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Der Vernichtungskrieg

22. Juni 2022

Heute vor 81 Jahren, am 22. Juni 1941 begann das „Unternehmen Barbarossa“, der rassenbiologische Vernichtungskrieg des nationalsozialistischen Deutschlands, mit 3,6 Millionen Soldaten, 3.500 Panzern, 600.000 motorisierten Fahrzeugen, 7.000 Geschützen und 2.700 Flugzeugen an einer 3.000 Kilometer langen Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer gegen die Sowjetunion. Zehn rumänische, achtzehn finnische Divisionen und drei ungarische Brigaden verstärkten den Angriff. Die deutsche Propaganda verkaufte den Überfall als europäischen Kreuzzug zur Verteidigung der Kultur gegen den „jüdischen Bolschewismus.“

27 Millionen Sowjetbürger wurden durch diesen Vernichtungskrieg ermordet, mehr als die Hälfte davon hinter der Front, ehe es der Roten Armee gelang Auschwitz und die Sowjetunion zu befreien. Allein im ersten Kriegsjahr verlor die Rote Armee 2,6 Millionen Soldaten durch Tod und drei Millionen durch Gefangenschaft. Stalin hatte alle Warnungen vor einem deutschen Angriff ignoriert und durch die Ermordung eines großen Teils des sowjetischen Offizierskorps während der „großen Säuberungen“ der Jahre 1937/38 war die Rote Armee stark geschwächt.

Die zivilen Opfer der Sowjetunion betrugen 15,2 Millionen Menschen, darunter 2,4 Millionen sowjetische Juden und eine Million Leningrader Bürger. Mindestens 500.000 Menschen wurden als „Partisanen“ ermordet. Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel erließ 1941 den sogenannten Sühnebefehl. Für jeden aus dem Hinterhalt getöteten Soldaten seien 50-100 Zivilpersonen aus dem nächsten Dorf oder der nächsten Stadt hinzurichten. Mit dem Sühnebefehl kam es zu unzähligen Geiselnahmen unter der Zivilbevölkerung, meist Juden, Kommunisten oder Zigeuner. Die materiellen Schäden waren ungeheuerlich, 1.700 Städte und zehntausende Dörfer waren vollkommen zerstört. 25 Millionen Menschen waren 1945 obdachlos. Tausende sollten noch 1946 in den zentralen Gebieten Russlands verhungern. Die Wehrmacht praktizierte auf ihrem Rückzug eine „Politik der verbrannten Erde“, die Sowjetunion wurde restlos geplündert und alles Brauchbare zerstört oder in den Westen transportiert.

Bereits 1925 erklärte Adolf Hitler die Vernichtung des „jüdischen Bolschewismus“ zum Hauptziel des Nationalsozialismus.  Der gesamte europäische Teil der Sowjetunion sollte erobert, ihre politischen und militärischen Führungskräfte ermordet und große Teile der Zivilbevölkerung dezimiert und entrechtet und die eroberten Gebiete sollten germanisiert werden. Beispielsweise sollte die Krim „von allem Fremden geräumt und deutsch besiedelt werden“ und als mögliche Siedler waren die Südtiroler favorisiert. Der Krieg gegen die Sowjetunion war laut Hitler eine „Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen.“

Der Krieg verlange ein „rücksichtsloses und energisches Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden und restlose Beseitigung jedes aktiven und passiven Widerstandes“, so die Direktiven des NS-Staates. Deutlich wurde der Aufruf zum Massenmord im „Kommissar-Befehl“ und im „Kriegsgerichtsbarkeitserlass“. Dort wurden deutsche Offiziere und Mannschaften zur Ermordung aller verdächtigen sowjetischen Zivilisten ermächtigt. Die eroberte Bevölkerung wurde vollkommen entrechtet und ausgehungert, allein in Charkow verhungerten 80.000 Menschen und im belagerten Leningrad waren es über eine Million. Mit der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, der Stadtbewohner und der Industriearbeiterschaft sollte eine neue Bevölkerungs- und Industriestruktur entstehen. Rund drei Millionen sowjetische Zwangsarbeiter wurden ab Herbst 1941 nach Deutschland verschleppt und lebten dort auf der untersten Stufe des NS-Rassestaats und noch in der letzten Kriegsphase wurden Zehntausende von ihnen ermordet.

Im „Generalplan Ost“ wurden die Vernichtungs-, Versklavungs- und Umsiedlungspläne der deutschen Besatzer niedergeschrieben. Von den insgesamt 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen starben drei Millionen nach ihrer Gefangennahme, sie verhungerten, erfroren, starben an Seuchen oder wurden auf Todesmärschen erschossen. 1941 zählte die Bevölkerung der Sowjetunion 194 Millionen Menschen. Innerhalb von fünf Monaten eroberten die deutschen Truppen ein Gebiet von einer Million Quadratkilometer wo rund 80 Millionen Menschen lebten. Diese industrialisierten Regionen, landwirtschaftlichen Gebiete und die großen Städte waren einer erbarmungslosen Politik der Ausbeutung, des Hungers und des Massenmords unterworfen. In einer beispiellosen Kraftanstrengung gelang es der Sowjetunion bis 1941 rund 2.000 Industriebetriebe nach Osten zu evakuieren.

Der Historiker Ian Kershaw bezeichnet den Krieg gegen die Sowjetunion den „zerstörerischsten und barbarischsten Krieg in der Geschichte der Menschheit“, er schreibt: „Der Weg zum Holocaust war mit einem großen Kräftemessen mit dem Bolschewismus verbunden, und durch die skizzierten Ideen vorgezeichnet. Das Erbe von mehr als zwei Jahrzehnten tief verwurzelter, oft fanatisch vertretener Hassgefühle gegen den Bolschewismus war unlöslich mit dem Antisemitismus verknüpft, was sich in seiner ganzen Grausamkeit offenbaren sollte.“

Ukrainische Kollaboration und antisemitische Pogrome

Noch vor dem Einmarsch der deutschen Truppen verübte der heutige Nationalheld der Ukraine Stepan Bandera mit seiner OUN in der Westukraine ein Massaker in Lemberg mit über 7.000 ermordeter Juden und  Kommunisten. In den Gefängnissen von Lemberg waren antikommunistische Ukrainer inhaftiert, die ins Hinterland transportiert werden sollten. Am 25. Juni 1941 versuchten ukrainische Nationalisten sich gegen die abziehenden Sowjets zu erheben, und die politischen Gefangenen zu befreien. Der Aufstand misslang und das NKWD liquidierte tausende ukrainische Häftlinge. Die ukrainischen Nationalisten machten die Juden Lembergs für die Morde verantwortlich. Das Bataillon Nachtigall, mit dem späteren Bundesvertriebenenminister Theodor Oberländer, marschierte mit der Wehrmacht am 30. Juni 1941 in Lemberg ein und  unmittelbar danach kam es vor allem durch die ukrainische Miliz OUN zu Judenpogromen. In der Westukraine wurden die deutschen Truppen von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung enthusiastisch als Befreier begrüßt. Besondere Huldigungen erfuhr das aus ukrainischen OUN-Nationalisten bestehende Bataillon „Nachtigall“, das als „Stepan Bandera Bataillon“ gefeiert und nicht nur mit Blumen, sondern auch mit Kniefällen und Gebeten empfangen wurde. „Erschlagt die Juden und die Kommunisten!“ war auf den Anschlägen in Lemberg und in der Westukraine zu lesen und „Lang lebe Stepan Bandera, lang lebe Adolf Hitler!“ Im weiteren Verlauf ermordeten die Deutschen mit ihren ukrainischen Gehilfen, der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und der Ukrainische Aufstandsarmee (UPA) alleine in Lemberg 400.000 Juden und 140.000 russische Gefangene. Nach der Besetzung Kiews wurden unter anderem in der Schlucht von Babij Yar  ab dem 29. September 33 771 Juden, überwiegend Frauen, Kinder und Alte erschossen. Beteiligt an dem Massaker waren unter anderen das Sonderkommando 4a, zwei Bataillone ukrainischer Polizisten und eine Militäreinheit der OUN-B. Es ist die größte Massentötung vor den Giftgasmorden in den Vernichtungslagern. Die ständig nachrückenden, noch lebenden Juden müssen sich in immer höher auftürmenden Schichten auf die Toten legen. Von den insgesamt 1500 Exekutoren waren 1200 Ukrainer und 300 Deutsche. Die jüdische Gemeinde Galiziens, mehr als 540.000 Menschen, wurde fast vollständig ausgelöscht. Maximal drei Prozent der galizischen Juden haben den Terror überlebt. Ukrainische Hilfspolizisten der Wehrmacht und Verbände der OUN beteiligten sich am Völkermord und exekutierten noch im Frühjahr 1944 in die Wälder geflüchtete Juden.

