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Anständig geblieben

10. November 2021

Am 4. Oktober 1943 hielt der Reichsführer SS, Heinrich Himmler in Posen vor den SS-Gruppenführern seine berühmt-berüchtigte Rede, worin er die Mannschaften dafür lobt bei der „Ausrottung des jüdischen Volkes anständig geblieben zu sein“: „Ich meine jetzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Volkes. Es gehört zu den Dingen, die man leicht ausspricht. – „Das jüdische Volk wird ausgerottet“, sagt ein jeder Parteigenosse, ganz klar, steht in unserem Programm, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir. (..) Von Euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben, und dabei – abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht. Dies ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte, …“

Als Hitler 1940 auf dem Höhepunkt seiner Macht, die Zustimmung der Deutschen zu Hitlers Politik so groß wie nie zuvor war, kam der Propagandafilm Jud Süß in die deutschen Kinos. Die 19 Millionen Besucher von „Jud Süß“ wurden nicht gezwungen diesen Film anzusehen, sie wollten den Film sehen, weil sie entsprechend fühlten und dachten. Jud Süß mit seiner grotesken antisemitischen Verzerrung über den Aufstieg und Fall des Hofjuden Joseph Süß Oppenheimer wurde im Osten immer dann der ansässigen „arischen“ Bevölkerung gezeigt, wenn eine „Aussiedlung“ oder eine Liquidation in den jüdischen Gettos bevorstand.

Ohne die innere Logik dieser Moral wäre der Holocaust, die systematische und fabrikmäßig durchgeführte Ermordung von sechs Millionen Juden nicht möglich gewesen.  So schreibt Raphael Gross in „Anständig geblieben“: „Die Kernbegriffe der NS-Ideologie unterscheiden sich grundlegend von denjenigen der marxistischen Ideologie. Während im Marxismus Begriffe wie Kapital, Mehrwert, Klassenkampf, Profit, Dialektik im Vordergrund stehen, kreisen die Ideologeme der NS-Theoretiker und -Politiker nicht um ökonomische, sondern vor allem um moralische Begriffe oder solche mit einer starken moralischen Aufladung: Ehre, Treue, Anstand, Kameradschaft etc.“  Die Grundlage für den NS-Antisemitismus, das Kernelement der NS-Ideologie, wurden im wilhelminischen Kaiserreich und während der Weimarer Republik gelegt. Der Antisemitismus wurde großen Teilen der deutschen Bevölkerung mit der Muttermilch eingegeben und so war die deutsche Volksgemeinschaft, ungeachtet den eigenen Selbsterhaltungsinteressen, bereitwillig dem Befehl von Massenmord und Krieg gefolgt. Um den Betrieb von Auschwitz zu ermöglichen wurden kriegswichtige Ressourcen nicht für den Krieg gegen die Alliierten, sondern für die Vernichtung der Juden verwendet. Die Ermordung der Juden stand für Hitlers willige Vollstrecker an erster Stelle.

Nach 1945 ging der Kampf gegen die Juden im Nahen Osten weiter und dauert bis heute an. Verbündet mit unzähligen geflohenen NS-Größen versuchten die durch den Islam geprägten Araber die „Endlösung“ zu vollenden. Die Verknüpfung traditioneller islamischer Judenfeindlichkeit mit dem modernen Antisemitismus stellt bis heute die wesentlichen Gefahren für Juden weltweit, insbesondere für die Juden im Nahen Osten dar. In der Konstellation des Kalten Krieges mutierten die Vertreter der ohnehin strukturell antisemitischen marxistisch-leninistischen Ideologie, unter dem Deckmantel eines pervertierten Antifaschismus und Antiimperialismus, zu Kombattanten für die Fortführung des Kampfes gegen die Juden. Panarabische Nationalisten und islamistische Despoten vereinigten sich mit der UdSSR, der DDR und anderen Staaten des Ostblocks zu einem offiziellen politischen antisemitischen Bündnis gegen Juden und insbesondere gegen den Staat Israel. Seit der Gründung Israels versuchen seine Nachbarn, die Mullahs im Iran und diverse Terrorgruppen die Juden zu errmorden. Beleg dafür sind diverse Angriffskriege gegen Israel, in die Luft gesprengte israelische Schulbusse und Bomben in voll besetzten  Diskotheken und unzählige Terrorangriffe gegen schlafenden Familien und israelische Zivilisten. In Rammalah wurden im Jahr 2000 Vadim Nurzhitz und Yossi Avrahami vom palästinensischen Mob gelyncht.

