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Der westukrainische Massenmörder Stepan Bandera und seine heutigen Adepten

20. April 2022

„Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß, und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“ Bertolt Brecht – Leben des Galilei

Am 3. April twitterte der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk: “Weder die Russen, noch die Deutschen haben das Recht zu bestimmen, wen die Ukrainer als Helden verehren. Stepan Bandera & Hunderttausende meine Landsleute kämpften sowohl gegen Hitler, als auch gegen Stalin für den Staat. Lasst uns in Ruhe mit euren Belehrungen.“ Am 17.10.2015 legte Andrij Melnyk im Beisein vieler Gesinnungsgenossen in einer feierlichen Zeremonie Blumen am Grab von Bandera im München nieder. Am 20.3.2022 verteidigte Melnyk das faschistische Asow-Regiment: “Mariupol wird mutig verteidigt. Und zwar vom Asow-Regiment. Jetzt verstehen Sie, warum die Russen sich in die Hosen machen, wenn sie das Wort “Asow” hören.“ Andrij Melnyk ist mit seiner Bandera-Verehrung und seinem Russenhass freilich nicht allein, in der Westukraine wird dem NS-Kollaborateur wie einem Halbgott gehuldigt und auch in Deutschland gibt es immer mehr Bandera-Versteher.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion bildeten sich in der Ukraine mächtige und korrupte Wirtschaftsoligarchien und so bestimmen Oligarchen seither die Politik in der Ukraine. Die Ukraine war und ist ethnisch und politisch ein gespaltenes Land, gespalten in die prowestliche Westukraine, in der ukrainisch gesprochen wird und die prorussische orthodoxe Ostukraine in der viele ethnische Russen leben und in der russisch gesprochen wird. Im Jahr 1990 kam der Bandera-Kult verstärkt in die Westukraine zurück, in seinem Geburtsort Staryj Uhryniw wurde das erste Bandera-Denkmal enthüllt dem 47 weitere mächtige Heldendenkmäler folgten. Das Bandera-Denkmal in Lwiw misst sieben Meter vor einem 30-Meter-Bogen. In Iwano-Frankiwsk beispielsweise ist ein Bandera-Denkmal auf einem 4,8-Hektar-Areal errichtet und neben den Denkmälern und Tafeln wurden Hunderte von Straßen nach Stepan Bandera benannt. In Lwiv, dem ehemaligen Lemberg wurde eine Stepan-Bandera-Straße neugestaltet. Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit gab dafür einen Zuschuss von 72.000 Euro. Außer den Denkmälern entstanden seit 1990 sechs Bandera-Museen an mit seinen Lebensphasen verbundenen Orten. Unzählige Bandera huldigende Hagiografien wurden über ihn publiziert, Briefmarken mit seinem Konterfei herausgegeben, Musikfestivals und Jahre nach ihm benannt.

2018 wurde in der Rada, dem Parlament der Ukraine Banderas Geburtstag pompös gefeiert und sein Geburtstag zum Feiertag erhoben. In den Schulen wird den Kindern das „heldenhafte“ Leben Banderas eingetrichtert, seine Ideologie wird in den ukrainischen Schulen mit wie die Muttermilch eingegeben. Ethnische Russen der Ostukraine bekommen dementsprechend seit vielen Jahren kein Zimmer in der Westukraine und der Zutritt in die dortigen Lokale wird „Russen“ verwehrt, pro-russische Parteien und Fernsehsender der Ostukraine wurden verboten, pro-russische Politiker eingesperrt und das russische Sprachengesetz, das seit Januar 2022 in Kraft getreten ist, um die russische Sprache zu bekämpfen, ist zutiefst undemokratisch und dem friedlichen Zusammenleben nicht gerade förderlich. Zudem hat die Rada im Jahr 2018 ein Gesetz durchgewunken wonach die Polizei und die Streitkräfte sich mit der faschistischen OUN-Phrase „Slawa Ukraini! Herojam Slawa!“ begrüßen müssen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verkündete in einem RBC-Ukraine Interview am 18. April 2019: “Es gibt unbestreitbare Helden, Stepan Bandera ist ein Held für einen bestimmten Teil der Ukrainer, und das ist eine normale und coole Sache. Er war einer von denen, die die Freiheit der Ukraine verteidigt haben.“

In dieses rechtsextreme Narrativ passen die ukrainischen Erzählungen über die große Hungersnot, die sich 1932 und 1933 in der sowjetischen Ukraine ereignet hatte, der zwischen drei und vier Millionen Ukrainer zum Opfer gefallen waren. Die Hauptursache für die Hungersnot war die stalinistische Zwangskollektivierung, die allerdings auch eine hohe Zahl von Hungertoten außerhalb der Ukraine verursachte. Die ukrainischen Nationalisten leugneten seit jeher ihre Beteiligung am Judenmord, die Fernsehserie „Holocaust. Die Geschichte der Familie Weiss“ von 1978 bereitete dieser Legende öffentlichkeitswirksam Probleme, weil ukrainische Polizisten als Judenmörder gezeigt wurden. Die Mörder fühlten sich bloßgestellt und führten eine Kampagne gegen Hollywood und Historiker, die bis heute anhält. Mit einer Gegenstrategie wurde behauptet das „ukrainische Volk“ sei selbst das Opfer durch einen „anderen Holocaust.“ Die OUN-Kollaboration im Holocaust sollte und soll offenbar mit dem Leiden der ukrainischen Bevölkerung verschleiert werden. In zahlreichen Publikationen der OUN und deren Sympathisanten wurde behauptet, dass durch die Hungersnot mindestens 6 Millionen Ukrainer durch Stalin und seine jüdischen Kommissare ermordet worden seien. Bewusst wurde auf die Zahl 6 Millionen angespielt, um den Holocaust zu relativierten und die Leiden der ukrainischen Bevölkerung in den Vordergrund zu rücken. Die Wortschöpfung „Holodomor“, die Begriffe der nordamerikanischen Ukraine-Diaspora vom „Hunger-Holocaust“ oder „ukrainischen Holocaust“ machen die Holocaustrelativierung zudem deutlich. 1986 erschien in einem Verlag von UPA-Veteranen eine Schrift, in der behauptet wird „zionistische Juden“ hätten die Hungersnot als „wirklichen Holocaust“ veranlasst, bei dem „jüdische Bolschewisten“ Christen ermordet hätten.

Im Februar 2014 stürzten die prowestlichen und rechtsextremistischen Kräfte der Westukraine mit massiver politischer, finanzieller und militärischer Hilfe der USA und Deutschlands die demokratisch gewählte pro-russische Regierung unter Janukowitsch. Die Rechtsextremisten des „Rechten Sektors“ und die antisemitischen Nationalisten von Swoboda um Oleh Tjahnybok gehörten zu den treibenden und entscheidenden Kräften des Maidan-Umsturzes. Rund 15.000 fanatisierte Menschen unter schwarz-roten Fahnen des Nazi-Kollaborateurs Bandera oder den Fahnen des Nachtigall-Bataillons zogen durch das Zentrum der Hauptstadt. Über zwei Monate dauerte die Belagerung des „Unabhängigkeitsplatzes“, bei der mit Pfeilen und Pflastersteinen auf Polizisten geschossen und geworfen und mit Brandsätzen auf Katapulten die Macht der Straße demonstriert wurde. Brennende Autobusse, herausgerissene Pflastersteine und Barrikaden mit Autoreifen prägten das Straßenbild und das oppositionelle Dreierbündnis von Swoboda, UDAR und der Allukrainischen Vereinigung „Vaterland“ übernahm mit Gewalt die Macht. Infolge des Maidan-Umsturzes spaltete sich nach einem Referendum die Krim in Richtung Russland ab und die ethnischen Russen der Ostukraine riefen die unabhängigen Republiken Donezk und Luhansk aus. Seit nun über acht Jahren terrorisieren überwiegend rechtextreme Einheiten wie das Asow-Regiment mit Hakenkreuzen auf den Stahlhelmen die pro-russische Bevölkerung in diesen Gebieten mit weit über 10.000 Toten.

Die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) wurde 1929 in Wien von ukrainischen Veteranen des Ersten Weltkrieges gegründet, sie war ein Zusammenschluss der Ukrainischen Militärischen Organisation (UWO) mit verschiedenen kleineren rechtsextremen ukrainischen Gruppen.  Unter dem führenden Ideologen Dmytro Donzow orientierte sich die OUN am italienischen Faschismus und am deutschen Nationalsozialismus. Sie befürwortete totalitaristische Prinzipien in Staat und Gesellschaft und übernahm das Führerprinzip. Der gemeinsame Antisemitismus führte zu engen Kontakten zwischen der OUN und der NSDAP. Das Motto der OUN war: „Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben!“ Die Ideologie der OUN war eine Mischung aus Ultranationalismus, Faschismus, Antisemitismus, Rassismus und revolutionär-aufständischem Geist. Die klar definierten Feinde waren Polen und Russland, bzw. die Sowjetunion und die polnische, russische und jüdische Bevölkerung, die in den „ukrainischen Territorien“ lebte. Bereits 1934 verfasste Mykola Kolodzinskyj in einem Ausbildungslager in Italien mit der faschistischen Ustascha für die OUN eine Schrift mit der Forderung Juden und Polen aus der Ukraine zu vertreiben. Die Legion Ukrainischer Nationalisten führte den Gruß „Slawa Ukraini“ bzw. „Slawa Ukraini! Herojam Slawa!“ (Ruhm der Ukraine! Ruhm den Helden!) 1925 ein und die OUN hat den Ruf übernommen und geprägt, ab 1941 hoben die Mitglieder der OUN dazu den rechten Arm zu ihrem faschistischen Gruß.

Stepan Bandera wurde am 1. Januar 1909 in dem ostgalizischen Dorf Staryj Uhryniw, als Sohn eines griechisch-katholischen Priesters geboren. Bandera schloss sich zuerst der UVO und anschließend der OUN an, in der er schnell in die Führungsspitze aufstieg und Anfang 1933 zum „Führer“ der OUN gewählt wurde. Die OUN knüpfte Kontakte zur NSDAP und verübte in Polen Attentate gegen polnische Politiker um den polnisch-ukrainischen Konflikt anzuheizen. 1934 wurde Bandera wegen der Ermordung des polnischen Innenministers Bronisław Pieracki in Polen zum Tod verurteilt, die Strafe wurde jedoch in lebenslange Haft umgewandelt. Nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 spaltete sich die OUN in die OUN-B (B für Bandera) und die OUN-M (M für Melnyk). Die Mehrheit der jungen Nationalisten schloss sich der während der Pogrome in Galizien der aktiveren OUN-B an, während die OUN-M vor allem die Pogrome in der Bukowina organisierte. Bandera wurde aus dem Gefängnis befreit und arbeitete für den deutschen Geheimdienst unter dem Decknamen Konsul II, den Decknamen Konsul I. bekam Andrij Melnyk. Mit Wilhelm Franz Canaris, dem Chef der Abwehr, des Militärgeheimdienstes der Wehrmacht, stellte Stepan Bandera die Bataillone „Nachtigall“ und „Roland“ aus ukrainischen Kämpfern mit dem Verbindungsoffizier Theodor Oberländer auf.