Auf dem Territorium der heutigen Ukraine lebten ungefähr 2,7 Millionen Juden, 1,6 Millionen wurden von den deutschen Besatzern und den ukrainischen Gehilfen ermordet. Rund 100.000 Juden überlebten im Untergrund in den Wäldern und bei den Partisanen. Für rund 900.000 Juden, vor allem aus der Ostukraine schuf der Widerstand der Roten Armee im Sommer und Herbst 1941 die Möglichkeit zur Flucht ins Innere der Sowjetunion. Für die Ermordung von etwa 1,8 Millionen Juden und etwa 50.000 Roma während der Aktion Reinhardt brauchten die Nationalsozialisten wenig eigenes Personal. Rund 1.000 ukrainische und litauische Freiwillige wurden im Ausbildungslager Trawniki für den Judenmord in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka vorbereitet, John Demjanjuk war einer von ihnen.

Zum Beispiel Kamenz-Podolsk und Charkow

Auf ihrem Vormarsch durch den südlichen Teil der Sowjetunion hatte die deutsche Heeresgruppe Süd mit ihren verbündeten Truppen bis August 1941 auf ihrem Weg Richtung Kiew eine breite Blutspur hinterlassen und zehntausende sowjetische Zivilisten ermordet. So wurden beispielsweise in Kamenz-Podolsk 23.600 Juden durch Massenerschießungen ermordet. Am 26. August 1941 begannen die Stabskompanie Jeckelns sowie das Polizeibataillon 303 mit den Massenhinrichtungen. Angewandt wurde ein Hinrichtungsverfahren, dass Jeckeln entwickelt hatte und das von ihm „Sardinenpackung“ genannt wurde. Die Opfer mussten sich mit dem Gesicht nach unten Schicht auf Schicht in die Gruben legen und wurden durch Genickschuss getötet. In seiner Vernehmung 1964 gab Hermann K., einer der Mordschützen, zu Protokoll: „Die Juden wurden laufend hereingeführt. Sie mussten sich teilweise hinlegen, teilweise wurden sie auch im Stehen jeweils durch Genickschuss getötet. Es waren Männer, Frauen und Kinder, ich erschoss jedoch nur Männer. Stockungen gab es keine … Insgesamt habe ich etwa ein oder zwei Stunden geschossen. Dann wurden wir durch ein Polizeikommando abgelöst.“

Als letzte Großstadt eroberte die 6. Armee 1941 Charkow in der Ostukraine. Schon kurz vor der Einnahme der Stadt befahl das AOK 6 für „kollektive Sühne“ seien vor allem jüdische und bolschewistische Personen“ heranzuziehen. Als Sprengladungen von der abziehenden Roten Armee explodierten, wurden hunderte Zivilisten zur Vergeltung in den Straßen von Charkow erhängt. Hinter der 6. Armee kooperierte die Einsatzgruppe (EG) C, ihr Sonderkommando meldete bereits im November 1941 59.018 Exekutionen von Juden und Kommunisten nach Berlin. Die Eroberung von Charkow führte zum Massenmord an über 20.000 Bewohnern der Stadt. Zu diesem Zeitpunkt war die Ermordung der sowjetischen Zivilbevölkerung längst zur militärischen Routine geworden. Durch die Plünderungen der Wehrmacht blieb der einheimischen Bevölkerung kaum etwas übrig, weshalb auf der Suche nach Nahrung und Heizmaterial Zehntausende das Land durchstreiften. Sie wurden zu Tausenden Opfer der Partisanen-Jagdkommandos, die die 6. Armee inzwischen aufgestellt hat. Verdächtige Männer und Frauen wurden gefoltert und erschossen. Häuser und ganze Dörfer wurden abgebrannt, weil angeblich Bewohner der Dörfer Partisanen unterstützt haben sollen. Ganze Landstriche wurden als „bandenverseucht“ entvölkert und zu toten Zonen gemacht.

Zum Beispiel Odessa

Am 5. August 1941 begann die Belagerung Odessas durch die rumänische Armee, mit deutscher Unterstützung gelang nach sieben Wochen der Einmarsch. Der Terror gegen die Bevölkerung begann sofort mit der Ermordung jüdischer Führungspersönlichkeiten, darunter viele Ärzte. Am 22. Oktober wurde das Gebäude eines Divisionsstabes in die Luft gesprengt und 66 Offiziere und Soldaten der Wehrmacht kamen ums Leben. Als Vergeltungsmaßnahme wurde für jeden getöteten Offizier 200 und für jeden getöteten Soldaten 100 kommunistische Geiseln hingerichtet. An Straßenbahnleitungen und Fensterkreuzen wurden sie erhängt. Am 24. Oktober wurden 50.000 Juden der Stadt in den Vorort Dalnik getrieben und rund die Hälfte sofort ermordet, die Überlebenden wurden in vier Lagerhallen zusammengepfercht mit Benzin übergossen und angezündet.

Die Blockade von Leningrad

Zu den monströsesten Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht zählt die „Blockade von Leningrad.“  Vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 wurde die sowjetische Stadt von den deutschen Soldaten der Heeresgruppe Nord belagert, von seinen maritimen Nachschubwegen abgeschnitten und einer totalen Seeblockade unterworfen.  Am 8. September 1941 schloss sich der deutsche Belagerungsring um die Stadt. Das ab Oktober 1941 einsetzende Massensterben der Leningrader war erklärtes Hauptziel der Belagerung. Das Ziel der Deutschen war die Leningrader Bevölkerung systematisch verhungern zu lassen. Wer aus der belagerten Stadt auszubrechen versuchte, wurde erschossen, zudem wurden Minengürtel gelegt. Die Bevölkerung sollte durch Bombenangriffe und Artilleriefeuer zermürbt werden. Gezielt schossen die Deutschen auf Lebensmittellager, Fabriken, Krankenhäuser, Versorgungsunternehmen und Wasserwerke.

Leningrad war für Hitler nicht nur das Symbol russischer Staatlichkeit und Großmacht, sondern auch die „Wiege des jüdischen Bolschewismus“. Deshalb sollte die Stadt wie Moskau nach ihrer Eroberung gänzlich zerstört werden. Franz Halder, der Chef des Generalstabs notierte zwei Wochen nach Beginn des Krieges, in seinem Tagebuch nach einer Unterredung mit Hitler: „Der feststehende Entschluss des Führers ist es, Moskau und Leningrad dem Erdboden gleichzumachen, um zu verhindern, dass Menschen darin bleiben, die wir dann im Winter ernähren müssten.“

Leningrad war neben Moskau die modernste und größte Stadt der Sowjetunion. Unmittelbar vor dem Krieg lebten dort knapp drei Millionen Menschen.  Die Leningrader waren während der Belagerung auf ständiger Nahrungssuche. Gegessen wurden beispielsweise Klebstoff, Tapetenkleister oder Lederwaren. „Ab November 1941 gab es in Leningrad weder Katzen oder Hunde noch Ratten und Krähen. In der verhungernden Stadt brach die Strom- und Wasserversorgung zusammen. Die Wohnungen konnten mitten im Winter nicht mehr beheizt werden. Das System der Leichenabholung und Bestattung brach im Januar 1942 zusammen, Tausende von Toten blieben in den Wohnungen und Krankenhäusern liegen.   In den Milizunterlagen, die 2004 veröffentlicht wurden, wurden für das Jahr 1942 2.000 Verhaftungen wegen „Leichenfresserei“ und „Menschenfresserei“ bestätigt, schreibt Erich Später in „Der dritte Weltkrieg“. „Am 9. Dezember 1941 gelang es der Roten Armee, den Verkehrsknotenpunkt Tischwin zurückzuerobern. Damit verbesserten sich die Möglichkeiten, Leningrad über den Ladogasee zu versorgen. Als das Eis des Sees Anfang Januar endlich dick genug war, um LKWs zu tragen, konnte die Stadt allmählich besser versorgt werden. Die „Straße des Lebens“ war 45 km lang, 30 km führten über den zugefrorenen See. Die deutsche Armee versuchte mit allen Mitteln, diese Lebensader zu zerstören und die Stadt weiter abzuschnüren“, so Später weiter.  Während der 900-tägigen Belagerung kamen etwa 1.100.000 Menschen in Leningrad ums Leben, die meisten starben an Unterernährung und Unterkühlung.  Über zwei Millionen sowjetische Soldaten starben in der längsten Schlacht des zweiten Weltkriegs und retteten Leningrad und seine Menschen vor der Vernichtung.

