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Sekundärer Antisemitismus oder Schuldabwehr-Antisemitismus

israelAls sekundären Antisemitismus oder Schuldabwehr-Antisemitismus bezeichnet man eine Form subtiler Judenfeindlichkeit, die nach dem Holocaust und in Reaktion auf ihn vor allem in Deutschland und Österreich entstand. Er speist sich aus Gefühlen der Scham und der Abwehr eines Eingeständnisses der im Namen der eigenen Nation begangenen Verbrechen. Diese Schuldabwehr wird auch als Erinnerungsabwehr bezeichnet. Dazu wird oft Pauschalkritik am Staat Israel in Form von NS-Vergleichen geübt und als Antizionismus ausgegeben. Diese Muster kennzeichnet das berühmte Bonmot des israelischen Psychoanalytikers Zwi Rex:„Die Deutschen werden den Juden Auschwitz niemals verzeihen.“ Sekundärer Antisemitismus ist demnach ein „Antisemitismus nicht trotz, sondern wegen Auschwitz.“ Mit sekundärem Antisemitismus werden folgende Diskurse in Zusammenhang gebracht:

– Angriffe auf angebliche oder wirkliche Tabuisierungen von Israelkritik und Kritik an anderen, nichtdeutschen Völkermorden in Politik, Medien und Geschichtsschreibung

– Relativierung des Holocaust durch seinen Vergleich mit anderen Genoziden und seine kausale Verknüpfung mit dem bolschewistischen „Klassenmord“: so z.B. durch Ernst Nolte oder die Äußerungen des Politikers Martin Hohmann

– Unterstellungen, Juden würden eine Opferrolle ausnützen, um sich in aller Welt politische und wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen: z.B. Norman Finkelstein („Holocaust-Industrie“)

Günter Grass, Literaturnobelpreisträger und Mitglied der Waffen-SS hat bekanntlich ein antisemitisches „Gedicht“ in der israelkritischen „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlicht, nachdem er bereits im Sommer 2011 auf sich aufmerksam machte, als er  in Israel von sechs Millionen durch die Sowjetunion liquidierter deutscher Kriegsgefangenen sprach. Tatsächlich gerieten etwa drei Millionen deutsche Soldaten in sowjetische Kriegsgefangenschaft, von denen etwa 1,1 Millionen nicht überlebten. Was Günter Grass mit der Zahl “sechs Millionen” bezwecken wollte, liegt auf der Hand. Nachdem Grass seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS bis zum Jahre 2006 verschwiegen hatte, wollte er mit seiner „Anklage“ gegen Israel  nicht mehr länger schweigen und schreibt „gealtert und mit letzter Tinte“: „Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden“ Die antisemitischen Vernichtungsdrohungen des Iran, die Holocaustleugnungen, die Unterstützung des Irans für alle möglichen Judenmorder interessieren Grass und seine Anhänger offenbar genausowenig wie die islamfaschistische Ideologie des iranischen Gottesstaates, mit den menschenverachtenden Steinigungen, den Hinrichtungen von Homosexuellen sowie der gnadenlosen Unterdrückung der eigenen iranischen Bevölkerung .

In Jakob Augsteins antizionistischer “Freitagscommunity” bindet ein Georg von Grote das „Grass-Gedicht“ in einen Artikel ein und schreibt: „Über die Jahrhunderte der Diaspora hat sich bei Juden – und ich sag jetzt bewußt Juden und nicht Israelis – ein fast schizophrener Verfolgungswahn entwickelt. Verständlich bei dem, was da über Jahrhunderte und in Deutschland passiert ist. Aber für die Zukunft nicht gerade förderlich.“ Den klassischen Beleg für Schuldabwehrantisemitismus liefert Grote in seinen „Nachgedanken“ zum Grass-Gedicht nachdem er seine Schuld beschreibt weil Vater und Mutter “mehr unfreiwllig als freiwllig” Funktionsträger im Dritten Reich waren. Er schreibt von seinen Reisen nach Israel das damals als “unschuldig” und “unantastbar” galt. Über seine Reisen nach Israel schreibt Grote: “Je öfter ich in Israel war, desto unschuldiger fühlte ich mich.” !!! Sein „Werk“ schließt Grote im „Freitag“ mit folgenden bedeutungsschweren Worten ab: “Grass hat nun den Anfang gemacht. Wir sollten mitmachen!

Bereits in seiner „Blechtrommel“ deutet Grass an was er unter der Aufarbeitung des Nationalsozialismus versteht. Am Ende des Buches werden die Deutschen in Danzig mit Viehwaggons zurück ins Reich deportiert, eine offensichtliche Anspielung auf die Deportation der Juden in Richtung Osten. Außerdem kommt ein Herr Fajngold aus Treblinka in der „Blechtrommel“ nach Danzig, Fajngold eine Karikatur eines Juden, wie sie die Nazis nicht besser im „Stürmer“ hätten erscheinen lassen können. Grass betrieb bereits damals eine Täter-Opfer-Umkehr. Am offensichtlichsten wird die Schuldabwehr von Günter Grass in seinem 2002 erschienenen Roman „Im Krebsgang“. Während Grass, “ermüdet vom Kampf um die Vergangenheitsbewältigung in seiner Danziger Trilogie”, über die „eigene Schuld“ spricht,  betrauert er wieder einmal viel zu lange darüber geschwiegen zu haben, dass auch die Deutschen Opfer waren. Im “Krebsgang” macht Grass seine Opferbilanz auf und begräbt mit der Umkehrung der Opferrollen sein eigenes Schweigen. Günter Grass in „Krebsgang“: Als die „Gustloff“ untergeht, ertönt „ein nie gehörter, ein kollektiver Endschrei“. Ein Schrei, der sich in den Lagern der Shoah seit Buchenwald millionenfach erhoben hat. Der Ex-Waffen-SS-Soldat schreibt scheinbar entlastend, dass er in seinem Panzer auf dem Weg nach Osten keinen einzigen Schuss abgegeben hat. Mit „Krebsgang“ versucht Grass eine deutsche Opfernation, eine entschuldete Täternation zu erschaffen. Mit der Metapher des „Endschreis“ beim Untergang des deutschen Flüchtlingsschiffs „Gustloff“ am 30. Januar 1945 ist die „Endlösung der Judenfrage“ literarisch pervertiert, meint nicht nur Klaus Briegleb.

