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Ignaz Bubis – Ein Leben in Deutschland

Geboren wurde  Ignaz Bubis am 12. Januar 1927 in Breslau. Die Familie von Ignatz Bubis floh aus Angst vor antisemitischen Übergriffen 1935 aus Breslau und zog in das polnische Dorf Dęblin, wo die Mutter starb. 1941 musste Bubis mit seinem Vater ins  Dębliner Ghetto ziehen. 1942 erlebte Iganz Bubis die Deportation seines Vaters nach Treblinka. Im Vernichtungslager Treblinka wurde Jehoshua Bubis im selben Jahr ermordet. Ein Bruder und eine Schwester von Bubis wurden ebenfalls von den Nazis ermordet. Die Rote Armee befreite Ignatz Bubis aus dem Zwangsarbeitslager Tschenstochau. Er arbeitete nach dem Krieg im Immobilienhandel. In dem Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder Der Müll, die Stadt und der Tod wurde auf „den Juden“ Bubis angespielt. Bubis beteiligte sich 1985 an den Protesten gegen eine Aufführung, die er als „subventionierten Antisemitismus“ bezeichnete. Am Abend der Uraufführung demonstriere Bubis mit rund tausend anderen Gegnern des Antisemitismus vor den Kammerspielen. Das Premierenpublikum wurde mit Pfiffen empfangen und rund 30 Mitglieder der Jüdischen Gemeinde besetzten die Bühne und verhinderten so die Aufführung. Links-alternative Gegendemonstranten aus der Frankfurter Hausbesetzerszene beschimpften Bubis und setzten sich für die „Freiheit der Kunst“ ein.

Nach dem Tod von Heinz Galinski wurde Bubis 1992 zu dessen Nachfolger, zum Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland gewählt. Bubis war im Jahr 1993 als möglicher Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten im Gespräch. Er lehnte eine Kandidatur jedoch mit der Begründung ab, für ein jüdisches Staatsoberhaupt sei die Zeit in Deutschland noch nicht reif.

1998 kritisierte Bubis den Schriftsteller Martin Walser nach dessen „Friedenspreisrede in der Paulskirche“ und warf ihm latenten Antisemitismus und “geistige Brandstiftung” vor. Martin Walser, der leibliche Vater von Jakob Augstein relativierte den Holocaust sprach in seiner Rede von Auschwitz als „Moralkeule“ und der „Monumentalisierung der Schande“ durch das Berliner Holocaust-Mahnmal. Während der Walser-Bubis-Kontroverse zeigte sich wie isoliert  Juden in Deutschland waren.

Nachdem in Rostock-Lichtenhagen 1992 ein rassistischer Mob eine Unterkunft für Asylsuchende angegriffen hat, dabei ein  Wohnheim in Brand gesteckt hat und die Polizei nichts dagegen unternahm und tausende Zuschauer applaudierten, besuchte Ignaz Bubis mit einer Delegation des Zentralrats der Juden Rostock-Lichtenhagen und bezog eindeutig Stellung gegen diesen rechten Terror.

Kurz vor seinem Tod gab er dem „Stern“ ein Interview. Darin seine bittere Bilanz: „Ich habe nichts bewirkt. Die Mehrheit hat nicht einmal kapiert, worum es mir ging. Wir sind fremd geblieben. Ich habe nichts bewirkt.“ Am 13. August 1999 starb Bubis in Frankfurt am Main, weil er fürchtete, dass Antisemiten sein Grab schänden könnten, wollte er in Israel begraben werden.

Im Jahre 1999 gab Ignaz Bubis auch der linken Monatszeitschrift Konkret ein Interview. Auszüge aus dem Gespräch mit Hermann L. Gremliza:

Gremliza: Knapp zehn Jahre nach der Wiedervereinigung ist Deutschland geteilt. Ich meine nicht diese albernen Ossi-Wessi-Querelen, sondern den tiefen Graben zwischen den Augsteins, Walsers, Schröders, Naumännern, Dohnanyis, also den Lautsprechern der schweigenden Mehrheit, und jener Minderheit, die Sie, Herr Bubis, mit ihrem Protest gegen Martin Walsers Rede aufgeweckt haben.