Banderas OUN-Mitglieder aus Krakau besuchten 1940 bis 1941 Kurse der Sicherheitspolizeischule in Zakopane und der Polizeischulen in Krakau und Rabka. Die OUN-B organisierte sogenannte Marschgruppen, die nach dem Überfall auf die Sowjetunion hinter den deutschen Truppen eingesetzt waren um die Macht vor Ort zu übernehmen. Diesen Marschgruppen gehörten rund 800 Nationalisten an, darüber hinaus hatte die OUN-B rund 20.000 Mitglieder, die in über 3.000 Orten im westukrainischen Untergrund agierten. Rund 13.000 OUN-B Mitglieder waren in Ostgalizien und rund 5.000 in Wolhynien stationiert. In Ostgalizien fanden die Mordexzesse in der Frühphase der Besetzung laut Saul Friedländer „ohne erkennbare deutsche Beteiligung“ statt. Allein in Lemberg verfügte die OUN-B über 1.200 loyale Nationalisten und in der OUN-B Jugendorganisation lunatsvo waren 7.000 junge Getreue organisiert, zuzüglich der gewaltigen Zahl an OUN-Sympathisanten versteht sich.

Die Ukrainer nahmen auf Geheiß der Deutschen an dem Krieg gegen die Juden teil. Dies entsprach einer vom „zweiten großen Kongress der OUN“ (Banderas Fraktion) im April 1941 in Krakau angenommenen Resolution, welche die Juden als die „zuverlässigste Stütze des sowjetischen Regimes und als die Vorreiter des Moskauer Imperialismus in der Ukraine“ bezeichnete. Damit übernahm die ukrainische Organisation die Perspektive der Nationalsozialisten, die die Juden mit den Bolschewiken gleichsetzten („Judäo-Bolschewiken“ oder Żydo-Komuna auf Polnisch), und garantierte, dass das „Unternehmen Barbarossa“ für die Juden fürchterliche Konsequenzen haben würde. Die Resolution war zudem ein Treueeid der Ukrainer auf die NS-Ideologie.“, schreibt Eliyahu Yones in „Die Juden in Lemberg während des Zweiten Weltkriegs und im Holocaust 1939-1944“

Am 22. Juni 1941 überfiel Deutschland die Sowjetunion und in dem folgenden rassebiologischen Vernichtungskrieg wurden 27 Millionen Sowjetbürger ermordet, mehr als die Hälfte davon hinter der Front. In der Westukraine wurde der von der deutschen Propaganda als europäischer Kreuzzug zur Verteidigung der Kultur gegen den jüdischen Bolschewismus begeistert aufgenommen. Am 29. Juni 1941 hatte Reinhard Heydrich, Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, den Einsatzgruppen Folgendes schriftlich mitgeteilt: „Den Selbstreinigungsbestrebungen antikommunistischer oder antijüdischer Kreise in den neu zu besetzen Gebieten ist kein Hindernis zu bereiten.“ Die enge Zusammenarbeit zwischen ukrainischer Miliz und den Einsatzkommandos und die Involvierung der Bevölkerung in die Pogrome erlauben es nicht, eine genauere Zuordnung vorzunehmen.

Das Bataillon Nachtigall marschierte am 30. Juni 1941 in Lemberg ein.  Die Soldaten, etwa achthundert ethnische Ukrainer trugen deutsche Uniformen mit blau-gelben Paspeln an den Schulterklappen. Alle deutschen Truppen wurden in Lemberg enthusiastisch begrüßt. Besondere Huldigungen erfährt das Bataillon „Nachtigall“, das als „Stepan Bandera Bataillon“ gefeiert und nicht nur mit Blumen, sondern auch mit Kniefällen und Gebeten empfangen wurde. Der israelische Historiker und damalige Zeitzeuge vor Ort Eliyahu Yones schreibt dazu: „Die ersten Einheiten der Wehrmacht betraten Lemberg am folgenden Tag, am Sonntag, den 30. Juni 1941. An diesem Morgen plakatierten die Ukrainer an Anschlagbrettern und Gebäudewänden großformatige Bekanntmachungen, die sie schon vorbereitet hatten. Sie hießen die deutschen Besatzer und den „großen ukrainischen Führer“ Stepan Bandera willkommen, die endlich eingetroffen waren, „um das Volk der Ukrainer von der Herrschaft der Juden und des NKVD zu befreien, welche die ukrainischen Bauern in den Dörfern niedermetzelten“. „Erschlagt die Juden und die Kommunisten!“ forderten die Anschläge. „Lang lebe Stepan Bandera, lang lebe Adolf Hitler!“

In den Gefängnissen von Lemberg waren antikommunistische Ukrainer inhaftiert, die ins Hinterland transportiert werden sollten. Am 25. Juni versuchten ukrainische Nationalisten sich gegen die abziehenden Sowjets zu erheben, und die politischen Gefangenen zu befreien. Der Aufstand misslang und das NKWD liquidierte tausende ukrainische Häftlinge. Kurz bevor die Sowjets Lemberg verließen, hatten sie das große Brygidki-Gefängnis und die anderen Haftanstalten in Brand gesetzt. Für die Morde des NKWD wurden die Juden Lembergs verantwortlich gemacht. Die Lemberger Juden gaben diesem ersten Pogrom den Namen „Gefängnisaktion“. Im Mittelpunkt der „Gefängnisaktion“ standen die jüdischen Zentren im inneren Stadtgebiet, und zwar folgende Straßen: Janowska, Gródecka, Zygmuntowska, Mickiewicza, Legionów, Żólkiewska, Balonowa, Zamarstynów, Misjonarska, Pod Dębem, Źródlana, Arciszewska und Kleparowska bis zur Janowska. Die Lemberger Juden wurden gezwungen die sich inzwischen zersetzenden Leichen aus den Gefängnisgebäuden herauszutragen und sie auf den Gefängnishof zu legen. Weitere inzwischen zusammengetriebenen Juden wurden aus den Kellern herausgeholt und auf den Gefängnishof gebracht, geschlagen und misshandelt. Grzegorz Rossolinski-Liebe schreibt über den Pogrom von Lemberg: „In den frühen Morgenstunden des 1. Juli drang die Miliz in Wohnungen der Juden ein und verhaftete vor allem die männlichen Bewohner. Andere wurden auf den Straßen aufgegriffen und in die Gefängnisse verschleppt. Die Juden wurden von den Milizionären und der aufgebrachten Bevölkerung misshandelt, beschimpft, mit Steinen beworfen und mit Fäusten oder Stöcken und Stangen geschlagen. Einige mussten unter Anweisung der Milizionäre den Weg kriechend bewältigen. Um auf das Gefängnisgelände zu gelangen, mussten die Opfer durch ein Spalier des auf sie einprügelnden Mobs gehen. Auf dem Gefängnishof wurde den Juden erklärt, sie müssten die Leichen aus den Gefängniskellern heraustragen und sie auf dem Hof aufreihen, damit sie von Verwandten identifiziert werden könnten. Einige Zuschauer beobachteten dabei, wie zwei jüdische Männer gezwungen wurden, die Leichen am Kopf und an den Füßen hochzuhalten und wie jüdische Frauen währenddessen die Leichen mit einem feuchten Lappen abwaschen mussten. Danach wurden die Frauen gezwungen, die Hände der Leichen hochzuheben und sie zu küssen.“

Unmittelbar nach dem Einmarsch der Deutschen kam es vor allem durch die ukrainische Miliz OUN zu Judenpogromen. Nach den Verhaftungen der Juden gab es als Höhepunkt der Quälereien ein immer wieder eingesetztes Ritual, durchgeführt vom Bataillon „Nachtigall“ der „Legion Ukrainischer Nationalisten“, das gestartet wurde mit dem Befehl: „Antreten zum Spießrutenlaufen.“ Auf deutschen Befehl hin stellten sich ukrainische Soldaten in einem Spalier auf und pflanzten ihr Seitengewehr auf. Der israelische Staatsbürger Abraham Goldberg hat an seine Verhaftung folgende Erinnerung: „Nach dem Aufladen gab ein Offizier den Befehl zum „Spießrutenlaufen“. Daraufhin stellten sich die Ukrainer in zwei Reihen auf, alle hatten Gewehre und pflanzten die Bajonette auf. Wir mussten durch die Reihen laufen, während sie mit den Kolben auf uns einschlugen und stachen. Mit mir waren etwa 500 Juden dort, und fast alle wurden von den Ukrainern erschlagen, auch meine beiden Freunde.“

Kurt Lewin schrieb in seinen Erinnerungen: „Ein Ukrainer prägte sich besonders in meiner Erinnerung ein. Er war sehr elegant gekleidet, trug ein wunderschönes, besticktes Hemd und hatte es auf unsere Gruppe abgesehen. Er schlug mit einem mit Eisen beschlagenen Stock. Nach einiger Zeit systematisierte er sein Schlagen und haute nur gegen die Köpfe. Mit jedem Schlag riss er Hautlappen ab. Einigen Menschen schlug er die Augen aus, riss die Ohren ab. Nach einer Weile brach der Stock. Ohne lange zu überlegen, packte er ein angebranntes Holzstück und schlug damit gegen den Kopf meines Nachbarn. Der Schädel platze und das Gehirn spritze in alle Richtungen, auch auf mein Gesicht und meine Kleidung.“

Alfred Monaster berichtete, dass am 1. Juli im Gefängnis in der Lackiego Straße schöne jüdische Frauen ausgesucht, vergewaltigt und anschließend getötet wurden. Zygmunt Tune und sein jüngerer Bruder wurden von ukrainischen Milizionären aus ihrer Wohnung mitgenommen und zum Gefängnis in der Zamarstynowska Straße verschleppt. Vor dem Gefängnis stand der Mob Spalier und schlug auf die vorbeigehenden Opfer ein. Im Anschluss prügelte das Bataillon Nachtigall auf sie ein. Nachdem sie alle Gegenstände, die sie bei sich führten, abgegeben hatten, wurden sie von Ukrainern mit Stöcken weiter malträtiert. Währenddessen mussten sie mit ihren Händen den Hof sauber machen, auf den immer mehr Juden gebracht wurden.

Ruzia Wagner erinnert sich wie jüdische Frauen und ältere Männer, die halb tot auf dem Hof lagen, mit Stöcken weiter geschlagen, getreten oder durch den Hof geschleppt wurden. Verwundete jüdische Frauen und Männer wurden entkleidet. Als die Täter einer Frau ihre gesamte Kleidung auszogen und sie mit Stöcken prügelten, wandten sich einige andere Juden an vorbeispazierende und fotografierende deutsche Soldaten mit der Bitte um Intervention. Die Soldaten hätten daraufhin geantwortet: „Das ist die Rache der Ukrainer“ und informierten sie noch voller Stolz, dass die Bilder im „Stürmer“ erscheinen würden.