Das jüdische antifaschistische Komitee

Während des 2. Weltkrieges warben die sowjetischen Juden um internationale Unterstützung für die bedrängte Sowjetunion und gründeten am 24. August 1941 dafür das sogenannte jüdische antifaschistische Komitee (JAK). Zum Beispiel wurden die von Stalin, wegen ihrer Kritik am deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt inhaftierten Führer der jüdisch-polnischen sozialistischen Arbeiterpartei BUND, Henryk Erlich und Viktor Alter freigelassen und arbeiteten von nun an im JAK. Das Präsidium bestand aus 19 Personen, deren Vorsitzender war Shlomo Michoels, der das Komitee bis zu seiner Ermordung im Januar 1948 leitete. Neben bekannten Schriftstellern wie Ilja Ehrenburg und Wassili Grossman waren zahlreiche Wissenschaftler, Ärzte und Parteifunktionäre Mitglieder des JAK. Sie repräsentierten die kulturelle, wissenschaftliche und politische Avantgarde der sowjetischen Juden.

Die internationalen Anstrengungen des JAK waren sehr erfolgreich, allein in den USA entstanden in den Kriegsjahren über 2.230 regionale Hilfskomitees, die sich im „Jüdischen Rat der Komitees zur Unterstützung der Sowjetunion“ zusammenschlossen. Den Vorsitz führte der Physik-Nobelpreisträger Albert Einstein zusammen mit dem jiddischen Schriftsteller Schalom Asch. Im Sommer 1943 besuchte Michoels die USA, rund eine halbe Million Menschen besuchten dort in 46 Städten seine Kundgebungen. Nicht nur in den USA, sondern auch in Großbritannien, Kanada, Australien und vielen Ländern Lateinamerikas entstanden Komitees für Solidarität mit der Sowjetunion. Führende zionistische Politiker wie Nahum Goldmann, Chaim Weizmann und David Ben-Gurion, die meist aus Russland stammten, riefen die Juden angesichts der tödlichen Bedrohung zur aktiven Unterstützung der Sowjetunion auf. Für die Gesamtheit der sowjetischen Juden wurde die Verteidigung der Sowjetunion zu einer Frage von Leben oder Tod. Über 500.000 sowjetische Juden kämpften in den Reihen der Roten Armee oder als Partisanen. Nach 1945 wurde das JAK in der Sowjetunion verfolgt und letztlich 1949 verboten.  1947/48 begannen die antisemitischen Kampagnen gegen „wurzellose Kosmopoliten“, „jüdische Nationalisten“ und „Zionisten“. Tausende jüdische Künstler und Wissenschaftler wurden aus dem öffentlichen Leben der Sowjetunion entfernt. Der Vorsitzende des JAK, der große jüdische Schauspieler Shlomo Michoels wurde durch Stalins Geheimpolizei im Januar 1948 ermordet.

Der Mord an den Kriegsgefangenen

Der „Kriegsgerichtsbarkeitserlass“ garantierte allen deutschen Soldaten Straffreiheit für die Ermordung sowjetischer Zivilisten, wenn dafür politische und militärische Gründe angeführt werden und Offiziere ab dem Rang eines Bataillonskommandeurs erhielten das Recht, Zivilisten als Geiseln zu erschießen und ganze Ortschaften niederzubrennen. So ermordete Nazi-Deutschland von den insgesamt 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen drei Millionen nach ihrer Gefangennahme. In den Gefangenenlagern wurden regelreche Selektionen durch die SS und den SD durchgeführt, dabei wurden 42.000 politische Offiziere der Roten Armee und 50.000 jüdische Soldaten der Roten Armee ermordet.

Der erste Einsatz von Zyklon B wurde am 3. September 1941 an russischen Kriegsgefangenen getestet. Im Kalendarium des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau steht: „Die Kellerfenster werden mit Erde zugeschüttet. Dann werden in die Zellen etwa 600 russische Kriegsgefangene, Offiziere und Kommissare getrieben, die durch besondere Kommandos der Gestapo in den Kriegsgefangenenlagern ausgesucht worden sind. Sobald die Kriegsgefangenen in die Zellen hineingedrängt worden sind und die SS-Männer das Gas Zyklon B eingeworfen haben, werden die Türen verschlossen und abgedichtet.“ Das Ersticken dauert bis zum nächsten Morgen.

Die Abteilung Fremde Heere Ost unter General Reinhard Gehlen, dem späteren Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes, meldete im Oktober 1941 bereits 600.000 tote sowjetische Gefangene. Goebbels notierte am 12. Dezember 1941 in sein Tagebuch, dass bis Anfang dieses Monats etwa 900.000 der Kriegsgefangenen nicht mehr am Leben waren.

Holocaust

„Mit dem Vormarsch von Wehrmacht und SS in der Sowjetunion wurde das radikalste Programm zur vollständigen Vernichtung einer Gruppe von Menschen realisiert, das jemals erdacht und geplant wurde. In der Vorstellung der NS-Führung und der mit ihr verbundenen Eliten in Wehrmacht, Wirtschaft und Bürokratie war die Sowjetunion von Juden beherrscht. Mit der Ermordung ihrer politischen, sozialen und kulturellen Führungsschichten sollte der »jüdische Bolschewismus« entscheidend geschwächt und der Weg für die deutsche Beherrschung der Sowjetunion freigemacht werden“, schreibt Erich Später in „Der dritte Weltkrieg“

Die entsetzliche Bilanz der Einsatzgruppen im April 1942 lautete, von den vier Millionen Juden im Operationsbereich waren 1,5 Millionen geflohen, 500.000 waren während des Vormarschs ermordet worden und zwei Millionen lebten im Frühjahr 1942 noch auf sowjetischem Gebiet in Gettos und Zwangsarbeit unter deutscher Besatzung. Ab Sommer 1942 setzte die zweite Tötungsoffensive ein, die vor allem von Einheiten der deutschen Ordnungspolizei und der Waffen-SS durchgeführt wurde. Diese wurden unterstützt durch litauische, lettische und ukrainische Hilfstruppen der SS, die sich an der Ermordung der jüdischen Bevölkerung von Anfang an beteiligten. Neben Massenerschießungen setzten die Deutschen nun zunehmend auch mobile Gaswagen ein. Ab Frühjahr 1942 wurden die jüdischen Gettos aufgelöst und Hunderttausende in die Vernichtungslager von Auschwitz, Sobibor, Majdanek, Bełzec oder Treblinka deportiert. In den großen deutschen Vernichtungslagern wurden weit über drei Millionen Juden durch Vergasung in Gaskammern fabrikmäßig ermordet oder massenhaft erschossen.

Stalingrad

Große Teile Zentralrusslands waren erobert, bis am 5. Dezember 1941 die Front vor Moskau zum Stehen kam. Weißrussland war von allen Sowjetischen Republiken am längsten unter Deutscher Besatzung. Von 10,6 Millionen Einwohnern verloren 2,2 Millionen ihr Leben.

Am 23. August 1942 erreichte die 16. Panzerdivision der 6. Armee südlich von Stalingrad die Wolga. Stalingrad hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 500.000 Einwohner und war der Standort großer Maschinenfabriken und wichtiger Wolga-Hafen für den Transit von Öl und Nahrungsmitteln aus dem Kaukasus in die Industriestädte des Nordens. Nach dem Verlust der Ukraine und weiter Teile Russlands waren diese Lieferungen für die Fortführung des Krieges entscheidend.  Mit über einer Million Soldaten holte die Rote Armee nun zum Gegenschlag aus. Während die rumänischen Verbände im Kessel von Stalingrad kapitulierten, untersagte Hitler der 6. Armee jeden Ausbruchsversuch.

Das rumänische Regime sah 1943/44 nach den herben Verlusten ihrer Armeen und der absehbare Vernichtung der deutschen Truppen im Raum Stalingrad die Niederlage kommen und änderte seine Politik und so überlebte im südlichen rumänischen Siebenbürgen die gesamte jüdische Bevölkerung, rund 40.000 Menschen den Krieg.

Am 2. Februar 1943 endete die Schlacht um Stalingrad mit der Vernichtung der 6. Armee, mehr als 100.000 Soldaten gerieten in russische Kriegsgefangenschaft. Anfang März zogen sich die deutschen Truppen aus dem Kaukasus zurück, der Versuch das russische Öl zu erobern war gescheitert. Im Herbst 1943 beginnen der unwiderrufliche Rückzug der Wehrmacht und die entsprechenden Gebiete werden in eine entvölkerte Wüste verwandelt. Am 12. Mai 1944 wird die Krim befreit und am 22. Juni 1944 beginnt die Befreiung Weißrusslands. Ende Juli 1944 befreit die Rote Armee das deutsche Vernichtungslager Majdanek. Am 27.  Januar 1945 befreit die Rote Armee die 7.600 Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Als die Gefangenen am Tor die Pelzmützen mit dem roten Stern sehen geht ein Freudenschrei durchs Lager: „Die Russen sind da.“ Millionen deutsche Zivilisten werden nun von den NS-Behörden evakuiert und fliehen mit der Wehrmacht in Richtung Westen. Am 8. Mai 1945 kapituliert Nazideutschland und Europa ist befreit. Den größten Blutzoll für diese Befreiung bezahlte die Sowjetunion.

