eine Projektion von Homonationalisten und Heterosexuellen, die von ihrer eigenen Homophobie ablenken wollten; Schleier und Burka gelten ihr nicht als Zeichen männlicher Unterdrückung, sondern als vieldeutige Accessoires weiblicher Selbstermächtigung. Wenn Feministinnen der Ersten Welt ihre Kritik an den Bedingungen der Unterdrückung von Frauen der Dritten Welt auf der Grundlage universeller Ansprüche entwickeln, heißt das für Butler, dass solche Feministinnen ihre Geschlechtsgenossinnen homogenisieren. Ja, sie ist der Ansicht, »dass die Überstülpung von Versionen der Handlungsfähigkeit auf Dritte-Welt-Kontexte und die Konzentration auf eine offenkundig fehlende Handlungsfähigkeit, die durch Schleier oder Burka signalisiert wird, nicht nur die verschiedenen kulturellen Bedeutungen missversteht, die die Burka für Frauen, die sie tragen, haben kann, sondern auch genau die Idiome der Handlungsfähigkeit leugnet, die für solche Frauen relevant sind«. Diese Frauen sind so gesehen nicht Opfer männlicher Unterdrückung, sondern Opfer eines weißen, feministischen Universalismus, der ihre Handlungsfähigkeit verschleiert und dadurch untergräbt. Um des guten Gewissens willen werden braune Patriarchen vor weißen Feministinnen gerettet.

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    • 4. Februar 2017 13:39

      Ich möchte dazu anfügen, dass ich die prinzipielle Kritik an Butler teile, aber in der Schärfe ein paar Abstriche machen würde.

      Zum Beispiel muss der von Lizas Welt zitierte Satz nicht falsch sein, nämlich dass der westliche Universalismus die „kulturellen Bedeutungen missversteht, die die Burka für Frauen, die sie tragen, haben kann, sondern auch genau die Idiome der Handlungsfähigkeit leugnet, die für solche Frauen relevant sind.“

      Es kann durchaus sein, dass wir nicht mitkriegen wie sich hinter Schleier und Burka Subjektivitäten verbergen, die Idiome der Handlungsfähigkeit darstellen. Alle Menschen handeln und kommunizieren über Idiome der Handlungsfähigkeit, es gibt niemanden der das nicht tut. Was Butler jedoch macht ist diese Subjektivität gegen den vielleicht manchmal zu abstrakten Menschenrechtsuniversalismus zu wenden und ihn komplett auszuhebeln. Das Ziel ist ja nicht ein besserer Universalismus, sondern gar keiner.

      Der Relativismus der Postmodernen kennt nur die Invarianten, dass die weißen heteronormativen Imperialisten und ihr Universalismus bekämpft werden müssen. Alles, was sich nicht als Opfer qualifizieren lässt ist ein Täter und schuldig im Sinne der Anklägerin.

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    • 4. Februar 2017 18:16

      Ich habe von Judith Butler so gut wie nichts gelesen, vermutlich im Gegensatz zu dir, lieber Jurek. Nur über Sekundärliteratur habe ich mich über Butlers Ansichten informiert. Es kann durchaus sein, dass sich hinter “Schleier und Burka hin und wieder Subjektivitäten verbergen, die Idiome der Handlungsfähigkeit darstellen.“ Ich bin trotzdem davon überzeugt, dass letztendlich die überwiegende Mehrheit der Frauen in der islamischen Welt zur Verschleierung gezwungen wird oder dass die „freiwillige“ Verschleierung auf einer reaktionären Ideologie beruht, die mit Gewalt durchgesetzt wird. Was passiert mit einer Frau die sich in einer verschleierten Umwelt nicht verschleiert? Freiwilligkeit ist in einer unfreien Umgebung mit einer „gewissen Erwartungshaltung“ schlecht möglich.