Nicht nur in den drei Gefängnissen von Lemberg und auf den dorthin führenden Wegen, sondern auch in vielen anderen Teilen der Stadt wurden Juden am 1. Juli misshandelt, erniedrigt, verprügelt oder erschlagen. Felicja Heller erinnerte sich, wie ukrainische Milizionäre ihrer Nachbarin befahlen, eine Zahnbürste mitzunehmen, um Straßen zu bürsten, und wie Deutsche und Ukrainer einen Juden zwangen, den Hut abzusetzen, ihn mit Pferdemist zu beladen und wieder aufzusetzen. Irena Feinsilber sah rund zwanzig Frauen mit Besen, darunter ihre Mutter, die die Straße kehren mussten. Irenas Schwiegervater erzählte ihr, dass es Milizionäre mit blaugelben Armbinden waren, die ihre Mutter von der Wohnung abgeholt hätten.

Der deutsche Offizier Hans Schmidt beobachtete, wie „Judenfrauen kniend mit ihren Händen Glassplitter von einem Trottoire aufheben mussten“. Izydor Ferber erinnerte sich, wie auf einem Markt Juden gezwungen wurden, mit ihren Taschentüchern und bloßen Händen das Pflaster zu putzen und sie dabei heftig geschlagen wurden. Kazimiera Poraj war gerade auf dem Markt, als sie sah wie „ukrainisch-sprachige deutsche Soldaten“ eine Gruppe von Juden, unter anderem ihre Mutter, zwangen, mit ihrer eigenen Kleidung Toiletten zu reinigen. Dabei wurden sie mit Kabeln so lange geschlagen, bis sie blutig waren. Eine andere Gruppe musste, unter Kabelschlägen, mit den Händen Glassplitter von den Straßen aufheben und in zwei Wagen sammeln. Als einer der Wagen voll war, wurde er umgeworfen, und die Splitter mussten erneut unter Schlägen und Tritten aufgelesen werden.

Der Transportoffizier Hermann Teske notierte in seinem Tagebuch, dass er Juden sah, die an der Nase verletzt waren. Ein Ukrainer erzählte ihm, „dass es bei Pogromen üblich gewesen sei, den Juden zu ihrer Kennzeichnung den Nasenwirbel umzudrehen“. Später sah Teske selbst, wie der Mob Juden hetzte und die schmerzhafte Prozedur an ihnen durchführte. Unteroffizier Friedrich Brüggemann gab zu Protokoll, dass Juden aus den Fenstern ihrer Wohnungen geworfen wurden. „Jacob Gerstenfeld beobachtete aus dem Fenster seiner Wohnung, wie „alte Leute, Kinder und Frauen unter einem Hagel von Schlägen gezwungen wurden, Pflastersteine auszureißen und den Dreck der Straße von einer Stelle zu einer anderen zu schieben. Eine Frau wurde an einen arbeitenden Mann festgebunden. Unter Schlägen wurden beide gezwungen jeweils in die entgegengesetzte Richtung zu laufen. Als ein Jugendlicher ohnmächtig hinfiel, wurden andere dazu aufgefordert, ihn lebendig zu begraben.“, schreibt Grzegorz Rossolinski-Liebe zu den Pogromen in Lemberg.

Am 25. Juli kam es in Lemberg zu den sogenannten Petljura-Tagen. Der ukrainische Politiker und Armeeführer Symon Petljura wurde von Sholom Schwarzbard am 25. Mai 1926 in Paris ermordet, als Racheakt für Pogrome, die Petljuras Truppen 1919 in der Ukraine begangen hatten und Sholom Schwarzbards Familie wurde von Petljura ausgelöscht. Das Gericht sprach Schwarzbard frei. Das Attentat und mehr noch das Urteil ließen Petljura bei den damaligen und heutigen Nationalisten zum Märtyrer werden. Das Grab von Symon Petljura in Paris ist bis heute für „westlich orientierte“ ukrainische Politiker zum beliebten Anziehungspunkt geworden. Während des Pogroms verhaftete die ukrainische Polizei Juden in ihren Wohnungen und auf den Straßen und brachte sie zum Hof des Gefängnisses in der Lackiego Straße und zum Gestapogebäude in der Pelczynska Straße. Dort wurden die Opfer mit Stöcken und Eisenstangen geschlagen oder erschossen. Drei Tage durchkämmten die ukrainischen Nationalisten die jüdischen Bezirke Lembergs. Rund 2.000 Juden wurden in den Petljura-Tagen ermordet. Ein Teil der deutschen Soldaten in Lemberg war damit beschäftigt, die Pogrome mit dem Fotoapparat oder der Filmkamera zu dokumentieren. Dieses Material erschien später in der Wochenschau. Andere steuerten den Pogrom und ließen die Bevölkerung über Plakatierungen wissen, dass das Misshandeln von Juden erlaubt und erwünscht sei.

Leon W. Wells, ein überlebender Jude der Lemberger-Pogrome, schreibt in seinem Bericht über den Holocaust „Ein Sohn Hiobs“ über Banderas OUN: „Vor den Banderowcy fürchteten sich die Juden noch mehr als vor den SS-Leuten, denn die ortsansässigen Ukrainer erkannten einen Juden viel leichter als die Deutschen.“

Die größten Gewaltexzesse in der Westukraine ereigneten sich in Lemberg, Ternopil und Zolochiv. Im weiteren Verlauf des Krieges ermordeten die Deutschen mit ihren ukrainischen Gehilfen, der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und der Ukrainische Aufstandsarmee (UPA) alleine in der Region um Lemberg 400.000 Juden und 140.000 russische Gefangene. Die Dimension der westukrainischen Kollaboration belegt der Massenmord an den Kiewer Juden. Nach der Besetzung Kiews wurden in der Schlucht von Babij Yar die Juden aus Kiew erschossen. Über Babyn Jar, einer Schlucht, in der Nähe von Kiew, hing ein riesiges Transparent, auf dem in ukrainischer Sprache „Wir erfüllen Willen des ukrainischen Volkes“ stand. Ab dem 29. September 1941 erschießen zwei Bataillone ukrainischer Polizisten, eine Militäreinheit der OUN-B sowie Wehrmacht und SD in endlosen Salven zehn Tage lang 33.771 Menschen. Von den insgesamt 1500 Exekutoren waren 1200 Ukrainer und 300 Deutsche! Weil Stalin fürchtete, dass das gemeinsame Vorgehen von Deutschen und Ukrainern im ganzen Land unverhohlen begrüßt würde, durfte in der Presse und im öffentlichen Leben der Sowjetunion kein einziges Wort zu dem Massaker fallen.

Die Straße zum Mahnmal von Babyn Jar wurde nach dem Maidan-Putsch 2014 von „Moskauer Allee“ in „Bandera-Allee“ umbenannt. Nach der Unabhängigkeit der Ukraine wurden die Denkmäler, die an den Sieg über den Nationalsozialismus erinnerten, gestürzt. An ihrer Stelle errichtete die Ukraine Monumente zu Ehren des antisemitischen Massenmörders Stepan Bandera.

Die jüdische Gemeinde Galiziens, mehr als 540.000 Menschen, wurde fast vollständig ausgelöscht. Maximal drei Prozent der galizischen Juden haben den Terror überlebt. Ukrainische Hilfspolizisten der Wehrmacht und Verbände der OUN beteiligten sich am Völkermord und exekutierten noch im Frühjahr 1944 in die Wälder geflüchtete Juden. Die OUN und die im Winter 1942 von ihr aufgestellte Ukrainische Aufständische Armee (UPA) waren teilweise mitverantwortlich und hauptverantwortlich für die Ermordung von 800.000 Juden. Auf eigene Initiative ermordeten die UPA-Einheiten etwa 100.000 Polen und vertrieben weitere Tausende aus der Westukraine. Stephan Bandera war bis zu seinem Tod der unumstrittene „Führer“ der OUN und der UPA. Die Massenmorde an den Juden waren für die OUN ein wichtiger Schritt zur „Säuberung“ der Nation. „Die Juden werden wir abschlachten, die Polen erdrosseln, aber die Ukraine müssen wir erkämpfen“ war ein populäres Lied der OUN.

Auf dem Territorium der heutigen Ukraine lebten ungefähr 2,7 Millionen Juden, 1,6 Millionen wurden von den deutschen Besatzern und den ukrainischen Gehilfen ermordet. Rund 100.000 Juden überlebten im Untergrund in den Wäldern und bei den Partisanen. Für rund 900.000 Juden, vor allem aus der Ostukraine schuf der Widerstand der Roten Armee  im Sommer und Herbst 1941 die Möglichkeit zur Flucht ins Innere der Sowjetunion. Für die Ermordung von etwa 1,8 Millionen Juden und etwa 50.000 Roma während der Aktion Reinhardt brauchten die Nationalsozialisten wenig eigenes Personal. Rund 1.000 ukrainische und litauische Freiwillige wurden im Ausbildungslager Trawniki für den Judenmord in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka vorbereitet, John Demjanjuk war einer von ihnen.

Weil Banderas Stellvertreter Jaroslaw Stezko am 30. Juni 1941 eine unabhängige Regierung für die Westukraine proklamierte wurde Bandera im Juli 1941 verhaftet und als so genannter Ehrenhäftling in Sachsenhausen festgesetzt. Im September 1944 wurde Bandera aus der Haft entlassen und nach dem Krieg floh der gesuchte Kriegsverbrecher nach München wo er unter falschem Namen weiterhin die Aktionen der OUN steuerte. München war nach dem Krieg ein sicherer Ort für NS-Kollaborateure  und Organisatoren der „Endlösung“. Der Vertriebenenministers Theodor Oberländer, selbst schwer belastet durch seine „Tätigkeiten“ im Battailion Nachtigall oder der muslimischen Einheit, des Sonderverbandes Bergmann, sorgte für die politische und finanzielle Unterstützung. Die OUN ermordete nach 1945 bis 1951 noch 35.000 Menschen in der Westukraine. Die terroristischen Mordaktionen richteten sich gegen Polizeikräfte, kommunistische Parteifunktionäre und gegen die Zivilbevölkerung, darunter vor allem die überlebenden Juden. Dieser Guerillakrieg wurde ab 1949 von der CIA unterstützt, die bis 1953 etwa 75 Exilukrainer per Fallschirm in der Ukraine absetzte. Stepan Bandera wurde am 15. Oktober 1959 in München von einem sowjetischen Agenten ermordet, seitdem gewann der Bandera-Kult erneut Auftrieb mit seinem vorläufigen aktuellen Höhepunkt. In der Westukraine wird Bandera mehr denn je verehrt und in der Ostukraine wird er seit jeher als Verräter, Massenmörder und Faschist wahrgenommen.