Die Antisemiten dieser Welt sind nun seit über 70 Jahren fassungslos, dass Juden durch den Staat Israel beschützt werden. Die Juden haben seitdem die Möglichkeit sich effektiv zu wehren. Der Staat Israel beschützt seine Bevölkerung und als Juden im Juni 1976 von deutschen linken Terroristen während einer Flugzeugentführung in Entebbe vom Tod bedroht waren, flog eine israelische Sondereinheit 4000 Kilometer unter dem Radar und befreite die 103 jüdischen Geiseln, 83 Israelis sowie 20 französische Juden in der Aktion Thunderbolt. Der Aufschrei und die Wut der weltweiten Antisemiten bei jeder israelischen Befreiungs- oder Verteidigungsaktion ist riesengroß, denn Antisemiten können ihre Wut auf Juden sehr schlecht verbergen.

Nach 1945 wirkten freilich auch in Deutschland und in Europa die nationalsozialistischen Normen und Urteilsformen weiter, Himmlers Begriff der Anständigkeit fand sich in den deutschen Spruchkammern der Nachkriegszeit genauso wieder wie in Martin Walsers Paulskirchenrede bis hin zu den „israelkritischen“ Reden der postkolonialen Linken. Die systematische antisemitische Propaganda, die durch arabische oder türkische TV-Sendungen, im Internet, in Moschee-Predigten, durch Äußerungen islamischer Autoritäten oder bei Asylbewerbern in Schulbüchern der Herkunftsländer vermittelt werden, wird in der Mitte Europas seit Jahrzenten schulterzuckend hingenommen. Das Schicksal des jüdischen Staates, die Vertreibungen, Enteignungen und Diskriminierungen von Juden in der arabischen Welt tangieren die meisten Menschen des Westens kaum. Westliche linksradikale Organisationen und Terroristen von der RAF bis zu den „Revolutionären Zellen“ beteiligten sich an antisemitischer Propaganda und Terrorakten gegen den jüdischen Staat, die antizionistische Kumpanei vor allem von links, aber auch von rechts mit antisemitischen Islamisten sind seitjeher traurige Realität.

Waren Holocaustleugnung und Relativierung bis in die 1980er Jahre noch überwiegend der rechtsextremen Szene und Historikern wie Ernst Nolte vorbehalten, so sind diese „Ansichten“ heutzutage linken „israelkritischen“ BDS-Befürwortern und anderen Kritikern der Moderne, vor allem im akademischen Bereich, bis hin zum Mainstream vorbehalten. Einer der Wendepunkte war 1987 der Prozess gegen den „Schlächter von Lyon“, den SS-Obersturmführer Klaus Barbie. Die drei linken Verteidiger Barbies, der Kongolese M’Bemba, der Algerier Bouaita und der Franzose Vergès traten im Prozess selbst als Ankläger auf. Die linken Anwälte relativierten während des Prozesses den Mord an den Juden um auf das „viel größere Verbrechen“ des  Rassismus abzulenken, „dass die Vernichtung der Juden ein Verbrechen von allenfalls lokalem Interesse, ein Blutstropfen Europas im Ozean des menschlichen Leidens sei und folglich allein das Gewissen der Weißen zu beunruhigen habe“, während in Wahrheit der unerklärte und von keinem Gericht geahndete Krieg der imperialistischen Staaten gegen die Dritte Welt den Gang der Geschichte bestimme: „Als Weiße vergießt ihr Tränen über das weiße Schicksal. Als Europäer bläht ihr einen Familienzwist zum Weltkonflikt und unverjährbaren Verbrechen auf. ..Durch uns lacht die ganze Menschheit über euch und erklärt, dass euer Desaster nicht ihre Sache ist.“