Bubis: Ich habe wenig erreicht. Es ist im Gegenteil so, daß die Mehrheit, von der Walser sagt, daß sie seine Rede als befreiend empfunden habe, sich ermutigt fühlt.

Gremliza: Bei unserem letzten Gespräch vor vier Jahren hatte ich behauptet, die Deutschen hätten die Zustimmung zur Wiedervereinigung so verstanden, daß damit die Nachkriegszeit endgültig vorbei und die Verantwortung endgültig abgeschüttelt sei. Sie haben damals heftig widersprochen.

Bubis: Ich muß mich heute revidieren. Dieses Denken hat tatsächlich mit der deutschen Einheit eingesetzt. Geschlummert hat es schon vorher, aber man hat es nicht so ausgesprochen. Und Walser hat diese Gedanken nun endgültig »befreit«.

Gremliza: Haben Sie Walser und seine Freunde einmal gefragt, was die Deutschen ihrer Ansicht nach in den letzten 50 Jahren getan hätten, wenn sie schon »befreit« gewesen wären und sich nicht ständig unter der Moralkeule hätten ducken müssen?

Bubis: Ich habe ihn nicht danach gefragt.

Gremliza: Walser sagt: »So wie ich denkt und fühlt die Mehrheit der Deutschen.«

Bubis: Da hat er recht. Da hat er absolut recht. Und jetzt können sie sich auf jemand anderen berufen als auf einen Frey oder einen Deckert. Mich hat nie gestört, auch wenn ich das erwähnt habe, daß die Rechtsextremisten sich auf ihn berufen werden. Das ist sein Problem, nicht meines. Mein Problem ist, daß sich nun Demokraten auf ihn berufen.

Gremliza: Ich möchte nicht mit Ihnen darüber sprechen, ob Walser, Dohnanyi und Augstein Antisemiten sind. Ich streite nicht gern darüber, ob Wasser naß ist.

Bubis: Ob jemand antisemitisch, latent antisemitisch ist, das ist für den, der es ist, schwer zu beurteilen. Der latente Antisemit merkt ja nicht, daß er es ist. Wir sind da viel empfindlicher, manche sind auch überempfindlich, wie in dem Witz von dem Juden im Schlafwagen, der sich morgens frisch machen will und, weil er sein Waschzeug vergessen hat, seinen Nachbarn um Seife, Rasierseife, Rasierpinsel, Zahnpasta und am Ende um die Zahnbürste bittet. Er bekommt alles, nur bei der Zahnbürste sagt der Mitreisende, Zahnbürsten verborge ich nicht. Da sagt der Jude, ich habe mir gleich gedacht, daß Sie ein Antisemit sind. Zu dieser Sorte zähle ich wirklich nicht – aber ich habe schon Sensoren, die mich selten täuschen.

Gremliza: Wenn also jemand schreibt, »dieses Schandmal«, gemeint ist das Mahnmal in Berlin, sei »gegen die Hauptstadt und das in Berlin sich neu formierende Deutschland gerichtet« und werde nur aus »Rücksicht auf die New Yorker Presse und die Haifische im Anwaltsgewand« errichtet – was sagen da Ihre Sensoren?

Bubis:Das ist ein Stück jener Verallgemeinerung, die die antisemitische Kultur ausmacht.

Gremliza: Verfasser dieser Zeilen war der Herausgeber des »Spiegel«.

Bubis: Augsteins Kommentar war die schlimmste Reaktion auf Walsers Rede.

Gremliza: Man erkennt einen Antisemiten an dem Satz: Ich habe nichts gegen Juden, einige meiner besten Freunde sind Juden, aber …

Bubis: Eine Frau hat mir so geschrieben: Sie habe überhaupt nichts gegen Juden, und in ihrem Hause hätten immer Juden verkehrt, schon bei ihrem Großvater, obwohl der immer gesagt habe, die Juden sind dies und das. Ich bekomme sogar schon ein leichtes Schütteln, wenn jemand, der mir guten Tag sagt, mir gleich sagen muß: Die besten Freunde meiner Großeltern waren Juden. Ich frage dann zurück: Würden Sie einem Katholiken auch sofort erzählen müssen, daß die Freunde Ihrer Großeltern katholisch waren?