Das heutige Linkparteimitglied Norman Paech sprach in den 1990er Jahren davon, dass er endlich „von der Aura der Kollektivschuld“ erlöst wurde, als er Mitte der 1960er Jahre nach Israel fuhr und dort das Leid der Palästinenser sah. Denn nun konnte er aus dem „Schatten Hitlers“ heraustreten. Von den eigenen Schuldgefühlen wurde er deswegen befreit, weil er erkannt zu haben glaubte, dass die Israelis genauso schlimm seien wie die Deutschen. Dieses Ziel sich von der „Aura der Kollektivschuld“ zu erlösen, klagen NPD, „Neue Rechte“, sowie ihre Parteiorgane „Nationalzeitung“ und  „Junge Freiheit“ auch heute ein.

Bereits 1982 warnte Wolfgang Pohrt vor Weltfriedensrichtern wie Günter Grass oder Norman Paech und „israelkritischen“ Anhängern: „Vormundschaft und Sorgerecht für das Opfer werden dem Täter zugesprochen. Mit den Verbrechen, die Deutschland an den Juden und an der Menschheit beging, hat es sich eigenem Selbstverständnis gemäß das Vorrecht, die Auszeichnung und die Ehre erworben, fortan besondere Verantwortung zu tragen. Der Massenmord an den Juden verpflichte, so meint man, Deutschland dazu, Israel mit Lob und Tadel moralisch beizustehen, damit das Opfer nicht rückfällig werde. Zwei angezettelte Weltkriege böten, so meint man weiter, die besten Startbedingungen, wenn es um den ersten Platz unter den Weltfriedensrichtern und Weltfriedensstiftern geht — frei nach der jesuitischen Devise, dass nur ein großer Sünder das Zeug zum großen Moralisten habe“

Grass und der antisemitische Spießerstammtisch

Die Gruppe 47, Günter Grass und die Todesfuge

Operation Thunderbolt“ und der deutsche Heimatvertriebenenverband

Die Reservisten des Freitag

Hoch lebe Benjamin Netanjahu

31 Kommentare leave one →
  1. 2. Januar 2012 14:48

    Mannomann, hab mal in Google eingegeben:
    „Schuld Auschwitz“
    „Schuldabwehr Auschwitz“
    „Schuldabwehr“.

    Dat sind ja allet Wörter die nicht eben selten sind.
    Ganz vorne finde ich:

    Auschwitz und die deutsche Schuldabwehr

    Auschwitz und die deutsche Schuldabwehr


    http://de.paperblog.com/politik/tri/week/

    Ich wünsch euch allen ein gutet neuet Jahr 2012.
    Eua Erwin

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    • 2. Januar 2012 17:21

      Stimmt Erwin, viele Avantgardisten sind mittlerweile sehr berühmt geworden. Der Artikel „Auschwitz und die deutsche Schuldabwehr“ wurde sehr, sehr oft gelesen (Oft angeklickt aus Israel und den USA). Der Eintrag bei Wikipedia wird demnächst erweitert werden unter anderem mit dem Beispiel der „skurrilen Daseinsberechtigung Israels“

      An dieser Stelle meine Antwort an „Goreflex“ zu ihrem Kommentar am 31/12/2011 00:38:

      Antisemitinnen und Sozialdarwinistinnen haben kein Recht den moralischen Zeigefinger gegen die Türkei in der Frage eines Völkermordes an den Armeniern zu heben. Die UN Definition von Völkermord ist sehr weit gefasst. Auch angekündigter Völkermord zählt dazu, also auch die „Charta der Hamas“. Ich habe deswegen bisher keinerlei Verurteilung der Hamas von thinktankgirl und Co. gehört. Damit ist ihre Verlogenheit belegt.(Nicht nur damit)

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      • conring permalink
        2. Januar 2012 21:18

        Wieso schreiben Sie eigentlich von sekundären Antisemitismus?
        Die dahinter stehende Denkfifigur (Juden beherrschen die Welt) ist doch bei derartigen Denkern und Denkerinnen dominant. Die Juden werden nur Zionisten genannt.
        Ansosnten findet man dieses „Ich breche ein Tabut“ oder „Man muss doch noch sagen dürfen“ -Motiv in deutschen öffentlcihen Diskursen ziemlich häufig. Thilo Sarrazin hat das auch benutzt. Bislang ist hierzulande noch kein selbsternannter Tabu-brecher abgeholt worden.

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      • 2. Januar 2012 21:46

        @Fidelche: Erstmal Frohes Neues.
        Deine Antwort im Link kann ich nicht nachvollziehen. Ist wohl was aus Versehen schiefgelaufen. (Wer hätte das gedacht?;) Aber hey, ja ich lese trotz Teilzensur hier). Wie findest mein neues Bild? Nachts sind alle Katten grau, harhar. Schnurrbartharr anne Kattegat. (Ringelnatz)

        Logik

        „Die Nacht war kalt und sternenklar,
        da trieb im Meer bei Norderney
        ein Suahelischnurrbarthaar –
        die nächste Schiffsuhr wies auf drei.
        Mir scheint da mancherlei nicht klar:
        man fragt doch, wenn man Logik hat,
        Was sucht ein Suahelihaar
        denn nachts um drei am Kattegatt?“

        Ich würde mal einen Gang zurückschalten. Dabei denke ich daran, was MP gesagt hat. Er meinte, dass Einlassung und Diskurs u.U. mehr bringt. es gilt, da anzusetzen, wo es für Veränderung am meisten bringt. Für mich sind auch an der Stelle schon lange Grenzen des Erträglichen erreicht und er hat, wie auch Du, mehr Geduld, aber es dreht sich im Kreis und diese Konstante wird für mich garantiert KEIN intellektueller K(r)ampf werden. Früher haben bekriegt und die Köppe eingeschlagen, heute liefern sie sich verbale Gefechte 😉

        Dabei denke ich an den ollen Göller. Wie bereits mehrfach erwähnt: Ich wurde darauf hingewiesen, dass er den Holocaust leugnete, was ich nicht mitbekommen hatte. Durch Hinweise anderer wurde ich darauf aufmerksam gemacht – ich habe es ihnen geglaubt und glaube ihnen noch heute. Nur als Bsp.: Göller konnte argumentieren/diskutieren und ich wüsste nicht, warum man sich nicht mit ihm auseinandersetzen sollte. Immerhin hat er nicht auf „Platte mit Sprung“ geschaltet um seine Gedanken zu untermauern. Geredet werden sollte mit den Leuten, die über ein intellektuelles Grundniveau verfügen. Das hat dann auch nix mehr mit „sozialpädagogischer Jutetaschenlaberei“ zu tun. Oder würdest Du in Bus und Bahn einen rechten Prollo-Skin auf dein Hauptanliegen ansprechen? Da wäre mir ein oller Gönner, ähhh, Göller aus Hammelburg doch als Gesprächpartner lieber als eine auf’s Maul des nachts inna Bahn.
        Apropos Hammelburg: noch immer geile muttonchops, fidelche. Mein neuer Mietzekattenavatar hat längere als du – Schnurrbarthaare.