Restauration

Nur wenige der Massenmörder, wie Paul Blobel, der Anführer eines Sonderkommandos in Babyn Jar, wurden nach dem Krieg verurteilt. Für die Begnadigung der Häftlinge plädierten große Teile der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Bundespräsident Heuss und Justizminister Dehler, alle Parteien außer der KPD, die katholische Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche setzten sich für die Massenmörder und eine Amnestie der Kriegsverbrecher ein. So versammelten sich am 7. Januar 1951 vor dem Landsberger Gefängnis 4.000 Demonstranten, um gegen die Hinrichtung der Massenmörder zu demonstrieren. Die Planer und Protagonisten des Vernichtungskrieges schlüpften zehn Jahre nach der Kapitulation in die Uniform der 1955 gegründeten Bundeswehr. Ihre Reaktivierung verdankten sie der Angst der westlichen Alliierten vor dem Kommunismus. Erster Generalinspekteur der Bundeswehr wurde 1957 Adolf Heusinger, der ehemalige Chef der Operationsabteilung des Generalstabs im Oberkommando des Heeres und einer der wichtigsten militärischen Berater Adolf Hitlers bei der Vorbereitung des „Unternehmens Barbarossa“.

Reinhard Gehlen, der Generalmajor der Wehrmacht, Abteilung Fremde Heere Ost übernahm mit dem Einverständnis der USA den Auslandsnachrichtendienst, die Organisation Gehlen, die später umbenannt wurde in den BND.

Am 8. Mai 1941 trat Oberländer seinen Dienst beim berüchtigten Bataillon Nachtigall an und am 14. Oktober 1941 erhielt der Wehrmachtsoffizier den Befehl zur Aufstellung und Ausbildung einer muslimischen Einheit, des Sonderverbandes Bergmann, deren Kommandeur er bis 1943 war. Der muslimische Sonderverband Bergmann wütete ab 1943 auf der Krim. Nach dem Krieg war Oberländer Vertriebenenminister und förderte seine alten Kameraden wo er nur konnte und brachte so nebenbei den politischen Islam nach Deutschland. München war nach dem Krieg ein sicherer Ort für NS-Kollaborateure und Organisatoren der „Endlösung“. Der Vertriebenenminister sorgte für die politische und finanzielle Unterstützung. Der gesuchte Kriegsverbrecher Stepan Bandera floh nach dem Krieg nach München wo er unter falschem Namen weiterhin die Aktionen der OUN steuerte. So ermordete die OUN nach 1945 bis 1951 noch 35.000 Menschen in der Ukrainischen Sowjetrepublik. Die terroristischen Mordaktionen richteten sich gegen Polizeikräfte, kommunistische Parteifunktionäre und gegen die Zivilbevölkerung, darunter vor allem die überlebenden Juden. Dieser Guerillakrieg wurde ab 1949 von der CIA unterstützt, die bis 1953 etwa 75 Exilukrainer per Fallschirm in der Ukraine absetzte.

Der ehemalige Gestapo-Chef von Lyon, der NS-Kriegsverbrecher Klaus Barbie befehligte im Auftrag der USA in Südamerika Todesschwadronen, war wegen seiner Expertise bei der Bekämpfung von Kommunisten und Partisanen zum Regierungs- und Militärberater der von den USA unterstützten Militärjunta in Bolivien aufgestiegen und Klaus Barbie, der Schlächter von Lyon war der strategische Kopf bei der Jagd in Bolivien auf Che Guevara. Die Liste derartiger Beispiele würde hier den Rahmen sprengen.

Während des Historikerstreits von 1986 war Ernst Nolte der Auffassung, dass sich die Nationalsozialisten als Opfer begriffen haben könnten und verglich den sowjetischen Gulag mit Auschwitz. Nolte fragte: “Vollbrachten die Nationalsozialisten, vollbrachte Hitler eine „asiatische“ Tat vielleicht nur deshalb, weil sie sich und ihres gleichen als potentielle oder wirkliche Opfer einer „asiatischen“ Tat betrachteten? War nicht der Archipel Gulag ursprünglicher als Auschwitz?“ Nolte machte den Versuch Auschwitz zu entschuldigen, da angeblich die Juden den Massenmord während der sowjetischen Oktoberrevolution an Bürgern und Bauern befahlen.

Im Jahr 1997 besuchte ich die Wehrmachtsaustellung – „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ in München. Die Ausstellung dokumentierte einige Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht in Serbien und in der Sowjetunion. Vor dem Rathaus am Marienplatz, wo die Dokumentation stattfand, demonstrierten knapp hundert Ewiggestrige gegen die Ausstellung und der Bayernkurier, das Parteiorgan der CSU jammerte, es handle sich bei der Ausstellung „um einen moralischen Vernichtungs-Feldzug gegen das deutsche Volk“.

Am 11. Oktober 1998 warnte der „linke“ Schriftsteller Martin Walser in seiner Rede in der Frankfurter Paulskirche vor einer „Instrumentalisierung des Holocaust“. Walser meinte, die NS-Verbrechen würden dazu missbraucht werden, den Deutschen „weh zu tun“ und um politische Forderungen zu stützen. Laut Walser fühle sich derjenige, der ständig diese Verbrechen thematisiert, den Mitmenschen moralisch überlegen. Martin Walser prägte den Begriff der „Moralkeule“: „Auschwitz dürfe aber nicht zur „Moralkeule“ verkommen, gerade wegen seiner großen Bedeutung“. Das Berliner Holocaust-Mahnmal bezeichnete Walser als die „Monumentalisierung der Schande.“

Der deutsche Citoyen und seine Sehnsüchte

Die Ansichten der ewig gestrigen Demonstranten vor der Wehrmachtsaustellung, die Ansichten von Martin Walser oder Ernst Nolte sind nun im Mainstream angekommen und so verwundert es nicht, dass das alte Bündnis – Deutsche und Westukrainer gegen die „russischen Untermenschen“ – reaktiviert wurde. Der russische Angriff auf die Ukraine gibt das Recht, glaubt deutsche Citoyen, die Geschichte umzuschreiben. Ihr Geschichtsrevisionismus und die Verharmlosung oder Leugnung des Holocaust sind weiterer Beleg für scheinbar unausrottbaren Antisemitismus. Die Geschichtsrevisionisten leugnen, relativeren oder verharmlosen die antisemitischen Massenmorde in der Westukraine, halluzinieren seit geraumer Zeit von „Putler“, vom „Genozid“ oder vom „Vernichtungskrieg“ der Russen. Geschichtsvergessen setzen sie Putin mit Hitler auf eine Stufe und so jagt in den Medien eine Holocaustrelativierung die andere.

Russische Dichter sind seit dem Ukraine-Krieg verpönt, der Panzer am Sowjetischen Ehrenmal in Berlin, zur Erinnerung für die Befreiung von der Naziherrschaft soll entfernt werden, russische Künstler bekommen Auftrittsverbote, russische Arbeitnehmer werden entlassen, weil sie Russen sind und die deutschen Juristen arbeiten fieberhaft daran, vermeintliche und tatsächliche russische Kriegsverbrecher vor ein deutsches Gericht zu stellen.