Gremliza: An einer anderen Stelle dieses Gesprächs hat Walser gesagt, er habe sich schon um das Thema Auschwitz gekümmert, als Sie sich noch um ganz andere Dinge gekümmert hätten.

Bubis: Ich hätte ihm sagen können, als ich dort war, haben Sie sich überhaupt nicht drum gekümmert.

Gremliza: Als Ihre Familie im KZ saß, hat sich Walser durchaus um das Thema gekümmert, nämlich als Soldat der Wehrmacht, die dafür zu sorgen hatte, daß die alliierten Soldaten die Häftlinge der Konzentrationslager nicht so bald befreien konnten. Ausfälle wie der zitierte, zu denen Sie Walser im Gespräch bei der »FAZ« provoziert haben, haben schließlich doch einige Leute erkennen lassen, daß in Deutschland eine ganz neue Lage entstanden ist. Natürlich wußten auch vorher viele, daß der Antisemitismus der Deutschen auch bei ihren Intellektuellen stets virulent geblieben ist. Aber man glaubte, das leicht nehmen zu können, weil man ja wußte, daß Deutschland unter Kuratel stand und im Fall des Falles von den Siegermächten zur Räson gebracht würde. Seit 1989/90 aber ist Deutschland aus dieser Kontrolle entlassen.

Bubis: Aus der Kontrolle ja. Unter Beobachtung steht Deutschland immer noch.

Gremliza: Eine spannende Frage. In der alten Bundesrepublik sind wir davon ausgegangen, daß Politiker und Parteien, je weiter links sie standen, um so selbstverständlicher die Schuld und Verantwortung der Deutschen akzeptierten. Das galt auch für die SPD, als sie zum ersten Mal den Kanzler stellte.

Bubis: Da waren die Zeiten anders. Da gab es einen Willy Brandt mit seiner eigenen Geschichte. Er hat die SPD entsprechend beeinflußt, nicht andersrum.

Gremliza: Die nationalistische Tradition, die die deutsche Linke auch hat –

Bubis: die nationale natürlich, immer hatte – –

Gremliza: bricht jetzt stark durch.

Bubis: Man hat von Schröder, seit er Bundeskanzler ist, nationale Töne gehört, wie sie von ihm früher nicht zu hören waren.

Gremliza: Er sagt jetzt, es sei seine Pflicht, deutsche Unternehmen gegen die Forderungen ehemaliger Zwangsarbeiter zu schützen. Die Bundesrepublik, die jetzt jährlich 100 Milliarden als Transferleistung zum Aufmöbeln der neuen Bundesländer aufbringt, hat in fast 50 Jahren ihres Bestehens insgesamt 68 Milliarden sogenannter Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte erbracht, das heißt: pro Bürger nicht mal 1,50 Mark im Monat, und die meisten Unternehmen, die damals Zwangsarbeiter ausgebeutet haben, haben dafür noch keinen Pfennig bezahlt.

Bubis: Weitere 32 Milliarden wurden von der Bundesrepublik an nicht-jüdische Opfer der NS-Zeit bzw. an Staaten geleistet. Zugleich werden noch heute, wo die meisten schon gestorben sind, nach dem Kriegsopferversorgungsgesetz (NS-Opfer, jüdische wie nicht-jüdische, ausgenommen) an Renten, Witwenrenten bzw. Verwundete etwa 12 Milliarden jährlich ausgegeben, davon etwa 700 Millionen an verurteilte Kriegsverbrecher. Einer von ihnen, z. B. Hass, der zusammen mit dem SS-Hauptsturmführer Erich Priebke Kriegsverbrechen begangen hat, wurde von der Staatsanwaltschaft Dortmund seit etwa 25 Jahren gesucht und nie gefunden. Aber seine Rente, die hat er immer ins Haus geschickt bekommen, ganz egal, ob nach Südamerika oder Italien. Die zuständigen Rentenbehörden wußten immer, wo er war.

Gremliza: Wie würden Sie es nennen, wenn nicht irgendein Polier oder Sachbearbeiter, sondern die Redaktion einer Großstadtzeitung den Bericht über die fehlgeschlagenen Bemühungen des israelischen Ministerpräsidenten, eine neue Koalition zu bilden, unter den Titel stellt: »Vergeblich geschachert«?