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      • 3. Januar 2012 17:05

        @Goreflex,
        danke, auch dir ein gutes neues Jahr. Was ist da nicht nachzuvollziehen? Thinktankgirl hat sich in meinen Blogs im Freitag dafür ausgesprochen, dass Holocaustleugung straffrei wird. Sie steht auf Ahmadinejad, hat Ahmadinejads Rede mit den Israel-Auslöschungsphantasien verteidigt. Sie will dass Israel verschwindet. Sie hat kein Recht die Türkei zu kritisieren, dabei bleibe ich. Ich sehe das ähnlich wie Hibouh.

        Wieso soll ichzurückschalten? Ich habe über ein halbes Jahr mit üblen Israelhassern so freundlich es ging diskutiert. Meinst du ich mache das mein Leben lang? Ich kann ihnen ihren Israelhass und ihre reaktionäre Ideologie nicht austreiben. Darum heißt das Blog auf dem ich schreibe „Mission Impossible“. Diese Israelhasser und Hamasversteher sind alle recht gut aufgehoben im „Freitag 1.0“ und in „Freitag 2.0“. Dort können sie sich gegenseitig in ihrem Wahn aufpuschen und es für eine kontroverse Diskussion halten. Bei Antisemiten helfen nur Baseballschläger. Ich möchte mir aber nicht die Hände schmutzig machen.

        Mit dem Artikel „ Auschwitz und die deutsche Schuldabwehr“ habe ich nochmal eindrücklich die Grenze gezogen. Bei dieser Grenze bleibt es, darüber lasse ich nicht verhandeln. Eine Allianz mit dem antisemitischen Spießer-Stammtisch ist mit mir nicht zu haben.

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  2. 3. Januar 2012 10:52

    Mich würde dennoch interessieren, wie man „Die Deutschen“ in Zukunft definiert – in diesem Zusammenhang. Aus meiner persönlichen Sicht bin ich hier lediglich geboren und finde keine Verbindung zum Dritten Reich und der „Judenfrage“. Auch Israel interessiert mich lediglich auf der Ebene „Weltfrieden“, wie andere Staaten dieses Nachdenken eben auch auslösen. Eine Schuld abwehren, muss ich nicht, da mich die Geschehnisse damals nicht betreffen – ich war nicht dabei. Sie zeigen lediglich auf, zu was Menschen in der Lage sind – und würde ich sie nicht ohnehin kritisch sehen, wäre spätestens das der Beweis für ihre Niedertracht. Meine einzigen „Beziehungen“ in diese Zeit sind längst verstorben. Sie waren noch Zeitzeugen und konnten ein wenig berichten, allerdings auch nur aus der Perspektive derer, die nicht am System partizipierten. Ein Familienmitglied war sogar in einem KZ inhaftiert. Allerdings verstarb er noch vor Kriegsende an den körperlichen Folgen und man sprach nicht gerne darüber. Nun wäre ich in der absurden Lage, Deutsche als schuldig ansehen zu müssen, zeitgleich aber einer zu sein und die Schuld abzuwehren, was ein wenig schizophren klingt. Wie definiere ich also eine Population mit einem derart verwerflichen mentalen Wesen? Schließlich waren es damals alles „Deutsche“ – auch die Juden, Roma, Kommunisten, Sozialisten etc.. Was mich gerade viel mehr beschäftigt, ist der Mechanismus dahinter, der vordergründig ganz normale Bürger zu Mördern werden lässt. Es stellen sich viele Fragen, die es zu beantworten gilt und ich denke, dass nur wenige wirklich ausreichend gestellt und diskutiert wurden. Dazu gehört auch die Frage nach der Haltung zur jüdischen Glaubensgemeinschaft generell in Europa – damals wie heute. „Den Juden“ die Schuld zu geben – und hiermit begann ja das Unglück – war in den 1930ern kein ausschließlich deutsches Denken, es war europäischer Konsens. Und nein – das ist keine Schuldabwehr, es ist einfach ein Hinweis auf die Verbreitung einer derart kruden Sichtweise und die Gefahr, die diese in sich birgt.

    Also – wie will man jemandem Schuldabwehr unterstellen oder belegen, der gar keine Schuld in sich trägt? Oder wie möchte man ihm Schuld begreiflich machen? Sind das überhaupt legitime Fragen oder stellt sich nicht eher die danach, wie aus einem Schuldgefühl etwas Konstruktives zu schaffen wäre. Denn – das wissen wir ja Alle – Schuld kann auch zu neuer Schuld führen.

    Die letzten, die Israel übrigens mit einem NS-Vergleich kamen, waren orthodoxe Juden. Das ist doch absurd – allerdings auch ein klein wenig erhellend.

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    • 3. Januar 2012 16:07

      @Michael Pliwischkies
      Schuldabwehr, Erinnerungsabwehr und sekundärer Antisemitismus sind Begriffe aus der Antisemitismusforschung. Schuldabwehr kann von Aussagen wie Israel sei ein „rassistischer Staat“ oder Israel sei ein „Apartheitstaat“, usw. hergeleitet werden. Schuldabwehr kann aus tatsächlicher Schuld aber auch aus unbewusster oder eingebildeter Schuld resultieren. (Beispiel: T. Adorno Gesammelte Schriften – Band 9 – Soziologische Schriften – Schuld und Abwehr)

      Deine Aussage, dass dich Israel nur im Zusammenhang mit dem Weltfrieden interessiert ist lächerlich und erinnert an den Freitagsblogger „Bürger Fro“. Natürlich betreffen dich die Geschehnisse von Auschwitz. Wenn du dich auch nur wenig mit dem Nationalsozialismus beschäftigt hast, so dürftest du in der Schule doch das ein oder andere mitbekommen haben. Als Kind hast du vermutlich deshalb darüber gegrübelt.