„Freiheitskämpfer“ von der Bandera-Linken, die offenbar noch nie etwas von Samuel P. Huntington gehört haben, sehnen die Zerschlagung Russlands herbei, halluzinieren von einem Morgenthau-Plan oder grüßen sich mit dem faschistischen „Slava Ukraini“.  Annalena Baerbock warnt ihre reaktionäre Gemeinde vor „Kriegsmüdigkeit“ und kämpft unermüdlich für den Endsieg und der grüne Wirtschaftsminister ordert vierfach verteuertes Fracking-Gas oder Öl von islamfaschistischen Staaten. Dass die Sanktionen in erster Linie Europa und den Westen treffen interessiert die „Ukraine-über-alles“-Kämpfer kaum. Verwundert beobachten die Kriegstreiber die Rekord-Inflation in Europa und in den USA und den gleichzeitig steigenden Rubel-Kurs. Für die vermeintliche Verteidigung der Freiheit müssen Opfer gebracht werden, redet es aus den Bellizisten. So wird bereits darüber diskutiert wie warm die Wohnzimmer im Winter sein dürfen. Die Absurdität dieser Politik wird offenbar, wenn man sich vor Augen hält, dass Indien derzeit massenhaft günstig russisches Öl ordert und dieses russische Öl teuer an Europa weiterverkauft. Die Ukraine mit ihrem korrupten Oligarchensystem und ihrer Verehrung für den antisemitischen Massenmörder Stepan Bandera, die ihre russische  Minderheit seit Jahren massiv unterdrückt, verteidigt, so halluzinieren die Ukraine-Apologeten von der FDP bis zur Bandera-Linken, „die westlichen Werte.“

Selbstverständlich besteht das Land nicht nur aus Bandera-Linken und oliv-grünen Nato-Apologeten, die veröffentlichte Meinung ist nicht identisch mit der öffentlichen Meinung und es gibt seit je her in allen sozialen Schichten auch nachdenkliche und reflektierende Menschen. Um das Jahr 1999 besuchte ich einen Bekannten im Krankenhaus, im Nachbarbett lag ein älterer Mann, wir kamen ins Gespräch. Der Mann erzählte, dass er vier Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft war. Ich fragte wie es ihm erging. Er antwortete: „Wenn man bedenkt was wir den Russen angetan haben, dann ging es mir sehr gut.“

Nicht so die Nato-Apologeten, sie ignorieren seit jeher, dass die Ukraine ein ethnisch und politisch gespaltenes Land ist, gespalten in die prowestliche Westukraine, in der ukrainisch gesprochen wird und die prorussische orthodoxe Ostukraine in der viele Russen leben und in der russisch gesprochen wird. Viele ethnische Russen der Ostukraine haben die Verbrechen der Wehrmacht, der SS, Banderas OUN und UPA bis heute nicht vergessen. Bereits 1996 prophezeite der Historiker Samuel P. Huntington in seinem Buch „The Clash of Civilisations“ die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine.

Vor wenigen Wochen präsentierte der Rüstungskonzern Rheinmetall stolz seine neueste Entwicklung, den Kampfpanzer „Panther.“ Ohne Skrupel hält Rheinmetall an alten Traditionen fest. Der Panzerkraftwagen V von MAN hieß damals ebenfalls „Panther“ und dieser „Panther“ wurde 1943 in Reaktion auf den sowjetischen T-34 vor allem an der Ostfront für den Vernichtungskrieg eingesetzt. Die Bandera-Linke, die Oliv-Grünen, die CDU und die FDP, die Lohnschreiber von der FAZ bis zur TAZ, von der ARD bis zum ZDF, sie alle wollen keinen „Diktatfrieden“ in der Ukraine, sie wollen den totalen Krieg und den Endsieg über Russland und so verwundert es auch nicht, dass sich niemand aus diesen Reihen über die Namensgebung von Rheinmetall aufregt. Reaktionärer Geschichtsrevisionismus und widerliche Geschichtsvergessenheit sind nun wieder en vogue.

Russland ist nicht die Sowjetunion, aber Russland ist deren Rechtsnachfolger und Russland führt einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der zu kritisieren ist, wie die völkerrechtswidrigen Kriege der USA und der Nato zu kritisieren sind. Ich werde mich niemals, bei aller Kritik an Russland, mit einem Staat solidarisieren der den antisemitischen Massenmörder Stepan Bandera wie einen Nationalheiligen verehrt und ich habe nicht vergessen wie die USA während der Kuba-Krise reagiert haben. Als der Irak 1980 den Iran überfallen hat wäre ich nie auf die Idee gekommen mich mit dem Iran zu solidarisieren und mich für Waffenlieferungen für den Iran einzusetzen.

Weil Nazideutschland mit den Kollaborateuren der Westukraine einen rassebiologischen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion mit dem Ergebnis von 27 Millionen ermordeter Sowjetbürger geführt aber verloren hat, meinen grenzdebile Bellizisten, sei bedingungslose Solidarität mit der Westukraine erste Bürgerpflicht für ihre Wiedergutwerdung und den nicht mehr möglich gehaltenen Sieg im 2. Weltkrieg. Wenn das der Führer hätte erleben dürfen.

 

Quellen: Erich Später – Der dritte Weltkrieg, Die Ostfront 1941-45 | Hamburger Institut für Sozialforschung – Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 | Ian Kershaw – Hitler 1889-1936  |  Ian Kershaw – Hitler 1936-1945 | Arno Lustiger – Stalin und die Juden | Bella Guttermann und Avner Shalev –  Zeugnisse des Holocaust Gedenken in Yad Vashem | Eliyahu Yones – Die Juden in Lemberg während des Zweiten Weltkriegs und im Holocaust 1939-1944 | Franziska Bruder – „Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben!“ Die Organisation ukrainischer Nationalisten (OUN) 1929–1948 | Hans Mommsen – Von Weimar bis Auschwitz | Klaus Kellmann – Dimensionen der Mittäterschaft | Samuel P. Huntington – Kampf der Kulturen | Yaacov Lozowick – Hitlers Bürokraten | David Horowitz – Kalter Krieg | Léon Poliakov/Joseph Wulf – Das Dritte Reich und seine Diener, Auswärtiges Amt, Justitz und Wehrmacht, Dokumente und Berichte | Leopold Trepper – Die Wahrheit, Autobiographie des „Grand Chef“ der Roten Kapelle

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44 Kommentare leave one →
  1. chaikagrossmann permalink
    22. Juni 2022 01:48

    Schöner Artikel. Ich habe erstmal nur eine Frage und einen Hinweis. Erstens woher nimmst Du, dass Stalin nicht auf den deutschen Angriff vorbereitet gewesen sein will? Der erste Sekretär war eine militärische Mega Niete, deshalb hat er auch den Oberbefehl abgegeben und wollte sich dem Kriegsgericht stellen. Die SU war vorbereitet hatte aber anfangs einen unfähigen Oberbefehlshaber.
    Zweitens mehren sich die Hinweise, dass Russland nicht einfach völkerrechtswidrig angegriffen hat, sondern auf ständige Übergriffe auf sein Territorium reagiert hat. Ich lese weit überwiegend griechische, italienische und südamerikanische Presse. Ein Teil der Krim war auch vorher Eigentum Russlands, der Kriegshafen und die Schwarzmeerflotte. Offenbar hat die ukrainische Armee öfter bei der Separatisten Verfolgung Vorstöße in Richtung Russland und Häfen unternommen. Das würde bedeuten, dass Russland jetzt schlichtweg die Grenzen sichert. Und eben das Abkommen von Minsk auf seine Weise umsetzt.
    Swoboda hat das Abkommen nie umgesetzt, es gab Angriffe auf die autonomen Provinzen. Es gab zwangsukrainisierung und die Aberkennung der Bürgerrechte der autonomen Provinzen. Dort haben keine wählen mehr stattgefunden. Die wollten keine Westbindung was auch klar ist. Der Donbass passt nicht ins europäische Portfolio. Die Ukraine scheint zusammen mit der Obama Administration und der CDU/CSU nicht nur den Regimewechsel sondern auch den Krieg begonnen zu haben. Schließlich ist die Ukraine seit 2009 pleite.

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    • 22. Juni 2022 12:25

      Also so gut wie alle Bücher die ich darüber gelesen habe, gehen davon aus, dass Stalin die Warnungen nicht ernst genommen hat. Erich Später schreibt das oder Leopold Trepper von der Roten Kapelle. Die Rote Kapelle warnte laut eigenen Angaben Stalin im Frühjahr 1941 vergeblich vor der bevorstehenden deutschen Invasion.

      Beim zweiten Punkt tue ich mich bedeutend schwerer, weil ich auch, je länger der Krieg andauert, meine Zweifel habe. Mir ist klar, dass in Deutschland die einseitigste pro-ukrainische Propaganda auf den Sendern läuft und es im Rest Europas bedeutend demokratischer zugeht. Ich habe auch ein paar italienische Berichte gelesen und kenne viele Aussagen aus der Ostukraine die unserem Medien-Narrativ extrem widersprechen. Eine endgültige Position werde ich diesbezüglich vermutlich erst im kommenden Jahr abgeben können, also die Frage ob es für Putin eine Alternative gegeben hat.

      Die Angriffe der ukrainischen Armee in den letzten 8 Jahren auf den Donbass, auf die tausenden zivilen Opfer durch Asow, die „Allee der getöteten ostukrainischen Kinder“ durch die ukrainische Armee, die Berichte aus Mariupol von ethnischen Russen, all dies ist mir sehr wohl bekannt.