Der aktuelle Krieg Russlands mit all seinen Kriegsverbrechen gegen die Ukraine verändert die Welt. Viele Städte der Ukraine sind zerstört und tausende Menschen kamen und kommen ums Leben. Putin hat diesen Krieg bereits vor Jahren geplant und es steht zu befürchten, dass er seine Ziele erreichen wird. Putin führt nicht nur einen Krieg gegen die Ukraine er führt vor allem einen Krieg gegen den Westen. Während China höhere Weizenimporte aus Russland erlaubt und in den chinesischen Supermärkten das Mehl verramscht wird, sind in Europa die Mehlregale leer. Während Indien, China und diverse Länder in Asien und Südamerika das russische Öl und Gas abnehmen und abnehmen werden und der Rubel bereits jetzt wieder auf dem Stand vor dem Krieg ist, verzeichnen Europa und die USA bereits jetzt die größte Hyperinflation seit 40 Jahren. Deutschland und die USA haben sich verzockt und Russland hat sich perfekt auf diese Auseinandersetzung vorbereitet, hat alle möglichen Sanktionen eingerechnet und hat den Bruch mit dem Westen bereits vor Jahren beschlossen. Russland wird sich auf sehr lange Zeit mit China verbünden und den Westen nicht nur wirtschaftlich versuchen in die Knie zwingen. Tausende westliche Unternehmen werden den russischen Markt verlieren, die hohen Energiepreise und die Inflation in Europa werden die Konkurrenzfähigkeit im Weltmarkt schmälern und Arbeitslosigkeit und Armut vergrößern, ganz zu schweigen von den negativen Veränderungen in Afrika und den ärmeren Ländern dieser Welt.

Europa ist durch Putins Krieg nicht nur der finanzielle und der wirtschaftliche Verlierer, Europa und Deutschland sind dabei all ihre freiheitlichen Werte und die Demokratie zu verraten. Die deutschen Medien sind so uniformiert wie noch nie seit 1945. Der Antisemitismus in den öffentlich-rechtlichen Sendern ist legendär und bedarf kaum weiterer Belege, nach den antisemitischen Terroranschlägen in Israel vermeldete beispielsweise die Tagesschau ein Terrorist habe das Feuer eröffnet. „Ein Terrorist“ setzten die „Israelkritiker“ der Tagesschau in Anführungszeichen, das ZDF meldete: „Die Hintergründe für den Anschlag sind nicht bekannt“ und der BR sprach verharmlosend von einer „Kneipenschießerei.“ In genau diesen antisemitischen Anstalten von ARD und ZDF ist der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk, der Blumen am Grab des antisemitischen Massenmörders Stepan Bandera niederlegt, ein Dauergast. Kein einziger der Journalisten konfrontierte Melnyk in den unzähligen Auftritten in den Talkshows mit seiner Leidenschaft für einem antisemitischen Massenmörder, in einem Land in dem die Leugnung des Holocaust zurecht strafrechtlich verboten ist. Während in Deutschland russische Medien oder der Buchstabe „Z“ verboten, russische Literatur zurückgedrängt und russische Künstler mit Auftrittsverboten überzogen werden, darf ein Anhänger eines antisemitischen Massenmörders im Land der Täter ungehindert und beinahe täglich seine Propaganda verbreiten.

Während in den Medien von ARD bis RTL, von der FAZ bis zur Welt jede Meldung von Kiew ungefiltert übernommen wird, werden die Berichte von Menschen aus der Ostukraine, zum Beispiel aus Mariupol die vom Regiment Asow als menschliche Schutzschilde benutzt werden, offenbar unterschlagen. Das heftig umkämpfte Mariupol liegt im Südosten der Ukraine, rund 90 Prozent der Einwohner sind russischstämmig oder sprechen russisch. Der österreichisch-schweizerische Schriftsteller und Schach-Promotor Alexander Günsberg ist mit einer russischstämmigen Frau aus Mariupol verheiratet, sein Schwager und seine Schwiegermutter, viele Schulfreundinnen und weitere Verwandte von Günsbergs Frau leben in Mariupol. Günsbergs Vater Max Günsberg floh vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Hitlers Einmarsch in Österreich 1938 aus Wien in die Schweiz und war einer der vom St. Galler Polizeihauptmann Paul Grüninger geretteten Wiener Juden. Alexander Günsberg schrieb am 17. März in der FB-Gruppe Israelfreunde: „…Ich konnte heute nach 7 Tagen zum ersten Mal wieder mit meinem Schwager in Mariupol telefonieren. Dort sind die Verhältnisse ganz andere als in Kiew oder Lemberg. Er und alle anderen, die von den Asow-Verbrechern als Geiseln gehalten wurden, wurden von den russischen Soldaten befreit und mit Wasser, Essen und Strom versorgt. Die Frauen küssen die russischen Soldaten wie bei der Befreiung von Paris. Im Theater, in dem ich mehrmals war, befand sich eine Asow-Kommandozentrale. Die Zivilisten benutzten sie als Schutzschild, nicht anders als in Gaza und ließen die Minen hochgehen, als die russischen Panzer kamen. Man muss bei uns einfach einmal begreifen, dass in der Ukraine zwei Völker mit gegensätzlichen Interessen leben. Präsident Zelensky, ein Jude, ist derart weit von seinem Judentum weggekommen, dass er trotz demonstrativer Besuche in Israel und bei Rabbinern den faschistischen Bandera-Kult unterstützt. Nicht umsonst lieben ihn Biden und die Europäer. Er ist ein Jude nach ihrem Geschmack. Solange die Ukraine den Russen in ihrem Land keine Autonomie gewährt, sie als Feinde betrachtet, die alle umgebracht gehören, wie es Julia Timoschenko und ihre Freunde öffentlich gesagt haben, und solange bewaffnete rechtsextreme Banden die Russen in der Ukraine terrorisieren, solange wird es keinen Frieden in der Ukraine geben. Die Juden sind für einmal nicht das Ziel der Angriffe und dank Zelensky werden sie auch nicht verteufelt oder als Schuldige hingestellt. Das kann sich sehr aber schnell ändern, wenn die Verbrechen der Asow-, Aidar- und Dobass- Regimenter auch im Westen ans Tageslicht kommen. …“

Alexander Günsberg berichtet des Weiteren von der Ermordung einer Schulfreundin und ihrer Tochter die sich aus dem Keller wagten durch ukrainische Schafschützen erschossen wurden und ähnlichen Verbrechen. In den sozialen Medien kursieren unzählige Handy-Videos die Vergleichbares belegen. All diese Nachrichten schaffen es weder in die Tagesschau noch in irgendeine Sendung der deutschen Mainstreammedien. Dem antirussischen Narrativ widersprechende abweichende Meldungen sind in der deutschen Medienlandschaft tabu. Wie lange wird es noch dauern bis ARD und ZDF, bis die Grünen, die CDU oder die FDP den deutschen Überfall auf die Sowjetunion als notwendigen Präventivkrieg darstellen werden?

Vor einigen Jahren behauptete der AFD-Politiker Alexander Gauland „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“ und nun relativeren und verharmlosen die Oliv-Grünen im Gleichschritt mit den Medien die Verbrechen Nazi-Deutschlands und seiner Kollaborateure. Anton Hofreiter und viele weitere Bandera-Versteher behaupten Russland führe in der Ukraine einen Vernichtungskrieg und im Sender RTL wird halluziniert, dass „Auschwitz nichts im Vergleich zu Butscha“ war.

Ein Nato-Linker aus dem Umfeld der „ideologiekritischen“ Bahamas zitiert Mariana Sadovska aus Köln und schreibt: „Eine unerschrockene Sängerin liest den Pausewang-Deutschen die Lewiten: „Natürlich haben wir große Angst, dass dadurch alles eskaliert und es zu einem Atomkrieg kommt und die ganze Welt un­tergeht. Aber wir können doch nicht so einen Verbrecher wie Putin davonkommen lassen, nur weil er mit der Atombombe droht. Wenn die Welt untergeht, weil wir der Ukraine helfen, dann soll es halt so sein!“ In der Jungle World macht sich ein Utz Anhalt für Bandera stark und relativiert wie folgt den Holocaust: „Wem dient dieses „Aber Bandera“-Brüllen also, während das russische Staatsorgan RIA Nowosti ganz offen den Plan eines Genozids in der Ukraine mit Neuaufbau nach putinschen Konstrukten vorstellt?“ Das Elend der „ideologiekritischen“ Linken ist mittlerweile am Tiefpunkt. Bandera-Linke beenden seit Monaten ihre Facebook-Postings mit dem faschistischen Gruß der OUN, mit „Slawa Ukraini!“

Anton Hofreiter von den Oliv-Grünen wird von den Medien hochgejubelt, weil er Bundeskanzler Scholz aggressiv dazu auffordert, endlich schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Bei einem EU-Treffen forderte die grüne Außenministerin Annalena Baerbock: „Was klar ist: Die Ukraine braucht weiteres militärisches Material, vor allem schwere Waffen“ Mit den schweren Waffen, wie dem Leopard sollen offenbar die abtrünnigen Republiken, die Krim und Mariupol zurückerobert und der Krieg verlängert werden. Für unzählige Kriegstreiber schade der Kanzler mit seinem Zögern dem Ansehen Deutschlands in Europa und der Welt. Muss für die Bandera-Versteher die Krim endlich wieder deutsch werden? Warum blieben die heutigen Bandera-Versteher während der völkerrechtswidrigen NATO-Bombardierung gegen Jugoslawien oder dem Irakkrieg mit einer Million Toten und der „Shock and Awe“-Taktik stumm wie die Fische? Warum hat damals niemand weitreichende Sanktionen gegen die NATO-Staaten oder die USA gefordert? Warum hat nur Israel Waffen an Serbien geliefert? Die Querfront von Alexander Gauland und der Bandera-Linken scheint jedenfalls geschlossen.

Welche europäischen Länder sind im deutschen Diskurs seit weit über 30 Jahren als deutschfreundlich markiert? Es sind genau die Nationen, die die Deutschen im Zweiten Weltkrieg zur Teilnahme an den Vernichtungsaktionen gegen Juden animieren konnten: Litauer, Letten, Ukrainer, Kroaten, Bosniaken und Albaner. Und welche Länder werden noch heute mit Misstrauen und Feindschaft belegt? Die tendenziösen Einheitsmeldungen der letzten 20 Jahre belegen, es sind die Russen und die Serben, es sind genau die Länder die den Nationalsozialismus am erbittertsten und mit dem höchsten Blutzoll bekämpften.

Einige der heutigen deutschen Kriegstreiber werden in nächster Zeit wegen den verdreifachten Energiepreisen, den steigenden Lebensmittelpreisen, wegen drohender Arbeitslosigkeit zu jammern beginnen. Solcherlei erwartbare Larmoyanz sollte mit einem gewaltigen Hohnlachen beantwortet werden: Die dümmsten Kälber wählen wie immer ihren Metzger selber.

Putins Ideologie, sein Angriffskrieg gegen die Ukraine, mit seinen Kriegsverbrechen und seinen Islamisten sind mit nichts zu rechtfertigen und zu verurteilen. Die ukrainische Regierung, die einen antisemitischen Massenmörder als Nationalhelden verehrt und eine Armee unterhält, die Hakenkreuze auf den Stahlhelmen und andere NS-Symbole auf den Uniformen präsentiert, ist keine Regierung mit der man sich gemein machten sollte. Wer wenige Jahrzehnte nach Auschwitz wie die hiesigen Bandera-Versteher den Bandera-Kult mit all seinen Auswirkungen der letzten 20 Jahre in der Ukraine verniedlicht, relativiert oder sogar leugnet und in einem Ukraine-über-alles-Wahn den Einsatz der Nato oder Offensiv-Waffen wie Leopard- oder Marder-Panzer fordert, was einen 3. Weltkrieg und Atomkrieg zur Folge haben könnte, offenbart seine ideologische Verwahrlosung und Verblödung in bemerkenswerter Weise.