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      • 3. Januar 2012 16:34

        Bist du neuerdings Psychologie, dass du es dir anmaßt, mich anlysieren zu wollen? Es ist völliger Nonsens, den du da von dir gibst. Ebenso gut könnte ich mich schuldig an jedem anderen Verbrechen fühlen, weil ich ein Mensch bin und diese von Menschen verübt wurden. Auch deine ewig konstruierten Abhängigkeiten werden durch permanent Wiederholung nicht wahrer. Eine Kritik an Israel muss nicht zwangsläufig etwas mit Schuldabwehr zu tun haben, auch dann nicht, wenn es deine Argumentationen so schön stützt. Mich interessiert auch der alte Adorno nicht wirklich, denn – wie gesagt – Zeiten ändern sich nun einmal wie und mit ihren Protagonisten. Adornos Thesen mögen noch auf die Nachkriegsgeneration zutreffen. Und jetzt werde ich mal salopp: „Ich bin in den 80ern aufgewachsen – mit den Sex Pistols, New Wave, Kiffen und Punk Demos – nicht mit Trümmerfrauen und befreiten KZs“. Das mag sich hart lesen, macht aber vielleicht für dich mal den Unterschied deutlich.

        Und noch etwas: Schuld dadurch begründet zu sehen, dass jemand eine Schuld ablehnt – du erinnerst dich sicher an die Hexenprozesse des Mittelalters.

        Die Auseinandersetzung mit dem ernsten Thema auf diesem Blog führt sich einmal wieder selbst ad absurdum, weil sie sich Mitteln bedient, derer ich zumindest mich nicht bedienen möchte, da sie menschenfeindlich sind und man mit derlei Mitteln nicht agieren kann, wenn man es ernst meint und nicht nur sich selbst eitel hofiert.

        Und noch einmal für dich, da du ja offenbar unwillens bist, das anzuerkennen. Im Zusammenhang mit Israel interessiert mich Ausschwitz NICHT, denn Israel ist ein souveräner Staat in Nahost und nicht Ausschwitz, auch nicht Deutschland oder Polen. Auch die israelische Regierung wurde nicht aus Ausschwitz direkt ins gelobte Land gebeamt, wie auch die Palästinenser keine Nachfahren der Waffen-SS sind. Immerhin lasse ich – im Gegensatz zu dir – dem Israelischen Saat seine Souveränität und messe ihn am Heute und nicht am Gestern, denn er MUSS heute existieren und sich weiter entwickeln. Dazu gehört aber auch, dass ich Kritik übe, wenn sich die Diskussion um den Nahen Osten dreht. Über den diskutiere ich – wenn es sich ergibt – übrigens, wie ich auch über Mittelamerika oder Afrika diskutiere, wenn es sich ergibt – im HEUTE, in dem es um HEUTIGE Probleme geht.

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      • Reflexione Galore permalink
        3. Januar 2012 16:44

        Ok, Fidelche. Was sind denn deine konkreten Erwartungen an jemanden, mit dieser seiner Schuld umzugehen? irgendein Sendungsbewusstsein? Beichten, flagellieren?

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      • 3. Januar 2012 17:39

        Ich verstehe nicht, dass ihr nicht zu verstehen scheint was Schuldabwehr oder Erinnerungsabwehr ist. Kleiner Tipp: Es hat nichts mit tatsächlicher Schuld zu tun. Ich schlage vor ihr lest nochmal den Artikel „Auschwitz und die deutsche Schuldabwehr“ und macht euch Gedanken was Hohmann mit seiner Aussage vom jüdischen „Tätervolk“ gemeint haben könnte um dann später mal zu überlegen wie jemand in Deutschland als Deutscher darauf kommen kann von einem „rassistischen Staat Israel“ , „Freiluftgefängnis Gaza“, usw. zu sprechen. Könnte es sein, dass die Erinnerung an die Shoa eine unverkrampfte Identifikation mit der deutschen Nation schwierig macht, weshalb Israel eines ähnlichen Vergehens überführt werden soll? Um die Dimension zu verstehen sollte man sich schon mal mit Auschwitz und dem Staat Israel und dem Antisemitismus der arabischen Welt beschäftigen. Auschwitz und Israel haben viel miteinander zu tun, egal ob es einen interessiert oder nicht. Fehlendes Interesse hat nichts mit Wahrheit zu tun. Auschwitz hätte mit einem Staat Israel so nicht stattgefunden. Israel ist der einzige Zufluchtstort für Juden die vor Antisemitismus fliehen müssen und Auschwitz hat mit Antisemitismus zu tun.

        Übrigens aufgewachsen bin auch ich in den 70er und 80er Jahren mit den Sex Pistols und vielen anderen Bands. Gut einen Unterschied gibt es, ich habe neben Marx, Brecht und Konkret als 20jähriger Jean Améry gelesen, der sorgte wohl für die Differenz

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        • 3. Januar 2012 18:12

          Ich habe als 20jähriger http://de.wikipedia.org/wiki/Alain_Finkielkraut gelesen – das sorgt wohl für die Differenz.

          Dein Fehler ist, dass sich Dein ganzes Denken offenbar in den Bahnen, die Du beschreibst, abspielt. Das mag zwar für eine gewisse „Durchschlagskraft“ bei Deinen Befürwortern sorgen, dient aber der eigentlichen Sache leider nicht.

          Die von Dir angeführten „Zeugen“ zeichneten sich zu ihrer Zeit dafür aus, dass sie Dinge hinterfragten, die fest standen und neue Erkenntnisse erwarben und sie auch formulierten. Du beschränkst Dich darauf, diese nachzubeten (was durchaus wörtlich zu verstehen ist) und presst alles, was Dir verdächtig erscheint, in diese Form. Das hätten die, die Du permanent anführst, sicher nicht getan.

          Das sorgt wohl auch für Differenz.

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        • Reflexione Galore permalink
          3. Januar 2012 18:34

          Fidelche schrieb: „Ich verstehe nicht, dass ihr nicht zu verstehen scheint was Schuldabwehr oder Erinnerungsabwehr ist. Kleiner Tipp: Es hat nichts mit tatsächlicher Schuld zu tun. Ich schlage vor ihr lest nochmal den Artikel „Auschwitz und die deutsche Schuldabwehr“ und macht euch Gedanken was Hohmann mit seiner Aussage vom jüdischen „Tätervolk“ gemeint haben könnte…“
          Wir reden aneinander vorbei. es geht darum, was MP hier schon mehrfach versucht hat, klarzumachen. Über das jüdische „Tätervolke“ stand hier schon an mehreren Stellen etwas. Was sollen wir machen? Die antisemiten des derfreitag zwingen hier zu lesen? Anzeigen? Sollen wir es zum hundertste Lesen? Morgens mit Bauchschmerzen und schlechtem gewissen und Fremdschämen aufwachen?
          Fidelche, es geht um die Art und Weise. Es kommen nur noch wiederholte Schuldzuweisungen. Mir kommt es so vor, als wolltest du einfach nur sagen, wir sollten (nun endlich) gefälligst Adorno und Co. lesen und redest deshalb um Dinge, die ich verinnerlicht habe. Wenn man der Meinung ist, mit Antisemiten solle man nicht diskutieren, dann bringt es auf Dauer auch nix, immer wieder mit denselben Schuldzuweisungen zu operieren. Ändern tut suich dadurch garantiert nichts.