Die Singularität von Auschwitz wird heute vor allem von den Vertretern der postkolonialen Theorie bestritten, Holocaustrelativierung ist heute vor allem von BDS-Aktivisten, der „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“, Literaturwissenschaftlern wie Michael Rothberg oder „Historikern“ wie Achille Mbembe zu vernehmen. Postkoloniale „Antirassisten“ und andere Islam-Apologeten, die jeden islamischen Terror ignorieren, rechtfertigen oder sogar gutheißen, gehen oftmals soweit Muslime im Allgemeinen oder islamische Flüchtlinge im Speziellen als die Juden unserer Zeit zu bezeichnen. In den öffentlich-rechtlichen Medien werden der islamische Terror und die Zumutungen des Islam wie der islamische Antisemitismus seit Jahren verharmlost oder verschwiegen. In ARD und ZDF machen Journalisten mit Migrationshintergrund nicht trotz ihrer antiisraelischen und islamistischen Ansichten Karriere, sondern aus Gründen der Diversität genau deshalb. Die „Israelkritikerin“ und Teilnehmerin des antisemitischen al-Quds-Marsches Nemi El-Hassan oder Feyza-Yasmin Ayhan, die antisemitische Karikaturen, die Juden mit Hakennase zeigten postete und gleichzeitig das Ende Israels herbeisehnte, stehen beispielsweise aktuell auf der Lohnliste des ZDF. Die Kritik am Antisemitismus dieser „Damen“ empfinden postkoloniale, „antirassistische“, islamophile Holocaustrelativierer naturgemäß als rassistisch.

Für die postkolonialen „Antirassisten“ und Holocaustrelativierer ist der Antisemitismus nur eine Unterform des Rassismus und der Holocaust nur eine kleine Episode der Kolonialverbrechen. Für „Antirassisten“ sind die Muslime die Juden von heute und so gut wie jede berechtigte Kritik am politischen Islam ein rassistisches Sakrileg. Ingo Elbe stellt dazu treffend fest: „Wer keinen Begriff von Antisemitismus hat, der kann auch keinen von der Shoah entwickeln. Und so lässt sich denn für die Protagonisten des akademischen Antirassismus eine erschreckende Unkenntnis und Relativierung der Präzedenzlosigkeit und Besonderheit des Holocaust feststellen. Die Spezifik der Shoah besteht weder in der Methode des Tötens, noch in der Zahl der Opfer, sondern in der Intention einer vollständigen Vernichtung aller als Juden bestimmten Individuen aufgrund einer Ideologie, die in den Juden das gemeinschaftszersetzende, egoistische, materialistische, abstrakte, böse Element schlechthin sieht.“

Im NS-Antisemitismus sollte jeder einzelne jüdische Mensch vernichtet werden, weil er Teil einer verderblichen, verborgenen, abstrakten und übermächtigen Gegenrasse betrachtet wurde. Im kolonialen Rassismus gibt es keine Entsprechungen zu dieser Zuschreibung.  Antisemitismus und Rassismus sind nicht kommensurabel, und damit kann Antisemitismus auch keine Unterform von oder kein Beispiel für Rassismus sein. Während das Phantasma von der jüdischen Weltherrschaft eine reine Erfindung ist sind Drohungen radikaler Islamisten, die die Dominanz eines rigiden Islam über die ganze Welt als ihr Endziel benennen, Legion, sagt nicht nur Matthias Küntzel. Während alle den Juden zugeschriebenen Verbrechen, von der Brunnenvergiftung bis zur „Hostienschändung“ nur in der Phantasie von Antisemiten existieren, sind die Zumutungen des Islam von der Unterdrückung der Frau bis hin zu den unzähligen islamischen Terroranschlägen Realität. Es gab nie ein muslimisches oder arabisches Auschwitz, es gab keine jahrhundertelange Verfolgung, keine Pogrome gegen Muslimen weil sie Muslime sind.  „Holocaustrelativierung ist allerdings weit mehr als nur ein wissenschaftlicher faux pas und muss in komparativ-postkolonialen Auseinandersetzungen mit diesem Themenkomplex ernst genommen werden. Denn abgesehen von wissenschaftlicher Ungenauigkeit bedeutet eine Relativierung der Spezifika des Holocausts an erster Stelle eine Relativierung der Erfahrungen von Nachkommen und Überlebenden. Die Behauptung, die Shoa unterscheide sich qualitativ und strukturell nicht, sondern nur quantitativ und graduell von kolonialen Genoziden ist unzutreffend und relativiert den unbedingten wahnhaften Willen der Nationalsozialistinnen, die ersehnte ausschließlich arische Welt von allem Jüdischen zu befreien. Es finden sich keine Entsprechungen in kolonialrassistischer Ideologie – ohne dabei die Grausamkeit, Brutalität und Gnadenlosigkeit der von Europäerinnen verübten Kolonialverbrechen, Massenmorden, Genoziden zu unterschlagen“ schreibt Steffen Klävers in seinem Buch „Decolonizing Auschwitz?“