Den Tod von Millionen von Menschen in Europa, den Tod meiner Nachbarn, Freunde und nicht zuletzt auch meinen Tod großzügig für eine vermeintliche Freiheit einer mir suspekten Regierung in Kauf zu nehmen nehme ich sehr persönlich. Die grenzenlose Dummheit und Geschichtsvergessenheit dieser nekrophilen Kriegstreiber, die offenbar wie die Islamisten den Tod mehr als das Leben lieben, macht mich fassungslos. Wie alle Antisemiten, Faschisten und Islamisten sind auch die Bandera-Versteher ein Frontalangriff auf die Zivilisation. Wenn Bandera-Versteher, eingeschüchtert durch selbstsüchtige und unterbelichtete Lohnschreiber, sich damit begnügen, wie die Lemminge jedes Gerücht nachzuplappern wird die Aufklärung zum Krüppel gemacht. Die Kluft zwischen euch und der Realität kann eines Tages so groß werden, dass euer Jubelschrei über irgendein gesunkenes Kriegsschiff von einem universalen Entsetzensschrei beantwortet werden könnte.

Quellen: Grzegorz Rossolinski-Liebe- Der Verlauf und die Täter des Lemberger Pogroms vom Sommer 1941- Jahrbuch für Antisemitismusforschung 22- Metropol-Verlag | Simon Wiesenthal – Recht, nicht Rache – Ullstein-Verlag | Eliyahu Yones – Die Juden in Lemberg während des Zweiten Weltkriegs und im Holocaust 1939-1944- Ibidem-Verlag | Erich Später – Die Befreiung der Nation – Ukraine über alles- Konkret-Verlag | Franziska Bruder -„Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben!“ Die Organisation ukrainischer Nationalisten (OUN) 1929–1948 | Leon W. Wells – Ein Sohn Hiobs – Carl Hanser Verlag | Klaus Kellmann – Dimensionen der Mittäterschaft, Die europäische Kollaboration mit dem Dritten Reich – Böhlau Wien | Longerich, Jäckel, Schoeps – Enzyklopädie des Holocaust – Piper | Thomas Sandkühler – Das Fußvolk der »Endlösung«. Nichtdeutsche Täter und die europäische Dimension des Völkermords. »Aktion Reinhardt«: die Rolle der »Trawniki-Männer« und ukrainischer Hilfspolizisten|Bella Guttermann und Avner Shalev – Zeugnisse des Holocaust Gedenken in Yad Vashem

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44 Kommentare leave one →
  1. schickeria permalink
    20. April 2022 20:36

    Danke sehr für diesen informativen Beitrag, den ich noch überdenken muss. Bei diesem Hofreiter sind wir uns in jedem Fall einig, eine unerträgliche Person.

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    • 21. April 2022 08:34

      Den profilierungssüchtigen Kriegstreiber Hofreiter kann ich mir sehr gut während eines Bundeswehr-Leistungsmarsch vorstellen, 20 Kilometer mit Marschgepäck 20 Kilo, G3 und Stahlhelm. 100 Meter würde er sicher schaffen.

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  2. Stephan Gärtner permalink
    20. April 2022 20:48

    Wenn man sich Hofreiter, Baerbock und die im Gleichschritt marschierenden Medienvertreter so ansieht, dann wird es Zeit sich einen Atombunker zuzulegen.

    Ansonsten: Starker Beitrag!

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    • 21. April 2022 08:37

      An vorderster Front bei den Grünen im Kampf um die Ukraine waren und sind das Ehepaar Ralf Fücks und Marieluise Beck. Marieluise Beck kämpft zudem unermüdlich seit Jahren mit BDS-Kampagnen gegen Israel.

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  3. 21. April 2022 09:30

    Ein Highlight ist für mich die NATO-Linke wenn sie meint: …Aber wir können doch nicht so einen Verbrecher wie Putin davonkommen lassen, nur weil er mit der Atombombe droht. Wenn die Welt untergeht, weil wir der Ukraine helfen, dann soll es halt so sein!“ In den geschlossenen Anstalten der Psychiatrie sind gesündere eingesperrt.

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    • 21. April 2022 09:53

      Im Spanischen Bürgerkrieg war der Kampfruf der Falangisten „Viva la Muerte“ (Es lebe der Tod). Der spanische Philosoph Unamuno nannte diese Haltung im Jahre 1936 Nekrophilie. Eindeutig gilt Erich Fromm der Ruf „Es lebe der Tod!“ als Hinweis auf und Ausdruck für den nekrophilen Charakter, der von allem Toten, Unlebendigen fasziniert ist. Irgendwie erinnern mich die Bandera-Linken an Unamunos Feststellung.

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  4. 21. April 2022 19:59

    Der Tagesspiegel schreibt heute:

    „Eingekesselter Soldat richtet dramatischen Appell an Deutschland
    … Seine Botschaft im Wortlaut: „An die deutsche Bevölkerung und persönlich an den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, den Bundeskanzler Olaf Scholz und die Außenministerin Annalena Baerbock: Vor einer gewissen Zeit hat die Welt schon einmal das große Böse gestoppt. Daran erinnern Sie sich besser als alle anderen. Jetzt ist das Böse zurück. Und Sie haben jetzt die Chance, sich auf die richtige Seite der Geschichte zu stellen und den Faschismus in seinen Anfängen zu stoppen, bevor er alles ringsum verbrannt hat. „

    Dass der Soldat das faschistische Wolfsangel-Abzeichen des Asow-Regiments auf den Schultern trägt hat der Tagesspiegel vergessen zu erwähnen.

    https://amp.tagesspiegel.de/politik/herr-bundeskanzler-handeln-sie-jetzt-eingekesselter-soldat-richtet-dramatischen-appell-an-deutschland/28267716.html

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  5. Moritz Goldstein permalink
    22. April 2022 10:46

    »›Asow‹ ist in der Fabrik (›Asow‹-Stahlkombinat im Osten von Mariupol, jW) und im Hafen konzentriert«, erklärt ein Mann namens Andrej. Ihre Situation sei ausweglos, »aber in der Zwischenzeit wollen sie so viele Menschen wie möglich töten, auch wenn es Zivilisten sind«. In Donezk sind Hunderte Zivilisten untergekommen, denen die Flucht aus Mariupol gelungen ist. »Aus den Häusern heraus und zum humanitären Korridor zu kommen ist ein Kunststück«, sagen uns Menschen vor einem Aufnahmezentrum. Sergej und seine Partnerin wollen nicht gefilmt werden. Sie erzählen uns, dass sie von Kämpfern des »Asow«-Bataillons aufgehalten und aus dem Auto gezerrt worden seien. Das Auto sei ihnen gestohlen worden, ebenso wie die wenigen Dinge, die sie für die Flucht eingepackt hatten. Die beiden zeigen uns Bilder von dem Gebäude, in dem sie lebten, die oberen Stockwerke sind zerstört. Sergej erzählt, ukrainische Soldaten seien in das Haus gekommen, um auf der Terrasse Position zu beziehen. »Von dort aus schossen sie auf die Russen, die unter dem Haus vorbeikamen. Sie feuerten von der Terrasse, während das Gebäude von Zivilisten bewohnt war.«

    https://www.jungewelt.de/artikel/424249.reportage-im-zerstörten-mariupol.html?

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  6. Moritz Goldstein permalink
    22. April 2022 10:48

    Unter Verletzung der Minsker Vereinbarungen führt die Ukraine im Donbass Luftangriffe mit Drohnen durch, darunter mindestens ein Angriff auf ein Treibstoffdepot in Donezk im Oktober 2021. Die amerikanische Presse wies darauf hin, aber nicht die Europäer, und niemand verurteilte diese Verstöße.

    Im Februar 2022 überstürzen sich die Ereignisse. Am 7. Februar bekräftigt Emmanuel Macron bei seinem Besuch in Moskau gegenüber Wladimir Putin sein Festhalten an den Minsker Vereinbarungen, eine Verpflichtung, die er nach seinem Gespräch mit Wolodymyr Zelenski am nächsten Tag wiederholte. Doch am 11. Februar endet in Berlin nach 9 Stunden Arbeit das Treffen der politischen Berater der Führer des „Normandie-Formats“ ohne konkretes Ergebnis: Die Ukrainer weigerten sich immer noch und immer wieder, die Minsker Vereinbarungen anzuwenden, offenbar auf Druck der Vereinigten Staaten. Wladimir Putin stellt daraufhin fest, dass Macron ihm gegenüber leere Versprechungen gemacht hat und dass der Westen nicht bereit ist, die Vereinbarungen durchzusetzen, wie er es schon seit acht Jahren getan hat.

    Die ukrainischen Vorbereitungen in der Kontaktzone gingen weiter. Das russische Parlament war alarmiert und forderte Wladimir Putin am 15. Februar auf, die Unabhängigkeit der Republiken anzuerkennen, was dieser ablehnte.

    Am 17. Februar kündigte Präsident Joe Biden an, dass Russland die Ukraine in den nächsten Tagen angreifen wird. Woher weiß er das? Mysterium… Aber seit dem 16. Februar hat der Artilleriebeschuss der Bevölkerung im Donbass dramatisch zugenommen, wie die täglichen Berichte der OSZE-Beobachter zeigen. Natürlich reagieren weder die Medien, noch die Europäische Union, noch die NATO, noch irgendeine westliche Regierung und schreiten ein. Wir werden später sagen, dass dies eine russische Desinformation ist. Tatsächlich scheint es, dass die Europäische Union und einige Länder das Massaker an den Menschen im Donbass absichtlich beschönigt haben, weil sie wussten, dass dies eine russische Intervention provozieren würde.

    Zugleich gibt es Berichte über Sabotageakte im Donbass. Am 18. Januar fingen Kämpfer aus dem Donbass Saboteure ab, die mit westlicher Ausrüstung ausgestattet waren und Polnisch sprachen und versuchten, chemische Zwischenfälle in Gorlivka zu verursachen. Es könnte sich um CIA-Söldner handeln, die von den Amerikanern angeleitet oder „beraten“ werden und aus ukrainischen oder europäischen Kämpfern bestehen, um Sabotageaktionen in den Donbass-Republiken durchzuführen.

    Seit dem 16. Februar wusste Joe Biden, dass die Ukrainer damit begonnen haben, die Zivilbevölkerung im Donbass zu beschießen, was Wladimir Putin vor eine schwierige Wahl stellte: entweder dem Donbass militärisch zu helfen und ein internationales Problem zu schaffen oder untätig zuzusehen, wie russischsprachige Menschen aus dem Donbass überrollt werden.