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        • 4. Januar 2012 14:07

          @Michael Pliwischkies
          Mit meiner Position bin ich in der Minderheit, das ist mir bewusst. Ein Verweis auf die EOS Gallup Umfrage, wonach 65 Prozent der Deutschen Israel für die Hauptgefahr des Weltfriedens sehen, reicht um dies zu unterstreichen. Natürlich gibt es auch aktuelle „Zeugen“, die mit meiner Position weitgehend kompatibel sind: Samuel Salzborn, Stephan Krammer, H.M. Broder, Hermann L. Gremliza, Otto Köhler, Matthias Küntzel, Olaf Kistenmacher, Robert Wistrich, Ljiljana Radonic, Thomas Haury, Alex Feuerherdt, Peter Bierl, Stefan Frank, Tilman Tarach, Detlev Claussen, Gerhard Scheit usw., usw. Ich wundere mich nach wie vor, dass das Simon Wiesental Center mit seinem „Antisemitismus-Award“ noch nicht von dir kritisiert wurde. Nach deiner Sicht dürfte sich Hermann Dierkes von der Linkspartei (Platz 9 weltweit) keineswegs irgendwie antisemitisch geäußert haben.

          @Reflexione Galore
          Du frägst mich was du machen sollst? Das musst du schon selbst wissen. Ich habe niemanden zu irgendetwas verpflichtet. Wie könnte ich das? Ich schrieb bereits oben, dass ich Israelhasser nicht überzeugen kann. Sie sollen im „Freitag 1.0“ und „Freitag 2.0“ und wo auch immer ihre „kontroversen“ Diskussionen führen. Mir ist es egal ob du mit Holocaustrelativierern oder mit Antisemiten („skurrile Daseinsberechtigung Israels“, „Apartheidstaat Israel“ ) über das Wetter diskutierst ohne sie auf ihre irren Aussagen festzunageln. Du bist für dich selbst verantwortlich. Ich schreibe hier wie ich die Dinge sehe und ich diskutiere auch gerne darüber, aber dass ich fanatische Judenhasser und Hamasversteher von ihrem Wahn heilen könnte kam mir nie in den Sinn. Ich lege die „reaktionären Wunden“ offen, damit andere sich ihre Gedanken machen können und das hat bisher sehr gut funktioniert.

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        • 4. Januar 2012 15:33

          Zum Thema Dierkes habe ich mich nicht geäußert und es steht auch niemandem zu, mir eine Äußerung quasi in den Mund zu legen.

          Aber zu deiner Beruhigung – ich halte ihn für einen Vollidioten.

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        • Reflexione Galore permalink
          4. Januar 2012 21:29

          „Ich lege die „reaktionären Wunden“ offen, damit andere sich ihre Gedanken machen können und das hat bisher sehr gut funktioniert.“ Wenn du meinst, dass das zu lösung führt und du da nicht müde wirst, dann ist ja ok. Mich langweilen widerholungen. Oder sollen die Leser hier immer und immer wieder zustimmen und sich auf eine Seite schlagen?

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        • Reflexione Galore permalink
          4. Januar 2012 21:30

          Genauso, wie mich schuldzuweisungen langweilen. und „Achtung: der kommentar muss freigeschaltet werden.“ Schiss vor Kritik?

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        • Reflexione Galore permalink
          4. Januar 2012 22:04

          Ja oder Nein, eins oder null, Spreu oder weizen: Auch bei der Mission muss man sich entscheiden.
          Eine „Mission“, nach Wikipedia erläutert:
          „Ein Auftrag ist eine Aufforderung an eine andere Person, eine bestimmte Handlung vorzunehmen. Dabei ist es unbeachtlich, ob es sich um eine Verrichtung mit oder ohne ein dingliches Ergebnis handelt. Insoweit muss zwischen einem Dienstauftrag und einem Herstellungsauftrag zunächst nicht unterschieden werden.
          Typisch für einen Auftrag ist auch, dass er erfüllt wird oder eben nicht. Im negativen Fall gibt es weder ein Ergebnis aus einem Dienst noch ein Ding aus einer Herstellung. Im positiven Fall gibt es ein Ergebnis, das der Ausführende dem Beauftragenden vorstellt.
          Typisch für den Auftrag ist auch die Rückmeldung des Ausführenden an den Beauftragenden. Dieser wiederum nimmt das Ergebnis im positiven Fall mindestens zur Kenntnis oder das Ding entgegen oder im negativen Fall auch nicht.
          Vom klassischen, dem römischen Recht nachempfundenen Auftrag als unentgeltliche Aufforderung, ist das viel umfassendere Verständnis des Auftragsverhältnisses im schweizerischen Obligationenrecht zu unterscheiden.“

          Interessant ist der gefettete Satz.

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        • Reflexione Galore permalink
          4. Januar 2012 22:12

          Du hast nur schiss, dass ich meine Kritik hinsichtlich der Mehrfachnicks von der person, die man hier auch nicht kritisieren darf, öffentlich wiederhole.

          Damit niemand die Zusammenhänge erkennt. es ist mir auch egal, ob die Leser denken, ich spinne.

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        • 4. Januar 2012 23:06

          @Michael Pliwischkies
          Bei Dierkes scheinen wir uns ausnahmsweise mal einig zu sein. Ich würde ihn zwar nicht Vollidioten nennen, sondern … na du weißt schon.

          @Reflexione Galore
          Was haben „Mehrfachnicks“ mit „sekundärem Antisemitismus“ zu tun? Deine ständigen Off-Topic-Kommentare sind dem Thema nicht angemessen. Was willst du damit wohl bezwecken? Ob dich was langweilt oder nicht interessiert mich nicht. Zum Thema „sekundärer Antisemitismus“, „Schuldabwehr“, „Erinnerungsabwehr“ hast du bisher nicht das Geringste beigetragen. Hast du dazu überhaupt eine Meinung?

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        • 5. Januar 2012 11:25

          fidelche schrieb am 04/01/2012 um 14:07 Uhr u.a.
          „(…) Ich schreibe hier wie ich die Dinge sehe und ich diskutiere auch gerne darüber, aber dass ich fanatische Judenhasser und Hamasversteher von ihrem Wahn heilen könnte kam mir nie in den Sinn. Ich lege die „reaktionären Wunden“ offen, damit andere sich ihre Gedanken machen können und das hat bisher sehr gut funktioniert (…)“

          ———-

          Guten Morgen fidelche, ein gutes neues Jahr wünsche ich!