      In jedem Fall wird Europa der große Verlierer sein, im günstigsten Fall, den ein großer Krieg mit Nato-Beteiligung, mit Beteiligung deutscher Soldaten gegen russische Soldaten ist nach wie vor nicht ausgeschlossen. Sollte der Krieg also im besten Fall, in diesem Jahr beendet werden und die Westukraine an Europa angeschlossen werden, dann ist das das endgültige Ende von Europa, allein schon wegen der Kosten. Rumänien, Bulgarien waren schon grenzwertig, aber eine korrupte Ukraine, die pleite ist, aufzunehmen ist der Todesstoß.

      Gefällt 3 Personen

      • chaikagrossmann permalink
        22. Juni 2022 13:41

        Okay, die Militärhistoriker wie Wolfram Wette, Gerd Ueberschär und andere gehen davon aus, dass die SU die ganze Zeit seit 1933 mit dem Überfall gerechnet hat. Deswegen der Pakt, sie wollten Zeit erkaufen. Dazu passen auch die Gespräche zwischen Stalin und Roosevelt. Dennoch hat sie der Zeitpunkt überrascht, sie hatten Spione bei Göring von dem sie den Überfall erst 1941 erwartet hatten. Das wäre kein Problem gewesen, wenn Molotow gleich den Oberbefehl gehabt hätte. Aber das ZK und die Partei haben anders entschieden. Sie alle haben den Fehler gemacht.
        Und zum zweiten ja ich denke auch dass die Ukraine das aus der EU sein wird. Die Grünen sind noch stärker als die CDU CSU rechtslastig aber sie sind modern. Das waren die Nazis auch. Italien hatte einen Bürgerkrieg,weil ein großer Teil der Bevölkerung für die Nazis war, weil die modern und effizient waren.
        Und was Putin angeht so hat er noch im Januar um einen gemeinsamen Sicherheitsbegriff gebeten. Ich denke, sie haben alles ausgereizt aber konnten die ständigen Angriffe auf ihr Territorium nicht länger hinnehmen. Zumal darunter auch US Bürger und viele deutsche Nazis waren .und sind.

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      • 22. Juni 2022 14:16

        Sicher, mit dem Nichtangriffspakt wollte sich Stalin Zeit verschaffen. Nachdem die Verhandlungen zwischen den Westmächten, vor allem Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion gescheitert waren und die Appeasement-Politik der Westmächte mit dem München Abkommen offenbar wurde, versuchte Stalin Zeit zu gewinnen. Nachdem die Aufteilung Polens so reibungslos funktioniert hat, verflog bei Stalin die Angst vor einem Angriff – stimmt also, der Zeitpunkt hat ihn überrascht.

        Wie gesagt, je länger der Krieg dauert und umso mehr Details bekannt werden, je mehr Putin mit Hitler gleichgesetzt wird, je durchsichtiger die Propaganda hierzulande, umso mehr Zweifel kommen mir …

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    • 23. Juni 2022 14:22

      Es ist tatsächlich historisch umstritten, ob Stalin Informationen über den Angriff der Wehrmacht hatte oder nicht. Stephen Kotkin ist der Ansicht, dass Stalin Hitlers Angriff erwartete, aber überzeugt gewesen ist, diesen bis 1942 verschieben zu können. Aber keine Variante ändert das Ergebnis.
      Wenn Stalin nicht genug Informationen hatte, liegt das daran, dass er Leute, die ihm Dinge berichteten, die er nicht hören wollte, erschießen ließ. Wenn es ihm bewusst gewesen ist, tat er alles dafür, die Wehrfähigkeit der Sowjetunion auszuradieren. Zwischen 1939 und 1941 wurden zig tausende Kommandanten der Roten Armee verhaftet, dann deportiert oder erschossen, um zehntausenden militärisch unerfahrenen Stalin Gefolgsleuten Platz zu machen. Beinahe die Hälfte aller Piloten fielen dem Terror zum Opfer, was dazu beitrug, die Verteidigung gegen deutsche Bombenangriffe kampfunfähig zu machen. Zu Kriegsbeginn gab es an manchen Fronten nur ein Gewehr für zwei Soldaten. Flüchtende Soldaten, die sich gegen deutsche Maschinengewehrsalven zurück zogen wurden von Politkommissaren bei der Flucht zurück erschossen. Die Menschenverachtung der Roten Armee ihren eigenen Soldaten gegenüber ist so massiv, dass sie jeder Beschreibung spottet, vermutlich ist das in der russischen Armee heute genau so.. Aber Stalin hat den Krieg gewonnen, natürlich.

      Wenn er als genialer Führer also Bescheid wusste, stellt sich die Frage, warum er mehrere Millionen Bürger der Sowjetunion 1941 von der Wehrmacht ermorden ließ und eigentlich alles dafür tat, den deutschen Faschismus zu unterstützen. Der Holocaust hätte niemals in dieser Dimension statt finden können, wenn Stalin nicht alles dafür getan hätte, Hitler Polen zu überlassen und die SU wehrunfähig zu machen.

      Aber vermutlich stelle nur ich mir diese Frage.

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      • 23. Juni 2022 17:00

        Ich denke beides ist richtig, vor dem Nichtangriffspakt rechnete Stalin mit einem Angriff, danach wurde er unvorsichtig und der Zeitpunkt hat ihn kalt erwischt.

        Die Verbrechen Stalins habe ich in meinem Beitrag nur angerissen, ursprünglich wollte ich noch die ethnischen Deportationen von der Ukraine nach Sibirien, darunter auch Juden anbringen und die Geschichte der sogenannten Russlanddeutschen thematisieren, dann wäre das ganze aber statt 10 Seiten auf 12 angewachsen. Chruschtschow hat diese Verbrechen Stalins in seiner Geheimrede thematisiert. Meine Intention war in erster Linie die Verbrechen des NS-Vernichtungskrieges zu untersuchen und damit den Vorwurf von Helmut Thoma zu bestätigen. („Dass sich ausgerechnet die Deutschen in diesen Konflikt nach 27 Millionen Toten in diesen Konflikt einmischen ist ungeheuerlich.“)

        Die Schwarzmeerdeutschen östlich des Dnepr wurden fast komplett nach Sibirien deportiert. Ich kenne jemanden flüchtig, der in den 1980er Jahren von dort nach Bayern auswandern konnte. Die Russlanddeutschen westlich des Dnepr wären auch deportiert worden, aber der Krieg verhinderte dies. Diese Deutschen hatten auch in der Sowjetunion eigene Schulen, eigene Verwaltungen und waren beinahe geschlossene Gesellschaften. Die wehrfähigen Männer westlich des Dnepr wurden in die Wehrmacht und in die Waffen-SS eingezogen. Die Deutschen westlich des Dnepr flohen mit der Wehrmacht in Richtung Westen und sollten im polnischen Warthegau angesiedelt werden. Ich kenne jemanden der als Kind dabei war und zusehen musste wie Polen aus ihren Häusern für die Deutschen vertrieben wurden. Polen die sich weigerten ihre Häuser zu verlassen wurden umgehend erschossen.

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      • chaikagrossmann permalink
        23. Juni 2022 22:30

        Ah sie spielen auf die sogn Schauprozesse an. Grundlegend lesen sie nicht, sondern geben nur Behauptungen wider. Daher nur folgender Hinweis. 1938 hat ein General der Roten Armee in München Außenpolitik betrieben, die nicht abgesprochen war. Im Bestreben Verbündete zu gewinnen wollte er die SU preisgeben. Deswegen würde er vor das Kriegsgericht gestellt und hingerichtet. Molotow hat aber den zweiten Weltkrieg mit erfahrenen und jüngeren Offizieren gewonnen. Es gibt britische Militärhistoriker die sich eingehend damit befasst haben.

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  2. 22. Juni 2022 09:38

    Ein wichtiger Artikel zu rechten Zeit. Der Hass auf alles russische nimmt mittlerweile ungeahnte Ausmaße an. Die Geschichte wird umgeschrieben. Es scheint dass die Nazis den Krieg doch noch gewonnen haben.

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  3. j. cohen permalink
    22. Juni 2022 09:56

    Die Sanktionen gegen Russland sind ein voller Schuss ins Knie. Langsam wird das den Dümmsten klar. Der Finanzminister schwört die Deutschen schon auf eine lange Phase der Entbehrungen ein. „Es besteht die Gefahr einer sehr ernst zu nehmenden Wirtschaftskrise aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise, aufgrund der Lieferketten-Probleme, aufgrund auch der Inflation“, sagte er im ZDF. Darum Frieden um jeden Preis!!

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  4. Stephan Gärtner permalink
    22. Juni 2022 10:56

    Unerträgliche Propaganda auf allen Sendern. Gestern forderte bei Lanz ein zugeschalteter Kriegstreiber den Eintritt der Nato in den Krieg, also auch Deutschlands gegen Russland.