    Wenn er sich für ein Eingreifen entscheidet, kann sich Wladimir Putin auf die internationale Verpflichtung der „Schutzverantwortung“ (R2P) berufen. Aber er weiß, dass die Intervention unabhängig von ihrer Art und ihrem Ausmaß eine Flut von Sanktionen auslösen wird. Unabhängig davon, ob sich seine Intervention auf den Donbass beschränkt oder ob sie darüber hinausgeht, um den Westen in Bezug auf den Status der Ukraine unter Druck zu setzen, wird der zu zahlende Preis derselbe sein. Dies erklärte er in seiner Rede vom 21. Februar.

    An diesem Tag kam er dem Ersuchen der Duma nach und erkannte die Unabhängigkeit der beiden Donbass-Republiken an, mit denen er Freundschafts- und Beistandsverträge unterzeichnete.

    Der ukrainische Artilleriebeschuss auf die Bevölkerung des Donbass ging weiter, und am 23. Februar baten die beiden Republiken Russland um militärische Hilfe. Am 24. Februar berief sich Wladimir Putin auf Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen, der gegenseitige Militärhilfe im Rahmen eines Verteidigungsbündnisses vorsieht.

    Um die russische Intervention in den Augen der Öffentlichkeit völlig illegal zu machen, verschleiern wir absichtlich die Tatsache, dass der Krieg eigentlich schon am 16. Februar begann. Die ukrainische Armee bereitete sich bereits 2021 auf einen Angriff auf den Donbass vor, wie bestimmte russische und europäische Geheimdienste wussten… Die Juristen werden darüber urteilen.

    In seiner Rede vom 24. Februar nannte Wladimir Putin die beiden Ziele seiner Operation: „Entmilitarisierung“ und „Entnazifizierung“ der Ukraine. Es geht also nicht darum, die Ukraine zu erobern, wahrscheinlich nicht einmal zu besetzen und schon gar nicht zu zerstören.

    Von dort aus haben wir nur einen begrenzten Einblick in den Verlauf der Operation: Die Russen verfügen über eine ausgezeichnete Geheimhaltung der Operationen (OPSEC), und die Einzelheiten ihrer Planung sind nicht bekannt. Der Verlauf der Operationen macht es jedoch relativ schnell möglich zu verstehen, wie die strategischen Ziele in den operativen Plan umgesetzt wurden.

    https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/die-militaerische-lage-in-der-ukraine/?

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  7. Moritz Goldstein permalink
    22. April 2022 10:50

    Die „Entmilitarisierung“

    Die russische Offensive verläuft in einer sehr „klassischen“ Weise. Zunächst – wie die Israelis 1967 – mit der Zerstörung der Luftstreitkräfte am Boden in den ersten Stunden. Dann folgt ein gleichzeitiger Vormarsch auf mehreren Achsen nach dem Prinzip des „fließenden Wassers“: Wir rücken dort vor, wo der Widerstand schwach ist, und überlassen die (sehr truppenstarken) Städte einem späteren Zeitpunkt. Im Norden wird das Kernkraftwerk von Tschernobyl sofort besetzt, um Sabotageakte zu verhindern. Die Bilder von ukrainischen und russischen Soldaten, die das Kraftwerk gemeinsam bewachen, werden natürlich nicht gezeigt…

    Die Idee, dass Russland versucht, die Hauptstadt Kiew zu übernehmen, um Zelenski zu beseitigen, kommt typischerweise aus dem Westen: Das hat man in Afghanistan, im Irak und in Libyen getan und wollte es in Syrien mit Hilfe des Islamischen Staates tun. Aber Wladimir Putin hatte nie die Absicht, Selenskij zu stürzen oder zu beseitigen. Im Gegenteil, Russland versucht, ihn an der Macht zu halten, indem es ihn durch die Einkreisung von Kiew zu Verhandlungen zwingt. Bislang hatte er sich geweigert, die Minsker Vereinbarungen anzuwenden, doch nun wollen die Russen die Neutralität der Ukraine erreichen.

    Viele westliche Kommentatoren wunderten sich darüber, dass die Russen weiterhin eine Verhandlungslösung anstrebten, während sie militärische Operationen durchführten. Die Erklärung dafür liegt in der strategischen Konzeption der Russen seit der Sowjetzeit. Für den Westen beginnt der Krieg, wenn die Politik aufhört. Der russische Ansatz folgt jedoch einer Clausewitzschen Inspiration: Krieg ist die Kontinuität der Politik, und man kann fließend von der einen zur anderen übergehen, sogar während des Kampfes. Dies erzeugt Druck auf den Gegner und zwingt ihn zu Verhandlungen.

    Aus operativer Sicht war die russische Offensive ein Beispiel für ihre Art: In sechs Tagen eroberten die Russen ein Gebiet, das so groß war wie das Vereinigte Königreich, und zwar mit einer Geschwindigkeit, die die der Wehrmacht im Jahr 1940 überlegen war.

    Der Großteil der ukrainischen Armee war im Süden des Landes für eine Großoperation gegen den Donbass stationiert. Deshalb konnten die russischen Streitkräfte den Donbass ab Anfang März im „Kessel“ zwischen Slawjansk, Kramatorsk und Sewerodonezk einkesseln, und zwar durch einen Vorstoß von Osten über Charkow und einen weiteren von Süden von der Krim aus. Die Truppen der Republiken Donezk (DPR) und Lugansk (RPL) ergänzen die Aktion der russischen Streitkräfte mit einem Vorstoß aus dem Osten.

    In dieser Phase ziehen die russischen Streitkräfte die Schlinge langsam zu, stehen aber nicht mehr unter Zeitdruck. Ihr Ziel der Entmilitarisierung ist praktisch erreicht, und die verbliebenen ukrainischen Streitkräfte verfügen über keine operative und strategische Kommandostruktur mehr.

    Die „Verlangsamung“, die unsere „Experten“ auf die schlechte Logistik zurückführen, ist nur die Folge des Erreichens der gesetzten Ziele. Russland scheint sich nicht auf eine Besetzung des gesamten ukrainischen Territoriums einlassen zu wollen. Vielmehr scheint es, als wolle Russland seinen Vormarsch auf die Sprachgrenze des Landes beschränken.

    In unseren Medien ist von wahllosen Bombardements gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere in Charkow, die Rede, und danteske Bilder werden in einer Endlosschleife gesendet. Gonzalo Lira, ein Lateinamerikaner, der dort lebt, zeigt uns jedoch am 10. und 11. März eine ruhige Stadt. Zugegeben, es ist eine große Stadt und man kann nicht alles sehen, aber das scheint darauf hinzuweisen, dass wir uns nicht in dem totalen Krieg befinden, der uns ständig auf den Bildschirmen serviert wird.

    Was die Donbass-Republiken angeht, so haben sie ihre eigenen Gebiete „befreit“ und kämpfen in der Stadt Mariupol.

    https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/die-militaerische-lage-in-der-ukraine/?

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  8. Moritz Goldstein permalink
    22. April 2022 10:51

    „Entnazifizierung“

    In Städten wie Charkow, Mariupol und Odessa wird die Verteidigung von paramilitärischen Milizen übernommen. Sie wissen, dass das Ziel der „Entnazifizierung“ in erster Linie auf sie ausgerichtet ist.

    Für einen Angreifer in einem städtischen Gebiet sind die Zivilisten ein Problem. Deshalb versucht Russland, humanitäre Korridore zu schaffen, um die Städte von Zivilisten zu befreien und nur die Milizen zurückzulassen, um sie leichter bekämpfen zu können.

    Umgekehrt versuchen die Milizen, Zivilisten in den Städten zu halten, um die russische Armee davon abzuhalten, dort zu kämpfen. Deshalb zögern sie, diese Korridore einzurichten, und tun alles, damit die russischen Bemühungen vergeblich sind: So können sie die Zivilbevölkerung als „menschliche Schutzschilde“ benutzen. Videos, die zeigen, wie Zivilisten versuchen, Mariupol zu verlassen und dabei von Kämpfern des Asow-Regiments verprügelt werden, werden hier natürlich sorgfältig zensiert.

    Auf Facebook wurde die Asow-Gruppe in die gleiche Kategorie wie der Islamische Staat eingestuft und unterlag der „Politik für gefährliche Personen und Organisationen“ der Plattform. Es war daher verboten, sie zu verherrlichen, und die „Posts“, die ihr wohlgesonnen waren, wurden systematisch verbannt. Doch am 24. Februar änderte Facebook seine Politik und erlaubte Beiträge, die die Miliz unterstützten. Im März genehmigte die Plattform in den ehemaligen osteuropäischen Ländern Aufrufe zur Ermordung von russischen Soldaten und Führern. So viel zu den Werten, die unsere Führer inspirieren, wie wir sehen werden.

    Unsere Medien propagieren ein romantisches Bild des Volkswiderstands. Dieses Bild hat die Europäische Union dazu veranlasst, die Verteilung von Waffen an die Zivilbevölkerung zu finanzieren. Das ist ein krimineller Akt. In meiner Funktion als Chef der Doktrin für friedenserhaltende Operationen bei der UNO habe ich mich mit der Frage des Schutzes der Zivilbevölkerung beschäftigt. Dabei haben wir festgestellt, dass Gewalt gegen Zivilisten in ganz bestimmten Kontexten stattfindet. Vor allem dann, wenn Waffen im Überfluss vorhanden sind und es keine Kommandostrukturen gibt.

    Diese Kommandostrukturen sind das Wesen von Armeen: Sie haben die Aufgabe, den Einsatz von Gewalt entsprechend einem Ziel zu kanalisieren. Indem die EU die Bürger willkürlich bewaffnet, wie es derzeit der Fall ist, macht sie sie mit den entsprechenden Konsequenzen zu Kombattanten: potenzielle Ziele. Außerdem führt die Verteilung von Waffen ohne Befehl und ohne operative Ziele unweigerlich zu Abrechnungen, Banditentum und Aktionen, die eher tödlich als effektiv sind. Krieg wird zu einer Frage der Gefühle. Macht wird zu Gewalt. So geschehen in Tawarga (Libyen) vom 11. bis 13. August 2011, wo 30.000 Schwarzafrikaner mit (illegal) von Frankreich abgeworfenen Waffen massakriert wurden. Auch das britische Royal Institute for Strategic Studies (RUSI) sieht in diesen Waffenlieferungen keinen Mehrwert.

    Wenn man Waffen an ein Land liefert, das sich im Krieg befindet, setzt man sich außerdem der Gefahr aus, als Kriegspartei betrachtet zu werden. Die russischen Angriffe auf den Luftwaffenstützpunkt Mykolaiv am 13. März 2022 folgen auf russische Warnungen, dass Waffentransporte als feindliche Ziele behandelt würden.

    Die EU wiederholt die katastrophalen Erfahrungen des Dritten Reiches in den letzten Stunden der Schlacht um Berlin. Der Krieg sollte dem Militär überlassen werden, und wenn eine Seite verloren hat, sollte dies zugegeben werden. Und wenn es Widerstand geben sollte, dann muss dieser unbedingt geführt und strukturiert werden. Wir tun jedoch genau das Gegenteil: Wir drängen die Bürger, in den Kampf zu ziehen, und gleichzeitig erlaubt Facebook Aufrufe zur Ermordung russischer Soldaten und Führer. So viel zu den Werten, die uns inspirieren.