          Die, oben zitierte, Aussage von Dir drückt genau das aus, was auch mich – „bei ähnlichen Themen – umtreibt“ und ich möchte meine „Intention“, diese Dinge immer wieder anzusprechen, gern mit meinen eigenen Worten unterstreichen und Dich damit unterstützen:

          Meine ersten Blogs und Kommentare im Internet waren noch „gemäßigt“, befassten sich zwar auch bereits mit (gesellschafts-)politischen Themen, aber sehr häufig auch mit einer bestimmten Musikrichtung (mein Hobby).

          Was mich dann jedoch veranlasste einer Tendenz von Verharmlosungen, die sich häufig als Relativierung tarnte, massiv und immer wieder entgegen zu treten, war eine gewisse Wut und Fassungslosigkeit über die Dreistigkeit, mit der Nazi-Ideologie, Antisemitismus, Rassismus und Homophobie vertreten wurden und oft unwidersprochen blieben.

          Es gab Blogs (z.B. bei ‚ZEIT-ONLINE‘), die bei bestimmten Themen (meist Israel, Homosexualität, Rassismus u.ä.) regelrecht von diesen Menschenfeinden geflutet wurden. Viele Kommentatoren zogen sich dann oft genervt und resigniert aus den Threads zurück und „überließen“ Rassisten, Antisemiten, Homophoben das Feld und damit die Deutungshoheit. Online-Redaktionen waren und sind offenbar überfordert hier sofort Grenzen zu setzen und einzugreifen (sofern sie denn überhaupt in der Lage und/oder Willens sind den rassistischen, antisemitischen oder homophoben Aspekt eines Kommentars zu erkennen …).

          Mein Resümee aus dieser Zeit:

          – Es ist naiv anzunehmen Neo-Nazis, Antisemiten, Rassisten oder Homophobe mit Argumenten (gestützt durch nachprüfbare Quellen/Links) von ihrer Menschenfeindlichkeit und kranken Sicht abzubringen. Damit sind Fachleute (z.B. Psychologen, Sozialarbeiter etc. in Aussteigerprogrammen) bereits oft genug überfordert, weil diese Verblendeten sich immer wieder gegenseitig in ihrer kranken Weltsicht (Stichwort: Rechte Verschwörungstheorien, nach denen die Welt von einer jüdisch-homosexuellen Schattenregierung, in ihrem Sinne manipuliert und beherrscht wird) bestärken.

          – Trotzdem halte ich es für wichtig immer wieder auf faschistische (im Sinne der bei Wikipedia definierten Bedeutung http://bit.ly/7BYCKU ), antisemitische, rassistische und homophobe Versuche diese kranken Sichtweisen (noch) „gesellschaftsfähiger“ zu machen hinzuweisen und sich dem entgegen zu stellen. Den Sinn sehe ich u.a. darin, sog. „Uninteressierten, Unwissenden, potenziellen Sympathisanten (der Rechten) und Harmoniesüchtigen“ zu zeigen, dass nicht alle wegschauen und sich ausklinken, wenn wieder einmal die braunen, als Biedermänner/frauen getarnten, Internet-Boys/Girls versuchen ein Thema in ihrem Sinne zu verdrehen.

          Abschlussbemerkung:
          Dass diejenigen, die sich dem „rechten/rechtsextremen Mainstream“ in den Weg stellen, oft als „Missionierer, Fanatiker“ usw. verspottet werden, gehört zur Abwehrstrategie des rechtsextremen Lagers und sollte trotzdem niemanden entmutigen, der den – oft nervenaufreibenden – Disput mit diesen Kreisen wagt. Spätestens, wenn mann/frau plötzlich „ganz allein“ einer Übermacht von rechten und ignoranten Gegnern gegenüber steht, zeigt sich aber auch, wer wirklich zu einem steht und wer „den Schwanz einkneift“ und schweigt …

          Für ein wenig schwierig halte ich es übrigens gegen diese Menschenfeinde zu argumentieren, wenn man selbst einer oder sogar mehreren dieser angegriffenen Minderheiten angehört. Dann kommen oft Sprüche wie …“der MUSS ja so reden, weil er seine eigenen Interessen vertritt …“ Trotzdem, von „Befangenheit“ würde ich in so einem Falle nicht reden, denn Menschen- und Bürgerrechte betreffen im Endeffekt jede/n, weil deren Einschränkung zwar häufig bei Minderheiten beginnt (Juden, „Fremde“, Homosexuelle usw.). Hier wird zunächst getestet, ob Menschenrechtsbeschneidungen von der Gesellschaftsmehrheit hingenommen werden, dann werden sie erweitert und schließlich betreffen sie jede/n … (auch die vorgeblich Unpolitischen)

          Schlagworte:

          Faschismus, Antisemitismus, Rassismus und Homophobie sind keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

          Wer wegschaut, wenn Minderheiten verunglimpft werden, gräbt mit am Grab der freien Gesellschaft in einer „fragilen“ (weil nicht selbst erkämpften und damit offenbar nicht „verteidigenswerten“) Demokratie („… als sie die XXXX holten, habe ich geschwiegen – ich war ja kein XXXX. Als sie mich dann holten, war niemand mehr da, der protestieren konnte …“ sehr frei zitiert, Quelle dürfte allgemein bekannt sein, sonst reiche ich sie nach)

          Keine Toleranz gegenüber Intoleranten! (Eine Taktik der rechtsextremen Menschenfeinde ist es, sich selbst als „unterdrückte Minderheit“ zu bezeichnen, denen „der Mund verboten“ wird und deren „Meinungsfreiheit beschnitten wird“). Täter möchten gern als bedauernswerte Opfer angesehen werden, die „sich nur wehren“ …

          „Der nette Neo-Nazi von nebenan“ ist ebenso ein Trugbild, wie die Behauptung diese Typen mit Gegenargumenten von ihrem Irrweg abbringen zu können. Toleranz, Ignoranz oder gar stillschweigende Akzeptanz gegenüber Neo-Nazis, Antisemiten, Rassisten oder Homophoben stärken dagegen den fatalen Hang menschenfeindliche Ungeheuerlichkeiten immer mehr einfach nur hinzunehmen und sie mit „Meinungsfreiheit“ u.ä. zu verbrämen. Verbale Gewalt gegen Minderheiten ist häufig die Vorstufe (Vorbereitung) von physischer Gewalt.