Bubis: Das ist der klassische Antisemitismus: Wenn es ein Jude tut, hat er geschachert, wenn es Schröder und Trittin tun, haben sie hart verhandelt.

Gremliza: In einer Umfrage für die ARD haben 68 Prozent der Deutschen gesagt, Deutschland solle jetzt selbstbewußter auftreten. Haben Sie den Eindruck, daß die bisher bescheiden aufgetreten sind?

Bubis: Das ist es: Ein Teil der Gesellschaft hat immer das Gefühl, sie hätten sich geduckt, obwohl sie es schon lange nicht mehr tun, ja es nie getan haben. Auch Walser hat ja gesagt, Deutschland müsse endlich ein normales Land werden. Ich habe ihn gefragt: Was ist denn an Deutschland noch anormal? Das einzige Anormale ist doch, daß man dauernd von der gewünschten Normalität spricht.

—-

Aus dem selben Jahr gibt es ein weiteres Interview mit Ignatz Bubis (geführt von Bettina Röhl) über den Antisemitismus der Linken, die Frankfurter Häuserbesetzerszene und ihren Angriff auf den sogenannten „jüdischen Spekulanten” und ihre Verwicklung mit dem palästinensischen Terrorismus

—–

Fidelche am 4.Mai 2012

27 Kommentare leave one →
  1. 4. Mai 2012 17:33

    Ignaz Bubis wollte in Israel begraben werden, weil er fürchtete, dass sein Grab von Antisemiten geschändet werden könnte, so wie es mit dem Grab von Galinski geschehen war.

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    • 4. Mai 2012 19:33

      Und? Was ist die Aussage dahinter?

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    • 5. Mai 2012 09:25

      Ein halbes Jahr nach dem Konkret-Interview starb Ignaz Bubis. Immer wieder verteidigte er Deutschland als demokratisch geläuterten Staat. Am Ende seines Lebens hat er resigniert. Bubis war ein Demokrat, der Migranten in seiner Partei unterstützte, der sich gegen die Änderung des Asylrechts aussprach, der wusste was Antisemitismus ist, der gegen Antisemitismus und Nationalismus angekämpft hat und deshalb viele Feinde hatte. Von der Debatte um Martin Walsers Rede in der Paulskirche, den nachfolgenden Aussagen von Rudolf Augstein bis zur aktuellen Diskussion um das „Grass-Gedicht“ und den nachfolgenden Aussagen von Jakob Augstein und seinen Anhängern zieht sich ein roter Faden. Diesen roten Faden von 1999 bis 2012 zu erkennen war und ist eine der Intentionen von „Mission Impossible“.

      Die Walsers, die Augsteins, die Ansichten von Waffen-SS-Dichtern haben zweifellos eine eindeutige Mehrheit in Deutschland, wie die Umfragen ergeben und wie am Beispiel der „Freitagscommunity“ abzulesen ist und deshalb fehlen die Mahner vom Schlage eines Ignaz Bubis sehr.

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  2. galut permalink
    4. Mai 2012 20:33

    Tja, nach dem Grass-„Gedicht“ liest man auch dies mit anderen Augen und denkt an Karl Mannheims Generationenbegriff: Grass, Walser, Augstein usw.

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  3. 4. Mai 2012 21:32

    „Gremliza: Man erkennt einen Antisemiten an dem Satz: Ich habe nichts gegen Juden, einige meiner besten Freunde sind Juden, aber … “

    Immer wieder aktuell, wie zuletzt bei Grass, Grote …

    Die abgewandelte Form: Ich mache mir Sorgen um Israel und darum muss ich Israel scharf kritisieren ….

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    • 4. Mai 2012 21:39

      Umkehrschluss: Man darf Israel also nicht kritisieren? Oder – jeder, der Israel kritisiert, ist Antisemit?

      Schön, wenn die Welt so einfach ist.

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    • 5. Mai 2012 09:39

      Günter Grass und viele andere Antisemiten beginnen ihre Hetze mit, „meine besten Freunde sind Juden, aber….“ Warum ist das wohl so?