    Aufklärung tut Not!

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    • Moritz Goldstein permalink
      22. Juni 2022 11:57

      Johannes Hano heißt der ZDF-Reporter, der eine direkte Konfrontation der Nato mit Russland fordert. Absolut unverantwortlich was einem im TV vorgesetzt wird.

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  5. Corina Wagner permalink
    22. Juni 2022 16:33

    Das russische Außenministerium wirft der Bundesrepublik zu Recht eine „antirussische Propagandakampagne“ vor und spricht von „täglichen Attacken“. Berlin gefährde „jahrzehntelange Bemühungen Russlands und Deutschlands, die Feindschaft nach dem Krieg zu überwinden“, erklärte das Außenministerium in Moskau anlässlich des heutigen Gedenktags an den Angriff Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion. Deutsche Regierungsmitglieder würden mit fast „täglichen Attacken auf unser Land russenfeindliche Hysterie schüren“.

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  6. 22. Juni 2022 22:48

    Kleine Ergänzung: Der Titel für das Buch von Erich Später stammt aus einem Zitat des Publizisten Joachim Fest, Erich Später schreibt in „Der Dritte Weltkrieg“:

    „…Die systematische Ausrottung der jüdischen Zivilbevölkerung verlief in Wellen. In den ersten sechs Wochen des deutschen Vormarschs wurden überwiegend jüdische Männer getötet. Ab Anfang August dehnte man das Morden unter Verweis auf »Partisanentätigkeit« auf die gesamte jüdische Bevölkerung aus. Die Anzahl der bei einzelnen Massenerschießungen Getöteten stieg von Monat zu Monat. Ende September 1941 fand die größte einzelne Mordaktion des Krieges statt. In einem beispiellosen Gemetzel wurden fast 34.000 Juden aus Kiew in der Schlucht von Babi Jar von Polizeieinheiten ermordet. Das Massaker wurde von der 6. Armee militärisch unterstützt. Insgesamt wurden bis März 1942 600.000 sowjetische Juden ermordet. Der Publizist Joachim Fest spricht vom alle bisherige Erfahrung übersteigenden Charakter der deutschen Gewalt und folgert daraus für die Einordnung des »Unternehmens Barbarossa«: »Wie sehr der Feldzug auch strategisch mit dem Gesamtkrieg verbunden war, bedeutete er doch, dem Wesen und der Moral nach, etwas gänzlich Neues; gleichsam den dritten Weltkrieg.«

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  7. Stephan Gärtner permalink
    22. Juni 2022 22:55

    Deutschland ermordet 27 Millionen Russen und liefert ein paar Jahrzehnte später Panzer um möglichst viele Russen zu erledigen.

    Helmut Thoma brachte das in der Servus-TV Talksendung auch zum Ausdruck, er nannte es einen Skandal, dass Deutschland nun, nach den 27 Millionen Toten schwere Waffen liefert. Wie Recht der Mann doch in der ganzen Sendung hatte.

    https://www.servustv.com/aktuelles/v/aa5vypckeh7k35b6s2sy/

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    • 23. Juni 2022 09:44

      Stimmt, Helmut Thoma war herausragend, er sagte neben vielen treffenden Dingen: „Dass sich ausgerechnet die Deutschen nach 27 Millionen Toten in diesen Konflikt einmischen ist ungeheuerlich.“ (ca. Min 33)

      Alles was Helmut Thomai n der Sendung sagte hat gepasst. So ein Talk wäre in Deutschland unmöglich und wenn Thoma das in einer deutschen Talksendung gesagt hätte, dann wäre er noch während der Sendung von der Polizei abgeführt worden.

      https://www.servustv.com/aktuelles/v/aa5vypckeh7k35b6s2sy/

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  8. 23. Juni 2022 20:33

    Sich diese historischen Bezüge immer wieder vor Augen zu führen, kann in der gegenwärtigen Lage und Debatte hilfreich sein, die Begeisterung für den Krieg in der Ukraine zu dämpfen.
    Ich bin nicht der Meinung, dass unsere Werte in der, bzw. durch die Ukraine verteidigt werden, die Ukraine verteidigt lediglich ihre Eigenständigkeit, nicht die Sicherheit des Westens, wie manche Journalisten sogar behaupten.
    Und die begehrte Aufnahme in die EU wird doch, wie bei vielen anderen Beitrittskandidaten, nicht von unseren wunderbaren Werten befördert, sondern von den Honigtöpfen, die die Begehrlichkeiten wecken.

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  9. Moritz Goldstein permalink
    24. Juni 2022 09:36

    Vor einem Jahr, 80 Jahre nach dem Überfall auf die Sowjetunion:

    Wladimir Putin schreibt in der „Zeit“ über seine Sicht auf Europas Geschichte und seine Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft:

    Offen sein, trotz der Vergangenheit

    Vor genau 80 Jahren, am 22. Juni 1941, überfielen die Nationalsozialisten, nachdem sie ganz Europa erobert hatten, die UdSSR. Für das sowjetische Volk begann damit der Große Vaterländische Krieg, der blutigste in der Geschichte unseres Landes. Dutzende Millionen Menschen starben. Wirtschaft und Kultur trugen immense Schäden davon.
    Wir sind stolz auf den Mut und die Standhaftigkeit der Helden der Roten Armee und der Arbeiter daheim, die nicht nur die Unabhängigkeit und Würde ihres Vaterlandes verteidigten, sondern auch Europa und die ganze Welt vor der Versklavung retteten. Ungeachtet jüngster Versuche, die Kapitel der Vergangenheit neu zu schreiben, lautet die Wahrheit, dass der Sowjetsoldat seinen Fuß nicht auf deutschen Boden setzte, um sich an den Deutschen zu rächen, sondern um seine edle und große Befreiungsmission zu erfüllen. Das Gedenken an die Helden im Kampf gegen den Nazismus ist uns heilig. Dankend erinnern wir an die Alliierten der Anti-Hitler-Koalition, die Kämpfer der Résistance und die deutschen Antifaschisten, die den gemeinsamen Sieg näherbrachten.

    Trotz der schrecklichen Erlebnisse des Weltkrieges haben die Völker Europas es geschafft, Entfremdung zu überwinden und zu gegenseitigem Vertrauen und Respekt zurückzufinden. Sie nahmen Kurs auf Integration, um einen Schlussstrich zu ziehen unter die europäischen Tragödien der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Ich möchte insbesondere darauf hinweisen, dass die historische Aussöhnung zwischen unserem Volk und den Deutschen in Ost und West des inzwischen vereinten Deutschlands eine kolossale Rolle bei der Gestaltung eines solchen Europas spielte.

    Erinnert sei auch daran, dass es deutsche Unternehmer waren, die in den Nachkriegsjahren zu Pionieren der Kooperation mit unserem Land wurden. 1970 wurde zwischen der UdSSR und der Bundesrepublik mit der Vereinbarung über langfristige Gaslieferungen nach Europa ein „Deal des Jahrhunderts“ geschlossen. Damit wurden der Grundstein für eine konstruktive Interdependenz gelegt und im Folgenden viele großartige Projekte, wie zum Beispiel Nord-Stream, ermöglicht.

    Wir hofften, dass das Ende des Kalten Krieges einen Sieg für ganz Europa bedeuten würde. Nicht mehr lange, so schien es, und Charles de Gaulles’ Traum vom geeinten Kontinent würde Wirklichkeit werden, und das weniger geografisch vom Atlantik bis hin zum Ural als vielmehr kulturell und zivilisatorisch von Lissabon bis Wladiwostok.

    Gerade in diesem Sinne – in der Logik der Gestaltung eines Großen Europas, das durch gemeinsame Werte und Interessen zusammengehalten würde – wollte Russland seine Beziehungen zu den Europäern aufbauen. Sowohl wir als auch die Europäische Union konnten auf diesem Wege viel erreichen.

    Es setzte sich jedoch ein anderer Ansatz durch. Diesem lag die Erweiterung der Nordatlantischen Allianz zugrunde, die selbst ein Relikt des Kalten Krieges war. Denn geschaffen war sie ja zur Konfrontation aus der damaligen Zeit heraus.
    Die Grundursache des zunehmenden gegenseitigen Misstrauens in Europa lag im Vorrücken des Militärbündnisses gen Osten, das im Übrigen damit begann, dass die sowjetische Führung de facto überredet wurde, dem Nato-Beitritt des geeinten Deutschlands zuzustimmen. Die damaligen mündlichen Zusagen nach dem Motto „Das ist nicht gegen euch gerichtet“ oder „Die Blockgrenzen werden nicht an euch heranrücken“ wurden nur allzu schnell vergessen. Der Präzedenzfall wurde geschaffen.