          „Die Deutschen“ haben bei der Einschätzung von menschenfeindlicher Propaganda/Hetze den unschätzbaren Vorteil, diese in ihrer jüngeren Geschichte „erlebt“ zu haben. Und mit dem Wort „erlebt“ meine ich – im übertragenen Sinne – auch die Möglichkeit diese fatalen Entwicklungen, die aus dem Faschismus zwangsläufig immer resultieren (Bombardierung, Hunger, Tod …) jederzeit in unzähligen Dokumenten, die sich in Archiven (im Internet und anderswo) befinden, nachlesen zu können. Mann/frau muss nicht jede (schlechte) Erfahrung erst selbst machen, um etwas zu begreifen, denn Intelligenz bedeutet für mich auch, aus den Fehlern anderer (z.B. der Vorfahren) zu lernen und sein eigenes Verhalten zu ändern, oder nicht?

          selcarim

          Weiterführender Link:
          http://bit.ly/9vfwl8

          PS
          Es ist übrigens eine Propaganda Rechtsextremer, zu behaupten, „interessierte Kreise würden den Deutschen eine Kollektivschuld einreden wollen“. Diese Behauptung ist belegbar falsch!

          Von einer besonderen Verantwortung auch derjenigen Deutschen, die sich über „die Gnade einer späten Geburt“ freuen, zu sprechen werde ich jedoch nicht ablassen. Es ist so: „Wir“ haben die Dokumente, die Archive, die (aussterbenden) Zeitzeugen im eigenen Land (‚Unwissenheit schützt auch nicht vor deren Folgen‘) und wir leben im Land der Täter.

          Dass diese Täter nicht nur „ein paar fanatische Nazis“ waren, sondern, dass eine Mehrheit der Deutschen mitgemacht, gut geheißen und „bestenfalls“ geschwiegen hat, ist ebenfalls in den Archiven nachzulesen, ggf. auch hier (und kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit dem „Gegenargument der Befangenheit“ des Autors, weil er Angehöriger einer Opfergruppe sei): ‚Hitlers willige Vollstrecker‘, Daniel Jonah Goldhagen (Siedler Verlag) http://bit.ly/wfbCsO

          Sorry dafür, dass mein Kommentar so lang geworden ist.

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        • 5. Januar 2012 14:40

          Hallo selcarim, danke, ich wünsche dir auch ein gutes neues Jahr!

          Richtig, von der „Gnade einer späten Geburt“ sprach auch Helmut Kohl. Wir leben im Land der Täter, wir konnten und dies nicht aussuchen, es ist aber so. Wenn im Land der Täter gegen Israel gehetzt wird, wenn Israel als „Apartheitsstaat“ bezeichnet wird, wenn Boykottaufrufe gegen den Judenstaat initiiert werden, wenn Israel mit dem NS-Staat Deutschland gleichgesetzt wird, wenn von der „skurrilen Daseinsberechtigung Israels“ gefaselt wird, dann sehe ich die „Aufklärung nach Auschwitz“ gefährdet. Wenn man den Israelkritikern dann die Antisemitismus-Definition der EUMC vorhält oder auf die Parallelaussagen des „3. Reiches“ verweist oder die „Charta der Hamas“ zitiert kommt nur ungläubiges Staunen. Es scheint so als habe sich in den Köpfen vieler Deutscher nicht viel verändert. Ich schreibe dass in einer Situation in der es „den Deutschen“ im Vergleich zur restlichen Welt sehr gut geht. Was ist erst los wenn die Wirtschaftskrise so richtig in Deutschland zuschlägt?

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  3. 5. Januar 2012 18:54

    fidelche schrieb am 05/01/2012 um 14:40 Uhr u.a.
    „(…) Ich schreibe dass in einer Situation in der es „den Deutschen“ im Vergleich zur restlichen Welt sehr gut geht. Was ist erst los wenn die Wirtschaftskrise so richtig in Deutschland zuschlägt?“

    Ja, das ist auch etwas, das ich an „den Deutschen“ nicht verstehe:
    Geht es ihnen wirtschaftlich schlecht, neigen sie (noch stärker, als sonst) zu rechtsextremen Ansichten, obwohl jede/r Deutsche doch aus der jüngeren Vergangenheit wissen müsste, dass Rechtsextremismus niemals eine Lösung beinhaltet, sondern regelmäßig die Verschlimmerung bewirkt, auch wenn es zunächst so einfach erscheint andere („Sündenböcke“) verantwortlich zu machen und damit von der eigenen Inkompetenz und Impotenz abzulenken.

    Vor einiger Zeit hat mir eine nicht deutsche Arbeitskollegin ihr Unverständnis so ausgedrückt: „Wenn in Deutschland Menschen arbeitslos werden, erhöht sich regelmäßig der Stimmenanteil rechtsextremer Parteien, während ‚bei uns‘ in derselben Situation Rechtsextreme an Zustimmung einbüßen …, warum?“

    PS Beim Freitag meinte einst der User @Hadie (nachdem ich mehrere Blogs über bevorstehende Aufmärsche von Neo-Nazis gepostet hatte) mich darüber belehren zu müssen, dass „die Ursachen für den Zulauf bei Rechtsextremen u.a. in der höheren Arbeitslosigkeit im Osten zu finden seien“ … und ich solle lieber etwas über Hartz IV usw. schreiben (nur hatte ich das damals längst wiederholt getan), als „ständig das Horrorszenario von Neo-Nazi-Aufmärschen an die Wand zu malen“ …

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    • 5. Januar 2012 19:41

      „Geht es ihnen wirtschaftlich schlecht, neigen sie (noch stärker, als sonst) zu rechtsextremen Ansichten, …“

      Und genau hier rafft ihr etwas Wesentliches nicht, nämlich, dass das keine typisch deutsche Reaktion ist. Somit verkennt ihr auch immer wieder und wieder und wieder die eigentliche Gefahr und den eigentlichen Punkt, um den es sich zu kümmern gilt. Wirtschaftliche Krisen haben IMMER zur Folge, dass man „zusammen rückt“ – das aber grenzt den Rest aus – zur Not mit Gewalt.

      WAS ist daran eigentlich nicht zu verstehen?

      Was den Zulauf betrifft – da gibt es nun einmal signifikante Zusammenhänge und Hadie ist hier Recht zu geben.