    In einigen Geheimdiensten wird diese unverantwortliche Entscheidung als Möglichkeit gesehen, die ukrainische Bevölkerung als Kanonenfutter für den Kampf gegen Wladimir Putins Russland zu benutzen. Diese Art von mörderischer Entscheidung musste den Kollegen von Ursula von der Leyens Großvater überlassen werden. Es wäre klüger gewesen, in Verhandlungen einzutreten und so Garantien für die Zivilbevölkerung zu erhalten, als Öl ins Feuer zu gießen. Es ist leicht, mit dem Blut anderer Leute kämpferisch zu sein …
    Geburtenklinik in Mariupol

    Es ist wichtig, im Voraus zu verstehen, dass nicht die ukrainische Armee die Verteidigung von Mariupol sicherstellt, sondern die Asow-Miliz, die aus ausländischen Söldnern besteht.

    In ihrer Zusammenfassung der Situation vom 7. März 2022 stellt die russische UN-Mission in New York fest: „Einwohner berichten, dass die ukrainischen Streitkräfte das Personal des Krankenhauses Natal Nr. 1 aus der Stadt Mariupol vertrieben und eine Schießanlage in der Einrichtung installiert haben. “

    Am 8. März veröffentlichte das unabhängige russische Medium Lenta.ru die Aussagen von Zivilisten aus Mariupol, die sagten, dass das Entbindungskrankenhaus von den Milizen des Asow-Regiments übernommen wurde, die die zivilen Bewohner vertrieben und sie mit ihren Waffen bedrohten. Sie bestätigen damit die Aussagen des russischen Botschafters einige Stunden zuvor.

    Das Krankenhaus von Mariupol befindet sich in einer beherrschenden Position, die sich hervorragend für die Aufstellung von Panzerabwehrwaffen und zur Beobachtung eignet. Am 9. März beschossen die russischen Streitkräfte das Gebäude. CNN zufolge gibt es 17 Verletzte, aber das Filmmaterial zeigt keine Verletzten auf dem Gelände, und es gibt keine Hinweise darauf, dass die gemeldeten Opfer mit diesem Angriff in Zusammenhang stehen. Wir sprechen von Kindern, aber in Wirklichkeit sehen wir nichts. Es mag wahr sein, aber es kann auch falsch sein … Was die EU-Führer nicht daran hindert, dies als Kriegsverbrechen zu betrachten … Was Zelensky erlaubt, kurz danach eine Flugverbotszone über der Ukraine zu fordern …

    In Wirklichkeit wissen wir nicht genau, was passiert ist. Aber die Abfolge der Ereignisse deutet darauf hin, dass die russischen Streitkräfte eine Stellung des Asow-Regiments angegriffen haben und dass sich in der Entbindungsstation damals keine Zivilisten aufhielten.

    Das Problem ist, dass die paramilitärischen Milizen, die für die Verteidigung der Städte zuständig sind, von der internationalen Gemeinschaft ermutigt werden, sich nicht an die Regeln des Krieges zu halten. Es scheint, dass die Ukrainer das Szenario des Entbindungsheims in Kuwait City im Jahr 1990 nachgestellt haben, das von der Firma Hill & Knowlton für 10,7 Millionen Dollar komplett inszeniert worden war, um den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen davon zu überzeugen, im Irak für die Operation Wüstenschild/Sturm zu intervenieren.

    Auch westliche Politiker haben acht Jahre lang Raketenangriffe gegen die Zivilbevölkerung im Donbass hingenommen, ohne irgendwelche Sanktionen gegen die ukrainische Regierung zu beschließen. Wir sind längst in eine Dynamik eingetreten, in der westliche Politiker bereit sind, das Völkerrecht ihrem Ziel zu opfern, Russland zu schwächen.

    https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/die-militaerische-lage-in-der-ukraine/?

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  9. Moritz Goldstein permalink
    22. April 2022 10:54

    Schlussfolgerungen

    Als ehemaliger Geheimdinestmitarbeiter fällt mir als Erstes auf, dass die westlichen Nachrichtendienste die Situation ein Jahr lang überhaupt nicht dargestellt haben. In der Schweiz wurden die Dienste dafür kritisiert, dass sie kein korrektes Bild der Lage geliefert haben. Überall in der westlichen Welt scheint es so zu sein, dass die Dienste von den Politikern überwältigt werden. Das Problem ist, dass es die Politiker sind, die entscheiden: Der beste Nachrichtendienst der Welt ist nutzlos, wenn der Entscheidungsträger nicht auf ihn hört. Genau das ist in dieser Krise geschehen.

    Während also einige Nachrichtendienste ein sehr genaues und rationales Bild der Situation hatten, hatten andere eindeutig das gleiche Bild, das von unseren Medien verbreitet wurde. In dieser Krise haben die Dienste der Länder des „neuen Europa“ eine wichtige Rolle gespielt. Das Problem ist, dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass sie auf der analytischen Ebene extrem schlecht sind: Sie sind doktrinär und verfügen nicht über die notwendige intellektuelle und politische Unabhängigkeit, um eine Situation mit militärischer „Qualität“ zu beurteilen. Es ist besser, sie als Feinde denn als Freunde zu haben.

    Es scheint, dass die Politiker in einigen europäischen Ländern ihre Dienste absichtlich ignoriert haben, um ideologisch auf die Situation zu reagieren. Aus diesem Grund war diese Krise von Anfang an irrational. Man wird feststellen, dass alle Dokumente, die der Öffentlichkeit während dieser Krise vorgelegt wurden, von Politikern auf der Grundlage kommerzieller Quellen präsentiert wurden…

    Einige westliche Politiker wollten offensichtlich, dass es zu einem Konflikt kommt. In den Vereinigten Staaten waren die Angriffsszenarien, die Anthony Blinken dem Sicherheitsrat vorstellte, nur die Frucht der Phantasie eines für ihn arbeitenden Tiger-Teams: Er tat genau das, was Donald Rumsfeld 2002 tat, der damit die CIA und andere Geheimdienste „umging“, die weit weniger überzeugend über die irakischen Chemiewaffen berichteten.

    Die dramatischen Entwicklungen, die wir heute erleben, haben Ursachen, die wir kannten, aber nicht sehen wollten:

    – auf strategischer Ebene die Ausweitung der NATO (auf die wir hier nicht eingegangen sind);
    – auf politischer Ebene die Weigerung des Westens, die Minsker Vereinbarungen umzusetzen;

    – und auf operativer Ebene seit Jahren die kontinuierlichen und wiederholten Angriffe auf die Zivilbevölkerung des Donbass und die dramatische Zunahme Ende Februar 2022.

    Mit anderen Worten: Natürlich können wir den russischen Angriff bedauern und verurteilen. Aber WIR (d.h. die Vereinigten Staaten, Frankreich und die Europäische Union an der Spitze) haben die Bedingungen für den Ausbruch eines Konflikts geschaffen. Wir zeigen Mitgefühl für das ukrainische Volk und die zwei Millionen Flüchtlinge. Das ist gut so. Hätten wir aber auch nur ein Minimum an Mitgefühl für die gleiche Anzahl von Flüchtlingen aus der ukrainischen Bevölkerung des Donbass gehabt, die von ihrer eigenen Regierung massakriert wurden und sich seit acht Jahren in Russland ansammeln, wäre das alles wahrscheinlich nicht passiert.

    Ob der Begriff „Völkermord“ auf die von der Bevölkerung des Donbass erlittenen Übergriffe zutrifft, ist eine offene Frage. Dieser Begriff ist in der Regel größeren Fällen vorbehalten (Holocaust usw.), aber die Definition der Völkermordkonvention ist wahrscheinlich weit genug gefasst, um anwendbar zu sein. Juristen werden das zu schätzen wissen.

    Offensichtlich hat uns dieser Konflikt in eine Hysterie geführt. Sanktionen scheinen das bevorzugte Instrument unserer Außenpolitik geworden zu sein. Hätten wir darauf bestanden, dass die Ukraine die Minsker Vereinbarungen einhält, die wir ausgehandelt und gebilligt haben, wäre das alles nicht passiert. Die Verurteilung von Wladimir Putin ist auch unsere Sache. Es macht keinen Sinn, im Nachhinein zu jammern, wir hätten vorher handeln müssen. Doch weder Emmanuel Macron (als Garant und Mitglied des UN-Sicherheitsrats) noch Olaf Scholz oder Wolodymyr Selenskij haben sich an ihre Verpflichtungen gehalten. Letztlich betrifft die wahre Niederlage diejenigen, die keine Stimme haben.

    Die Europäische Union war nicht in der Lage, die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen zu fördern, im Gegenteil, sie hat nicht reagiert, als die Ukraine ihre eigene Bevölkerung im Donbass bombardierte. Hätte sie dies getan, hätte Wladimir Putin nicht reagieren müssen. Durch ihre Abwesenheit in der diplomatischen Phase zeichnete sich die EU dadurch aus, dass sie den Konflikt anheizte. Am 27. Februar erklärte die ukrainische Regierung, Verhandlungen mit Russland aufzunehmen. Doch nur wenige Stunden später beschließt die Europäische Union ein Budget von 450 Millionen Euro für Waffenlieferungen an die Ukraine und gießt damit Öl ins Feuer. Die Ukrainer sind nun der Meinung, dass sie keine Einigung mehr erzielen müssen. Der Widerstand der Asowschen Milizen in Mariupol führte sogar zu einer Erhöhung der Waffenlieferungen um 500 Millionen Euro.

    In der Ukraine werden mit dem Segen der westlichen Länder diejenigen ausgeschaltet, die sich für Verhandlungen einsetzen. Dies ist der Fall von Denis Kirejew, einem der ukrainischen Verhandlungsführer, der am 5. März vom ukrainischen Geheimdienst (SBU) ermordet wurde, weil er Russland zu wohlgesonnen war und als Verräter galt. Dasselbe Schicksal ereilte Dmitrij Demjanenko, den ehemaligen stellvertretenden Leiter der SBU-Hauptdirektion für Kiew und die Region, der am 10. März ermordet wird, weil er ein Abkommen mit Russland zu sehr befürwortet. Er wird von der Mirotvorets-Miliz („Friedensstifter“) getötet. Diese Miliz ist mit der Mirotvorets-Website verbunden, auf der die „Feinde der Ukraine“ mit ihren persönlichen Daten, Adressen und Telefonnummern aufgelistet sind, um sie zu belästigen oder sogar zu eliminieren; eine strafbare Praxis in vielen Ländern, aber nicht in der Ukraine. Die UNO und einige europäische Länder haben ihre Schließung gefordert… was von der Rada abgelehnt wurde.

    Letztendlich wird der Preis hoch sein, aber Wladimir Putin wird wahrscheinlich die Ziele erreichen, die er sich selbst gesetzt hat. Seine Beziehungen zu Peking haben sich gefestigt. China tritt als Vermittler in dem Konflikt auf, während die Schweiz in die Liste der Feinde Russlands aufgenommen wurde. Die Amerikaner müssen Venezuela und den Iran um Öl bitten, um aus der Energie-Sackgasse herauszukommen, in die sie sich selbst gebracht haben: Juan Guaido verlässt endgültig die Szene und die Vereinigten Staaten müssen die gegen ihre Feinde verhängten Sanktionen kläglich zurücknehmen.