Bereits im Dezember 1945 beschrieb Jean Paul Sartre den Antisemiten in seinen „Réflexions sur la question juive“ als „Verbrecher aus guter Absicht.“ Der in Himmlers Rede zum Ausdruck kommende Rechtfertigungsmodus einer verfolgenden Unschuld wurde in Sartres Essay als ein Aspekt des Antisemitismus beschrieben. Der Antisemit hat „ein Mittel gefunden seine Mordgelüste zu befriedigen, ohne sie sich einzugestehen.“ Nicht der Charakter des Juden macht den Antisemitismus, sondern im Gegenteil der Antisemit schafft den Juden. Der Antisemit sieht sich als Verteidiger seines Volkes gegen die vermeintlichen Angriffe der „jüdischen Parasiten“ und seine Taten sind erforderlich, sinnvoll und seine Pflicht. Der Antisemitismus ist laut Sartre ein „Rückschrittliches soziales Gebilde“, „eine noch nicht auf Logik aufgebaute Weltanschauung“ mit sehr viel Leidenschaft:

„Der Antisemit anerkennt bereitwillig, dass der Jude intelligent und fleißig ist; er wird sogar einräumen, ihm in dieser Hinsicht unterlegen zu sein. Dieses Zugeständnis kostet ihn nicht viel: er hat diese Eigenschaften eingeklammert. Oder genauer, sie erhalten ihren Wert vom dem, der sie besitzt: je mehr Tugenden der Jude hat, desto gefährlicher ist er. Der Antisemit macht sich keine Illusionen über sich selbst. Er betrachtet sich als Durchschnittsmenschen, als einen Menschen des unteren Durchschnitts, im Grunde als Mittelmaß; es gibt kein Beispiel dafür, dass ein Antisemit behauptet, den Juden individuell überlegen zu sein. Doch sollte man nicht annehmen, er schäme sich seiner Mittelmäßigkeit: er gefällt sich im Gegenteil in ihr; ich würde sogar sagen, er hat sie gewählt. (..) Sind die Juden nicht die Börsianer der Nation? Alles, was der Verstand, was das Geld erwerben kann, überlassen wir ihnen; es ist flüchtig wie der Wind. Was zählt, sind allein die irrationalen Werte, und eben diese sind es, die ihnen ewig verschlossen bleiben.

So bekennt sich der Antisemit von Anfang an zu einem faktischen Irrationalismus. Er stellt sich in einen Gegensatz zum Juden wie das Gefühl zum Verstand, wie das Besondere zum Allgemeinen, wie die Vergangenheit zur Gegenwart, wie das Konkrete zum Abstrakten, wie der Grundbesitzer zum Eigentümer von Immobilien. (..) Der Antisemitismus ist nicht nur die Freude am Hass; er verschafft auch positive Lust: indem ich den Juden als ein niederes und schändliches Wesen behandle, behaupte ich zugleich, einer Elite anzugehören. Und ganz im Unterschied zu den modernen Eliten, die auf Verdienst oder Arbeit beruhen, gleicht diese in jeder Hinsicht einem Geburtsadel. Ich brauche nichts zu tun, um meine Höherwertigkeit zu verdienen, und ich kann sie auch nicht verlieren. Sie ist mir ein für alle Mal gegeben: sie ist ein Ding. (..)

Da das Böse für den Antisemiten von diesen hilflosen und so wenig furchterregenden Menschen verkörpert wird, ist er nie in der, peinlichen Lage, ein Held sein zu müssen: es ist amüsant, Antisemit zu sein. Furchtlos kann man die Juden schlagen und foltern: schlimmstenfalls werden sie die Gesetze der Republik anrufen; die Gesetze jedoch sind milde. Der sadistische Hang des Antisemiten zum Juden ist so stark, dass diese eingeschworenen Judenfeinde sich nicht selten mit jüdischen Freunden umgeben. Natürlich taufen sie sie „Ausnahmejuden“ und betonen: „Die sind nicht wie die anderen.“ (..)