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      • 5. Januar 2012 20:24

        Michael Pliwischkies schrieb am 05/01/2012 um 19:41 Uhr u.a.
        „(…) „Geht es ihnen wirtschaftlich schlecht, neigen sie (noch stärker, als sonst) zu rechtsextremen Ansichten, …“ Und genau hier rafft ihr etwas Wesentliches nicht, nämlich, dass das keine typisch deutsche Reaktion ist (…)“

        ———-

        Hallo Michael, auch Dir ein gutes neues Jahr!
        Könnte es sein, dass Du in meinem oben zitierten Kommentar eine – wie ich finde – ganz wesentliche Aussage überlesen hast?

        Ich schrieb ja ebenfalls:
        „(…) „Wenn in Deutschland Menschen arbeitslos werden, erhöht sich regelmäßig der Stimmenanteil rechtsextremer Parteien, während ‘bei uns’ in derselben Situation Rechtsextreme an Zustimmung einbüßen …, warum?“

        Scheinbar also doch eine „typisch deutsche Reaktion“ auf Existenzängste, hm?

        (das ‚bei uns‘, meiner damaligen Arbeitskollegin bezog sich übrigens auf ein anderes, ebenfalls EU-Mitgliedsland)

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        • 6. Januar 2012 10:53

          Und ich soll jetzt die Einzelmeinung deiner Kollegin einfach so stehen lassen? Da müssten schon ein paar Fakten kommen. Sonst ist das ein wenig dünn.

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        • Reflexione Galore permalink
          6. Januar 2012 17:06

          Wenn man einigen Versuchspersonen des Milgram-Experiments die Variablen, bzw. die Eigenschaften, „Arbeitslosigkeit“ und/oder „religiöse Indoktriniertheit“ zuschreiben würde, bzw. diese gegenüber einer Kontrollgruppe vergleicht, wird das Ergebnis sicher signifikanter ausfallen als das des ohnehin schon bedauernswerten „Normalzustandes“. Das hat nichts mit bestimmten Völkern zu tun, oder glaubt ihr wirklich, unterschiedliche Völker haben unterschiedliche Gene, denen unterschiedliches Gewaltpotenzial innewohnt?

          http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment
          „Das Milgram-Experiment sollte ursprünglich dazu dienen, Verbrechen aus der Zeit des Nationalsozialismus sozialpsychologisch zu erklären. Dazu sollte die „Germans-are-different“-These geprüft werden, die davon ausging, dass die Deutschen einen besonders obrigkeitshörigen Charakter haben. Nach den ersten Ergebnissen der Untersuchung in New Haven schien dies jedoch nicht mehr notwendig, auch weil die Untersuchung in ihrem Aufbau wesentlich grundsätzlicher angelegt war.[1] Milgram erhielt für diese Arbeit 1964 den jährlich vergebenen Preis der American Association for the Advancement of Science in der Kategorie Sozialpsychologie. Die American Psychological Association hingegen schloss Milgram wegen des Experimentes für ein Jahr aus, nachdem ein Kritiker ihm in der Zeitschrift American Psychologist vorgeworfen hatte, ein „traumatisierendes“ Experiment vorgenommen zu haben, das „potenziell schädlich“ für die Versuchspersonen sei.[2] Vor allem wegen dieser Kritik, die auch von zahlreichen anderen Fachleuten geäußert wurde, verweigerte die Harvard University Milgram später eine Anstellung.“

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        • Reflexione Galore permalink
          6. Januar 2012 17:40

          Huch, der erste Esoterikdaumen nach unten. Das ging aber schnell. 🙂

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      • 6. Januar 2012 16:43

        Michael Pliwischkies schrieb am 06/01/2012 um 10:53 Uhr
        „Und ich soll jetzt die Einzelmeinung deiner Kollegin einfach so stehen lassen? Da müssten schon ein paar Fakten kommen. Sonst ist das ein wenig dünn…“

        Hi Michael,
        Nö. Ist halt ’ne Einzelmeinung – genauso wie Deine – oder?
        Aber vielleicht möchtest Du mir (oder uns) mal erläutern, wieso Existenzängste (in Deutschland) zu einer Unterstützung von Neo-Nazis führen, hm? Das begreife ich nämlich immer noch nicht. Vielleicht bin ich einfach zu dumm dafür?

        Abschließend noch eine Bitte an Dich:
        Schrei mich nicht an!!! Denn dann werde ich sehr aggressiv und manchmal auch richtig bösartig …
        (Michael Pliwischkies schrieb am 05/01/2012 um 19:41 Uhr u.a.
        „(…) ‚WAS‘ ist daran eigentlich nicht zu verstehen?“

        Schwule Grüße 🙂
        selcarim

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        • 6. Januar 2012 17:35

          Hi Selcarim,

          die Existenzängste in jedem „Volk“, wobei ich diesen Begriff schon widerlich finde, äußern sich in einer Art des „Zusammenrottens“, also einer Art Rückzug. Dieser ist meist von Nationalstolz und Abgrenzung geprägt, was sich derzeit übrigens auch bei den Griechen gut beobachten lässt. Noch deutlicher wird es bei den Verteilungskämpfen zwischen „Stämmen“ oder besser „Ethnien“ auf dem afrikanischen Kontinent, wie gerade im Sudan. Es handelt sich demnach nicht ausschließlich um einen deutschen Reflex, obwohl das Einigen ganz recht käme, weil es eben diese eigene Argumentation stützt. Auch Frankreich oder einige asiatische Staaten stürzen sich nicht gerade in eine überbordende Freiheitsliebe, wenn es wirtschaftlich oder politisch „eng“ wird. Man sollte es aber auch nicht überbewerten. In Ostdeutschland liegt der Anteil, den beispielsweise die NPD hinzugewinnt, bei 1 bis 2 % nach Wahlergebnissen. Das allein ist nun nicht das Besorgniserregende. Es hieran festzumachen, ist zu einfach. Ebenso fremdenfeindlich kann ein Anwachsen der Stimmen für die CDU oder für die LINKEN sein – je nachdem, wie sie sich präsentieren und was man von ihnen erhofft. Auch diesen BEIDEN Strömungen wohnt ja ein gewisser Konservativismus inne, der vorgibt, seine Anhänger zu „schützen“.

          Und so stellt sich wieder einmal die Frage, wie man Nationalismen begegnen muss, da sie so klar eben nicht zu erkennen sind, wie es Kataloge vorgeben. Riten der Abgrenzung von Anderen/Fremden kennt jede Nation. In welchem Gewand, mit welchem Anstrich sie daher kommen, ist eigentlich ohne Belang, weil das Entscheidende Ausgrenzung und Kategorisierung sind.

          Wenn ich dich noch mal ANSCHREIE – was machst du denn dann? Zickst du mich böse an und bewirfst mich mit rosa Konfetti? *kleiner Scherz*

          Total heterogene Grüße zurück 🙂

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