      Sachliche Kritik an Israel ist nicht antisemitisch. An der Siedlungspolitik Israels ist durchaus einiges zu kritisieren. Dabei sollte nur nicht vergessen werden, dass bereits Jordanien die Westbank und Ägypten den Gazastreifen von 1948 bis 1967 besetzt haben, beide Gebiete waren zuvor keine eigenständigen Staaten, da die Palästinenser den Teilungsplan ablehnten und niemand hat sich darüber aufgeregt. Israel hat also besetztes Gebiet besetzt. Durch diesen Umstand ist dies völkerrechtlich sehr kompliziert, aber wer keine judenfreie Westbank fordert und die Geschichte berücksichtigt, kann einiges an der Siedlungspolitik Israels kritisieren, ohne ein Antisemit zu sein.

      An der Sozialpolitik Netanjahus ist einiges zu kritisieren, die finanzielle Unterstützung der religiösen Kräfte usw. Dabei sollte jedoch nicht unterschlagen werden, dass es auch in Deutschland und im Rest der Welt Parteien gibt, die eine unsoziale Politik betreiben. Schröders Politik war unsozialer als die eines jeden israelischen Ministerpräsidenten. In Deutschland werden die katholischen Bischöfe zu hundert Prozent vom Steuerzahler alimentiert, die katholischen Kindergärten zu 90 Prozent vom Staat finanziert.

      Wer israelische Verteidigungsmaßnahmen kritisiert muss zuvor die Palästinenser als Aggressor benennen, muss die faschistische Ideologie von Hamas, Hisbollah und teilweise der Fatah erkennen, muss die menschenverachtenden Absichtserklärungen der Palästinenser verurteilen und muss sich die Frage stellen ob ein islamistischer Gottesstaat ein anzustrebendes Ideal ist.

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  4. Ignaz W. permalink
    7. Mai 2012 11:52

    „Die Bundesrepublik, die jetzt jährlich 100 Milliarden als Transferleistung zum Aufmöbeln der neuen Bundesländer aufbringt, hat in fast 50 Jahren ihres Bestehens insgesamt 68 Milliarden sogenannter Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte erbracht, das heißt: pro Bürger nicht mal 1,50 Mark im Monat, und die meisten Unternehmen, die damals Zwangsarbeiter ausgebeutet haben, haben dafür noch keinen Pfennig bezahlt.“

    Für viele Deutsche waren selbst diese Wiedergutmachungsleistungen zu viel.

    Ein sehr informatives Interview, nach der Debatte um das „Grass-Gedicht“ und der nachfolgenden vielfachen deutschen Unterstützung für das iranische Regime.

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    • 10. Mai 2012 10:26

      „Was am 5. Mai in Bonn auch ausgetragen wurde, war ein sprichwörtlicher Wahlkampf zwischen der rechtsradikalen “Bürgerbewegung” Pro NRW und der islamistischen BIG-Partei und ist womöglich eine neue Qualität der politischen Auseinandersetzungen zwischen muslimischen Funktionären und den vermeintlichen oder tatsächlichen Ungläubigen.

      Pro NRW, bestehend aus (Ex-)Nazis und Lumpenbourgeoisie, ist dabei nur die andere Seite derselben kulturalistischen Medaille. Will die islamistische BIG-Partei dem kleinen muslimischen Mann zu einer Stimme verhelfen, inszeniert sich Pro NRW als bieder-bürgerliche Schutzmacht des christlichen Abendlandes. Während der Rat der Muslime bzw. die BIG-Partei gelegentlich einen wütenden Mob gegen dessen frommen Wunsch politisch instrumentalisiert, kann sich Pro NRW nur noch auf die Polizei verlassen, die sich pflichtschuldig anstelle der Rechtspopulisten verprügeln lässt.

      Fakt ist: Die fremdenfeindliche Partei Pro NRW hat die Islamisten nicht damit provoziert, dass sie wie andere Landtagsparteien einer repressiven Ausländerpolitik anhängt, sondern einzig und allein durch die islamkritischen Karikaturen des Kurt Westergaard. Der salafitische Mob hätte genauso zugeschlagen, wenn die Karikaturen von Linken gezeigt worden wären, welche aber zur Islamkritik unfähig sind und trotzdem – wie am 1. Mai in Solingen – von Salafiten mit Holzlatten krankenhausreif geprügelt werden, wenn sie nicht wie die Linksjugend von Bonn sogar gemeinsam mit den Salafiten Flagge zeigen.