    Westliche Minister, die versuchen, die russische Wirtschaft zum Einsturz zu bringen und das russische Volk leiden zu lassen, und die sogar zur Ermordung Putins aufrufen, zeigen (auch wenn sie die Form ihrer Äußerungen teilweise zurückgenommen haben, aber nicht die zentrale Aussage!), dass unsere Führer nicht besser sind als die, die wir hassen. Denn die Sanktionierung russischer Sportler von den Para-Olympischen Spielen oder russischer Künstler hat absolut nichts mit einem Kampf gegen Putin zu tun.

    Wir erkennen also an, dass Russland eine Demokratie ist, da wir der Meinung sind, dass das russische Volk für den Krieg verantwortlich ist. Wenn nicht, warum versuchen wir dann, eine ganze Bevölkerung für den Fehler eines Einzelnen zu bestrafen? Denken Sie daran, dass Kollektivstrafen nach den Genfer Konventionen verboten sind …

    Die Lehre, die wir aus diesem Konflikt ziehen müssen, ist unser Sinn für die variable Geometrie der Menschheit. Wenn uns der Frieden und die Ukraine so sehr am Herzen liegen, warum haben wir sie dann nicht stärker ermutigt, die von ihr unterzeichneten und von den Mitgliedern des Sicherheitsrats gebilligten Abkommen einzuhalten?
    Die Integrität der Medien wird daran gemessen, ob sie bereit sind, sich an die Bedingungen der Münchner Charta zu halten. Während der Covid-Krise ist es ihnen gelungen, den Hass auf die Chinesen zu schüren, und ihre polarisierende Botschaft führt zu den gleichen Folgen gegenüber den Russen. Der Journalismus verliert mehr und mehr an Professionalität und wird militant…

    Wie Goethe sagte: „Je größer das Licht, desto dunkler der Schatten.“ Je mehr die Sanktionen gegen Russland exzessiv werden, desto mehr verdeutlichen die Fälle, in denen wir nichts getan haben, unseren Rassismus und unsere Unterwürfigkeit. Warum hat kein westlicher Politiker acht Jahre lang auf die Angriffe gegen die Zivilbevölkerung im Donbass reagiert?

    Was macht den Konflikt in der Ukraine schließlich schlimmer als den Krieg im Irak, in Afghanistan oder Libyen? Welche Sanktionen haben wir gegen diejenigen beschlossen, die die internationale Gemeinschaft vorsätzlich belogen haben, um ungerechte, ungerechtfertigte, nicht zu rechtfertigende und mörderische Kriege zu führen? Haben wir versucht, das amerikanische Volk „leiden zu lassen“, das uns vor dem Irak-Krieg belogen hat (weil es eine Demokratie ist!)? Haben wir auch nur eine einzige Sanktion gegen die Länder, Unternehmen oder Politiker beschlossen, die den Konflikt im Jemen anheizen, der als die „schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt“ gilt? Haben wir Sanktionen gegen die Länder der Europäischen Union verhängt, die auf ihrem Territorium zum Nutzen der Vereinigten Staaten die schlimmsten Folterungen durchführen?

    Die Frage zu stellen heißt, sie zu beantworten… und die Antwort ist nicht ruhmreich.

    Jacques Baud ist ehemaliger Oberst des Generalstabs, ehemaliges Mitglied des strategischen Nachrichtendienstes der Schweiz und Spezialist für die osteuropäischen Länder. Er wurde bei den amerikanischen und britischen Geheimdiensten ausgebildet. Er war Leiter der Doktrin für die Friedensoperationen der Vereinten Nationen. Als Experte der Vereinten Nationen für Rechtsstaatlichkeit und Sicherheitsinstitutionen konzipierte und leitete er den ersten multidimensionalen Nachrichtendienst der Vereinten Nationen im Sudan. Er arbeitete für die Afrikanische Union und war fünf Jahre lang bei der NATO für den Kampf gegen die Verbreitung von Kleinwaffen zuständig. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch der UdSSR führte er Gespräche mit hochrangigen russischen Militär- und Geheimdienstvertretern. Innerhalb der NATO verfolgte er die Ukraine-Krise von 2014 an und beteiligte sich anschließend an Hilfsprogrammen für die Ukraine. Jacques Baud ist Autor mehrerer Bücher über Geheimdienste, Krieg und Terrorismus, wie Le Détournement (SIGEST Verlag), Govern by fake news, The Navalny affair und Poutine, master of the game? (Max Milo Verlag).

    https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/die-militaerische-lage-in-der-ukraine/?

    Gefällt 2 Personen

  10. 22. April 2022 13:05

    Eine der wenigen Stimmen der Vernunft im ZDF: „Mich stört es, wenn deutsche Politiker von den Grünen, eine militärische Lösung als ultimatives Ziel darstellen. Das ist doch verrückt. Und das machen Politiker, die mit Militär nichts am Hut hatten, die den Wehrdienst verweigert haben, die von der Bundeswehr nichts wissen. Das geht doch nicht. Der Zustand muss so sein am Ende, dass wir wieder in einen, wie auch immer gearteten Waffenstillstand kommen. Und dazu gehört, dass wir irgendwann diesen Krieg beenden und nicht auf Sieg setzen. Das ist ja eine Rhetorik, die nicht geht einfach. In der modernen Friedens- und Konfliktforschung ist das ein echtes Novum. … Wir müssen der Ukraine auch helfen. Ich sag nur der Ansatz muss ein anderer sein. Wir müssen möglichst schnell aus dem Konflikt raus. Wir können in Zentraleuropa keinen Stellvertreterkrieg auf Jahre gebrauchen, der das Potential hat zu einem Nuklearkrieg zu eskalieren, weil Russland ist nicht Serbien, ist nicht Irak, ist nicht Afghanistan, ist nicht Libyen. Russland ist eine Nuklearmacht, mit den meisten Nuklearwaffen weltweit. Das ist ein Unterschied. Und da müssen wir vorsichtig sein mit Waffenlieferungen. Und vor allen Dingen mit unserer Kriegsrhetorik. Und vor allem mit einer Rhetorik wir setzen auf den militärischen Sieg einer Seite. Das ist der Fehler. Vom Ansatz her ist das ein Fehler.“

    Erich Vad Brigadegeneral a. D. der Bundeswehr, am 21. April 2022

    Gefällt 4 Personen

  11. 23. April 2022 21:21

    So „argumentiert“ die Bandera-Linke:

    Gefällt 1 Person

  12. Stephan Gärtner permalink
    25. April 2022 10:27

    Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock in Vilnius, Litauen: „Einen Waffenstillstand um jeden Preis kann es nicht geben. Ein ‚Diktat-Frieden werden wir nicht akzeptieren. Allein die Ukrainerinnen und Ukrainer entscheiden über ihre Zukunft“

    Wer ist „wir“ ? Baerbock sagt die Ukrainer entscheiden, was soll dann das „wir“.
    Die Kriegsrhetorik der Grünen erinnert an den 1. Weltkrieg, wir akzeptieren keinen „Diktatfrieden“

    Grün Braun Grün Braun Grün Braun …….

    Gefällt 3 Personen

  13. chaikagrossmann permalink
    28. April 2022 15:30

    Der Artikel ist schon ganz gut aber der Grzegorz Rossolinski-Liebe hat noch mehr veröffentlicht und es gibt noch andere Autoren, die die OUn-B als faschistisch werten. Wie ich auch, nebenbei. Die Rada hat Banderas zum helden erklärt, die Menschenrechte für Russen ausgesetzt und alle Museen blasen ins gleiche Hirn- wir reden nicht mehr mit der russischen Botschaft. Klingt ganz nach einer Forderung: Wer von der Kulturbeauftragten Geld haben will, muss Russland zum Erzbösen erklären. Ich bin nicht mit Faschisten solidarisch- wer Banderas zum helden erklärt, ist für mich unseriös. Aber es geht auch weiter, was seltsamerweise nicht kommuniziert wird. Außer Kriegspropaganda läuft gar nichts mehr. Und natürlich der Stilisierung der EU zu den guten und schönen- wer glaubt diesen Unsinn eigentlich?

    Like

    • 28. April 2022 19:52

      Klar gibt es außer Grzegorz Rossolinski-Liebe andere Autoren und meine Quellen waren neben ihm: Simon Wiesenthal – Recht, nicht Rache – Ullstein-Verlag | Eliyahu Yones – Die Juden in Lemberg während des Zweiten Weltkriegs und im Holocaust 1939-1944- Ibidem-Verlag | Erich Später – Die Befreiung der Nation – Ukraine über alles- Konkret-Verlag | Franziska Bruder -„Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben!“ Die Organisation ukrainischer Nationalisten (OUN) 1929–1948 | Longerich, Jäckel, Schoeps – Enzyklopädie des Holocaust – Piper | Thomas Sandkühler – Das Fußvolk der »Endlösung«. Nichtdeutsche Täter und die europäische Dimension des Völkermords. »Aktion Reinhardt«: die Rolle der »Trawniki-Männer« und ukrainischer Hilfspolizisten. Franziska Bruder hat ein wichtiges Buch zur OUN geschrieben. Davon kenne ich leider nur Auszüge. Außerdem habe ich noch „Lemberger Todestango“ von Kai Althoemar, daraus aber kaum was verwendet. Von wem hast du deine Informationen zur OUN, zu Bandera?

      Die Kriegspropaganda ist leider längst im Mainstream und die Lemminge glauben leider jeden Unsinn.

      Gefällt 2 Personen

  14. 30. April 2022 22:18

    Aus gegebenem Anlass und auch weil mein Freund Gerhard Polt den Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz unterschrieben hat:

    Gefällt 1 Person

    • 8. Juni 2022 12:22

      Es ist leider nicht eine durchsetzungsfähige Haltung, aber ich schreibe sie wieder und wieder: Ich halte trotz allem fest an der Vorstellung, dass es einen anderen Weg geben muss, diesen Krieg zu beenden, als den, ihn mit Waffen bis zur völligen Zerstörung des Landes immer weiter auszufechten.

      Gefällt 1 Person

  15. 4. Mai 2022 18:52

    Fascism without borders : transnational connections and cooperation between movements and regimes in Europe from 1918 to 1945 / edited by Arnd Bauerkämper and Grzegorz Rossolinski-Liebe
    Die Juden in Lemberg während des Zweiten Weltkriegs und im Holocaust 1939-1944
    Yones, Eliyahu * 1915-2011 *. – Stuttgart: ebenda-Verlag, [2018]
    Bücher 2. Der polnisch-ukrainische Konflikt im Historikerdiskurs : Perspektiven, Interpretationen und Aufarbeitung
    Rossolinski-Liebe, Grzegorz *1979-*. – Wien : new academic press, [2017]
    Den ganzen Apparat mit über 400 Titeln will ich dir nicht zumuten.

    Gefällt 1 Person

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