      Stephan Grigat schreibt in der Jungle World:
      Es war stets ein Rätsel, warum eine Frau, die die Elogen der US-amerikanisch-palästinensischen Genderforscherin Lila Abu-Lughod auf die Burka gutheißt, als Vordenkerin des Feminismus gelten kann. Abu-Lughod schreibe der Vollverschleierung von Frauen, so Judith Butler, »wichtige kulturelle Bedeutungen« zu. In ihrer 2005 auf Deutsch erschienenen Essaysammlung »Gefährdetes Leben« bringt Butler Abu-Lughods Verdikt gegen die »Dezimierung islamischer Kultur« und eine »Ausbreitung von US-amerikanischen kulturellen Annahmen, wie Sexualität und Handlungsfähigkeit zu organisieren und darzustellen seien«, gegen die Bilder entschleierter afghanischer Mädchen und Frauen in Anschlag. Die Verschleierung der Frau könne, so fasst Butler einen Vortrag Abu-Lughods zustimmend zusammen, auch als »eine Übung in Bescheidenheit und Stolz« verstanden werden und diene »als Schleier (…), hinter dem und durch den die weibliche Handlungsfähigkeit wirken kann«. Kritik am islamischen Tugendterror diskreditiert Butler als »kulturimperialistische Ausbeutung des Feminismus«.

      Jener Teil von Butlers Anhängerschaft, der den Feminismus noch einigermaßen ernst nimmt, musste vor solchen Aussagen, die eine Absage an die universelle Vorstellung von Freiheit darstellen, stets die Augen verschließen. Ähnlich verhielt man sich, als mit Butler 2012 einer Autorin der Adorno-Preis der Stadt Frankfurt verliehen wurde, deren Schriften das exakte Gegenteil von Kritischer Theorie sind. Die Absage an jegliches die Gesellschaft transzendierende Denken zieht sich trotz der kritischen Attitüde wie ein roter Faden durch ihre Texte. Im Zuge der durch die Preisverleihung ausgelösten Diskussionen über ihre israelfeindlichen Aussagen versuchten das Preiskomitee und viele Fans der Gender-Queen, Butler mit der Behauptung in Schutz zu nehmen, sie kritisiere lediglich den fortgesetzten Siedlungsbau und konkretes Regierungshandeln in Israel. Das war zwar angesichts der Verlautbarungen der Starphilosophin auch damals schon kaum haltbar, mit der Veröffentlichung von Butlers Buch »Am Scheideweg« dürfte diese Verteidigungsstrategie in der Zukunft aber kaum mehr durchzuhalten sein. ..

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      • 5. Februar 2017 00:01

        „Ich bin trotzdem davon überzeugt, dass letztendlich die überwiegende Mehrheit der Frauen in der islamischen Welt zur Verschleierung gezwungen wird oder dass die „freiwillige“ Verschleierung auf einer reaktionären Ideologie beruht, die mit Gewalt durchgesetzt wird.“

        Selbstverständlich ist das so, aber die Situation mit der wir konfrontiert sind ist eine neue. Heute fand in Wien eine Demonstration gegen das „Kopftuchverbot“ statt, weil österreichische Politiker in letzter Zeit häufiger darüber geredet haben, dass im öffentlichen Dienst das Tragen eines Kopftuchs untersagt werden soll. Der Hashtag, den die „Neue Linkwende“, eine Schwesterpartei des ehemaligen „Linksruck“, jetzt „Marx21“ dafür geprägt hat, lautet: #MuslimBanAustria

        Anders wo heißt es „anti Muslim Ban Austria“. Es gibt einen solchen „Ban“ in Österreich nicht. Aber es gibt auch kein Kopftuchverbot.

        http://derstandard.at/2000052109217/Demo-gegen-Kopftuchverbot-in-Wien

        Dabei wurden solche Fotos abgebildet:

        Ein Kommentar lautete: „Wieder einmal wollen Männer über den Körper der Frau bestimmen.“ Das heißt jede Kritik am unterdrückerischen Charakter der Kopftücher und „sittlichen“ Kleidervorschriften wird mit zwei Gegenargumenten beantwortet: Ich werde doch nicht unterdrückt und du bist es doch, der mich mit seiner liberalen, universalistischen Erpressung unterdrückt, du Schwein.

        Das Mädchen, das im Kopftuch das Plakat in die Kamera hält: „Ich will meine Freiheit.“ ist doch Ausdruck, dass mit unseren Beschreibungen wenig zu machen ist. Wir haben gegen so etwas schlicht keine Argumente, die nicht defensiv sind und nicht selbst ins Reaktionäre zurück fallen würden.