Zerstörer aus Berufung, Sadist reinen Herzens, ist der Antisemit in der Tiefe seines Herzens ein Verbrecher. Was er wünscht, was er vorbereitet, ist der Tod des Juden. Gewiss fordern nicht alle Feinde des Juden lauthals seinen Tod, die Maßnahmen jedoch, die sie vorschlagen und die alle auf seine Erniedrigung, seine Demütigung, seine Verbannung abzielen, sind ein Ersatz für den Mord, den sie im Sinn haben: es sind symbolische Morde. Der Antisemit hat jedoch ein gutes Gewissen: er ist Verbrecher aus guter Absicht. Es ist schließlich nicht seine Schuld, wenn er dazu ausersehen wurde, das Böse durch das Böse zu vernichten; …“

Acht Jahrzehnte nach der Reichspogromnacht wird im Namen des Antirassismus und des „Kampfes gegen den Rechtsruck“ der politische Islam mit seinem mörderischen Antisemitismus von jeder Kritik verschont, der Antisemitismus wird begrifflich eingeebnet, der Holocaust relativiert. Der Staat Israel, die einzige Selbstschutzinstanz der Juden, die einzige Demokratie des Nahen Ostens wird dämonisiert und delegitimiert. Der Zionismus war die Antwort auf den Antisemitismus der letzen Jahrhunderte und so stellt der Antizionismus nicht nur den Staat Israel, sondern auch die Sicherheit und Existenz aller Juden in Frage. Die aktuellen Antisemiten, von der Hamas, den iranischen Machthabern, der Hisbollah, den Dschihadisten von Paris mit ihren postkolonialen „antirassistischen“ Verteidigern bis hin zu den hiesigen Islam-Apologeten dürften wie ihre Vorläufer trotz ihres Hasses auf Juden ein gutes Gewissen und abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen, trotz ihrer menschenfeindlichen Taten und Reden am Ende des Tages das Gefühl haben, anständig geblieben zu sein.

Quellen: Jean Paul Sartre – Betrachtungen zur Judenfrage, 1944 | Steffen Klävers – Decolonizing Auschwitz?: Komparativ-postkoloniale Ansätze in der Holocaustforschung, 2021 | Ingo Elbe – Gestalten der Gegenaufklärung: Untersuchungen zu Konservatismus, politischem Existentialismus und Postmoderne, 2021 | Raphael Gross – Anständig geblieben: Nationalsozialistische Moral (Zeit des Nationalsozialismus), 2010  | Léon Poliakov – Geschichte des Antisemitismus, 8 Bände, 1991 | Thomas Haury, Antisemitismus von links. Kommunistische Ideologie, Nationalismus und Antizionismus in der frühen DDR, 2002 | Henryk M. Broder – Der ewige Antisemit: Über Sinn und Funktion eines beständigen Gefühls, 2002 | Jean Améry – Der ehrbare Antisemitismus, 1968 | Jean Améry – Aufsätze zu Politik und Zeitgeschichte, Werke Band 7, 2012 | Eike Geisel – Die Banalität der Guten, 1992 | Jeffrey Herf – Unerklärte Kriege gegen Israel: Die DDR und die westdeutsche radikale Linke, 1967-1989, 2019 | Matthias Küntzel – Djihad und Judenhaß, 2003 | Alain Finkielkraut – Die vergebliche Erinnerung. Vom Verbrechen gegen die Menschheit, 1989 | Alain Finkielkraut – Die Niederlage des Denkens, 1990

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12 Kommentare leave one →
  1. Alec Strong permalink
    10. November 2021 10:45

    Das ZDF hat keine Probleme mit dem Antisemitismus von el-Hassan, Juden werden auf Deutschlands Straßen angegriffen, die angebliche Staatsraison für Israel ist eine Farce, wenn man sich nur den Iran-Deal vor Augen führt. Der Antisemitismus lebt weiter, ich habe das Gefühl je länger Auschwitz zurückliegt umso stärker wird er.