    So rollten seit 1999 fünf weitere „Wellen“ der Nato-Erweiterung. 14 weitere Staaten traten dem Bündnis bei, darunter ehemalige Sowjetrepubliken, was alle Hoffnungen auf einen Kontinent ohne Trennlinien de facto zunichtemachte. Davor gewarnt hatte im Übrigen einer der SPD-Spitzenpolitiker, Egon Bahr, der Mitte der Achtzigerjahre eine radikale Umgestaltung des gesamten europäischen Sicherheitsgefüges nach der deutschen Einheit vorschlug. Unter Beteiligung sowohl der UdSSR als auch der USA. Doch weder in der UdSSR noch in den USA oder in Europa wollte man auf ihn hören.

    Mehr noch, viele Länder wurden vor eine künstliche Wahl gestellt – entweder mit dem kollektiven Westen oder mit Russland zusammenzugehen. De facto war dies ein Ultimatum. Die Konsequenzen dieser aggressiven Politik führt uns das Beispiel der ukrainischen Tragödie von 2014 anschaulich vor Augen. Europa unterstützte aktiv den bewaffneten verfassungswidrigen Staatsstreich in der Ukraine. Damit hat alles begonnen. Wozu war das nötig? Der damals amtierende Präsident Viktor Janukowitsch hatte ja bereits alle Forderungen der Opposition akzeptiert. Warum organisierten die USA diesen Staatsstreich und unterstützten die EU-Staaten ihn willenlos und provozierten somit die Spaltung innerhalb der Ukraine und den Austritt der Krim aus dem ukrainischen Staat?

    Das gesamte europäische Sicherheitssystem ist derzeit in einem desolaten Zustand. Spannungen nehmen zu, das Risiko eines neuen Wettrüstens ist greifbar. Wir lassen uns enorme Möglichkeiten entgehen, die uns die Kooperation bietet. Diese ist heute umso wichtiger, da wir uns alle mit den gemeinsamen Herausforderungen der Pandemie und deren äußerst schwerwiegenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen konfrontiert sehen.
    Warum passiert das? Und vor allem: Welche Schlussfolgerungen müssen wir gemeinsam ziehen? Auf welche Lehren aus der Geschichte sollten wir uns besinnen? Meines Erachtens geht es vor allem darum, dass die gesamte Nachkriegsgeschichte des Großen Europas Folgendes unter Beweis gestellt hat: Prosperität und Sicherheit unseres gemeinsamen Kontinents sind nur durch gebündelte Anstrengungen aller Länder, einschließlich Russlands, möglich. Denn Russland ist einer der größten europäischen Staaten. Und wir spüren unsere untrennbaren kulturellen und geschichtlichen Bande zu Europa.

    Wir sind offen für ein faires und kreatives Zusammenwirken. Dies unterstreicht auch unsere Anregung, einen gemeinsamen Kooperations- und Sicherheitsraum vom Atlantik bis hin zum Pazifik zu schaffen, der verschiedene Integrationsformate einschließen könnte, unter anderem die Europäische Union und die Eurasische Wirtschaftsunion.

    Ich möchte noch einmal betonen: Russland plädiert für die Wiederherstellung einer umfassenden Partnerschaft zu Europa. Es gibt viele Themen von gemeinsamem Interesse: Sicherheit und strategische Stabilität, Gesundheit und Bildung, Digitalisierung, Energiewirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Technologie, Lösungen für Klima- und Umweltprobleme.

    Die Welt entwickelt sich dynamisch weiter und wird mit immer neuen Herausforderungen und Bedrohungen konfrontiert. Und wir können es uns einfach nicht leisten, die Last früherer Missverständnisse, Kränkungen, Konflikte und Fehler mit uns herumzuschleppen. Eine Last, die uns an der Lösung aktueller Probleme hindert. Wir sind überzeugt, dass wir alle diese Fehler einzuräumen und zu korrigieren haben. Unser gemeinsames und unstrittiges Ziel ist es, die Sicherheit des Kontinents ohne Trennlinien und einen einheitlichen Raum für eine gleichberechtigte Kooperation und kollektive Entwicklung im Sinne der Prosperität Europas und der ganzen Welt sicherzustellen.

    Quelle: Wochenzeitung „Die Zeit“, 22. Juni 2021

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  10. Stephan Gärtner permalink
    26. Juni 2022 11:29

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  11. helensson permalink
    5. Juli 2022 21:47

    Danke, Breitenberger – FAST*) wieder schwurbelfreie Berichterstattung. Jede(r) sollte das zitierte Buch von Erich Später gelesen haben, übrigens in grossen Teilen abgedruckt in Konkret und somit auf der Archiv-CD bis 2015 enthalten.
    *) ABER: Verheisst das beharrliche Garnieren der heutigen gelbgrünen Freund:innen und ihrer germanomanen Kriegsbesoffenheit mit dem stereotypen Attribut Bandera-LiNKE den Anschluss an AfD-Positionen oder welchem Zweck dient diese schlimme Begriffs-Panscherei?
    Falls übrigens jemand nicht nur retrograden, sondern auch vorausweisenden Stoff zur Orientierung im laufenden U-Konflikt lesen möchte, sei Mearsheimer vom Juni 2022 empfohlen:

    John Mearsheimer on Ukraine—June 2022

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    • 5. Juli 2022 22:07

      Die Bandera-Linke kommt aus dem Umfeld der ideologiekritischen Zeitungen Bahamas und Jungle World, sie ist proisraelisch und proamerikanisch und gegen die Zumutungen des Islam und gegen den linken postkolonialen sekundären Antisemitismus. Die Liebe zu den USA und zu Annalena Baerbock geht soweit, dafür die Kritik am primären Antisemitismus zu opfern, für eine vermeintliche Freiheit der Ukraine, dafür relativiert man und verharmlost man wie Melnyk der Holocaust. Absurd, ich weiß ist aber so.

      PS: John Mearsheimer sagt viel Richtiges über die Ukraine, aber leider viel Falsches über Israel.

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      • helensson permalink
        5. Juli 2022 23:32

        Über Baerbock & Co., für die m. E. Begriffe wie „pro-israelisch“ und „pro-amerikanisch“ völlig untauglich sind, ist in Konkret genug Kritik erschienen. Sie der Linken zuzuordnen, mag auf der Rechten willkommen sein, ist ansonsten Blödsinn. Schon Heiner Geissler nutzte solche Anti-Logik gewieft, wenn er Pazifisten die Kriegschuld bescheinigte…
        Konstruktiv nachtragen wollte ich zwei empfehlenswerte Vortrags-Quellen von Erich Später, der sehr sorgfältig und begrifflich ohne blogistisches BlaBla auch den Anteil osteuropäischer Hilfsfaschisten am Unternehmen B. dokumentiert – einmal Audio, einmal Video:
        [audio src="http://www.dgbmedia.de/nordwuerttemberg/Ueberfall-auf-die-Sowjetunion.mp3" /]Youtube-Video

        Was vielen Ihrer Leser:innen bislang kaum bekannt sein wird, sind die vehementen Nachkriegskonflikte bei der „Rückführung“ sog. Russlandsdeutscher, bei Gesuchen jüdischer Migrant:innen aus der Ukraine um Aufnahme in Deutschland und die berüchtigte Visa-Affäre, bei der Baerbocks gleichfalls kriegslustiger Vorgänger Josef Fischer einige Schelte einzustecken hatte.
        Deutsche fühlten sich schon seit Rommel als „Palästinenser“, aber not ever als Ukrainer. Das einigermassen kritisch zu evaluieren, kostet mehr als Keilen gegen „Bandera-Linke“ nach sz-Manier.

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  12. b.li permalink
    6. Juli 2022 21:47

    Erweiterte Erinnerung:
    Wippermann, Wolfgang / „Ostforschung“ = Wegbereiter des Vernichtungskrieges – „Gesunde Volksordnung“: Wie Historiker und Geografen im Nationalsozialismus den „Generalplan Ost“ entwickelten – 2017https://www.tagesspiegel.de/wissen/ostforschung-wegbereiter-des-vernichtungskrieges/20267224.html
    s.a.: Wippermann, Wolfgang / „Lebensraum im Osten“. Bedeutung – Erfindung – Planung – S. 47-69 in: Jahn, Peter+ Florian Wieler und Daniel Ziemer (Hg.) / Der deutsche Krieg um ,Lebensraum im Osten’ 1939–1945. Ereignisse und Erinnerungen. Metropol, Berlin 2017https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/Jahn_Lebensraum_auszug%20bpb.pdf

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