      Würde das Ansinnen des nordrhein-westfälischen Innenministers Jäger (SPD) umgesetzt, den Rechten das Zeigen der Mohammed-Karikaturen zu verbieten, um sich Ruhe vor dem radikal islamischen Mob zu erkaufen, wäre das ein Pyrrhussieg für den „öffentlichen Frieden“. Tatsächlich hätten die Salafiten damit einen Etappensieg herbeigeprügelt, auf dem sie propagandistisch aufbauen könnten. Solch ein Erfolg könnte Muslime, die die Mohammed-Karikaturen für unerträglich halten, sie bislang aber nicht gewaltsam aus der Welt schaffen wollen, zu der Überzeugung bringen, dass Gewalt doch eine probate Lösung und der Salafismus der verlässlichste Verteidiger des Islams ist.“

      So sehe ich das auch.

      Beim Barte des Propheten

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  5. 9. Mai 2012 17:55

    Bubis: Ob jemand antisemitisch, latent antisemitisch ist, das ist für den, der es ist, schwer zu beurteilen. Der latente Antisemit merkt ja nicht, daß er es ist.

    Stimmt!

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    • Der Bassist permalink
      12. Juli 2012 22:14

      Eine philosophische, eine eben heikle Aussage. – Ich glaube, er merkt es, immer, sobald er an den ersten kommt, dem sein Antisemitismus aufstößt, aber der es dennoch nicht explizit sagt, sondern nur klitzeklein merkbar macht. Er merkt es, und er weiß es letztlich auch, weil die Antisemiten so ticken. Ich kenne viele. Sie sind in der Öffentlichkeit eher damit beschäftigt, ihn nicht offen zu machen, ihren Antisemismus; weil sie ‚denken‘, der Mainstream wäre seit spätestens 68 ‚links‘. Ist er aber nicht. Der Mainstream ist dumm & doof. Wie die Antisemiten selber. Gleich zu gleich gesellt sich gern. Die ungewußten grundgesetzlichen Barrieren müssen nur fallen …

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      • Der Bassist permalink
        12. Juli 2012 22:28

        Will sagen: Nach unten ist in diesem Land alles offen.

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  6. Axel M. permalink
    12. Juli 2012 15:11

    Gremliza: Die nationalistische Tradition, die die deutsche Linke auch hat – –

    Bubis: die nationale natürlich, immer hatte – –

    Gremliza: bricht jetzt stark durch.

    Bubis: Man hat von Schröder, seit er Bundeskanzler ist, nationale Töne gehört, wie sie von ihm früher nicht zu hören waren.

    So kannte ich den Bubis nicht. Klasse!

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    • Der Bassist permalink
      12. Juli 2012 22:05

      Verstehe ich nicht. Seit ich lesen kann, verstehe ich Gremliza, seit ich neun Jahre in Bockenheim lebte, verstehe ich Bubis. Was Deines Postings Bedeutung sei, erschließt sich mir nicht.
      Etwa: „Die nationalistische Tradition, die die deutsche Linke auch hat“, ist da nicht viel mehr Hermann Peter Piwitt zuständig, der schriftstellernde Hamburger Freund, als Gremliza selber? Ich habe beider öffentliches Gesamtwerk gelesen, und weiß meine Frage zu schätzen.

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  7. 10. Januar 2017 12:28

    Am 12. Januar wäre Ignaz Bubis 90 Jahre alt geworden.

    Unter den Gegendemonstranten zu Fassbinders „Der Müll, die Stadt und der Tod“ war 1985 auch die heutige „Antisemitismusexpertin“ Jutta Ditfurth. Dieter Graumann erinnerte sich: „Ein wenig Hitze kommt nur auf, als Jutta Ditfurth (damals eine bekannte grüne Fundamentalistin) erscheint, um mit einigen ihrer Freunde wiederum gegen uns zu demonstrieren. Denn sie meint, wir seien Feinde der Freiheit und glaubt, ausgerechnet uns über Freiheit der Kunst belehren zu müssen.“

    Gestern kam eine sehenswerte ARD-Dokumentation „Bubis – Das letzte Gespräch“.

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