        „Unsere Parolen sind in Unordnung. Einen Teil unserer Wörter
        Hat der Feind verdreht bis zur Unkenntlichkeit.“ (Brecht, An den Schwankenden)

        Wir sollten uns besser unserer eigenen Schwächen bewusst sein, dass wir etwas, das mit unseren eigenen Begriffen operiert schwerlich mit diesen auch wirksam begegnen können. Jemandem der seine Freiheit will kann man das nicht streitig machen. Eine Linda Sarsour geht für den Kampf gegen Sexismus und die Scharia auf die Straße, und wird von Demokraten und Hollywood Celebs genau dafür gefeiert. Es sollte uns bewusst sein, dass wir so nicht agieren können, wenn wir in der Debatte gewinnen wollen.

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      • 5. Februar 2017 17:04

        Richtig, die Situation mit der wir konfrontiert sind ist, eine neue, wobei der weltweit zunehmende Islamismus in den vergangenen 35 Jahren logischerweise Auswirkungen auf Europa haben musste.

        Wie soll man auf die neue Situation reagieren? Das Kopftuch ist das sichtbare Symbol der Frauenunterdrückung. Während im Iran Frauen ausgepeitscht werden und mit Gefängnisstrafe bedroht sind, wenn sie ihr Haar nicht bedecken versuchen Kulturrelativisten in Europa im Verbund mit Islamfunktionären die Trennung von Staat und Kirche zu unterminieren und das Kopftuch für ein Symbol der Freiheit und gegen den Sexismus zu verkaufen.

        Den aktuellen österreichischen Kopftuchstreit habe ich mitbekommen. Unter anderem sah ich eine ORF Sendung (ZIB“) mit der als liberal geltenden Carla Amina Baghajati und einem ÖVP-Kontrahenten. Carla Amina Baghajati stammt aus Mainz und ist zum Islam konvertiert und ist seitdem mit Tarafa Baghajati verheiratet, mit dem sie die „Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen“ gegründet hat. Beide sind viel in österreichischen Talkshows unterwegs, einige davon habe ich gesehen. Müßig zu erwähnen dass Carla Amina Baghajati beispielsweise den Hetzprediger Ibrahim verteidigte und ihn als „liberal“ bezeichnete. Adnan Ibrahim hatte in einer von MEMRI dokumentierten Predigt den IS für die Tötung von Muslimen kritisiert, aber im selben Atemzug die Hamas dafür gelobt, dass diese „Ungläubige“ mordet.

        In Österreich wird nun diskutiert ob es an Schulen und an staatlichen Stellen ein Kopftuchverbot geben soll oder nicht. In Deutschland wird das Burka-Verbot diskutiert. Wenn ich in Rosenheim durch die Fußgängerzone gehe treffe ich nicht selten auf verheiratete Burkaträgerinnen, der Mann geht mit dem Kind oder den Kindern voraus und die Frau 5 Schritte dahinter. Bleibt der Mann stehen bleibt die Frau stehen, geht er weiter geht sie weiter, immer im 5-Meter Abstand. Ein gruseliges Schauspiel!

        Die Frage ist nun warum sollen westliche Gesellschaften mit dem Anspruch auf Gleichberechtigung diese Geschlechterseparierung und Frauendiskriminierung tolerieren? Ich finde in Schulen oder im öffentlichen Dienst kann der Staat mit sehr guten Argumenten ein Verbot des Kopftuches oder der Burka durchsetzen.

        Die Verfolgung von Andersdenkenden und die Unterdrückung von Frauen erfolgt laut Samuel Schirmbeck nicht durch einen „Islamismus“, sondern aufgrund des Alltags-Islam. Schirmbeck hat es in Algerien erlebt, wie sich der Alltags-Islam immer mehr Raum eroberte. Nach und nach trugen immer mehr Frauen ein Kopftuch und irgendwann waren die wenigen Frauen die es wagten kein Kopftuch zu tragen Schlampen und Huren, die es verdienten belästigt und Schlimmeres zu werden. Überall dort wo der Islam Macht bekommt, werden laut Schirmbeck Frauenrechte und Gedankenfreiheit eingeschränkt und Minderheiten verfolgt.