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  2. Stephan Gärtner permalink
    10. November 2021 12:05

    Israelische Buchläden boykottieren nun Bücher einer Israel-Boykotteurin Sally Rooney . So ist es recht.Antisemiten müssen stigmatisiert werden.

    https://www.mena-watch.com/israelische-buchlaeden-boykottieren-die-buecher-der-israel-boykotteurin-sally-rooney/

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  3. 10. November 2021 15:46

    Gestern, am Jahrestag der Reichspogromnacht hat ein antisemitischer Mob die israelische Botschafterin in Großbritannien, Tzipi Hotovely, gewaltsam aus der London School of Economics vertrieben. An den Universitäten in England werden israelische Sprecher immer angegriffen, wenn sie auftreten. Der antisemitische Mob hat sich nach der Tat sicher auch „anständig“ gefühlt.

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  4. 10. November 2021 15:56

    He aims, he shoots, he scores!
    Manfred ist wieder in Hochform.

    Wie immer hervorragend geschrieben und recherchiert.

    „Die Grundlage für den NS-Antisemitismus, das Kernelement der NS-Ideologie, wurden im wilhelminischen Kaiserreich und während der Weimarer Republik gelegt.“

    Man sollte dazu anmerken, dass etwa Hannah Arendt in „Ursprünge und Elemente der totalen Herrschaft“ etwas anderes beobachtete. Sie schrieb, dass der Antisemitismus in der Weimarer Republik eine weit geringere Rolle spielte, als man annehmen würde. Unter Bismarck war das Establishment an der Ausbreitung des Antisemitismus nicht interessiert und auch bei rechten Intellektuellen wie Ernst Jünger spielte er kaum eine Rolle.

    Man sollte sich darüber klar sein, dass der Begriff „Antisemitismus“ als Wort für das Ressentiment gegen die Juden vom linken Journalisten Wilhelm Marr geprägt wurde, einem Anarchisten und politischem Aktivisten des späten 19. Jahrhunderts. Aggressiver Antisemitismus war in der Weimarer Republik bei Rechten und Linken gleichermaßen verbreitet. Der Antisemitismus als Phänomen ist ein Ausdruck des Wahnsinns, der Massen ergreift, wenn alle moralischen und ethischen Barrieren suspendiert werden. Ob Juden oder Kulaken, Ungläubige oder Untermenschen: die Vernichtung des Anderen ist keine Spezialität der Nazis gewesen.

    Auch, wenn die Begriffe der Nazis andere waren als jene der Kommunisten, Ideologie macht nicht immun dagegen zur Massenvernichtung zu greifen, wenn es um die Durchsetzung eigener Ziele geht.

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    • 10. November 2021 17:09

      Danke sehr, Jurek.

      Hannah Arendt vertrat auch die These die NS-Täter zeichneten sich durch „Realitätsferne“, „Gedankenlosigkeit“, „mangelndes Vorstellungsvermögen“ und „motivationslose Beflissenheit“ aus. Historiker wie Daniel Goldhagen oder Raphael Gross sehen das völlig anders, für sie ist die innere Logik der NS-Ideologie der Schlüssel zum Verständnis von Auschwitz, sechs Millionen Juden fabrikmäßig zu ermorden und dabei „anständig geblieben zu sein.“ Ich bin in dieser Hinsicht mehr bei Goldhagen/Gross als bei Hannah Arendt. Dass der Antisemitismus in der Weimarer Republik eine weit geringere Rolle spielte als zum Beispiel im Kaiserreich, Stichwort Gründerkrach sehe ich auch so.

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    • chaikagrossmann permalink
      18. August 2022 16:59

      Hannah Arendt ist wie die heutige Forschung belegt, leider auf die NS Täter „hereingefallen“. „Eichmann in Jerusalem“ ist ein schönes Beispiel dafür. Sie hat den fanatischen Antisemitismus von Eichmann ebenso wenig durchschaut wie den allgegegen wärtigen Antisemitismus der Weimarer Republik. Der begann ab 1926 mit der Wahl Hindenburgs, massiv zuzunehmen. In der KPD spielte er immer eine Rolle, wie auch die KPD Vorsitzenden belegen: Bereits 1919 tauchte im Rahmen der sozialen Proteste die Forderung nach Tod! der Juden auf, es gab Pogrome im Scheunenviertel. Als Frau aus dem liberalen Bürgertum war Arendt nicht davon betroffen, sie kam einfach nicht damit in Berührung. Judenhass aber gehörte zur festen Programmatik der KPD wie des Stahlhelms und der Soldatenverbände der Luftwaffe. Erst ab 1928 wurde der Antismeitismus auch wieder in der Mitte der Gesellschaft unübersehbar. Aber auch da war Arendt noch nicht betroffen.