        Die Frage ist nun wie soll man diesen Machtkampf annehmen? Denn mir ist wie dir bewusst, dass auf der einen Seite rechtsradikale Fremdenfeinde stehen, für die Islamkritik nur ein Vehikel ist. Auf der anderen Seite stehen die Kulturrelativisten von der Linken bis zu den Grünen und zwischendrin die christlichen Parteien, die sich um ihre eigene Religionsfreiheit sorgen machen. Die CSU kritisiert zwar Burka und Islamismus aber das Kreuz in den Klassenzimmern bleibt tabu.

        Die Frage ist nun wo ist der Platz für emanzipatorische Kritik am Islam, am Kopftuch, an der Burka, an der Geschlechterseparierung und wie soll der Diskurs geführt werden?

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        • 5. Februar 2017 18:27

          „Die Frage ist nun wo ist der Platz für emanzipatorische Kritik am Islam, am Kopftuch, an der Burka, an der Geschlechterseparierung und wie soll der Diskurs geführt werden?“

          Wenn ich da jetzt nur eine Antwort darauf hätte. 🙂

          Es gibt augenscheinlich sehr wenig Platz dafür, weil die sich die Begriffe des „Emanzipatorischen“ ziemlich verändert haben.

          Es gibt meiner Meinung nach 3 Faktoren, die dafür verantwortlich sind:

          1. Identitätspolitik
          2. Die Krise des internationalen Systems
          3. Der Aufstieg des Rechtspopulismus

          Das Beharren auf einer Sakralisierung der Identität des Unterdrücktseins, die bestrebt ist aus dieser Identität eine Waffe auf dem Kampfplatz der sprachlichen Hegemonie zu machen hat dazu geführt, dass jede Art von subjektiver Äußerung als eine Art subversive Subjektivität gehandelt wird, die der weißen heteronormativen Matrix angeblich den Stinkefinger zeigt. Butlers Vorstellung, dass gegen das Kopftuch nichts einzuwenden sei, weil sich dahinter Ich, Über Ich und Es so wie überall anderswo auch verbergen, kommt daher dass es im postmodernen Verständnis ausschließlich Narrative gibt, die jede Handlung und jeden Gedanken bestimmen. Identität ist für sie die Summe der Waffen, die in einem gegeben Narrativ zur Verfügung stehen. Und da sie weiß, dass das Kopftuch eine echte Waffe ist ist ihr Einsatz dafür keineswegs unverständlich. Emanzipation kann es nur vom weißen heteronormativen Diskurs geben, eine Emanzipation vom Islam würde den Unterdrückten die Waffen gegen den Westen nehmen und das wollen wir doch schließlich tunlichst vermeiden.

          Die Widerstand gegen die Globalisierung, die sich im Brexit, der Denunziation der Europäischen Union und durch die „America First“ Parolen Trumps die Bedingungen ausdrücken, haben auch eine andere Seite. Der Widerstand gegen TTIP ist zum Beispiel eine gemeinsame Bemühung von Gewerkschaften, linken Anti Imps und rechtspopulistischen Parteien. Die Legitmiationskrise der EU, die Krise der sozialdemokratischen Reformer und die Schwäche konservativer Führungen haben alle dazu beigetragen, dass extremistische Positionen links und rechts größeres Terrain erobert haben.
          Es ist generell so, dass komplexere Antworten weniger gehört werden und Positionen, die einerseits eine Solidarität mit den Flüchtlingen und einem positiven Bekenntnis zu Immigration beinhalten immer schwerer mit einer Kritik am Islam in Deckung gebracht werden können. Eine solche Kritik an den problematischen Aspekten des Islam ist auf der Seite der muslimischen Migranten noch viel zu wenig vorhanden, und dort wo sie es gibt ist sie massivem Druck und Repression ausgesetzt. Es sollte von unserer Seite mehr dafür getan werden, die innerislamische Selbstkritik stärker wahrzunehmen und öffentlich zu machen.

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        • 6. Februar 2017 11:44

          Ich stimme deinem Kommentar vollumfänglich zu, sehe es genauso. Wir leben in einer beinahe hoffnungslose Situation und Zeit. Wenn ich mir aktuell die Bündnissee ansehe kann ich nur noch den Kopf schütteln. In den österreichischen Kopftuchstreit schaltete sich die Online-Zeitung Juedische.at, mit ihrem Herausgeber Samuel Laster und der Autorin Alexandra Hahlweg, ein. Beide sind in der Frage auf der Linie von Carla Amina Baghajati vergleichen das Kopftuch mit der Kippa und dem jüdischen Tichl.

          Eine fortschrittliche Islamkritik tut mehr Not denn je, gleichwohl ist sie nur marginal existent. Die Kritik an Antisemitismus und reaktionärer Ideologie bleibt eine Mission Impossible.

          Michel Houellebecq düsterer Science-Fiction-Roman „Unterwerfung“ droht irgendwann in der Realität anzukommen. Um den Sieg der FN in Frankreich zu verhindern gehen die Sozialisten und die Konservativen ein Bündnis mit einem charismatischer muslimischer Politiker ein. Dieser wird Staatspräsident, ändert die laizistische Verfassung, führt die Theokratie, die Scharia, das Patriarchat und die Polygamie ein. Am Tag der Veröffentlichung von „Soumission“ wurde die Redaktion von Charlie Hebdo durch islamische Gotteskrieger ausgelöscht. Charlie Hebdo hatte Houellebecq sein Titelbild gewidmet.

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    • 6. Februar 2017 18:36

      Hier ein guter Kommentar von Nina Scholz zum Kompftuch:

      Wo religiöse Kräfte das Sagen haben, ob mittels staatlicher Macht oder gesellschaftlichem Druck, ist für Frauen ein Kleidungsstück verpflichtend, das ihre inferiore gesellschaftliche Rolle unterstreicht. Im Iran führen Frauen einen mutigen Kampf für die Freiheit vom Kopftuch. 2013 wurden offiziell 593.590 Frauen wegen Missachtung der Kleidervorschriften verwarnt, 3672 wegen „nicht islamgerechter Bekleidung“ angeklagt. Gerade zeigen uns Nachrichten aus der Türkei, dass aufgebrachte AKP-Anhänger es nach dem gescheiterten Putsch offenbar auch für nötig halten, Frauen ohne Kopftuch zu attackieren. ..

      Das Kopftuch ist das Markenzeichen des Islamismus jeglicher Couleur, die Frau seine Werbeplattform. Hani Ramadan, Bruder des Stars der europäischen Islamisten-Szene, Tariq Ramadan, erklärte unlängst, eine unverschleierte Frau sei wie eine 2-Euro-Münze; sichtbar für alle gehe sie von Hand zu Hand. Auch die meisten Islamverbände werben für das Kopftuch. Carla Amina Baghajati, Medienreferentin der IGGiÖ, erläutert in ihrem Buch „Muslimin sein“, warum das Kopftuch eine nicht wegzudiskutierende religiöse Pflicht sei. Im neuen Lehrbuch der IGGiÖ für den islamischen Religionsunterricht an Schulen taucht, einem Maskottchen gleich, immer wieder das gezeichnete Bild einer jungen Frau, die lehrreiche Tipps gibt, auf. Sie trägt strenges Kopftuch (mit Untertuch und den Oberkörper bedeckend), wie wir es von Vertreterinnen des politischen Islam, etwa der Muslimbruderschaft kennen. ..

      Und hier eine kleine Machtdemonstration in Wien:

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  4. 6. Februar 2017 17:39

    Den Verweis auf Saul Ascher im Artikel von Stefan Ripplinger zu Spinoza finde ich sehr interessant. „Dagegen zeigte sich der Vorkämpfer einer jüdischen Reformation, Saul Ascher, in seinem »Leviathan oder Ueber Religion in Rücksicht des Judenthums« (1792) überzeugt, dass Spinoza sich »des Judenthums, weil er es besser als jede andere Religion kannte, bloß als eines Mittels bediente, um aller Religion einen Stoß zu geben«. Spinozas radikale Kritik des jüdischen Glaubens – seine Verneinung der Offenbarung, der Auserwähltheit und des personalen Gottes – sei also nicht antijüdisch, sondern antireligiös motiviert gewesen.“