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  5. 11. November 2021 14:29

    Das Bild oben in der Mitte zeigt Abdel Aziz Salha wie er nach der Ermordung der beiden Juden auf der Polizeistation dem Lynchmob in Ramallah stolz seine blutverschmierten Hände präsentiert.

    Die Juden Avrahami und Nurzhitz bogen im Oktober 2000 an einer Kreuzung im Westjordanland versehentlich falsch ab und steuern auf das Zentrum von Ramallah zu. Dort werden sie angehalten und auf eine Polizeistation gebracht wo sie von einem tausendfachen palästinensischen Mob mit Messern, Eisenrohren und mit Tritten ermordet werden. Die Leichen werden aus dem Fenster geworfen und angezündet und unter dem frenetischen Jubel des Mobs durch die Straßen gezogen und selbst zu diesem Zeitpunkt schlug der Mob auf die leblosen Leichen ein, die Köpfe der Juden waren längst zu Brei geschlagen. Während seiner Ermordung hatte Vadim Nurzhitz sein Handy an, er hatte vor vier Tagen geheiratet und seine Frau erlebte am Handy mit wie ihr Mann gelyncht wurde.

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  6. 11. November 2021 14:30

    Jedes Jahr wandern aus Frankreich zigtausende Juden nach Israel aus. Viele Vorstädte in Frankreich sind wie zum Beispiel Malmö in Schweden judenfrei. Juden werden in Europa nicht nur beleidigt sie müssen in bestimmten Regionen um ihr Leben fürchten.

    Beispiele für Brandanschläge auf Synagogen und Schulen, Gläubige und Schüler: 29. März 1985: In Paris explodiert beim jüdischen Filmfest im Le Rivoli Beaubourg Kino eine Bombe – 18 Verletzte / 08. September 1995: Vor der jüdischen Schule Lyon Villeurbanne (Rhône) explodiert eine Autobombe – 14 Verletzte / 31. Dezember 2001: Ein Klassenzimmer der Ozar-Hatorah Schule Créteil wird bei einem Brandanschlag zerstört / 15. November 2003: Eine jüdische Schule in Gagny (Seine-Saint-Denis) wird von einem Feuer komplett zerstört / 8. September 2009: Ein Brandsatz wird in die jüdische Schule des 10. Bezirks von Marseille geworfen, es entsteht Sachschaden.

    Im Jahr 2006 wurde der Jude Ilan Hamili von Antisemiten gefoltert und ermordet. Ilan Hamili wurde am 21. Januar 2006 von einer Gruppe muslimischer Einwanderer über einen Zeitraum von drei Wochen zu Tode gefoltert. Am 21. Januar wurde der 23jährige Halimi von einer 17jährigen französisch-iranischen Frau, Yalda, zu einem Komplex in den Pariser Banlieues, den Pariser Vororten, gelockt. Dort wurde Halimi von einer Jugendgang überwältigt und für 24 Tage gefangen gehalten. Während dieser Zeit folterten ihn seine Entführer, indem sie ihn mit Messern stachen und sein Gesicht und seinen Körper mit Zigaretten verbrannten. Sie wollten unter anderem ein Lösegeld von 450.000 Euro von seiner Familie erpressen.

    Halimi war nackt und festgebunden. Einmal kippten seine Entführer entflammbare Flüssigkeiten auf ihn und entzündeten sie. Nachbarn, Freunde und Bekannte der Entführer wussten davon, bewachten das Opfer, einige kamen vorbei und sahen den Folterungen zu oder beteiligten sich sogar daran, wie der Prozess ergab. Niemand von ihnen informierte die Behörden.

    Am 13. Februar wurde Halimi in der Nähe einer Eisenbahnstrecke in einem Pariser Vorort gefunden. Er war nackt mit Handschellen an einen Baum gefesselt. Seine Haut war zu 80% mit Säure verätzt (vermutlich um Spuren seiner Entführer zu vernichten). Er hatte zahlreiche Stichwunden. Ein Ohr sowie ein Zeh waren ihm abgetrennt worden. Auf dem Weg zum Krankenhaus erlag Halimi seinen Verletzungen.

    Die Lösegeldforderungen wurden telefonisch übermittelt, dabei hörte die Familie die Schmerzensschreie von Ilan, dem während der Telefonate Finger und ein Ohr abgeschnitten wurden, dabei wurden Verse aus dem Koran rezitiert.