    Die „Flugschriften“ von Saul Ascher habe ich gelesen. In Eisenmenger der Zweite, einer Polemik gegen den Antisemitismus von Fichte, schreibt Ascher: „Ohnfehlbar kann man die Gegner der Juden in Europa in zwei Klassen einteilen, in religiöse und politische. In früheren Zeiten, wo jeder Staat darauf ausging der Religion zu huldigen, wurde Juden ihres Glaubens wegen verfolgt. Als man späterhin anfing das Interesse des Staats von der Religion zu trennen, ward man zugleich auf die Grundsätze der Anhänger des Judentums aufmerksamer.“

    Der Berliner Philosoph Saul Ascher (1767-1822) gilt als Mann der jüdischen Aufklärung. Seine Schrift gegen die Germanomanie wurde auf dem Wartburgfest im Oktober 1817 verbrannt. Saul Ascher war wie Spinoza ein Außenseiter. Seine auch heute noch aktuellen Schriften sind leider fast vergessen.

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    • 6. Februar 2017 21:51

      Es gibt so viele unterschiedliche Interpretationen Spinozas und seiner Philosophie, die alle ganz unterschiedliche Schlussfolgerungen ziehen. Man kann daran sehne, wie wichtig und bedeutend er bis heute ist.

      Ich konnte dieses Buch leider nicht erwähnen, weil ich es noch gelesen habe, aber

      „Spinoza: Das Abenteuer der Immanenz“ von Yirmiyahu Yovel, einem israelischen Philosophie und Wissenschaftshistoriker schient mir sehr interessant zu sein.

      Der Autor untersucht vor allem als Wissenschaftshistoriker die marranischen Wurzeln von Spinozas Philosophie. Ich werde mir das demnächst rein ziehen.

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  5. 7. Februar 2017 12:20

    Es waren spannende Zeiten im 17. Jahrhundert in den Niederlanden: Einerseits nannte man das 17. Jahrhundert in den Niederlanden wegen der wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit, das „Goldene Zeitalter.“ Mit steigendem Wohlstand wurden beispielsweise die erst kürzlich aus der Türkei importierten Tulpen unter den wohlhabenden Niederländern immer beliebter. Seltene Sorten erzielten hohe Preise. Eine Zwiebel der Sorte Semper Augustus erzielte 1624 einen Preis von 1.200 Gulden. Man konnte sich somit mit einer Zwiebeltulpe in Amsterdam ein Haus kaufen. Die Nachfrage aus ganz Europa war größer als das Angebot. Der anschließende Boom wurde mit Krediten finanziert. Mit der Zeit gingen keine Tulpen mehr über den Warentisch. Es wurden nur noch Tulpenwertpapiere getauscht. Am Höhepunkt des Booms kostete die Semper Augustus 6000 Gulden. Im Februar 1637 kam es zum Crash und die Tulpenpreise fielen ins Bodenlose. Die wertlosen Tulpenscheine wurden in Staatsanleihen umgetauscht. … ( Ich habe mich mal wegen einem Blog zur verkürzten Kapitalismuskritik damit beschäftigt)

    Andererseits begann 1621 der niederländische Sklavenhandel. Unter anderem wegen des Sklavenhandels wurden die Niederlande zur wichtigsten Kolonialmacht im atlantischen Raum. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Sklavenhandel in den Niederlanden abgeschafft.

    Meine Frage nun: Gibt es von Spinoza zu diesen beiden brisanten politischen Themen seiner Zeit Aussagen oder Stellungnahmen?

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    • 7. Februar 2017 15:12

      Nein.

      Wenn es eine Schwäche in seinem Denken gibt, dann die Tatsache, dass er sich gar nicht mit den ökonomischen und gesellschaftspolitischen Alltäglichkeiten wie Geld, die Kolonialpolitik oder Fragen des Handels beschäftigte. Geld z.B, kommt als Gegenstand des Nachdenkens gar nicht vor.

      Man muss das auch im Kontext sehen. Karl Marx fast zwei Jahrhunderte später musste sich durch die ganze hegelianische Philosophie wühlen, um heraus zu finden, dass er ganz vorn vorne beginnen musste die politische Ökonomie als wissenschaftliche Disziplin kritisch zu erforschen. Marx konnte zwar auf eine breite Literatur zum Handel und zu den Grundlagen kapitalistischer Wertschöpfung zurück greifen, musste aber jede Menge Lücken schließen und eine Sprache finden, die den Bruch mit den vorhergehenden Theorien darstellen konnte.
      Eine wissenschaftlich betriebene Ökonomie taucht erst im 18. Jahrhundert auf.

      Das 17. Jahrhundert war einerseits modern, weil es den Handel, die Börse und die Wertpapier Schwindeleien auf bereits sehr hohem Niveau aufführen konnte, aber es gab zu diesem Zeitpunkt noch keine wissenschaftliche Sprache um die Phänomene adäquat zu beschreiben.

      PS: Danke für die Episode mit den Tulpen. Das wusste ich nicht. Sehr unterhaltsam.

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  6. 9. Februar 2017 12:13

    Ich brachte bisher immer Giordano Bruno mit dem Pantheismus in Verbindung. Seine Leugnung eines personifizierten, allmächtigen Gottes kostete ihn, nach achtjähriger Folter durch die Inquisition, am 17. Februar 1600 auf dem Campo de’ Fiori auf dem Scheiterhaufen das Leben. Angeblich wurde ihm vor der die Zunge festgebunden, damit er nicht zu den anwesenden Leuten sprechen konnte.

    Johannes Hirschberger schreibt über Spinoza in seiner „Geschichte der Philosophie“:
    „Man kann in der Tat den Pantheismus kaum besser ausdrücken als mit dem averroistisch gefassten intellectus agens; denn dieser tätige Verstand, der spontan all die Ideen erzeugt, die eben die Wirklichkeit sind, und von dem auch der Mensch nur ein Modus ist, ist alles: Gott, Welt und Mensch. Das weltanschauliche Pathos dieses Pantheismus hat ebenfalls die Renaissance geliefert, in G. Bruno nämlich. Von ihm ist Spinoza ebenso beeinflusst wie von Leone Ebreo, wenn er auch jetzt das Ganze in eine nüchterne philosophische Formel gießt, in seine Substanzdefinition, die in nuce seine Identitätsphilosophie enthält.“

    Nachdem ich mich nun ein wenig mit den sogenannten Pantheismusstreit
    auseinandergesetzt und recherchiert habe, also die Ansichten von Jacobi auf der einen und Moses Mendelssohn, Goethe und Herder auf der anderen streifte, muss ich sagen, wo stünden wir wohl ohne Leute wie Spinoza? Kein Mensch würde sich darüber aufregen wenn eine Berliner Staatssekretärin behaupten würde das Kopftuch ist eine religiöse Pflicht und die Scharia ist kompatibel mit dem Grundgesetz.

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    • 9. Februar 2017 13:43

      Man muss mit dem Pantheismus Begriff ein wenig vorsichtig sein.
      Ein Problem des pantheistischen Denkens ist, dass es immer „alles“ sieht, wo man auch differenzieren kann. Oder anders gesagt: Pantheismus verliert sich in der Vielheit, weil es die Vielheit nicht abstrahieren kann. Wenn man so will ist Pantheismus ein altes Wort für postmodernen Beliebigkeit. Es gibt immer nur alles und nichts lässt sich auf eine einzige Ursache zurück führen. Das Pantheistische als Option hat sehr viel Elemente der Gnosis aufgegriffen, die in der Vielheit und Beliebigkeit der Ursachen keine Möglichkeit sah Wirklichkeit als solche korrekt zu erkennen.

      Spinoza ist insofern kein Pantheist, als er darauf besteht, dass sich auch die Vielheit auf die Causa Sui zurück abstrahieren lässt. Man sollte an dieser Stelle auch anmerken, dass der oft gescholtene Monotheismus eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, als Kultur Wissenschaft hervor zu bringen. Die Reduktion auf eine einzige Ursache bedeutet nämlich auch, dass man die Welt prinzipiell erforschen und begreifen kann und im Gegensatz zur Gnosis nicht bloß Chaos und einen Mangel an zielgerichtetem Willen.

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      • 9. Februar 2017 17:05

        Johannes Hirschberger schreibt auch nur dass Spinoza von G. Bruno beeinflusst worden wäre. Was mich ein bisschen an dem Zitat irritiert hat war der Begriff der Identitätsphilosophie den er für Spinoza verwendet.

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  7. 12. Februar 2017 11:03

    Vielen Dank für den Artikel und überhaupt den Einblick auf Spinoza.

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