    Dem damaligen Innenminister Nicolas Sarkozy zufolge gaben Mitglieder der Gruppe zu, dass ihr Glauben an den allgegenwärtigen „jüdischen Reichtum“ sie dazu brachte, es auf verschiedene Juden abzusehen; schließlich traf es Halimi. Ihre Wahl stand jedoch in Kontrast zu den tatsächlichen Verhältnissen der Familie Halimi, die in einem derselben Vororte wohnte wie die Entführer. Berichten zufolge fand die Polizei bei der Festnahme eines Beschuldigten islamisch-fundamentalistische und pro-palästinensische Literatur. Halimis Onkel Rafi berichtete Reportern, dass in einigen Anrufen der Entführer bei der Familie des Opfers antisemitische Koranverse rezitiert wurden; etwa jene, die Juden als Affen und Schweine betiteln oder Juden als Feinde Allahs diffamieren. Begleitet wurde das Ganze von den Schreien des Gefolterten, die aus dem Hintergrund zu hören waren.

    Wer nun glaubt die Entführung und der bestialische Mord von Ilan Hamili wären in den deutschen Medien ein Thema gewesen oder „Antirassisten“ oder andere Gutmenschen hätten sich darüber empört irrt selbstverständlich.

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    • 11. November 2021 14:40

      Am Mittwochabend, nach zwei Wochen Prozess und mehreren Stunden Beratung, verkündete Richter Frank Zientara das Urteil der Geschworenen. Sie folgten dem Antrag der Staatsanwaltschaft und sahen die Schuld von Yacine Mihoub und auch sein antisemitisches Motiv als erwiesen an. Der 32-Jährige wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Auch Alex Carrimbacus erhielt eine lange Gefängnisstrafe: Er muss für den Raub mit Todesfolge 15 Jahre lang ins Gefängnis.

      Am 23. März 2018 wurde die 85-jährige Mireille Knoll ermordet. Elf Mal war mit einem Messer auf sie eingestochen worden. Anschließend wurden in der 55 Quadratmeter großen Sozialwohnung mehrere Feuer gelegt und der Gasherd aufgedreht. Vor der grausamen Tat wurde Mireille Knoll mehrmals von einem Isalmisten mit dem Tod bedroht. Frau Knoll ist 1942 als Jüdin nur knapp mit ihrer Mutter der Deportation durch die deutschen Besatzer nach Auschwitz entkommen.

      https://www.juedische-allgemeine.de/juedische-welt/urteil-lebenslang-fuer-moerder-von-mireille-knoll/?

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  7. steinbaer permalink
    12. November 2021 10:00

    „Der Aufschrei und die Wut der weltweiten Antisemiten bei jeder israelischen Befreiungs- oder Verteidigungsaktion ist riesengroß, denn Antisemiten können ihre Wut auf Juden sehr schlecht verbergen.“

    Das und der ganze Beitrag, was soll ich sagen, Klasse!

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  8. 16. November 2021 15:23

    Bei einer Messerattacke Anfang November in einem ICE in Bayern durch einen 27-Jährigen Syrer wurden mehrere Passagiere schwer verletzt. Er habe kurz nach Regensburg unvermittelt einen 26-jährigen Mann angegriffen und schwer am Kopf verletzt, danach habe er einem 60-jährigen Fahrgast Schnittwunden an Kopf und Rumpf und einem weiteren 60-Jährigen ebenfalls Verletzungen zugefügt und dann einem 39-Jährigen in den Körper gestochen.

    Der Syrer ist 2014 nach Deutschland eingereist und tat in Passau gewohnt. Laut Gutachter war der Dschihadist schuldunfähig und wurde in eine Psychiatrie eingewiesen.

    Nach über einer Woche stellt sich nun heraus, dass der Syrer Propagandavideos des sogenannten Islamischen Staats in seiner Wohnung gehortet hat. Auf dem Facebook-Account des Syrers fand sich ebenfalls islamistisches Material. Meldungen in der Tagesschau? Sondersendungen? Fehlanzeige.

    https://www.nzz.ch/panorama/messerattacke-in-ice-zwischen-regensburg-und-nuernberg-drei-personen-schwer-verletzt-ld.1653922

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